Satirische Sketche 2

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Satirische Sketche 2
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Paul Lammers

Satirische Sketche 2

Die Fortsetzung von Satirische Sketche. Mit von der Partie sind wieder Kommissar Heinz Meyer und Polizeimeister Herbert Funke. Unterbrochen werden die Kommissar-Meyer-Geschichten von Sketchen über eine sich rasch ändernde Welt, die die Lachmuskeln arg strapazieren.

Alle Kurzgeschichten in diesem Buch sind wiederum als Sketche für Fernsehproduktionen gedacht.

Für Jantje

Imprint

Satirische Sketche 2

Paul Lammers

published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: © 2014 Paul Lammers

ISBN 978-3-8442-8242-9

Korrigiert von Jochen Behrendt, Mainz

Lektorat: Erik Kinting / www.buchlektorat.net

Covergestaltung: Erik Kinting

Auch als Book on Demand erhältlich: ISBN 978-3-8442-8241-2

Inhalt

Imprint

Inhalt

Kommissar Meyer, oder: Wie der Wirt, so die Gäste

Zwei Frauen am Telefon

Kommissar Meyer und viel Hokuspokus

Der Geschichtsschreiber und der Laie

Kommissar Meyer auf Nachbarschaftsbesuch

Ein Ehepaar im Alltag

Kommissar Meyer und das Sandkörnchen

Zwei Männer am Tisch

Kommissar Meyer, mach mal winke, winke

Der Herr Vogel und sein Papagei aus Venedig

Kommissar Meyer auf Ferienreise

Im Altersheim

Kommissar Meyer als Licht im Dunkeln

Die Telefonumfrage

Kommissar Meyer und die BOMBE

In meinem Schuh steckte einst ein Steinchen aus Korfu

Kommissar Meyer und die frohe Weihnacht

Gespräch zwischen einem Politiker und einem Bürger

Kommissar Meyer und die Bananenrepublik

August Dreißig

Kommissar Meyer und der blöde Hund

Die Spraydose

Kommissar Meyer und eine Prise Vergangenheit

Einer Sache Nahrung geben*

Kommissar Meyer liest sich ins Glück

Sagen sie bitte mal Nein, ja?

Kommissar Meyer und das Familientreffen

Moderne Zeiten — ein guter Grund sich umzubringen

Kommissar Meyer blickt zurück

Aus zuverlässigen Quellen aufgezeichnete Urlaubserlebnisse

Kommissar Meyer, oder: Wie der Wirt, so die Gäste

Im ganzen Lande wie auch in Osselröde sind an verschiedenen Stellen Plakate angebracht, auf denen ein Mann abgebildet ist; kahl und mit einer auffälligen roten Nase. Die Polizei fahndet schon längere Zeit nach ihm.

Kommissar Meyer aus Osselröde freut sich schon richtig auf einen bevorstehenden Ausflug. Für einige Tage haben seine Frau und er sich in einem Hotel, nicht weit weg von der Kleinstadt, ein Zimmer gebucht.

Seine Frau ist gerade shoppen gegangen. Er sitzt hinter dem Haus und versucht mit der kleinen Flamme aus einem Feuerzeug eine Wespe zu erwischen, die ihn ständig piesackt. Er stellt das Feuerzeug auf den höchsten Stand und nach einigen Minuten hat er den Dreh raus, wie man eine Wespe in der Luft einäschert.

Während ihn die Langeweile packt, fällt ihm ein, dass er seine Nasenhaare noch entfernen wollte. Entschlossen geht er die Treppe hoch zum Badezimmer. Nun steht er vor dem Spiegel und beginnt mit einer Pinzette die viel zu langen Haare aus der Nase zu entfernen. Dass dies auch problematisch sein kann, bemerkt er schon nach wenigen Minuten, als er sich mit der Pinzette in die Nasenhaut kneift. Er gibt einen Schrei von sich, während seine Nase anfängt zu bluten wie ein abgestochenes Schwein. Verzweifelt schaut er sich suchend um, ob er etwas findet, womit er das Blut stoppen kann, und sieht dann die Tampons seiner Frau. Ohne zu zögern drückt er sich einen Tampon in sein Nasenloch. Sofort hört das Bluten auf. Erleichtert geht er wieder die Treppe hinunter und setzt sich erneut hinter das Haus — aber erst, nachdem er sich eine Zigarre geholt hat, ein Geschenk zu seinem letzten Geburtstag.

Da er leider vergessen hat die Flamme des Feuerzeuges wieder herunterzudrehen, fängt beim Anzünden nicht nur die Zigarre, sondern auch der Tampon Feuer. Mit einem Schlag ist seine Nase total schwarz, er hat keine Augenbrauen mehr, versengte Wimpern und fackelt die letzten Haare auf seiner Stirn ab. Noch einen Knochen durch seine Nase gesteckt und man würde glauben, dass man es hier mit einem Wilden aus dem Urwald zu tun hat.

Natürlich klingelt in so einer Situation auch meistens das Handy oder kommt die Frau nach Hause. Im Falle Kommissar Meyers geschieht beides gleichzeitig.

"Um Gottes willen, Heinz, wie du aussiehst! Ihr Männer aber auch … man kann euch keine Minute allein lassen."

"Meyer! Funke, du? Was ist los? Wir? Na, wir fahren für ein paar Tage in ein Hotel … nur habe ich mir gerade meinen Kopf verbrannt … nein, Funke, ich habe nicht zu lange in der Sonne gelegen, nein ich … ach, ich erkläre dir das später mal … ja. Danke für deine Wünsche und dir auch ein schönes Wochenende, tschüss!" Er legt auf und schaut wie ein kleiner Junge seine Frau an. "Kleiner Fehler, Schatz!"

Sie aber schüttelt nur ihren Kopf und geht ins Haus, um weiter die Sachen für ihren Kurzurlaub zu packen.

Es ist schon spät am Abend, als der Kommissar und seine Frau im Hotel eintreffen.

Unmittelbar, nachdem sie sich im Gästebuch eingetragen haben, sieht ihn der Hotelbesitzer ständig argwöhnisch an. Mit immer noch roter Nase, ohne Augenbrauen und versengten Wimpern erregt der Kommissar natürlich Aufmerksamkeit. Er versucht aber sich nichts daraus zu machen und setzt sich draußen auf die Terrasse. Aus einer Tasche holt er sich ein Buch — einen Thriller von Stephen King — während seine Frau sich im Zimmer etwas auf das Bett legt.

Obwohl ziemlich heiteres Wetter ist, ziehen sich über dem Hotel dunkle Wolken zusammen, als ein Mann an dem Tisch Platz nimmt, an dem der Kommissar sitzt und liest. Auffällig an ihm ist seine ungewöhnlich weiße Nase. Beide schauen einander neugierig an; der eine mit roter und der andere mit weißer Nase.

Während dieser Zeit belauert der Hotelbesitzer hinter einem Gebüsch mit Blumen ständig den Kommissar.

Dieser beschließt zu ihm zu gehen. "Tag der Herr, ich bin Kommissar Meyer aus Osselröde", versucht er das Eis zu brechen.

"Na klar!", antwortet da der Hotelbesitzer, läuft aber anschließend sofort in sein Büro und ergreift das Telefon.

"Komischer Vogel", murmelt der Kommissar, geht wieder zurück an seinen Platz und holt das Handy aus seiner Tasche. Die ersten Regentropfen fallen schon auf den Tisch.

Nicht so schnell wie die Jugend, doch Taste für Taste schreibt er einen Bericht und verschickt ihn als SMS.

Währenddessen sitzt neben ihm immer noch der Mann mit der ungewöhnlich weißen Nase, der kein einziges Wort sagt, und auf der anderen Seite ist erneut der Hotelbesitzer zugegen, von dem der Kommissar zu seinem Leidwesen wieder angeglotzt wird. Der Kommissar tut so, als ob ihn das alles nicht interessieren würde, doch irgendwie ist es ihm unangenehm.

Letzten Endes macht er sich davon und geht in sein Zimmer. Gähnend legt er sich noch angekleidet neben seine Frau ins Bett und fängt in weniger als fünf Minuten bereits an zu schnarchen. Er träumt von herrlichen Wiesen und schneeweißen Stränden, als er irgendwie in weiter Ferne eine Hand auf seiner Schulter fühlt. Es beschleicht ihn das Gefühl, dass er nur wenige Minuten geschlafen hat, als eine Stimme laut zu ihm sagt: "Aufstehen und die Hände an die Wand!" Der Kommissar wälzt seinen Körper im Bett hin und her.

 

"Ach, nicht jetzt Liebling, ich habe Kopfschmerzen." Darauf ist seine Frau sofort hellwach, schaut auf und sieht drei schwerbewaffnete Polizisten in ihrem Zimmer stehen. Sie stößt ihren Mann an. "Heinz, Polizei!"

"Funke, du? Was ist los?", brummt der Kommissar, während er allmählich wach wird.

"Aufstehen!", ruft ein Polizist.

Auf einmal ist auch der Kommissar hellwach: "Was soll denn der Quatsch?"

"Aufstehen und Gesicht zur Wand." Die Polizisten drohen mit ihren Waffen.

"Sind Sie denn total von Sinnen? Ich bin Kommissar Meyer aus Osselröde."

Die drei Polizisten fangen an zu lachen. "Ja, und wir sind die drei Musketiere."

"Lassen Sie die Witze, hier auf diese Weise in unser Schlafzimmer zu stürmen", reagiert der Kommissar unwirsch. Und ständig wird seine Nase immer roter, wie auch die Stellen, wo einmal seine Augenbrauen saßen.

"Gesicht zur Wand und ein bisschen dalli!"

Schon ist der Kommissar dabei seine Geduld und auch seinen Verstand zu verlieren, als die Zimmertür auffliegt. In der Türöffnung stehen Polizeimeister Funke und ein weiterer Kollege mit gezogenen Waffen. Automatisch, wie für routinierte Polizisten üblich, richten sie alle ihre Waffen gegeneinander, wodurch eine gefährliche Situation entsteht.

Polizeimeister Funke kann zum Glück erklären, was sich so alles abgespielt hat und wie die Dinge zusammenhängen: Der Hotelbesitzer war beim Eintreffen vom Kommissar und seiner Frau argwöhnisch geworden, da ja überall Plakate hingen, auf denen ein Krimineller mit roter Nase zu sehen war, nach dem gefahndet wurde. Der Kommissar hingegen hatte Funke einen Bericht übers Handy geschickt mit der Bitte, mal das Sündenregister des Hotelbesitzers einzusehen. Dabei kam heraus, dass dieser sich schon einmal mit Schiebergeschäften strafbar gemachte hatte. Und der Mann mit der ungewöhnlich weißen Nase? Da stellte sich heraus, dass dieser sich die Nase weiß gepudert hatte. Verraten hatte er sich jedoch, als der Funke beim Hotel eintraf und ihn aus Versehen anstieß, während er gerade sein Weißbier trank. Dadurch schwappte ihm das Bier ins Gesicht und wusch den Puder von der Nase. Da konnte ihn Polizeimeister Funke direkt verhaften.

Und der Kommissar und seine Frau? Die sind anschließend sofort nach Hause gefahren und gingen gleich schlafen.

Zwei Frauen am Telefon

Zwei Frauen sitzen zusammen im Wohnzimmer. Beide führen ein Gespräch mit dem Handy, unabhängig voneinander mit jeweils einem anderen Teilnehmer. Die erste Frau ruft an und fragt nach dem Mann ihrer Freundin. Die zweite Frau wird angerufen und spricht von ihrem neugeborenen Kind.

Frau1: "Hallo Helena, Stefanie hier … Hallo."

Frau2: "Mit Margit … Hallo Andrea."

Frau1: "Na Helena, wie steht es denn nun mit deinem Mann? Ist er noch immer bei dir?"

Frau2: "Danke, der Junge ist kerngesund, du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich mit ihm bin."

Frau1: "So eine Unverschämtheit, einfach abzuhauen, und das nur wegen einer jüngeren Frau."

Frau2: "Ach, er hat nur einen Haufen gemacht."

Frau1: "Na, wenn Männer so ohne was zu sagen abhauen, dafür gibt es doch einen Grund?"

Frau2: "Wir haben schon einen Namen überlegt."

Frau1: "Für solch einen Mann hätte ich schon mehrere Namen im Kopf, und bestimmt nicht die fröhlichsten, da kannst du Gift drauf nehmen."

Frau2: "Er hat laut meiner Mutter meine Augen und laut meinem Vater die Verdauung meines Mannes."

Frau1: "Ich würde ihn in den Wind schießen."

Frau2: "Ich klemme das Handy mal zwischen Schulter und Ohr, denn ich muss mein Baby sauber machen."

Frau1: "Er hat dich, glaube ich, nur als Spielzeug betrachtet."

Frau2: "Eine Klapper habe ich ihm gegeben, damit er ruhig bleibt."

Frau1: "Der große Mann spielt, bei mir würde ihm das Lachen schon vergehen."

Frau2: "Ach, mein kleiner Mann fängt an zu lachen … ich glaube er hat Hunger."

Frau1: "Und dann zur Flasche greifen."

Frau2: "Ach, der lacht mich so lieb an … ich gebe ihm mal was zu trinken."

Frau1: "Saufen? Ja, das habe ich bemerkt, das konnte er schon immer gut."

Frau2: "Ja, ich habe beschlossen ihn zu stillen … guck mal, er steuert geradewegs aufs Ziel los."

Frau1: "Wie er auch immer auf meine Brüste achtete, vor allem wenn ich einen tiefen Ausschnitt hatte … als ob seine Augen ferngesteuert wurden … ich bin sicher, dass er immer noch nicht weiß, welche Augenfarbe ich habe."

Frau2: "Er lacht mich an mit seinen großen blauen Augen, der Schatz."

Frau1: "Der wird noch große Augen machen, denn nun hat er dich für immer verloren."

Frau2: "Ja, trink nur, bei Mama bist du sicher aufgehoben."

Frau1: "Ach, weine nicht Helena, er ist es nicht wert."

Frau2: "Nun hat er den Schluckauf, der Kleine, ach, du musst mal aufstoßen, na dann halt ich dein Gesicht mal an meine Schulter."

Frau1: "Ich komme heute noch zu dir und dann kannst du dich mal an meiner Schulter ausweinen … ja, dann bis später."

Frau2: "Ich muss aufhören. Mein Mann kommt gerade und ich habe noch kein Essen vorbereitet."

Frau1: "Tschau."

Frau2: "Tschau."

Kommissar Meyer und viel Hokuspokus

Außerhalb der Kleinstadt Osselröde, aber zur gleichen Gemeinde gehörend, stehen Bauernhäuser mit großen Ackerflächen. Auf diesen Äckern werden meistens Kartoffeln angebaut, aber auch Getreide, so wie bei einer Bauernfamilie, die gerade zu dritt am Rande eines großen Feldes stehen. Alles in allem eigentlich eine Situation, die wir ja alle kennen, wären nicht inmitten des Getreides sogenannte 'Kornkreise' gesichtet worden.

"Vati, hat jemand vom Himmel das gemacht?", fragt der Sohn seinen Vater.

"Um Himmelswillen, rede doch keinen Unsinn", antwortet der Vater und schaut nach oben, wo ein Polizeihubschrauber über dem Getreide kreist.

"Ach, nur Albernheiten … aber wir werden es ja bald wissen", sagt Kommissar Meyer, der neben der Familie steht und auf den Polizeihubschrauber zeigt.

Der Mann schaut seine Frau an. "Nun sag du doch auch mal was."

"Nun, ich sah sie heute Morgen, die Getreidekreise, aus meinem Dachfenster, aber ich stand nicht hoch genug, um es deuten zu können … und doch, alles in allem, nun, ihr weißt doch, die Leute reden ja manchmal von außerirdischen Wesen, die …"

"Ach, red' doch keinen Quatsch", unterbricht sie ihr Mann.

"Aber heute Morgen hast du gesagt, es sei bestimmt eine politische Gruppierung, die hier Unfug gemacht hat."

"Ach, politisch oder außerirdisch, meistens dasselbe", mischt sich der Kommissar in das Gespräch ein und schaut voller Sehnsucht nach oben zu dem Polizeihubschrauber.

"Kurz und gut, ein Teil meiner Getreideernte ist im Eimer", stöhnt der Vater, als das Handy vom Kommissar einen Klingelton aus der fünften Symphonie von Beethoven von sich gibt.

Er geht dran: "Meyer! Funke, du? Was ist los? Du im Hubschrauber? Das wusste ich nicht. Wieso schwer zu sagen, was da im Getreide steht … Na, es ist bestimmt ein Lausbubenstreich … was sagt du? Ein Gesicht? Ein Gesicht, wie es Kinder normalerweise zeichnen? Komisch, was kann denn nur dahinterstecken? Nun, ich werde dem Hauptkommissar Bericht erstatten"

Die Mitglieder der Bauernfamilie sehen einander fragend an und der Kommissar schaut etwas seltsam anmutend zurück. "Na, ab jetzt geht der Tanz los", sagt er zu der Familie, worauf die Frau ihren Sohn ansieht und ihr Mann zum Polizeihubschrauber aufschaut. "Ich habe so ein komisches Gefühl in meinem Magen, dass hier was faul ist." Der Kommissar Meyer zuckt seine Achseln.

Noch am selben Tag ist die Komödie in vollem Gang. Über den Kornkreisen schwirrt noch immer der Polizeihubschrauber herum und mittlerweile auch ein Hubschrauber eines Rundfunk- und TV-Senders. Auf der Erde ist es mehr ein Kommen denn ein Gehen. Eine spezielle Einheit der Polizei untersucht die Stelle, auf der das Gesicht abgebildet ist, auf Fußspuren und ein Medium versucht mit dem Getreide in Kontakt zu treten. Außerdem sind Leute vom Forschungsinstitut dabei ein Teleskop aufzustellen, mit dem sie nachts eventuelle außerirdische Erscheinungen beobachten können. Und als gerade alles fertig ist, meint ein Naturforscher etwas Außerirdisches zu sehen, aber das entpuppt sich bei näherer Betrachtung nur als Polizeimeister Funke, der aus dem Polizeihubschrauber schaut.

Unzählige Zuschauer werden von der Polizei auf Abstand gehalten, und die Bäuerin des betroffenen Hofes bereitet so viel Kaffee und Kuchen zu, wie sie nur kann.

Und der Kommissar? Der schaut sich am Rande des Getreides zusammen mit dem Vater und dem Sohn der Bauernfamilie ein Foto an, das vom Hubschrauber aus von den Kornkreisen gemacht wurde.

"So ein Gesicht? Das kann nur ein Lausbubenstreich sein", sagt der Kommissar.

"Genau, wenig außerirdisch! Alles kompletter Unsinn", meint der Vater.

"Vati, ich glaube ich weiß was das Gesicht bedeutet", sagt auf einmal der Sohn.

"Rede keinen Unsinn und hilf deiner Mutter", antwortet der Vater.

"Warte mal", unterbricht ihn der Kommissar, "woher willst du wissen, was das Gesicht bedeutet?"

"Osselröde!"

"Osselröde?", fragen der Kommissar und der Vater zugleich.

Der Sohn nimmt sich sein Heft und seine Farbstifte. "Ich kann es euch ja mal zeichnen … so, ich schreibe OSSELRÖDE … also, das O ist sein Kopf, die zwei S sind die Ohren, das E sein Haar, das L seine Nase, das R seine Krawatte, das zweite O seine Mundöffnung, der Umlaut die Augen, das D seine Lippen und das letzte E nochmals sein Haar, vermutlich ein Bart."



"So simpel, na, da werden wir mal wieder schön an der Nase herumgeführt", sagt der Kommissar.

"Ich bin stolz auf dich", antwortet der Vater und streichelt seinem Sohn über seinen Kopf, während der Kommissar sich rasch aus dem Staub macht.

Der Geschichtsschreiber und der Laie

In einer Bibliothek nimmt ein Mann gegenüber einem anderen Mann Platz, der sich in ein Buch vertieft hat und sich dazu noch ständig Notizen macht.


"Was machen Sie denn da gerade, wenn ich fragen darf?"

Abwesend blickt der Mann auf. "Ich schreibe über die Geheimdienste."

"Interessant, denn wie manche Leute früher im Privatleben anderer herumschnüffelten war schon unverschämt, um es noch freundlich auszudrücken."

"Genau." Der Mann vertieft sich wieder in sein Buch.

"Sie sind bestimmt ein Schriftsteller?"

"Geschichtsschreiber, um genau zu sein."

"Geschichtsschreiber? Das ist ja eine schöne Geschichte … nun, ich bin in solchen Dingen nur ein Laie."

"Jeder nach seinem Geschmack." Der Mann vertieft sich wieder in sein Buch und macht Notizen.

"Sie reden von Geheimdiensten? Sicher haben sie über dieses Thema schon ein Buch veröffentlicht?"

"Nein, ich arbeite gerade an meinem ersten Buch!" Ohne aufzuschauen geht er weiter seiner Arbeit nach.

"Wow! Nun sitze ich hier einem zukünftigen Geschichtsschreiber gegenüber, was für eine Sache!"

"Wie Sie sagen."

"Ich möchte mich eigentlich nicht einmischen, aber nichtsdestoweniger machen Sie mich sehr neugierig."

"Wie meinen Sie?" Der Mann sieht von seinen Notizen auf.

"Nun, das Schreiben über die Geheimdienste von damals, wie wir darüber gelacht haben und wie froh wir waren, dass wir als Bürger der westlichen Welt in aller Freiheit leben konnten, denn was nach Kontrolle roch, haben wir verachtet, oder?"

Der Mann schmunzelt. "Genau wie Sie sagen: konnten … denn ich schreibe nicht von dem was war, sondern von der Welt in der wir nun leben; denn obwohl wir immer die totalitären Systeme ausgelacht haben, machen wir nun in der westlichen Welt genau den gleichen Fehler."

"Das müssen Sie mir mal genau erklären."

"Nun, man gibt dem Bürger seine Traumrolle, besser gesagt die Hauptrolle und behält alles was ihn betrifft im Auge, denn überall gibt es Kameras die alles festhalten wie man sieht, ein totales Abbild Ihres Lebens, gebannt auf Mikrochip, an jede Dienststelle weiterreichbar, Ihr Geist, Ihre Seele, Ihr Privatleben — egal wie weit Sie sich auch in die Anonymität verkriechen, Sie unterliegen immer der digitalen Kontrolle. Die Mauer ist weg, weg sind die Stiefel und die Fahnen, doch eine imaginäre Mauer ist gebaut worden, von der Sie nichts ahnen. Quasi ein Freiluftgefängnis in dem alles beobachtet wird, denn achten Sie einmal auf alles was auf Sie achtet; da fängt man allmählich an, die Freiheit zu vermissen."

 

"Einen Käufer ihres Buches haben sie schon."

"Danke."

"Eine Frage hätte ich noch."

"Und die wäre?"

"Wie finde ich wieder zu Ihnen, nachdem wir uns hier verabschiedet haben?"

"Nun, mein Buch wird im Buchladen liegen, oder unser Treffen wurde bestimmt von den Kameras hier in der Bibliothek aufgezeichnet, daher könnten Sie vielleicht dort mal nachfragen."

"Diesen Dienst würden die mir bestimmt erweisen, da bin ich sicher."

"Sicherlich. Na, dann auf Wiedersehen."

"Ja, tschau. Schön, dass ich Sie kennengelernt habe."

"Schön, dass Sie mir zugehört haben."

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