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Der Graf von Bragelonne

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XVI.
Chaillot

Obgleich man sie nicht gerufen, folgten doch Manicamp und Malicorne dem König und d’Artagnan.

Das waren zwei sehr verständige Menschen; nur kam Malicorne oft zu frühe aus Ehrgeiz; Manicamp kam oft zu spät aus Trägheit.

Diesmal kamen sie zu rechter Zeit.

Fünf Pferde standen bereit. Zwei benützten der König und d’Artagnan; zwei Manicamp und Malicorne; das fünfte ritt ein Page vom Stall.

Die ganze Cavalcade entfernte sich im Galopp.

D’Artagnan hatte wirklich die Pferde selbst ausgewählt, wahre Pferde für ängstlich besorgte Liebende, Pferde, welche nicht liefen, sondern flogen.

Zehn Minuten nach dem Abgang kam die Cavalcade unter der Form eines Staubwirbels in Chaillot an.

Der König warf sich buchstäblich von seinem Pferde. Aber so rasch er dieses Manoeuvre vollführt hatte, stand doch d’Artagnan am Zügel seines Rosses.

Der König machte dem Musketier ein Zeichen des Dankes und schleuderte dem Pagen die Zügel an den Arm.

Er stürzte in das Vorhaus, stieß heftig die Thüre auf und trat in das Sprachzimmer ein.

Manicamp, Malicorne und der Page blieben außen; d’Artagnan folgte ihm.

Als der König in das Sprachzimmer eintrat, war der erste Gegenstand, der ihm in’s Auge fiel, Louise, nicht auf den Knieen, sondern liegend am Fuße eines großen steinernen Crucifixes.

La Vallière war auf den feuchten Platten ausgestreckt und kaum sichtbar in der Dunkelheit dieses Saales , der das Tageslicht nur durch ein schmales, vergittertes und ganz von Schlingpflanzen bedecktes Gitter empfing

Sie war allein, leblos, kalt wie der Stein, auf dem ihr Körper ruhte.

Als er sie erblickte, glaubte der König, sie wäre todt, und stieß einen furchtbaren Schrei aus, der d’Artagnan herbeilaufen machte.

Der König hatte schon einen Arm um ihren Leib geschlungen. D’Artagnan half dem König die arme Frau aufheben, welche schon die Erstarrung des Todes ergriffen hatte.

Der König nahm sie ganz in seine Arme, erwärmte mit seinen Küssen ihre Hände und ihre eiskalten Schläft

D’Artagnan hing sich an die Glocke des Thurmes.

Da liefen die Schwestern Carmeliterinnen herbei.

Die frommen Jungfrauen stießen Schreie des Aergernisses beim Anblick dieser Männer aus, welche ein weibliches Wesen in ihren Armen hielt.

Die Superiorin lief auch herbei.

Doch eine weltlichere Frau, als die übrigen Frauen des Klosters, trotz ihrer Strenge, erkannte sie mit dem ersten Blick den König an der Ehrfurcht, die ihm die Anwesenden bezeigten, so wie an der gebieterischen Miene, mit der er die ganze Gemeinde niederschmetterte.

Beim Anblick des Königs zog sie sich in ihr Zimmer zurück, was ein Mittel war, ihre Würde nicht zu gefährden.

Aber sie schickte durch die Nonnen alle Arten von herzstärkenden Tränken, Königin von Ungarn-Wasser, Melissengeist u.s.w. und befah! überdies, die Thüre zu schließen.

Es war die höchste Zeit: der Schmerz des Königs wurde geräuschvoll und verzweifelt.

Der König schien entschlossen, seinen Arzt rufen zu lassen, als la Vallière ins Leben zurückkehrte.

Das Erste, was sie erblickte, sobald sie die Augen wieder eröffnete, war der König zu ihren Füßen. Ohne Zweifel erkannte sie ihn nicht; denn sie gab einen schmerzlichen Seufzer von sich.

Ludwig bedeckte sie mit einem gierigen Blick.

Endlich hefteten sich ihre umherirrenden Augen auf den König.

Sie erkannte ihn und machte einen schwachen Versuch, sich seinen Armen zu entreißen.

»Wie!« murmelte sie, »das Opfer ist also noch nicht vollbracht?«

»Oh! nein, nein,« rief der König, »es wird nicht vollbracht werden, das schwöre ich Euch!«

Sie erhob sich schwach und ganz gelähmt, wie sie war.

»Es muß sein,« sprach sie, »es muß sein, haltet mich nicht zurück.«

»Ich soll es gestatten, daß Ihr Euch opfert, ich!« rief Ludwig. »Nie! nie!«

»Da ist es gut, wegzugehen,« murmelte d’Artagnan. »Sobald sie zu sprechen anfangen, wollen wir ihnen die Ohren ersparen.«

D’Artagnan entfernte sich, die zwei Liebenden blieben allein.

»Sire,« fuhr la Vallière fort, »ich flehe Euch an, kein Wort mehr; zertrümmert nicht die einzige Zukunft, auf die ich hoffe, das heißt mein Seelenheil, nicht Eure ganze Zukunft, das heißt Euren Ruhm, einer Laune wegen.«

»Eine Laune!« rief der König.

»Oh! Sire, nun sehe ich klar in Eurem Herzen.«

»Ihr, Louise?«

»Oh! ja, ich.«

»Erklärt Euch.«

»Eine unbegreifliche, unvernünftige Hinreißung kann Euch für den Augenblick als eine genügende Entschuldigung erscheinen, aber Ihr habt Pflichten, die mit Eurer Liebe für ein armes Mädchen unverträglich sind. Vergeßt mich!«

»Ich Euch vergessen!«

»Es ist schon geschehen!«

»Eher sterben.«

»Sire, Ihr könnt diejenige nicht lieben, welche Ihr so grausam, wie Ihr es gethan, heute Nacht zu tödten eingewilligt habt.«

»Was sagt Ihr mir da? Erklärt Euch.«

»Sprecht, was habt Ihr gestern von mir verlangt? daß ich Euch liebe. Was habt Ihr mir im Austausch versprochen? nie eine Nacht vorübergehen zu lassen, ohne mir eine Versöhnung anzubieten, wenn Ihr erzürnt gegen mich gewesen.«

»Oh! verzeiht, verzeiht, Louise! ich war wahnsinnig vor Eifersucht.«

»Sire, die Eifersucht ist ein schlechter Gedanke, der wieder entsteht, wie der Lolch, wenn man ihn abgeschnitten hat; Ihr werdet abermals eifersüchtig sein und mich vollends tödten. Seid so mitleidig, mich sterben zu lassen.«

»Noch ein Wort wie dieses, mein Fräulein, und Ihr seht mich zu Euren Füßen verscheiden.«

»Nein, nein, Sire, ich weiß besser als Ihr, was ich werth bin. Glaubt mir, und Ihr werdet Euch nicht um einer Unglücklichen willen, welche alle Welt verachtet, verderben.«

»Oh! nennt mir diejenigen, welche Ihr anschuldigt, nennt mir sie.«

»Ich habe mich über Niemand zu beklagen, Sire, ich schuldige nur mich an. Gott befohlen, Sire, Ihr gefährdet Eure Würde, wenn Ihr so mit mir sprecht.«

»Nehmt Euch in Acht, indem Ihr so zu mir sprecht, gebt Ihr mich der Verzweiflung preis, nehmt Euch in Acht!«

»Oh! Sire, Sire, laßt mich mit Gott, Ich flehe Euch an.«

»Ich werde Euch selbst Gott entreißen,« »Zuvor aber,« rief das arme Kind, »zuvor entreißt mich den unbändigen Feinden, die sich an meinem Leben und an meiner Ehre vergreisen wollen. Habt Ihr Kraft genug, um mich zu lieben, so habet auch Macht genug, um mich zu beschützen; doch nein, diejenige, welche Ihr liebt, beleidigt man, verhöhnt man, jagt man fort.«

Und durch ihren Schmerz gezwungen, anzuklagen, rang das harmlose Kind unter heftigem Schluchzen die Hände.

»Man hat Euch fortgejagt!« rief der König; »das ist das zweite Mal, daß ich dieses Wort höre.«

»Schmachvoll, Sire. Ihr seht wohl, ich habe keinen andern Beschützer mehr, als Gott, keinen andern Trost mehr, als das Gebet, keine andere Zufluchtsstätte, als das Kloster.«

»Ihr werdet meinen Palast, Ihr werdet meinen Hof haben. Oh! befürchtet nichts mehr; diejenigen, welche Euch gestern fortgejagt haben, werden morgen vor Euch zittern; was sage ich, morgen? vor einer Stunde schon habe ich gescholten, gedroht. Ich kann den Blitz losbrechen lassen, den ich noch zurückhalte. Louise! Louise! Ihr sollt grausam gerächt werden. Blutige Thränen sollen Eure Zähren bezahlen. Nennt mir nur Eure Feinde.«

»Nie! nie!«

»Wie soll ich sie dann schlagen?«

»Sire, diejenigen, welche Ihr schlagen müßtet, würden Eure Hand zurückweichen machen.«

»Oh! Ihr kennt mich nicht!« rief Ludwig außer sich. »Eher, als ich zurückwiche, würde ich mein Königreich verbrennen und meine Familie verfluchen. Ja, ich würde sogar diesen Arm schlagen, wäre dieser Arm feig genug, nicht Alles zu vernichten, was sich zum Feind des sanftesten der Geschöpfe gemacht hat.«

Indem er diese Worte sprach, schlug Ludwig wirklich heftig mit der Faust an den eisernen Verschlag, der ein dumpfes Gemurmel von sich gab.

La Vallière erschrak. Der Zorn dieses allmächtigen jungen Mannes hatte etwas Eindrucksvolles, Unheilschwangeres, weil er wie der des Sturmes tödtlich sein konnte.

Sie, deren Schmerz nicht seines Gleichen zu haben glaubte, wurde besiegt durch diesen Schmerz, der in Drohung und Heftigkeit ausbrach.

»Sire,« sprach sie, »zum letzten Mal flehe ich Euch an, entfernt Euch; schon hat mich die Stille dieses einsamen Ortes gestärkt, ich fühle mich ruhiger unter der Hand Gottes; Gott ist ein Beschützer, vor dem alle kleine menschliche Bosheiten fallen. Sire, noch einmal, laßt mich mit Gott.«

»Nun denn!« rief Ludwig, »saget offenherzig, daß Ihr mich nie geliebt habt, saget, daß meine Demuth, daß meine Reue Eurem Stolze schmeicheln, daß Ihr Euch aber nicht über meinen Schmerz betrübt. Saget, der König von Frankreich sei für Euch nicht mehr ein Geliebter, dessen Zärtlichkeit Euer Glück machen konnte, sondern ein Despot, dessen Laune auch die letzte Fiber der Empfindlichkeit in Euren Herzen zerrissen habe. Saget nicht, Ihr suchet Gott, saget, Ihr fliehet den König. Nein, Gott ist nicht mitschuldig an unbeugsamen Entschlüssen; Gott läßt die Buße und die Reue zu; er verzeiht, er will, daß man liebe.«

Louise krümmte sich vor Schmerz, als sie diese Worte hörte, welche die Flamme bis in die Tiefe ihrer Adern strömen machten.

»Ihr habt also nicht gehört?« sagte sie.

»Was?«

»Ihr habt nicht gehört, daß ich fortgejagt, verachtet, verächtlich bin?«

»Ich werde Euch zur Geachtetsten, zur Angebetetsten, zur Beneidetsten meines Hofes machen.«

»Beweiset mir, daß Ihr nicht aufgehört habt, mich zu lieben.«

»Wie?«

»Flieht mich.«

»Ich werde es Euch dadurch beweisen, daß ich Euch nicht mehr verlasse.«

»Glaubt Ihr denn, ich werde das dulden, Sire? glaubt Ihr, ich werde Euch Eurer ganzen Familie den Krieg erklären lassen? glaubt Ihr, ich werde Euch meinetwegen Mutter, Frau und Schwägerin zurückstoßen lassen?«

 

»Ah! endlich habt Ihr sie genannt, sie sind es, die das Böse gethan! Beim allmächtigen Gott, ich werde sie bestrafen!«

»Und darum erschreckt mich die Zukunft, darum weise ich Alles zurück, darum will ich nicht, daß Ihr mich rächet. Mein Gott, genug der Thränen, genug der Schmerzen, genug der Klagen! Oh! nie werde ich irgend Jemand Klagen, Thränen oder Schmerzen kosten. Ich habe zu viel geseufzt, geweint und gelitten.«

»Und meine Thränen, meine Schmerzen, meine Klagen, zählt Ihr sie für nichts?«

»Sprecht nicht so mit mir, Sire, in des Himmels Namen! in des Himmels Namen, sprecht nicht so mit mir. Ich bedarf meines ganzen Muthes, um das Opfer zu vollbringen.«

»Louise! Louise! ich flehe Dich an! gebiete, befiehl, räche Dich oder verzeih’, aber verlasse mich nicht.«

»Ach! wir müssen uns trennen, Sire.«

»Du liebst mich also nicht?«

»Oh! Gott weiß es.«

»Lüge! Lüge!«

»Oh! wenn ich Euch nicht liebte, Sire, ließe ich Euch gewähren, ließe ich mich hinreißen; ich nähme im Austausch für die Beleidigung, die man mir zugefügt, den süßen Triumph des Stolzes an, den Ihr mir bietet, während ich, Ihr seht es wohl, nicht einmal die süße Entschädigung Eurer Liebe will, Eurer Liebe, die doch mein Leben ist, da ich sterben wollte, weil ich glaubte, Ihr liebet mich nicht mehr.«

»Nun wohl! ja, ja, ich weiß es jetzt, ich erkenne es zu dieser Stunde, Ihr seid die frommste, die verehrungswürdigste der Frauen, Niemand ist so wie Ihr nicht nur meiner Liebe und meiner Achtung, sondern auch der Achtung und Liebe Aller würdig. Keine wird auch so geliebt sein, wie Ihr, Louise I Keine wird die Herrschaft über mich haben, wie Ihr sie habt. Ja, ich schwöre es Euch, ich würde in diesem Augenblick die Welt wie Glas zerbrechen, wäre mir die Welt hinderlich. Ihr befehlt mir, mich zu beruhigen, zu verzeihen; es sei, ich werde mich beruhigen. Ihr wollt durch die Sanftmuth, durch die Milde regieren, ich werde sanft und milde sein. Schreibt mir nur mein Benehmen vor, ich werde gehorchen.«

»Mein Gott, was bin ich denn, ich armes Mädchen, um einem König wie Ihr eine Sylbe zu dictiren!«

»Ihr seid mein Leben und meine Seele. Regiert die Seele nicht den Körper?«

»Oh! Ihr liebet mich also, mein theurer Sire?«

»Auf den Knieen, mit gefalteten Händen, mit allen Kräften, die Gott in mich gelegt hat. Ich liebe Euch genug, um Euch mein Leben zu geben, wenn Ihr ein Wort sagt.«

»Ihr liebt mich?«

»Oh! ja.«

»Dann habe ich nichts mehr auf der Welt zu wünschen. Eure Hand, Sire, und sagen wir uns Lebewohl. Ich habe in diesem Leben alles Glück gehabt, das mir beschieden.«

»Oh! nein. Dein Glück ist nicht gestern, es ist beute, es ist morgen, es ist immer. Dir die Zukunft, Dir Alles, was mir gehört. Nicht mehr diese Trennungsgedanken, nicht mehr diese finstere Verzweiflung; die Liebe ist unser Gott, sie ist das Bedürfniß unserer Seelen. Du wirst für mich leben, wie ich für Dich leben werde.«

Nachdem der König so gesprochen, warf er sich vor ihr nieder und küßte ihre Kniee mit unaussprechlichen Entzückungen der Freude und der Dankbarkeit.

»Oh! Sire, Sire, dies Alles ist ein Traum!«

»Warum ein Traum?«

»Weil ich nicht an den Hof zurückkehren kann. Verbannt, wie Euch wiedersehen? Ist es nicht besser, in das Kloster zu gehen? um hier im Balsam Eurer Liebe die letzten Ergüsse Eures Herzens und Euer letztes Geständniß zu begraben?«

»Verbannt, Ihr?« rief Ludwig XIV.; »und wer verbannt denn, wenn ich zurückrufe?«

»Oh! Sire, Etwas, was über den Königen regiert: die Welt und die Meinung; bedenkt wohl, Ihr könnt eine fortgejagte Frau nicht lieben; diejenige, welche Eure Mutter mit einem Verdacht befleckt, diejenige, welche Eure Schwägerin mit einer Strafe gebrandmarkt hat, ist Eurer unwürdig.«

»Unwürdig, diejenige, welche mir gehört?«

»Ja, gerade das ist es, Sire: von dem Augenblick, wo sie Euch gehört, ist Eure Geliebte unwürdig.«

»Ah! Ihr habt Recht, Louise, und alle diese Zartheiten sind in Euch. Wohl! Ihr werdet nicht verbannt sein.«

»Oh! man sieht, Ihr habt Madame nicht gehört.«

»Ich werde an meine Mutter appelliren.«

»Oh! Ihr habt Eure Mutter nicht gesehen.«

»Sie auch? arme Louise! die ganze Welt ist also gegen Euch?«

»Ja, ja, arme Louise, die sich schon unter dem Sturme beugte, als Ihr kamet, als Ihr sie vollends brachet.«

»Oh! verzeiht.«

»Ihr werdet also weder die Eine, noch die Andere erweichen, das Uebel ist ohne Gegenmittel, denn nie gestatte ich Euch die Heftigkeit oder die Gewaltanwendung.«

»Wohl! Louise, um Euch zu beweisen, wie sehr ich Euch liebe, werde ich Eines thun, ich werde Madame aufsuchen.«

»Ihr?«

»Ich werde sie bewegen, Ihren Spruch zurückzunehmen, ich werde sie zwingen.«

»Zwingen! oh! nein, nein!«

»Es ist wahr, ich werde sie erweichen.«

Louise schüttelte den Kopf.

»Ich werde bitten, wenn es sein muß,« sagte Ludwig. »Werdet Ihr hiernach an meine Liebe glauben?«

Louise schaute empor.

»Oh! nie für mich; demüthigt Euch, nie; laßt mich vielmehr sterben.«

Louise dachte nach, ihre Züge nahmen eine düstere Färbung an.

»Ich werde eben so viel leiden, als Ihr gelitten habt,« sprach der König; »das wird meine Sühnung in Euren Augen sein. Auf, mein Fräulein, lassen wir diese kleinlichen Erwägungen; seien wir groß wie unser Schmerz, seien wir stark wie unsere Liebe.«

Und indem er diese Worte sprach, nahm er sie in seine Arme und bildete ihr einen Gürtel mit seinen Händen.

»Mein einziges Gut, mein Leben, folge mir!« rief er.

Sie machte einen letzten Versuch, in dem sie nicht mehr ihren ganzen Willen, ihr Wille war schon besiegt, sondern alle ihre Kräfte zusammendrängte.

»Nein!» erwiederte sie schwach, »nein! nein! ich würde vor Scham sterben.«

»Nein, Ihr werdet als Königin zurückkehren! Niemand weiß, daß Ihr Euch entfernt habt . . . d’Artagnan allein.«

»Er hat mich also verrathen; er auch?«

»Wie so?«

»Er schwur mir . . . «

»Ich schwur, nichts dem König zu sagen,« erwiederte d’Artagnan, der seinen schlauen Kopf durch die etwas geöffnete Thüre streckte; »ich habe meinen Schwur gehalten, denn ich sprach nur mit Herrn von Saint-Aignan, und es ist nicht mein Fehler, wenn der König gehört hat, nicht wahr, Sire?«

»Es ist wahr, verzeiht ihm,« sagte der König.

La Vallière lächelte und reichte dem Musketier ihre zarte, weiße Hand.

»Herr d’Artagnan,« sprach der König entzückt, »laßt einen Wagen für das Fräulein holen.«

»Sire,« antwortete der Kapitän, »der Wagen wartet.«

»Oh! ich habe da das Muster von allen Dienern,« rief der König.

»Du hast Dir Zeit genommen, dies zu bemerken,« murmelte d’Artagnan, obgleich ihm das Lob schmeichelte.

La Vallière war besiegt; nach einigem Zögern ließ sie sich machtlos von ihrem königlichen Geliebten fortführen.

Doch an der Thüre des Sprachzimmers, in dem Augenblick, wo sie es verlassen sollte, entriß sie sich den Armen des Königs, kehrte zu dem steinernen Crucifix zurück, küßte es und sprach:

»Mein Gott! Du hast mich zu Dir gezogen, mein Gott! Du hast mich zurückgestoßen, doch Deine Gnade ist ohne Grenzen. Nur vergiß, wenn ich zurückkomme, daß ich mich entfernt habe, denn wenn ich zu Dir zurückkomme, so geschieht es, um Dich nicht mehr zu verlassen.«

Der König schluchzte.

D’Artagnan wischte eine Thräne ab.

Ludwig führte die junge Frau weg, hob sie in den Wagen und ließ d’Artagnan neben sie sitzen.

Er selbst aber schwang sich zu Pferde, sprengte nach dem Palais-Royal und ließ Madame sogleich bei seiner Ankunft wissen, daß sie ihm eine kurze Audienz zu bewilligen habe.

XVII.
Bei Madame

Aus der Art und Weise, wie der König die Gesandten entlassen hatte, erriethen auch die am mindesten Hellsehenden einen Krieg.

Wenig vertraut mit der geheimen Chronik, verdolmetschten die Gesandten selbst gegen sich das berühmte Wort: »Wenn ich nicht Herr über mich bin, so werde ich es doch über diejenigen sein, welche mich beleidigen.«

Zum Glück für das Geschick Frankreichs und Hollands folgte Colbert den Gesandten, um ihnen einige Erläuterungen zu geben; die Königin aber und Madame, die von dem, was in ihren Häusern vorging, genau unterrichtet waren, verließen, als sie dieses Wort voller Drohungen gehört, mit viel Angst und Aerger das Cabinet.

Madame besonders fühlte, der königliche Zorn würde auf sie fallen, und da sie beherzt und über die Maßen hochmüthig war, begab sie sich, statt Beistand bei der Königin Mutter zu suchen, in ihre Gemächer, wenn nicht ohne Besorgniß, doch wenigstens ohne die Absicht, den Kampf zu vermeiden.

Von Zeit zu Zeit schickte Anna von Oesterreich Boten ab, um sich erkundigen zu lassen, ob der König zurückgekehrt.

Das Stillschweigen, das man im Schloß über diese Angelegenheit beobachtete, und das Verschwinden von Louise waren die Weissagungen einer Anzahl von unglücklichen Ereignissen für jeden, der den stolzen und reizbaren Charakter des Königs kannte.

In dem Augenblick, wo die beredte Montalais mit aller möglichen oratorischen Behutsamkeit Schlüsse machte und Madame die Duldsamkeit unter der Wohlthat der Gegenseitigkeit empfahl, erschien Herr Malicorne bei Madame, um im Namen des Königs von dieser Prinzessin eine Audienz zu verlangen.

Der würdige Freund von Montalais trug auf seinem Gesicht alle Zeichen der lebhaftesten Aufregung. Man konnte sich unmöglich hierin täuschen; die vom König verlangte Zusammenkunft mußte eines von den interessantesten Kapiteln der Geschichte des Herzens der Könige und der Menschen sein.

Madame wurde beunruhigt durch die Erscheinung des Königs; sie erwartete ihn nicht so bald; sie war besonders nicht auf einen unmittelbaren Schritt von Ludwig gefaßt.

Die Frauen, die den Krieg so gut mittelbar führen, sind immer weniger stark und weniger gewandt, wenn es sich darum handelt, eine Schlacht von Angesicht zu Angesicht anzunehmen.

Madame, haben wir gesagt, gehörte nicht zu denjenigen, welche zurückweichen, sie hatte den Fehler oder die entgegengesetzte Eigenschaft.

Sie übertrieb die Beherztheit; die durch Malicorne überbrachte Depeche machte auf sie die Wirkung der Trompete, welche zum Beginn der Feindseligkeiten bläst. Stolz hob sie den Handschuh auf.

Nach fünf Minuten stieg der König die Treppe herauf.

Er war roth vom raschen Reiten. Seine bestaubten, in Unordnung gebrachten Kleider contrastirten dergestalt mit der so frischen und so pünktlichen Toilette von Madame, daß sie unter ihrer Schminke erbleichte.

Ludwig machte keinen Eingang; er setzte sich. Montalais verschwand.

Madame setzte sich dem König gegenüber.

»Meine Schwester,« sagte Ludwig, »Ihr wißt, daß Fräulein de la Vallière diesen Morgen aus ihrer Wohnung entflohen ist, und daß sie ihren Schmerz, ihre Verzweiflung in ein Kloster getragen hat.«

Die Stimme des Königs war seltsam bewegt, als er diese Worte sprach.

»Eure Majestät unterrichtet mich hiervon,« erwiederte Madame.

»Ich glaubte, Ihr hättet es diesen Morgen beim Empfang der Gesandten erfahren.«

»Durch Eure Aufregung; ja, Sire, ich habe errathen, es gehe etwas Außerordentliches vor, doch ohne es mir genau erklären zu können.«

Der, König der offenherzig war, schoß gerade nach dem Ziele ab.

»Meine Schwägerin,« sagte er, »warum habt Ihr Fräulein de la Vallière weggeschickt?«

»Weil mir ihr Dienst mißfiel,« erwiederte Madame mit trockenem Ton.

Der König wurde purpurroth und seine Augen häuften ein Feuer an, das Madame bei all ihrem Muth kaum auszuhalten vermochte.

Ludwig bewältigte sich jedoch und sprach:

»Meine Schwester, eine gute Frau, wie Ihr, braucht einen stärkeren Grund, um nicht nur ein junges Mädchen wegzujagen, sondern auch nebst dieser die ganze Familie des Mädchens zu entehren. Ihr wißt, daß die Stadt die Augen auf das Benehmen der Frauen des Hofes offen hält. Ein Ehrenfräulein wegschicken heißt diesem ein Verbrechen, einen Fehler wenigstens zuschreiben. Was ist aber das Verbrechen, was ist der Fehler Von Fräulein de la Vallière?«

»Da Ihr Euch zum Beschützer von Fräulein de la Vallière macht,« antwortete Madame kalt, »so will ich Euch Erklärungen geben, die ich Niemand zu geben berechtigt wäre.«

»Nicht einmal dem König!« rief Ludwig mit einer Geberde des Zorns.

»Ihr habt mich Eure Schwester genannt und ich bin in meinem Hause.«

»Gleich viel,« versetzte der junge Monarch, der sich schämte, daß er sich hatte hinreißen lassen, »Ihr könnt sagen, Madame, und Niemand in meinem Reiche kann sagen, er sei berechtigt, sich nicht vor mir zu erklären.«

 

»Da Ihr es so nehmt,« sprach Madame mit einem finsteren Zorn, »so habe ich mich nur vor Eurer Majestät zu verbeugen und zu schweigen.«

»Nein, keine Zweideutigkeiten!«

»Durch die Protection, die Sure Majestät Fräulein de la Vallière angedeihen läßt, wird mir Achtung auferlegt.«

»Keine Zweideutigkeiten, sage ich Euch: Ihr wißt wohl, daß ich als Haupt des französischen Adels Allen Rechenschaft über die Ehre der Familien schuldig bin, möget Ihr nun la Vallière oder irgend eine Andere wegjagen.«

Ein Achselzucken von Madame.

»Oder irgend eine Andere, ich wiederhole es,« fuhr der König fort, »und da Ihr diese Person, indem Ihr so handelt, entehrt, so fordere ich von Euch eine Erklärung, um den Spruch zu bestätigen oder zu bekämpfen.«

»Meinen Spruch bekämpfen!« rief Madame voll Hochmuth, »wie! wenn ich aus meinem Hause eine von meinen Dienerinnen weggejagt habe, verlangt Ihr, daß ich sie wieder nehme?«

Der König schwieg.

»Das wäre nicht mehr Uebermaß von Gewalt, das wäre Ungebührlichkeit.«

»Madame!«

»Oh! ich würde mich in meiner Eigenschaft als Frau gegen einen würdelosen Mißbrauch empören, ich wäre nicht mehr eine Prinzessin Eures Geblüts, eine Königstochter, ich wäre das letzte der Geschöpfe, ich wäre geringer, als die weggeschickte Magd.«

Der König sprang auf vor Wuth.

»Es ist kein Herz, was in Eurer Brust schlägt; wenn Ihr so gegen mich handelt, laßt mich mit derselben Strenge handeln.«

Eine verirrte Kugel trifft zuweilen in der Schlacht. Dieses Wort, das der König nicht mit Absicht sagte, traf Madame und erschütterte sie einen Augenblick; sie konnte früher oder später Repressalien befürchten.«

»Nun, Sire, so erklärt Euch,« sagte sie.

»Ich frage Euch, Madame, was Fräulein de la Vallière gegen Euch gethan hat?«

»Sie ist die gewandteste Intriguenmacherin, die ich kenne; sie hat gemacht, daß sich zwei Freunde geschlagen; sie hat in so schmählichen Ausdrücken von sich sprechen gemacht, daß der ganze Hof nur beim Nennen ihres Namens die Stirne faltet.«

»Sie! sie!« rief der König.

»Unter dieser so sanften und so heuchlerischen Hülle verbirgt sie einen Geist voll Schlauheit und Schwärze.«

»Sie!«

»Ihr könnt Euch in ihr täuschen, Sire, doch ich, ich kenne sie, sie ist im Stande, die besten Verwandten und die vertrautesten Freunde zum Kriege aufzureizen. Seht, was sie schon an Zwistigkeiten unter uns ausgestreut hat!«

»Ich betheure Euch . . . !

»Sire, prüfet wohl, was ich Euch sage: wir lebten im besten Einvernehmen und durch ihre Berichte, durch ihre künstlichen Klagen hat sie Sure Majestät gegen mich mißstimmt.«

»Ich schwöre, daß nie ein bitteres Wort über ihre Lippen gekommen ist; ich schwöre, daß sie mich, selbst bei meinen Aufwallungen, Niemand bedrohen ließ: ich schwöre, daß Ihr keine ergebenere, ehrfurchtsvollere Freundin habt!«

»Freundin!« versetzte Madame mit einem Ausdruck tiefer Verachtung.

»Nehmt Euch in Acht, Madame, Ihr vergeßt, daß Ihr mich begriffen habt, und daß sich von diesem Augenblick Alles gleich stellt. Fräulein de la Vallière wird sein, was ich will, daß sie sein soll, und morgen, wenn es mir genehm ist, wird sie bereit sein, sich auf einen Thron zu setzen.«

»Sie wird wenigstens nicht darauf geboren sein, und Ihr könnt nur etwas für die Zukunft und nichts für die Vergangenheit thun.«

»Madame, ich war gegen Euch voll Gefälligkeit und Artigkeit; macht nicht, daß ich mich erinnere, daß ich der Gebieter bin.«

»Sire, Ihr habt mir das schon zweimal gesagt, und ich hatte die Ehre, Euch zu bemerken, daß ich mich verbeuge.«

»Wollt Ihr mir also bewilligen, daß Fräulein de la Vallière zu Euch zurückkehrt?« ,

»Wozu, Sire, da Ihr dem Fräulein einen Thron zu schenken habt? Ich bin zu wenig, um eine solch? Macht zu begünstigen.«

»Laßt diesen verächtlichen, boshaften Geist; bewilligt mir ihre Begnadigung.«

»Nie!«

»Ihr stachelt mich zum Kriege in meiner Familie an.«

»Ich habe auch meine Familie, zu der ich mich flüchten werde.«

»Ist das eine Drohung, und vergeßt Ihr Euch in diesem Grade? Glaubt Ihr, daß, wenn Ihr es bis zur Beleidigung triebet, Eure Verwandten Euch unterstützen würden?«

»Ich hoffe, daß Ihr mich zu nichts zwingen werdet, was meines Ranges unwürdig wäre.«

»Ich hoffte, Ihr würdet Euch unserer Freundschaft erinnern, Ihr würdet mich als Bruder behandeln.«

Madame schwieg einen Augenblick.

»Eurer Majestät eine Ungerechtigkeit verweigern heißt nicht Euch nicht mehr als Bruder erkennen.«

»Eine Ungerechtigkeit!«

»Oh! Sire, wenn ich der ganzen Welt das Benehmen von la Vallière offenbarte, wenn die Königinnen wüßten . . . «

»Oh! Henriette, laßt Euer Herz sprechen; erinnert Euch, daß Ihr mich geliebt habt, erinnert Euch, daß das Herz der menschlichen Wesen ebenso barmherzig sein soll, als das Herz des höchsten Gebieters. Seid nicht unbeugsam gegen die Anderen, verzeiht la Vallière.«

»Ich kann nicht; sie hat mich beleidigt.«

»Aber ich, ich!«

»Sire, für Euch würde ich Alles thun, dies ausgenommen.«

»Ihr rathet mir also die Verzweiflung, Ihr verweist mich auf das letzte Mittel der schwachen Leute; Ihr rathet mir den Zorn und den Lärmen.«

»Sire, ich rathe Euch die Vernunft.«

»Die Vernunft . . . Meine Schwester, ich habe keine Vernunft mehr.«

»Sire, seid huldreich!«

»Meine Schwester, seid mitleidig, es ist das erste Mal, daß ich Euch anflehe; meine Schwester, ich hoffe nur noch aus Euch.«

»Oh! Sire, Ihr weinet!«

»Vor Wuth, ja, vor Demüthigung. Ich! der König soll genöthigt sein, sich bis zu Bitten zu erniedrigen! Mein ganzes Leben werde ich diesen Augenblick verabscheuen! Meine Schwester, Ihr habt mich in einer Sekunde mehr Schlimmes erdulden lassen, als ich in den härtesten Bedrängnissen dieses Lebens vorhergesehen.«

Hiernach stand der König auf und ließ seinen Thränen, welche wirklich Thränen der Wuth und der Scham waren, freien Lauf.

Madame war nicht gerührt, denn die besten Frauen haben kein Mitleid im Stolz, aber sie befürchtete, diese Thränen könnten Alles mit sich fortreißen, was Menschliches im Herzen des Königs war.

»Befehlet, Sire,« sagte sie, »und da Ihr meine Demüthigung der Eurigen vorzieht, obgleich die meinige öffentlich ist und die Eurige nur mich zum Zeugen hat, so sprecht, ich werde dem König gehorchen.«

»Nein, nein, Henriette!« rief Ludwig ganz entzückt vor Dankbarkeit, »Ihr werdet dem Bruder nachgegeben haben.«

»Ich habe keinen Bruder mehr, da ich gehorche.«

»Wollt Ihr mein ganzes Königreich zum Dank?«

»Wie liebt Ihr! . . wenn Ihr liebt!’

Ludwig antwortete nicht. Er hatte die Hand von Madame ergriffen und bedeckte sie mit Küssen.

»Ihr werdet also die Arme wieder aufnehmen,« sagte er, »Ihr werdet ihr verzeihen, Ihr werdet die Sanftheit, die Redlichkeit ihres Herzens anerkennen!«

»Ich werde sie in meinem Hause behalten.«

»Nein, Ihr werdet Ihr Eure Freundschaft wieder schenken, liebe Henriette.«

»Ich habe sie nie geliebt.«

»Nun wohl, nicht wahr Henriette, aus Liebe für mich werdet Ihr sie gut behandeln?«

»Ich werde sie wie ein Euch angehöriges Mädchen behandeln!«

Der König erhob sich. Durch dieses ihr unseliger Weise entschlüpfte Wort hatte sie das ganze Verdienst ihres Opfers zerstört. Der König war ihr nichts mehr schuldig.

Geschworen, auf den Tod getroffen, erwiederte er:

»Ich danke, Madame, ich werde mich ewig des Dienstes erinnern, den Ihr mir geleistet.«

Und er verbeugte sich mit geheuchelter Ceremonie und nahm Abschied.

Als er vor einem Spiegel vorüberging, sah er seine rothen Augen und stampfte mit dem Fuß.

Doch es war zu spät. Malicorne und d’Artagnan, die an der Thüre standen, hatten seine Augen gesehen.

»Der König hat geweint,« dachte Malicorne.

D’Artagnan näherte sich ihm ehrfurchtsvoll und sagte leise:

»Sire, Ihr müßt die kleine Treppe wählen, um in Eure Gemächer zurückzukehren.«

»Warum?«

»Weil der Staub von der Straße Spuren auf Eurem Gesicht zurückgelassen hat. Geht, Sire, geht.«

»Mordioux!« dachte er, als der König wie ein Kind nachgegeben hatte, »es mögen sich die Leute hüten, die diejenige weinen machen werden, welche den König weinen gemacht hat.«