Immer noch Träume

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Immer noch Träume
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Widmung

Mein wohl letztes Buch widme ich

meinem vorerst letzten Enkelkind:

Caspar Bent Steiger

Martin Steiger

IMMER NOCH TRÄUME

Des sind wir fröhlich

Engelsdorfer Verlag

2014

Bibliografische Information durch die Deutsche

Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im

Internet über http://www.d-nb.de abrufbar.

Copyright (2014) Engelsdorfer Verlag

Alle Rechte bei dem Autor

Titelbild © W. Fischer „Träumende“

Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)

www.engelsdorfer-verlag.de

Dank

Für das Setzen der Noten danke ich wieder:

Anja + Matthias Koch, Udersleben.

Für die Korrekturen danke ich meiner Frau Elke.

Die Abkürzungen bedeuten:

A = Andacht

K = Kanon

S = Song

L = Loblied

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Augen auf, Alter

Cosima-Song (S)

Damenwahl

Das Baltische Buch ist weg

Das Taschentuch meines Vaters

Dass ich das erlebte (S)

David

Die alten Pfarrersleut

Die Weimarer und der Gottesname

Doch, du auch!

Ein ganz besonderes Ersatzteil

Ein teurer Piss

Empfehlungen für die letzten Jahre

Enkelmund

Er ruft die Sünder (A)

Für die Empore reicht’s

Gott ist das, was uns unbedingt angeht (S)

Habt ihr’s schon gehört? (S)

Verse:

I am a Senior

Ja, Gott ist meine Rettung

Jeremias Nikolaus Wilhelm Kühne, JOHANNES BOLTE Versuch einerRehabilitierung

Juliane von Tal

Kanngießer

Kraftprobe

Lachsforellen

Lobe den Herrn, meine Seele,

Lob, Preis und Dank sei dir, o Gott (L)

Mindestanforderungen bei der Pflegealter Menschen

Österlicher Ruf

Predigt zum 06.10.2012

Predigt über 1 Mose 8,1-12

Psalm 126

Robert aus Bozen

Rollentausch?

Segen

Später Mai

Sturz

Taubengeschichten

Unser Vater

Vaters Abschied

Und sind doch hier nur Gäst (K)

Warum hat sie keinen Schirm?

Wegweisung

Weihnachtlicher Ruf

Weihnachtspredigt 2013

Zigarren

Kurzbiografie

Augen auf, Alter

Wir kommen vom „Forum am Vormittag“ und überqueren die Straße. Ich gebe zu, nicht groß geschaut zu haben. Zu hören war nichts, und wer fährt schon bei Schneematsch mit dem Rad?

Da fallen obige Worte: „Augen auf, Alter!“ Er fuhr mit ziemlichem Tempo an uns vorbei. Er hätte ja auch bremsen und es bei „Augen auf!“ belassen können.

Doch so kränken mich seine Worte. Ich denke: gerade ihr Weimarer Studenten, von denen 10 von 100 abends ohne Licht fahren! Und ich denke: „Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind das werdet ihr!“

Doch das reicht mir noch nicht, und ich schicke ihm noch in Gedanken nach: „Die Knochen sollst du dir brechen, alter Sack!“

Dabei weiß ich genau, dass ich der alte Sack bin!

Cosima-Song (S)



Damenwahl

Früher, sagen wir vor dem 2. Weltkrieg, hatte jedes Dorf mit Kirche auch einen eigenen Organisten. Wenn es nicht der Lehrer war, der die Orgel schlug, dann war es einer der Handwerker. So auch in unserem Dorf, das eine Bahnstation hat und an der Strecke zwischen Erfurt und Magdeburg liegt.

Es könnte sein, dass er Hermann Schilde hieß. Ich will mich nicht festlegen. Auf jeden Fall war er auch Pianist in der Dorfkapelle, die zum Tanze aufspielte. Und es war spät geworden, bevor er ins Bett gekommen war. Sonntagmorgen saß er aber wie immer auf der Orgelbank. Nach dem Motto „Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schaps.“ Doch konnte er nicht verhindern, dass ihm die Augen zufielen, kaum dass der Herr Pfarrer mit seiner Predigt begonnen hatte. Der Bälgetreter sah es mit Sorge. Aber zunächst machte es ja nichts, solange der Organist nicht zu schnarchen begann. (Vom jungen Johann Sebastian Bach wird berichtet, dass er während der Predigt sogar auf einen Schoppen Wein ins nahe gelegene Gausthaus ging. Damals predigten die Pfarrer allerdings deutlich länger als heute. Doch übel genommen hat man das dem Herrn Kantor auf jeden Fall. Und als er schließlich seinen Urlaub deutlich überzog, weil er in Lübeck Dietrich Buxtehude hören wollte, da war das der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.)

Doch zurück zu unserem Dorf. Als die Predigt zu Ende war, richteten sich aller Augen auf die Orgelempore, von der man das Vorspiel zum nächsten Choral erwartete. So ging der Junge, der für die Luft der Orgel zuständig war, zum Organisten und rüttelte kräftig an ihm. Der Organist erschrak, sprang auf und schrie laut: „Damenwahl!“ Darüber hat man Wochen lang gelacht, und Schilde hatte seinen Spitznamen weg.

Das legte sich erst, als ein kleiner Mann, der mit einer stämmigen Frau verheiratet war, die ihn eines Tages bei einer Auseinandersetzung verprügelte, sich nicht anders zu helfen wusste, als diese kräftig in einen der Oberschenkel zu beißen… Nun gab es eine neue Story, die man sich erzählen konnte: die vom Schenkelbeißer.

 

Das Baltische Buch ist weg

Seit wir wieder in Weimar leben, habe ich öfter Kontakt zu einem alten Schulfreund aus Gebesee, -einem ehemaligen Konfirmanden unseres Vaters -, der Historiker geworden ist: Jochen Kuhles. Er hat über die Reformation im Baltikum seine Doktor-Arbeit geschrieben („Studien zur sozialen Lage der Volksmassen und zu den Volksbewegungen zur Zeit der Reformation in Livland“), war Professor für Geschichte in Leipzig bzw. in Bonn, ist nach wie vor an allem Historischen interessiert, sitzt fast täglich in der Anna-Amalia-Bibliothek und hat zuletzt ein umfangreiches Werk über die Geschichte Gebesee’s „GEBESEE – Geschichte einer Kleinstadt im Spiegel thüringischer Geschichte, Teil I, Von den Anfängen bis zum Beginn der Preussischen Zeit 1815“ geschrieben, für dessen Druck er noch Sponsoren sucht. Natürlich gibt es schon eine Computer-Fassung, in die wir, meine Frau und ich, Einblick nehmen durften, und die wir mit Gewinn gelesen haben. Als Professor Kuhles eines Tages bemerkte, dass meine Frau ihrer Freundin Dorle wegen, die aus Reval stammt, an allem Baltischen Interesse hat, brachte er Patrik von zur Mühlen’s Buch „Baltische Geschichte in Geschichten, Denkwürdiges und Merkwürdiges aus acht Jahrhunderten“ vorbei, das wir beide gern gelesen haben.

Mich hat an dem Buch bewegt, dass diese Gegend um die Städte Reval, Dorpat und Riga, an der Ostsee und dem Finnischen Meerbusen gelegen, in starker Weise von den Deutschen Rittern geprägt und allezeit von den Begehrlichkeiten ihrer Nachbarn (Schweden, Polen, Rußland) bedroht, Amtssprache: deutsch, Religion: vorwiegend evangelisch-lutherisch, im Zuge des 2. Weltkrieges nach 800 Jahren so gänzlich dem deutschen Einfluss entrissen wurde …

Nachdem wir beide das Buch gelesen und uns darüber ausgetauscht hatten,

sollte es wieder zu seinem Besitzer zurück gehen, was aber in Vergessenheit geriet. Monate später, auf einem unserer Spaziergänge durch den Weimarer

Schlosspark, fiel mir die Sache wieder ein, und ich bat meine Frau, mir das Buch heraus zu legen, damit es wieder in die Hände seines Besitzers kommen könne. Es war ein Sonntag, und ich saß gerade an meinem PC, da kam meine Frau ganz aufgeregt mit der Mitteilung: „Das Baltische Buch ist weg! Du musst es deinem Schulfreund schon zurück gebracht haben!“ Das

hätte schon so sein können. Doch konnte ich mich nicht an den Vorgang erinnern. So ging ich zu dem Schrank im Wohnzimmer, wo es gelegen hatte, räumte zwischen Fotoalben, einigen Büchern und Medikamenten hin und her, und siehe da: Es fand sich wieder! So schnell kann es gehen. Wir sehen nicht mahr alles. Wir hören deutlich schlechter, Und wir können uns nicht mehr an alles erinnern. Joi-joi-joi. Wie soll das enden???

Das Taschentuch meines Vaters

Unser Vater war im Grunde seines Herzens ein Landwirt und Gärtner. Das hing nicht nur damit zusammen, dass er auf einem Bauernhof aufgewachsen war. Sondern auch damit, dass er nach dem Krieg sich und seine Familie aus dem Garten ernähren musste, weil er im Osten geblieben war, und sein Gehalt lange unter dem eines Arbeiters lag. Vater arbeitet gerne in seinem Garten und machte lange Ausflüge durch die Felder, um zu sehen, wie es mit Wachstum oder Ernte stand? Er liebte die alten Obstsorten des Pfarrgartens, verstand sich auch aufs Veredeln und war sehr stolz darauf, dass eines Tages drei Sorten von Birnen auf einem Baum Frucht trugen. Wenn er nach einer Taufe oder Trauung durch den Garten ging, konnte es geschehen, dass er im Anzug und mit guten Schuhen gleich einmal ein paar Reihen umgrub, bevor unsere Mutter ihn zur Ordnung rief und darauf bestand, dass er die Sachen wechselte.

Wenn Vater mir als Kleinkind einmal die Nase putzte, fiel mir der besondere Geruch seines Taschentuches auf, der mir in Erinnerung blieb, und den ich mir nicht erklären konnte.

Auch ich hatte als Pfarrer große Gärten zu bewältigen, was mir recht und schlecht gelang. Und Vater sagte zu mir, wenn er einmal zu Besuch war mit leichter Geringschätzung in der Stimme: „Du mit deinem Öko-Garten…“

Viele Jahre später war es. Ich hatte eine meiner Gartenhosen zwei Jahre nicht benutzt und wollte sie ausmustern. Ich griff in die Taschen, um mögliche Inhalte heraus zu nehmen, fand auch ein Taschentuch und führte es prüfend an meine Nase. Da war er wieder, der Geruch meiner Kindheit. Es roch so wie einst das Taschentuch meines Vaters! War ich ihm also doch noch auf die Schliche gekommen…!

Dass ich das erlebte (S)



David

Dessen Findung fast schief gegangen wäre.

(Sind das der Knäblein alle?) Der Hirtenjunge, über den Samuels Salböl sich ergoss. Erwählt. Erwählt!

Der junge Mann mit der Schleuder gegen Hohn und Übermacht. (Schon hielt er das Blut tropfende Haupt Goliaths in die Höhe.)

Der mit der Harfe gegen Sauls Depressionen anspielte, und dessen Speer ihn fast getroffen hätte.

Der Räumerhauptmann, der sich auf den Thron putschte.

Der Stratege, der Jerusalem zur Hauptstadt machte, die Lade heimholte und so eine geistliche Mitte schaffte.

Der Spanner mit dem geilen Blick auf Bathseba, die Schöne.

Der König, der des Nachbarn Weib sich ins Bett zerrte. (Vielleicht ging sie ja willig mit?)

Der Monarch, der seine große Schuld zu kaschieren suchte und einen feigen Mord plante und durchführte.

(Schnell zog eine Sünde die nächste nach sich.)

David, der sich sein Urteil selbst sprach. „Er ist des Todes!“

Der Nathans Worte hören musste: „Du bist der Mann!“

Der Reue zeigte, und dem alle Schuld vergeben wurde.

Doch das Kind der Unzucht musste sterben.

Das Kind der Ehe durfte leben, Salomo, Sohn und Nachfolger auf dem Thron David’s

Soll ich einen solchen Mann achten?

Soll ich mich darüber freuen, dass Jesus als Davidide gilt?

Oder sollte ich, wenn Gott vergibt, nicht auch vergeben?!

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