Schattenseiten

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Schattenseiten
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Was wäre wenn ...

Im Krieg mit mir

Der größte Kritiker

Im Selbstgespräch

Selbsthass

Antrieb

Das Gewohnheitstier

Schattenseiten

Von Jess Melyrik

Buchbeschreibung:

Begleiten sie Jess Melyrik auf ihrer Reise in ihr innerstes Dunkles. Von selbstreflektierenden Texten umgeben beschreiben ihre Gedichte schonungslos ihre Gefühlswelt. Finden sie heraus, ob das Licht am Ende des Tunnels ein Ausgang oder doch der entgegenkommende Zug des Lebens ist.

Über den Autor:

Man kennt sie unter dem Pseudonym Jess Melyrik. Geboren und seitdem, lebt sie in der eher verrufenen Stadt Duisburg.

Das jonglieren mit Worten war schon immer eine Ihrer Leidenschaften.

Dabei entstand nun dieses Werk,dass mitunter durch düstere Gedankengänge führt. Es ist nicht für jedermann,aber ein Denkanstoß für jene Querdenker, die sich darauf einlassen wollen.

Schattenseiten

von Jess Melyrik

Baltrum Verlag

Impressum

© 2020 Baltrum Verlag GbR

BV 2013 – Schattenseiten -- Jess Melyrik

Umschlaggestaltung: Baltrum Verlag GbR

Illustration: Baltrum Verlag GbR

Foto Umschlagrückseite: Daniel Markwardt

Lektorat, Korrektorat: Baltrum Verlag GbR

Herausgeber: Baltrum Verlag GbR

Verlag: Baltrum Verlag GbR, Weststraße 5, 67454 Haßloch

Internet: www.baltrum-verlag.de

E-Mail an info@baltrum-verlag.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Relative Zeit

Wer kennt das nicht? Kaum ist ein Wochenende, ein Monat oder ein Jahr vergangen, da wundert man sich darüber, wie schnell das doch ging.

Mir geht es da nicht anders. Jedoch spielt das eigentlich keine Rolle. Denn auch wenn es einem wie ein flüchtiger Moment erscheint, so ist und bleibt das große Ganze eine Ewigkeit. Es ist schon verrückt. Solange man jung ist, sehnt man das Alter herbei und das damit einhergehende Erwachsen sein. Sobald man allerdings ein gewisses Alter erreicht hat, muss man doch einsehen, dass man eine völlig falsche Vorstellung davon hatte und der Glaube daran, es könnte einfacher oder gar besser werden bloß eine weitere heimtückische Illusion ist. Davon gibt es so einige im Leben. Denn im Prinzip ist es das, was uns am Leben hält. Wenn all diese Illusionen weg wären, warum sollte man sich das Ganze überhaupt noch antun?

Denn es wird nicht besser, sondern bloß anders! Wer in seiner Jugend bereits Probleme oder Schwierigkeiten hatte, wird aller Wahrscheinlichkeit nach auch den Rest seines Lebens damit zu kämpfen haben und dann kommen noch all die anderen Höhen und Tiefen auf einen zu. Verlust, Einsamkeit, Trauer, Krankheit, Armut, Hilflosigkeit und die allumfassende Verzweiflung! Sie wird jeden Tag größer und man fragt sich jeden Tag mehr, was dieser Wahnsinn eigentlich soll? Leider gibt es darauf keine zufriedenstellende Antwort. Es liegt also nahe und muss wohl so sein, ich habe meinen Verstand verloren!

Ironischerweise kommt es mir so vor, als würde ich mehr und mehr verstehen und das Ergebnis ist leider so schockierend, dass mir gar nichts anderes übrig bleibt, als völlig den Verstand zu verlieren oder gar verrückt zu werden. Was bedeutet verrückt denn überhaupt? Lediglich dass man verrückt ist! Also daneben oder nicht der Norm entsprechend. Wenn ich aus dem Fenster schaue oder unterwegs bin und das normal sein soll, dann bin ich doch lieber verrückt! Nichts gegen die Menschheit, aber jetzt mal ernsthaft! Ich habe immer daran geglaubt, dass in jedem etwas Gutes steckt. Dass der Mensch als sogenannte Krone der Schöpfung, einfach dazu in der Lage sein muss. Es wird nur immer schwieriger daran zu glauben.

Doch zurück zum Thema: Zeit! Wir kommen auf diese Welt und müssen dann leben. Ob wir wollen oder nicht, das spielt keine Rolle. Sogar eher im Gegenteil! Es wird erwartet, dass man leben will. Denn alles andere ist inakzeptabel. Nun, dann wollen wir leben! Wohlwissend was uns erwartet, denn das ist das Einzige dessen wir uns sicher sein können. Während der Zeit vom Anfang zum Ende soll man leben. Natürlich auch glücklich und zufrieden dabei sein und vor allem gewinnbringend funktionieren. Nur ist es auch da wieder so, dass die Dinge, die einen glücklich und zufrieden machen, nicht gut für einen sind oder gar illegal!

Währenddessen haben die Faktoren, durch die man ein produktives Mitglied der Gesellschaft wird, mitunter enormes Unglückspotenzial! Burnout und Depression zählen nicht grundlos zu den Volks- krankheiten. Nun sind wir schon mal da und was machen wir mit unserer Zeit? Zumindest in der Zeit, die wir übrig haben? Die meisten machen Kinder in dem Irrglauben ihren Fußabdruck zu hinterlassen. Wieder andere versuchen alles um dem Ablaufen der Zeit entgegenzuwirken. Der Großteil denkt vermutlich einfach nicht darüber nach! Und dann wieder diese Gruppe von Menschen, diese Verrückten! Die gelähmt sind von der Realität und sich über die Sinnlosigkeit des Seins vollkommen bewusst sind. Wie soll ich leben und vor allem warum, wenn ich doch nur sterbe?

Letzten Endes zerfällt alles, was man ist und auch wer man ist, zu Staub und gesellt sich zum Sand der Zeit. Ich gucke doch auch keinen Film oder lese ein Buch, wenn ich vorher schon weiß, wie es ausgeht. Jedoch beim Leben soll ich das hinnehmen und akzeptieren?

Nun, das ist doch wirklich verrückt!

Was wäre wenn ...

Mir kam ein verrückter Gedanke. Was wäre, wenn wir gar nicht existieren? Wenn das Leben, so wie wir es wahrnehmen und empfinden, gar keines ist? Wenn wir uns in einer Art Zwischenwelt befinden, in der jedes atmende Lebewesen seinen ganz persönlichen Himmel oder halt eben seine Hölle durchlebt. Eine Art Zwischenwelt in der wir bis zur Wiedergeburt verweilen, derer wir uns nur nicht bewusst sind und es auch gar nicht sein sollen! Ganz schön perfide, aber dennoch gar nicht so weit hergeholt.

Wie sonst lässt sich diese ganze Welt erklären? Dass es in den einzelnen Ländern oder gar zwischen den einzelnen Spezies solch riesig klaffende Abgründe voll von Hass, Wut, Ablehnung und Machtmissbrauch gibt? Oder dass wir, als mutmaßlich überlegene Spezies, diesen einen Planeten so zerstören und damit unser aller Lebensraum unbewohnbar machen? Ist es also nicht sogar recht wahrscheinlich, dass wir uns eigentlich vielleicht sogar bereits im Jenseits befinden? Das, sobald eine Schwangerschaft besteht, in Wirklichkeit jemand seinen Sterbeweg antritt und wenn jemand stirbt, er eigentlich geboren wird? In die echte Welt und das echte Leben?

Klingt schon verwirrend und ziemlich weit hergeholt, doch wenn man mal darüber nachdenkt ...! Ich habe bereits mein ganzes Leben das Gefühl nicht hierher zu gehören. Einfach nicht fürs Leben gemacht! Jedoch gilt man da gleich als verrückt und unnatürlich. Doch wer bestimmt das denn eigentlich und vor allem, wie kann denn jemand darüber bestimmen wie andere sich fühlen und warum glauben das dann alle?

Ich habe in meiner Jugend immer gesagt, dass das Leben die Hölle ist und was auch immer danach kommt, nur besser sein kann. Dieser Philosophie folgend, war die logische Konsequenz, irgendwie dieser Hölle zu entkommen. Lange Rede, kurzer Sinn. Nach mehrfachen Suizidversuchen wurde man natürlich erstmal weggesperrt. Immerhin ist man nicht normal! Seitdem sind 15 Jahre vergangen! 15 lange Jahre mit dem Gefühl nicht hierher zu gehören! Allerdings ohne erneuten Suizidversuch. Denn ich will nie wieder in der Klapse landen! Nie wieder! Und das alles bloß, weil irgendein dahergelaufener der Meinung war, dass diese Gefühle unnatürlich oder krank sind! Oder, wie ich vor einigen Monaten erst gehört habe: »Das ist doch auch bloß ein Symptom!« Allerdings ein Symptom, dass das ganze Leben bestimmt und wirklich alles überschattet.

Im Krieg mit mir

Vor einiger Zeit lief eine Reportage im Fernsehen. Es ging um einen Mann, dem es augenscheinlich an nichts fehlte. Er hatte alles, was er sich für sein Leben wünschte und dennoch, gab es einen Faktor, der es ihm unmöglich machte glücklich zu sein. Denn solange er denken konnte, quälte ihn eines seiner Beine! Nicht etwa, weil damit etwas nicht stimmte, sondern weil es einfach nicht zu ihm gehörte. Wie ein angeborener Fremdkörper.

 

Nachdem er lange Zeit sein Möglichstes versucht hat, um damit zurecht zukommen, sah er keinen anderen Ausweg! Als seine Frau mit den Kindern unterwegs war, füllte er einen großen Behälter mit Eis und ließ sein Bein hinein hängen. Einige Stunden vergingen. Als seine Frau zurückkam und ihn bewusstlos vorfand, rief sie umgehend einen Krankenwagen. Im Krankenhaus sahen die Ärzte sich gezwungen, sein Bein zu ampu- tieren. Er bekam eine Prothese und wurde dadurch glücklicher als jemals zuvor. Er fühlte sich befreit.

Als ich diesen Bericht sah, dachte ich, dass ich mich eigentlich recht ähnlich fühle. Schon immer quälte mich dieses Gefühl, nicht in diesen Körper zu gehören. Und das sehen nicht nur mein Innerstes, meine Seele und mein Geist so, sondern auch dieser Körper, in dem ich stecke. Er versucht, schon immer, mich loszuwerden! Vollkommen egal, was ich auch versucht habe, um mit ihm ins Reine zu kommen. Er will mich nicht akzeptieren und bringt das mit all seinen Möglichkeiten zum Ausdruck. Es ist ein ständiger Kampf, den ich allzu oft verliere. Es ist anstrengend und ermüdend. Gibt es doch keinen Ausweg und keine Chance auf Besserung. Ganz im Gegenteil! Es wird bloß noch schlimmer und raubt einem auch den allerletzten Hoffnungsschimmer. Wie soll es bloß weitergehen, wenn man doch keine Hoffnung mehr hat? Wie soll man noch irgendwie aufstehen, wenn man doch eigentlich nur versucht, das Ganze mit so wenig Elend wie möglich hinter sich zu bringen?

Das Leben ist so schwierig, warum kann denn nicht wenigstens mit einem selbst alles in Ordnung sein?

Jammern auf hohem Niveau. In Anbetracht dessen, dass so viele Lebewesen, es so viel schlimmer getroffen haben. Dessen bin ich mir völlig bewusst. Nur ändert das leider rein gar nichts! Im Gegenteil, dadurch fühle ich mich bloß noch schlechter und obendrein auch noch schuldig. Ich will dies alles nicht, aber als ob es schon jemals eine Rolle gespielt hätte, was man selbst möchte?! Immerhin geht es doch bereits seit der Zeugung darum, was andere wollen. Denn schon da, entscheiden die Eltern darüber, was mit diesem Fötus nun geschehen soll. Und wenn das fertige Produkt dann da ist, muss es halt gucken, wie es klarkommt.

Immerhin sterben die Eltern in den meisten Fällen vor den Kindern. Einen Gedanken, den wir schnell beiseiteschieben, bevor er mich wieder mit sich reißt. Es ist schon traurig, wenn man darüber nachdenkt, wie man womöglich enden wird. Umso überzeugter bin ich von meinem Entschluss nicht alt zu werden. Als ich damals aus der Klapse kam, habe ich begonnen Drogen zu nehmen.

Der Gedanke dabei war ganz einfach. Nie wieder auf die Geschlossene. Deshalb Selbstmord auf Raten. Und heute bin ich meinem Ziel ein großes Stück näher gekommen. Ein Arzt meinte im letzten Jahr erst zu mir, dass ich mit diesem Lebensstil keine zehn Jahre mehr habe. Wobei das doch mehr als genug ist. Es gibt doch ohnehin nichts, worauf ich mich noch freuen kann. Es wäre nur schön, wenn das Sterben nicht ganz so qualvoll verlaufen würde. Die Prognose beläuft sich auf ertrinken, ersticken oder mein Favorit, der plötzliche Herztod.

Allerdings habe ich wenig Hoffnung, so viel Glück zu haben. Da bleibt mein Körper sich treu. Er hat bereits den Großteil der Schlachten gewonnen und wird alles daran setzen, auch den Krieg zu gewinnen!

Ach ja, leben!