Tasuta

Der Graf von Bragelonne

Tekst
iOSAndroidWindows Phone
Kuhu peaksime rakenduse lingi saatma?
Ärge sulgege akent, kuni olete sisestanud mobiilseadmesse saadetud koodi
Proovi uuestiLink saadetud

Autoriõiguse omaniku taotlusel ei saa seda raamatut failina alla laadida.

Sellegipoolest saate seda raamatut lugeda meie mobiilirakendusest (isegi ilma internetiühenduseta) ja LitResi veebielehel.

Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

»Wie befindet sich Athos?« fragte Aramis.

»Sehr wohl, ich danke,«

»Und unser junger Mündel?«

»Raoul?«

»Ja.«

»Es scheint, er hat die Gewandtheit seines Vaters Athos und die Stärke seines Vormunds Porthos geerbt.«

»Bei welcher Gelegenheit konntet Ihr das beurtheilen?«

»Ei! mein Gott, den Tag vor meiner Abreise.«

»Wahrhaftig?«

»Ja, es fand eine Hinrichtung auf der Grève statt und in Folge dieser Hinrichtung ein Aufruhr. Wir befanden uns bei dem Aufruhr und in Folge des Aufruhrs mußte man mit dem Degen spielen, und bei dieser Gelegenheit hat er sich herrlich benommen.«

»Bah! und was hat er gethan?« fragte Porthos.

»Einmal hat er einen Mann aus dem Fenster geworfen, als ob es ein Ballen Baumwolle gewesen wäre.«

»Oh! sehr gut,« rief Porthos.

»Dann hat er vom Leder gezogen und um sich gehauen, wie wir es in unseren schönen Tagen thaten.«

»Und bei welcher Veranlassung fand dieser Aufruhr statt?« fragte Porthos.

D’Artagnan bemerkte in dem Gesichte von Aramis eine völlige Gleichgültigkeit bei dieser Frage von Porthos.

»Ah!« sagte er, indem er Aramis anschaute, »bei Gelegenheit der zwei Steuerpächter, welche der König das Geraubte wieder herausgeben ließ, ich meine die zwei Freunde von Herrn Fouquet, die man henkte.«

Kaum deutete ein leichtes Runzeln der Stirne des Prälaten an, daß dieser gehört hatte.

»Hoho!« machte Porthos, »und wie hießen die Freunde von Herrn Fouquet?«

»D’Emmeris und Lyodot,« sagte d’Artagnan. Kennt Ihr diese Namen, Aramis?«

»Nein,« antwortete mit verächtlichem Ton der Prälat; »mir scheint, das sind Namen von Finanzleuten.«

»Ganz richtig.«

»Ah! Herr Fouquet hat seine Freunde hängen lassen!« rief Porthos.

»Und warum nicht?« fragte Aramis.

»Es kommt mir vor, als ob . . . «

»Wenn man diese Unglücklichen aufgehenkt hat, so geschah es auf Befehl des Königs, Herr Fouquet aber hat, weil er Oberintendant der Finanzen ist, meiner Ansicht nach nicht das Recht über Leben und Tod.«

»Gleichviel,« brummte Porthos, »an der Stelle von Herrn Fouquet . . . «

Aramis begriff, daß Porthos auf dem Punkte war, eine Dummheit zu sagen, und brach daher das Gespräch kurz ab,

»Hört,« sagte er, »mein lieber d’Artagnan, es ist nun genug von Anderen die Rede gewesen, laßt uns ein wenig von uns selbst plaudern.«

»Von mir wißt Ihr Alles, was ich Euch sagen kann; sprechen wir im Gegentheil von Euch, lieber Aramis.«

»Ich sagte Euch, es sei kein Aramis mehr in mir.«

»Auch kein Abbé d’Herblay mehr?«

»Auch nicht mehr. Ihr seht einen Mann, den Gott an der Hand genommen und auf eine Stellung geführt hat, auf die er weder hoffen durfte noch konnte.«

»Gott?« fragte d’Artagnan.

»Ja.«

»Ei! das ist seltsam, man sagte mir, es wäre Herr Fouquet.«

»Wer sagt Euch das?« versetzte Aramis, ohne daß er es mit seiner ganzen Willenskraft verhindern konnte, daß eine leichte Röthe seine Wangen färbte.

»Meiner Treue, Bazin.«

»Der Dummkopf!«

»Ich behaupte nicht, er sei ein Mann von Genie, aber er hat es mir gesagt, und ihm nach wiederhole ich es.«

»Ich habe Herrn Fouquet nie gesehen,« entgegnete Aramis mit einem Blick, der so ruhig und rein war, wie der einer Jungfrau, welche nie gelogen.

»Ei!« sagte d’Artagnan, »wenn Ihr ihn gesehen und sogar kennen gelernt hättet, so wäre nichts Schlimmes daran; Herr Fouquet ist ein sehr braver Mann.«

»Ah!«

»Ein großer Politiker.«

Aramis machte eine gleichgültige Geberde.

»Ein allmächtiger Minister.«

»Ich hänge nur vom König und vom Papst ab,« sagte Aramis.

»Mordioux! hört wohl,« sprach d’Artagnan mit dem allernaivsten Ton, »ich sage Euch das, weil Jedermann hier bei Herrn Fouquet schwört. Die Ebene gehört Herrn Fouquet; die Salzteiche, die ich gekauft habe, gehören Herrn Fouquet; die Insel, auf der Porthos Topograph geworden ist, gehört Herrn Fouquet; die Garnison gehört Herrn Fouquet, die Galeeren gehören Herrn Fouquet. Ich gestehe, daß es mich nicht gewundert haben würde, wenn Ihr oder wenn vielmehr Eure Diöces zur Lehensherrlichkeit von Herrn Fouquet gehört hätte. Das ist nur ein anderer Herr als der König, aber eben so mächtig als ein König.«

»Gott sei Dank! ich bin Niemand lehenspflichtig, ich gehöre Niemand und bin ganz nur mir,« antwortete Aramis, der während dieses Gespräches mit dem Auge jede Geberde von d’Artagnan, jeden Blick von Porthos verfolgte.

Aber d’Artagnan war unstörbar und Porthos unbeweglich; die geschickt geführten Streiche wurden von einem geschickten Gegner parirt und keiner traf.

Nichtsdestoweniger fühlte Jeder das Ermüdende eines solchen Kampfes, und die Ankündigung des Abendbrods wurde von Allen gut aufgenommen.

Das Abendbrod veränderte den Lauf des Gespräches. Ueberdies hatten sie begriffen, daß, wie Jeder auf seiner Hut war, weder der Eine noch der Andere mehr erfahren würde.

Porthos hatte von Allem nichts begriffen. Er hatte sich unbeweglich gehalten, weil ihm Aramis durch ein Zeichen bedeutet, er möge sich nicht rühren. Das Abendessen war also nur ein Abendessen für ihn, doch dies war genug für Porthos.

Die Mahlzeit ging vortrefflich vorüber.

D’Artagnan war von einer blendenden, Heiterkeit.

Aramis übertraf sich selbst durch sein sanft freundliches Wesen.

Porthos aß wie der selige Pelops.

Man sprach von Krieg und Finanzen, von Künsten und Liebschaften.

Aramis spielte den Erstaunten bei jedem Wort über Politik, das d’Artagnan vorzubringen wagte. Diese lange Reihenfolge von Verwunderungen vermehrte das Mißtrauen von d’Artagnan, wie die ewige Gleichgültigkeit von d’Artagnan das Mißtrauen von Aramis erregte.

Endlich ließ d’Artagnan absichtlich den Namen Colbert fallen. Er hatte diesen Streich bis zuletzt aufgespart.

»Wer ist das, Colbert?«

»Oh! den Teufel, das ist stark,« sagte d’Artagnan zu sich selbst. »Seien wir auf unserer Hut, Mordioux! seien wir auf unserer Hut.«

Und er gab über Colbert jede Auskunft, welche Aramis wünschen konnte.

Das Abendbrod oder vielmehr das Gespräch dehnte sich bis ein Uhr Morgens zwischen d’Artagnan und Aramis aus.

Auf den Punkt zehn Uhr war Porthos in seinem Lehnstuhl entschlummert; und er schnarchte wie eine Orgel.

Um Mitternacht weckte man ihn auf und schickte ihn zu Bette.

»Hm!« sagte er,«mir scheint, ich bin eingeschlafen; es war doch sehr interessant, was Ihr mit einander sprachet.«

Um ein Uhr führte Aramis d’Artagnan in das für ihn bestimmte Zimmer, welches das beste des bischöflichen Palastes war.

Zwei Diener wurden zu seiner Verfügung gestellt.

»Morgen um acht Uhr machen wir, wenn Ihr wollt, einen Spazierritt mit Porthos,« sagte Aramis, als er von d’Artagnan Abschied nahm.

»Um acht Uhr!« rief d’Artagnan, »so spät?«

»Ihr wißt, daß ich sieben Stunden Schlaf brauche,« antwortete Aramis.

»Ganz richtig.«

»Gute Nacht, theurer Freund.«

Und er umarmte den Musketier voll Herzlichkeit.

D’Artagnan ließ ihn gehen.

»Gut,« sagte er, als die Thüre hinter Aramis geschlossen war, »um fünf Uhr werde ich auf den Beinen sein.«

Und nachdem er diesen Beschluß gefaßt hatte, legte er sich auf sein Ohr.

IV.
Worin Porthos darüber, daß er mit d’Artagnan gekommen, ärgerlich zu werden anfängt

Kaum hatte d’Artagnan seine Kerze ausgelöscht, als Aramis, der durch seine Vorhänge das letzte Flackern des Lichtes bei seinem Freunde beobachtete, sich durch die Hausflur auf den Fußspitzen zu Porthos schlich.

Der Riese, der sich anderthalb Stunden zuvor zu Bette begeben hatte, lag behaglich auf den Eiderdunen ausgestreckt. Er befand sich in jener glücklichen Ruhe des ersten Schlafes, welche bei Porthos dem Lärm der Glocken und der Kanonen widerstand; sein Kopf schwamm gleichsam in jenem sanften Schaukeln, das an die weiche Bewegung eines Schiffes erinnert. Eine Minute mehr und Porthos träumte.

Die Thüre seines Zimmers öffnete sich sachte unter dem zarten Druck der Hand von Aramis.

Der Bischof näherte sich dem Schläfer. Ein dichter Teppich dämpfte das Geräusch seiner Tritte; überdies schnarchte Porthos dergestalt, daß er jeden andern Lärmen übertäubt hätte.

Aramis legte eine Hand auf seine Schulter und sagte:

»Auf, mein lieber Porthos, auf!«

Die Stimme von Aramis war sanft und liebevoll; aber sie enthielt mehr als eine Aufforderung, sie enthielt einen Befehl. Seine Hand war leicht, aber sie deutete eine Gefahr an.

Porthos hörte die Stimme und fühlte die Hand von Aramis in der Tiefe seines Schlafes.

Er bebte.

»Wer ist da?« fragte er mit seiner Riesenstimme.

»Stille! ich bin es,« sagte Aramis.

»Ihr, lieber Freund? und warum des Teufels weckt Ihr mich?«

»Um Euch zu sagen, daß Ihr abreisen müßt.«

»Abreisen?«

»Ja.«

»Wohin?«

»Nach Paris.

Porthos sprang in seinem Bett auf, fiel wieder nieder, und schaute dann, aufrecht sitzend, Aramis mit seinen großen Augen starr an,

»Nach Paris?« rief er.

»Ja.«

»Hundert Meilen?«

»Hundert und vier,« antwortete der Bischof.

»Ah! mein Gott,« seufzte Porthos, indem er sich wieder niederlegte, jenen Kindern ähnlich, welche mit ihrer Wärterin streiten, um noch ein paar Stunden Schlaf zu gewinnen.

»Dreißig Stunden zu Pferde,« fügte Aramis entschlossen bei. »Ihr wißt, daß es gute Relais sind.«

Porthos rührte ein Bein, während ihm ein Seufzer entschlüpfte.

»Auf! auf! theurer Freund,« sprach der Prälat mit einer gewissen Ungeduld in ihn dringend.

Porthos zog das andere Bein aus dem Bett und fragte:

»Ist es durchaus nothwendig, daß ich reise?«

»Höchst nothwendig.«

Porthos stellte sich auf seine Beine und fing an den Boden und die Wände mit seinem Bildsäulentritt zu erschüttern.

 

»Stille! um Gotteswillen stille, mein lieber Porthos!« sagte Aramis; »Ihr werdet Jemand aufwecken.«

»Ah! es ist wahr,« erwiederte Porthos mit einer Donnerstimme, »ich vergaß das; doch seid unbesorgt ich werde mich in Acht nehmen.«

Und während er dies sagte, ließ er einen Gurt, beladen mit seinem Schwert, seinen Pistolen und einer Börse fallen, aus der die Thaler mit einem klangreichen, lang anhaltenden Geräusch entschlüpften.

Dieses Geräusch machte das Blut von Aramis kochen, während es bei Porthos ein schallendes Gelächter hervorrief.

»Das ist seltsam!« sagte er mit derselben Stimme wie zuvor.

»Leiser, Porthos, leiser!«

»Es ist wahr.«

Und er dämpfte in der That seine Stimme um einen halben Ton.

»Ich sagte also,« fuhr Porthos fort, »ich sagte, es sei seltsam, daß man nie so langsam ist, als wenn man sich beeilen will, nie so geräuschvoll, als wenn man stumm zu sein wünscht.«

»Ja, das ist wahr; doch machen wir das Sprichwort lügen, Porthos, beeilen wir uns und schweigen wir.«

»Ihr seht, daß ich mein Möglichstes thue,« antwortete Porthos, während er seine Beinkleider anzog.

»Sehr gut.«

»Es scheint, das Hat Eile?«

»Es hat mehr als Eile, es ist sehr ernst.«

»Hoho!«

»D’Artagnan hat Euch ausgefragt, nicht wahr?«

»Mich?«

»Ja, in Belle-Isle?«

»Nicht im Geringsten.«

»Seid Ihr dessen sicher, Porthos?«

»Bei Gott!«

»Das ist unmöglich. Erinnert Euch wohl.«

»Er fragte mich, was ich treibe, und ich antwortete: Topographie. Ich hätte ihm gern ein anderes Wort gesagt, dessen Ihr Euch neulich bedientet.«

»Castrametation.«

»Das ist es; doch ich konnte mich desselben nicht mehr erinnern.«

»Desto besser. Was fragte er Euch noch?«

»Wer Herr Gétard sei,«

»Und noch?«

»Wer Herr Jupenet sei.«

»Hat er nicht zufällig Euren Befestigungsplan gesehen?«

»Doch.«

»Ah! Teufel!«

»Aber seid unbesorgt, ich hatte Eure Schrift mit Gummi ausgewischt, und er konnte unmöglich vermuthen, Ihr habet mir eine Anweisung bei dieser Arbeit geben wollen.«

»Unser Freund hat gute Augen.«

»Was befürchtet Ihr?«

»Ich befürchte, es ist Alles entdeckt, Porthos, und es handelt sich darum, einen großen Unglück zuvorzukommen. Ich habe meinen Leuten Befehl gegeben, alle Thore zu schließen. Man wird vor Tagesanbruch d’Artagnan nicht hinauslassen. Euer Pferd ist gesattelt; Ihr erreicht die erste Station; um fünf Uhr am Morgen habt Ihr fünfzehn Meilen zurückgelegt. Kommt.«

Nach diesen Worten kleidete Aramis Stück für Stück Porthos mit so viel Geschwindigkeit an, als es nur der geschickteste Kammerdiener hätte thun können.

Halb verwirrt, halb betäubt, ließ Porthos mit sich machen, und er verwickelte sich ganz in Entschuldigungen.

Sobald er bereit war, nahm ihn Aramis bei der Hand und führte ihn hinaus; er ließ ihn den Fuß vorsichtig auf jeder Stufe der Treppe aufsetzen, verhinderte es, daß er sich an den Thürrahmen stieß, und drehte ihn hin und her, als ob er, Aramis, der Riese und Porthos der Zwerg gewesen wäre.

Diese Seele entzündete diese Materie und brachte sie in Währung.

Es wartete wirklich ein gesatteltes Pferd im Hof.

Porthos schwang sich in Sattel.

Aramis nahm selbst das Pferd beim Zaum und führte es auf Dünger, der offenbar in der Absicht, das Geräusch zu ersticken, im Hof ausgebreitet lag. Er drückte ihm zu gleicher Zeit die Nüstern zusammen, damit es nicht wieherte.

Als sie das äußere Thor erreichten, zog er Porthos, der wegreiten wollte, ohne nur zu fragen warum, an sich und sagte ihm in’s Ohr:

»Nun, Freund Porthos, in einem Zuge bis Paris; eßt zu Pferde, trinkt zu Pferde, schlaft zu Pferde, aber verliert keine Minute.«

»Abgemacht; man wird nicht anhalten.«

»Diesen Brief Herrn Fouquet um jeden Preis; er muß ihn morgen vor Mittag haben.«

»Er wird ihn haben.«

»Und denkt an Eines, lieber Freund.«

»Woran?«

»Daß Ihr Eurem Patent als Herzog und Pair nachjagt.«

»Hoho!« rief Porthos, die Augen funkelnd, »dann mache ich es in vierundzwanzig Stunden.«

»Versucht es.«

»Laßt den Zügel los, und vorwärts, Goliath.«

Aramis ließ wirklich nicht den Zügel, aber die Nüstern des Pferdes los; Porthos gab ihm beide Sporen, und das wüthende Thier jagte im Galopp davon.

So lange er Porthos in der Nacht sehen konnte, folgte ihm Aramis mit den Augen; dann, als er ihn aus dem Blick verlor, kehrte er in den Hof zurück.

Nichts hatte sich bei d’Artagnan gerührt.

Der Bediente, den man als Schildwache an der Thüre aufgestellt, hatte kein Licht gesehen, kein Geräusch gehört.

Aramis schloß wieder sorgfältig die Thüre, schickte den Lackei zu Bette und legte sich selbst nieder.

D’Artagnan vermuthete in der That nichts; er glaubte auch Alles gewonnen zu haben, als er am Morgen gegen halb fünf Uhr erwachte.

Er lief im Hemd ans Fenster, um hinaus zu schauen. Das Fenster ging gegen den Hof.

Der Tag brach eben an.

Der Hof war öde, selbst die Hühner hatten ihre Aufsitzstange noch nicht verlassen.

Kein Diener erschien.

Alle Thüren waren geschlossen.

»Gut, vollkommene Ruhe,« sagte d’Artagnan zu sich selbst. »Gleichviel, ich bin nun zuerst vom ganzen Haus erwacht. Kleiden wir uns an, und dann ist wenigstens Eines abgemacht.«

Und er kleidete sich an.

Doch diesmal war er darauf bedacht, dem Costume von Herrn Agnan nicht die bürgerliche, beinahe kirchliche Strenge zu geben, welche sein Aeußeres zuvor gehabt hatte; indem er seine Kleider fester schloß, indem er seinen Rock auf eine gewisse Weise zuknöpfte und seinen Filzhut mehr schräge aufsetzte, wußte er sogar seiner Person ein wenig von der militärischen Haltung zu geben, deren Mangel Aramis gewissermaßen zurückgeschreckt hatte.

Nachdem er dies gethan, benahm er sich ohne alle Umstände gegen seinen Wirth, oder gab sich vielmehr den Anschein, als benähme er sich so, und trat unversehens in sein Zimmer ein.

Aramis schlief, oder stellte sich, als schliefe er.

Ein großes Buch lag offen auf seinem Nachtpult; die Kerze brannte noch in dem Leuchter, der auf einem silbernen Brett stand. Dies war mehr, als es brauchte, um d’Artagnan die Unschuld der Nacht des Prälaten und seine guten Absichten beim Erwachen zu beweisen.

Der Musketier that ganz genau dem Bischof, was der Bischof Porthos gethan hatte.

Er klopfte ihm auf die Schulter.

Aramis stellte sich offenbar, als schliefe er, denn statt plötzlich zu erwachen, ließ er, der einen so leichten Schlaf hatte, sich die Aufforderung wiederholen.

»Ah! ah!« sagte er, die Arme ausstreckend, »Ihr seid es. Welch eine schöne Ueberraschung! Meiner Treue, der Schlaf ließ mich vergessen, daß ich das Glück habe, Euch zu besitzen. Wie viel Uhr ist es?«

»Ich weiß es nicht,« antwortete d’Artagnan ein wenig verlegen. »Noch frühe, glaube ich. Doch Ihr wißt, die verteufelte militärische Gewohnheit, mit dem Morgen aufzuwachen, beherrscht mich immer noch.«

»Wollt Ihr zufällig, daß wir uns schon in’s Freie begeben?« fragte Aramis. »Mir scheint, es ist noch sehr frühzeitig.«

»Ganz wie Ihr wollt.«

»Ich glaubte, wir hätten uns verabredet, erst um acht Uhr zu Pferde zu steigen.«

»Das ist möglich; doch ich hatte ein so großes Verlangen, Euch zu sehen, daß ich mir sagte: je eher, desto besser.«

»Und meine sieben Stunden Schlaf?« versetzte Aramis; »nehmt Euch in Acht, ich zähle hierauf, und das, was mir daran fehlt, muß ich wieder einbringen,«

»Aber mir scheint, Ihr waret früher viel weniger Schläfer, lieber Freund; Ihr hattet rasches Blut und man fand Euch nie im Bett.«

»Und gerade wegen dessen, was Ihr mir da sagt, liebe ich es ungemein, darin zu bleiben.«

»Gesteht mir nur, daß Ihr mich nicht, um zu schlafen, auf acht Uhr beschieden habt.«

»Ich fürchte immer Euren Spott, wenn ich Euch die Wahrheit sage.«

»Sagt sie dennoch.«

»Nun wohl, von sechs bis acht Uhr pflege ich meine Andacht zu verrichten.«

»Eure Andacht?«

»Ja.«

»Ich glaubte nicht, ein Bischof hätte so strenge Uebungen.«

»Ein Bischof hat dem Anschein mehr einzuräumen, als ein einfacher Geistlicher.«

»Mordioux! Aramis, das ist ein Wort, das mich mit Eurer Herrlichkeit aussöhnt. Dem Anschein, – das ist ein Musketierwort! Das lasse ich mir gefallen! Es lebe der Anschein, Aramis.«

»Statt mir dazu Glück zu wünschen, verzeiht es mir vielmehr, d’Artagnan. Es ist ein sehr weltliches Wort, das mir da entschlüpfte.«

»Soll ich Euch denn verlassen?«

»Ich bedarf der Sammlung theurer Freund.«

»Gut. Ich lasse Euch allein, aber ich bitte Euch, dem Heiden zu Liebe, den man d’Artagnan nennt, kürzt Eure Uebungen ab, mich dürstet nach Eurer Rede.«

»Wohl! d’Artagnan, ich verspreche Euch, daß in anderthalb Stunden . . . «

»Anderthalb Stunden Andacht? Ah! mein Freund, nennt mir das Genauste. Gebt es so wohlfeil als nur möglich.«

Lachend erwiederte Aramis:

»Immer zum Entzücken, immer jung, immer heiter. Seid Ihr in meine Diöces gekommen, um mich mit der Gnade zu entzweien?«

»Bah!«

»Und Ihr wißt wohl, daß ich nie Eurem hinreißenden Einfluß widerstanden bin; Ihr werdet mich mein Heil kosten, d’Artagnan.«

D’Artagnan preßte seine Lippen zusammen.

»Immer zu,« sagte er, »ich nehme die Sünde auf mich; macht mir geschwinde ein einfaches Christenkreuz, verrichtet mir in Eile ein Pater, und laßt uns gehen.«

»St!« erwiederte Aramis, »wir sind schon nicht mehr allein, und ich höre Fremde heraufkommen.«

»Schickt sie weg.«

»Unmöglich, ich habe sie gestern hierherbeschieden: es ist der Vorstand vom Jesuitencollegium und der Superior der Dominicaner.«

»Gut, das ist Euer Generalstab.«

»Was werdet Ihr thun?«

»Ich will Porthos aufwecken und in seiner Gesellschaft warten, bis Ihr Eure Conferenzen beendigt habt.«

Aramis rührte sich nicht, verzog keine Miene, beschleunigte weder seine Geberde noch sein Wort.

»Geht,« sagte er.

D’Artagnan schritt auf die Thüre zu.

»Hört, Ihr wißt, wo Porthos wohnt?«

»Nein, aber ich will mich erkundigen.«

»Geht durch den Corridor und öffnet die zweite Thüre links.«

»Ich danke! auf Wiedersehen.«

Es waren nicht zehn Minuten verlaufen, als er zurückkehrte.

Er fand Aramis zwischen dem Superior der Dominicaner und dem Vorstand des Jesuitencollegiums sitzend, ganz genau in derselben Lage, in der er ihn einst im Wirthshause von Crevecoeur gesunden hatte.

Diese Gesellschaft schreckte den Musketier nicht ab.

»Was gibt es?« fragte Armis ruhig.«Ihr habt mir etwas zu sagen, wie mir scheint, mein lieber Freund.«

»Was es gibt?« erwiederte d’Artagnan, indem er Armis anschaute, »Porthos ist nicht in seinem Zimmer.«

»Wie?« versetzte Aramis voll Ruhe: »seid Ihr dessen sicher?«

»Bei Gott! ich komme eben von dort her.«

»Wo mag er denn sein?«

»Das frage ich Euch.«

»Habt Ihr Euch nicht erkundigt?«

»Doch.«

»Und was hat man Euch geantwortet?«

»Porthos verlasse sehr häufig am Morgen das Haus, ohne Jemand etwas davon zu sagen, und er werde dies auch wohl gethan haben.«

»Was habt Ihr sodann gemacht?«

»Ich war im Stall,« antwortete d’Artagnan mit gleichgültigem Ton.

»Zu welchem Ende?«

»Um zu sehen, ob sich Porthos zu Pferde wegbegeben habe?«

»Und? . . . « unterbrach ihn der Bischof.

»Nun! es fehlt ein Pferd an der Raufe, das No. 5. Goliath.«

Dieses ganze Gespräch war, wie man leicht begreift, nicht frei von einem gewissen gezwungenen Wesen auf Seiten des Musketiers und einer vollkommenen Freundlichkeit auf Seiten von Aramis.

»Oh! ich sehe, wie das ist,« sagte Aramis, nachdem er einen Augenblick geträumt hatte, »Porthos wird weggeritten sein, um uns eine Ueberraschung zu bereiten.«

»Eine Ueberraschung?«

»Ja. Der Canal, der von Bannes nach der See geht, ist sehr reich an Kriechenten und Becassinen; das ist die Lieblingsjagd von Porthos; er wird uns ein Dutzend für unser Frühstück zurückbringen.«

»Ihr glaubt?«

»Ich bin dessen sicher. Wohin soll er sonst gegangen sein? Ich wette, er hat eine Flinte mitgenommen.«

»Das ist möglich,« sprach d’Artagnan.

»Thut Eines, lieber Freund, steigt zu Pferde und reitet ihm nach.«

»Ihr habt Recht, ich gehe.«

»Soll man Euch begleiten?«

»Nein, ich danke, Porthos ist erkenntlich und ich werde mich zuvor erkundigen.«

»Nehmt Ihr eine Büchse mit?«

»Ich danke.«

»Laßt Euch das Pferd satteln, das Euch beliebt.«

 

»Das, welches ich gestern ritt, als ich von Belle-Isle kam?«

»Gut, betrachtet und benutzt das Haus, als ob es das Eurige wäre,«

Aramis läutete und gab Befehl, das Pferd zu satteln, das Herr d’Artagnan wählen würde.

D’Artagnan folgte dem mit dem Vollzug dieses Befehls beauftragten Diener.

Als er an die Thüre kam, trat der Diener auf die Seite, um d’Artagnan vorübergehen zu lassen.

In diesem Moment begegnete sein Auge dem Auge seines Herrn. Ein Falten der Stirne machte dem verständigen Spion, den man d’Artagnan gab, begreiflich, was er zu thun hatte.

D’Artagnan stieg zu Pferde, und Aramis hörte das Schallen der Hufeisen, welche auf’s Pflaster schlugen.

Einen Augenblick nachher kehrte der Diener zurück.

»Nun?« fragte der Bischof.

»Monseigneur, er folgt dem Canal und wendet sich nach dem Meer,« antwortete der Diener.

»Gut!« sagte Aramis.

Jeden Argwohn verjagend, ritt d’Artagnan wirklich nach dem Ocean, immer in der Hoffnung, auf der Heide oder auf dem sandigen Gestade die kolossale Silhouette seines Freundes Porthos zu erblicken.

D’Artagnan strengte sich hartnäckig an, Pferdetritte in jeder Wasserlache zu erkennen.

Zuweilen bildete er sich ein, er höre den Knall eines Feuergewehrs.

Diese Illusion dauerte drei Stunden.

Während der zwei ersten Stunden suchte er Porthos, In der dritten kehrte er nach Hause zurück.

»Wir werden uns gekreuzt haben,« sagte er, »und ich finde die zwei Freunde in Erwartung meiner Rückkehr.«

D’Artagnan täuschte sich. Er fand Porthos eben so wenig im erzbischöflichen Palast, als er ihn am User bei Canals gesunden hatte.

Aramis erwartete ihn oben auf der Treppe mit einer verzweifelten Miene.

»Hat man Euch nicht eingeholt, mein lieber d’Artagnan?« rief er, sobald er den Musketier von fern erblickte.

»Nein. Solltet Ihr mir Jemand nachgeschickt haben?«

»Ich bin trostlos, mein lieber Freund, ich bin trostlos, daß ich Euch so habe umherreiten lassen; doch gegen sieben Uhr kam der Pfarrer von Saint-Paterne zu mir; er war du Vallon begegnet, der eben wegging, und da er Niemand im bischöflichen Palast hatte wecken wollen, ihn beauftragte, mir zu sagen, er befürchte, Herr Gétard könnte ihm während seiner Abwesenheit einen schlimmen Streich spielen, und er wolle die Morgenfluth benützen, um eine Fahrt nach Beller-Isle zu machen.«

»Aber sagt mir, Goliath ist doch nicht die vier Meilen zur See gegangen, wie mir scheint?«

»Es sind sechs.«

»Dann noch weniger.«

»Lieber Freund,« erwiederte der Prälat mit einem sanften Lächeln, »Goliath befindet sich auch im Stall, und zwar, dafür stehe ich, sehr zufrieden, daß er Porthos nicht mehr auf dem Rücken hat.«

Das Pferd war wirklich durch die Fürsorge des Prälaten, dem nicht der geringste Umstand entging, von der Station zurückgebracht worden.

D’Artagnan schien im höchsten Maße befriedigt durch diese Erklärung.

Er begann eine Verstellungsrolle, welche vollkommen dem Verdacht entsprach, der sich immer schärfer in seinem Innern gestaltete.

Der Musketier frühstückte zwischen dem Jesuiten und Aramis. Er hatte den Dominicaner sich gegenüber und lächelte auch hauptsächlich dem Dominicaner zu, dessen gutes, dickes Gesicht ihm ziemlich behagte.

Das Mahl dauerte lange und war kostbar; vortrefflicher spanischer Wein, schöne Austern von Morbihan, ausgezeichnete Fische von der Mündung der Loire, ungeheure Seekrebse von Paimboeuf und zartes Wildpret von den Heiden wurden aufgetischt.

D’Artagnan aß viel und trank wenig.

Aramis trank gar nichts, oder trank wenigstens nur Wasser.

Dann nach dem Frühstück sagte d’Artagnan:

»Ihr habt mir eine Büchse angeboten?«

»Ja.«

»Leiht sie mir.«

»Wollt Ihr auf die Jagd gehen?«

»Das ist, glaube ich, das Beste, was ich in Erwartung von Porthos thun kann.«

»Nehmt die Büchse, die Euch gefällt, von der Trophee.«

»Kommt Ihr mit mir?«

»Ach! theurer Freund, das wäre ein großes Vergnügen für mich, doch die Jagd ist den Bischöfen verboten.«

»Ah!« sagte d’Artagnan, »das wußte ich nicht.«

»Ueberdies habe ich Geschäfte bis zum Mittag,« fuhr Aramis fort.

»Ich werde also allein gehen?«

»Leider, ja! Doch kommt gewiß zum Mittagsbrod zurück.«

»Bei Gott! man speist viel zu gut bei Euch, als daß ich nicht zurückkommen sollte.

Hiernach verließ d’Artagnan seinen Wirth, grüßte die Gäste, nahm seine Büchse, ritt aber, statt zu jagen, geraden Wegs nach dem kleinen Hafen von Vannes.

Er schaute vergebens, ob man ihm nicht folgte; er sah Nichts und Niemand.

D’Artagnan miethete eine kleine Fischerbarke um fünfundzwanzig Livres und fuhr um halb zwölf Uhr ab, überzeugt, man sei ihm nicht gefolgt.

Man war ihm allerdings nicht gefolgt. Nur hatte ein Bruder Jesuit, der oben im Glockenthurme seiner Kirche aufgestellt war, vom Morgen an mit Hilfe eines vortrefflichen Augenglases nicht einen seiner Schritte verloren.

Um drei Viertel auf zwölf Uhr war Aramis benachrichtigt, d’Artagnan schiffe gen Belle-Isle.

Die Fahrt von d’Artagnan ging rasch von Statten, ein guter Nord-Nord-Ost trieb sein Schiff auf Belle-Isle zu.

Je mehr er sich der Insel näherte, desto schärfer befragten seine Augen die Küste. Er suchte und erwartete, sei es auf dem User, sei es über den Festungswerken, das auffallende Gewand von Porthos und seine ungeheure Statur sich von einem leicht wolkigen Himmel abheben zu sehen.

D’Artagnan suchte vergebens; er landete, ohne etwas gesehen zu haben, und erfuhr vom ersten Soldaten, den er fragte, Herr du Vallon sei noch nicht von Vannes zurückgekehrt.

Ohne einen Augenblick Zeit zu verlieren, befahl d’Artagnan, seine kleine Barke nach Sarzeau zu steuern.

Man weiß, daß sich der Wind mit den verschiedenen Stunden des Tages dreht; der Wind war von Nord-Nord-Ost zu Süd-Ost übergegangen; der Wind war also beinahe eben so günstig für die Rückkehr nach Sarzeau, als er es für die Fahrt nach Belle-Isle gewesen. In drei Stunden berührte d’Artagnan das Festland; zwei weitere Stunden genügten ihm, um Vannes zu erreichen.

Was d’Artagnan trotz der Schnelligkeit, mit der das Schiff ging, während dieser Ueberfahrt an Äerger und Ungeduld verschlang, vermöchte allein das Verdeck des Fahrzeugs, auf das er drei Stunden lang mit den Füßen stampfte, der Geschichte zu erzählen.

D’Artagnan machte nur einen Sprung vom Quai, wo er landete, bis zum bischöflichen Palast.

Er gedachte Aramis durch die Geschwindigkeit seiner Rückkehr zu erschrecken; er wollte ihm seine Falschheit vorwerfen, dies zwar mit Mäßigung, aber nichtsdestoweniger mit genug Geist, um ihn alle Folgen seines Benehmens fühlen zu lassen und ihm einen Theil seines Geheimnisses zu entreißen.

Er hoffte endlich mit Hilfe jener Gluth des Ausdrucks, welche bei den Geheimnissen das ist, was der Angriff mit dem Bajonett bei Schreckschanzen ist, den geheimnißvollen Aramis bis zu irgend einer Manifestation fortzureißen.

Aber er fand im Vorhaus des Palastes den Kammerdiener, der ihm den Weg versperrte, während er ihn mit einer ganz gottseligen Miene anlächelte.

»Monseigneur?« rief d’Artagnan, indem er den Kammerdiener mit der Hand auf die Seite zu schieben suchte.

Einen Augenblick erschüttert, gewann dieser bald wieder sein Gleichgewicht und seine feste Haltung.

»Monseigneur?« versetzte er.

»Ja, allerdings, erkennst Du mich nicht, Dummkopf?«

»Doch; Ihr seid der Herr Chevalier d’Artagnan?«

»So laßt mich vorbei.«

»Unnöthig.«

»Warum unnöthig?«

»Weil Seine Herrlichkeit nicht zu Hause ist.«

»Wie! Seine Herrlichkeit ist nicht zu Hause! Wo ist sie denn?«

»Abgereist.«

»Abgereist?«

»Ja.«

»Wohin?«

»Ich weiß es nicht; aber vielleicht sagt sie es dem Herrn Chevalier.«

»Wie? wo dies? auf welche Art?«

»In diesem Brief, den sie mir für den Herrn Chevalier übergeben hat.«

Und der Kammerdiener zog einen Brief aus seiner Tasche.

»Ei! so gib doch, Lümmel!« rief d’Artagnan, und entriß den Brief seinen Händen.

»Oh! ja,« murmelte d’Artagnan bei der ersten Zeile; »ja, ich begreife.«

Und er las mit halber Stimme.

»Mein lieber Freund,

»Eine äußerst dringende Angelegenheit ruft mich nach einem der Kirchspiele meiner Diöces. Ich hoffte Euch vor meinem Abgang zu sehen; doch ich verliere diese Hoffnung, wenn ich bedenke, daß Ihr ohne Zweifel zwei bis drei Tage bei unserem Freund Porthos auf Belle-Isle bleiben werdet.

»Belustigt Euch gut, versucht es aber nicht, ihm bei Tisch Stand zu halten; das hätte ich nicht einmal Athos in seiner schönsten und besten Zeit gerathen.

»Gott befohlen, lieber Freund; glaubt mir, ich bedaure es ungemein, daß ich Eure vortreffliche Gesellschaft nicht besser und länger benützen konnte.«

»Mordioux!« rief d’Artagnan, »ich bin betrogen! Ah! ich Ochse, ich Vieh, ich Dummkopf, der ich bin! Doch wer zuletzt lacht, lacht am besten. Oh! überlistet, bethört, bethört wie ein Affe, dem man eine leere Nuß gibt.«

Und er versetzte dem Kammerdiener einen Faustschlag auf seine lachende Schnauze und stürzte aus dem bischöflichen Palaste.

Furet, ein so guter Traber er auch war, entsprach den Umständen nicht mehr.

D’Artagnan eilte nach der Post und wählte ein Pferd, das er durch gute Sporen und eine leichte Hand zu der Einsicht brachte, die Hirsche seien nicht die behendesten Läufer der Welt.