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Die Dame von Monsoreau

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»Wisst Ihr nicht, wie ich sie zu schließen genötigt gewesen bin?«

»Ja, doch sie war leicht zu brechen.«

»Im Gegenteil, unmöglich.«

»Verkündigte Euch denn nichts, dass in Eurer Nähe ein ergebener Mann wachte?«

Diana schlug die Augen nieder und erwiderte: »Gerade das war es, was mir bange machte.«

»Seht, welchen Rücksichten und Betrachtungen Ihr mich opfertet. O bedenkt, was mein Leben ist, seitdem Ihr einem Andern gehört!«

»Mein Herr,« sprach die Gräfin voll Würde, »eine Frau wechselt den Namen nicht, ohne dass ein großer Nachtheil für ihre Ehre daraus entspringt, wenn zwei Männer leben, von denen der eine den Namen trägt, den sie aufgegeben, der andere den Namen, den sie angenommen hat.«

»Immerhin habt Ihr vorgezogen, den Namen Monsoreau zu behalten.«

»Glaubt Ihr?« stammelte Diana. »Desto besser!«

Und ihre Augen füllten sich mit Tränen.

Als Bussy sah, wie sie ihr Haupt auf ihre Brust sinken ließ, kam er ihr erschüttert entgegen und sprach:

»Ich bin also nun wieder das geworden, was ich war, nämlich ein Fremder für Euch.«

»Ach!« seufzte Diana.

»Euer Stillschweigen sagt es hinreichend.«

»Ich kann nur durch mein Stillschweigen sprechen.«

»Euer Stillschweigen, Madame, ist die Fortsetzung Eures Empfangs im Louvre. Im Louvre saht Ihr mich nicht, hier sprecht Ihr nicht mit mir.«

»Im Louvre war ich in Gegenwart von Herrn von Monsoreau, Herr von Monsoreau beobachtete mich, und er ist eifersüchtig.«

»Eifersüchtig! Und was braucht er denn noch, mein Gott! Welches Glück kann er denn beneiden, da die ganze Welt sein Glück beneidet?«

»Ich sage Euch, dass er eifersüchtig ist, mein Herr; seit einigen Tagen hat er Jemand in der Gegend unseres neuen Hauses umherstreifen sehen.«

»Ihr habt also das kleine Haus in der Rue Saint-Antoine verlassen?«

»Wie!« rief Diana, durch eine unüberlegte Bewegung fortgerissen, »dieser Mann … Ihr wart es also nicht?«

»Madame, seitdem Eure Heirat öffentlich verkündigt worden ist, seitdem Ihr vorgestellt worden seid, seit jenem Abend im Louvre endlich, wo Ihr mich keines Blickes würdigtet, liege ich zu Bette, verzehrt mich das Fieber, sterbe ich. Ihr seht, dass Euer Gemahl wenigstens nicht auf mich eifersüchtig zu sein brauchte, denn mich hat er nicht in der Nähe seines Hauses erblickt.«

»Wohl, mein Herr Graf, wenn es wahr ist, dass Ihr, wie Ihr mir sagt, ein Verlangen hattet, mich wiederzusehen, so dankt diesem unbekannten Manne; denn wie ich Herrn von Monsoreau kenne, machte mich dieser Mann für Euch zittern, und ich wollte Euch sehen, um Euch zu sagen: Setzt Euch nicht so der Gefahr aus, Herr Graf, macht mich nicht noch unglücklicher, als ich bereits bin.«

»Beruhigt Euch, Madame, ich wiederhole Euch, ich bin es nicht gewesen.«

»Lasst mich nun Alles vollenden, was ich Euch zu sagen hatte. In der Furcht vor diesem Mann, den wir nicht kennen, den aber Herr von Monsoreau vielleicht kennt, in der Furcht vor diesem Mann verlangt er, dass ich Paris verlasse; somit,« fügte Diana, Bussy die Hand reichend, bei, »somit könnt Ihr diese Unterredung als die letzte betrachten … Morgen reise ich nach Méridor ab.«

»Ihr reist, Madame?« rief Bussy». »Es gibt kein anderes Mittel, Herrn von Monsoreau zu beschwichtigen; es gibt nur dieses Mittel, meine Ruhe wieder zu finden. Überdies hasse ich meinerseits Paris, hasse ich die Welt, den Hof, den Louvre; ich bin glücklich, mich mit meinen Erinnerungen aus der Mädchenzeit in die Einsamkeit zurückzuziehen; es ist mir, als müsste mir, wenn ich wieder auf dem Pfade meiner Jugendjahre wandle, ein wenig von dem vergangenen Glücke wie ein sanfter erquickender Tau auf das Haupt fallen. Mein Vater begleitet mich. Ich werde dort Herrn und Frau von Saint-Luc finden, welche es beklagen, dass sie mich nicht bei sich haben. Lebt wohl, Herr von Bussy.«

Bussy verbarg sein Gesicht in seinen Händen.

»Vorwärts!« murmelte er,«Alles ist für mich vorbei.«

»Was sagt Ihr da?« rief Diana aufstehend.

»Ich sage, Madame, dass der Mann, der Euch verbannt, ich sage, dass dieser Mann, der mir die einzige Hoffnung nimmt, die mir blieb, die Hoffnung, dieselbe Luft mit Euch zu atmen, Euch hinter einem Fenstervorhang zu erblicken, im Vorübergehen Euer Kleid zu berühren, ein lebendes Wesen endlich und nicht einen Schatten anzubeten, ich sage, dass dieser Mann mein Todfeind ist, und dass ich ihn, und müsste ich auch dabei sterben, mit meinen Händen vertilgen werde.«

»Oh, Herr Graf!«

»Der Elende!« rief Bussy, »wie, es ist noch nicht genug, dass er Euch zur Frau hat, Euch, das schönste, das keuscheste Geschöpf, er ist auch noch eifersüchtig! Eifersüchtig! Lächerliches, gefräßiges Ungeheuer, das die ganze Welt verschlingen würde.«

»Oh! beruhigt Euch, Graf, beruhigt Euch, mein Gott! er ist vielleicht entschuldbar.«

»Er ist entschuldbar? Und Ihr verteidigt ihn, Madame?«

»Oh! wenn Ihr wüsstet!« sagte Diana, ihr Antlitz mit beiden Händen bedeckend, als befürchtete sie, Bussy könnte trotz der Dunkelheit die Röthe darauf wahrnehmen.

»Wenn ich wüsste?« wiederholte Bussy. »Ei, Madame, ich weiß Eines: dass man Unrecht hat, an die übrige Welt zu denken, wenn man Euer Gatte ist.«

»Doch …« sagte Diana mit zitternder, dumpfer, heißer Stimme, »doch wenn Ihr Euch täuschtet, Herr Graf, wenn er es nicht wäre!«

Und bei diesen Worten mit ihrer kalten Hand über die glühenden Hände von Bussy streifend, stand die junge Frau auf und entfloh, leicht wie ein Schatten, in den düsteren Windungen des kleinen Gartens, nahm Gertrude beim Arm und verschwand, sie mit sich fortziehend, ehe es Bussy, trunken, strahlend, wahnsinnig, nur versucht hatte, den Arm auszustrecken, um sie zurückzuhalten.

Er gab einen Schrei von sich und erhob sich schwankend.

Remy kam gerade, um ihn in seinen Armen aufzufangen und auf die Bank niederzusetzen, welche Diana so eben verlassen hatte.

Fünftes Kapitel
Wie das Wamms von Épernon Risse bekam und Schomberg blau gefärbt wurde

Während Meister La Hurière Unterschriften auf Unterschriften häufte, während Chicot den Bruder Gorenflot in das Füllhorn consignirte, während Bussy in dem beseligenden kleinen Garten voll der Wohlgerüche, der Gesänge und der Liebe wieder zum Leben kam, war Heinrich düster über Alles das, was er in der Stadt gesehen, aufgebracht über die Predigten, die er in den Kirchen gehört, wütend über die geheimnisvollen Begrüßungen, die seinem Bruder Anjou zu Teil geworden, den er in der Rue Saint-Honoré, begleitet von Herrn von Guise und von Herrn von Mayenne mit einem ganzen Gefolge von Edelleuten, welche Herr von Monsoreau zu befehligen schien, an sich hatte vorüberziehen sehen; war Heinrich, sagen wir, in Begleitung von Maugiron und Quélus in den Louvre zurückgekehrt.

Der König hatte seiner Gewohnheit gemäß den Palast mit seinen vier Freunden verlassen; Schomberg aber und Épernon hatten, gelangweilt, als sie Heinrich sorgenvoll sahen, und darauf rechnend, dass man bei einem solchen Durcheinander auf Belustigungen und Abenteuer hoffen durfte, einige Schritte vom Louvre das erste Gedränge benützt, um an der Ecke der Rue de l'Astruce zu verschwinden, und ließen sich, während der König mit seinen zwei Freunden seinen Spaziergang auf dem Quai fortsetzte, vom Volke durch die Rue d'Orléans ziehen.

Ehe sie hundert Schritte gemacht, hatte bereits jeder seinen Handel. D'Épernon steckte sein Blasrohr einem laufenden Bürger zwischen die Beine, und dieser rollte zehn Schritte fort; Schomberg nahm ihre Kopfbedeckung einer Frau ab, die er für alt und hässlich gehalten hatte, während er sie glücklicher Weise schön und jung fand.

Beide aber hatten ihren Tag schlecht gewählt, um mit den guten, gewöhnlich so geduldigen Parisern anzubinden; es durchlief die Straßen das Aufruhrfieber, das oft plötzlich mit seinen Flügeln in die Mauern der Hauptstädte schlägt. Der umgestürzte Bürger erhob sich wieder und schrie: Nieder den Parpaillot! Es war ein Eifriger, man glaubte ihm und warf sich auf Épernon; die ihres Kopfputzes beraubte Frau schrie: Auf den Mignon! was noch viel schlimmer war, und ihr Eheherr, ein Färber seines Handwerks, ließ seine Gesellen auf Schomberg los.

Schomberg war brav; er blieb stehen, wollte laut sprechen und legte seine Hand an den Degen.

Épernon war klug, er entfloh.

Heinrich kümmerte sich nicht mehr um seine zwei Mignons, er kannte sie und wusste, dass Beide sich gut aus ihren Händeln zu ziehen pflegten: der Eine mit Hilfe seiner Beine, der Andere mit Hilfe seiner Arme; er machte also, wir wir gesehen, seine Runde, und kehrte sodann nach dem Louvre zurück.

Wieder in seinem Waffencabinet, zitterte er in seinem großen Lehnstuhl sitzend vor Ungeduld und suchte einen guten Gegenstand, um in Zorn zu geraten und diesen Zorn ausbrechen zu lassen.

Maugiron spielte mit Narciß, dem Windhunde des Königs.

Quélus hatte sich, die Fäuste an seine Backen stützend, auf ein Kissen niedergelassen und schaute den König an.

»Sie arbeiten, sie arbeiten,« sagte der König. »Ihr Komplott schreitet vorwärts; bald Tiger, bald Schlangen kriechen sie, wenn sie nicht springen.«

»Ei! Sire,« versetzte Quélus, »gibt es nicht beständig Komplotte in einem Königreich? Was Teufels sollten denn die Söhne von Königen, die Brüder von Königen, die Brüder von Königen machen, wenn sie nicht komplottiren würden?«

»In der Tat, Quélus, mit Euren einfältigen Maximen und Euren dicken, aufgedunsenen Backen kommt Ihr mir ganz vor, als hättet Ihr in der Politik die Stärke von Gilles vom Saint-Laurent-Markte.«

Quélus drehte sich auf seinem Kissen um und bot dem König unehrerbietig den Rücken.

»Hört, Maugiron,« fuhr der König fort, »Gottes Tod! habe ich Recht oder Unrecht, und darf man mich mit Albernheiten und Gemeinplätzen einschläfern, als ob ich ein ganz gewöhnlicher König oder ein Wollwarenhändler wäre, der seine Lieblingskatze zu verlieren befürchtet?«

 

»Ei! Sire,« erwiderte Maugiron, der stets und in jedem Punkte der Ansicht von Quélus war, »wenn Ihr nicht ein gewöhnlicher König seid, so beweist es dadurch, dass Ihr als großer König auftretet. Was Teufels! hier ist Narciß, ein guter Hund, ein gutes Tier; doch wenn man ihn an den Ohren zieht, so knurrt er und wenn man ihm auf die Pfoten tritt, so beißt er.«

»Schön,« sagte Heinrich, »da vergleicht mich abermals Einer mit einem Hunde.«

»Nein, Sire,« entgegnete Maugiron, »Ihr seht im Gegenteil, dass ich Narciß bei Weitem über Euch stelle, da Narciß sich zu verteidigen weiß, was Eure Majestät nicht zu tun versteht.«

Und er wandte Heinrich ebenfalls den Rücken zu.

»Ah! nun bin ich allein,« sagte der König, »fahrt nur fort, meine Freunde, am Ende wirft man mir noch vor, ich verschleudere das Königreich; verlasst mich, beleidigt mich, schändet mich Alle; ich habe nur Henker um meine Person, bei meinem Ehrenwort! Ah! Chicot, mein armer Chicot, wo bist Du?«

»Vortrefflich,« sagte Quélus, »das fehlte uns nur noch. Nun ruft er vollends Chicot.«

»Das ist ganz einfach,« versetzte Maugiron.

Und der Unverschämte fing an zwischen seinen Zähnen ein gewisses Sprichwort zu kauen, das sich, in das Axiom übersetzt: Sage mir, mit wem du umgehst, und ich werde dir sagen, wer du bist.

Heinrich faltete die Stirne; ein Blitz furchtbaren Zornes leuchtete aus seinen großen schwarzen Augen, und diesmal war es allerdings ein Königsblick, den er seinen unbescheidenen Freunden zu schleuderte.

Doch ohne Zweifel erschöpft durch diese Velleität eines Zornes, fiel Heinrich wieder auf seinen Stuhl zurück und rieb die Ohren von einem der kleinen Hunde in dem Korb.

In diesem Augenblick erscholl ein rascher Schritt in dem Vorzimmer, und Épernon trat ohne Kopfbedeckung, ohne Mantel und mit zerrissenem Wamms ein.

Quélus und Maugiron wandten sich um und Narciß stürzte kläffend auf den Ankömmling los, als ob er die Höflinge des Königs nur an ihren Kleidern erkennen würde.

»Barmherziger Jesus!« rief Heinrich, »was ist Dir denn begegnet?«

»Sire,« sprach Épernon, »schaut mich an, so behandelt man die Freunde Eurer Majestät.«

»Wer hat Dich so behandelt?« fragte der König.

»Mord und Tod! Euer Volk, oder vielmehr das Volk des Herrn Herzogs von Anjou, das: Es lebe die Ligue! Es lebe die Messe! Es lebe Guise! Es lebe die ganze Welt, und nur nicht: Ihr sollt leben, schrie.«

»Und was hast Du denn diesem Volke getan, dass es Dich so behandelte?«

»Ich? Nichts. Was soll ein Mann einem Volke tun. Es hat mich als Freund Eurer Majestät erkannt, und das war hinreichend.«

»Doch Schomberg?«

»Was, Schomberg?«

»Schomberg ist Dir nicht zu Hilfe gekommen, Schomberg hat Dich nicht verteidigt?«

»Schomberg hatte beim Teufel genug für eigene Rechnung zu tun.«

»Wie so?«

»Ich ließ ihn in den Händen eines Färbers, dessen Frau er die Haube abgerissen hatte und der mit seinen fünf oder sechs Gesellen gerade im Zuge war, ihm eine schlimme Viertelstunde zu bereiten.«

»Bei Gottes Tod!« rief der König, »und wo hast Du meinen armen Schomberg gelassen?« sagte Heinrich aufstehend, »ich eile ihm selbst zu Hilfe. Man wird vielleicht sagen können, meine Freunde haben mich verlassen,« fügte Heinrich Maugiron und Quélus anschauend bei, »doch man wird wenigstens nicht sagen, ich habe meine Freunde verlassen.«

»Ich danke, Sire,« sprach eine Stimme hinter Heinrich, »ich danke, hier bin ich, Gott verdamme mich! ich habe mich selbst herausgerissen, doch es ging nicht ohne Mühe.«

»Oh! Schomberg, das ist die Stimme von Schomberg,« riefen die drei Mignons. »Doch wo Teufels bist Du?«

»Bei Gott! wo ich bin, Ihr seht mich wohl,« rief dieselbe Stimme.

Und aus den dunklen Tiefen des Kabinetts sah man nicht einen Menschen, sondern einen Schatten hervorkommen.

»Schomberg!« rief der König, »woher kommst Du und warum erscheinst Du mit dieser Farbe?«

Schomberg war wirklich von dem Scheitels bis zu den Zehen, keinen Teil seiner Kleider oder seiner Person ausgenommen, mit dem schönsten Königsblau, das man sehen konnte, überstrichen.

»Der Teufel!« rief er, »die Elenden! Ich wundere mich nicht mehr, dass mir all dieses Volk nachjagte.«

»Aber was ist denn vorgefallen?« fragte Heinrich. »Wenn Du gelb wärst, so ließe es sich durch die Furcht erklären; doch blau?«

»Die Schurken haben mich in eine Kübel getaucht; ich glaubte, sie tauchten mich ganz einfach in eine Wasserkufe, doch es war eine Indigokübel.«

»Oh! Mord und Tod!« rief Quélus in ein Gelächter ausbrechend, »sie sind da gestraft, wo sie gesündigt haben. Der Indigo ist sehr teuer und Du musst ihnen wenigstens für zwanzig Thaler Farbe mitgenommen haben.«

»Dir rate ich zu scherzen … ich hätte Dich an meiner Stelle sehen mögen.«

»Und Du hast keinem den Bauch aufgeschlitzt?« fragte Maugiron.

»Ich ließ meinen Dolch irgendwo, mehr weiß ich nicht, bis an das Heft in eine Scheide von Fleisch gesteckt; doch in einer Sekunde war Alles abgemacht, ich wurde gepackt, aufgehoben, fortgeschleppt, in die Küpe getaucht und beinahe ertränkt.«

»Und wie hast Du Dich ihren Händen entrissen?«

»Ich habe den Mut gehabt, eine Feigheit zu begehen.«

»Was hast Du gemacht?«

»Ich schrie: Es lebe die Ligue!«

»Gerade wie ich,« sprach Épernon, »nur nötigte man mich, beizufügen: Es lebe der Herzog von Anjou.«

»Mich auch,« versetzte Schomberg, sich vor Wut in die Hände beißend, »ich habe das auch geschrien. Doch das ist noch nicht Alles.«

»Wie, mein armer Schomberg,« sagte der König, »sie ließen Dich noch etwas Anderes schreien?«

»Nein, sie ließen mich nichts Anderes schreien, und es war an diesem genug. Doch in dem Augenblick, wo ich: Es lebe der Herzog von Anjou, rief …«

»Nun?«

»Erratet, was vorging.«

»Wie soll ich das erraten?«

»Bussy, sein verdammter Bussy hörte, wie ich seinen Herrn leben ließ …«

»Das musste er allerdings nicht begreifen,« sagte Quélus.

»Bei Gott! denn es war schwer zu sehen, was vorfiel; ich hatte den Dolch an der Kehle und war in einer Küpe.«

»Wie,« versetzte Maugiron, »er ist Dir nicht zu Hilfe gekommen? Das müsste doch unter Edelleuten der Fall sein.«

»Er? es scheint, er hatte an ganz Anderes zu denken; es fehlten ihm nur noch Flügel, um sich in die Lüfte emporzuschwingen, denn er berührte kaum die Erde.«

»Und dann hat er Dich vielleicht nicht erkannt,« sagte Maugiron.

»Ein schöner Grund!«

»Warst Du bereits blau?«

»Ah! das ist richtig,« sagte Schomberg.

»In diesem Falle wäre er entschuldbar,« versetzte Heinrich, »denn in der Tat, mein armer Schomberg, ich erkenne Dich nicht wieder.«

»Gleichviel,« sprach der junge Mann, der nicht vergebens von deutschem Ursprung war, »wir werden uns anderswo als an der Ecke der Rue Coquillière treffen, und eines Tages werde ich nicht in einer Küpe stecken.«

»Oh! ich grolle nicht dem Knechte, sondern dem Herrn,« sagte Épernon, »ich möchte es nicht mit Bussy, sondern mit Monseigneur dem Herzog von Anjou zu tun haben.«

»Ja, ja,« rief Schomberg, »Monseigneur der Herzog von Anjou, der uns durch die Lächerlichkeit umbringen will, bis er uns mit dem Dolche umbringt.«

»Der Herzog von Anjou, dessen Lob man in den Straßen sang. Ihr habt es gehört, Sire,« sagten gleichzeitig Quélus und Maugiron.

»Er ist allerdings Herr und Meister in Paris zu, dieser Stunde und nicht mehr der König; versucht es ein wenig hinauszugehen,« sagte Épernon zu dem König, »und Ihr werdet sehen, ob man Euch mehr achtet, als uns.«

»Oh! mein Bruder, mein Bruder,« murmelte Heinrich mit drohendem Tone.

»Ah! ja, Sire, Ihr werdet noch oft sagen, wie Ihr so eben gesagt habt: ›Oh! mein Bruder, mein Bruder!‹ ohne einen Entschluß gegen diesen Bruder zu fassen,« sprach Schomberg, »und dennoch erkläre ich Euch, dieser Bruder hat irgend ein Komplott im Kopfe.«

»Ei Gottes Tod!« rief Heinrich, »das ist es ja gerade, was ich zu diesen Herren sagte, als Du hier eintratst; doch sie antworteten mir damit, dass sie die Achseln zuckten und mir den Rücken zuwandten.«

»Sire,« entgegnete Maugiron, »wir haben die Achseln gezuckt und den Rücken gewendet, nicht weil Ihr sagtet, es werde ein Komplott gemacht, sondern weil wir Euch nicht in der Laune sahen, dasselbe zu unterdrücken.«

»Und nun,« sprach Quélus, »und nun wenden wir uns wieder um, um Euch zu sagen: Rettet uns, Sire, oder vielmehr rettet Euch, denn wenn wir gefallen sind, seid Ihr tot. Morgen kommt Herr von Guise in den Louvre; morgen verlangt er von Euch die Ernennung eines Anführers der Ligue; morgen werdet Ihr den Herzog von Anjou dazu ernennen, wie Ihr dies zu tun versprochen habt, und ist einmal der Herzog von Anjou Führer der Ligue, das heißt an der Spitze von hunderttausend durch die Orgien dieser Nacht erhitzten Parisern, so macht er mit Euch, was ihm beliebt.«

»Oh! oh!« rief Heinrich, »und im Falle eines äußersten Entschlusses wäret Ihr geneigt, mich zu unterstützen?«

»Ja, Sire,« antworteten einstimmig die vier jungen Leute.

»Vorausgesetzt jedoch, Sire, dass mir Eure Majestät Zeit gönnt, eine neue Mütze aufzusetzen, einen andern Mantel und ein anderes Wamms anzuziehen,« sagte Épernon.

»Geh' in meine Garderobe, Épernon, und mein Kammerdiener wird Dir Alles geben; wir sind von demselben Wuchse.«

»Und vorausgesetzt, dass Ihr mir Zeit gönnt, ein Bad zu nehmen,« sprach Schomberg.

»Geh' in meine Badestube, Schomberg, und mein Bader wird für Dich sorgen.«

»Sire,« sagte Schomberg, »wir dürfen also hoffen, dass die Beleidigung nicht ungerächt bleiben wird?«

Heinrich gebot mit der Hand Stillschweigen, neigte das Haupt auf seine Brust und schien in tiefes Nachdenken zu versinken.

Nach einem Augenblicke aber sagte er:

»Quélus, erkundigt Euch, ob der Herr Herzog von Anjou in den Louvre zurückgekehrt ist.«

Quélus ging hinaus, Épernon und Schomberg warteten mit den Andern auf die Antwort von Quélus, so sehr war ihr Eifer durch die nahe bevorstehende Gefahr wiederbelebt; nicht während des Sturmes, sondern während der Windstille sieht man die widerspenstigen Matrosen.

»Sire,« fragte Maugiron, »Eure Majestät fasst also einen Entschluss?«

»Ihr werdet es sehen,« antwortete der König.

Quélus kam zurück und meldete:

»Der Herr Herzog ist noch nicht wieder im Louvre erschienen.«

»Es ist gut,« sprach der König, »Épernon, wechselt Eure Kleider, Schomberg, wechselt Eure Farbe; und Ihr, Quélus, und Ihr, Maugiron, geht in den Hof hinab und haltet mir gut Wache, bis mein Bruder zurückkommt.«

»Und wenn er gekommen ist?« fragte Quélus.

»Wenn er gekommen ist, so lasst Ihr alle Tore schließen; geht.«

»Bravo, Sire,« rief Quélus.

»Sire,« sprach Épernon, »in zehn Minuten bin ich wieder hier.«

»Ich, Sire« versetzte Schomberg, »ich kann nicht sagen, wann ich hier sein werde', denn das hängt von der Qualität der Farbe ab.«

»Kommt nur so bald als möglich,« antwortete der König.

»Eure Majestät will also allein bleiben?« fragte Maugiron.

»Nein, Maugiron, ich bleibe mit Gott, den ich um seinen Schutz für unser Unternehmen bitten will.«

»Bittet ihn wohl, Sire,« sagte Quélus, »denn ich fange an zu glauben, er verständigt sich mit dem Teufel, um uns Alle mit einander in dieser und in jener Welt zu verdammen.«

»Amen!« sprach Maugiron.

Die zwei jungen Männer, welche Wache halten sollten, gingen durch eine Türe ab.

Die zwei, welche ihre Kleider wechseln sollten, entfernten sich durch die andere.

Sobald der König allein war, kniete er vor sein Betpult nieder.