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Joseph Balsamo Denkwürdigkeiten eines Arztes 1

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XXI.
Worin man mit einer neuen Person Bekanntschaft macht

Oben auf der Steige, welche die Postchaise eben hinanfuhr, erblickte man das Dorf Lachaussée, wo umgespannt werden sollte.

Es war ein reizender Haufen strohbedeckter Häuser, welche nach der Laune der Bewohner mitten auf dem Wege, an der Ecke eines kleinen Gehölzes, in der Nähe einer Quelle und häufiger noch längs dem von uns erwähnten großen Bache standen, über welchen vor jedem Hause Brücken oder Bretter geworfen waren.


Doch für den Augenblick war das Merkwürdigste dieses hübschen Dörfchens ein Mann, der, den Bach abwärts, mitten auf der Straße aufgepflanzt, als hätte er den Befehl von einer höheren Macht erhalten, seine Zeit damit hinbrachte, daß er bald die Landstraße mit den Augen verfolgte, bald mit dem Blicke einen herrlichen Schimmel mit langer Mähne untersuchte, der, an den Laden einer Hütte gebunden, die Bretter durch ein Zerren mit dem Kopfe erschütterte und eine Ungeduld ausdrückte, welche den Sattel, den er auf dem Rücken trug, entschuldigen zu sollen schien; denn dieser Sattel offenbarte, daß er in Erwartung seines Herrn hier stand.

Wie gesagt, müde, vergeblich die Straße entlang zu schauen, näherte sich der Fremde von Zeit zu Zeit dem Pferde, untersuchte es als Kenner, strich ihm mit geübter Hand über das fleischige Kreuz oder drückte mit dem Ende seiner Finger die schlanken Beine. Wenn er sodann den Fußtritt vermieden hatte, den bei jedem Versuche dieser Art das ungeduldige Thier ausschleuderte, kehrte er auf sein Observatorium zurück und überschaute die immer noch verlassene Landstraße.

Als er noch nichts kommen sah, klopfte er endlich an den Laden.

»Hollah! Ihr Leute!« rief er.

»Wer klopft?« fragte eine männliche Stimme.

Und der Laden öffnete sich.

»Mein Freund,« sagte der Fremde, »wenn Ihr Euer Pferd verkaufen wollt, so ist der Käufer gefunden.«

»Sie sehen wohl, daß kein Strohwisch am Schweife hängt,« antwortete den Laden wieder schließend eine Art von Bauern.

Diese Antwort schien den Fremden nicht zu befriedigen, denn er klopfte zum zweiten Male.

Es war ein Mann von etwa vierzig Jahren, groß und kräftig, mit rother Gesichtshaut, blauem Barte und knorriger Hand unter einer großen Spitzenmanchette. Er trug einen galonnirten Hut schief aufgesetzt, nach der Mode der Provinzofficiere, welche die Pariser erschrecken wollen.

Er klopfte zum dritten Male und sagte sodann ungeduldig werdend:

»Wißt Ihr, daß Ihr gar nicht höflich seid, mein Lieber, und daß ich Euern Laden sogleich einstoßen werde, wenn Ihr ihn nicht öffnet?«

Der Laden öffnete sich wieder bei dieser Drohung und dasselbe Gesicht erschien.

»Wenn man Ihnen aber sagt, daß das Pferd nicht verkäuflich ist,« erwiederte zum zweiten Male der Bauer. »Was Teufels! das muß Ihnen genügen!«

»Und wenn ich Euch sage, daß ich eines Läufers bedarf!«

»Wenn Sie eines Läufers bedürfen, so gehen Sie auf die Post. Es sind dort sechzig. ans den Ställen Seiner Majestät und Sie haben die Wahl. Doch lassen Sie das Pferd der Person, die nur eines besitzt.«

»Und ich wiederhole Euch, daß ich dieses haben will.«

»Kein schlechter Geschmack, ein arabisches Pferd.«

»Ein Grund mehr, daß es mich gelüstet, es zu kaufen.«

»Es ist möglich, daß es Sie gelüstet, dieses Pferd zu kaufen, doch leider ist es nicht verkäuflich.«

»Wem gehört es denn?«

»Sie sind sehr neugierig!«

»Und Du bist sehr schweigsam.«

»Nun! es gehört einer Person, die bei mir wohnt und dieses Thier liebt, wie sie nur ein Kind lieben könnte.«

»Ich will mit dieser Person sprechen.«

»Sie schläft.«

»Ist es ein Mann oder eine Frau?«

»Es ist eine Frau.«

»Nun, so sage der Frau, wenn sie fünfhundert Pistolen nöthig habe, so werde man sie ihr für dieses Pferd geben,«

»Ah! oh!« rief der Bauer, die Augen weit aufsperrend, »fünfhundert Pistolen, das ist ein hübscher Pfennig.«

»Füge bei, wenn Du willst, der König hat Lust zu diesem Thiere.«

»Der König?«

»In Person.«

»Gehen Sie doch, Sie sind wohl nicht der König.«

»Nein, aber ich vertrete ihn.«

»Sie vertreten den König?« sprach der Bauer, seinen Hut abnehmend.

»Mach’ geschwinde, Freund, der König habe große Eile.«

Und der Hercules warf einen beobachtenden Blick auf die Landstraße.

»Seien Sie unbesorgt,« sagte der Bauer, »wenn die Dame aufgewacht ist, werde ich ihr zwei Worte zuflüstern.«

»Ja, aber ich habe nicht Zeit, zu warten, bis sie aufgewacht ist.«

»Was ist dann zu thun?«

»Parbleu! wecke sie auf.«

»Oh mein Herr, niemals.«

»Nun, so werde ich sie selbst aufwecken. Warte, warte.«

Und der Mann, der Seine Majestät zu vertreten vorgab, ging näher hinzu, um mit einer langen Reitpeitsche mit silbernem Knopfe an einen oberen Laden zu klopfen.

Doch die bereits erhobene Hand senkte sich wieder, ohne nur an dem Laden anzustreifen, denn in demselben Augenblick gewahrte er eine Chaise, welche im letzten Trabe von drei erschöpften Pferden herbeifuhr.

Das geübte Auge des Fremden erkannte sogleich die Felder des Wagens und er eilte ihm mit einem Laufe entgegen, der dem arabischen Pferde, nach dessen Besitz er trachtete, Ehre gemacht hätte.

Dieser Wagen war die Postchaise, welche die Reisende, den Schutzengel von Gilbert, führte.

Als der Postillon den Mann sah, der ihm Zeichen machte, war er, da er nicht wußte, ob feine Pferde noch bis zur Station gehen könnten, entzückt, anhalten zu dürfen.

»Chon, meine gute Chon! bist Du es endlich? Guten Morgen! guten Morgen!«

»Ich selbst, Jean,« antwortete die Reisende, welche mit diesem seltsamen Namen angerufen wurde, »was machst Du da?«

»Bei Gott! eine schöne Frage, ich warte.«

Und der Hercules sprang auf den Fußtritt, umfaßte durch die Oeffnung des Kutschenschlages die junge Frau mit seinen langen Armen und bedeckte sie mit Küssen.

Plötzlich erblickte er Gilbert, der keine von den Beziehungen kannte, welche zwischen diesen zwei neuen Personen bestanden, die wir in Scene gesetzt haben, und ein so verdrießliches Gesicht machten, wie ein Hund, dem man einen Knochen wegnimmt,

»Halt,« sagte er, »was hast Du da aufgelesen?«

»Einen äußerst belustigenden kleinen Philosophen,« antwortete Mademoiselle Chon ohne sich im Geringsten darum zu bekümmern, ob sie ihren Schützling dadurch verletzte, oder ihm schmeichelte.

»Und wo hast Du ihn gefunden?«

»Auf der Landstraße. Doch es handelt sich nicht um dieses.«

»Es ist wahr,« antwortete derjenige, welchen man Jean nannte. »Nun, unsere alte Gräfin von Bearn?«

»Das ist abgemacht.«

»Wie, es ist abgemacht?«

»Ja, sie wird kommen.«

»Sie wird kommen?«

»Ja, ja, ja,« machte Mademoiselle Chon mit dem Kopfe.

Diese Scene ging immer vom Fußtritt zum Kissen der Chaise vor.

»Was hast Du ihr denn erzählt?« fragte Jean.

»Ich wäre die Tochter ihres Advokaten; des Meister Flageot, ich käme durch Verdun und hätte den Auftrag, ihr von meinem Vater zu melden, daß ihr Prozeß in das Register eingetragen werde.«

»Das ist Alles?«

»Ja, doch ich fügte bei, die Einregistrirung mache ihre Gegenwart in Paris unerläßlich.«

»Was that sie sodann?«

»Sie riß ihre grauen Augen weit auf, schlürfte ihren Tabak, behauptete, Meister Flageot sei der erste Mann der Welt, und gab Befehle zu ihrer Abreise.«

»Das ist herrlich, Chon! Ich mache Dich zu meinem außerordentlichen Botschafter. Wollen wir nun frühstücken?«

»Allerdings, denn dieses unglückliche Kind stirbt vor Hunger; doch geschwinde, nicht wahr?«

»Warum denn?«

»Weil man dort kommt!«

»Die alte Prozeßkrämerin! bah! wenn wir ihr nur zwei Stunden voran sind und Zeit haben, mit Herrn von Maupeou zu sprechen.«

»Nein, die Dauphine!«

»Bah! die Dauphine muß noch in Nancy sein.«

»Sie ist in Vitry.«

»Drei Stunden von hier?«

»Nicht mehr, nicht weniger.«

»Teufel, das verändert die Sache! vorwärts, Postillion! vorwärts!«

»Wohin, mein Herr?«

»Nach der Post.«

»Steigt der Herr ein, oder steigt er ab?«

»Ich bleibe wo ich bin. Vorwärts!«

Der Wagen entfernte sich, den Reisenden auf dem Fußtritte fortführend; fünf Minuten nachher hielt er vor dem Posthause an.

»Rasch, rasch, rasch,« sagte Chon, »Cotelettes, ein Huhn, Eier, eine Flasche Burgunder, was es gerade gibt; wir müssen auf der Stelle wieder abreisen.«

»Verzeihen Sie, Madame,« sprach der Postmeister auf seine Schwelle tretend, »wenn Sie sogleich wieder abreisen wollen, so müssen Sie es mit Ihren Pferden thun.«

»Wie! mit unsern Pferden?« versetzte Jean, schwerfällig von dem Fußtritte herabspringend.

»Ja, gewiß, oder mit denjenigen, die Sie gebracht haben.«

»Nein,« sagte der Postillon, »sie haben bereits eine doppelte Station gemacht, sehen Sie nur den Zustand dieser armen Thiere an.«

»Oh! wahrlich,« rief Chon, »sie können unmöglich weiter gehen.«

»Aber wer hindert Sie, mir frische Pferde zu geben?«

»Ich habe keine mehr.«

»Ei, Sie müssen haben  . . . den Teufel, das ist Vorschrift.«

»Mein Herr, die Vorschrift verpflichtet mich, fünfzehn Pferde im Stall zu haben.«

»Nun?«

»Ich habe achtzehn.«

»Das ist mehr, als ich verlange, denn ich brauche nur drei«

»Ganz gut, aber sie sind auswärts.«

»Alle achtzehn?«

»Alle achtzehn.«

»Fünfundzwanzig Donner!« fluchte der Reisende.

»Vicomte! Vicomte!« rief die junge Frau.

»Ja, ja,« sagte der Prahler, »sei unbesorgt, man wird sich mäßigen. Und wann kommen Ihre Rosse zurück?« fuhr er, sich an den Postmeister wendend, fort.

 

»Verdammt! gnädiger Herr, ich weiß es nicht; das hängt von den Postillons ab; vielleicht in einer Stunde, vielleicht in zwei.«

»Sie wissen, Meister,« sprach der Vicomte Jean, indem er seinen Hut auf das linke Ohr drückte und sein rechtes Bein bog, »Sie wissen, oder Sie wissen nicht, daß ich nie scherze.«

»Ich bin darüber in Verzweiflung, denn es wäre mir lieber, die Laune des Herrn neigte sich zum Scherzen.«

»Man spanne rasch ein, vorwärts, oder ich ärgere mich,« sagte Jean.

»Kommen Sie mit mir in den Stall, mein Herr, und wenn Sie ein einziges Pferd an der Raufe finden, gebe ich es Ihnen umsonst.«

»Duckmäuser, und wenn ich sechzig finde?«

»Das ist gerade, als ob Sie nur eines finden würden, mein Herr, insofern diese sechzig Pferde Seiner Majestät gehören.«

»Nun?«

»Man vermiethet diese nicht.«

»Warum sind sie denn hier?«

»Für den Dienst der Frau Dauphine.«

»Wie! sechzig Pferde an der Krippe und nicht eines für mich?«

»Bei Gott! Sie begreifen wohl  . . .«

»Ich begreife nur, daß ich Eile habe.«

»Das ist ärgerlich.«

»Und,« fuhr der Reisende fort, ohne sich um die Unterbrechung des Postmeisters zu bekümmern, »und da die Frau Dauphine erst diesen Abend hier sein wird . . .«

»Sie sagen?« – versetzte der Postmeister ganz bestürzt.

»Ich sage, daß die Pferde vor der Ankunft der Frau Dauphine zurückgekehrt sein werden.«

»Mein Herr,« rief der arme Mann, »sollten Sie zufällig die Prätention haben?« —

»Bei Gott!« sagte der Vicomte, während er unter den Schoppen trat, »ich werde mich wohl geniren; warte!«

»Aber mein Herr  . . .«

»Nur drei. Ich verlange nicht acht Pferde, wie die Königlichen Hoheiten, obgleich ich das Recht dazu habe  . . . wenigstens durch Verbindung; nein, drei genügen mir.«

»Doch Sie werden nicht eines bekommen,« rief der Postmeister und stürzte zwischen die Pferde und den Fremden.

»Lümmel!« sagte der Vicomte vor Zorn erbleichend, »weißt Du, wer ich bin?«

»Vicomte,« rief die Stimme von Chon, »Vicomte, im Namen des Himmels, keinen Scandal!«

»Du hast Recht, meine gute Chon, Du hast Recht.«

Dann nach kurzem Nachdenken:

»Vorwärts, keine Worte, zur Sache.«

Und er wandte sich mit der höflichsten Miene zum Wirthe um und sagte:

»Mein lieber Freund, ich will Ihre Verantwortlichkeit sicher stellen.«

»Wie dies?« fragte der Wirth, trotz des freundlichen Gesichtes, das er bei dem Vicomte wahrnahm, nur wenig beruhigt.

»Ich werde mich selbst bedienen. Hier sind drei Pferde von vollkommen gleichem Wuchse. Ich nehme Sie.«

»Wie! Sie nehmen Sie?«

»Ja.«

»Und Sie nennen. das, meine Verantwortlichkeit sicher feilen?«

»Allerdings. Sie haben mir die Pferde nicht gegeben, man hat sie Ihnen genommen.«

»Aber ich sage Ihnen, daß dies unmöglich ist.«

»Stille, wo sind die Geschirre?’

»Niemand rühre sich!« schrie der Postmeister den Stallknechten zu, welche im Hof und unter dem Schoppen umhergingen.

»Ah! Bursche!«

»Jean! mein lieber Jean!« rief Chon, die durch die Oeffnung des großen Thores Alles, was vorging, sah und hörte. »Keine schlimme Geschichte, mein Freund! bei einer Sendung muß man zu ertragen wissen.«

»Alles mit Ausnahme der Zögerung,« sagte Jean mit seinem schönsten Phlegma; »da es mich aufhalten würde, wenn ich warten wollte, bis diese Schufte mich unterstützten, so werde ich das Geschäft selbst versehen.«

Und die That mit der Drohung verbindend, machte Jean drei Geschirre hinter einander von der Mauer los und legte sie auf den Rücken von drei Pferden.

»Ich bitte, Jean,« rief Chon, die Hände faltend, »ich bitte.«

»Willst Du ankommen, oder nicht ankommen?« versetzte der Vicomte und knirschte mit den Zähnen.

»Ich will allerdings ankommen! Alles ist verloren, wenn wir nicht eintreffen.«

»Nun, so laß mich machen.«

Und der Vicomte trennte von den andern Pferden die drei Thiere, die er gewählt, und die nicht die schlechtesten waren, und ging, sie nach sich ziehend, auf die Chaise zu.

»Bedenken Sie, mein Herr, bedenken Sie,« rief der Postmeister, Jean folgend; »es ist ein Majestätsverbrechen, diese Pferde zu stehlen.«

»Ich stehle sie nicht, Dummkopf, ich entlehne sie nur.«

Der Postmeister stürzte nach den Zügeln; doch ehe er sie berührt, hatte ihn der Fremde heftig zurückgestoßen.

»Mein Bruder! mein Bruder!« rief Mademoiselle Chon.

»Ah! es ist ihr Bruder,« murmelte Gilbert im Hintergrunde des Wagens und athmete nun wieder freier.

In diesem Augenblick öffnete sich ein Fenster, gerade der Thüre des Posthauses gegenüber, auf der andern Seite der Straße, und der bewunderungswürdige Kopf einer Frau zeigte sich an demselben; diese schien ganz erschrocken über das Geräusch, das sie hörte.

»Ah! Sie sind es, Madame,« sagte Jean, das Gespräch verändernd.

»Wie! ich?« entgegnete die junge Frau in schlechtem Französisch.

»Sie sind endlich erwacht, desto besser. Wollen Sie Ihr Pferd an mich verkaufen?«

»Mein Pferd?«

»Ja, den Schimmel, den Araber, der dort an den Laden gebunden ist. Sie wissen, daß ich fünfhundert Pistolen dafür biete.*

»Mein Pferd ist nicht zu verkaufen,« antwortete die junge Frau und schloß ihr Fenster wieder.

»Ich habe heute kein Glück,« sagte Jean, »man will weder Pferde an mich verkaufen, noch vermiethen. Corbleu! ich nehme den Araber, wenn man ihn nicht an mich verkauft, und bringe die Mecklenburger um, wenn man sie nicht an mich vermiethet. Hierher, Patrice.«

Der Lackei des Reisenden sprang vom Bocke zur Erde.

»Spanne an,« sagte Jean zu dem Lackei.

»Herbei, Knechte! herbei!« schrie der Wirth.

Zwei Stallknechte liefen herbei.

»Jean! Vicomte!« rief Mademoiselle Chon, die sich im Wagen heftig geberdete und vergebens den Schlag zu öffnen suchte. »Du bist ein Narr! Du wirst machen, daß wir in Stücke gehauen werden.«

»Uns in Stücke hauen! wir werden hoffentlich in Stücke hauen. Wir sind drei gegen drei. Auf, junger Philosoph,« rief Jean mit voller Lunge Gilbert zu, der sich nicht rührte, so groß war seine Bestürzung. »Auf, zu Boden! zu Boden! und mit irgend etwas gespielt, sei es mit dem Stocke, sei es mit Steinen, sei es mit der Faust. Ausgestiegen, Mord und Teufel, Sie sehen aus wie ein Heiliger von Gyps.«

Gilbert befragte mit einem zugleich unruhigen und stehenden Auge seine Beschützerin, die ihn am Arme zurückhielt.

Der Postmeister schrie sich beinahe den Hals ab und zerrte auf einer Seite an den Pferden, während Jean auf der andern zog.

Dieses Trio machte das traurigste, geräuschvollste Concert.

Endlich sollte der Kampf sein Ziel finden.

Des Streitens müde, grimmig, außer sich, brachte der Vicomte Jean dem Vertheidiger der Pferde einen so heftigen Faustschlag bei, daß dieser mitten unter erschrockene Enten und Gänse in eine Lache fiel.

»Zu Hülfe!« rief der Wirth, »Mörder! Räuber!«

Mittlerweile spannte der Vicomte, der den Werth der Zeit zu kennen schien, hastig ein.

»Zu Hülfe! Mörder! Räuber! zu Hülfe! im Namen des Königs!« fuhr der Wirth fort, bemüht, seine zwei bestürzten Knechte um sich zu sammeln.

»Wer verlangt Hülfe im Namen des Königs!« rief plötzlich ein Reiter, der im Galopp in den Posthof sprengte und gerade vor den Schauspielern dieser Scene sein von Schweiß triefendes Pferd anhielt.

»Herr Philipp von Taverney!« murmelte Gilbert und kauerte sich tiefer als je in den Hintergrund des Wagens.

Chon, der nichts entging, hörte diesen Namen.

5 bis 8. Bändchen

XXII.
Der Vicomte Jean

Der junge Lieutenant der Dauphin-Gendarmen, denn er war es, sprang vom Pferde bei dem Anblick der bizarren Scene, welche um das Posthaus alle Frauen und alle Kinder des Dorfes Lachaussée zu versammeln anfing

Als der Postmeister Philipp erblickte, warf er sich gleichsam vor diesem unerwarteten Beschützer auf die Kniee.

»Herr Officier,« rief er, »wissen Sie, was vorgeht?«

»Nein,« antwortete Philipp kalt, »doch Sie werden es mir sagen, mein Freund«

»Man will mit Gewalt die Pferde Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Dauphine nehmen.«

Philipp spitzte die Ohren wie ein Mensch, dem man etwas Unglaubliches mittheilt.

»Und wer will die Pferde nehmen?« fragte er.

»Dieser Herr,« sagte der Postmeister.

Und er bezeichnete mit dem Finger den Vicomte Jean.

»Dieser Herr?« wiederholte Philipp. »Ei, Mord und Tod! ja, ich selbst,« sprach der Vicomte.

»Sie täuschen sich,« versetzte Taverney den Kopf schüttelnd, »der Herr müßte entweder ein Narr oder kein Edelmann sein.«

»Sie täuschen sich über diese beiden Punkte, mein lieber Lieutenant,« sprach der Vicomte, »man hat einen Kopf, der völlig in Ordnung ist, und man steigt aus den Carrossen Seiner Majestät aus, bis man wieder in dieselbe einsteigt.«

»Wie können Sie, der Sie einen geordneten Kopf haben und aus den Carrossen Seiner Majestät aussteigen, es wagen, Hand an die. Pferde der Dauphine zu legen?«

»Einmal sind hier sechzig Pferde, und Ihre Königliche Hoheit kann nur acht brauchen; ich hätte also großes Unglück, wenn ich, drei auf den Zufall nehmend, gerade die der Frau Dauphine nähme.«.

»Es sind allerdings sechzig Pferde vorhanden,« entgegnete der junge Mann; »es ist wahr, Ihre Königliche Hoheit braucht nur acht; doch dessen ungeachtet gehören alle diese Pferde, vom ersten bis zum sechzigsten, Ihrer Königlichen Hoheit, und Sie können keine Unterscheidung in dem, was den Dienst der Prinzessin bildet, zulassen.«

»Sie sehen jedoch, daß man eine zuläßt, da ich dieses Gespann nehme,« antwortete er ironisch. »Soll ich zu Fuß gehen, während Schufte von Lackeien mit vier Pferden fahren? Mord und Tod! sie mögen es machen wie ich. sie können sich mit dreien begnügen, und es werden noch genug vorräthig sein.«

»Wenn diese Lackeien mit vier Pferden fahren, mein Herr, so geschieht es, weil es der Befehl des Königs vorschreibt,« sprach Philipp und streckte den Arm gegen den Vicomte aus, um ihm zu bezeichnen, er möge nicht auf dem Wege beharren, den er eingeschlagen. »Wollen Sie also Ihrem Kammerdiener befehlen, mein Herr, daß er die Pferde dahin zurückführt, wo Sie dieselben genommen haben.«

Diese Worte wurden mit eben so viel Festigkeit, als Höflichkeit gesprochen, und wenn man nicht ein Elender war, mußte man artig darauf antworten.

»Sie hätten vielleicht Recht, mein lieber Lieutenant, so zu sprechen,« erwiederte der Vicomte, »wenn es in Ihrem Auftrage läge, über diesen Thieren zu wachen; doch es ist mir noch nicht bekannt, daß die Dauphin-Gendarmen zu dem Grade von Stallknechten erhoben worden sind; schließen Sie also die Augen, mein Herr, heißen Sie Ihre Leute dasselbe thun, und glückliche Reise!«

»Sie sind im Irrthum, mein Herr; ohne zu dem Grade eines Stallknechts erhoben worden oder hinabgestiegen zu sein, gehört das, was ich im Augenblick thun, zu meinen Attributen; denn die Frau Dauphine schickt mich selbst voraus, um über ihren Relais zu wachen.«

»Das ist etwas Anderes,« versetzte Jean; »doch erlauben Sie mir, Ihnen zu bemerken: Sie versehen da einen traurigen Dienst, mein Officier, und wenn die junge Dame die Armee so zu behandeln anfängt  . . .«

»Von wem sprechen Sie in diesen Ausdrucken, mein Herr?« unterbrach ihn Philipp.

»Ei, bei Gott! von der Oesterreicherin.«

Der junge Mann wurde bleich wie seine Halsbinde.

»Sie wagen zu sagen, mein Herr  . . . ?« rief er.

»Ich wage nicht nur zu sagen, sondern auch zu thun,« sprach Jean. »Vorwärts, Patrice, angespannt, mein Freund, hurtig, denn ich habe Eile.«

Philipp nahm das erste Pferd beim Zügel.

»Mein Herr,« sprach Philipp von Taverney mit seinem ruhigen Tone, »Sie werden mir das Vergnügen machen, mir zu sagen wer Sie sind, nicht wahr?«

»Liegt Ihnen daran?«

»Es liegt mir daran.«

»Nun! ich bin der Vicomte Jean Dubarry.«

»Wie? Sie sind der Bruder von der  . . .«.

»Welche Sie in der Bastille verfaulen lassen wird, mein Officier, wenn Sie ein einziges Wort beifügen.«

Und der Vicomte sprang in den Wagen.

Philipp näherte sich dem Schlage und sagte:

»Mein Herr Vicomte Jean Dubarry, Sie werden mir die Ehre erweisen, auszusteigen, nicht wahr?«

»Ah, bei Gott! ich habe wohl Zeit,« versetzte der Vicomte und suchte den offenen Schlag an sich zu ziehen.

»Wenn Sie eine Sekunde zögern, mein Herr,« versetzte Philipp, während er mit seiner linken Hand den Schlag sich zu schließen verhinderte, »so gebe ich Ihnen mein Ehrenwort, daß ich Ihnen meinen Degen durch den Leib renne.«

 

Und er zog seinen Degen mit seiner rechten freigebliebenen Hand.

»Ah, mein Gott!« rief Chon, »das ist ein Mord! . verzichte auf die Pferde, Jean, verzichte darauf.«

»Ah! Sie bedrohen mich,« grinste der Vicomte außer sich, und ergriff ebenfalls seinen Degen, den er auf den Vordersitz gelegt hatte.

»Und auf die Drohung wird die That folgen, wenn Sie nur eine einzige Minute zögern, hören Sie?« sprach der junge Mann, und ließ seinen Degen zischen.

»Wir werden nie von der Stelle kommen, wenn Du diesen Officier nicht auf eine sanfte Weise zu fassen weißt,« flüsterte Chon in das Ohr von Jean.

»Weder Sanftmuth, noch Gewalt können mich in meiner Pflicht aufhalten,« sprach Philipp mit einer höflichen Verbeugung, denn er hatte die Ermahnung der jungen Frau gehört; »rathen Sie also diesem Herrn Gehorsam, oder ich werde mich im Namen des Königs, den ich vertrete, genöthigt sehen, ihn zu tödten, wenn er sich mit mir schlagen will, und ihn zu verhaften, wenn er sich dessen weigert.«

»Und ich sage, daß ich Ihnen zum Trotz abreisen werde,« brüllte der Vicomte und sprang aus dem Wagen, während er mit derselben Bewegung seinen Degen zog.

»Das werden wir sehen, mein Herr,« sagte Philipp, während er sich auslegte und das Eisen band; »sind Sie bereit?«

»Mein Lieutenant,« sprach der Wachtmeister, der unter Philipp commandirte, »sechs Mann von der Escorte, mein Lieutenant, soll ich?«

»Rühren Sie sich nicht, mein Herr,« sagte der Lieutenant, »es ist eine persönliche Angelegenheit. Auf, mein Herr Vicomte, ich bin zu Ihren Befehlen!«

Mademoisselle Chon stieß schrille Schreie aus, Gilbert hätte, um sich besser verbergen zu können, gewünscht, der Wagen wäre so tief wie ein Brunnen gewesen.

Jean begann den Angriff. Er besaß eine seltene Gewandtheit, in dieser Waffenübung, welche weit mehr Berechnung als körperliche Geschicklichkeit erfordert. Doch der Zorn beraubte den Vicomte sichtbar eines Theils seiner Kraft, Philipp schien im Gegentheil seinen Degen wie ein Stoßrappier zu handhaben und sich in einem Fechtsaale zu üben.

Der Vicomte wich zurück, rückte vor, sprang rechts, sprang links, und schrie, während er weit ausfiel, nach der Manier der Regimentsfechtmeister.

Fest und unbeweglich wie eine Statue, die Zähne an einander geschlossen, das Auge erweitert, hörte und errieth Philipp im Gegentheil Alles.

Jedes schwieg und schaute, Chon wie die Anderen. Zwei oder drei Minuten lang dauerte der Kampf, ohne daß alle die Finten, alle die Schreie, alle die Ausweichungen von Jean einen Erfolg hatten, aber auch ohne daß Philipp, der ohne Zweifel das Spiel seines Gegners studirte, ein einziges Mal weit ausfiel.

Plötzlich machte der Vicomte Jean einen Sprung rückwärts und stieß einen Schrei aus.

Zu gleicher Zeit färbte sich seine Manchette mit Blut, und rasche Tropfen stoßen an seinen Fingern hinab. Philipp hatte mit einem Gegenstoß den Vorderarm seines Feindes durchbohrt,

»Sie sind verwundet, mein Herr,« sagte er.

»Alle Donner und Teufel, ich fühle es wohl!« rief Jean erbleichend und ließ seinen Degen fallen.

Philipp hob ihn auf, gab ihm denselben zurück, und sprach:

»Gehen Sie, mein Herr, und machen Sie keine solche Tollheiten mehr.«

»Pest! wenn ich mache, so bezahle ich sie!« murrte der Vicomte. »Komm’ geschwinde, meine arme Chonchon, komm’,« sagte er, sich an seine Schwester wendend, welche aus dem Wagen gesprungen war und herbeilief, um ihm Hülfe zu leisten.

»Madame,« sprach Philipp, »Sie werden mir die Gerechtigkeit widerfahren lassen, zu gestehen, daß es nicht mein Fehler gewesen ist, und ich bedaure es von ganzem Herzen, daß ich zu der äußersten Nothwendigkeit, meinen Degen vor einer Frau zu ziehen, getrieben worden bin.«

Und er verbeugte sich und zog sich zurück.

»Spannen Sie diese Pferde aus, mein Freund, und führen Sie dieselben wieder an ihren Platz,« sagte Philipp zu dem Postmeister.

Jean zeigte Philipp die Faust, dieser zuckte die Achseln.

»Ah! hier kommen gerade drei Pferde zurück« rief der Postmeister. »Courtin! Courtin! spanne sie sogleich an die Chaise dieses Herrn.«

»Aber, Herr  . . .« sagte der Postillon.

»Keine Erwiederung,« rief der Wirth, »der Herr hat Eile. Mein lieber Herr,« sprach er zu dem Vicomte, »verzweifeln Sie nicht; hier kommen Pferde.«

»Gut,« murrte Dubarry; »Deine Pferde hätten vor einer halben Stunde eintreffen sollen.«

Und er schaute, mit dem Fuße stampfend, seinen durchbohrten Arm an, den Chon mit ihrem Sacktuche verband.

Mittlerweile stieg Philipp wieder zu Pferde und gab seine Befehle als ob nichts vorgefallen wäre.

»Vorwärts, Bruder, vorwärts!« sagte Chon, und zog ihren Bruder nach dem Wagen.

»Und mein Araber?« versetzte der Vicomte. »Ah! meiner Treue, er mag zum Teufel gehen, ich habe heute einen Unglückstag.«

Und er kehrte in die Chaise zurück.

»Das ist gut!« sagte er, als er Gilbert erblickte, »nun werde ich meine Beine nicht ausstrecken können.«

»Mein Herr,« stammelte der junge Mann, »ich wäre in Verzweiflung, wenn ich zur Last fiele.«

»Ruhig, Jean,« sprach Mademoiselle Chon, »laß, mir meinen kleinen Philosophen.«

»Bei Gott! er mag aus den Bock steigen!«

Gilbert entgegnete erröthend:

»Ich bin kein Lackei, um aus den Bock zu steigen.«

»Sieh da!« machte Jean.

»Lassen Sie mich aussteigen, und ich werde aussteigen.«

»Ei, tausend Teufel! steigen Sie aus,« rief Dubarry.

»Nein, nein; setzen Sie sich mir gegenüber,« sagte Chon, indem sie den jungen Mann am Arm zurückhielt, »auf diese Art werden Sie meinen Bruder nicht belästigen.« Dann flüsterte Sie dem Vicomte zu:

»Er kennt den Mann, der Dich verwundet hat.«

Ein Blitz der Freude zuckte in den Augen des Vicomte.

»Sehr gut dann mag er bleiben. Wie heißt der Herr?«

»Philipp von Taverney.«

In diesem Augenblick kam der junge Officier an dem Wagen vorüber.

»Ah! Sie hier, mein kleiner Gendarme, rief Jean; »Sie sind zu dieser Stunde sehr stolz, doch die Reihe kommt an Jeden.«

»Das werden wir sehen, wenn Ihnen die Sache Vergnügen macht, mein Herr,« entgegnete Philipp unempfindlich.

»Ja, ja, das werden wir sehen, mein Herr Philipp von Taverney,« rief Jean, und er suchte die Wirkung, die sein Name, so unvermuthet ausgeschleudert, auf den jungen Mann hervorbringen würde, zu erhaschen.

Philipp erhob wirklich den Kopf mit einem lebhaften Erstaunen, in das sich ein leichtes Gefühl der Unruhe mischte; doch er faßte sich sogleich wieder, nahm seinen Hut auf das Ammuthigste ab und rief:

»Glückliche Reise, Herr Jean Dubarry!«

Der Wagen entfernte sich eiligst.

»Tausend Donner!« sprach der Vicomte unter Grimassen, »weißt Du, daß ich furchtbar leide, kleine Chon.«

»Auf der ersten Station lassen wir einen Arzt kommen, während dieses Kind frühstückt,« antwortete Chon?

»Ah! es ist wahr,« sprach Jean, »wir haben noch nicht gefrühstückt. Mir, was mich betrifft, benimmt der Schmerz den Hunger; ich habe nur Durst.«

»Willst Du ein Glas La-Cote-Wasser trinken?«

»Meiner Treue, ja, gib.«

»Mein Herr,« sagte Gilbert, »dürfte ich es wagen, Ihnen eine Bemerkung zu machen.«

»Immerhin.«

»Die Liqueurs sind ein sehr schlechtes Getränke in der Lage, in der Sie sich befinden.«

»Ah! wirklich?«

Dann sich gegen Chon wendend, fragte der Vicomte:

»Dein Philosoph ist also ein Arzt?«

»Nein, mein Herr, ich bin kein Arzt; ich werde es eines Tags sein, wenn es Gott gefällt,« antwortete Gilbert; »doch ich habe in einer Abhandlung, zum Gebrauch der Kriegsleute, gelesen, das Erste, was man einem Verwundeten verbieten müsse, seien Liqueurs, Weine und Kaffee.«

»Ah! Sie haben das gelesen. Nun! sprechen wir nicht mehr davon.«

»Wenn mir der Herr Vicomte sein Sacktuch geben wollte, so würde ich es in diese Quelle tauchen; er würde seinen Arm sodann mit der benetzten Leinwand umwickeln und eine große Erleichterung fühlen.«

»Thun Sie das, mein Freund, thun Sie das,« sagte Chon; »Postillon, halt!« rief sie.

Der Postillon hielt; Gilbert tauchte das Sacktuch des Vicomte in den Bach.

»Dieser Junge wird uns furchtbar zur Last fallen, wenn wir sprechen wollen,« sagte Dubarry.

»Wir sprechen Patois,« antwortete Chon. »Ich habe große Lust, dem Postillon zuzurufen, er soll fortfahren, und mein Sacktuch hier zurückzulassen.«

»Du hast Unrecht, er kann uns nützlich sein.«

»Worin?«

»Er hat mir bereits Auskunft von großer Wichtigkeit gegeben.«

»Worüber?«

»Ueber die Dauphine, und noch so eben hat er uns, wie Du gesehen, den Namen Deines Gegners genannt.«

»Nun, so mag er bleiben!«

In diesem Augenblick kam Gilbert mit dem mit eiskaltem Wasser getränkten Sacktuch zurück.

Die Umlegung der Leinwand um den Arm des Vicomte that diesem sehr wohl, wie es Gilbert vorhergesehen.

»Er hatte meiner Treue Recht, ich fühle mich besser,« sagte er, »wir wollen plaudern.«

Gilbert schloß die Augen und öffnete die Ohren; aber er wurde in seiner Erwartung getäuscht. Chon erwiederte die Aufforderung ihres Bruders in dem glänzenden, lebhaften Dialekt, der Verzweiflung der Pariser Ohren, die in dem provençalischen Patois nur ein Schnarren fetter Consonnanten, welche über musikalische Vokale hinrollen, unterscheiden.