Brummi Vorlese- und Einschlafgeschichten

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Brummi Vorlese- und Einschlafgeschichten
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Brummi Vorlese- und Einschlafgeschichten

Von Silke und Pauline Langer


Über die Autoren:

Silke Langer (Jahrgang 1971) und Pauline Langer (Jahrgang 2010) sind ein Mutter-Tochter-Gespann aus Bad Zwischenahn. „Brummi Vorlese– und Einschlafgeschichten“ ist ihr erstes Buch. Beide lesen und malen in ihrer Freizeit. Da war es nicht weit her geholt, dass sie selbst einmal zum Stift griffen. Viele Ideen entstanden bei gemeinsamen Spaziergängen mit dem Hund. Paulines Fantasiereichtum beeinflusst einen großen Teil der Geschichten und gibt ihnen den Klecks Kindsein, der die Texte einmalig macht.

Brummi Vorlese- und Einschlafgeschichten

Von Silke und Pauline Langer

kontakt@silke-pauline-langer.de

www.silke-pauline-langer.de

1. Auflage, 2020

Texte: © 2020 Silke und Pauline Langer

Illustrationen: © 2020 Silke und Pauline Langer

Umschlaggestaltung: © 2020 Silke und Pauline Langer

ISBN: 978-3-753104-20-1

Verlag:

Silke und Pauline Langer

Heideweg 35A

26160 Bad Zwischenahn

kontakt@silke-pauline-langer.de

www.silke-pauline-langer.de

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Inhaltsverzeichnis

Lilos großer Tag 8

Ein Reim über Freundschaft 17

Die Geschichte von Thyranno und Thyranna 18

Der Kuss 22

Lilly hat morgen Geburtstag 23

Noch ein Tag bis Birthday 23

Happy Birthday 26

Überdrehte Fabelwesen 30

Das grüne Krokodil und der orangene Löwe 32

Zehn Leut 35

Die Tonnschleimmonsterfamilie 36

Karneval 38

Schnecki wünscht sich ein Haus 39

Die Schneck will weg 43

Heinrich der Hahn 44

Lio willst du König sein? 49

Albträume, und wie man sie besiegt 50

Halloween-Hexe 55

Knuddel mich 57

Das Herz 59

DiMiDo 60

Ein kleines Gedicht 65

Hubert und Claus 66

Im Park 69

Der Wettkampf 70

Die Brummi-Zeitung 76

Das Wetter mit der Süßigkeiten-Vorhersage 76

Vorsicht vor dem Süßigkeitenmonster! 76

Mäusepost 77

Achtung! Achtung! – Hundekot! 78

Das Müllproblem 79

Werbung – Dr. Hans Caterpillar in eigener Sache 79

Krötenwanderung 80

Witze-Ecke 80

Brummi lernt Fahrrad fahren 82

Mein Fahrrad 89

Muno 90

Wie ich mein Frauchen verlor 91

In den Straßen 93

Böser Hund 96

Ein neues Heim 99

Wenn Frauchen mit dem Hunde ... 102

Brummi juckt’s 103

Nicht mein Tag 107

Die Osterschweine 108

Sieben Karnickel auf einmal 110

Feuerwehrmann Fux im Einsatz 112

Kleines Lied vom Regen 117

Überfall auf Oma Alwi 118

Weihnachtsungeduld 122

Der Igel und der Fliegenpilz 123

Bastian, die Scheißhausfliege 125

James und die Gnome 126

Winter 135

Verliebte Igel 136

Herbst 142

Sophie mit Phobie 143

Das Virus 147

Der Vampir und die Fledermaus 148

 

Der Auasammler 153

Hubi und die Insektengang 154

Sommer 157

Schana und Rosi 158

Was ist Glück? 164

Die schönste Kuh 165

Der Thunfisch 168

Wassernot in Afrika 169

Rambazamba in Uganda 169

Nicht Willkommen 176

Die Fabrik 180

Glückliches Wiedersehen 184

Alles wird gut 187

Unser Klima 189

Woher kommen die Träume? 190

Alternative Energien 192

Danksagung 193

Lilos großer Tag

Brummis Mama Bärtha öffnete die Zimmertür. »Brummi aufstehen!«

»Es ist mitten in der Nacht«, grummelte er in sein Kopfkissen. Der kleine Bär lag auf seinem kuschelweichen Bauch und zog sich die Decke über das Köpfchen.

»Nein! Es ist 10 Uhr morgens!«, entgegnete Bärtha und stemmte die Tatzen in die Hüften. Sie hatte Haushaltstag und eine Menge Arbeit um den Kopf. Deshalb beugte sie sich zum Deckenberg und säuselte sanft in die herausschauenden Ohren: »Morgen ist Lilos Möhren-Jahrestag. Er darf das erste Mal zur Möhrenernte mit. Abends gibt es eine Party für alle Tiere. Und heute wolltet ihr alles vorbereiten. Vergessen?« Sie drehte sich um und verschwand in den Wirtschaftsraum, um nach der Wäsche zu schauen.

Brummi sprang wie vom Blitz getroffen aus dem Bett. »Au ja!«, rief er aufgeregt. »Das wird ein Spaß. Morgen ist Partytime.«

So schnell ihn seine kurzen Beine trugen, rannte er ins Bad und hüpfte unter die Dusche. Er gähnte und riss dabei seinen Mund auf wie ein Nilpferd im Wasser. In Gedanken war er schon bei der Partyplanung und summte mit geschlossenen Augen „Kam ein kleiner Teddybär aus dem Spielzeuglande her“[Fußnote 1]. Er tastete in seine Seifenschale und runzelte die Stirn.

»Ach Menno. Wir waren erst gestern bei Wolfgang Wildschwein im Laden. Meine Honigseife haben wir vergessen. Jetzt kann ich mich nicht waschen. Naja, oder ich benutze die Seife von jemand anderem.«

Schwupps griff er in Papa’s Schale und roch an dem Stück Seife. »Boah, die stinkt nach Haselnuss. Ich mag keine Haselnuss.« Trotzdem schäumte er sein ganzes Fell ordentlich ein und hielt dabei sicherheitshalber die Luft an.

»Wie schusselig von mir. Ich bin ja noch mit Hase Lilo Löffel und Eichhörnchen Paul Peanut verabredet.«

Verblüfft bemerkte Brummi erst jetzt, dass er schon die ganze Zeit laut mit sich selbst redete. Er schüttelte grinsend den Kopf. Rasch spülte er den Schaum weg und trocknete sich ab. Raketenschnell verschwand er im Zimmer, zog sich an und kam die Treppe herunter geflitzt.

»Mama, stellst du mir den Honig für mein Frühstück hin?«

Ring. Ring.

Das Telefon klingelte. Der kleine Bär stürmte zum Hörer: »Hallo? Brummi Braun am Apparat.«

Aus dem Telefonhörer kam eine krächzende Stimme: »Und hier ist Lilo Löffel.«

»Hallo Lilo! Wie geht’s? Wie steht’s? Was machen die Möhren? Rufst du wegen der Party an?«

»Ja, eigentlich n-nicht so gut. Ich habe Husten u-und Schnupfen und mi-hir ist sooo k-kalt.«

»Oje, dann treffen wir uns heute lieber nicht bei dir für die Partyvorbereitung. Wir wollten doch euren Schuppen bemalen. Und was wird jetzt aus der Möhren-Ernte für dich?«, fragte Brummi besorgt.

»Nee, t-treffen geht nicht. Mein P-Papa möchte n-nicht, dass wir unsere Gartenlaube verunstalten. Aber dafür kannst du P-Paul fragen. Eventuell nehmt ihr den Sch-Schuppen in eurem Garten? Wie wär’s, wenn ihr den mit F-Farbe von uns bemalt? Hatschi! D-Deine Mama hat bestimmt nichts dagegen. Zur Möhren-Ernte k-kann ich mit meinem F-Fieber leider auch nicht.« Lilo schniefte und hüstelte ins Telefon.

Brummi spürte förmlich seine Enttäuschung durch den Hörer. »Gesundheit! Gute Idee mit unserem Schuppen. Ich frage meine Mama. Muss jetzt Schluss machen. Mein Frühstück wartet. Und gute Besserung Lilo. Tschühüs!«

»Tschüssikowski bis Dannemanski!«

Brummi legte auf. Mama Bärtha kam herein. Er rannte auf sie zu, kniete sich vor sie hin, faltete seine Hände wie zum Gebet und schaute mit Dackelblick nach oben.

»Lilo ist krank. Seine Gartenlaube dürfen wir nicht bemalen, sagt sein Papa. Erlaubst du uns, unseren Schuppen anzumalen? Und die Party feiern wir dann bei uns statt bei Lilo? Bitteeee.«

»Ach du meine Güte! Der arme Lilo. Naaa guuut. Wenn du mich so lieb bittest, kann ich nicht Nein sagen.«

»Juhu!«, Brummi hüpfte freudestrahlend zum Esszimmer.

Auf dem Weg drehte er sich um: »Meinst du, ich nehme für Lilo ein wenig Honig mit, damit er schnell wieder gesund wird?«

»Das ist eine sehr gute Idee. Ich hole ihn dir«, antwortete seine Mama mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen.

Endlich genoss Brummi sein Frühstück in vollen Zügen. Anschließend nahm er das Glas Honig für Lilo in die Tatzen und lief zu Paul Peanut, um ihn abzuholen und ihm von den Neuigkeiten zu erzählen.

Er marschierte die Straße rauf und wieder runter über den kleinen Hügel, rechts lang und ein Stück geradeaus. Endlich erreichte er den Waldrand mit dem großen Eichhörnchen-Baum. Oben im Baumhaus wohnte Paul mit seiner Familie. Brummi zog am Seil, das neben der Strickleiter hing. Es bimmelte laut. Sein Freund erschien sofort in der Tür.

»Soll ich dir von der coolen Idee von Lilo erzählen?«, sprudelte es aus Brummi heraus.

Paul winkte ab. »Die kenne ich schon. Lilo hat sie mir am Telefon verraten.«

»Oooch. Ok.« Der kleine Bär schob die Unterlippe vor und schmollte für einen kurzen Moment.

Paul kam unterdessen die Leiter heruntergeklettert. »Wo is’n die Farbe?«

Das hätte Brummi fast vergessen. »Ähm. Oh, die Farbe steht noch bei Lilo. Die müssen wir abholen.«

»Dann beeilen wir uns lieber, sonst wird der Spaß bis morgen nicht trocken.«

Sofort rannten beide zum Hasenheim. Ihr Freund wohnte in einer gigantischen Möhre mit seiner großen Hasen-Familie und wartete an der Tür. Vor seinen Füßen standen ein paar Farbeimer.

Beide riefen von weitem: »Lilo. Farbe.«

»Hallo, ihr! H-Hatschi! Ich habe schon auf euch gewartet. Braucht ihr Pinsel?« Das kleine Langohr krächzte wie ein alter Rabe, hustete andauernd und seine Nase tropfte.

»Nein danke, Pinsel haben wir. Schade, dass du nicht mitmachen kannst. Wir wollen gleich los malen!«, riefen Brummi und Paul atemlos und bremsten rutschend ab. Fast wären sie auf die Farbeimer gefallen.

»Hier, damit du schnell gesund wirst.« Brummi übergab den Honig an Lilo. Der strahlte über das ganze Gesicht und hätte sich fast verbeugt.

»D-Danke. Das ist ja lieb. Vergesst die M-Möhren nicht!«

Neben den Farbeimern stand ein Korb mit einer Menge Möhren darin. Den hatten sie vor lauter Aufregung gar nicht gesehen. Sie nahmen ihn hoch und schauten Lilo fragend an.

»Brummi, meine Mama w-würde sich sehr über einen Honig-Möhren-K-Kuchen freuen. Hatschi! Den kann deine Mama am b-besten backen.«

»Geht klar. Das macht sie bestimmt.« Brummi streckte den Daumen in die Höhe. Lilo zeigte hinter die Riesenmöhre auf den Bollerwagen.

»Den könnt ihr n-nehmen, damit ihr die schwere F-Farbe nicht schleppen müsst.«

Paul holte ihn. Schnaufend vor Anstrengung packten die Zwei Farbeimer und Möhrenkorb auf den Wagen, und zogen alles mühsam zu Brummis Garten. Dort angekommen, trugen sie zuerst den Korb zu Mama Bärtha.

»Mama? Könntest du für die Party einen Honig-Möhren-Kuchen backen? Lilos Mama würde sich sehr freuen«, fragte Brummi.

»Das mache ich sehr gern.« Sie nickte und verschwand mit dem Korb im Haus.

Die Freunde stürzten sich sofort an die Arbeit. Den ganzen Nachmittag pinselten und malten, malten und pinselten sie. Der Schuppen sah in kurzer Zeit wie ein Regenbogen aus; Paul und Brummi übrigens auch, von oben bis unten mit Farbe bekleckert.

Unterdessen hatte Brummis Mama einen riesigen Honig-Möhren-Kuchen gebacken. Paul schrieb Einladungen für die Tiere. Schließlich sollten alle rechtzeitig den neuen Party-Ort erfahren. Schnell trugen sie die Briefe zur Post. Der Postmaulwurf Mike schaute verwirrt den großen Stapel an.

»Lieber Postmaulwurf, könnten sie bitte die Briefe heute noch verteilen? Für sie ist auch eine Einladung zur Party dabei«, erkundigte sich Paul.

»Ausnahmsweise«, gab der Maulwurf streng zurück und wühlte sich in die Erde.

Der nächste Tag brach an. Morgens trafen sich alle Hasen zur großen Möhrenernte, außer Lilo Hase. Die Ernte war ein voller Erfolg. Jeder Hase trug einen gut gefüllten Korb nach Hause. Als seine Eltern und Geschwister mit ihrer Ernte heimkamen, freute sich Lilo mit ihnen. Im nächsten Jahr wird er auf jeden Fall mit dabei sein. Außerdem ging es ihm schon viel besser.

Am frühen Nachmittag trudelten die ersten Gäste im Garten der Bären ein. Eichhörnchen Paul brachte seine Eltern mit. Der stattliche Waldbär Waldi kam und dazu die Schildkröte Selma. Die große Igelsippe Laubling aus dem nahen Blätterhaufen trapste heran. Jede Menge Frösche hüpften aus dem Teich herbei.

Hummeln und Bienen surrten herum. Die Eulenfamilie Eisenschnabel flog in Formation gesittet herbei. Horst Hirsch kam mit seiner Frau Rosi Reh. Und Fritzchen Fuchs kreuzte ebenfalls auf.

Das Wolfsrudel Mondruf rückte an. Wolfgang Wildschwein mit seiner Ehefrau Wilma und den zehn Frischlingen zockelte auch noch hinterher. Aus der Erde wühlte sich der Postmaulwurf und schnupperte in die Luft.

Nachdem sich alle Tiere versammelt hatten, erschien sogar Lilo mit seinen Eltern und der ganzen Hasenverwandtschaft. Allesamt freuten sie sich und klatschten in die Pfoten.

Die Frösche stimmten ein Lied an. Die Grillen, die später gekommen waren, spielten dazu auf ihren Instrumenten eine Polka.

Brummis Mama Bärtha trug den Honig-Möhren-Kuchen zur bunten Scheune. Sein Papa Bärtram hatte vorher einen großen, langen Tisch dorthin getragen, so dass für alles Platz war.

Dieser füllte sich langsam mit vielen Leckereien. Lilos Mama brachte Möhrenkekse, Möhrensaft und Möhrenbrot mit und stellte die Sachen neben den Kuchen. Der große Waldbär Waldi wuchtete ein Fass Honigbier auf den Tisch, der sich daraufhin verdächtig Richtung Boden bog. Pauls Eltern packten eine Schüssel mit Nüssen dazu. Und Wolfgang Wildschwein brachte Kinderpunsch und Süßigkeiten mit.

»Die Party ist eröffnet!« Brummis Papa Bärtram hob sein Honigbierglas und prostete allen zu.

Brummi und Paul gesellten sich derweil zu Lilo. »Geht es dir besser? Bist du wieder gesund?«

 

»Ja, mein Schnupfen ist so gut wie weg und das Fieber auch. Noch mal danke für den Honig. Der hat super geholfen. Ich habe ganz viel geschlafen und möchte jetzt zusammen mit euch feiern. Diese Party lasse ich mir doch nicht entgehen!«

Lilo schaute zu seinen Eltern hoch. »Darf ich mit meinen Freunden toben?«

»Aber ja. Los mit euch!«

Die Tiere spielten ausgelassen. Sie tanzten, lachten und schnatterten, aßen und tranken, rannten und kasperten übermütig, sodass die Zeit wie im Fluge verging. Außerdem lobten alle den frisch bemalten Schuppen der Bärenfamilie.

Sie verbrachten einen fröhlichen Nachmittag und feierten bis in die Nacht hinein. Es war ein Tag, der allen Tieren lange in Erinnerung bleiben wird!

Und nächstes Jahr darf Lilo endlich bei der großen Möhren-Ernte dabei sein.

Ein Reim über Freundschaft

Du beim Mond bist viel zu schön.

Kannst du die Sterne oben seh’n?

Ach wie kann ich es dir sagen,

du bekommst nie solche Fragen,

weil du nämlich nie vergisst,

dass du meine Beste bist.

Die Geschichte von Thyranno und Thyranna

Vor vielen Millionen Jahren zogen zwei Dinosaurier-Geschwister durch die Gegend. Sie hießen Thyranno und Thyranna. Seit Tagen hatten sie nichts mehr gefressen. Ihre Bäuche knurrten extrem laut. Alle Tiere in ihrer Nähe flüchteten panisch bei diesen Geräuschen. Das störte die beiden aber nicht. Sie waren es gewohnt, dass man Angst vor ihnen hatte. Dabei waren sie die liebenswürdigsten Tyrannosaurier weit und breit. Nur wusste das niemand.

Nach einem halben Tag Wanderschaft erblickten sie eine Triceratops-Herde. Die sahen nur alle so dünn aus. Vor lauter Mitleid verging den Tyrannos der Appetit.

Am Waldrand entdeckten sie reichlich Farne, Schachtelhalme oder Koniferen. Aber Grünzeug? Die Geschwister schüttelten sich. Sie waren definitiv keine Vegetarier. Mit einem Mal hörten sie lautes Flügelschlagen direkt über sich. Und schon landete ein großer Schwarm Flugsaurier vor ihnen.

Thyranno fragte den größten Saurier: »Habt ihr von da oben was zu fressen für uns gesehen? Was Fleischiges?«

Der Flugsaurier-Chef watschelte nach vorn: »Wieso sollten wir - die Könige der Lüfte - für euch was zu fressen suchen?« Er streckte seine Brust vor und sprach etwas gestelzt.

Thyranna raunte in Thyrannos Ohr: »Das sind aber arrogante Dummschnäbel. Die finden sich gleich in meinem Magen wieder.«

Thyranno schaute Thyranna entgeistert an und flüsterte zurück: »Spinnst du! Wir sind nette Dinosaurier.«

»Ok, ok! Aber dann lass uns wenigstens weiter gehen. Die sind doof.« Thyranna kniff die Augenbrauen zusammen und streckte den anderen Sauriern die Zunge raus. Ihr Magen grummelte in diesem Moment so laut wie ein Vulkan kurz vor dem Ausbruch.

Thyranno wandte sich an den Flugsaurier-Chef: »Dann eben nicht. Wir müssen jetzt los. Tschüss.« Die Geschwister stampften weiter auf Futtersuche. Nach einer Weile vibrierte der Boden unter ihren Füßen.

Bumm. Bumm. Bumm.

Bei jedem Bumm hüpften sie ein kleines Stück in die Höhe.

Bumm.

Jetzt war es ganz nah. Erschrocken schauten sie sich um. Zwischen den Blättern der Bäume erschien ein riesengroßer Langhals-Dinosaurier. Er trat auf einen Stein und gab im selben Moment einen ohrenbetäubenden Schrei von sich. Er hob das verletzte Bein an und bewegte es hin und her, um das Dingsda wieder loszuwerden. Sein Jammern war nicht auszuhalten. Der Stein haftete unter seinem Fuß wie mit Leim festgeklebt.

»Hey, du da oben! Können wir dir helfen?«, riefen die Geschwister wie aus einem Maul.

Der Langhals-Saurier reagierte nicht. Stattdessen rüttelte und schüttelte er immer weiter sein Bein. Ohne Erfolg.

»HAALOOO! KÖNNEN WIR DIR HELFEN?«

Der Große hörte mit seiner sinnlosen Beschäftigung auf. Verwundert schaute er zuerst rechts entlang und dann nach links. Endlich sah er die beiden ausgehungerten Raubsaurier. »Was ihr von mir wollen?«

»Wir könnten dir helfen. Als Dank kannst du uns dann auch einen Gefallen tun.« Thyranno trat mutig vor.

»Das toll wäre!«, sagte der große Dino.

Daraufhin marschierte Thyranno furchtlos zum riesigen Fuß des Langhalses und nahm vorsichtig den Stein ins Maul. Ein Schritt zurück und schwupp war der andere Saurier befreit. Thyranno fiel durch den Schwung auf den Hintern. Thyranna kicherte. Er sprang wieder auf und warf ihr einen nicht besonders netten Blick zu.

Schnell besann er sich und wandte sich an den Riesensaurier: »Kannst du schauen, ob du was zu fressen für uns siehst? Vorzugsweise aus Fleisch?«

»Blätter?«, fragte der andere einfältig.

»Sein Gehirn ist viel zu klein, um uns zu verstehen«, wisperte Thyranna.

Thyranno hörte nicht hin. »Nein, FLEISCH!«, brüllte er ungeduldig.

»Teich?« Der Langhals verstand ihn nicht.

»Ach, egal« Thyranno winkte ab. Er war zu hungrig und zu schlapp und brummte: »Auf Wiedersehen!«

Die Geschwister trotteten weiter ihren Weg entlang.

Zwei Wochen vergingen. Sie hatten kein Fressen gefunden. Ihre Schritte wurden langsamer und langsamer. Thyranno stürzte und fiel einen Abhang hinunter. Er landete in einem ausgetrockneten Flussbett und blieb liegen. Thyranna wollte ihren geliebten Bruder festhalten. Doch sie verlor das Gleichgewicht und rutschte hinterher. Sie legte sich neben ihn und nahm seinen Kopf in ihre kurzen Arme. Mit geschlossenen Augen atmete Thyranno das letzte Mal in seinem Leben ein. Thyranna starb bald nach ihrem Bruder vor Gram über seinen Verlust.


Heute kann man die Skelette von Thyranno und Thyranna im Museum betrachten. Immer noch umarmen sie sich.

Die beiden beweisen auf ihre Weise, dass Raubsaurier nicht grundsätzlich böse und gefräßig waren.

PS: Die Steinverwandten und andere Saurier kann man in einem Dinopark in Niedersachsen bewundern.

Der Kuss

Prinz und Prinzessin haben sich gestritten,

doch da kam ein Ritter angeritten.

Der Ritter sagte: »Jetzt ist Schluss!«

Da war alles gut, und am Ende gabs den Kuss.


Lilly hat morgen Geburtstag

Noch ein Tag bis Birthday

»Aufstehen Schätzchen! Es gibt Frühstück!«, ruft Lillys Mama Richtung Treppe.

»Ich komme sofort. Ziehe mich nur noch schnell an«, antwortet Lilly. Als sie fertig ist und zu ihrer Mama nach unten kommt, fragt sie: »In wie vielen Tagen ist mein Geburtstag?«

»Morgen.«

»Waaas? Schooon? Meinst du, Tautau denkt an meinen Geburtstag?«

»Die alte Schlafmütze muss erst einmal aufstehen.«

»Ich bin keine Schlafmütze sondern ein Kuscheltier-Stier«, brummt eine Stimme verärgert aus dem Kinderzimmer. In der Tür erscheint ein kleiner Stier mit zwei unterschiedlich großen Hörnern. Er kommt langsam die Treppe herunter und gähnt.

Lilly schaut ihn liebevoll an: »Mama wollte dich nur reinlegen. Sie weiß doch, dass du mein allerliebstes Kuscheltier bist.«

Missmutig späht der kleine Stier über den Frühstückstisch, den Mama in der Zwischenzeit gedeckt hat. »Ich habe keinen Hunger. Mir ist der Appetit vergangen«, nörgelt er und zieht die Stirn in Falten.

Besorgt fragt Lilly: »Geht es dir etwa nicht gut?«

»Ha Ha, habe euch veräppelt.« Tautau strahlt über das ganze Gesicht und dreht sich einmal im Kreis. Dann setzt er sich auf einen Stuhl am Tisch.

»Du kleiner, gemeiner Stier.« Lilly gibt ihm einen liebevollen Klaps auf den Hinterkopf. Sie rutscht ganz nah an seine Stierohren und flüstert: »Morgen ist mein Geburtstag. Hast du schon ein Geschenk für mich?«

Tautau reißt die Augen auf und antwortet erschrocken: »Ach du dicker Stier. Da muss ich glatt noch etwas Schönes besorgen.«

»Jetzt aber essen! Schließlich müsst ihr gleich in den Kindergarten«, schaltet sich Mama dazwischen.

»Machen wir«, antwortet Lilly mit vollem Mund.

»Okay«, kommt es aus Tautaus Ecke.

Nach dem Frühstück verkündet Mama: »Heute bringt euch Opa Alfred.«

»Och nö, wieso das denn?«, Lilly klingt gar nicht begeistert.

»Weil Papa und ich etwas Wichtiges vorhaben.«

»Hat das was mit meinem Geburtstag zu tun?«

»Vielleicht?« Mama schaut ihre Tochter und Tautau verschwörerisch an.

»Na gut. Wir werden es überleben.« Lilly guckt trotzdem nicht besonders begeistert.

Tautau wispert an Lilly gewandt: »Ich will nicht mit dem fahren. Der riecht nach Fisch. Und ich hasse Fisch. Bäh!«

Genauso leise antwortet Lilly: »Er ist Fischverkäufer. Die riechen nun mal so.«

»Da kommt er.« Mama steht in der Tür und winkt Opa zu.

Er steigt aus seinem seltsamen Gefährt und gibt ihr einen Schmatzer auf die Wange. Den beiden Kleinen rubbelt er über den Kopf und fragt: »Wollen wir los?«

Tautau tippt Lilly an. »Kannst du mich ganz fest in den Arm nehmen?«

Sie streckt den Daumen in die Höhe: »Selbstverständlich. Ich ziehe mir eben meine Jacke an«, verkündet sie an Opa gewandt.

»Okke«, sagt Opa Alfred. »Du und deine Kuh könnt euch auf den hinteren Sitz setzen.«

»Hey, ich bin keine Kuh sondern ein Stier.« Tautau kneift die Augenbrauen zusammen und zieht einen Flunsch: »Ein ziemlich Hübscher, um genau zu sein.«

»Jetzt fahrt endlich, sonst kommt ihr zu spät«, mischt sich Mama ein.

»Okke«, sagt Opa nochmals und macht sich auf den Weg.

Sein Auto sieht aus wie ein Boot. Dieses Teil hatte Opa vor Jahren allein zusammengeschustert, sozusagen ein Opa-Alfred-Hobbybootauto. Er setzt Lilly und Tautau im Kindergarten ab und düst sofort wieder los. Eine kleine Jungshorde begrüßt sie an der Tür.

»Was war denn das für ein komisches Auto?« Anführer Jonas verkneift sich das Lachen.

»Geht dich gar nichts an!« Lilly verschränkt die Arme und schaut die Jungsbande angriffslustig an. Sie hat keine Lust, von Opas Autobootleidenschaft zu erzählen.

Jonas streckt ihr die Zunge raus: »Blöde Kuh!«

Tautau hebt einen Huf: »Das heißt blöder Stier! Wennschon, dennschon.«

Er und Lilly klatschen sich grinsend ab. Die Jungs schütteln den Kopf und lassen die beiden in Ruhe. Lilly verrät niemandem im Kindergarten, dass sie am nächsten Tag Geburtstag hat. Der Tag vergeht wie im Flug und abends fällt sie müde ins Bett.

Happy Birthday

Am nächsten Morgen springt Lilly schnell wie der Blitz aus den Federn und hüpft wild im Zimmer umher. Tautau glaubt zuerst, dass sie sich wehgetan hat. Bis ihm einfällt, dass ja heute Lillys Burzeltag ist.

Wenn die wüsste, welches Geschenk ich für sie habe. Das kleine Schlitzohr Tautau lacht sich ins Fäustchen.

In der Zwischenzeit trällert Lilly Heute ist mein Geburtstag in einer Tour. Ihre Haare fliegen auf und nieder und ihr strahlendes Lächeln erfüllt den ganzen Raum. Flink zieht sie sich das blaue Kleid mit dem weißen Spitzenkragen über und hopst die Treppe herunter.

Unten stehen Mama und Papa mit einem großen Geburtstagskuchen. Auf dem Kuchen warten fünf Kerzen, die ausgepustet werden sollen. Doch zuerst singen ihre Eltern ein Geburtstagsständchen. Lillys Herz klopft wie verrückt, so aufgeregt ist sie. Endlich sind sie fertig. Lilly schließt die Augen und pustet im Rekordtempo alle Kerzen auf einmal aus.

Hoffentlich bekomme ich das Fahrrad, wünscht sie sich in Gedanken. Sie öffnet die Augen wieder und erschreckt sich. Sie hat gar nicht gemerkt, das Tautau näher gekommen ist. Er steht vor ihr. In seinem Huf steckt ein Zettel. Der andere ist auf dem Rücken versteckt. Er schaut mit großen Kulleraugen zu ihr auf und singt:

Wenn ich an dich denke,

und dir Blumen schenke.

Wenn ich für dich singe,

und dir Blumen bringe.

Ja dann, ja dann,

ist Geburtstag, Mannomann.

Wenn ich mit dir kuschel,

deine Haare wuschel.

Wenn ich mit dir herze,

und mit dir auch scherze.

Ja dann, ja dann,

ist Geburtstag Mannomann.

Ich hab dich ganz doll lieb,

das weißt du sicherlich,

drum schenk ich dir.

MICH.

Er fällt auf ein Knie, zieht die versteckte Hand hervor, und überreicht ihr einen Blumenstrauß mit lauter Sonnenblumen. Das sind ihre Lieblingsblumen. Lilly kullern ein paar Freudentränen über die Wangen. Sie hätte nie gedacht, dass Tautau für sie ein Lied singt. Das überwältigt sie total.

»D-danke, D-danke«, stottert sie deshalb nur, hockt sich hin und breitet die Arme aus. Der kleine Stier stürzt sich mit Vergnügen hinein.

Mama hat in der Zwischenzeit den Kuchen zum Esstisch gebracht und schneidet ihn auf. Papa wartet bereits am Tisch. Vor ihm liegt ein leckeres Stück Geburtstagskuchen. Im Zimmer riecht es verführerisch nach Kakao.

»Dann kommt mal her und holt euch auch Kuchen«, ruft Mama. »Und nach dem Essen überreichen wir dir dein Geschenk.«

Lilly und Tautau flitzen zum Esstisch und stopfen sich abwechselnd Kuchen und Kakao in den Mund. Lilly möchte endlich wissen, was sie bekommt. Ihr Teller ist leer. Ihr Becher ist leer. Sie trommelt unbewusst mit den Fingern auf den Tisch. Tautau braucht etwas länger. Nachdem alle gestärkt sind, holen Mama und Papa ein komisches, rundes Geschenk hervor.

Wie ein Fahrrad sieht das aber nicht aus, denkt sie.

Lilly lässt den Kopf hängen. Sie reißt das Papier ab. Es ist ein Fahrradhelm. Sie schaut ihre Eltern entgeistert an: »Ich habe doch gar kein Fahrrad.«

»Na, dann geh mal in den Garten«, entgegnet Mama.

Lilly schnappt sich Tautau und rennt zur Terrassentür. Da steht ein nigelnagelneues rotes Kinderfahrrad mit einer riesengroßen Schleife. Sie reißt die Hände nach oben und springt mit einem weltrekord-verdächtigen Sprung in die Luft. »Juchhu!«

»Ab morgen wird Fahrradfahren geübt!«, befiehlt Papa lachend.

Lilly ist glücklich. Alle ihre Wünsche haben sich erfüllt.