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»Nun dann schütze ihn Gott.«

Salvato nahm nun Abschied von Cardinal, und abermals von Cesare escortirt, machte er sich wieder auf den Weg nach dem Costello Nuovo, wo, wie man sich leicht denken kann, seine Cameraden ihn mit Ungeduld erwarteten.

Ruffo’s Ultimatum versetzte Nelson in ungeheure Verlegenheit.

Er hatte nur wenig Landungstruppen zu seiner Verfügung. Wenn der Cardinal, der von ihm ausgesprochenen Drohung zufolge, sich zurückzog, so verfiel Nelson in eine Ohnmacht, die um so lächerlicher war, mit je größerer Autorität er gesprochen.

Nachdem er dir Depesche des Cardinals gelesen, begnügte er sich daher zu antworten, er wolle sich die Sache überlegen, und schickte den Chevalier Micheroux wieder fort, ohne ihm etwas Bestimmtes zu sagen.

Nelson war, abgesehen von seinem wahrhaft wunderbaren Genie zur Führung einer Flotte in einem Kampfe, in allen anderen Beziehungen ein sehr mittelmäßiger Mensch. Seine Antwort: »Ich werde es mir überlegen« bedeutete beim Lichte besehen weiter nichts als: »Ich werde meine Pythia und mein Orakel Hamilton zu Rathe ziehen.«

Kaum hatte daher Micheroux den Fuß in das Boot gesetzt, welches ihn ans Land zurückbrachte, als Nelson Sir William und Lady Hamilton bitten ließ, zu ihm zu kommen.

Fünf Minuten später war das Triumfeminavirat ins der Cajüte des Admirals versammelt.

Noch eine letzte Hoffnung blieb Nelson, nämlich die, daß, da die Depesche französisch geschrieben und Micheroux deshalb genöthigt gewesen war, sie ihm ins Englische zu übersetzen, er entweder den Worten nicht den richtigen Sinn gegeben oder irgend einen andern wichtigen Irrthum begangen habe.

Er überreichte deshalb die Depesche des Cardinals dem Gesandten und forderte diesen auf, sie zu lesen und ihm nochmals zu übersetzen.

Micheroux war aber, ganz gegen die Gewohnheit der Uebersetzer, mit vollkommener Genauigkeit zu Werke gegangen. Die Folge hiervon war, daß die Situation den beiden Hamiltons ebenso ernst erschien, als sie dem Admiral erschienen war.

Die beiden Männer wendeten sich gleichzeitig und mit einer und derselben Bewegung nach Lady Hamilton herum, welche den Willen der Königin kannte.

Nachdem Nelson sein Ultimatum und der Cardinal das seinige gegeben, mußte man wissen, wie das letzte Wort der Königin lautete.

Emma Lyonna verstand die Frage, wie stumm dieselbe auch war.

»Der unterzeichnete Tractat,« antwortete sie, »muß gebrochen und wenn er gebrochen ist, die Rebellion durch Gewalt niedergeworfen werden, wenn sie sich nicht gutwillig ergibt.«

»Ich bin bereit zu gehorchen,« sagte Nelson; »ich aber auf meine alleinigen Hilfsmittel angewiesen bin, so kann ich nur für meinen-Eifer stehen, ohne versichern zu können, daß mein Eifer uns zu dem Ziele führen wird, welches die Königin sich gesteckt hat.«

»Mylord! Mylord!« sagte Emma im Tone des Vorwurfs.

»Finden Sie die Mittel,« sagte der Admiral, »und ich mache mich anheischig sie in Ausführung zu bringen.

Sir Williams dachte einen Augenblick nach. Seine düstere Miene klärte sich ein wenig auf. Er hatte das verlangte Mittel gefunden.

»Wir überlassen der Nachwelt die Aufgaben, den Admiral, den Minister und ihre Favoritin zu richten, welche, um ihre Privatrache zu befriedigen, oder um dem Haß der Königin zu genügen, sich nicht scheuten, von der List, welche wir sogleich erzählen werden, Gebrauch zu machen.«

Nachdem Sir William sein Mittel, welches Emma unterstützte und welches Nelson annahm, auseinandergesetzt hatte, schrieb Sir William an den Cardinal einen Brief, welcher Wort für Wort folgendermaßen lautete.

Wir brauchen nicht zu fürchten, hier einen Uebersetzungsfehler zu begehen, denn der Brief ist gleich ursprünglich französisch abgefaßt.

Wahrscheinlich ward er in der Nacht geschrieben, welche auf Micheroux Besuch folgte, denn das Datum ist das des nächstfolgenden Tages.

»Am Bord des »Donnerer« in dem Meerbusen von Neapel

»Eminenz!

»Mylord Nelson bittet mich, Ihnen zu versichern, daß er entschlossen ist, nichts zu thun, was den von Euer Eminenz den Castellen von Neapel bewilligten Waffenstillstand brechen könnte.

Ich habe die Ehre 2c.

»W. Hamilton.«

Dieser Brief ward wie gewöhnlich durch die Capitäne Truebridge und Ball, die gewöhnlichen Abgesandten Nelson’s, an den Cardinal befördert.

Der Cardinal las ihn und schien im ersten Augenblick hocherfreut zu sein, daß man ihm den Sieg gelassen, da er jedoch irgend einen verborgenen Sinn, eine versteckte Deutung, mit einem Wort eine Schlinge vermuthete, so fragte er die beiden Officiere, ab sie ihm nicht nach eine besondere Mittheilung zu machen hätten.

»Wir sind,« antwortete Truebridge, »ermächtigt, im Namen des Admirals die von dem Gesandten geschriebenen Worte zu bestätigen.«

»Werden Sie mir eine schriftliche Erklärung dessen geben, was der Text des Briefes bedeutet, und dem Inhalt desselben, welcher, wenn es sich blos um mich handelte, mir genügend erscheinen würde, einige Worte hinzufügen, welche mich in Bezug auf die Patrioten beruhigen?«

»Wir versichern in Mylord Nelson’s Namen, daß er sich der Einschiffung der Rebellen in keiner Weise widersetzen wird.«

»Wären Sie,« sagte der Cardinal, der nach seiner Meinung nicht vorsichtig genug sein konnte, »wohl geneigt, mir die Versicherung, die Sie soeben mündlich gegeben, schriftlich zu wiederholen?«

Ball ergriff sofort die Feder und schrieb auf ein Blatt Papier die folgenden Zeilen:

»Die Capitäne Truebridge und Ball sind von Seiten des Admirals Mylord Nelson ermächtigt, Seiner Eminenz, dem Cardinal Ruffo zu erklären, daß er sich der Einschiffung der Rebellen und anderen Personen, welche die Garnison des Castello d’Uovo und des Castello Nuovo ausmachen, in keiner Weise widersetzen wird.«

Nichts war klarer oder wenigstens schien nichts klarer zu sein, als diese Erklärung. Da der Cardinal dies selbst fand, so bat er die Herren blos noch, ihre Namen unter die letzte Zeile zu setzen.

Truebridge weigerte sich jedoch dies zu thun, indem er sagte, er habe keine Vollmacht dazu.

Ruffo zeigte ihm den am 24. Juni, das heißt am vorgestrigen, Tage von Sir William geschriebenen Brief, in welchem eine Stelle vorkam, welche ganz im Gegensatz zu Truebridge’s Erklärung den beiden Gesandten die ausgedehntesten Vollmachten zu geben schien.

Truebridge antwortete jedoch:

»Allerdings sind wir ermächtigt, in Bezug auf die militärischen Angelegenheiten zu unterhandeln, aber nicht in Bezug auf die diplomatischen. Was kommt auch übrigens auf unsere Unterschrift an, da ja die Note von unserer Hand geschrieben ist?

Ruffo bestand nicht weiter auf seinem Verlangen. Er glaubte nun alle Vorsichtsmaßregeln getroffen zu haben. Demzufolge und im Vertrauen auf den von dem Gesandten geschriebenen Brief, welcher sagte, daß Mylord entschlossen sei, nichts zu thun, was den Waffenstillstand brechen könnte – im Vertrauen auf die Schrift der Capitäne Truebridge und Ball, welche erklärten, Mylord werde sich der Einschiffung der Patrioten nicht widersetzen, – aber um dennoch trotz dieser doppelten Versicherung sich aller Verantwortlichkeit zu entledigen, beauftragte er Micheroux, die beiden Capitäne in die Castelle zu führen und den Commandanten derselben Kenntniß von dem Briefe zu geben, welchen er soeben empfangen, so wie von der Erklärung die er verlangt, und wenn diese beiden Versicherungen ihm genügten, sich sofort wegen der Ausführung der Capitulation mit ihnen zu verständigen.«

Zwei Stunden später kam Micheroux zurück und meldete dem Cardinal, daß unter dem gnädigen Beistand des Himmels Alles auf freundschaftliche Weise und im besten Einvernehmen geordnet sei.

Achtes Capitel.
Die punische Treue

Der Cardinal war über diese Lösung, welche er weit entfernt gewesen zu erwarten, so hocherfreut, daß er am 27. Juni Morgens in der Kirche del Carmine ein Te Deum sang und zwar mit einem Pomp, welcher der Bedeutung der Ereignisse würdig war.

Ehe er sich in die Kirche begab, hatte er einen Brief an Lord Nelson und Sir William Hamilton geschrieben und ihnen seinen aufrichtigen Dank dafür ausgesprochen, daß sie durch Ratification des Tractats der Stadt, ganz besonders aber seinem Gewissen, die Ruhe wiedergegeben.

Hamilton schrieb darauf, wiederum französisch, den folgenden Brief

»Am Bord des »Donnerers« 27. Juni 1799.

»Eminenz!

»Mit dem größten Vergnügen habe ich den Brief empfangen, welchen Sie mir die Ehre erzeigt, mir zu schreiben. Wir haben in gleicher Weise für den Dienst des Königs und der guten Sache gearbeitet, nur gibt es je nach dem Charakter verschiedene Manieren, seinen Diensteifer zu beweisen. Alles geht, Gott sei Dank, gut, und ich kann Ew. Eminenz versichern daß Mylord Nelson sich Glück zu dem von ihm gefaßten Entschluß wünscht, die Operationen Ew. Eminenz nicht zu unterbrechen, sondern sie im Gegentheile mit allen seinen Kräften zu unterstützen, um das Unternehmen, welches Ew. Eminenz unter den kritischen Umständen, in welchen Sie sich befunden, bis jetzt so gut geleitet, auch glücklich zu Ende zu früheren. Mylord und ich werden uns zu glücklich schätzen, wenn wir, sei es noch so wenig, Ihren sicilischen Majestäten Dienste geleistet und Ew. Eminenz einen Augenblick gestörte Gemüthsruhe zurückgegeben haben.

»Mylord bitter mich, Ew. Eminenz für Ihr Billet zu danken und Ihnen zu sagen, daß er zu gelegener Zeit alle nothwendigen Maßregeln ergreifen wird.

»Ich habe die Ehre zu sein 2c.

»W. Hamilton.«

Man hat aus den von uns mitgetheilten Briefen Ferdinands und Carolinens an den Cardinal Ruffo gesehen, mit welchen Betheuerungen unerschütterlicher Achtung und ewiger Treue diese Briefe der beiden königlichen Personen endeten, die ihm ihr Königreich verdankten.

 

Unsere-Leser werden zu wissen wünschen, auf welche Weise diese Dankbarkeitsbetheuerungen übersetzt wurden.

Zu diesem Zwecke mögen sie sich die Mühe nehmen, den folgenden Brief zu lesen, welcher an demselben Tage wie der soeben mitgetheilte von Sir William Hamilton an den Generalcapitän Acton geschrieben ward.

»Am Bord des »Donnerers«, Bai von Neapel« am 27. Juni 1799.

»Gnädigster Herr!

»Ew. Excellenz habe aus meinem letzten Briefes ersehen, daß der Cardinal und Lord Nelson weit entfernt sind, mit einander übereinzustimmen. Nach reiflicher Ueberlegung aber ermächtigte Lord Nelson mich gestern Morgen, dem Cardinal zu schreiben, daß er nichts mehr thun würde, um den Waffenstillstand zu brechen, den der Cardinal angemessen erachtet mit den in dem Castello Nuovo und dem Castello d’Uovo eingeschlossenen Rebellen zu schließen; daß Mylord bereit sei, allen Beistand zu leisten, dessen die unter seinem Befehl stehende Flotte fähig sei, und welchen Se. Eminenz für den Dienst Seiner sicilischen Majestät nothwendig erachten würde.

»Dies hat die beste Wirkung hervorgerufen. In Neapel ging Alles drunter und drüber, weil man fürchtete, Lord Nelson werde den Waffenstillstand brechen, während heute Alles ruhig ist. Der Cardinal ist mit den Capitänen Truebridge und Ball dahin übereingekommen, daß die Rebellen im Castello Nuovo und im Castello d’Uovo Abends eingeschifft und mittlerweile fünfhundert Mann Marinesoldaten ans Land gesetzt werden, um die beiden Castelle zu occupiren, auf welchen, Gott sei Dank, endlich das Banner Sr. sicilischen Majestät weht, während die Banner der Republik (kurz ist ihr Leben gewesen) sich in der Cajüte des »Donnerers« befinden, wohin, wie ich hoffe, die französische Fahne, die noch auf San Elmo flattert, ihnen bald nachfolgen wird.

»Ich habe gegründete Hoffnung, daß die Ankunft Lord Nelsons in dem Golf von Neapel für die Interessen und den Ruhm Ihrer sicilischen Majestäten sehr nützlich sein wird. In der That war es aber auch Zeit, daß ich zwischen dem Cardinal und Lord Nelson intervenirte, denn sonst wäre Alles verloren gewesen, und zwar schon vom ersten Tage an.

»Gestern schrieb mir der gute Cardinal, um sich bei mir ebenso wie bei Lady Hamilton zu bedanken. Der nichtswürdige Freiheitsbaum, welcher vor dem königlichen Palaste stand, ist umgehauen und dem Riesen die rothe Mütze vom Kopfe gerissen worden.

»Jetzt noch eine gute Nachricht. Caracciolo und ein Dutzend andere Rebellen wie er werden bald in Lord Nelson’s Händen sein. Wenn ich mich nicht irre, so wird man sie direkt nach Procida schicken und dort verhören und richten, um sie dann zur Hinrichtung wieder hierher zurück zu befördern. Caracciolo wird wahrscheinlich an der großen Raa der »Minerva« aufgeknüpft werden und von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang hängen gelassen werden.

»Ein solches Beispiel ist auch nothwendig für den künftigen Dienst Sr. sicilischen Majestät, in deren Königreich der Jakobinismus so große Fortschritte gemacht hat.

»W. Hamilton.«

»Acht Uhr Abends. – Die Rebellen sind in ihren Schiffen, können aber ohne einen Paß von Lord Nelson nicht von der Stelle.«

In der That hatten wie der Gesandte von Großbritannien in dem Briefe, den wir soeben gelesen, sagt, die Republikaner im Vertrauen auf den geschlossenen Tractat und durch Nelsons Versprechen, sich der Einschiffung der Patrioten nicht zu widersetzen, beruhigt, keine Schwierigkeit gemacht, die Castelle den fünfhundert englischen Seesoldaten zu überlassen, welche an Land gekommen waren, um sie zu besetzen, und waren in die Felucken, Tartanen und andere Fahrzeuge gestiegen, in welchen sie nach Toulon gebracht werden sollten.

Die Engländer nahmen daher zunächst Besitz von dem Castello Nuovo, dem Werft und dem königlichen Palast.

Sodann erfolgte die Uebergabe und Uebernahme des Castello d’Uovo unter denselben Formalitäten.

Es ward über diese Räumung der Castelle ein Protokoll aufgenommen und im Namen der Patrioten von den Commandanten der Castelle und im Namen des Königs Ferdinand von dem Brigadier Minichini unterzeichnet.

Nur-zwei Personen machten Gebrauch von der ihnen durch die Capitulation zugestandenen Wahl, entweder ein Asyl auf dem Lande zu suchen, oder sich einzuschiffen. Sie verlangten ein Asyl im Castell San Elmo.

Diese beiden Personen waren Salvato und Luisa.

Wir werden später auf die Helden unseres Buches zurückkommen, um sie dann nicht wieder zu verlassen. Das gegenwärtige Capitel ist jedoch, wie wir bereits durch die Ueberschrift angedeutet, seinem ganzen Inhalte nach einer großen historischen Aufklärung gewidmet.

Da wir im Begriffe stehen, dem Andenken eines der größten Seehelden, welche England jemals gehabt, einen jener unauslöschlichen Flecken zuzufügen, welche selbst die Jahrhunderte nicht verwischen, so wollen wir, indem wir die Actenstücke, welche diese große Infamie beweisen, eines nach dem andern den Augen unserer Leser vorführen, zeigen, daß wir weder durch Unkenntniß irregeleitet, noch durch Haß verblendet sind.

Wir sind ganz einfach die Fackel, welche einen bis jetzt dunkel gebliebenen Punkt der Geschichte beleuchtet.

Es begegnete dem Cardinal, was jedem großen Herzen begegnet, welches eine Sache unternimmt, die von furchtsamen und mittelmäßigen Gemüthern für unmöglich erklärt worden.

Er hatte in der Nähe des Königs eine Cabale von Männern zurückgelassen welche, da sie keine Beschwerde ertragen und keine Gefahr bestanden, natürlich den Mann angriffen, der ein Werk zu Stande gebracht, welches von ihnen fürs unmöglich erklärt worden.

Der Cardinal ward – es wäre dies fast unglaublich, wenn man nicht wüßte, wie weit jene Natter der Höfe, die man die Verleumdung nennt, gehen kann – der Cardinal, sagen wir ward beschuldigt, bei Wiedereroberung des Königreiches Neapel-nicht für den König, sondern für sich selbst zu arbeiten. Man sagte, er habe die Absicht, mit Hilfe der Armee, die er zurückgebracht und die ihm völlig ergeben war, seinen Bruder Don Francesco Ruffo zum König von Neapel ausrufen zu lassen!

Nelson hatte vor seinem Abgange von-Palermo Instruction in dieser Beziehung empfangen und war beauftragt, bei dem ersten Beweises welcher die von Ferdinand und des Königin gefaßten Zweifel bestätigen würde den Cardinal an Bord des »Donnerer« zu locken und gefangen darauf zurückzubehalten.

Man wird sehen, daß dieser Act der Dankbarkeit beinahe zur Ausführung gebracht worden wäre, und wir gestehen, daß wir für unsere Person dies sehr bedauern, denn dann böte die Geschichte ein warnendes Beispiel mehr für diejenigen, welche sich den Fürsten opfern. Wir copiren die folgenden Briefe genau nach dem Original.

»Am Bord des »Donnerers« Bai von Neapel,

»An Sir John Acton. 29. Juni 1799.

»Gnädigster Herr!

»Obgleich unser gemeinsamer Freund Sir William Ihnen ausführlich über alle Ereignisse schreibt, welche sich bei uns zugetragen, so kann ich doch nicht umhin, ebenfalls die Feder zu ergreifen, um Ihnen rund heraus zu sagen, daß ich keines der Dinge billige, welche geschehen sind und im Begriff stehen noch zu geschehen. Mit einem Wort, ich muß Ihnen sagen, daß selbst wenn der Cardinal ein Engel wäre, doch die Stimme des ganzen Volkes sich gegen seine Handlungsweise erhebt. Wir sind hier von kleinlichen, erbärmlichen Cabalen und einfältigen Klagen umringt, welche nach meiner Ansicht nur durch die Anwesenheit des Königs, der Königin und des neapolitanischen Ministeriums beschwichtigt und beseitigt werden kann, so daß dann eine regelmäßige Regierung gegründet werden kann, die der Gegensatz zu dem System sein muß, welches gegenwärtig an der Tagesordnung ist.

»Allerdings wäre, wenn ich meiner Neigung gefolgt wäre, der Zustand der Hauptstadt ein noch schlimmerer als er ist, denn der Cardinal hätte seinerseits noch etwas Schlimmeres thun können als nichts. Deshalb hoffe ich sehnlichst auf die Gegenwart der Majestäten und hafte mit meinem Kopfe für ihre Sicherheit. Vielleicht werde ich genöthigt sein, mich mit dem »Donnerer« aus diesem Hafen zu entfernen. Bin ich aber gezwungen diesen Hafen zu verlassen, so fürchte ich, daß die Folgen meines Wegganges unheilvoll sein werden.

»Das »Seahorse« ist ebenfalls ein sicherer Aufenthalt für die Majestäten, und sie werden darin in so großer Sicherheit sein, als man dies überhaupt auf einem Schiffe sein kann.

»Ich bin wie stets Ihr 2c.

Nelson.«

Der nachfolgende zweite Brief ist von demselben Tage und ebenfalls an Acton gerichtet. Die Undankbarkeit der beiden gekrönten Häupter ist darin noch weit sichtbarer und läßt unserer Meinung nach diesmal nichts zu wünschen übrig.

»An Se. Excellenz Sir Johm Acton.

»29. Juni Morgens.

»Gnädigster Herr!

»Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sehr ich mich freue, den König, die Königin und Euer Excellenz ankommen zu sehen. Ich sende Ihnen das Duplicat einer Proclamation, welche ich den Cardinal aufforderte veröffentlichen zu lassen. Seine Eminenz hat sich jedoch rund und rein geweigert und gesagt, es wäre verlorene Mühe, ihm etwas zu schicken, denn er würde durchaus nichts drucken lassen. Der Capitän Truebridge wird heute Abend mit dreizehnhundert Mann englischen Truppen am Lande sein und ich werde Alles, was in meinen Kräften steht, thun um mit dem Cardinal bis zur Ankunft der Majestäten in gutem Einvernehmen zu bleiben. Der letzte Befehl des Cardinals verbietet, ohne seine Zustimmung irgend Jemanden gefangen zu halten; dies heißt unverkennbar die Rebellen retten wollen. Kurz gestern haben wir hier miteinander berathen, ob der Cardinal nicht eigentlich selbst festgenommen werden müßte. Sein Bruder ist schwer compromittirt, doch wäre es zwecklos; Sie, Excellenz, noch mehr langweilen zu wollen. Ich werde mich so einrichten, daß ich das Bestmögliche thun kann, und stehe für die Sicherheit der Majestäten mit meinem Kopfe. Möge Gott allen diesen Vorgängen ein baldiges und glückliches Ende machen.

»Indem ich Euer Excellenz bitte 2c.

»Horatio Nelson.«

Mittlerweile war der Cardinal, nachdem er seinen Bruder an Bord des »Donnerers« geschickt, nicht wenig erstaunt, von ihm ein Billet zu empfangen, welches ihm meldete, der Admiral schicke ihn nach Palermo, um der Königin die Nachricht zu überbringen, daß Neapel sich ihren Absichten gemäß ergeben habe.

Der Brief, welcher diese Nachricht enthielt, schloß mit den Worten:

»Ich sende Euer Majestät gleichzeitig einen Boten und eine Geißel.«

Man sieht, daß die Belohnung des Pflichteifers nicht lange auf sich hatte warten lassen.

Aber was sollte der Bruder des Cardinals an Bord des »Donnerers«?

Er brachte außer der Weigerung, sie zu drucken und zu veröffentlichen, folgende Note Nelson’s zurück, deren Inhalt der Cardinal bei dem Stande der Dinge und nach den gegebenen Versprechungen nicht verstanden hatte.

Diese Note oder vielmehr diese Notification lautete:

»Notification

»Am Bord des »Donnerers«, 29. Juni 1799 Morgens.

»Horatio Nelson, Admiral der britischen Flotte auf der Rhede von Neapel, fordert Alle, welche als Officiere in der Armee oder als Civilbeamte der nichtswürdigen sogenannten neapolitanischen Republik gedient haben, auf, wenn sie sich in der Stadt Neapel befinden, sich binnen längstens vierundzwanzig Stunden bei den Commandanten des Castello Nuovo und des Castello d’Uovo zu melden und sich in jeder Beziehung der Gnade Seiner sicilischen Majestät anzuvertrauen. Befinden sie sich bis auf eine Entfernung von fünf Meilen außerhalb der Stadt, so müssen sie sich in gleicher Weise den genannten Commandanten vorstellen, nur soll ihnen eine Frist von achtundvierzig Stunden vergönnt sein. Außerdem werden sie als Rebellen und Feinde Seiner sicilischen Majestät betrachtet werden.

»Horatio Nelson.«

Wie groß das Erstaunen des Cardinals aber auch über das Billet seines Bruders war, welcher ihm meldete, daß Mylord Nelson ihn nach Palermo schicke, ohne ihn zu fragen, ob er auch hingehen wolle, so gerieth er doch noch in weit größeres Erstaunen, als er von den Patrioten folgenden Brief erhielt:

 

»An Se. Eminenz den Cardinal Ruffo, Generalvicar von Neapel.

»Der ganze Theil der Garnison, welcher den Bestimmungen des Tractats zufolge eingeschifft worden ist, um unter Segel nach Toulon zu gehen, befindet sich gegenwärtig in der größten Bestürzung. In ihrem guten Glauben erwarteten diese Leute die Ausführung des Tractats, obschon vielleicht in ihrer Eile, das Castell zu verlassen, nicht alle Clauseln dieser Capitulation streng beobachtet worden sind. Jetzt ist der Wind schon seit zwei Tagen zum Auslaufen günstig, gleichwohl aber der für die Reise nothwendige Proviant noch nicht an Bord.

»Überdies sahen wir gestern Abend mit tiefem Schmerz die Generale Manthonnet, Massa und Bassetti, die Präsidenten der Executivcommission Ercole und d’Agnese, den der gesetzgebenden Commission Domenico Cirillo und mehrere andere unserer Genossen, unter diesen Emmanuele Borgo und Piati, von den Tartanen abholen. Man hat sie alle auf das Schiff des Admirals Nelson gebracht, wo sie die ganze Nacht zurückgehalten worden sind und wo sie sich auch jetzt, das heißt um 6 Uhr Morgens, noch befinden.

»Die Garnison erwartet von Ihrer Loyalität die Erklärung dieser Thatsache und die redliche Ausführung des Tractats.

»Rhede von Neapel, 29. Juni 1799 , 6 Uhr Morgens.

»Albanese.«

Eine Viertelstunde später waren der Capitän Bailly und der Chevalier Micheroux bei dem Cardinal, und dieser schickte Micheroux an Nelson, den er auffordern ließ, ihm nun diesen unerklärlichen Maßregeln Rechenschaft zu geben, und indem er ihn für den Fall, daß seine Absicht die wäre, welche er zu errathen fürchtete, zugleich bat, vor einem solchen Schandflecken nicht blos seinen Namen, sondern auch die englische Fahne zu bewahren.

Nelson lachte blos über die Reclamation des Chevalier Micheroux und sagte:

»Worüber beschwert sich der Cardinal? Ich habe versprochen, mich der Einschiffung der Garnison nicht zu widersetzen. Ich habe Wort gehalten, denn die Garnison ist eingeschifft. Jetzt, wo sie dies ist, bin ich meines Wortes ledig und kann thun, was ich will.«

Als der Chevalier Micheroux bemerklich machte, daß der Doppelsinn, auf den der Admiral sich berufe, seiner unwürdig sei, stieg letzterem vor Ungeduld das Blut ins Gesicht und er setzte hinzu:

»Übrigens handle ich nach meinem Gewissen und habe Vollmacht vom König.«

»Haben Sie auch Vollmacht von Gott?« fragte Micheroux; »ich bezweifle es.«

»Das ist nicht Ihre Sache,« entgegnete Nelson. »Ich bin es, welcher handelt, und bin bereit, dem König und Gott Rechenschaft von meinen Handlungen zu geben. Gehen Sie.«

Und er schickte den Boten zu dem Cardinal zurück, ohne sich die Mühe zu nehmen, ihm eine andere Antwort zu geben oder seine Unredlichkeit durch irgend eine Entschuldigung bemänteln zu wollen.

In der That die Feder entsinkt der Hand eines jeden ehrlichen Mannes, welcher durch die Wahrheit gezwungen wird, dergleichen Dinge niederzuschreiben.

Als der Cardinal diese Antwort des Chevalier Micheroux, erhielt, warf er einen beredten Blick gegen Himmel, ergriff eine Feder, schrieb einige Zeilen, unterzeichnete sie und sendete sie durch einen außerordentlichen Courier nach Palermo ab.

Es war seine Entlassung, welche er bei Ferdinand und Caroline einreichte.