Nie wieder Low Carb!

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Nie wieder Low Carb!
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ulrike schott

Nie wieder Low Carb!

Verhungert zwischen Esstrend & Genussverlust

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Überleben trotz Superfood

Das Less-is-more-Prinzip

Noch mehr Theorien zum Reduzieren

Zuckerfrei und salzarm

Functional Fit Food

Herbert hungert

Verjüngt durch Makrobiotik

Es kommt alles wieder

Nie wieder Low Carb!

Sind Sie in Ketose?

Optimiert von DNA bis Bulletproof

A Whiter Shade Of Kale und die Sache mit der Konsistenz

Clean Eating

Mahlzeiten

Morgens, mittags, abends

Snack dich durch den Tag

Intermittieren Sie!

Das Ende

Die Autorin

IMPRESSUM

Impressum neobooks

Überleben trotz Superfood

Schauen Sie sich diese ganzen Empfehlungen an, was Ihren Körper am besten straffen würde – innen und auch äußerlich? Beherzigen Sie die Ratschläge von so konvertierten Ex-Fertigsuppen-Fetischisten, die seit ihrer Erleuchtung zum Moralpredigerfitnessguru neuerdings wichtige Sachen über Superfoods und special Ernährungsphilosophien erzählen? In Blogs, in Kochbüchern, im Krankenkassenprospekt steht ja alles geschrieben. Das schlechte Gewissen dafür, dass Sie das mit der gesunden Ernährung über viele Jahre verpennt haben, ist inklusive und kostet erst mal nichts extra. Die maximale Schuldenlast kriegen Sie obendrauf mitserviert, wenn Sie sich dran erinnern, was Sie Ihr halbes Leben lang aus konventioneller Landwirtschaft so alles verzehrt haben. Ein jedes Sahnesößchen wird einem da madig gemacht. Außerdem ist die Lieblingsjeans schon wieder merkwürdig enger und der Knopf geht nicht mehr so richtig zu.

Dabei klingt das Superfood-Zeugs ja alles so verführerisch, irgendwie. Wie unglaublich geil wäre das wohl, wieder jugendlich frisch und gesund gestählt zu sein? Damit könnten Sie nicht nur Ihre Nachbarn beeindrucken. Beim nächsten Klassentreffen wären Sie das bewunderte Vorzeigeobjekt für die reale personifizierte Unvergänglichkeit. Ewige Schönheit und den perfekten Körperfettanteil. Einen Blutdruckwert, um den Sie von wirklich jedem beneidet werden und eine Darmflora von gar prachtvoller Blüte.

Ja, hätten Sie doch bloß diese Gojibeeren und das Chiasamenzeugs schon ein paar Jährchen früher in Ihr Leinsamenschrotmüsli mit der Lupinenmilch gerührt! Ob Sie das noch aufholen können, fangen Sie noch heute an mit dem Superfood? Fraglich, aber probieren können Sie es ja mal, wenn Ihnen sonst recht langweilig wär.

Das Less-is-more-Prinzip

Das hauen sich die neuen Food-Experten gerade um die Ohren. Less is more – weniger ist mehr. Alle tun so, als wär das jetzt das Neue. Dabei hat das noch nie so richtig funktioniert. Wird häufig falsch verstanden. Das sieht man schon bei den ganzen Promi-News. Da wärs auch schöner, man wüsste einfach nicht so viel über die Fettabsaugung und die missglückte Brust-OP, bei der es ein paar Gramm weniger auch getan hätten. Hat meine Oma schon gesagt: „Eine Handvoll ist fein, wer mehr hat, ist ein Schwein.“ Oder beim Make-up, da passt das auch immer. Alles eine Frage der Dosierung. Soll beim Kochen nicht unwichtig sein. Zuviel des Guten – immer schwierig. Wie beim Gurken-Raita, dem wunderbaren indischen Joghurt. Mischen Sie da einen Hauch zu viel vom Koriander rein, versaut der Mottenkugelgeschmack das ganze Dinner.

Reduzieren, verschlanken, vereinfachen also. Weniger, dafür von höherer Qualität. Besonders auf der Speisekarte. Wenn Fleisch, dann ab jetzt natürlich nur noch bio und nicht mehr so den Kiloprügel aufm Teller, sondern mehr Gemüse und das Fleisch als dezente Beilage.

Oder einfach nicht mehr so alles im Überfluss, sondern ausgesuchte Schmankerln. Was Besonderes zum Genießen. Nicht unter der sämigen Butter-soße ertränkt, sondern den kleinen Dip zum heimischen Saisonspargel. Und so weiter. Sie wissen, was ich meine.

Das heißt, was die Food-Experten meinen. Wo und wie schnell sich das genau durchsetzt, muss man beobachten. Erste Anzeichen gibt es schon. Die einen, die sonst immer den Friss-so-viel-du-kannst-Banner mit dem unlimitierten Buffet-Angebot obendrüber hängen hatten, verlangen jetzt eine Strafpauschale, lässt einer den halbgeleerten Teller stehen. Eine kleine Erziehungsmaßnahme für die gierige Gesellschaft. Rechnet sich auch bei der Kalkulation des Wirts und hilft gegen die Verschwendung. Optimal. Die Freunde der Hot-Dog-Wettessen und XXL-Schnitzelpartien gehen derweil woanders hin zum kollektiven Überdosisgelage.

Dieses Weniger ist mehr würde uns sowieso in jeder Hinsicht helfen und uns leichter durchs Leben ziehen lassen. Leichter vom Gewissen her und auch haptisch in echt. Es sind eh alle zu dick. Sie nicht, die anderen.

Das mag alles sehr verführerisch klingen, ist aber nur ein Fürzerl vom großen Ganzen. Die Massen haben das Less-is-more-Prinzip noch nicht wirklich für sich entdeckt. All-Inclusive-Urlaube sind so gut wie immer ausgebucht und nach wie vor extrem beliebt. Auch bestimmt deshalb, weils da reichlich alles Essbare mehrstöckig in Buffetform ohne Aufpreis rund um die Uhr gibt. Praktischerweise treffen die jeweiligen Anhänger der konträren Ernährungstrends meistens nur virtuell aufeinander und prügeln sich vorwiegend im Online-Kosmos. In einzelnen Fällen wird es vielleicht noch an der Supermarktkasse kritisch. Wenn sich auf dem Fließband XL-Packungen bunter Zuckermüslischachteln und ein offener Bund Möhren nur durch einen Warentrenner separiert gegenüberstehen, kann eine hochgezogene Augenbraue bereits eine Schlägerei auslösen.

Wie man vermutet, sind die von der Less-is-more-Bewegung nicht so sehr die klassischen Pauschaltouristen. Die sehnen sich nach dem Spartanischen, nach dem Ursprünglichen. Nach der Heimat, dem ganzen Echten und nach den Wurzeln. Oder nach was auch immer. Auf jeden Fall nicht nach dem Paradies der Völlerei. Wo sich dicke Putten-Engel mit speckigen Fingern in sämigen Mascarponecremes gehen lassen und das knusprig gebräunte Spanferkel lüstern dazu grinst. In dieser Welt der Urlaubs-Ultras gibt es keine übergewichtigen Asozialen, sondern nur wohlgenährte Enthusiasten. Auch auf Kreuzfahrtschiffen und im Clubhotel wird geschlemmt, als gäbs kein Morgen mehr.

Das Reisebüro sagt: Fressorgie – die Krankenkasse sagt: Detox-Kur.

Die Daheimgebliebenen bekommen Hilfe. Um dieses Less-is-more-Prinzip gut umsetzen zu können, unterstützen liebevoll zusätzlich noch so Healthy-Fitness-Typen und das ganze Light-Angebot im Supermarkt. Die helfen auch beim Übersetzen, falls was unverständlich deklariert ist. Light-Produkte zum Abnehmen, das war immer klassisch. Aber das gibt es so gar nicht mehr. Light ist noch nicht mal Achtziger, sondern eher total Neunziger und somit extrem out. Lebensmittelpackungen mit reduziertem Inhalt kann man aber nach wie vor kaufen, die heißen jetzt nur anders. Sportsalami zum Beispiel. Oder blabla-irgendwas mit soundso viel weniger. Weniger Fett, weniger Zucker, weniger Geschmack. Zero, null, halbfett, zuckerfrei. Das einzige Plus bei der ganzen Sache verzeichnen die Lebensmittelproduzenten und deren Werbeagenturen.

Wird auch immer wieder gern genommen:

Die Balance-Variante.

Das ist genauso wie in ungleichgewichtig normal, nur dass einfach weniger drin ist im Sackerl. Bei Würstchen sinds bei light sechs Stück statt in regulär unlight sieben. Da hat man das Reduzierte schon oft gesehen, wenn man genau nachzählt. Und bei Keksen tatsächlich auch, was wirklich echt das Allerletzte ist!

Gibt es keine Light-Variante Ihrer bevorzugten Lieblingspizza, lautet die allgemeine Dosierungsempfehlung: halbe Menge! Das ist bitter, aber von nichts kommt nichts. FdH – Friss die Hälfte – ist ein Klassiker und hat sich immer bewährt. Zumindest vorübergehend, wie bei allen Kurzfristdiäten. Ein paar Kniebeugen am offenen Fenster, vorm Schlafengehen keine Süßigkeiten mehr, fertig ist das Vintage-Therapieprojekt. Allerdings beeindruckt das niemanden. Zu wenig trashig, zu wenig glamourös, noch nicht retro genug. Und man kann nicht so arg viel drüber reden, was jetzt bei allen modernen Ernährungsphilosophien eigentlich das Wichtigste ist.

 

Noch mehr Theorien zum Reduzieren

Machen Sie die Kohlsuppendiät, brauchen Sie es nicht mal groß zu erzählen. Das kriegt auch so jeder mit. Außerdem ist diese Abnehm-Methode durchaus umstritten bei den Umweltschützern. Da bringt das gar nichts, wenn Sie heimisch und saisonal einkaufen, zu Fuß oder mit dem Fahrrad shoppen. Die rein körperliche CO₂-Belastung, die Sie dann selbst zu verantworten haben, ist immens.

Schlank im Schlaf wär sowieso der Hit für alle, die tagsüber genug Zeit zum Kochen und Genießen haben. Legen Sie sich nach Ihrem Sechs-Gänge-Menü und den zweieinhalb Flaschen Wein, den paar Likörchen zwischendrin und dem finalen Betthupferl satt und zufrieden schlafen. Träumen Sie von dem neuen Outfit, das Sie in Kürze ein paar Nummern kleiner kaufen können. Träumen Sie weiter.

Die Abnehm-Kur mit Apfelessig ist Geschmacks- und Glaubenssache. Eine Menge Leute schwören drauf, auch wenn es konkret keine medizinisch verwertbaren Studien drüber gibt. An ein paar Japanern hat man mal getestet, ob sich was tut, wenn man ihnen vorm Essen ein paar Löffelchen vom Apfelessig unterjubelt. In der Tat hats den Probanden ein paar Gramm runtergerissen. Ein bisschen auch deswegen, weil sie dann nicht mehr so viel Hunger hatten. Und die waren, wie es heißt, eh leicht übergewichtig, also hat es nicht geschadet. Viele mögen das ja nicht, schon zum Frühstück am Salatdressing zu nippen, aber wenn Sie Interesse haben? Wär günstig, es ist nicht so eine finanzielle Belastung wie bei einer Fettabsaugung und man hat davon meistens reichlich im Haus. Mal abgesehen von den ganzen nicht bestätigten Vermutungen, was der Apfelessig nicht alles Tolles kann, ist eins sicher und dazu brauchen Sie auch keine Studie, sondern nur eine Toilette in nächster Nähe.

Wenn Sie alles ausprobiert haben und bereits über Phase zwei einer Detox-Kur hinaus sind und wirklich jedes Klohäuschen zwischen Haustür und Ihrem Arbeitsplatz kennengelernt haben, dürften Sie um einiges klarer sehen. Heilfasten ist zwar nicht vollends religiös motiviert, heißt es, – schärft aber den Blick fürs Wesentliche. Nicht nur geistig, auch körperlich öffnet das totale Reduzieren so manche Verstopfung.

Stellen Sie sich vor – die Ballaststoffe in Ihrem Leinsamenschrotdrink haben seit der Mittagspause ganze Arbeit geleistet und Sie sind im Aufzug auf dem Weg zur Ebene mit den Toiletten, die am wenigsten besucht und am weitesten weg von Ihrer Büroetage sind. Genau auf halber Strecke steigt einer zu. Weil es da meistens eh schon pressiert, drückt der natürlich auf den falschen Knopf, so dass Sie zu zweit auf engstem Raum ein paar mehr Meter als nötig – und für fremde Nasen zumutbar – gemeinsam weiterfahren. Falls Ihnen die lange Stille bis zum erlösenden Plinnngg peinlich wäre – schließlich wissen beide, dass allein Sie für den schwefeligen Pups verantwortlich sind –, outen Sie sich selbstbewusst zu fermentiertem Kimchi-Saft und Ihrer Detox-Asia-Woche. Das klingt besser als „Ich hab in der Kantine Sauerkraut gegessen“ und überbrückt elegant die endlosen Sekunden bis zum Türöffnen.

Letztlich läufts bei allen trendigen Ernährungsmethoden auf eines raus:

Sie furzen wie ein kranker Kojote. Und zwar unablässig und ohne Rücksicht auf die momentane Situation.

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