CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst

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CRAZY CONFUSED WORLD- Die Tage der fliegenden Bockwurst
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Susan March


CRAZY CONFUSED WORLD Die Tage der fliegenden Bockwurst


Roman

CRAZY CONFUSED WORLD

Die Tage der fliegenden Bockwurst

Susan March


published by: epubli GmbH, Berlin

www.epubli.de

Copyright: © 2015 Susan March

Illustrationen von Susan March

ISBN 978-3-7375-1737-9

Niemand ist wirklich verrückt, sondern einfach nur anders! In einer Welt, in welcher ein Großteil der Erdbevölkerung plötzlich isoliert ist, an kollektiven Irrsinn zu leiden scheint und der andere Teil auf der Suche nach einer Erklärung hierfür ist. So geschieht es jedem, und vor allen Marie und Ben ganz recht, wenn diese plötzlich aus ihrem scheinbar zufriedenen und selbstgerechten Leben herausgerissen und in eine lebensfeindliche Umwelt katapultiert werden. Und es muss diese nicht wundern, dass niemand mehr den Anderen versteht, man von schreienden Nackten verfolgt wird, Erwachsene zu vollkommenen Analphabeten werden und die eigenen Schuhe nicht mehr passen wollen, die man vorhin noch trug. Erleben Sie mit, wie sich die Welt ändert, schneller als wir uns vorstellen können und von einer vollkommen unerwarteten Seite! Plötzlich ganz starke Frauen und Männer mit neuen Fähigkeiten. Aber, war es denn nicht schon immer so?!!

INHALTSVERZEICHNIS

Titel & Impressum

Klappentext

Vorwort – Ein neues Genre ist geboren -

Prolog

1  Die Ordnung

2  Urlaub

3  Start

4  Grüße

5  Es werde Licht

6  Nur für Dich

7  Stromausfall

8  Pferderennen

9  Ach du liebe Feuerwehr, bei Gasgeruch muss Hilfe her!

10  Fliegende Bockwurst

11  Sichtweisen

12  Positionen

13  Schule

14  Wahlkampf

15  Kirschblüten

16  Woodys

17  Etwas Verwirrung

18  Hubschrauber

19  Déjá-vu

20  Mochtag

21  Untersuchungen

22  Coffee to go

23  Überzeugungen

24  Verschwunden

25  Niemand zu Hause

26  Home sweet home

27  Sabbelnde Idioten

28  Von Freund zu Freund

29  Neue Freunde

30  Invasion

31  Einfach mal Dampf ablassen

32  Entscheidungen

33  Merkwürdigkeiten

34  Einen vor, zwei zurück

35  Annäherung

36  Ankunft

37  Beachparty

38  Angriff

39  Eigene Wege

40  Gefangen

41  Warten

42  Verstärkung

43  Schuss um Schuss

44  Austritt

45  Verschwunden die Zweite

46  Veränderung

47  Auge um Auge, Zahn um Zahn

48  Begegnung

49  Nach Hause

50  ELAM – Der Beginn –

Nachwort

Zur Autorin

Vorwort


Es ist endlich Zeit für eine echte Abwechslung!

ACSPAM ist das brandneue Genre, welches die Bedürfnisse jedes Lesers erfüllen kann. Sind Sie auf der Suche nach Action? Soll gelacht werden? Wollen Sie wissenschaftlich gefordert werden? Ist Ausspannen und Unterhaltung angesagt? Hat Sie der Forscherdrang gepackt? Suchen Sie nach dem tieferen Sinn des Lebens oder soll es rätselhaft sein? Die Antwort ist einfach und sie liegt direkt vor Ihrer Nase! Finden Sie heraus was ACSPAM bedeutet, mit unserer Buchreihe CCW- CRAZY CONFUSED WORLD!


Wie handeln bei Feuer?

Keine Ahnung! Das ist auch nicht Thema dieses Buches, und wenn Sie ausschließlich auf der Suche nach einer Antwort zur Brandbekämpfung sind, sind Sie hier demzufolge vollkommen verkehrt. Also husch-husch!

Wenn Sie aber erfahren wollen, wie das friedliche Leben ewiger Müßiggänger und Abkürzer in Schutt und Asche gelegt wird, dann sind Sie richtig. Lassen Sie es raus! Seien Sie hämisch und schadenfroh!

Außerdem sollten wir uns duzen! Also, wo waren wir stehen geblieben...? Ach ja! Lass es raus! Reib Dir vergnügt die Hände über die Dummheit und Missgeschicke der anderen. Und merke Dir das Wort „ssnnnhhg“, wenn Du kannst! Wenn Du also zurzeit nur Sauerkraut verstehst und die Welt in welcher wir leben von Tag zu Tag immer unverständlicher für Dich wird, dann kann dieser kleine Reiseführer für Dich eine ebenso kleine Hilfe sein!

PROLOG –

Wir sind abhängig und wir sind gebunden,

unser Leben wird bestimmt und gesteuert,


alles hängt davon ab,


wir unterliegen einem uralten Rhythmus.


Werden, Sein und Vergehen.


- Und es ist wieder an der Zeit -

1. DIE ORDNUNG


Im Meer der Sterne. In einer unendlichen Reise durch diese grenzenlose, kosmische Pracht, zieht man irgendwann an einer gelben, kleinen, einsamen Sonne vorbei.

Noch kleinere Planeten aus Gestein, mit vernarbten und geschundenen Gesichtern. Ein Mond, hell und strahlend. Wieder ein Planet, zur einen Hälfte von seinem Zentralgestirn angestrahlt und wunderschön, zur anderen Hälfte in Schwärze getaucht.

 

Wir stürzen, auf die Tages-Nachthälfte.

Geradewegs zu.

Aus dem Nebel und der Schwärze treten nach und nach helle und strahlende Flecken hervor.


Ein geweihter Priester, der aus dem Schatten des Tempels in den Schein der Öllampen tritt, hinaus auf den steinernen Vorhof. Von hieraus kann er das Werk der letzten Jahre überblicken. Ein Bauwerk, welches sich über alle anderen der Stadt erhebt und schon jetzt, obwohl noch nicht fertig, von Weitem als ultimatives Zeichen der Macht seines Herrn und seiner Gottheiten zu erkennen ist. Seine Umrisse zeichnen sich ab, dahinter die Wüste und der Horizont, des zuerst noch hellen, dann roten und später immer schmaler werdenden Streifens des vergehenden Tages.

Die ersten Sterne der Nacht zeigen sich langsam und mit zunehmender Dunkelheit, nimmt die Kraft des senkrecht am Himmel stehenden Mondes zu.

Morgen würden mit den ersten Sonnenstrahlen wieder Tausende von Menschen die Arbeiten weiterführen.

Das Universum hatte seine Ordnung.


Ein zuerst schwaches und dann letztlich gleißendes Licht, welches sich über der ganzen Stadt vom Himmel her ausbreitet und in Säulen hinabsteigt. Alles wird überflutet, durchströmt und erreicht. Kalt und hell, erst regelmäßig, dann langsam pulsierend, anschwellend, nachlassend und schließlich, schon nach wenigen Augenblicken, verschwunden. Alles, was noch auf den Beinen in der Stadt ist, läuft zusammen oder auseinander. Priester und hochherrschaftliches Volk, Gemeine, Reich und Arm. Jeder! Alles blickt ungläubig in den mittlerweile wieder pechschwarzen Himmel, der nun wieder die Bühne des Mondes und der Sterne ist.


Fernab, die Quartiere unzähliger Sklaven, Handwerker und Arbeiter. In einem der flachen Lehmbauten eine Gruppe von Menschen, welche am morgigen Tag wieder Übermenschliches leisten und Unmenschliches ertragen müssten. Einer von Ihnen in seinem Schweiß, trotz seiner nur spärlichen Bekleidung eines Lendenschurzes und mit schneller und unregelmäßiger Atmung aus seinem Schlaf aufschreckend. Sein Traum, und das dumpfe Gefühl in seinen Fingern, haben ihn geweckt. Etwas stimmt nicht! Im spärlichen Licht der Behausung betrachtet er seine rechte Hand und meint sich in einem unfassbaren Albtraum. Seine Linke wischt mehrmals über sein Gesicht, um die Müdigkeit und das Unbegreifliche zu vertreiben. Schließlich muss sein Verstand akzeptieren, was er sieht. Er hält die Rechte gegen das Mondlicht, welches durch das Fenster scheint.


Wächter, die durch Straßen und enge Gassen durch die Türöffnung hereinstürmen, um dem Geschrei im Inneren des Gebäudes auf den Grund zu gehen. Eine Gruppe von Menschen, welche in einer Ecke steht und zum Teil noch auf ihren Schlafstätten auf dem Boden hockt, wild gestikulierend und alle durcheinanderschreiend. Einige versuchen zu fliehen, werden aber von den Wachen wieder zurückgedrängt.

Sie deuten in die gegenüberliegende Ecke des Raumes und den meisten, steht das blanke Entsetzen in den Gesichtern. Die mitgebrachten Fackeln erhellen flackernd die Stelle, an welcher sich der Dämon befinden muss. Doch es ist nur ein Mann, der auf seine rechte Hand schaut und die daran befindlichen Finger. Unablässig spricht er und beginnt sich, teils kriechend, auf die Bewaffneten zuzubewegen. Diese bilden einen Kreis um den Verdammten und halten ihn mit Speeren und Fackeln fern. Der Anführer der Wachen blickt abwechselnd unsicher zwischen der Gruppe von Menschen auf der einen Seite und dem unablässig Stammelnden hin und her.

„Was sagt er?“, fragt der Anführer der Wachen.

Niemand kann antworten.

„Was sagt er!“, schreit er nun. Laut, bestimmend und ungehalten.


Der anbrechende Tag ist apokalyptisch. Menschen, welche aus den zahlreichen Hütten und in immer mächtiger werdenden Strömen zum zentralen Tempelplatz und des nun gut sichtbaren, höchsten und abgestuften Gebäudes zusammengetrieben werden. In die nun leeren Behausungen wird Öl gegossen und umgehend stehen die verlassenen Unterkünfte in Flammen, welche durch die Dächer schlagen.

Auf dem Tempelplatz Schwerter, die erbarmungslos auf die Hände, Füße und Hälse unzähliger Menschen niederschnellen und diese von den Leibern ihrer Opfer trennen.

Kein Widerstand!

Nur unsagbare Brutalität und keine Gnade.

Alles, was niederfällt, wird umgehend von verschonten Sklaven aufgeklaubt, in Körbe gesammelt und zu Scheiterhaufen aufgetürmt, um ebenfalls in einem Flammenmeer aufzugehen. Dazwischen Hunde, die eiligst erschlagen und ebenfalls dem Feuer übergeben werden, wenn diese sich dem übelriechenden Haufen und dem Meer aus Blut nähern.


Rauchsäulen über der Stadt, welche mit dem Wind die bestialischen Schreie der Gequälten über alle Dächer und die mächtige Stadtmauer hinaus über Palmen in die Wüste tragen. Der Sand des nahenden Sturmes erhebt sich über alles und deckt das Geschehene für Jahrtausende zu, um es Vergessen zu machen.

2. URLAUB


Unser Blick durchdringt die zarte Wolkendecke, schweift über Wälder, See und Bäche und gelangt zu einer kleinen Stadt. Am Rande der Siedlung eine Gruppe kleiner Häuschen. Jedes davon ein Traum aus Holz, die meisten leuchtend weiß. Ringsherum kleine Gärten und das wilde Grün angrenzender Wälder, welche von einer Straße durchschnitten werden und in die nahe Stadt führt.


Das >Hier< und >Jetzt<.

„Bockwurst!

Boooooo-ck-wuuuuuurst.

Bock-bock-bocki-bockwurst!

Die Bockwurst wird über uns kommen, denn sie ist nahe!

Heute Abend wird sie kommen und wir werden sie mit Freuden empfangen!“, intonierte und predigte ein Mann eindringlich vor seinem Badezimmerspiegel. Er dürfte wohl Mitte dreißig gewesen sein und war der absolute Durchschnitt.

>Ben<, der Durchschnitt mit seinen dunkelblonden Haaren, seinem Mischmasch der Augenfarbe aus Grau, Grün, etwas Bläue und mit etwas mehr als sechs Fuß Körpergröße, und dem leichten Bauchansatz.

Die Badtür öffnete sich und Marie steckte ihren hübschen Kopf mit ihren langen, schwarzen Haaren in das lichtdurchflutete Bad, durch den Spalt der Tür!

„Rasier dich, beeile dich und schrei nicht so laut!“, befahl sie.

So schnell, wie sie drin war, verschwand sie auch wieder und Ben war wie vorher weggesperrt! Bevor Ben sich vom Spiegel umdrehen und entgegnen konnte, ging die Tür auch schon wieder auf und ein ...„du Ferkel“ ... folgte.

„Dein Frühstück ist fertig“, schallte es aus dem Flur, gefolgt von dem Geräusch ihrer klappernden Schuhe, als sie die Treppe hinunterging! Dann kleines Getrappel, ebenfalls hinab.

„Ah, der Junior des Hauses ist auch nach unten unterwegs!“


„Scheiße! Das wird ein verdammt scheißeguter Tag“, sagte sich Ben. Es war Freitag, das Wetter war einfach traumhaft an diesem Frühlingstag und die klare Luft, aus dem Garten und dem dahinterliegenden Wald, strömte herein. Es war noch frisch, fast kalt und auf seinem freien Oberkörper stellten sich die Haare auf. Noch die andere Hälfte des Gesichtes und für heute wäre die Rasur wieder einmal erledigt! Wie immer lästig! Aber jetzt endlich fertig! Die aufgestellte, spärliche Behaarung seines Unterarmes animierte Ben dazu in den Spiegel zu schauen und den Unterkiefer nach vorn zu schieben. Den Brustkorb heraus, Schultern und die Arme nach hinten. Die Brauen zu einer ernsten Grimasse verzogen. Ein augenverdrehender Blick und er musterte den Raum, als wenn er gerade aus prähistorischen Zeiten in die Zukunft katapultiert wurde. Er nahm den vormals benutzten Rasierpinsel in die Hand und begann vorsichtig daran zu riechen. Dann ein Schlag seiner Faust auf seine leichte Hühnerbrust und ein „Uh“, gefolgt von einem weiterem „Uh“, und einer ganzen Serie von „Uh-uh- uh-uh – uh-uh“. Schließlich das volle Programm an steinzeitlichen Tönen und Bewegungen. „Kommst du endlich, du Urmensch!“, kam es von unten als letzte Warnung. „Hast du dich frisch gemacht!“, fragte Marie mit einem äußerst kritischen Blick. „Natürlich!“, log Ben pflichtbewusst, der sich mittlerweile am Frühstückstisch in der Küche eingefunden hatte. Marie, eine bildhübsche Frau, die ihm in Körpergröße nichts nachstand und mit ihrer fast perfekten Figur, und auf Stöckelschuhen, der Hingucker jeder Party war. Die Frage war, wie er eigentlich an diese unglaubliche Schönheit gelangt war? Ein Umstand den er sich, zugegeben, nicht oft genug vergegenwärtigte. Nicht nur, dass sie fast schon unheimlich attraktiv war, sie hielt auch sein Leben und das ihrer kleinen Familie im Lot. War intelligent und managte das ganze >Drumherum<. Aber sie konnte sich nicht beschweren. Dachte er! Er hatte ja schließlich auch Fähigkeiten und nützliche Eigenschaften. Nur er hatte es bis jetzt in der Stadt fertiggebracht, dreiundvierzig Würstchen am Stück zu mampfen. Ein, bis heute, ungebrochener Rekord in seiner Gegend! Da konnte man ins Schwelgen geraten. Sie stellte Ben einen Kaffee hin und nutzte einen Hinterhalt, um diesem einen Kuss aufzudrücken und die Nase in Richtung seiner Achselhöhle zu schieben. Sie musste das Ganze schon auf Höhe der Kaffeemaschine geplant haben und war zwischen Herd und Tisch zum erfolgreichen Überraschungsangriff übergegangen. Was hatte sie eigentlich! Ob es seine Socken oder seine Schweißdrüsen waren, immer gab es an ihm etwas zu schnüffeln und natürlich unbegründet auszusetzen! Sie öffnete die Schranktür über dem Kühlschrank und zog ein Spray heraus. Überall im Haus hatte sie diese Dinger, welche sie bei entsprechend unpassenden Gelegenheiten herauszauberte, um etwas damit zu bepflastern. Vorzugsweise ihn. Ehe er sich versah, spielte sie wieder Marionette mit ihm, hob den einen und dann seinen anderen Arm und sprühte geschickt durch die Ärmel, während er versuchte etwas vom flüssigen, bitteren Muntermacher in seiner Tasse zu erhaschen. Natürlich nebelte sie ihn wieder viel zu lang ein, sodass der Frischeeffekt des Sprays zu Verbrennungen dritten Grades führte. Oder dies hätte tun können. „Au! Aufhören! Willst du mich umtöten?“, bettelte er und klagte gleichzeitig an. In Zukunft wird sie wieder mit der Unterhosenkampagne gegen mich beginnen. „Unterhosen hast du doch gewechselt?“, bohrte die Frau, welche anscheinend Gedanken lesen konnte und sich nichts daraus zu machen schien ihn, einen erwachsenen Mann, jeglicher Mündigkeit berauben zu wollen. „Was....“, kam als Frage hinter dem Comic von der gegenüberliegenden Seite des Tisches hervor. „Oh, eine gelungene Ablenkung“, so die Ansicht von Ben, denn der wissbegierige Sohnemann, Ben Junior, hatte eine Frage. Ein kleiner Dreikäsehoch, der im Großen und Ganzen das Spiegelbild seiner Mutter war. Ein süßer Knirps, der ebenfalls pechschwarze Haare hatte und in dieser Hinsicht nicht das Geringste von seinem Vater. „Was....ist eine Bockwurst?“, erforschte Ben Junior weiter. Da war es wieder passiert. Der Vater des Kleinen hatte sich erneut um Kopf und Kragen geredet und musste nun für seine verbale Zügellosigkeit büßen. Und diesmal galt es etwas zu erklären, was eigentlich schon einem aufgeklärten und halbwegs anständigen Erwachsenen nicht beigebracht werden konnte. Oder eben nur jenen, welche mit der kruden Gedankenwelt von Ben halbwegs vertraut waren und ansatzweise beides akzeptieren konnten. „Nun...“, stammelte sich Ben in die Sache rein, „Bockwurst....“, und schaute fast verlegen zu Marie. Seine Frau stellte ein Bein vor, verschränkte die Arme, zog die Stirn kraus und legte in Ihrer Art den Kopf auf die Seite, um Ben mit einer Mischung aus genervtem, abweisendem und vorwurfsvollem Blick zu fixieren. Dabei machte sie gemeinerweise nicht die geringsten Anstalten ihrem Mann zu Hilfe zu kommen, welcher diese nun dringend benötigte. >Unfair<, urteilte Ben für sich. „Eine Bockwurst.. .ist .... .ist das, .... ..was der German-Heini auf seinem Auto durch die Gegend fährt!“ Gerettet! Das schien plausibel und sollte für einen gerade eingeschulten Knirps reichen! In Zusammenfassung konnte es für Ben nun nur noch heißen... Das Ding war wasserdicht! Erledigt! Aus und vorbei! Frühstück, Zwerg in die Schule, Wochenendeinkauf, kurz noch mal auf Arbeit, Familie wieder einsammeln und zuhause abliefern, Angelzeug einsacken und Saisonbeginn mit dem neuen Angelstuhl, Bier und einem Maximum an Ungestörtheit feiern. Jack dürfte vielleicht mit am See fachsimpeln und ihn heute Abend in seinem Heim abliefern, wo sein geliebtes Weib dann mit ihm die....., die B........, also ......die Bock...., na ja, eben etwas zelebrieren würde! „Aber.....“, schnitt es in die wunderbar zusammengebaute Gedankenwelt von Ben ein, „ ... ich denke du kannst den German-Heini nicht leiden? Wieso, willst du dann eine Bockwurst? Vom Heini!“ „Also ..“, so versuchte Ben es jetzt zügig abzutun. „Erstens ist die B.... nicht vom ... Heini, sondern von jemand anders und zweitens ist so eine B.... auch mal .....mal gut! Auch, wenn sie „German“ ist!“ „Und von wem ist sie dann? Dad“ „Von ...Mama!“, platzte Ben raus. „Ja! Denn deren sind die Besten! Zumindest jetzt! „Au!“ Diesmal setzte es eine Kopfnuss von hinten. Marie hatte das Thema damit für jetzt und alle Zeit als beendet erklärt, und bevor Junior zum nächsten verbalen Schlag ausholen konnte, klingelte plötzlich das Telefon. Ben schnellte wie der Blitz hoch, zum wandhängenden Gerät, und schnappte sich das schnurlose Teil in einem Affenzahn, um auf die angezeigte Nummer und den Namen zu starren. „F-r-i-s-c-o“, nahm er schließlich langsam auseinander und hielt Marie den Hörer demonstrativ hin. Diese rollte kurz mit den Augen nach oben und nahm mit einer säuerlichen Miene entgegen. Dabei war das Zittern ihrer Nasenflügel nicht zu übersehen, was aus der übertrieben langsam eingesogenen Luft resultierte. Dem zögerlichen Griff zum Telefon folgte ein um so entschlosseneres, fast perfekt gespieltes Auftreten. „Mom“, begann sie langsam und überfreundlich. Sie horchte eine Weile und sagte dann, „....ja, es geht uns gut,........natürlich Mom.........., nein.....natürlich nicht........, ja, wir hatten ein bisschen Stress, Ben und das Diner, du weißt doch!“ Marie ahmte mit dem Telefonhörer eine Keule nach und simulierte unbewusst leichte Hiebe gegen ihren Kopf. In ihrer ganzen Verzweiflung, gegenüber der Stimme am anderen Ende der Leitung, stand sie in nichts dem Gefühl Bens nach, welches er eben noch ihr gegenüber hatte. Als sie ihn hilflos vor Junior zappeln ließ. Und das wusste er! Ihrem Mann jedoch gefiel es nicht, wieder mal vorgeschoben zu werden und er machte eine Bewegung mit der flachen Hand an seiner Kehle. Marie hielt den Hörer in der Luft inne und unterbrach den aus der Höhe auf sie prasselnden Wortschwall, unter welchem sie sich duschte. „..... das stimmt doch nicht,......Mom!!!! Doch natürlich würden wir euch besuchen, auch wenn die Welt untergeht. Klar, Mom!!! Wir müssen jetzt noch Junior in die Schule bringen! ...Ich ruf dich nachher an!!!....Versprochen!“ Mom und ihre schrecklichen Übertreibungen!!!! Marie schleppte sich sichtlich genervt zum Frühstückstisch und die beiden anderen wussten, dass sie jetzt lieber ihren eigenen Dingen nachgehen sollten. Deshalb gehörte die nächste Viertelstunde dem knusprigen Toast und dem Brimborium darum. Junior vergrub sich wieder in seinem Comic und schien vorerst ruhiggestellt. Ein laufender Meter, welcher bereits aufmerksam kunterbunte Zeitschriften anschaute und einen großen Teil des Alphabets bereits im Eigenstudium erarbeitet hatte. Um so interessanter für diesen die Sprechblasen, in denen vorrangig langgezogene Vokale vorkamen.

 


„Also nur eine halbe Stunde?“, fragte Marie.

„Also nur eine halbe Stunde willst du auf Arbeit vorbeischauen, um nach dem Rechten zu sehen!“

„Ja, Süße! Du weißt doch, nur einen Tag weg und jeder tut was er will!“

Marie verzog ihren Mund zu einer misstrauischen Schnute.

Seit dem Ben den kleinen Diner im bergigen Teil von Kalifornien übernommen hatte, in Terjew, war sein Leben zusammen mit Marie und seiner kleinen Familie zu einer stabilen Sache geworden. Was davor geschah, war nicht der Rede wert, beziehungsweise sollte ruhen.

So Bens Meinung.

Zwar wurde man mit dem Diner nicht reich, aber es hatte zu einem bezahlten Häuschen am Stadtrand und einem gebrauchten Auto gereicht.

Einem....,ja er musste es leider zugeben,...einem „German“- Auto.

Seitdem jedoch der „German“-Heini auf der anderen Seite der Stadt seinen „German“-Bockwurst verkaufte, hatte Ben das Gefühl weniger zufrieden zu sein. Konkurrenz im Imbissgeschäft in so einer kleinen Stadt, tja, was soll man da sagen? Und dann noch dieses deutsche Zeug, eben „German“- Bockwurst. Ein Wort, das maximal dazu da war, um nach Strich und Faden verhöhnt zu werden, oder es zu missbrauchen. Sowie etwas was man Currywurst nannte, und dieses deutsche Bier! Brötchen?! Und zu guter Letzt dieser schreckliche Wagen, den dieser Typ fuhr! Ist ein Ford, auf welchem eine riesige Bockwurst im Supermanstil Arme und Beine von sich streckte, eingezwängt in einem „Brötchen“. Das Ganze leuchtete auch noch im Dunkeln! Aber Bens eigener Wagen! Nun ... ,es ist ,...ein deutscher Audi! Man kann sagen was man will über die Deutschen und die können, wenn sie wollen, sein Diner mit diesen blöden Bockwürsten bombardieren, aber Autos bauen die! Das wird sich wohl nie ändern! Und wenn man bei einem deutschen Wagen immer an das Ding mit dem Stern denkt, gilt ein Audi, und dazu noch ein SUV, als absoluter Geheimtipp unter den deutschen Panzern, äh.....Autos! Und erschwinglich, wenn er erst einmal ein paar Jahre und Meilen auf dem Buckel hatte.Ben erwachte nicht mehr aus dem Halbschlaf seines Traumes, von seinem Auto, und bewegte sich mit traumwandlerischer Sicherheit zum Schlüsselbord neben der Hauseingangstür. Obwohl seine Frau irgendetwas sagte, was nicht bis zu ihm vordrang, geschweige denn von ihm verstanden werden konnte. Aber das war nicht wichtig! Logisch! Und es war auch nicht seine Schuld, denn etwas rief ihn nach draußen. Der Geruch von Leder und das Gefühl eines Sportlenkrades zwischen den Händen. Eben dieses Auto, dessen Schlüssel er nun an sich genommen hatte und dem er sich nun umgehend widmen musste. Unbedingt! Denn er und das Auto waren jetzt schon fast zwölf Stunden voneinander getrennt gewesen. Zumindest über eine Distanz von fast fünfzig Fuß. Und das konnte man nicht lange aushalten. Als Mann, wenn man so verliebt war. In dieses Ding! Jeder der so etwas schon einmal erlebt hatte wusste, wie sich echte Liebe anfühlen musste.