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III

Einer von den Königen, welche sich nach der Prophezeiung von Daniel Reiche aus dem Gebiete von Alexander schnitten, hieß Seleukus Nikator oder Seleukus der Sieger.

Ihm war Syrien zugefallen.

Hundertundfünfzig Jahre lang erhielten seine Nachfolger, welche wie er Antiochia zur Hauptstadt hatten, den Tribut von Jerusalem, und gegen diesen Tribut achteten sie die Gesetzgebung, die Sitten und den Glauben der Juden.

Diese Nachfolger waren Antiochus der Retter, Antiochus der Gott, Seleukus II,, Seleukus III, und Seleukus der Große, aus welchen Seleukus Philipator und endlich Antiochus IV. folgten.

Jeder von diesen Fürsten hatte, wie man sieht, einen mehr oder weniger verdienten Beinamen; Antiochus IV. nahm den Theos Epiphanes (der gegenwärtige Gott) an.

Die Nachwelt verwandelte ihn in den Epimanes, was der Wahnsinnige bedeutet.

Er verheirathete seine Schwester an Ptolemäus Philometor und gab ihr als Mitgift Coelesyrien und Phönicien.

Als seine Schwester todt war, forderte er die Mitgift zurück. Ptolemäus wollte sie nicht herausgeben. Antiochus versammelte ein großes Heer mit Wagen und Elephanten,zwanzigtausend Mann Reiterei, hunderttausend Mann Fußvolk, und marschirte gegen Aegypten.

Im ersten Treffen geschlagen, rief Ptolemäus die Römer zu Hilfe. Antiochus wollte sich nicht mit den Söhnen der Wölfin in einen Kampf einlassen; er befahl den Rückzug, und um seine Expedition nicht ganz zu verlieren, fiel er über das arme Jerusalem her, dem ein hundertfünfundzwanzigjähriger Friede, wenn nicht den Wohlstand, doch einige Spuren von seinem alten Glanze wiedergegeben hatte.

Er trat ganz hoffärtig in den Tempel ein, nahm den goldenen Altar, den goldenen Leuchter, den goldenen Tisch, aus dem die Brode ausgesetzt waren, alle goldene Vasen, Becken, Schaalen, Rauchfässer und endlich den goldgestickten Vorhang und das goldene Ornament, das vor dem Tempel angebracht war; außerdem noch alles Gold, alles Silber, alles kostbare Geschirr und alle verborgenen Schätze, die er fand, und nachdem er Alles genommen hatte, richtete er ein großes Blutbad unter den Menschen an, machte eine Menge Gefangene und kehrte in sein Land zurück.

Das war eine ungeheure Trauer in ganz Israel, so ungeheuer, als die, welche sich bei der ersten Gefangenschaft verbreitet hatte. Die Obersten und die Aeltesten waren im Schmerze, die jungen Leute und die Jungfrauen in der Niedergeschlagenheit; die Männer überließen sich dem Weinen und die Weiber zerstoßen, auf ihrem Hochzeitbette sitzend, in Thränen.

Dies war noch nicht Alles: zwei Jahre nachher kamen neue Boten vom König; sie bemächtigten sich der Feste, legten eine griechische Garnison darein, »ein sehr gefährliches Netz, um die Menschen darin zu fangen,« sagt das Buch der Maccabäer, und das immer Hinterhalte denjenigen legte, welche um zu beten in den Tempel kamen.

Diese Feste war der böse Dämon Israels, denn diejenigen, welche sie bewohnten, vergossen das unschuldige Blut vor der heiligen Stätte und besteckten damit sogar sein Allerheiligstes, so daß die Einwohner flohen, und daß Jerusalem der Aufenthaltsort der Fremdlinge wurde.

Doch auch damit war es noch nicht genug. Antiochus erließ einen Befehl durch alle seine Staaten, nach welchem alle seine Völker nur ein einziges Volk sein und ihre verschiedenen Glauben nur einen einzigen Glauben bilden sollten.

Er verbot besonders den Juden, Brandopfer im Tempel Gottes zu bringen, den Sabbath und die Feste zu feiern, und befahl, Tempel den Götzen da zu bauen wo der Tempel des wahren Gottes war.

Und wenn Jemand diesem Befehle von König Antiochus nicht gehorchte, so wurde er mit dem Tode bestraft.

Und es waren Hauptleute im ganzen Lande aufgestellt, um Jerusalem zu überwachen und zu züchtigen.

Es lebte damals in jener Stadt ein frommer Mann, den man Mathatias, Sohn von Johannes, nannte; das war ein hundertundvierzigjähriger Greis.

Er hatte fünf Söhne, und mit seinen fünf Söhnen ging er von Jerusalem aus und zog sich auf den Berg Modin zurück, der drei Stunden westlich von der heiligen Stadt lag. Seine fünf Söhne hießen:

Johannes, genannt Gaddi;

Simon, genannt Thasi;

Judas, genannt Maccabäus;

Eleazar, genannt Abaron;

Und Jonathas, genannt Appyus.

Und hier rief er, mitten unter Flüchtlingen stehend, den Bart und die Haupthaare im Winde, wie jene heiligen Propheten, welche einst über Jerusalem weinten:

»Ach! daß ich dazu geboren bin, daß ich meines Volks und der heiligen Stadt Zerstörung sehen muß, und dazu stille sitzen und die Feinde ihren Muthwillen treiben lassen!

»Die Fremden haben das Heiligthum inne, und der Tempel Gottes ist wie ein verdammter Mensch.

»Seinen Schmuck hat man weggenommen, die Alten sind auf den Gassen erschlagen und die junge Mannschaft ist von Fremden erstochen.

»Das Reich ist allen Heiden zu Theil geworden, die es plündern.

»Alle seine Herrlichkeit ist weg. Es war eine Königin, nun ist es eine Magd.

»Siehe, unser Heiligthum und unser Ruhm und Preis ist weg.

»Wen sollte noch gelüsten, zu leben? Und als in diesem Augenblick die Abgesandten von König Antiochus kamen, um die Juden, die sich nach Modin zurückgezogen, zu zwingen, den Götzen zu opfern und das Gesetz des wahren Gottes zu verlassen, und die Hauptleute erblickten mitten unter dem Volke, umgeben von seinen Söhnen, den Greis, der ihnen der ansehnlichste und angesehenste von allen zu sein schien, da trat der Oberste von ihnen ans ihn zu und sprach:

»Mathatias, Du bist der Vornehmste und Gewaltigste in dieser Stadt und hast viele Söhne und eine große Freundschaft. Darum tritt erstlich dahin und thue, was der König geboten hat, wie alle Länder gethan haben und die Leute Juda, so noch zu Jerusalem sind, so wirst Du und Deine Söhne einen gnädigen König haben und begabet werden mit Gold und Silber und großen Ehren.«

Doch die Stimme erhebend, damit Niemand ein Wort von dem, was er sprach, verliere, erwiederte Mathatias:

»Wenn schon alle Länder Antiocho gehorsam wären und Jedermann abfiele von seiner Väter Gesetz und willigten in des Königs Gebot, so wollen doch ich und meine Söhne und Brüder nicht vom Gesetze unserer Väter abfallen.«

»Wir wollen nicht willigen in das Gebot Antiochi und wollen nicht opfern und von unserem Gesetze abfallen und eine andere Weise annehmen.«

Als sodann ein Jude, ohne Zweifel erschrocken über die drohende Haltung, welche die griechischen Soldaten bei diesen Worten annahmen, auf den Altar der falschen Götter zuging, um hier zu opfern, entriß Mathatias ein Schwert den Händen eines Soldaten und tödtete den Juden, und da ihn der Hauptmann festnehmen wollte, tödtete er ihn auch.

Da wichen die Soldaten zurück.

Mathatias stürzte mit dem Fuße den Altar um.

Und er erhob über alle Häupter sein von Blut geröthetes Schwert und rief:

»Wer um das Gesetz eifert und den Bund halten will, der folge mir.«

Und er entfloh mit seinen Söhnen in das Gebirge und ließ seine Häuser, seine Güter und Alles, was er in der Stadt besaß, zurück.

Und was es an getreuen Herzen und an Menschen gab, welche nach dem Gesetze und der Gerechtigkeit zu leben begehrten, zog mit ihnen in die Wüste.

Hier beginnt das herrliche Epos der fünf Brüder, welche einen prädestinirten Namen trugen: Maccabäus bedeutet im Hebräischen: derjenige, welcher schlägt, im Griechischen: derjenige, welcher kämpft.

Die Soldaten von Antiochus verfolgten die Flüchtlinge, erreichten eine Schaar von Männern, Weibern und Kindern, und obgleich diese bewaffnet, obgleich sie fliehen konnten, da es gerade Sabbath war, so wollten sie doch weder fliehen, noch sich verteidigen.

Nur sagten sie unter einander: »Wir wollen also sterben in unserer Unschuld! Und sie sprachen zu ihren Mördern: »Himmel und Erde werden Zeugen sein, daß Ihr uns mit Gewalt und Unrecht umbringt.«

Sie reichten den Hals hin wie Opfer und wurden getödtet mit ihren Weibern, ihren Kindern und ihrem Vieh.

Tausend Personen kamen an diesem Tage um.

Doch das vergossene Blut schrie um Rache, und dieser Schrei wurde gehört durch ganz Israel.

Als die Ersten ergriffen die Assidäer, welche die Muthigsten unter den Juden waren, die Waffen und kamen zu Mathatias, Und alle diejenigen, welche bedroht waren, alle diejenigen, welche flohen, vermehrten ebenfalls die Schaar von Mathatias und seinen fünf Söhnen.

Und als sie eine Art von Heer bildeten, fielen sie über die Pflichtvergessenen und die Abtrünnigen her und richteten ein großes Blutbad unter ihnen an; die wenigen Menschen, welche dem Schwerte entkamen, flohen durch die Länder.

Und Herren von Jerusalem und ganz Israel, gingen Mathatias und seine fünf Söhne vom Norden nach dem Süden, vom Osten nach dem Westen und stürzten alle Altäre um.

Dieser Mathatias starb im hundertundsechsundvierzigsten Jahre seines Alters und wurde begraben in Modin in der Gruft seiner Väter, und ganz Israel beweinte ihn und trug Trauer bei seinem Tode.

Von diesem Augenblick an wurde Simon nach der Bestimmung von Mathatias der Kopf und Judas der Arm.

Da begann der Kampf; er war lang, blutig, tödtlich.

Apollonius, der für Antiochus in Judäa befehligte, versammelte zuerst Alles, was er an Truppen hatte, und zog mit einem Heere nach Samaria aus.

Judas marschirte gegen ihn, hieb sein Heer in Stücke, nahm sein Schwert und wollte fortan kein anderes tragen.

Da versammelte Seron, der ein anderer Feldherr von Antiochus war und in Untersyrien befehligte, ein beträchtliches Heer um sich und rückte gegen Bethoron vor. Er hatte in seinem Gefolge Sklavenhändler, welche mit dem Preise der Juden, die er an sie verkaufte, den Römern den Tribut von König Antiochus bezahlen sollten. Judas ließ Seron nicht weiter ziehen.

Als er den Feinden gegenüber stand, bemerkten ihm seine Soldaten, diese seien ihnen der Zahl nach zwanzigmal überlegen.

 

Judas antwortete:

»Will Euch der Gott des Himmels retten, so gibt es für ihn keinen Unterschied zwischen einer großen und einer kleinen Zahl.«

Und er fiel über Seron und sein Heer her. Das Heer wurde in die Flucht geschlagen, und Seron erreichte nur mit Mühe die Meeresküste und entfloh in einer Barke nach Antiochia.

Und so erging es den drei Heeren, welche Antiochus gegen Judas schickte, der dreitausend Mann dem Gorgias, fünftausend Mann dem Lysias, achttausend dem Timotheus erschlug.

Antiochus starb darüber aus Wuth.

Eupator, sein Sohn, folgte ihm in der Regierung.

Der neue König beschloß, durch einen einzigen Streich mit dieser kleinen Schaar von Getreuen, die er eine Handvoll Räuber nannte, ein Ende zu machen.

Er versammelte ein Heer von hunderttausend Mann Fußvolk, zwanzigtausend Mann Reiterei und zweiunddreißig Elephanten.

Geführt von einem Indier, trug jeder Elephant einen hölzernen Thurm, der zweiunddreißig Soldaten enthielt.

Der König stellte sich an die Spitze seines hunderteinundzwanzigtausend Mann starken Heeres und rückte gegen Jerusalem.

Und diese Menge war furchtbar anzuschauen mit ihren schmetternden Trompeten, ihren brüllenden Elephanten, ihren wiehernden Rossen.

Die Reiterei marschirte auf den zwei Flügeln, um das Fußvolk durch den Klang der Trompeten anzufeuern; ein Theil des Heeres zog sich an den Bergen hin, während der andere Theil der Ebene folgte, und als die Sonne auf die goldenen und ehernen Schilde schien, verbreitete sich auf den umliegenden Hügeln eine solche Helle, daß sie glänzten wie brennende Lampen.

Die Bewohner des Landes flohen erschrocken vor diesem Meere von Soldaten; die Söhne trugen die Greise, die Weiber schleppten ihre Kinder nach, selbst die Männer retteten sich zuerst, so gewaltig war der Lärmen des Marsches dieser hunderttausend Fußgänger und dieser zwanzigtausend Reiter, so erschrecklich war das Geschrei der Elephanten.

Judas Maccabäus zog dem Feinde entgegen.

Der Zusammenstoß war erschrecklich: sechstausend Mann vom Heere von Eupator wurden bei diesem ersten Stoße zu Boden gestreckt und erhoben sich nicht mehr.

Ein junger Mann Namens Eleazar, als er einen riesigen Elephanten, ganz gepanzert an seinen Seiten und ganz bedeckt mit den Wappen des Königs, sah, glaubte, er trage Antiochus Eupator, und um dem Kriege mit einem Schlage ein Ende zu machen, drang er, rechts und links tödtend, zu dem Ungeheuer vor, schlüpfte unter dasselbe und stieß ihm sein Schwert in die Eingeweide.

Der Elephant stürzte mit dem Thurme und den dreißig Mann, die er trug, nieder und erdrückte ihn in seinem Falle.

Trotz aller Wunder der Tapferkeit mußte man doch vor dem Feinde zurückweichen.

Das war das erste Mal, daß man ihm das Schlachtfeld überließ.

Antiochius Eupator setzte seinen Marsch gegen Jerusalem fort.

Judas und die Seinigen schloßen sich in der Feste Zion ein.

Antiochius belagerte sie hier.

Die Belagerung dauerte lange.

Antiochius errichtete eine große Anzahl von Kriegswerkzeugen, eine Menge von Maschinen, welche Steine, Pfeile und Feuer schleuderten.

Die Belagerten richteten Maschinen gegen Maschinen.

Vielleicht wäre es mit Zion gegangen wie mit Troja, vielleicht wäre Antiochius neun Jahre unter den Mauern der heiligen Stadt geblieben, hätten ihn nicht zwei Umstände bewogen, die Belagerung aufzuheben.

Man war im Jahre des Sabbaths, denn die Juden hatten ihr Jahr der Ruhe, wie sie ihren Tag der Ruhe hatten, man hatte nicht gepflügt, nicht gesät; es gab folglich keine andere Früchte auf der Erde, als die, welche sie von Natur erzeugt.

Andererseits brach eine Empörung in Antiochia aus.

Der König schloß rasch einen Scheinfrieden mit Judas, schlug wieder den Weg nach seinem Reiche ein und wurde bei seiner Rückkehr in seine Hauptstadt mit Lysias durch Demetrius, den Sohn von Seleukus, getödtet, der durch Gewalt vom Throne entfernt worden war und ihn durch Gewalt wieder an sich riß.

Demetrius nahm eine andere Politik an: statt den Juden die griechischen, phönicischen und ägyptischen Götter aufzunöthigen, ließ er ihnen ihre Religion, wollte aber einen an seine Interessen verkauften Oberpriester ernennen. Dieser Oberpriester handelte mit Gott und dem Volke zum Vortheile von Demetrius: dieser Gottlose hieß Alcimus.

Judas Maccabäus stand da und rief: »Herbei, Israel!« und sein nach dem Frieden zerstreutes Heer versammelte sich auf seinen ersten Kriegesruf. Da ließ Demetrius Nikanor einen der Vornehmsten seines Hofes zu sich kommen und sprach zu ihm:

»Nimm ein Heer, gehe und vertilge dieses Volk!«

Judas war getreu seinen Siegestraditionen; er erwartete Nikanor nicht, sondern zog ihm entgegen, traf mit ihm bei Capharsalama zusammen, schlug ihn und tödtete fünftausend Mann. Nach seiner Niederlage sammelte Nikanor sein Heer, das dreimal zahlreicher als das, welches ihn geschlagen hatte, und da er noch ein anderes Heer von Syrien erwartete, so lagerte er sich gerade bei dem Bethoron, wo Lysias eine Niederlage erlitten hatte. Judas marschirte gen Bethoron.

Die Schlacht fand am 13. Tage des Monats Adar statt. Das Heer von Nikanor wurde über den Haufen geworfen und Nikanor selbst getödtet. Die Soldaten von Demetrius, als sie ihren Feldherrn todt sahen, warfen ihre Waffen weg und ergriffen die Flucht.

Doch die Leute von Juda verfolgten sie von Adezer bis Gazara und ließen die Trompeten erschallen, um den Städten und Dörfern Israels die Niederlage des Feindes zu verkündigen, so daß alle Männer der Dörfer und Städte und alle Kinder und Greise, die eine Waffe noch oder schon tragen konnten, im Namen des Herrn auszogen und Theil nahmen am Untergange dieses herrlichen Heeres.

Alle Soldaten von Demetrius legten sich auf die Erde Israels nieder, und nicht Einer stand mehr auf. Die Sieger schnitten Nikanor den Kopf und die rechte Hand ab und nagelten Beides an einen Pfahl im Angesichte von Jerusalem.

Und man beschloß, daß fortan der dreizehnte Tag des Monats Adar, in welchem Monat die Schlacht geliefert worden war, geheiligt sein sollte, wie eines der großen Feste von Israel.

Doch die braven Vertheidiger der religiösen und politischen Freiheit erschöpften sich in diesem Streite; jeder neue Kampf entzog den Adern das reinste Blut, jeder Sieg verminderte die Schläge ihrer Herzen.

Da hörte Judas Maccabäus von einem Volke sprechen, das, im Kriege geboren, durch den Krieg groß geworden war, von einem Volke, das im Osten die Galater unterworfen und zinsbar gemacht hatte; das im Westen Spanien überfallen und ihm seine Gold-, Silber- und Bleibergwerke genommen hatte; von einem Volke, das die von ihm am Weitesten entfernten Könige bezwungen hatte! das Philipp und Perseus, die Könige der Keteer, besiegt hatte; von einem Volke, welches, nachdem es völlig Antiochus den Großen, König von Asien, geschlagen, – der es mit einem mächtigen Heere, hundertundzwanzig Elephanten, einer großen Anzahl von Reitern und vielen Kriegswagen angegriffen, – eben diesen König lebendig gefangen genommen und nur gegen Geißeln, und indem es ihm und seinen Nachfolgern einen Tribut auferlegte, wieder frei gelassen hatte; von einem Volke, das sich des Landes der Perser, der Meder und der Lydier bemächtigt und einen seiner Bundesgenossen, den König Eumenes, damit beschenkt hatte. Man sagte auch Judas, die Einwohner Griechenlands, das heißt die Landsleute von jenem Alexander, den man hundertundfünfzig Jahre früher in Jerusalem in der Majestät seines Ruhmes, in der Größe der Eroberung hatte erscheinen sehen, – haben gegen dieses Volk marschiren wollen, um es zu vertilgen, doch es habe sich darauf beschränkt, daß es gegen die Griechen einen einzigen von seinen Feldherren und ein einziges von seinen Heeren geschickt, und dieser Feldherr habe sie besiegt, zerstreut, ihre Städte in Brand gesteckt, ihre Wälle der Erde gleich gemacht und ihre Weiber und Kinder in die Gefangenschaft fortgeschleppt. Man versicherte endlich, dieses Volk habe alle andere Reiche und die Städte, die ihm Widerstand geleistet, verwüstet, unterworfen und an sich gerissen.

Man versicherte aber auch, dieses Volk halte gewissenhaft sein Wort, bleibe treu den geschworenen Bündnissen und habe eine ebenso feste Hand für die Unterstützung seiner Freunde, als für die Vertilgung seiner Feinde.

Dieses Volk hieß das römische Volk.

Judas Maccabäus, der also Solches hatte sagen hören, wählte Euvolemus, Sohn von Johannes, und Jason, Sohn von Eleazar, Beide seine Neffen, und sandte sie nach Rom, um ein Bündniß mit den Römern zu schließen.

Was war denn in Wirklichkeit dieses Volk, das sich so Judäa als ein Bundesgenosse, als eine Stütze, als ein Retter geoffenbart hatte, und das bald sein Gebieter werden sollte? Wir wollen es mit zwei Worten sagen.

Man hat gesehen, daß es in der Welt von David noch nicht zählte.

Vierhundertzweiunddreißig Jahre nach der Einnahme von Troja, zweihundertfünfzig Jahre nach dem Tode Salomos, zur Zeit der Geburt von Jesaias, am Anfange der siebenten Olympiade, im ersten Jahre der zehnjährigen Regierung des Archonten von Athen Charops, als Numitor der König der Albaner seinen zwei Enkeln Romulus und Remus, Bastarden von seiner Tochter Rhea Sylvia, welche am Ufer eines Flusses ausgesetzt, von einer Wölfin in einem wüsten Walde gesäugt und in diesem Walde von einem Hirten, der ein Lamm suchte, das ihm die Wölfin geraubt, aufgefunden worden waren, als Numitor, sagen wir, seinen zwei Enkeln den Bezirk, in welchem sie aufgezogen worden, geschenkt hatte, verließen diese Alba longa mit einer Schaar von Räubern.

Die zwei Brüder und ihre Schaar stiegen das Albanergebirge hinab und erreichten einen Hügel, den höchsten mitten unter sechs andern, aus dessen Abhang der Wald lag, wo die Wölfin sie gesäugt hatte.

Unten an diesem Hügel und am Saume des Waldes floß ein Bach, den man die Juturna nannte.

Weiter entfernt, zwischen zwei Hügeln ohne Namen, ein Fluß, welchen man die Tiber nannte.

Als sie aus den Gipfel dieses Hügels, der höher als die andern, gekommen waren, stritten sie mit einander über die Baustelle, wo sie ihre Stadt gründen sollten.

Ohne aus die Bemerkungen seines Bruders Rücksicht zu nehmen, zog Romulus die Ringmauer der seinigen.

»Eine schöne, sehr ehrwürdige Ringmauer!« spottete Remus, indem er über die gezogene Linie sprang Sein Bruder tödtete ihn und ließ ihn so ein wenig theuer seinen Scherz bezahlen.

Einige von den Parteigängern von Remus kehrten nach Alba longa zurück und theilten Numitor diese Kunde mit.

Dreitausend Albaner blieben bei Romulus, ohne sich darum zu bekümmern, daß sie sich dem Glücke eines Brudermörders anschlossen.

Die Götter bekümmerten sich auch nicht darum, denn die Vorzeichen waren günstig.

Romulus spannte einen Ochsen und eine Kuh an den Pflug, zog eine Furche um den Berg und stieß mit seiner Pflugschaar an einen Menschenkopf, den er aus der Erde nahm.

»Gut,« sagte er, »meine Feste wird das Capitol und meine Stadt Rom heißen.«

Capitol kommt von csput (Haupt); Rom von rums (Brust).

Ein doppelt symbolischer Titel, wie man sieht: Rom soll das Haupt der Welt sein und die Brust, an der die Völker den Glauben schöpfen werden.

Dann, da nichts mehr seinem Willen ein Hinderniß entgegensetzt, bestimmt Romulus einen Tag, um den Göttern ein Sühnopfer zu bringen.

Sobald dieser Tag gekommen ist, bringt er sein Opfer, befiehlt Jedem, ein anderes nach seinen Mitteln zu bringen, zündet ein großes Feuer an und springt zuerst durch die Flammen, um sich zu reinigen, Alle ahmen ihm nach.

In diesem Augenblick fliegen zwölf Geier über den Stifter hin; sie gehen von Osten nach Westen.

»Ich verspreche meiner Stadt ein Reich von zwölf Jahrhunderten!« rief Romulus.

Und von Romulus bis Augustulus werden in der That zwölf Jahrhunderte verlaufen.

Zur Zeit, wo Judas Maccabäus Gesandte nach Rom schickt, hat dieses gerade die Hälfte seines Laufes vollbracht.

Sehen wir, wie weit es mit der Eroberung der Welt und mit der Herrschaft über das Weltall ist.

Romulus zählt sein Heer ab; es findet sich, daß er dreitausend Mann Fußvolk und dreihundert Reiter um sich hat.

Das ist der Kern des römischen Volks.

Er theilt es in drei Corps, die er Tribus nennt, gibt jedem von diesen Corps einen Anführer, den er Tribun nennt, unterabtheilt diese drei Corps in dreißig andere, die er Curien nennt, gibt ihnen Anführer, die er Curionen nennt, unterabtheilt abermals jede Curie in zehn Decurien und gibt ihnen Anführer, die er Decurionen nennt.

Nachdem die Menschen abgetheilt, geht er zur Vertheilung der Ländereien über, behält zuerst den Theil der Götter und den der öffentlichen Gewalt zurück und macht sodann dreißig Theile, die er den Curien zuscheidet.

 

Nachdem die Menschen und die Ländereien verteilt sind, vertheilt er die Aemter und Ehrenstellen.

Er wählt seine tapfersten und unterrichtetsten Unterthanen und ernennt sie zu Patriciern.

Die Uebrigen, die Menge, das sind die Plebejer.

Romulus ist der König.

Die Patricier sind mit dem Cultus der Götter beauftragt; sie werden Recht sprechen und den König in seiner Regierung unterstützen.

Die Plebejer werden die niedrigeren Dienste leisten; sie werden für den Ackerbau, für die Unterhaltung der Herden besorgt sein und die Gewerbe betreiben.

Die Patricier werden durch Herolde, die Plebejer durch den Schall der Trompete zusammenberufen.

Der König reservirt sich die Würde eines Oberpriesters, die Beaufsichtigung der Gesetze und der Gebräuche des Landes, das Privilegium, über der genauen Beobachtung des Naturrechts und des bürgerlichen Rechtes zu wachen; er reservirt sich die Abfassung der Verträge und der Uebereinkunfte, das Unheil bei großen Verbrechen, das Recht, das Volk zu versammeln, den Senat zusammenzurufen, zuerst seine Meinung zu sagen, die Entscheidungen zu vollziehen, er reservirt sich endlich den Oberbefehl über die Heere und die unumschränkte Gewalt im Kriege. Er verbindet also die religiöse Macht mit der militärischen, die gesetzgebende Gewalt mit der executiven Gewalt.

Der Säugling der Wölfin hatte sich, wie man sieht, den Theil des Löwen gemacht.

Dies war die Grundlage der Regierung von Rom.

Als die Gewalten so festgestellt, als die Aemter so vertheilt waren, als Jeder seine Macht, seine Rechte, seine Pflichten kannte, beschäftigte sich Romulus mit der Vergrößerung des Reiches und mit der Vermehrung der Individuen.

Zu diesem Behufe erließ er drei Gesetze:

Das erste verbot den Eltern, ihre Kinder zu tödten, ehe sie das dritte Jahr vollendet hatten, waren sie nicht bei ihrer Geburt krüppelhaft und mißstaltet; in diesem Falle zeigte man sie fünf Nachbarn, und nach dem Gefühle von diesen tödtete man sie oder ließ man sie leben.

Das zweite bewilligte den mit ihren Regierungen unzufriedenen Völkern ein Asyl; am Fuße des Capitols dehnte sich der Wald der Wölfin aus; Romulus weihte diesen Wald ein, baute einen Tempel darin und machte daraus einen Zufluchtsort für jede freie Person.

Das dritte Gesetz verbot, die Jugend der besiegten Städte über die Klinge springen zu lassen, und befahl, sie nicht zu verkaufen, die eroberten Ländereien nicht brach liegen zu lassen, sondern die Eroberung für eine römische Provinz zu erklären und ihr als solcher Antheil an den dem römischen Volke zugeschiedenen Privilegien zu gestatten.

Diese Regierung dauerte bis zu dem Augenblick, wo Brutus die Könige verjagte, das heißt bis zum Jahre 243 der Erbauung von Rom.

Brutus war ein Zeitgenosse von Ezechiel.

Die neue Ordnung der Dinge nimmt den Namen Republik an; eine leichte Veränderung geht in der Form vor, doch der Grund bleibt immer derselbe: die einst in den Händen eines Königs vereinigte Gewalt wird unter zwei Magistrate vertheilt, und statt lebenslänglich, wie sie war, wird sie jährlich; man nennt die neuen Häupter Consule, und durch diesen in die politische Sprache von Rom eingeführten Namen sind sie darauf hingewiesen, daß sie nichts thun sollen, ohne die Bürger zu consultiren.

Abgesehen von dieser Consultation, der sie, sich wohl zu entledigen wissen werden, erben die Consule nicht nur die königliche Gewalt, sondern auch den Pomp der souverainen Macht: dieser Pomp besteht in einem Trupp von zwölf immer in einer Linie vor dem Consul einhergehenden Lictoren, welche einfache Birkenstäbe tragen, aus denen eine Axt hervorragen wird, wenn der Consul die Stadt verläßt.

Brutus und Collatinus sind die ersten römischen Consule.

Die erste und große Arbeit Roms ist vor Allem die Austreibung des etruskischen Elements, das bei ihm mit den Tarquiniern eingedrungen war; dann kommen die Streitigkeiten zwischen den Patriciern und den Plebejern, Streitigkeiten, welche die Aequer und Volsker benützten, um einen Kampf auf Leben und Tod gegen Rom auszuhalten.

Endlich beginnt, trotz der Errichtung des Tribunats und seiner wiederholten Eingriffe, trotz des Decemvirats und seiner Verbrechen, trotz des militärischen Tribunats, das Werk der Eroberung. Jenen Kindern ähnlich, welche sich, nachdem sie beinahe den Krankheiten des ersten Alters unterlegen wären, an dieser Zeit des Stillstandes durch ein rasches Wachsen rächen und kräftige Jünglinge werden, unternimmt Rom, kaum von seinen bürgerlichen Zwistigkeiten befreit, wie gesagt, sein Eroberungswerk. Nachdem es sich die Latiner und die Herniker angeschlossen hat, unterwirft es die Volsker, stürzt durch die Hand von Maulius die Gallier vom Capitol herab, vertreibt sie aus Rom durch das Schwert von Camillus; dann, sobald die Gallier verjagt sind, beginnt es mit eben diesem dem Papirius Cursor vermachten Schwerte den samnitischen Krieg, der Italien von Rhegium bis Etrurien in Flammen setzen wird, aber Tarentum wird unterliegen trotz Pyrrhus und seiner Epiroten, Etrurien trotz Ovius Paccius und seiner Samniter; so daß ungefähr zu gleicher Zeit, wo Alexander in Babylon stirbt, Rom die Gebieterin Italiens wird.

Da beginnen die auswärtigen Kriege und die äußeren Siege; mit seinem italienischen Gebiete, welches es mit so großer Mühe erobert hat, verbindet Duillius Sardinien, Corsica und Sicilien, Scipio Spanien, Paulus Aemilins Macedonien; Sextius das transalpinische Gallien. Hier macht Rom einen Halt, denn durch dieses transalpinische Gallien erscheint von den Alpen herabsteigend ein furchtbarer Feind, dessen Namen es zu gleicher Zeit erfährt, da er ihm drei beinahe tödtliche Wunden beibringt. Der Name des Feindes ist Hannibal, die drei Wunden sind Trebia, Trasimenus und Cannä. Aber die Geschicke von Rom sind in der Hand Gottes.

Der carthagische Held wird von Carthago verlassen; er kämpft jedoch, so verlassen er ist, noch zehn Jahre gegen alle römische Heere und gegen das ganze römische Volk, und zieht erst aus Italien ab, da Scipio jenseits des Meeres den Krieg nach Carthago hinüberführt, liefert und verliert die Schlacht bei Zama, flüchtet sich zu Prusias und vergiftet sich hier, um nicht in die Hände von Rom zu fallen, ungefähr in dem Augenblick, wo Mathatias der Vater der Maccabäer, sich weigert, den Götzen zu opfern, und das jüdische Volk zur Freiheit aufruft.

Von seinem Feinde befreit, setzt Rom nun seine Eroberungen fort.

Einen Augenblick hatte es zwischen zwei Welten gestanden, zögernd, gegen welche von beiden es ziehen sollte; die westliche arm, kriegerisch, barbarisch, aber voll Saft und Zukunft; die östliche glänzend, voll Kunst und Civilisation, aber schwach, kraftlos, verdorben. Man wird zwei Consuln und zwei consularische Heere gegen zwei unbekannte, unbemerkbare Völker, die Boier und die Insubrier, schicken; Rom, mit dem Rücken an die Apeninnen angelehnt, wird seine beiden Arme anstemmen, um sie einige Meilen zurückzustoßen; zwei Legionen und ein Befehlshaber derselben werden genügen, um gegen Antiochus zu marschiren; Rom wird ihn mit den Fingern berühren, und der Coloß mit den thönernen Füßen wird zusammenstürzen.

Und in der That, die orientalische Welt, die alexandrinische Welt, wenn man will, verdiente wohl zu endigen. Der Meineid und der Mord hatten sich dort zu Göttern gemacht; es gab in Naxos einen Altar für die Gottlosigkeit und für die Ungerechtigkeit; die Blutschande war in das gemeine Leben übergegangen; die Könige von Aegypten heiratheten, wie Osiris, ihre Schwestern. Die dreiunddreißigtausend Städte des griechischen Aegypten waren in Wirklichkeit nur ein schwacher, magerer Leib, eine Reihe von armen Flecken, die sich längs den Wasserfällen hinzogen, um sich an einen monströsen Kopf, Alexandria, anzuschließen. Das Reich der Seleukiden, ganz bevölkert mit Königen, die sich: der Große, der Donner, der Besieger der Helden nennen, – zerfleischte sich mit seinen eigenen Händen: Antiochia und Seleukia, diese zwei griechischen Schwestern, führten einen so heftigen Krieg gegen einander, als jene griechischen Brüder, die man Eteokles und Polynikes nannte; alle diese elenden lagidischen, seleukischen Fürsten erhielten sich nur mit Hilfe von Leuten des Norden, welche sie aus Griechenland kommen ließen, und die sich bald unter dem Himmel Asiens, Syriens und Aegyptens entnervten. Rom verbot ihnen eines Tags diese Ausfuhr von lebendigem und kräftigem Menschenfleisch, dieses Einziehen von jungem, kriegerischem Blute, und schnitt dadurch sogleich den Nerv der syrischen und assyrischen Städte ab.