Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678

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Sari: gelbe Buchreihe #127
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Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678
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Johann Ludwig Quandt

Aus der frühen Geschichte Pommerns - die Pomoranen, Liutizen und Obodriten - der 30kährige Krieg - Stralsund 1678

Band 127e in der gelben Buchreihe bei Jürgen Ruszkowski

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Vorwort des Herausgebers

Hamburg, 2020 Jürgen Ruszkowski

Aus der Geschichte Pommerns

Pathologische Knochen aus einem Hünengrabe

Zur Urgeschichte der Pomoranen

Die Liutizen und Obdriten

Die Völkerschaften

Paulus vom Rode

Greifswald im dreißigjährigen Kriege

Erstes Kapitel

Zweites Capitel

Drittes Capitel

Viertes Capitel

Fünftes Capitel

Die kriegerischen Ereignisse in und bei Stralsund während des Jahres 1678

Die gelbe Buchreihe

Weitere Informationen

Band 127e in der gelben Buchreihe

Damit unterliegt es keinem Copyright mehr.

Neu aufgelegt von Jürgen Ruszkowski

Impressum neobooks

Vorwort des Herausgebers


Von 1970 bis 1997 leitete ich das größte Seemannsheim in Deutschland am Krayenkamp am Fuße der Hamburger Michaeliskirche.


Dabei lernte ich Tausende Seeleute aus aller Welt kennen.

Im Februar 1992 entschloss ich mich, meine Erlebnisse mit den See­leuten und deren Berichte aus ihrem Leben in einem Buch zusammenzu­tragen. Es stieß auf großes Interesse. Mehrfach wurde in Leser-Reaktio­nen der Wunsch laut, es mögen noch mehr solcher Bände erscheinen. Deshalb folgten dem ersten Band der „Seemannsschicksale“ weitere.

1935 in Stettin geboren und bis 1945 in Hinterpommern aufgewachsen, interessiert mich die Geschichte Pommerns natürlich sehr.

Hamburg, 2020 Jürgen Ruszkowski


Ruhestands-Arbeitsplatz des Herausgebers. Hier entstehen seine Bücher und Webseiten.

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Aus der Geschichte Pommerns

Aus der Geschichte Pommerns

Originaltitel:

Baltische Studien

https://books.google.de/books?id=2swAAAAAcAAJ&pg=RA1-PA9&dq=Baltische+Studien&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwjYjt32q77rAhXMqaQKHRZLBCkQ6AEwAHoECAIQAg#v=onepage&q=Baltische%20Studien&f=false

https://digitale-bibliothek-mv.de/viewer/rest/content/tei/PPN559838239_22/de/

Ursprünglich herausgegeben von der Gesellschaft für Pommersche Geschichte und Altertumskunde

Erschienen 1868 in Stettin

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1. Pathologische Knochen aus einem Hünengrabe. Von Rudolph Virchow.

2. Zur Urgeschichte der Pomoranen. Vom Superintendenten Johann Ludwig Quandt in Persanzig.

3. Die Liutizen und Obodriten. Vom Superintendenten Johann Ludwig Quandt in Persanzig.

4. Paulus vom Rode: Ein Beitrag zur Pommerschen Reformations-Geschichte. Von Dr. Franck in Pyritz.

5. Greifswald im 30jährigen Krieg

6. Die kriegerischen Ereignisse in und bei Stralsund während des Jahres 1678. Von O. Francke, Bürgermeister in Stralsund.

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Pathologische Knochen aus einem Hünengrabe

Pathologische Knochen aus einem Hünengrabe

Von Rudolf Virchow

*1821 †1902

Mediziner; Anatom; Pathologe; Anthropologe; Prähistoriker; Ethnologe; Sozialpolitiker

(Vorgetragen am 21. November 1865)

Ich zeige Ihnen, meine Herren, ein Paar Präparate vor, welche der historischen Pathologie angehören, welche Sie aber vielleicht deshalb interessieren, weil wenigstens in ähnlicher Weise noch nichts gefunden worden ist. Ich hatte im Laufe des letzten Oktober Gelegenheit, einige sogenannte Hünengräber aufzugraben; bei der Gelegenheit habe ich einige Knochen herausgenommen, welche auch sonst als pathologische Präparate von nicht geringem Interesse sein würden, welche jedoch noch ein ungleich höheres Interesse haben, weil sie auf die Krankheiten einer längst vergangenen Periode ein gewisses Licht werfen.

In der Nähe von Stargard in Pommern, auf dem Territorium des Dorfes Storkow, befindet sich eine große Anzahl von Gräbern, welche noch ziemlich regelmäßig mit Steinkränzen umgeben sind, an einer Stelle, welche, wie es scheint, einer ganzen Bevölkerung als Begräbnisplatz gedient hat.


Foto: Lichtjäger


Foto: Christoph Rieder

Unter mehreren Gräbern, die wir aufmachten, fand sich in einem, welches sehr günstig situiert war, weil ein sehr trockener und grober Sandboden das Grab füllte, ein vollständig erhaltenes Skelet, welches ich mit einzigem Verlust der beiden Kniescheiben und des einen Astragalus habe herausnehmen können. Diese letzteren Knochen sind wahrscheinlich beim Graben in die herausgeworfene Erde hineingeraten; es ist uns nachher nicht mehr gelungen, sie aufzufinden. Dass sie gefehlt haben, ist umso weniger wahrscheinlich, als selbst die kleinsten Knochen, selbst die einzelnen Stücke des Zungenbeins vollständig vorhanden waren.

Was das Pathologische anbetrifft, so ist darunter eines, was mit dem übrigen Krankheitsprozess des Begrabenen nicht unmittelbar in Beziehung steht, was vielleicht schon von langer Zeit her angelegt war, nämlich eine Exostose des Humerus, die der Form angehört, welche man in der neueren Zeit gewöhnlich unter dem Namen der Exostosis cartilaginea bezeichnet hat, und von der ich früher Gelegenheit hatte, Ihnen hier ein frisches Exemplar vorzuführen.

Das Hauptpräparat aber umfasst die Gegend des Sprunggelenks, wo sich eine vollständige Synostose zwischen Tibia, Fibula und Astragalus vorfindet, so vollständig, dass ich kaum irgendein Präparat unserer Sammlung damit parallelisieren kann. Die Affection hat sich herauserstreckt längs der Unterschenkelknochen bis nahe an das Kniegelenk. Namentlich an der Fibula sieht man ziemlich reichliche Osteophyte bis dicht an das Köpfchen heraufreichen. Weiter nach unten wachsen die Teile sich einander entgegen. In der Gegend des Gelenks ist eine dichte elfenbeinerne Masse wie ausgegossen über die verschiedenen Knochen, so dass die drei Knochen in einer Weise vereinigt sind, dass man an gewissen Stellen gar nicht mehr bemerkt, wo eigentlich die Grenzen liegen. Der Prozess hat sich dann noch weiter fortgesetzt auf den Calcaneus, an dem die Gelenkflächen überdies in einer so starken Weise deformiert sind, dass man mit Sicherheit schließen kann, der größte Teil des Knorpels müsse zerstört gewesen sein. Rings um das Gelenk hat eine Auflagerung von Knochenmasse stattgefunden, die wahrscheinlich bei Lebzeiten ein ähnliches ankylotisches Verhältnis gesetzt hat, wie wenn eine wirkliche Synostose dagewesen wäre.

Die Veränderungen, welche die Gelenke hier darbieten, haben die größte Ähnlichkeit mit demjenigen, was wir bei dem sogenanten Malum senile antreffen, während das, was weiter nach oben hin existiert, unter den mir bekannten Formen nur eine Analogie findet an den Knochenwucherungen, die bei sehr lange bestehender Elephantiasis oder Pachydermie der Extremitäten Vorkommen. Darauf beschränkt sich jedoch die Reihe der Veränderungen nicht. Man findet auch am Unterschenkel der anderen Seite die Spur eines beginnenden ähnlichen Prozesses. Sie werden sich leicht überzeugen, dass auch hier an der Fibula ziemlich weit herauf Unregelmäßigkeiten bestehen, und dass die Tibia fast in ihrer ganzen Ausdehnung, namentlich an ihrer äußeren Fläche, mit einer neuen Bildung bedeckt ist, die nach unten immer reichlicher wird, und die an der Berührungsfläche mit der Fibula ebenfalls unregelmäßige Wucherungen gesetzt hat, von denen man voraussehen kann, dass sie bei längerem Bestande zu einer ähnlichen Verwachsung, wie auf der anderen Seite, Veranlassung gegeben hätten. Leider ist gerade hier der Astragalus nicht ausgesunden worden, während der Ealcaneus sehr vollständig und gerade zur Vergleichung mit dem anderen sehr geeignet ist, insofern er ganz normale Verhältnisse zeigt.

 

Ich bemerke noch in Beziehung auf das Grab selbst, dass ich in ihm einige Eisengeräte fand, während in dem nächsten, unmittelbar daran anstoßenden Grabe eine kleine tönerne Schale oder vielmehr ein Mittelding zwischen Topf und Schale, von sehr roher Form, aber jedenfalls auf der Drehscheibe gearbeitet, entdeckt wurde, in der auch ein etwas zweifelhaftes, sehr verrostetes, eisernes Instrument, wahrscheinlich eine Pfeilspitze, lag. Die archäologische Stellung des Grabes ist dadurch insoweit bezeichnet, dass man sagen kann, es gehört nicht zu den ältesten der sogenannten Hünengräber, in denen bekanntlich nur steinerne und bronzene Sachen gefunden werden. Die ältesten Gräber zeichnen sich auch dadurch aus, dass man die Leichen verbrannt findet und höchstens Asche und Knochenfragmente in tönernen Gefäßen aufgehäuft sind. Hier handelt es sich um eine spätere Periode. Nichtsdestoweniger ist die Beschaffenheit und Form des Gefäßes und der Eisen von der Art, dass man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit schließen muss, dass man es mit einer sehr weit zurückgelegenen Periode zu tun hat. Dass die Sache keineswegs in irgendeine für uns historische Zeit zurückreicht, dafür spricht die Anordnung des Begräbnisplatzes, namentlich die kolossalen Granitsteine, mit denen die einzelnen Gräber umkränzt waren. Unzweifelhaft hat ein sehr lange bestehender Krankheitsprozess den Mann, dessen Knochen wir vor uns haben, getroffen. Er muss also einer Völkerschaft angehört haben, in der man nicht, wie von einzelnen Stämmen berichtet wird, die Gebrechlichen und Alten tötete, sondern wo offenbar auch für solche, welche einer langen Krankheit erlegen waren, ein regelmäßiges und stattliches Begräbnis veranstaltet wurde.

(Abgedruckt aus den Verhandlungen der Berliner medizinischen Gesellschaft. Band I.)

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Zur Urgeschichte der Pomoranen

Zur Urgeschichte der Pomoranen

Älteste Einteilung des Landes

Abstammung und älteste Verzweigung des Fürstenhauses


1.

Wie ich in einem früheren Aufsatze gezeigt habe, war die Südgrenze der Pomoranen um 1100 die Netze von Cüstrin, bis wohin im Mittelalter der Name reichte, bis vor Labischin, dann breites Bruch und auf eine Meile weit dichter Wald bis zur Weichsel. „Die so starke Naturscheide, überall breites, damals mehr wie jetzt unwegsames Bruch, bestand noch, als Polen unter Boleslaw III schon eine große Macht entwickelte, und unter der schwächeren Herrschaft seines Vaters Wladislaw, also auch unter der nur allmählig erstarkenden Kasemirs I, dem die unbesiegten Pomoranen in gleicher Macht gegenüber standen, und während der Zerrüttung Polens von 1031—1041, wo sie sogar Eroberungen machten, diese jedoch an Kasemir verloren. Boleslaw l hatte als Eroberer und Beherrscher von ganz Pommern keinen Grund es zu mehren oder zu mindern. Sein Vater Mesko I, mit dem Polen in die klare Geschichte tritt, beherrschte Anfangs nur die Kujawen, und erwehrte sich auch, als er schon das eigentliche, (sog. Groß-) Polen dazu hatte, nur mit Mühe einzelner deutscher Markgrafen und liutizischer Völker, wir dürfen also und müssen auch für seine und frühere Zeit die so stark markierte Scheide festhalten.“ Als Ostgrenze der Wenden war seit Karls des Großen Tagen die untere Weichsel bekannt.


Und zwar zeigen sich als pommersch, seitdem Urkunden das Land erhellen, alle ihre Werder bis zu den östlichsten Armen, das sind die Alte Nogat von Kl. Grabau bis zur jetzigen Nogat, dann diese und die bei Wolfsdorf zum Elbing abzweigende Alte Nogat. Auf der Nehrung war die Scheide dem Elbing gegenüber östlich von Lieb, wo die Spuren des uralten, schon vor der historischen Zeit versandeten Tiefs des Haffs. Wenn aber 997 von Danzig berichtet wird, es sondre die Gebiete des Herzogs Boleslaw voneinander, so folgt, dass der den Namen Weichsel behaltende westliche Arm damals Pommern und das gleichfalls von Boleslaw unterworfene Witland (die Geten, Gothen der polnischen Berichte) trennte. Dies blieb bei Masovien und bei der Zerrüttung Polens 1031 ff. unter dessen Fürsten Meczslaw. Sein Untergang im Jahre 1044 ist der einzige sich darbietende Zeitpunkt für den Anfang der später heraustretenden Verteilung des Witlandes, wo der Teil südlich der Ossa polnisch, alle Werder zwischen den Weichselarmen pommersch, das übrige Besitz der Preußen ist. Danzig selber ist bis 993 als Grenzfeste der Geten zu fassen zufolge des Namens Gyddanize, der ist Adjectiv von Gyddanie = Getae, Gythones bei Ptolemaios.

2. Westgrenze der Pomoranen ist am Meer die Swine, Naturgrenze durch die Konfiguration des Landes, der Inseln, Völkerscheide in germanischer Zeit, innere Hauptscheide bis 1653. Nach Adam von Bremen haben (um 1070) die Leuticier die Küste bis zur Oder, jenseits der Oder leben die Pomeranen; dieselbe geht durch die Wenden bis zur Stadt Jumne (Jomsburg, Julin) in ihrer Mündung (auf einer Mündungsinsel), wo sie die Pomeranen von den Witzen oder Leuticiern scheidet; die Insel, worauf die Stadt, bilden drei Sunde Greta) jenseits der Leuticier. Wie Usedom 1124 Stadt in Leuticia, so ist 946 Wanzlowe (die Provinz, in der sie liegt) der letzte der zur Havelberger Diözese gelegten, zu Geros Mart gehörenden Gaue.

Oberwärts ist 949 die Oder Ostgrenze der Brandenburger Diözese, also auch der Mark Geros, der die Wenden bis zur Oder unterworfen hatte; bis zur Adora reichte schon die Herrschaft Ludwigs d. Fr., so lange nämlich die Wilten noch in Abhängigkeit standen. Aus diesen Daten hat man bisher gefolgert, unterhalb der Warthe sei die Oder durchweg die Scheide zwischen Pomoranen und Liutizen gewesen. Aber das ist nach ihnen nicht nötig, im Gegenteil erweislich, dass Stettin wenigstens seit 940 den ersteren gehörte, vorher aber gibt es keine Nachrichten. Zu seinem Gebiete gehörte 1124 die Feste Garz, also das Land bis zur Welse und Randow. Von der Welse an schied 1250 das Bruch Randowa und der Fluss Lokeniza (jetzt Randow) das forthin markgräfliche Land Ukera vom Stettinschen. Das jenem nördliche, 1136 zum Groswinschen Gau gehörende Land Rochow enthielt als äußerste Punkte 1216 das Dorf Eggesin mit der Forst gegen Süden bis an die stets und noch heute bestehende Grenze des Randowkreises von der Randow bei Jägerbrück bis zum (schon 1317 als Grenz- mal genannten) Barnimskreuz und 1195, 1216, 1241 das Dorf (Weil die Diözesen auf drei Strecken nicht durch den jetzigen Hauptstrom der Elbe, sondern durch die jedes Mal Alte Elbe genannten Nebenarme begrenzt werden, so habe ich die sog. Alte Oder bei Gusow als Ostgrenze angenommen. Das ist möglich, mir jetzt unwahrscheinlich. Sicher ist, dass der Werder, auf dem Kienitz (wohl mit Neuendorf, Ortwig c. p.) bis c. 1230 zum Ostlande, zu Pommern gehörte; er genügt, und bildet dann der Stromlauf von Rehselde aus Wriezen hin eine gerade Linie. —Zur FM. von Gizin gehört die Lochniza bis zur Neklonsiza-Brücke; dazu wird vergabt der dieser gegen O. und S. anliegende Wald (nemus) mit dem See Karpin (ino) bis zur silva (hier wie auch sonst, auch bei Tac., im Gegensatz Bruchwald — Fenn) Koniore, die ist offenbar das heutige Grenzbruch an den Kammerbergen westlich des Barnimskreuzes; die Brücke ist dann die bei der neuen Mühle, der ihr und dem Karpiu südliche Wald reicht dann bis Jägerbrück; wie denn auch der zugelegte Wald westlich der Lochniza nordwärts an der FM. Gumuitz endete) Sosnitza mit der Kirche in Warpna (Die darin dem Grobischen Kloster verliehene Kirche ist die demselben 1320 restituierte in Warpe (Zietlow S. 162), von der 1331 die bisherigen Filiale Luckow und Rieth abgezweigt wurden. Sie heißt aber 1376 die Kirche in der Stadt Warpe, die 1295 oppiäuu, Warpis, noch bei Micraelius bloß Warpe, zuerst 1412 Nienwerpe heißt. Das Dorf heißt 1316 und stets Oldenwerpen, seine Kirche erscheint nie als Pfarrkirche, wird nur mator genannt, weil der Diakonus von NW. sie selbstständig curiert. Ist es nun laut des Namens älter als das oppidum, hat dies 1267 die Kirche in Warpna, so kann das beiden gleichzeitige Sosnitza, mit dem die Kirche verbunden wird, nur die sogenannt Altstadt sein. Vermutlich stand dort die Kirche am dortigen Kirchhaken, ist erst zwischen 1241 und 1267 zum neu entstandenen NW. versetzt. Dies zur Correction von C. P.), das ist Neuwarp, also auch dem Kirchspiel, also auch dem Dorfe Warlang, dem 1310 der See Karzene (Karsch) zugehörte, beide an der bis 1816 bestehenden Kreisgrenze bis zum Barnimskreuz. Als ursprüngliche Scheide wird sie dadurch bestätigt, dass sie dem Grenzstrom Swine gerade südlich ist, dass sie. bei der Errichtung der Vogtei Ükermünde um 1300 hergestellt ward (Albersdorf gehörte 1412 dazu. Im Vertrage von 1284 ist das Land Ukermünde bis zur Jasenitz ausgedehnt, aber das ist neue, vom Markgrafen stipulerle, nie ins Leben getretene Festsetzung.) und dass die Gegend vorher nach Auflösung des Landes Rochow um 1250 zu Stettin gelegt war. Auf der südlichen Seite beginnt die Scheide des 1250 von Barnim abgetretenen Landes Ukra gegen das ihm verbliebene Land an der Wilsna (wo sie aus dem Nordlauf in den Ostlauf umbiegt, und jenes begreift, da dem Camminer Bischöfe darin seine Rechte vorbehalten werden, nur den der Camminschen Diözese verbliebenen Teil der späteren Ukermark, der aber reicht gegen SO. nur bis zum Nordlauf der Welse; was zwischen diesem, dem Ostlauf und der Oder ist, bildete das Archidiakonat von Stolpe des Brandenburger Bistums, die Vogtei Stolpe der Markgrafen, die später zur Ukermark gerechnet ward. Beide haben also das Gebiet vor 1250 erlangt, frühestens aber Ende 1233. Nämlich 1215 gründete Markgraf Albert die Burg Oderberg zum Schutz eines (1210) neu erworbenen Landes (Abbas Cinnensis bei Riedel Mark Brandenburg), des Brandenburgischen Archidiakonates Zehdenick-Templin, der markgräflichen Vogtei Liebenwalde. Noch unter ihm († 1221) entstand dicht vor Oderberg das Hospital in Barsdin, das seine Söhne 1231 mit dem Dorf begabten, damit es das Kloster Gottesstadt werde. Dessen Diözesan war nun nach der päpstlichen Bestätigung vom 11. Oktober 1233 noch der Camminer Bischof, und dieser, nämlich Conrad I, hat den Probst mit seinen Brüdern dort angesetzt und geweiht, und begabt das Kloster 1233 in seinem 15. Amtsjahre (also nach 1. August, vor November, lvo sein Nachfolger geweiht ward), „damit durch das Kloster die Grenzen unsers Landes und die Diözese unsers Bistums unverletzt dargetan werden,“ allein bald nach 1232 „kauften die Markgrafen den Teil von Ukera bis zum Fluss Wolsene,“ (Pulcawa bei Barthold 2, 381 n. 1; die Zeit wird nur so bestimmt, dass sie nach 1225 ist und die Erwerbung des Barnim unmittelbar vorhergeht; über den zeigt sich markgräfliche Herrschaft zuerst 1232.) d. h. das Land Stolpe, das der Chronist nach dem Sprachgebrauch seiner Zeit (ca. 1330) zur Ukra rechnet. (Die eigentliche Ukra kann der Chronist nicht gemeint haben, die ward später und nicht durch Kauf erlangt und für sie ist die Welse eine ganz unpassende Grenzbezeichnung, aber das Land Stolpe umfasste sie von zwei Seiten.) Der Bischof nennt es sein Land, (Nostra terra natürlich wie nostri episc. = mein; es ist ja pron. possess., also nicht: das Land, dem ich angehöre — Pommern.) er also, vermutlich Conrad III beim Amtsantritt, ist der Ver-käufer, wie denn vom Herzoge nicht wohl anzunehmen ist, dass er solchen Landstrich verkauft habe. Dass er die angegebenen Grenzen des Stettiner Landes — natürliche, die geradlinigen Brücher um die Welse und Randow, die ausgedehnte Wildnis zwischen Ükermünde, Jasenitz und Clempenow — auch vor dem 13. Jahrhundert bestanden und zwar als Scheide der Liutizen und Pomoranen, beweisen folgende Momente. Jene Wildnis setzte man 1185, wo die Herzöge laut ihrer Titel ihre liutizischen Untertanen noch von ihren Pomoranen unterschieden, als Scheide des eigentlichen Pommern gegen die Penegegend. (Nach Saxo p. 984: die städtelose, bisher von den Dänen noch nicht heimgesuchte reiche Gegend, vom Penelande durch weite Einöde geschieden, kann nur die östlich von Lökenitz sein.) Stettin, dem 1124 Garz und Lebbin, dies hinter der unstreitigen Grenze, untertan waren, das der Hauptort war für alles Land bis an die Drage, gehörte damals zu den eigentlichen Pomoranen, nicht zu den erst kürzlich damit vereinten Liutizen der Penegegend, das zeigt das Totale der Bekehrungsgeschichte Pommerns, (21) und so war es seit lange, weil es nur so als der Pommern älteste Stadt und mater civitatum bezeichnet werden konnte. Zum Brandenburger Sprengel wurden 949 gelegt die Riaciani und die Wucri, beide (mit andern) seine Nordgrenze bildend. Die zweiten, gleichzeitig auch Ucrani genannt d. h. Grenzer (Kraina, mit der Präp. Ukraina kommt als Grenzland öfter vor, ebenso Ukra, Wkra als Grenzfluss. Wucri hat beide Präp. w und u wie das im Slawischen häufig ist.) müssen das Land Ukra von 1250 haben, wegen des Flusses Ukra, des Ukersees, des „Ukerschewolt“, (Gerswalder re. Forst). Der Name Riaciani, gleichzeitig Riezane, Rezem, und 890 Verizane, bedeutet Stromliche, sie haben darnach die Oderseite des Sprengels (s. o.), Wriezen als Tempelstätte, heißen später Leubuzi (Lebuser), bilden mit den Spriawani (Spreeischen) die beiden Theile der liutizischen Wulinen. (Darüber ein andermal. Man hat die R. nördlich der Ukrer gesetzt, dann bilden diese ja nicht die Nordgrenze. Westlich neben diesen ist kein Strom, sind die Tolenser unstreitig.) Die Ukrer dürfen nun nicht über die Randow ausgedehnt werden, sonst sind die Riezanen nicht an der Nordgrenze; aus demselben Grunde müssen diese bis zur unteren Welse gereicht haben, aber nicht über sie hinaus, sonst sind die Ukrer nicht, was ihr Name anzeigt, die Liutizen an der Grenze. Folglich gehörten die Stettiner 949 weder zum Sprengel noch zu Geros Mark. Schwerlich reichten die Ukrer bis ans Haff, sonst wäre wohl das Meer ebenso wohl wie die Oder als Grenze des Sprengels angegeben; dann gehörte Rochow schon damals wie 1136 zu dem 946 der Havelberger Diözese zugeteilten Gau Groswin. — Demgemäß kann die civitas Szchinske, zu der 995 ganz Pommern als Pertinenz gerechnet wird, so dass die Westgrenze die Oder hinab geht nicht bis ans Meer sondern nur bis an die civitas, nur Stettin mit seinem Gebiete sein.

 

3. Die Einteilung des Landes der Pomoranen in der heidnischen Zeit erhellt zunächst aus seiner Verteilung unter Diözesen bei der Christianisierung.


Karte vor 1945: Bütow

Der Bischof von Kujavien oder Wladislaw erhielt durch die Festsetzungen des Herzogs Boleslaw III und des päpstlichen Legaten Aegidius (ca. 1123) zu seinem polnischen Sprengel das, was man um 1250 Oberpommern, 1148 das Gebiet des Castrum Gdansk in Pomerania nannte; seine Westgrenze war die Leba, soweit sie noch heute Grenze ist, dann ungefähr die Grenze des Stolpischen, Bütowschen und Schlochauschen Kreises bis zur Braa, diese hinab bis zur Grenze zwischen Posen und Westpreußen, die 1349 als alt anerkannte Scheide Pommerns gegen Polen. (Seitdem sind durch Cramers Gsch. d. L. Lauenburg und Bütow die betr. Grenzbeschreibungen genauer bekannt geworden; aus ihnen ergibt sich, dass Wutzkow o. p. (Rakitt), Jassen e. p. und, was östlich einer Linie zwischen den Westenden des Glinow und des Somminer Sees ist, zum östlichen Lande gehörten.) Er verwaltete das Land durch einen archidiaconus Pomeraniae, (Sitz o. Z. Danzig), und nannte sich im 13. Jahrh. oft Bischof der Kujawen und Pommern.


Die Castellanei Rakel gehörte schon 1136 zur Erzdiözese Gnesen, jedoch im Osten nur bis zum Bache Plitucza; es war nämlich das Gebiet von Wischegrod (und vom späteren Bromberg) dem Wladislawschen Sprengel zugelegt, um seinem kujawischen Teil eine (schmale) Verbindung mit dem Pommerschen zu geben. Grenze der Gnesner Diözese ist die Kuddow von der Mündung bis zum Zahnfluss, von hier eine Linie zum Tessentin-See, dann (mit für die Geschichte unwichtigen Abweichungen) die heutige pommersche Grenze bis zum Wladislawschen Sprengel bei Sommin.

Was der Posener Bischof unter sich hatte, 1298 zu einem Archidiakonat machte, ward 1108 polnisch beim Tode des Herrn Gnewomir, der Czarnikow und Filehne, o. Z. auch die dritte Feste Bitom unter sich hatte. Grenzen waren die Drage von der Mündung bis zum Anfange, dann eine Linie durch wüstes Land nördlich des Pieleborgsees etwa auf Knaksee und die Zarne, diese hinab bis zur Kuddow. Die Bewohner nennt Marlinus (schrieb 1113) Czarnken.

4. Alles Übrige vom eigentlichen Pommern bildete den Sprengel des Camminer Bischofs (Nur das Land Cüstrin und das Schloss Kienitz mit seinem Werder wurden definitiv 1262 an den Lebuser Bischof abgetreten). Der erste Bischof Adalbert ward es durch päpstliche Weihung 1140, war aber schon 1124 durch Boleslaw von Polen als dem damaligen Lehnsherrn und durch Wartislaw von Pommern dazu bestimmt als S. Ottos Begleiter (2) diesem wurden 1136 die Kirchen in dem von ihm bekehrten Lande confirmiert, bei seinem Tode seinem Nachfolger provisorisch anvertraut; bis 1140 war also Adalbert sein Vicarius, sein Sitz Usedom, 1147 Stettin. Er und seine Nachfolger nannten sich Bischöfe der Pommern bis zuletzt 1210, dann von Cammin, jedoch auch schon seit 1162. Der Sprengel war demnach das Pommern, welches Otto bekehrte, Wartislaw (mit seinem Bruder) beherrschte und 1121 als polnisches Zinslehn anerkannte; er repräsentiert das Pommern von 1121, 1123. Was die polnischen Diözesen im Lande erhielten, war also vor 1121 polnisch geworden, wie es vom Teil der Posener auch berichtet ist, ward im Herzogtum gar nicht als Pommern sondern zu Polen gerechnet, bis die Fürsten an der Weichsel eine freiere Stellung erhielten.

Die päpstliche Confirmation von 1140 überweiset nun dem Bistum: die oastra Demmin, Tribsees, Gützkow, Wolgast, Usedom, Groswin, Pyritz, Stargard mit Dörfern und allen Zubehörungen, Stettin und Cammin desgleichen und noch mit Markt und Krug (torum et taberna), Wollin mit Markt, Krug und allen Zubehörungen, Colberg noch dazu mit einem Salzkoten und mit Zoll. (Zu Tribsees gehörte das davon benannte Schwerinsche Archidiakonat, zu Demmin Tolense, Plote, Loitz, zu Gützkow noch Medziretsch, zu Wolgast Wusterhusen und Bukow, zu Usedom die Insel, Lassan/Ziethen, zu Groswin noch Rochow. Darüber künftig.) Man hat das früher nur von Einsprengelung der Castellaneien verstanden, Giesebrecht zuerst hat gesehen, dass eine Überweisung zu wirklichem Besitze gemeint und im Wortlaut der U. ausgedrückt ist, dass folglich [da ja die Burgen mit ihren Bezirken fürstlich blieben, auch der Bischof das ganze Land erhalten hätte,] castra hier die befestigten unbewohnten Tempel sind, die mit ihrem Eigen und Einkommen dem Bischöfe gegeben wurden nach dein Grundsatz: Tempelgut wird Kirchengut. (Zur Stiftung von Dargun gibt der Bischof nichts an Grund und Boden als das castrum Dargon, die Tempelfeste.) Indessen ist dies doch so aufzufassen, dass die frühere Ansicht mit festgehalten wird, weil sonst gegen alle Analogie jede Bestimmung über den Sprengel fehlen würde, und weil wir durch Thietmar wissen, dass jeder wendische Gau seinen Tempel hatte. Die omnes appendiciae bezeichnen eben das zum Tempel gehörige Gebiet nach den verschiedenen Arten der Abhängigkeit und Pflichtigkeit, auch der bloßen Zugehörigkeit der Orte. Die zugewiesenen Krüge und Märkte sind denn Zubehör der Tempel gewesen, entstanden für und durch die Cultusfeierversammlungen, wie solche S. Otto bei seiner Ankunft in Pyritz vorfand. Diese castra mit ihren Zubehörungen sollen hier Tempelgaue, die nachmaligen fürstlichen castra mit ihren Bezirken Burgen und Burgwarde, die größeren Verwaltungsbezirke, welche außer der Hauptburg noch andre Burgen enthielten, Castellaneien, die castra ohne Gebiet Vesten genannt werden.

Aus jener notwendigen Auffassung der castra in der U. von 1140 folgt, dass man dein Bischofe alle Tempelfesten hat überweisen wollen, dass also Prenzlau mit Markt, Krug und allen Zubehörungen in den Confirmationen von 1188, 1217 steht (C. P. 152. 163 In beiden ist Cammin als nunmehr Cathedralsitz voran gestellt zulgleich mit den Worten, die in der U. von 1140 zu der Gruppe Stettin und Cammin gehören (daher eorum fälschlich in earum verwandelt,) und nun Stettin ahnenden Zusatz cum taberna x. gelassen. Es ist also die U. von 1140 reproducirt mutatis mutandis. und zwar ungeschickt), in der von 1140 fehlt, weil das Land Ukra erst dazwischen an Pommern gekommen ist, wahrscheinlich in Folge des Heerzuges von 1157.


Karte vor 1945: Kolberger Gebiet – Köslin

Da ferner die Dotation des Bischofs besteht in allen kurz vor 1120 pommersch gewordenen westswineschen Landschaften und in den Tempelgauen Pyritz und Stargard aus den Eigentumsdörfern der Tempel, in Wollin, Colberg und Prenzlau aus den Krug- und Markteinkünsten, in Stettin und Cammin aus beiden: so können die in der U. von 1188 auf die castra folgenden Worte „ganz Pommern bis zur Leba mit Märkten und Krügen“ nicht von der ganzen Diözese verstanden werden, sondern nur vom Lande hinter Colberg bis zur Leba, zumal noch der Zehnte vom Markte in Ziethen folgt. Diese Worte aber ersetzen in der U., welche die von 1140 mutatis mutandis wiederholt, (7) die hier an gleicher Stelle zwischen Colberg und dem Ziethenschen Marktzehnt stehenden: „in ganz Pommern bis zur Leba von jedem Pflüger zwei Maaß Korn und 5 Pfennige“. Diese Unterscheidung in der Dotation muss ihren Grund haben, und der ist erkennbar; die Burgwarde des bezeichneten Landes standen unter Ratibor, das ist dadurch bestätigt, die Teilung ist vor 1140 geschehen, bei Lebzeiten Wartislaws.

Die Märkte und Krüge in seinem Landesteile müssen den übrigen gleichartig sein, d. h. auch zu Tempelfesten gehörig, zumal der große Raum nicht ohne solche zu denken ist, wenngleich sie 1188, wo solche längst aufgehört hatten, so nicht mehr bezeichnet werden konnten; es sind ihrer mehrere, offenbar die drei Burgen Ratibors, Belgard, Schlawe und Stolp. Belgard, die von S. Otto zweimal besuchte civitas, um 1100 urbs regia et egregia, Landeshauptstadt, (9) muss auch religiöser Mittelpunkt gewesen sein; Slawna [berühmte], in der ersten Erwähnung Slawina [slawische], o. Z. gleich nach Ratibors Tode Residenz und schon von ihm mit kirchlicher Stiftung versehen, zeigt sich durch den Namen als ältester Hauptort der Slawen, und der s. g. Geograph von Ravenna [schrieb um 700] lässt die im sechsten Jahrhundert an der Unterdonau erscheinenden Sclavini aus dem skythischen [d. i. gothischen] Bernstein-aestuarium stammen als dort Nachbarn der Vites (Witländer), also aus dem östlichen Pommern, während er das weitere Land bis Dania, und zwar noch östlich der Oder, mit altem deutschen Namen belegt (Die Ausführung anderswo.); Slawianie nennen sich die Kassuben selber.