ICH HABE BRYAN ADAMS GESCHREDDERT

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ICH HABE BRYAN ADAMS GESCHREDDERT
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© 2013 Gustav Kiepenheuer Bühnenvertriebs-GmbH

Schweinfurthstraße 60, 14195 Berlin

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ISBN 978-3-8442-7821-7

Personen

Tanja Peukert

Frank Peukert

Jannik (ihr Sohn)

Simone Lange

Patrick Lange

Paula Röder

Sascha

EINE SITUATION, EIN AKT, EIN STÜCK AM STÜCK

Die brandneue Maschine (Notstromaggregat) springt an, der Motor jault auf, bollert und stottert.

Haus der Peukerts. Terrasse und gestalteter Garten (evtl. mit Manufactum-Geräteschuppen) im Hintergrund.

Party zur Sommersonnenwende: Blumenschmuck an den Bäumen, vielleicht eine geschmückte „Majstange“, Büffettisch auf Böcken, offenes Partyzelt, Grillkugel, Sitzkissen, Camping- und Liegestühle, Feuerschale, Schwedische Fackeln usw.

Tanja noch bei den letzten Vorbereitungen. Die Langes sind schon da.

Hier Tanja und Simone, dort – abseits am knatternden Gerät - Frank und Patrick. Sohn Jannik irgendwo gelangweilt dazwischen.

TANJA brüllt Heee!!!

Patrick und Frank hören sie nicht.

TANJA HEEEE!!! Frank, das ist jetzt nicht dein Ernst oder was!

Frank stellt den Motor ab.

FRANK Nur mal zeigen, Bapfel, nur mal zeigen. Gleich vorbei.

TANJA So-fort vorbei. Und nenn mich nicht Bapfel. Paula bringt ihren Neuen mit, da heiße ich erst mal Tanja und sonst gar nichts. zu ihrem Sohn Jannik, kannste mal die Getränke aus dem Keller holen?

JANNIK Leider nein.

Tanja nimmt es hin, sie ist es von ihm nicht mehr anders gewöhnt.

SIMONE Bapfel?

TANJA Zwischending zwischen Birne und Apfel, er meint meinen Hintern.

SIMONE Süß. Hätte nicht gedacht, dass dem Herrn stellvertretenden Filialleiter so was einfällt.

TANJA Fällt ihm auch nicht. Ist aus ner Fernsehserie. Immer, wenn bei meinem Peukert was lustig ist, ist es geklaut. Ich brauchte auch ne Weile, bevor ich ihm draufkam. Jannik, könntest du schon mal das Grillzeug raustragen?

JANNIK Nein. geht

Frank und Patrick vor der Maschine. Frank hat die Kerze herausgeschraubt, Patrick liest in der Bedienungsanleitung.

PATRICK Rehbraun.

FRANK Was?

PATRICK Steht hier. liest vor Der Elektrodenabstand der Zündkerze muss 0,7 – 0,8 mm betragen. Die normale Farbe der Elektrode ist rehbraun.

Beide starren die Kerze an.

FRANK Scheißdreck, das Ding hat mich viertausend gekostet.

PATRICK Wozu ist das Teil überhaupt.

FRANK Ein Notstromaggregat? Na, du stellst Fragen! brüllt zu seiner Frau Tanja, ist das rehbraun?

TANJA WAS?!

FRANK Rehbraun. hält die Kerze hoch

TANJA Peukert, mach mich nich fertig!

Paula und Sascha unbemerkt auf

PAULA/ SASCHA Hal-lo!

TANJA Wua, habt ihr mich erschreckt.

PAULA Wir sind gleich hinten ums Haus. Dein Sohn … also irgendwie, ich hatte den Eindruck, er wollte uns nicht aufmachen. Hatter jetzt irgendwas gegen uns?

TANJA Ja, gegen euch, gegen mich, gegen alle. Willkommen.

JANNIK plötzlich wieder aufgetaucht Das ist nicht wahr. Ich liebe euch. Auf immer und ewig. Und wenn ihr alt seid, schiebe ich euch an den See zum Schwäne-Füttern und speise euch mit kannenweise Mittagbrot aus meinem kleinen blauen Omnibus. Ich liebe euch, Bapfel.

TANJA Schon gut, Jannik, schon gut. seufzt, wendet sich wieder ihren Gästen zu Wie auch immer: Willkommen!

Man begrüßt sich routiniert. Sascha steht mit seinen Blumen noch etwas schüchtern daneben.

PAULA Sonnenwendeparty. Ist ja mal ne Idee, Süße!

TANJA Ich dachte, wenn wir Büroviecher was anbeten sollten, dann die Sonne. auf Sascha Und so siehter nu also aus.

PAULA So siehter aus.

SIMONE Wenn Sie dann mal ein paar Schritte gehen könnten, eine kleine Drehung, Halbprofil, vielleicht drei, vier Liegestütze?

SASCHA Bitte?

TANJA Ein Scherz. Das ist Simone, die Dame hat schon `n halbes Dutzend Cocktails weg.

SIMONE Hab ich nicht!

PAULA Hast du wohl!

SIMONE Na gut.

SASCHA Sascha, guten Tag. überreicht steif die Blumen an Tanja

TANJA Tanja. Danke, wie niedlich. Wie gesagt: die hier heißt Simone, meinen Sohn haben Sie ja bereits kennengelernt und da hinten … brüllt zu ihrem Mann Peukert, Hals und Hände waschen, wir haben einen Gast!

FRANK ruft aus der Ferne Hallöle!

Patrick winkt mit dem Buch.

TANJA Der mit dem peinlichen „Hallöle“ ist mein Mann, Frank.

SIMONE Und der so winkt, ist meiner. Patrick.

TANJA Männer und Maschine – die klassische Herrenrunde. Wollen Sie sich zugesellen? Mögen Sie Maschinen, Sascha?

PAULA Nun lasst ihn doch erst mal ankommen!

SASCHA Was ist das denn für eine Maschine?

TANJA Eine rote.

SASCHA Da kann ich nicht nein sagen.

SIMONE Wenns nur um Ihre Männlichkeit gehen sollte, können Sie aber auch grillen. So richtig mit der Dartscheibe in die Glut wedeln, Hand in der Hose, behaglich grunzen, das volle Programm.

PAULA Sascha ist kein Klischee, meine liebe Simone. Sascha kommt aus der Luftfahrt.

TANJA Holla, richtig mit fliegen und so? Mit so Ladies and Gentlemen, I am Sascha, your captain, we arrived ten thousand meters and by the left side you see the Fichtelgebirge und so?

SASCHA Weniger. Ich bin Fluglotse.

SIMONE Paula, wie lernt man denn Fluglotsen kennen! Sind die nicht in so`m Turm unter Verschluss und ständig am Nervenzusammenbrechen?

TANJA Erzählt sie nachher. Gleich geht’s erst mal ans Büffet, wir sind fast vollzählig.

PAULA Fast? Wer noch? Ich sehe die gesamte Abteilung versammelt.

TANJA Christopher.

SIMONE Christopher?! Unser Chris Christopher? Chrissi???!

PAULA Du spinnst! Das ist doch jetzt wieder `n Scherz, nicht wahr? Du sagst jetzt sofort, dass das wieder so`n dummer, geschmackloser Witz ist, oder ich hau ab. Aber so was von ab!

Frank und Patrick jetzt bei ihnen.

FRANK Kein Witz, Paula, warum sollte das ein Witz sein. nebenher zu Sascha Tag, Sascha. Schön, Sie mal kennenzulernen. Paula hat ja die gesamte Abteilung …

PAULA … ich habe gar nichts!

Sascha, wir gehen.

SASCHA Wir gehen?

Moment, Paula, wenn es nur daran liegen sollte, dass du mal was mit diesem Christopher hattest, dann …

PAULA … ICH? Mit ihm hatte??

Wir hatten alle was mit ihm, mein Guter, alle!

SASCHA Alle?

SIMONE Ja, nicht wahr: das kriegen Sie jetzt nicht auf`n Schirm. kichert betrunken Sagt man nicht so bei Ihnen? – O Scheiß, falls Chris wirklich kommt, stell ich auf Wasser um. Haben wir Wasser?

TANJA Ich glaub ja auch nicht, dass er kommt, aber Frank meinte …

FRANK … ich meinte, dass es uns nicht schlecht zu Gesicht stehen würde, wenn wir auch einen ehemaligen Kollegen …

PATRICK … Sie haben ihn gefeuert, Frank, GEFEUERT! Sie!

FRANK Leanmanagement, Patrick, und Lean kommt nun mal von schlank, mein Lieber. Wir müssen Ballast abwerfen, sonst stürzen wir alle ab. Du, ich, Paula, wir alle. Du kennst die Change-Agenda …

PAULA … Ballast, Frank? Ballast?!

TANJA Nur eine unglückliche Wortwahl. Er meint es nicht so. Tief im Innern meint er es nicht so.

FRANK Richtig, mir ist klar, dass das gerade in der Formingphase einen gewissen Leidensdruck evoziert, aber – freilich je nach Einzelfallprüfung …

 

SIMONE … BITTE! Wenn wir heute mal auf diese Vokabeln verzichten könnten? Ja? Ausnahmsweise?

Kinder, ist doch Gartenfest. Mal wieder Worte wie Sonnenöl, Hängematte, Amselmeisefinkundstar, Hagebutte meinetwegen auch Komposthaufen, nur nicht immer und immer diese verbalen Dresscodes.

FRANK Da hat sie recht. Simone, da hast du recht!

PATRICK Wie ihr meint, dann ist der gute Christopher jetzt eben auf dem Kompost.

SIMONE Arsch.

TANJA Ist jetzt wirklich nicht ganz fair, Patrick. Du verwechselst den Boten mit dem Henker. Frank hat sich wie blöde gesperrt, bis es Spitz auf Knopf ging hat er sich gesperrt. Er stand am Ende selbst zur Dispo.

FRANK Gehört zu meinem Job, schon klar. Aber tat mir trotzdem leid. Schweineleid. Immer noch. Jede Nacht. Glaubs oder glaubs nicht.

SASCHA Entschuldigen Sie, wenn ich frage, aber ich bin noch neu hier: Es tut Ihnen leid, weil Sie … auch … was mit ihm hatten? Sie auch?

SIMONE kreischt begeistert auf Süß! Er ist so, so süß!!! stürzt auf ihn, küsst ihn

PAULA Pfoten weg, Frau Lange!

PATRICK zu Sascha Nein, wir hatten nicht „alle was mit ihm.“ Er gehörte zur Abteilung, wir haben mit ihm gearbeitet. zu Frank Also gut, Christoper kommt. Aber was soll das hier werden, Frank? Wir feiern feist und er darf bei Tisch sitzen? Mal kurz andersrum: Wie würdet ihr euch fühlen?

SIMONE Ich würde mich sinnlos besaufen.

PATRICK Schatz, du besäufst dich sinnlos.

SIMONE Anders. Ich würde mich anders sinnlos besaufen. Und dann müsstet ihr mich trösten. Reihum. Ohne Limit. Mich halten und leise summen. Und wenn ich was sage, dürftet ihr mich diesmal nicht unterbrechen. Und ihr würdet mich nicht unterbrechen, weil … weil ihr ganz tief innen wisst, nein: nicht wisst, nichts Rationales. Ihr fühlt es da ganz tief unten drin puckern, fühlt, dass ihr schuld seid, ihr alten Schweine! Entschuldigung.

PATRICK Gut. Haben wir Wasser?

TANJA Wie gesagt: Ich glaube ja, dass er nicht kommt.

PAULA Glaub ich auch. Was hat er denn gesagt?

FRANK Vielleicht. Er hat „vielleicht“ gesagt. Und dass er die Geste zu schätzen weiß.

PAULA Na bitte. Absagefloskeln. Er kommt nicht. Hätte mich auch gewundert.

Es klingelt. Alles erstarrt.

Jannik kommt auf die Terrasse geschlurft.

JANNIK Da ist so ´n besoffener Penner und kotzt die Fußmatte voll.

SIMONE CHRISTOPHER!!! stürzt los, taumelt zur Tür Chrissi, ich komme! Ich rede mit dir! Ich verstehe dich, ich summe schon, summe, summe!

PAULA Sagma, willst du deine Frau nicht aufhalten? Wenigstens als Versuch?

PATRICK Und mit Lady Macbeth kämpfen? Nee, bitte nicht. Außerdem … sie werden sich prima verstehen, sind ja im selben Aggregatzustand.

TANJA Auch nicht gerade unzynisch, Herr Lange.

PATRICK zuckt die Schultern Ich leb in ´ner Ehe und nicht in ´nem Schlager.

Sascha lacht.

PAULA Du lachst? Heißt das, du würdest mich nicht über die Schulter werfen und ab unter die nächste Dusche? Verstehe ich dich richtig, Fluglotse: du würdest mich nicht retten?

FRANK Jetzt vorsichtig, mein Freund. Ganz vorsichtig. Keine schnellen Bewegungen.

TANJA Halt die Klappe.

SASCHA Retten? Vor wem?

PAULA Was weiß ich. Vor mir vielleicht.

FRANK Leute! Nicht noch `nen Schwelbrand. Der eine reicht mir völlig.

PAULA Dann sollten Sie aufpassen, wen Sie einladen, Chef.

SASCHA Moment, Paula, darf ich mal zusammenfassen? Nur so für mich? Ein Kollege ist entlassen worden, richtig?

PAULA Ein langjähriger Kollege.

SASCHA Ein langjähriger Kollege. Das ist traurig, aber …

PAULA … enorm traurig. Traurig ist gar kein Ausdruck. …

SASCHA … enorm traurig, gar-kein-Ausdruck-Traurig, aber das kommt vor. Verstehe mich jetzt bitte nicht falsch, ich rede nur wie einer, der das kennt, warum?, weil er auch in dieser Zeitzone lebt und arbeiten geht: Und, ja, da kommt es hin und wieder vor, dass jemand entlassen wird. Ist mir selbst auch schon passiert. Kennt man, weiß man, ist trotzdem übel. Aber, mal im Ernst, wieso macht ihr hier solch ein Gewese darum?

PAULA Gewese? Du nennst das GEWESE, du … du … Bodenpersonal?!

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