Tasuta

Ingénue

Tekst
iOSAndroidWindows Phone
Kuhu peaksime rakenduse lingi saatma?
Ärge sulgege akent, kuni olete sisestanud mobiilseadmesse saadetud koodi
Proovi uuestiLink saadetud

Autoriõiguse omaniku taotlusel ei saa seda raamatut failina alla laadida.

Sellegipoolest saate seda raamatut lugeda meie mobiilirakendusest (isegi ilma internetiühenduseta) ja LitResi veebielehel.

Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Auger, der nicht errathen konnte, was wirklich im Herzen von Rétif vorging, und der überdies, da er die Menschen fast immer verächtlich gefunden, sich daran gewöhnt hatte, dieselben zu verachten, Auger fuhr fort:

»Das Geld, mein lieber Herr Rétif, ist eine Wohnung in einem anderen Hause als dieses, in einer anderen Straße als diese; es ist ein Mobiliar in dieser Wohnung, und unter Mobiliar, das begreifen Sie wohl, verstehe ich nichts Ihren wurmstichigen Tischen und Ihren hinkenden Stühlen Aehnliches; nein, unter Mobiliar verstehe ich Fauteuils mit gutem Utrechter Sammet, Meubles von Rosenholz, Vorhänge von brochirter Seide, einen Teppich für den Winter, gut gewichste Parquets für den Sommer . . . lassen Sie mich sprechen, alle Teufel! einen Kammerdiener, um die Parquets zu wichsen und Decken vor die Fauteuils zu legen; auf dem Kamin eine gute Uhr von Boule oder von vergoldetem Bronze; Buffets mit Porzellanen und Silberzeug darauf; Keller mit Burgunderweinen für die Tage, wo Sie nichts arbeiten werden, und mit Bordeauxwein für die Tage, wo Sie arbeiten werden.«

»Mein Herr! mein Herr!« rief Rétif, der sich zu betäuben anfing.

»Lassen Sie mich doch vollenden, alle Teufel! Unter einem Mobiliar verstehe ich eine gute Bibliothek, nicht von Scharteken, wie die, welche ich dort auf ungehobelten und von Ihnen selbst angenagelten Brettern sehe, sondern schöne, gute Bücher oder vielmehr abscheuliche Bücher, – denn das sind diejenigen, welche Sie lieben, meine Herren Romanenschreiber, meine Herren Dichter, meine Herren Journalisten! – Herr von Voltaire schön eingebunden, Jean Jacques Rousseau vergoldet, die Enzyklopädie vollständig, tausend Bände! In Ihrer Holzkammer ein ewiger Vorrath aus den königlichen Waldungen; in Ihrer Office unversiegbare Lampen, unverbrennbare Kerzen; in Ihrer Garderobe Alles paarweise, was Sie nie gehabt haben: so zwei Fräcke, zwei Ueberröcke, zwei Westen, zwei Paar Hosen, zwei seidene Bequemröcke für den Winter, zwei Schlafröcke von Kattun für den Sommer, Spitzen, feine Hemden, ein spanisches Rohr mit einem ciselirten goldenen Knöpfe, eine Toilette, die Sie um fünfzehn Jahre verjüngen und machen wird, daß die Frauen sich umdrehen, wenn sie Sie vorübergehen sehen.«

»Die Frauen?«

»Ja, gerade wie als Sie fünfundzwanzig Jahre alt waren und jene schönen Spaziergänge eines verliebten Hercules mit Mademoiselle Ginant und drei Anderen machten! . . . Ah! Sie sehen, daß ich Ihre Bücher lese, Herr Rétif de la Bretonne, obschon sie sehr schlecht gedruckt sind; wir wissen auch von Ihren Geschichten, wir haben das Drama: die Braut studiert! – Nun wohl, Sie werden Alles bekommen, was ich Ihnen gesagt habe, Herr Rétif de la Bretonne; Sie werden ein Hotel, Meubles und Geld haben; Sie werden Alles das haben und noch mehr, oder ich will meinen Namen Auger verlieren!«

»Doch der Schluß von Alle dem?«

»Der Schluß von Alle dem ist, daß der Prinz, indem er Ihre Tochter heirathet, ihr alle diese Dinge als Mitgift aussetzt.«

»Ah! Sie spotten meiner,« rief Rétif wüthend, indem er seine schwarze Sammetmütze auf seinen Kopf drückte, »oder Sie kommen im Ernste und tragen mir unverschämter Weise einen ehrlosen Handel an.«

»Ich trage Ihnen allerdings einen Handel an, mein lieber Herr Rétif, nur täuschen Sie sich im Beiworte: der Handel ist nicht ehrlos, er ist vortrefflich, vortrefflich für Sie, vortrefflich für Ihre Tochter.«

»Wissen Sie, mein Herr, daß das, was Sie mir da anbieten, einfach die Schande ist?«

»Die Schande? sind Sie verrückt?«

»Ei! mir scheint . . .«

»Die Schande! Gut! Mademoiselle Ingénue Rétif, Bastardtochter, entehrt, weil sie einen Prinzen geliebt hat! Bei meinem Worte, das begreife ich nicht! oder haben Sie im Ernste die Genealogie genommen, durch die Sie sich vom Kaiser Pertinax abstammen ließen? . . . Ist Odette von Champdivers entehrt gewesen? ist Agnes Sorel entehrt gewesen? ist Diana von Poitiers entehrt gewesen? ist Marie Touchet entehrt gewesen? ist Gabriele d'Estrées entehrt gewesen? ist Fräulein de la Balliére entehrt gewesen? sind Frau von Montespan, Frau von Maintenon entehrt gewesen? und Frau von Parabère, Frau von Phalaris, Frau von Sabran, Frau von Mailly, Frau von Vintimille, Frau von Chateauroux, Frau von Pompadour, ist Alles dies entehrt gewesen? sagen Sie mir! Ah! Sie sind ein Narr mit Ihrer Vornehmthuerei, mein lieber Herr Rétif! Und bemerken Sie wohl, daß ich Ihnen einen herrlichen Theil mache, und daß ich nicht einmal annehme, Ihre Tochter könnte eine Frau von Fontanges sein.«

»Ah!« rief Rétif mit einem wachsenden Erstaunen, »es ist also der König?«

»Beinahe.«

»Der Graf von Prov. . .«

»Keinen Eigennamen, lieber Herr Rétif! Es ist Seine Hoheit der Prinz Geld! Was Teufels wollen Sie mehr wissen? Und wenn ein Prinz wie dieser an eine Thüre klopft, mein lieber Rétif, so muß man meiner Ansicht nach diese Thüre mit beiden Flügeln öffnen!«

»Oh!« rief Rétif, »ich schlage es aus! ich will es nicht! eher Armuth und Elend!«

»Das ist sehr schön,« erwiederte Auger ruhig, »doch Sie haben wahrhaftig schon mehr elend, als Sie ertragen können, lieber Herr! Sie setzen mühsam Bücher, die nicht immer gut sind; Sie verdienen wenig, Sie verdienen immer weniger, und je älter Sie werden, desto weniger werden Sie verdienen; Sie tragen denselben Ueberrock seit zwanzig Jahren! . . . sagen Sie nicht nein, Sie haben das in Ihren Vierziger gedruckt; Mademoiselle endlich, der ich eine halbe Million anbiete, hat fast kein Kleid mehr, und wäre Herr Réveillon nicht in das Mittel getreten, so hätte sie gar keines mehr.«

»Mein Herr, mein Herr, ich bitte, bekümmern Sie sich um das, was Sie angeht.«

»Das thue ich auch.«

»Wie, das thun Sie?«

»Ja, es geht mich an, daß Mademoiselle Ingénue, die so schön, auch elegant ist, und Niemand, das erkläre ich Ihnen, wird das seidene Kleid so gut getragen haben, und vor einem kleinen Lackei wie sie gegangen sein.«

»Das ist möglich; dennoch schlage ich es aus.«

»Wie albern! . . . Warum schlagen Sie es aus?« »

»Erstens, mein Herr, beleidigen Sie mich, und ich würde Ihnen diese Handvoll Lettern ins Gesicht werfen, fehlte es mir nicht an ? . . . Doch ich will Ingénue rufen, und sie wird Ihnen selbst antworten.«

»Thun Sie das nicht, das wäre noch alberner! Rufen Sie aber Mademoiselle Ingénue, so wette ich Eines: daß ich Sie überrede.«

»Sie! Sie würden mein Kind verleiten?« rief Rétif.

»Warum des Teufels glauben Sie denn, daß ich mir die Mühe gegeben, hierher zu kommen?«

»Entsetzlich!« rief der Romanendichter mit einer Geberde voll theatralischer Majestät.

»Vor Allem,« fuhr Auger fort, »ist der Prinz, in dessen Namen ich spreche, reizend.«

»Dann ist es nicht Herr von Provence,« bemerkte Rétif naiv.

»Gehen wir hierüber weg.«

»Nein, mein Herr, im Gegentheile, verweilen wir hierbei! Was würde mein Freund Herr Mercier sagen, der mich für den Tugendhaftesten der Menschen erklärt hat?«

»Ah! ja, sprechen wir ein wenig von Herrn Mercier! das ist auch Einer, der sehr moralisch! ein Mann, der nichts achtet, der findet, Herr Racine und Herr Despreaur haben die französische Poesie zu Grunde gerichtet, während er Trauerspiele in Prosa macht! Ei! haben Sie sein letztes Product gelesen, mein tugendhafter Herr? Karl II., König von England, an einem gewissen Orte. Ah! das ist hübsch! Alle Sterne, mein Herr, wie glücklich sind Sie, daß Sie Herrn Mercier zum Freunde haben, und wie beneide ich Sie um dieses Glück!«

»Herr Auger!«

»Sie haben Recht, unser Gespräch ist eine Angelegenheit, und zwar eine ernste Angelegenheit; überlassen wir uns also nicht der rhetorischen Figur, welche man die Ironie nennt; bedenken Sie übrigens, mein lieber Herr Rétif, ich komme gutmüthig, um Sie um Ihre Einwilligung bei einer Sache zu bitten, während ich mich streng genommen dieser Bitte vollkommen überheben kann.«

»Was sagen Sie?«

»Ei! allerdings, ich sage Ihnen, ich komme von Seiten eines Prinzen, das heißt eines allmächtigen Mannes; mein Prinz braucht Ihnen nur Ihre Tochter zu nehmen, und Sie werden sehen, ob Ihre Erlaubniß hierzu nöthig ist.«

Bei diesen unklugen, unvorsichtig hingeschleuderten Worten riß Rétif seine Sammetmütze von seinem Kopfe, trat sie in einem Parorysmus des Zornes mit Füßen und rief:

»Mir meine Tochter nehmen! Man komme nur! Ah! die schönen vornehmen Herren, die Prinzen, die Unterdrücker, die Tyrannen!«

»La, la, la, mein lieber Herr Rétif,« erwiederte Auger mit spöttischer Miene, »Sie gerathen in die Gemeinplätze; Alles das ist von Juvenal bis Jean Jaques Rousseau, von Tacitus bis Didenot einige hundert Male gesagt und geschrieben worden. Nehmen Sie sich in Acht, mein lieber Herr Rétif, seien Sie auf Ihrer Hut.«

»Ich werde die Nachbarn aufwiegeln!« rief Rétif.

»Wir werden Sie als Störer des öffentlichen Friedens verhaften lassen.«

»Ich schreibe gegen den Prinzen.«

»Wir führen Sie in die Bastille.«

»Ich werde eines Tags aus der Bastille herauskommen, und an diesem Tage . . .«

»Bah! Sie sind alt, und die Bastille wird länger währen als Sie.«

»Vielleicht!« antwortete Rétif mit einem Tone, der Anger schauern machte.

»Sie schlagen also aus, um was sich alle unsere vornehme Herren zur Zeit unseres seligen Königs Ludwig XV. bewarben?«

»Ich bin kein vornehmer Herr.«

»Sie wollen lieber Ihre Tochter von dem ersten dem besten gemeinen Kerl nehmen lassen, als sie einem Prinzen geben?«

»»Die Frau eines Kohlenbrenners ist schätzbarer, als die Maitresse eines Fürsten.««

»Das ist bekannt,« erwiederte Auger, »und Rousseau, als er dies in einem Buche schrieb, das er Frau von Pompadour widmete, war, was er oft gewesen ist, ein entsetzlich einfältiges, dummes, tölpisches Thier! Doch Sie, vernehmen Sie, was geschehen wird: Ihre Tochter wird nicht die Frau eines Prinzen sein, wohl aber die Maitresse eines Kohlenbrenners.« ,

 

»Zurück, Versucher!«

»Phrasen! glauben Sie mir, ziehen Sie Ihre Tochter zu Rathe; denn bin ich es nicht, so wird sie ein Anderer beschwatzen, und zwar minder vortheilhaft, das schwöre ich Ihnen. Ich fasse mich also kurz: – Anerbieten eines Prinzen; – Allmacht eines Prinzen; – Reichthümer dieses Prinzen; – persönliche Eigenschaften des genannten Prinzen, welche wohl fähig, die junge Person zu verführen, ohne daß ich die Hände dabei im Spiele habe, und obgleich Sie die Ihrigen gebrauchen; – Geheimniß, Sicherheit, Glück ohne Aufsehen! Mit einem Worte, jeden Vortheil, weder Jammer, noch Abenteuer, Protection für Ihre Werke, welche nicht Gefahr laufen sollen, von der Hand des Henkers verbrannt zu werden, Pensionen, Auszeichnungen, Stellen. . . Gefällt es Ihnen vielleicht, zu reisen?«

»Nichts von Alle dem gefällt mir! verstehen Sie, Herr Kuppler?«

»Teufel! Sie sind sehr schwierig!. . . Was wollen Sie denn?«

»Ich will, daß meine Tochter sich ehrlich verheirathe.«

»Hierzu kamen wir auf einem Blumenpfade.«

»Ho! ho!« rief Rétif.

»Es gibt kein ho! ho! Ihre Tochter wird heirathen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort.«

»Wie! meine Tochter wird sich verheirathen, wenn der Prinz sie entehrt hat?«

»Sie werden sich also immer dieses einfältigen Wortes bedienen?«

»Ich bediene mich desselben, weil es das einzige ist, das meinen Gedanken ausdrückt.«

»Ei! mein lieber Herr, das beweist, daß Ihr Gedanke fast eben so abgeschmackt ist, als das Wort. Die Gunstbezeigungen eines Prinzen von Geblüt ehren und entehren nicht, verstehen Sie? die Demoiselles wie Madmoiselle Ingénue. Derjenige nun, welcher sich nicht geehrt gefunden hätte, Ihre Tochter ohne Namen und Stand zu heirathen, wird sehr geehrt sein, sie geformt durch den illustren Umgang mit einem Großen und ausgesteuert mit wenigstens dreißigtausend guten Livres zu heirathen . . . Ah! schön, nun verstopfen Sie sich die Ohren, wie es die Gefährten vom Ulysses bei den Gesängen der Sirenen thaten. Ei! mein lieber Herr, die Papas und die Mamas haben keine andere Melodie als diese während der Regierung unseres vielgeliebten Königs Ludwig XV. gehört, und sie gewöhnten sich vollkommen daran. Ich, der ich mit Ihnen spreche, habe in den Händen von Herrn Lebel, – den ich in meiner Jugend zu kennen die Ehre hatte, und der mir die ersten Rathschläge hinsichtlich der Haltung im Leben gab, – ich habe in den Händen von Lebel Briefe von Edelleuten und Rittern des St. Ludwigs-Ordens gesehen, welche ihn als um eine große Gunst für ihre Tochter baten, in das artige Kloster, das man den Hirschpark nannte, eintreten zu dürfen, und sie äußerten nur eine Furcht: sie seien nicht hübsch genug, um hier zugelassen zu werden. Nun wohl, Sie, Sie haben dies für Mademoiselle Ingénue nicht zu befürchten, da sie reizend ist.«

»Mein Herr,« sprach Rétif, »was Sie da sagen, ist leider wahr: es gab für Frankreich eine Aera der Sittenverderbniß, während welcher die Großen den Schwindel der Schande zu haben schienen! Ja, ich weiß , daß, als Ihr angeblich vielgeliebter König, Ihr Tyrann Ludwig XV. zur Maitresse Madame d-Etioles aus dem Bürgerstande und Madame Dubarry aus dem Volke nahm, ich weiß, daß der Adel laut seine Privilegien, dem König Maitressen zu liefern, reclamirte; doch, Gott sei Dank! wir sind nicht mehr in diesen Zeiten: Ludwig XV. ist gestorben, wie er gelebt hat, und wir sind mit des Himmels Gunst auf dem Wege der Wiedergeburt! Hören Sie also auf, mich in Versuchung zu führen, wie Sie es thun, Herr Auger, denn die Versuchung ist fruchtlos und wird nur zu Ihrer Beschämung gereichen; und sogar, wenn ich Ihnen eine Wahrheit zu sagen und einen Rath zu geben habe, so ist die Wahrheit, daß Sie ein garstiges Handwerk treiben, Herr Auger, und der Rath, Sie würden wohl daran thun, diesen Stand mit einem andern zu vertauschen und ein ehrlicher Arbeiter zu werden, statt zu sein, was Sie sind, verstehen Sie? ein Werkzeug des Verderbens, der Thränen und der Schande! Das hatte ich Ihnen meinerseits zu sagen, Herr Auger; sodann blieb mir noch Eines beizufügen: daß es, da Sie nichts mehr bedürfen, und ich Ihrer nie bedurft habe, das Beste ist, wenn wir uns trennen.«

»Sehr gern, mein lieber Herr Rétif, denn wahrhaftig Sie sind nicht mehr belustigend, wenn Sie predigen, als wenn Sie schreiben; doch unsere Trennung auf die Art, wie Sie sagen, wird mich nöthigen, Ihnen etwas zu bedeuten.«

»Was?«

»Etwas Schmerzliches.«

»Reden Sie, ich warte.«

»Daß ich Ihnen den Krieg erkläre.«

»Erklären Sie immerhin.«

»Und daß ich Sie nach dem Beispiele der Generale, welche Aufforderungen an eine Festung haben ergehen lassen, von diesem Augenblicke als gebührend aufgefordert betrachte.«

»Es sei.«

»Und wenn ich Mademoiselle Ingénue, oder vielmehr ihr Haus belagere. . .«

»So wird man sich vertheidigen.«

»Sie erregen mein Mitleid!«

»Und Sie, Sie erregen keine Furcht bei mir.«

»Guten Tag also! ich will mit dem Mädchen selbst anbinden.«

»Thun Sie das!«

»Ich werde alte Weiber haben, welche zu Ihnen heraufkommen.«

»Ich bin auch alt, und wir sind dann unter uns Alten.«

»Ich werde Commissionäre haben.«

»Ich öffne Ihnen selbst die Thüre.«

»Der Prinz wird kommen.«

»Ich will ihm aufmachen.«

»Nun, und dann?«

»Ich werde ihn wegen seiner Liebe beschämen.«

»Wie so?«

»Mit Reden, wie er noch nie gehört hat, und Sie auch nicht, Herr Auger.«

»Sie werden ihn langweilen.«

»Ganz richtig, er wird gehen.«

»Ah! Sie sind ein Mann von Geist, Herr Rétif: es wird ein Verdienst dabei sein, Sie zu bekämpfen.«

»Ah!« sprach Rétif mit einem Gefühle des Insichselbstgehens, wie es den Philosophen jener Zeit ganz eigenthümlich war, »ah! Sie glauben nicht, wie sehr mir daran liegt, dieses Mädchen rein zu erhalten!«

»Für wen?«

»Ei! für mich, bei Gott!«

»Bah! sollten Sie eine neue Ausgabe von Ihren Liebschaften mit Ihrer Tochter Zephira machen? Hierüber, ich bemerke es Ihnen im Voraus, werden wir ein paar Worte dem Polizeilieutenant sagen.«

»Nein, mein Herr, ich liebe meine Tochter, und ich bewahre sie für mich, weil die Reinheit eines Mädchens der schönste Schatz eines Vaters ist.«

»Ei! Sie wiederholen sich abermals mein guter Freund; es macht mir kein Vergnügen mehr, Sie zu hören, und ich gehe. Auf Wiedersehen!«

»Leben Sie wohl!«

»Oh! nein, wir werden uns gewiß wiedersehen, und zwar sehr bald. . . Hören Sie dieses Geräusch?«

»Welches Geräusch?«

»Das Geräusch von dem, was in meiner Tasche klingt.«

Und nachdem er in seiner Hosentasche im Golde gestört hatte, zog er eine Handvoll heraus und ließ vor den Augen des zitternden Greises die schillernden Reflexe des bestechenden Metalles schimmern.

Rétif schauerte.

Dieser Schauer entging dem Versucher nicht.

»Sehen Sie,« sagte er, »das ist das, was Herr von Beaumarchais, – ein Mann, der ungefähr so moralisch wie Sie, nur besitzt er ein wenig mehr Geist als Sie, lieber Herr Rétif, – den Nerven des Krieges nennt! Ein schönes Kartätschenfeuer! wie?. . . und die breite Bresche, die wir hiermit der Ehre von Mademoiselle Ingénue machen werden.«

Und nach dieser erschrecklichen Drohung streckte Auger hohnlächelnd seine Hand voll Gold vor den Augen von Rétif aus und ging dann rückwärts ab.

Dieser geschickt eingerichtete Abgang führte viel mehr als alle Drohungen und alle Versprechungen des Abgesandten vom Prinzen Rétif de la Bretonne zur Ueberlegung und von der Ueberlegung zur Furcht.

Nachdem Auger abgegangen war, blieb er nachdenkend stehen, biß sich in die Hand und sagte den Kopf schüttelnd:

»Er wird mir meine Tochter nehmen. . . er hat Recht . . . ist es nicht heute, so wird es morgen sein.«

Sodann pathetisch den Arm zum Himmel erhebend:

»Entsetzliche Zeit, die Zeit, wo ein Vater genöthigt ist, solche Dinge zu hören – von Seiten eines Verführers, – ohne es zu wagen, vor die Thüre denjenigen zu werfen, welcher sie ihm sagt, aus Furcht, eine Stunde nachher in die Bastille eingesperrt zu werden! Glücklicher Weise behauptet mein Freund Mercier, das werde sich Alles ändern.«

Nach einem Augenblicke fügte er bei:

»Oh! Ingénue ist ein vernünftiges, redliches Mädchen . . . ziehen wir sie zu Rathe.«

Und er rief in der That Ingénue, ließ sie neben sich sitzen, erzählte ihr die blendenden Anträge von Auger, und verbarg ihr nicht die Bangigkeiten, die sie ihm einflößten.

Ingénue lachte.

Sie hatte im Grunde des Herzens die Waffe, welche gegen alle Verführungen stark macht, – eine junge und wahre Liebe.

»Du spielst die Muthige!« sagte Rétif zu dem lachenden Kinde, »was gibt Dir denn so viel Vertrauen? Mit welchem Talisman hoffst Du zugleich gegen die Bosheit, gegen das Laster, gegen die Macht und gegen das Mißgeschick zu kämpfen? mit welchen Kräften wirst Du die Liebe dieses Prinzen zurückschlagen? sprich!«

»Mit zwei Worten, mein Vater.«

»Und diese sind?«

»Ich liebe Einen.«

»Gut! dann sind mir die Stärkeren!« rief Rétif de la Bretonne. Und er öffnete seine Hand, welche immer noch voll Druckschrift war, und beeilte sich, ganz freudig, diese Phrase und dieses Factum in den Roman seines Lehens zu setzen.

XXVI
Die Treuherzigkeit von Ingénue

Während Rétif die Phrase seiner Tochter, bald in Cicero, bald in Garmond, bald in Borgis, wie sich gerade die Charaktere unter seinen Fingern boten, setzte, sann er über die Phrase nach.

Dieses Nachsinnen, dem sich der Romanendichter überließ, beruhigte ihn ungemein über den thätigen Antheil , den Ingénue an den Projecten von Auger nehmen könnte, zu gleicher Zeit aber beunruhigte es ihn sehr über den Herzenszustand des Mädchens.

Einem Mädchen, das im Stande, so offenherzig zu sagen: »Ich liebe Einen«, konnte es nicht an einer gewissen Entschlossenheit fehlen, mit der jeder Familienvater eine gewisse Consequenz verknüpft.

Eine Folge hiervon war, daß allmälig Rétif de la Bretonne seine Arbeit hemmte; er preßte die Lippen zusammen, gesticulirte mit dem rechten Arme, machte von Zeit zu Zeit: »Hm! hm!« und beschloß, in Erfahrung zu bringen, woran er sich sowohl hinsichtlich der Liebe von Ingénue, als hinsichtlich des Mannes, welcher der Gegenstand derselben, zuhalten habe.

Er begab sich also wieder zu seiner Tochter, welche ganz nachdenkend beim Fenster saß und die silbernen Strahlen einer Waldrebe entblätterte, deren Stängel vor dem Fenster in den ersten Lüften des Herbstes zitterte.

Rétif rückte einen Stuhl hinzu und setzte sich zu Ingénue; er hatte zu der Unterredung, die er mit ihr beginnen sollte, alle Hilfsquellen seiner Diplomatie in Bereitschaft gesetzt.

»Meine Liebe,« sprach er zu ihr, – so nannte Rétif seine Tochter, – »Du weißt also, was lieben ist, da Du mir so eben gesagt hast, Du liebest Einen?«

Ingénue schlug ihre großen blauen Augen zum Romanendichter auf und antwortete sodann mit einem Lächeln:

»Ich glaube, ja, mein Vater.«

»Und woher weißt Du das? wer kann es Dich gelehrt haben?«

»Vor Allem, mein Vater, vergessen Sie, daß Sie mir sehr oft Stellen aus Ihren Büchern vorlesen.«

»Nun?«

»In Ihren Büchern findet sich immer Liebe.«

»Das ist wahr; doch ich wähle, um sie Dir vorzulesen, die besten Stellen aus.«

»Die besten Stellen?« fragte Ingénue.

»Das heißt die unschuldigsten,« erwiederte Rétif.

»Die Liebe ist also nicht unschuldig?« bemerkte Ingénue mit einer Anmuth, welche nichts Affectirtes hatte.

»Reizend! reizend!« rief Rétif. »Warte, daß ich das aufschreibe: das ist zugleich das Seitenstück und die Milderung vom Andern.«

Und er nahm ein Blättchen Papier und schrieb darauf den Satz von Ingénue, der sich in seiner weiten Tasche Hunderten von Notizen derselben Art beigesellte, welche Rétif hier je nach seinem Bedürfnis; holte.

Ingénue war mittlerweile nachdenkend geblieben.

»Du hast gesagt: »»Vor Allem, mein Vater . . .«« fuhr Rétif fort: »es gibt also ein sodann?«

»Ich verstehe nicht recht.«

»Damit will ich sagen, Du habest anderswo als in meinen Büchern das Dasein der Liebe gelernt?«

Ingénue lächelte, schwieg aber.

»Sprich,« sagte Rétif, »wo und wie hast Du bemerkt, Du liebest?«

»Ich wußte nicht, daß ich liebe, mein Vater, als ich jedoch Einen sah, den ich nicht liebte, da errieth ich sogleich, mein Herz gehöre einem Andern.«

»Du hast Einen gesehen, den Du nicht liebtest?«

»Einen schönen jungen Mann.«

»Von welchem Alter?«

»Sechsundzwanzig bis siebenundzwanzig Jahre.«

»Guter Gott!« rief Rétif, »Du hattest mir das nicht gesagt, mein Kind!«

 

»Doch, mein Vater, ich glaube Ihnen gesagt zu haben, getrennt von Ihnen, verirrt auf den Kreuzwegen, zitternd vor Angst habe ich den Arm eines Unbekannten angenommen, der mich nach Hause geführt.«

»Ach! ach! wie viel schöne junge Leute in unseren kleinen Angelegenheiten, meine arme Ingénue!«

»Das ist nicht meine Schuld, mein Vater,« erwiederte naiv das Mädchen.

»Nein, mein Kind., es ist sicherlich nicht Deine Schuld . . . Ein schöner junger Mann von sechsundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren. . . elegant?«

»Sehr elegant, mein Vater.«

»Das ist es! Schöne Augen, groß, schlank, die Unterlippe ein wenig hängend?«

»Ich vermöchte das nicht zu sagen.«

»Rufe Deine Erinnerungen zurück.«

»Ich glaube, ja.«

»Es war der Prinz!«

»Ah! wahrscheinlich!« rief Ingénue.

»Warum wahrscheinlich?«

»Weil er mir gesagt hat, um mich zu beruhigen; – ich war erschrocken über die Gegenwart eines Menschen, der uns folgte; – weil er mir gesagt hat: »»Seien Sie ohne Furcht, dieser Mensch gehört mir!««

»Hinterhalte! Fallen!« rief Rétif. Ach! mein Haus hat seine Ruhe verloren. . . Oh! die Großen! ob! das Volk! oh! die Freiheit! . . . Nun aber, nachdem Du von demjenigen gesprochen, welchen Du nicht liebst, sprich mir von dem, welchen Du liebst!«

»Ei! Sie wissen wohl, wer derjenige ist, welchen ich liebe, mein Vater.«

»Gleichviel, nenne mir ihn immerhin.«

»Es ist Herr Christian.«

»Ich vermuthete es,« murmelte Rétif.

Und er ließ seinen Kopf auf seine Brust fallen.

Der arme Romanendichter war in der That sehr in Verlegenheit, wie er auf dem Wege, dem er denselben wollte folgen sehen, den von seiner Tochter angefangenen Roman führen sollte.

Er befand sich wieder in der Lage, in der er sich auf dem Quai gesehen, als der junge Mann gefallen war, das heißt, er war unschlüssig, ob er Ingénue das Unglück, das ihrem Liebhaber widerfahren, erzählen oder nicht erzählen sollte.

Ein schlechtes Gefühl gewann die Oberhand, wie es fast immer beim Menschen geschieht, wenn der Mensch überlegt: Rétif war, was alle Väter sind, ein wenig eifersüchtig auf seine Tochter; er behandelte sie wie eine Person seiner Einbildungskraft; er wollte nicht, daß dieses Kind, dem er den Namen Ingénue gegeben, nicht die Treuherzigkeit selbst seil das hätte seinen dramatischen Combinationen Zwang angethan und das Modell verdorben, nach welchem er alle Tage Greuze-Bilder auszuarbeiten beschäftigt war.

Er wollte lieber nichts sagen. Gestehen, daß Christian verwundet war, hieß das Interesse und folglich die Liebe, welche Ingénue für ihn hegte, verdoppeln; Ingénue in der Ungewißheit lassen hieß dagegen ihr Herz dem Zweifel preisgeben.

»Ach!« rief er, »Herr Christian! . . .«

»Nun, was?« fragte das Mädchen mit einer zurückhaltenden Trockenheit, welche für fünfzehn Jahre später eine in moralischer Hinsicht kräftig constituirte dreißigjährige Frau versprach. »Was gibt es gegen Christian zu sagen?«

»Daß er ein Lügner ist.«

»Er?«

»Daß es ein Mensch ist, der Dich zu verführen sucht wie die Andern.«

»Warum?«

»Weil Christian, der Dir gesagt hat, er sei ein Arbeiter, nicht wahr?«

»Ja.«

»Er ist kein Arbeiter.«

»Ich weiß es wohl.«

»Wie! Du weißt es wohl?«

»Ja, das war leicht zu sehen.«

»Und Du hast es gesehen?«

»Sogleich . . . Hernach?«

Dieses so bittere hernach piquirte Rétif.

»Wie, hernach?« fragte er.

»Allerdings, hernach?« erwiederte Ingénue mit derselben Festigkeit.

»Hernach,« sprach der Romanendichter, »werden wir untersuchen, ob Mademoiselle Ingénue Rétif de la Bretonne, welche die Liebe eines Prinzen ausschlägt, die eines schlimmen Subjectes von einem Pagen annehmen könnte.«

»Ein Page?« rief Ingénue mit einem Ausdrucke des Schreckens, der Rétif nicht entging.

»Page eines Prinzen!« sagte Rétif, der mit Glück ein besonderes Gewicht auf die von ihm hervorgebrachte Wirkung legte, welche sich durch die Blässe von Ingénue verrieth, so wohl begründet war der Ruf der Herren Pagen im ganzen Umfange des Königreichs.

Wäre Ingénue gestanden, sie würde sicherlich niedergesunken sein; sie saß, neigte das Haupt und wiederholte: »Ein Page!«

»Ein Page des Herrn Grafen von Artois,« sprach Rétif, »das heißt der Diener eines Ausschweiflings!«

Sodann erschrocken über das, was ihm entschlüpft war, dämpfte er die Stimme und fügte bei:

»Denn wir dürfen es sagen in voller Offenherzigkeit, mit der edlen Offenherzigkeit, die sich für ein redliches Gemüth und einen freien Mann geziemt. . .«

Und er sprach so leise, daß ihn seine Tochter, an die er sich wandte, kaum verstand.

»Denn wir dürfen es sagen, der Herr Graf von Artois ist ein Erzlibertin, ein Mädchenverführer, ein Roué bestimmt, die Heldenthaten der Regentschaft fortzusetzen!«

»Nun wohl,« unterbrach Ingénue, welche wieder ein wenig Festigkeit erlangt hatte, »was hat Alles dies mit Herrn Christian gemein?«

»Was das mit ihm gemein hat? . . . Ei! mir scheint, Du kennst das Sprichwort: »»Wieder Herr, so der Diener!«« Ich hoffe, wir stellen uns nicht vor, Christian sei ein Tugendspiegel!«

»Warum nicht?« murmelte Ingénue schwach.

»Das ist unmöglich, denn in diesem Falle würde er nicht im Dienste Seiner Königlichen Hoheit bleiben.«

»Ah!« sagte das Mädchen, »übertreiben Sie nicht, mein Vater?«

»Und überdies kommt mir ein Gedanke,« rief plötzlich Rétif mit der Energie, die er aus seinem Triumphe schöpfte: »wer weiß, ob dieser Bursche nicht sogar in derselben Absicht wie der Andere zu Dir kam?«

»Welcher Andere, mein Vater?«

»Ei! dieser Auger . . . Ganz zuverlässig, bei Gott! das ist klar wie der Tag, Herr Christian ist ein Emissär desselben Prinzen; das ist die Verkettung dieser Intrigue. Der Graf von Artois hat seinen Pagen zu Dir geschickt; der Page ist unter Weges angehalten worden, er hat Dir Auger geschickt.«

Rétif hatte die Worte: Unter Weges angehalten, mit einer so seltsam freudigen Betonung ausgesprochen, daß Ingénue lebhaft den Kopf aufrichtete.

Sie hatte einen unbestimmten Verdacht geschöpft, nicht hinsichtlich des Unglücks, das Christian widerfahren war, sondern hinsichtlich irgend eines Hindernisses, das ihr Vater zwischen ihr und ihm erhoben.

»Wie, angehalten?« fragte sie. »Was wollen Sie damit sagen?«

Rétif sah ein, welche Unklugheit er begangen, und er erröthete.

»Ei! allerdings,« antwortete er, »wurde er nicht von mir angehalten, als ich ihn überführte, er sei kein Arbeiter?«

»Es ist wahr,« sagte Ingénue; »doch wie haben Sie erfahren, er sei ein Page? »Das ist ganz einfach, bei Gott!«

»Nun?«

»Ich ging ihm nach.«

»Sie sind ihm nachgegangen?«

»Du hast es wohl gesehen.«

»Er hat Ihnen also gesagt, er sei ein Page des Grafen von Artois?«

»Er hat es mir nicht gesagt,« antwortete Rétif, der nicht ganz zu lügen wagte.

»Wie haben Sie es denn erfahren?«

»Ich ließ ihn in den Marstall eintreten; ich ließ meinen Mann vorübergehen, und als er vorübergegangen war, fragte ich den Portier: »»Wer ist dieser junge Mann?«« Er antwortete mir: »»Ein Page vom Marstalle von Monseigneur dem Grafen von Artois, der hier wohnt.««

»Ah! er wohnt im Marstalle des Grafen von Artois?« wiederholte Ingénue.

»Ja,« erwiederte Rétif unvorsichtig.

Ingénue neigte zum zweiten Male das Haupt, doch diesmal unter dem Gewichte eines seltsamen Gedankens, der ihr Gehirn durchzog.

Rétif begriff; er befürchtete, zu viel gesprochen zu haben.

»Oh!« setzte er mit einer scheinbar vollkommen beruhigten Miene hinzu, »auf dieser Seite kannst Du ruhig sein, das ist wohl vorbei!«

»Warum dies?«

»Ei! weil er nicht wiederkommen wird.«

»Wer wird nicht wiederkommen?«

»Herr Christian, bei Gott!« »Herr Christian wird nicht wiederkommen?« fragte Ingénue mit Bangigkeit.

»Nein.«

»Warum nicht?«

»Weil er wüthend ist, daß er gescheitert. Nie verzeiht ein Verführer seine Niederlage.«

»Da Sie mir aber sagen, er komme für einen Andern, und nicht um seinetwillen . . .«

»Ein Grund mehr, und da Herr Auger gekommen ist, so hat Christian verzichtet.«

Die Niedergeschlagenheit, die sich bei dieser Behauptung in den Zügen von Ingénue offenbarte, beunruhigte Rétif.

»Höre, mein Kind,« sagte er, »nicht wahr, Du bist stolz?«

»Oh! ja.«

»Du kannst nicht zugeben, daß Dich ein Mann verachtet?«

»Nein, gewiß nicht.«

»Nun wohl, es verachtet Dich derjenige, welcher kam, um Dich für einen Andern zu erhandeln.« »Herr Auger?«

»Nein, der Page. . . Ich weiß, bei Gott! wohl, daß Du Herrn Auger nicht liebst.«