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Die Dame von Monsoreau

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»Hernach,« erwiderte Chicot, »nun hernach, wenn Ihr dabei seid, oder man glaubt nur, dass Ihr dabei seid, und das wird man sicherlich glauben, so wird Euch begegnen, was Seiner königlichen Hoheit begegnet ist.«



»Was ist denn Seiner königlichen Hoheit begegnet?« fragte Bussy.



»Mein Herr,« antwortete Chicot ausstehend und die Stellung nachahmend, welche Bussy einen Augenblick vorher angenommen hatte, »ich liebe die Fragen nicht und erlaube mir Euch sogleich zu sagen, ich liebe auch die Frager nicht; ich habe also große Lust, Euch tun zu lassen, was man in dieser Nacht Eurem Herrn getan hat.«



»Herr Chicot,« sagte Bussy mit einem Lächeln, das alle Entschuldigungen enthielt, welche ein Edelmann machen kann, »sprecht, ich bitte Euch, wo ist der Herr Herzog?«



»Er ist im Gefängnis.«



»Wo dies?«



»In seinem Zimmer. Vier von meinen Freunden bewachen ihn scharf: Herr von Schomberg, der gestern Abend blau angemalt wurde, wie Ihr wisst, da Ihr im Augenblick der Operation gerade dort vorübergingt; Herr von Épernon, der von der Furcht, die er ausgestanden hat, gelb aussieht; Herr von Quélus, der vor Zorn rot, und Herr von Maugiron, der vor Überdruss weiß ist; das ist hübsch anzuschauen, denn da der Herr Herzog aus Angst grün zu werden anfängt, so können wir Bevorzugten des Louvre einen vollkommenen Regenbogen genießen.«



»Mein Herr,« sagte Bussy, »Ihr glaubt also, meine Freiheit sei bedroht?«



»Bedroht? wartet doch ein wenig; ich nehme sogar an, dass man in diesem Augenblick auf dem Wege ist, sein muss … oder sein müsste … um Euch zu verhaften.«



Bussy bebte.



»Liebt Ihr die Bastille, Herr von Bussy? das ist ein für Betrachtungen ganz geeigneter Ort, und Herr von Laurent Testu, der Gouverneur desselben, macht eine ziemlich angenehme Küche mit seinen jungen Tauben.«



»Man würde mich also in die Bastille setzen?« rief Bussy.



»Meiner Treue! ich muss in meiner Tasche etwas wie einen Befehl haben, Euch dahin zu führen, Herr von Bussy.



Wollt Ihr ihn sehen?«



Chicot zog wirklich hiernach aus den Taschen seiner Hose, in der drei Schenkel wie der seinige Platz gehabt hätten, einen Befehl in bester Form, des Inhalts, Herrn Louis von Clermont, Seigneur von Bussy d'Amboise, überall, wo er wäre, zu verhaften und gefänglich einzuziehen.



»Redaktion von Herrn von Quélus,« sagte Chicot, »sehr gut geschrieben.«



»Ah! mein Herr,« rief Bussy, gerührt durch die Handlung von Chicot, »Ihr leistet mir in der Tat einen großen Dienst.«



»Ich glaube, ja; seid Ihr auch meiner Ansicht, mein Herr?«



»Mein Herr, ich beschwöre Euch, behandelt mich als einen ehrenhaften Mann; rettet Ihr mich heute, um mir bei einem andern Zusammentreffen zu schaden? denn Ihr liebt den König, und der König liebt mich nicht.«



»Mein Herr Graf,« sprach Chicot von seinem Stuhle aufstehend und sich verbeugend, »ich rette Euch, um Euch zu retten, denkt nun von meiner Handlung, was Euch beliebt.«



»Aber ich bitte, welchem Umstand soll ich ein solches Wohlwollen zuschreiben?«



»Vergesst Ihr, dass ich eine Belohnung von Euch verlangt habe?«



»Das ist wahr.«



»Nun?«



»Oh! mein Herr, von ganzem Herzen.«



»Ihr werdet also ebenfalls tun, was ich früher oder später von Euch fordere?«.



»So wahr ich Bussy heiße! insofern die Sache tunlich ist.«



»Das genügt mir,« sprach Chicot aufstehend.



»Steigt nun zu Pferde und verschwindet; ich überbringe den Befehl demjenigen, welchem er zukommt.«



»Ihr solltet mich also nicht selbst verhaften?«



»Geht doch, für wen haltet Ihr mich? Ich bin ein Edelmann.«



»Aber ich verlasse meinen Herrn.«



»Nehmt Euch das nicht zu Gewissen, er hat Euch bereits verlassen.«



»Ihr seid ein braver Edelmann, Herr Chicot,« sagte Bussy zu dem Gascogner.



»Bei Gott! ich weiß es wohl,« erwiderte dieser.



Bussy rief den Haudouin.



Der Haudouin, um ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, horchte an der Türe: er trat sogleich ein.



»Remy!« rief Bussy, »Remy unsere Pferde.«



»Sie sind gesattelt, Monseigneur,« antwortete Remy ruhig.



»Mein Herr,« sagte Chicot, »das ist ein junger Mann, der viel Geist hat.«



»Bei Gott!« sprach Remy, »ich weiß es wohl.«



Und Chicot grüßte ihn und er grüßte Chicot, wie es etwa fünfzig Jahre später Guillaume Gorju und Gauthier Garguille gemacht hätten.



Bussy raffte ein paar Stöße Thaler zusammen, steckte sie in seine Taschen und in die des Haudouin, grüßte Chicot, dankte ihm zum letzten Male und schickte sich an hinabzugehen.



»Verzeiht, Herr,« sagte Chicot, »Ihr müsst mir erlauben, Eurer Abreise beizuwohnen.«



Und er folgte Bussy und dem Haudouin bis in den kleinen Hof vor dem Stall, wo wirklich zwei Pferde gesattelt an den Händen des Pagen warteten.



»Wohin gehen wir?« fragte Remy, nachlässig die Zügel seines Pferdes zusammenfassend.



»Ich denke…« sagte Bussy zögernd, oder wenigstens scheinbar zögernd.



»Was meint Ihr zu der Normandie, mein Herr,« versetzte Chicot, der ihm zuschaute und die Pferde als Kenner prüfend betrachtete.



»Nein,« antwortete Bussy, »das ist zu nahe.«



»Was denkt Ihr von Flandern?« fuhr Chicot fort.



»Das ist zu weit.«



»Ich glaube,« sagte Remy, »Ihr werdet Euch für Anjou entscheiden, was in einer vernünftigen Entfernung von hier liegt, nicht wahr, Herr Graf?«



»Ja, Anjou, das geht,« antwortete Bussy errötend.



»Mein Herr,« sprach Chicot, »da Ihr Eure Wahl getroffen habt und abreisen wollt …«



»Auf der Stelle.«



»So habe ich die Ehre, Euch zu grüßen; gedenkt meiner in Euren Gebeten.«



Und der würdige Mann entfernte sich stets gleich ernst und gleich majestätisch, mit seinem ungeheuren Raufdegen an die Ecken der Häuser stoßend.



»Das ist doch das Verhängnis, Herr,« sagte Remy.



»Rasch vorwärts!« rief Bussy, »vielleicht holen wir sie ein.«



»Ah! Herr,« sprach der Haudouin, »wenn Ihr das Verhängnis unterstützt, so raubt Ihr ihm sein Verdienst.«



Und sie brachen auf.




Achtes Kapitel

Das Schachspiel von Chicot, das Bilboquet von Quélus und das Blasrohr von Schomberg

Man darf wohl sagen, dass Chicot trotz seiner scheinbaren Kälte mit der vollsten Freude in den Louvre zurückkehrte.



Es war für ihn eine dreifache Befriedigung, einem Braven wie Bussy einen Dienst geleistet, an einer Intrige gearbeitet, und für den König einen Staatsstreich möglich gemacht zu haben, wie ihn die Umstände erforderten.



Bei dem wohlbekannten Kopfe und Herzen von Bussy, bei dem wohlbekannten Verbindungsgeiste der Herren von Guise, war man großer Gefahr preisgegeben, wenn man einen stürmischen Tag über der guten Stadt Paris sich erheben sah.



Alles, was der König gefürchtet, Alles, was Chicot vorhergesehen, geschah, wie sich erwarten ließ.



Herr von Guise, nachdem er am Morgen bei sich die Hauptliguisten empfangen, von denen ihm jeder die mit Unterschriften bedeckten Register überbrachte, die wir an den Kreuzwegen, vor den Türen der bedeutendsten Wirtshäuser und sogar auf den Altären der Kirchen geöffnet gesehen haben; Herr von Guise, nachdem er der Ligue einen Führer versprochen und Jeden hatte schwören lassen, er werde den Führer anerkennen, den der König ernenne; Herr von Guise endlich, nachdem er mit dem Kardinal und mit Herrn von Mayenne eine Unterredung gepflogen, verließ sein Hotel, um sich zu dem Herzog von Anjou zu begeben, den er gegen zehn Uhr am Abend vorher aus dem Gesicht verloren hatte.



Chicot vermutete den Besuch; sobald er die Wohnung von Bussy verließ, streifte er daher auch unverzüglich in der Gegend des Hotel Alençon umher, das an der Ecke der Rue Hautefeuille und der Rue Saint-André lag. Er war ungefähr eine Viertelstunde hier, als er den Erwarteten aus der Rue de la Huchette hervorkommen sah.



Chicot verschwand an der Ecke der Rue du Cimetière, und der Herzog trat in das Hotel, ohne ihn gesehen zu haben.



Der Herzog fand den ersten Kammerdiener des Prinzen sehr unruhig darüber, dass er seinen Herrn nicht hatte zurückkommen sehen; aber er vermutete, was vorgefallen war, nämlich, dass der Herzog von Anjou im Louvre, Nachtquartier genommen.



Der Herzog fragte, ob er in Abwesenheit des Prinzen nicht Aurilly sprechen könnte; der Kammerdiener antwortete, Aurilly wäre im Kabinett seines Herrn, und es stünde ihm vollkommen frei, ihn zu befragen.



Aurilly, der Lautenspieler und Vertraute des Prinzen, war wirklich, wie man sich erinnert, in alle Geheimnisse des Herrn Herzogs von Anjou eingeweiht und musste besser als irgend Jemand wissen, wo sich Seine Hoheit befand.



Aurilly war mindestens eben so unruhig, als der Kammerdiener, und er legte von Zeit zu Zeit seine Laute, über welche seine Finger zerstreut hinliefen, nieder, um sich dem Fenster zu nähern und durch die Scheiben zu schauen, ob der Herzog nicht zurückkäme.



Man hatte dreimal in den Louvre geschickt und jedes Mal hatte man die Antwort erhalten, sehr spät in den Palast zurückgekehrt, schliefe Monseigneur noch.



Herr von Guise erkundigte sich bei Aurilly nach dem Herzog von Anjou.



Aurilly war am Abend zuvor an der Ecke der Rue de l'Arbre-Sec durch eine Gruppe, welche die Versammlung vor der Türe des Gasthauses zum Schönen Gestirne vermehrte, von seinem Herrn getrennt worden und zurückgekehrt, um ihn im Hotel Alençon zu erwarten, ohne dass er etwas von dem Entschluss Seiner Königlichen Hoheit, im Louvre zu schlafen, wusste.



Der Lautenspieler erzählte sodann dem lothringischen Prinzen die dreifache Gesandtschaft, die er nach dem Louvre geschickt, und die Antwort, welche allen drei Boten zu Teil geworden war.



»Er schläft um elf Uhr, das ist kaum glaublich,« sagte der Herzog, »der König selbst ist gewöhnlich um diese Stunde auf. Ihr solltet in den Louvre gehen, Aurilly.«



»Ich habe wohl daran gedacht, Monseigneur, doch ich befürchte, dieser angebliche Schlaf ist ein Befehl, den er dem Concierge des Louvre erteilt hat, und er selbst befindet sich wegen irgend eines galanten Abenteuers in der Stadt; wenn dem so wäre, so würde Monseigneur vielleicht ärgerlich darüber werden, dass man ihn suchte.«

 



»Aurilly,« entgegnete der Herzog, »glaubt mir, Monseigneur ist ein zu vernünftiger Mann, um an einem Tage wie der heutige einem Liebeshandel nachzulaufen. Geht also ohne Furcht in den Louvre und Ihr werdet Monseigneur dort finden.«



»Ich gehe, mein Herr, da Ihr es wünscht; doch was soll ich ihm sagen?«



»Ihr sagt ihm, die Zusammenberufung im Louvre sei auf zwei Uhr angeordnet, und er wisse wohl, dass wir uns besprechen müssen, ehe wir uns bei dem König einfinden. Ihr begreift, Aurilly,« fügte der Herzog mit einer ziemlich unehrerbietigen Bewegung übler Laune bei, »Ihr begreift, dass es sich in dem Augenblick, wo der König einen Führer für die Ligue zu ernennen im Begriffe ist, nicht darum handelt, zu schlafen.«



»Sehr gut, Monseigneur, und ich werde Seine Hoheit bitten, hierher zu kommen.«



»Wo ich ihn mit Ungeduld erwarte, mögt Ihr ihm sagen, denn, auf zwei Uhr zusammenberufen, sind bereits Viele im Louvre, und es ist kein Augenblick zu verlieren. Ich lasse mittlerweile Herrn von Bussy holen.«



»Es wird geschehen, Monseigneur. Doch was soll ich tun, wenn ich Seine Hoheit nicht finde?«



»Wenn Ihr Seine Hoheit nicht findet, Aurilly, so sucht sie nicht zu eifrig, es genügt, wenn Ihr ihr später sagt: Ich habe mich bemüht, sie zu treffen. In jedem Fall werde ich eine Viertelstunde vor zwei Uhr im Louvre sein.«



Aurilly verbeugte sich vor dem Herzog und ging weg.



Chicot sah ihn aus dem Hotel kommen und erriet die Ursache seines Ausgangs.



Wenn der Herr Herzog von Guise die Haft von Herrn von Anjou erfuhr, so war Alles verloren oder es geriet wenigstens Alles in Verwirrung. Chicot gewahrte, dass Aurilly die Rue de la Huchette hinaufging, um den Weg über den Pont Saint-Michel einzuschlagen, schritt daher mit aller Geschwindigkeit seiner langen Beine die Rue Saint-André-des-Arts hinab und eilte über die Seine in dem Augenblick, wo Aurilly kaum vor dem großen Châtelet anlangte.



Wir wollen Aurilly folgen, da er uns unmittelbar auf den Schauplatz der wichtigen Ereignisse des Tages führt.



Er ging die mit Bürgern, welche alle den Anblick von Triumphatoren hatten, besetzten Quais hinab und erreichte den Louvre, der mitten unter diesem ganzen Pariser Jubel mit seiner ruhigsten und gesegnetsten Erscheinung vor ihn trat.



Aurilly kannte seine Leute und seinen Hof; er plauderte zuerst mit dem Offizier vom Thor, der stets eine bedeutende Person für die Neuigkeitensucher und Scandalriecher war.



Der Offizier vom Thor war ganz Honig; der König war in der besten Laune erwacht.



Aurilly ging vom Offizier vom Thor zum Concierge über.



Der Concierge ließ frisch gekleidete Diener die Revue passieren und verteilte unter sie Hellebarden von einem neuen Muster.



Er lächelte dem Lautenspieler zu und erwiderte seine Bemerkungen über Regen und schön Wetter, was Aurilly, die beste Meinung von der politischen Atmosphäre gab.



Dem zu Folge ging Aurilly weiter und stieg die zu dem Herzog führende große Treppe hinauf, wobei er viele Grüße an die bereits auf den Zugängen und in den Vorzimmern zerstreut umher stehenden Höflinge austeilte.



An der Türe der Wohnung Seiner Hoheit fand er Chicot auf einer Art Feldstuhl sitzend.



Chicot spielte ganz allein Schach und schien in eine tiefe Kombination versunken.



Aurilly suchte vorüberzugehen, aber Chicot nahm mit seinen langen Beinen die ganze Länge des Ruheplatzes ein.



Er war genötigt, dem Gascogner auf die Schulter zu klopfen.



»Ah! Ihr seid es,« sagte Chicot, »verzeiht, Herr Aurilly.«



»Was macht Ihr denn, Herr Chicot?«



»Ich spiele Schach, wie Ihr seht.«



»Ganz allein?«



»Ganz allein … ich studiere einen Coup … versteht Ihr das Schachspiel, mein Herr?«



»Kaum.«



»Ja, ich weiß, Ihr seid Musiker, und die Musik ist eine so schwierige Kunst, dass diejenigen, welche sich ihr widmen, genötigt sind, derselben ihre ganze Zeit und ihren ganzen Verstand zu überlassen.«



»Es scheint, der Coup ist sehr bedeutend?« fragte Aurilly lachend.



»Ja, mein König beunruhigt mich; Ihr sollt erfahren, Herr Aurilly, dass beim Schachspiele der König eine höchst nichtige, unbedeutende Person ist, welche keinen Willen hat, nur einen Schritt rechts, einen Schritt links, einen Schritt vorwärts, einen Schritt rückwärts machen kann, während er von sehr behenden Feinden, von Rittern, welche mit einem Male drei Felder springen, und von einer Menge von Bauern umgeben ist, die ihn bedrängen, pressen, mit Plackereien überhäufen, so dass er, wenn er schlecht beraten wird, in kurzer Zeit ein verlorener Monarch ist; er hat allerdings seinen Narren, der hin und hergeht, von einem Ende des Schachbretts zum andern trabt, der das Recht hat, sich vor ihn, hinter ihn und neben ihn zu stellen, doch es ist darum nicht minder wahr, dass der Narr, je mehr er seinem König ergeben ist, desto mehr sich selbst preisgibt, Herr Aurilly, und in diesem Augenblick, muss ich Euch gestehen, befinden sich mein König und sein Narr in einer sehr gefährlichen Stellung.«



»Doch wie kommt es,« fragte Aurilly, »wie kommt es, Herr Chicot, dass Ihr alle diese Kombinationen vor der Türe Seiner Hoheit studiert?«



»Weil ich Herrn von Quélus erwarte, der hier ist.«



»Wo hier?« fragte Aurilly.



»Bei Seiner Hoheit.«



»Herr von Quélus bei Seiner Hoheit?« versetzte Aurilly erstaunt.



Während dieses Gespräches machte Chicot dem Lautenspieler Raum, indem er seine Anstalt in den Korridor versetzte, wodurch sich der Bote von Herrn von Guise nunmehr zwischen ihn und die Eingangstür gestellt fand.



Der Bote zögerte jedoch, diese Türe zu öffnen.



»Aber was tut denn Herr von Quélus bei dem Herrn Herzog von Anjou?« fragte Aurilly, »ich wusste nichts von dieser großen Freundschaft.«



»St!« machte Chicot mit einer geheimnisvollen Miene.



Dann beschrieb er, beständig sein Schachbrett in den Händen haltend, mit seiner langen Person eine krumme Linie, wodurch seine Lippen, ohne dass seine Füße ihren Platz verließen, an das Ohr von Aurilly gelangten.



»Er bittet Seine Königliche, Hoheit wegen eines kleinen Streites, den sie gestern mit einander gehabt, um Verzeihung,« flüsterte Chicot.



»In der Tat?« sagte Aurilly.



»Der König hat es verlangt; Ihr wisst, dass die zwei Brüder in diesem Augenblick im besten Einvernehmen mit einander stehen. Der König wollte eine Unverschämtheit von Herrn von Quélus nicht dulden, und Quélus hat den Befehl erhalten, sich zu demütigen.«



»Wahrhaftig?«



»Ah! Herr Aurilly, ich glaube, wir treten in das goldene Zeitalter, der Louvre wird Arcadien und die zwei Brüder

Arcades ambo

. Oh! verzeiht, Herr Aurilly, ich vergesse immer, dass Ihr ein Musiker seid.«



Aurilly lächelte und ging in das Vorzimmer, die Türe weit genug öffnend, dass Chicot einen höchst bezeichnenden Blick mit Quélus wechseln konnte, der übrigens ohne Zweifel schon benachrichtigt war.



Chicot setzte seine palamedischen Kombinationen wieder fort, wobei er seinen König nicht härter vielleicht, als es ein Souverain in Fleisch und Knochen verdient hätte, wohl aber härter, als es ein unschuldiges Stück Elfenbein verdiente, ausschalt.



Als Aurilly sich im Vorzimmer befand, wurde er sehr höflich von Quélus begrüßt, in dessen Händen ein herrliches Bilboquet von Ebenholz mit Elfenbein eingelegt rasche Evolutionen machte.

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  Bilboquet, ein Spiel, bestehend aus einem zugespitzten Stiele mit daran angebrachten kleinem Becher, an diesem Stiele ist eine Kugel an einem Faden befestigt, so dass die im Becher von etwas kleinerem Durchmesser aufgenommene Kugel in die Höhe geworfen werden kann. Man sucht die fallende Kugel mit dem Becher oder mit der Spitze des Stieles aufzufangen. Dieses Spiel war in Frankreich zur Zeit Heinrichs III. ganz allgemein.





»Bravo, Herr von Quélus,« sagte Aurilly, als er den jungen Mann einen sehr schwierigen Coup ausführen sah, »bravo!«



»Ah! mein lieber Herr Aurilly,« erwiderte Quélus, »wann werde ich das Bilboquet so gut spielen, als Ihr die Laute spielt.«



»Wann Ihr eben so viele Tage Euer Spielzeug studiert habt, als ich Jahre brauchte, um mein Instrument zu studieren. Doch wo ist Monseigneur, spracht Ihr ihn nicht diesen Morgen, mein Herr?«



»Ich habe in der Tat Audienz bei ihm, mein lieber Aurilly, doch Schomberg kommt vor mir.«



»Ah! Herr von Schomberg auch,« sagte der Lautenspieler mit neuem Erstaunen.



»Oh! mein Gott, ja. Der König ordnete es so; er ist dort im Speisesaal. Tretet ein, Herr Aurilly und macht mir das Vergnügen, den Prinzen daran zu erinnern, dass wir warten.«



Aurilly öffnete die zweite Tür und erblickte Schomberg, der halb auf einen großen mit Federn ausgestopften Schemel lag.



Schomberg zielte mit einem Blasohr, um durch einen an einem seidenen Faden am Plafond hängenden goldenen Ring Kügelchen von parfümierter Erde zu schießen, von denen er einen großen Vorrat in seiner Jagdtasche hatte, und die ihm ein Lieblingshund jedes Mal zurückbrachte, so oft sie nicht an der Wand zerbrochen waren.



»Wie!« rief Aurilly, »bei Monseigneur eine solche Übung … Ah! Herr von Schomberg.«



»Ah! guten Morgen, Herr Aurilly,« sagte Schomberg, den Gang seines Spieles unterbrechend, »Ihr seht, ich töte die Zeit in Erwartung meiner Audienz.«



»Doch wo ist denn Monseigneur?« fragte Aurilly.



»Stille! Monseigneur ist in diesem Augenblick beschäftigt, Épernon und Maugiron zu verzeihen. Aber wollt Ihr nicht eintreten, Ihr, der Ihr in so vertrautem Verhältnis zu dem Prinzen steht.«



»Vielleicht wäre es unbescheiden?« fragte der Musiker.



»Nicht im Geringsten, im Gegenteil, Ihr werdet ihn in seinem Malercabinet finden; tretet ein, Herr Aurilly, tretet ein.«



Und er schob Aurilly an der Schulter in das anstoßende Zimmer, wo der erstaunte Musiker zuerst Épernon erblickte, der vor einem Spiegel seinen Schnurrbart mit Gummi steif machte, während Maugiron am Fenster sitzend Kupferstiche ausschnitt, gegen welche die Basreliefs im Tempel der Venus Aphrodite in Knidos und die Malereien des Fischteiches von Tiber in Capreae für Heiligenbilder gelten konnten.



Der Herzog saß ohne Degen in einem Lehnstuhl zwischen diesen zwei Männern, welche ihn nur anschauten, um seine Bewegungen zu überwachen, und nur mit ihm sprachen, um ihn unangenehme Worte hören zu lassen.



Als er Aurilly sah, wollte er ihm entgegeneilen.



»Sachte, Monseigneur,« sprach Maugiron, »Ihr tretet auf meine Bilder.«



»Mein Gott!« rief der Musiker, »was sehe ich hier? man beleidigt meinen Herrn.«



»Der liebe Herr Aurilly,« sagte Épernon, während er seinen Schnurrbart zu biegen fortfuhr, »wie geht es? Sehr gut, denn er kommt mir ein wenig rot vor …«



»Tut mir die Freundschaft, Herr Musiker, und bringt mir gefälligst Euren kleinen Dolch,« sprach Maugiron.



»Meine Herren! meine Herren!« rief Aurilly, »erinnert Ihr Euch nicht mehr, wo Ihr seid?«



»Doch, doch, mein lieber Orpheus,« erwiderte Épernon, »deshalb bittet Euch mein Freund um Euren Dolch. Ihr seht, dass der Herr Herzog keinen hat.«



»Aurilly,« sprach der Herzog mit einem Tone voll Schmerz und Wut, »errätst Du denn nicht, dass ich ein Gefangener bin?«



»Gefangener, von wem?«



»Von meinem Bruder. Du hättest es begreifen sollen, als Du meine Kerkermeister erblicktest.«



Aurilly stieß einen Schrei des Erstaunens aus und rief:



»Oh! wenn ich es vermutet hätte!«



»Ihr würdet Eure Laute mitgenommen haben, um Seine Hoheit zu zerstreuen, mein lieber Herr Aurilly,« sprach eine spöttische Stimme, »ich dachte daran, ließ sie holen und hier ist sie.«



Und Chicot reichte wirklich dem armen Musiker seine Laute; hinter Chicot konnte man Quélus und Schomberg sehen, welche gähnten, dass sie sich den Kiefer beinahe ausrenkten.



»Und die Schachpartie, Chicot?« fragte Épernon.



»Oh! ja, es ist wahr,« sagte Quélus.



»Meine Herren, ich glaube, dass mein Narr seinen König rettet; doch bei Gott! es wird nicht ohne Mühe abgehen. Auf, Herr Aurilly, gebt mir Euren Dolch für diese Laute, Zug um Zug.«



Ganz bestürzt gehorchte der Musiker und setzte sich auf ein Kissen zu den Füßen seines Herrn.

 



»Nun ist bereits Einer in der Rattenfalle,« sagte Quélus, »gehen wir zu den Andern über.«



Nach diesen Worten, welche Aurilly die Erklärung der vorhergehenden Szenen gaben, kehrte Quélus an seinen Posten im Vorzimmer zurück, wobei er nur Schomberg bat, sein Blasrohr gegen sein Bilboquet zu vertauschen.



»Es ist richtig,« sagte Chicot, »man muss Abwechselung in seine Vergnügungen bringen; um mit den meinigen zu wechseln, will ich die Ligue unterzeichnen.«



Und er verschloss die Türe und ließ die Gesellschaft Seiner