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La San Felice Band 11

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Achtes Capitel.
Königliche Correspondenz

Aus der Proclamation des Königs hat man den Zustand ersehen, in welchen die Nachricht von dem Einlaufen der französischen Flotte in das mittelländische Meer den Hof von Palermo versetzt hatte.

Wir werden in diesem Capitel unseren Lesern mehrere Briefe der Königin vorlegen. Diese Briefe werden das Gemälde der königlichen Befürchtungen vollständig machen und gleichzeitig einen genauen Begriff von der Art und Weise geben, auf welche Caroline die Dinge ihrerseits ins Auge faßte.

17. Mai.

»Ich schreibe Ihnen , Eminenz , um Sie von den guten und schlimmen Nachrichten, die wir erhalten haben, in Kenntniß zu setzen.

»Um mit den schlimmen zu beginnen, werden Sie bereits wissen, daß die französische Flotte, welche Brest am 25. April verlassen, die Meerenge von Gibraltar passiert und am 5. Juni in das mittelländische Meer eingelaufen ist, trotz der Wachsamkeit der englischen Flotte, deren Commandant sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, das Directorium habe eine Expedition nach Irland beschlossen, und der in der Meinung, daß die Flotte diesen Weg einschlüge, sich weiter nicht darum bekümmert hat.

»Es ist aber Thatsache, daß sie die Meerenge passiert hat und sowohl an Linienschiffen und anderen Fahrzeugen fünfunddreißig Segel stark ist.

»In der Hoffnung oder in der Gewißheit, daß die französische Flotte nicht zwei englische täuschen würde, und daß die von dem Admiral Bridgebort und dem Admiral Jarvis bewachte Meerenge von Gibraltar ihr verschlossen wäre, hatte Lord Nelson sein Geschwader so getheilt und vereinzelt, daß er mit einem einzigen Schiffe und einem portugiesischen Fahrzeug , das heißt zwei gegen zwei- oder dreiundzwanzig sich in Palermo befand.

»Dies hat uns, wie Sie sich leicht denken können, ein wenig Unruhe gemacht und es wurden sofort Boten nach allen Richtungen hin entsendet, um bei Palermo so viele Schiffe als möglich zu vereinigen.

»Man wird deshalb ganz oder theilweise die Blockade von Neapel und Malta aufheben, weil Nelson soviel Verstärkung als möglich an sich ziehen muß, um uns vor einem Bombardement oder einem Handstreich zu schützen.

»Da jetzt jedoch schon elf Tage vergangen sind, ohne daß man ein französisches Segel wahrgenommen, so beginne ich zu hassen, daß das republikanische Geschwader nach Toulon gegangen ist, um Landungstruppen einzunehmen, und daß es folglich dem des Grafen von Saint-Vincent Zeit lassen wird, sich mit dem des Lord Nelson zu vereinigen, und daß die beiden vereinigten Geschwader dann den Franzosen nicht blos Widerstand leisten, sondern daß sie dieselben auch schlagen können werden.

»Was mich betrifft, so glaube ich für meine Person, daß die französische Expedition den Zweck hat, die Belagerung von Malta aufzuheben, von da nach Egypten zu gehen, dort Bonaparte abzuholen und ihn nach Italien zurückzuführen.

»Wie dem aber auch sein möge, so hat diese Nachricht uns in große Unruhe versetzt.

»Vielleicht wäre es auch möglich, daß die französische Flotte, während sie jedenfalls die Blockade von Neapel beseitigt, dann direct nach Constantinopel geht, um den Russen und den Türken eine verhängnißvolle Diversion zu machen.

»Ferner ist auch noch die Möglichkeit vorhanden, daß die französische Flotte die Mission hat, die Blockade von Neapel aufzuheben, dort die französischen Treppen an Bord zu nehmen, denselben noch einige tausend Mann unserer Fanatiker beizugeben, dann einen Angriff aufs Sicilien zu machen.

»Da alle diese Operationen aber Zeit erheischen, so werden auch wir Zeit haben, das Geschwader Nelsons zusammenzuziehen, welcher seine Vereinigung mit dem Grafen Saint-Vincent bewirken und dann im Stande sein wird, die Franzosen mit gleichen Kräften zu bekämpfen.

»Die einzige Furcht ist jetzt, daß die Flotte von Cadix, welche nicht blockiert und folglich in ihren Bewegungen frei ist, die Zahl unserer Feinde vermehre,

»Meine persönliche Meinung ist nämlich, daß die Franzosen Alles, was in ihren Kräften steht, thun werden, um zu diesem Resultat zu gelangen.

»Möge dem jedoch sein, wie ihm wolle, so werden wir in einigen Tagen wissen, was wir zu fürchten oder zu hassen haben. Auf alle Fälle wird, wenn wir so glücklich sind, dieses Geschwader zu schlagen, Alles beendet sein, da ja die Franzosen uns kein anderes entgegenzustellen haben. Wer aber kann sagen, was geschehen wird, wenn es uns überrumpelt, ehe Nelson und der Graf Saint-Vincent ihre Vereinigung bewirkt haben?

»Um nun auf die guten Nachrichten zu kommen, melde ich Ihnen, daß wir durch eine am 5. von Livorno abgegangene englische Fregatte erfahren haben, daß die französische Armee bei Lodi in einer der blutigsten Schlachten fast gänzlich vernichtet worden ist. Die Kaiserlichen sind in Folge dieses Sieges, ohne auf Widerstand zu stoßen, unter dem Jubelrufe des Volkes, welches den französischen Gouverneur beschimpft und geohrfeigt hatte, in Mailand eingezogen.

»Eben so haben unsere Bundesgenossen Ferrara und Bologna genommen, wo die Russen Alle die den unschuldigen Großherzog und seine Familie beleidigt, über die Klinge haben springen lassen. Am 5. Morgens, demselben Tage, wo die Fregatte von Livorno abging, sollte die kaiserliche Armee ihren Einzug in Florenz halten und den Großherzog dahin zurückführen.

Ueberdies marschiert eine österreichische Colonne nach Genua und eine andere nach Piemont, in dessen Festungen die Franzosen sich zurückgezogen haben.

»Noch allen diesen Siegen bleiben unseren Bundesgenossen unter dem General Strafoldo noch 40.000 Mann frische Truppen, welche, wie ich hoffe, hinreichen werden, um Italien bald zu befreien.

»Ich lasse in diesem Augenblick ein Bulletin über alle diese Ereignisse aussetzen, und werde, sobald es gedruckt ist, Ihnen einige Exemplare davon zusenden. Ebenso sende ich Ihnen zwei Exemplare von der Proclamation, die der König an die Sicilianer erlassen und die man in der Provinz verbreiten wird, weil wir in diesem Augenblick in der Hauptstadt die Leidenschaften nicht allzusehr aufregen wollen.

»Brauche ich Ihnen zu sagen, daß ich Nachrichten von Ihnen mit der größten Ungeduld erwarte? Alles, was Sie thun, erweckt durch die Tiefe des Gedankens und die Weisheit der Maximen meine Bewunderung. Dennoch aber muß ich Ihnen sagen, daß ich nicht ganz Ihrer Meinung bin, das heißt was das Dissimuliren und Vergessen den Anführern der Brigands gegenüber betrifft, besonders wenn Sie so weit gehen, dieselben durch Belohnungen erkaufen zu wollen.

»Der Grund dieser Meinungsverschiedenheit liegt nicht etwa in Rachsucht, denn diese Leidenschaft ist meinem Herzen unbekannt, und wenn ich dennoch spreche, als ob ich mich rächen wollte, so sprech ich so im Gefühl der Verachtung und der Geringschätzung, welche ich gegen diese Bösewichter hege, die nicht verdienen, für unsere Sache gewonnen oder erkauft zu werden, sondern die eher von der übrigen Gesellschaft abgesondert werden sollten, weil sie auf diese nur schädlich einwirken. Die Beispiele von Nachsicht, Verzeihung und besonders Belohnung werden, weit entfernt, einer so verdorbenen Nation [In dem Originale heißt es: »ad una nazione cosi vile e egoista.« ] wie die unsrige, Gefühle der Dankbarkeit und Erkenntlichkeit einzuflößen, nur Erbitterung darüber erwecken, daß wir nicht hundertmal mehr gethan. Ich sage es daher, wenn auch mit Schmerz, aber ohne Zögern, daß alle diese Menschen und ganz besonders Caracciolo, Maliterno, Rocca Romana, [Dir Königin wußte damals noch nicht, daß Rocca Romana den Verrath, dessen sie ihn beschuldigte, durch einen anderweitigen Verrath wieder gut gemacht hatte.] Frederici u.s.w. mit dem Tode bestraft werden müssen.

»Was die anderen betrifft, so müssen sie alle in die Verbannung geschickt werden, nachdem sie zuvor ihr Wort darauf gegeben, nie wiederzukehren. Kehren sie jemals wieder, so sind sie dann aus Lebenszeit in ein Gefängniß zu bringen und ihre Güter zu confisciren.

»Diese Leute werden die Streitkräfte der Franzosen nicht vermehren, denn sie werden weder den Muth noch die Energie haben, mit den Franzosen zu kämpfen.

»Aus demselben Grunde der Feigheit werden sie auch die Zahl unserer Uebel nicht vermehren, und wir befreien uns auf diese Weise von keiner schädlichen, treulosen Rotte, welche sich doch niemals uns wieder aufrichtig zuwenden würde. Der Verlust einiger tausend derartiger Schurken ist eine Wohlthat für den Staat, der sich ihrer entledigt, und diese bewirken sie nicht auf Denunciation hin, sondern auf Thatsachen auf die den Feinden des Königs und des Vaterlandes geleisteten Dienste und mit denselben unterzeichneten Verträge. Bewirken Sie diese Entledigung ohne Unterschied und ohne Ansehen des Ranges und Geschlechtes unter dem Adel, unter dem mezzo ceto, ohne Rücksicht auf die Familien oder sonst etwas. Fort damit nach Amerika, oder wenn die Kosten zu groß wären, nach Frankreich.

»Sind dann die Einen todt und die Anderen in die Verbannung geschickt, so können wir die an uns verübten Unwürdigkeiten zu vergessen suchen. Vor allen Dingen aber und besonders im Anfange halte ich die äußerste Strenge für höchst nothwendig, denn es ist nicht blos eine Felonie, sich einen andern Souverän gegeben zu haben, sondern auch ein Umsturz aller Principien der Religion und das Vergessen aller Pflichten derselben.

»Ich glaube daher, jede Nachricht würde verderblich sein, denn die Verbrecher würden darin eine Schwäche sehen, während das Volk, dessen Treue keinen Augenblick lang wankend geworden, sie als eine Ungerechtigkeit betrachten würde.

»Um der zukünftigen Ruhe und Sicherheit des Staates willen entferne man, wie ich nochmals sage, in durchgreifender Weise dieses Gesindel, dessen Beseitigung, ohne die Streitkräfte Frankreichs zu vermehren, wenigstens unsere Ruhe sichert. Dies ist meine so feste Ueberzeugung, daß ich es lieber nicht versuchen würde, Neapel wieder zu nehmen, sondern lieber imposante Streitkräfte erwarten möchte, um mich der Stadt mit Sturm zu bemächtigen und ihr dann jene Säuberung auszulegen, welche allein unsere künftige Ruhe sichern kann.

 

»Wenn Sie heute noch nicht die nothwendigen Kräfte haben, um so verfahren zu können, so würde ich es vorziehen, in meine Hauptstadt so lange dieser Ansteckungsstoff darin vorhanden ist, noch nicht zurückzukehren. Die österreich-russischen Armeen nähern sich Neapel. Mir wäre lieber gewesen, wenn unsere Russen allein gekommen wären und wenn wir mit diesen das Königreich wieder erobert hätten.

»Auf alle Fälle aber ist mein Rath der, die Hilfe anzunehmen, komme sie woher sie wolle.

»Von welcher Seite auch dieser Beistand kommen möge, so darf man, sobald Neapel wieder genommen ist, den Leuten, welche die alleinige Ursache des Verlustes des Königreiches sind, um keinen Preis verzeihen. [Wir übergehen hier etwa fünfzehn Zeiten, in welchen die Königin, auf der Nothwendigkeit der Bestrafung bestehend, sich blos wiederholt.]

»Sie werden entschuldigen, Eminenz, wenn ich so hartnäckig auf der Bestrafung der Schuldigen bestehe; es liegt mir aber, damit Sie nicht später Unkenntniß meines Willens vorschützen können, viel daran, Ihnen meine Absichten und Meinungen auszusprechen. Nach Allem hoffe ich, daß Sie, Eminenz, nun wissen, was Sie zu thun haben und daß Sie es auch thun werden.

»Sie dürfen nicht glauben, daß ich ein schlechtes Herz, oder ein tyrannisches Gemüth, oder eine rachsüchtige Seele habe. Ich bin bereit, die Schuldigen wieder aufzunehmen und ihnen zu verzeihen, nur bin ich überzeugt, daß dies zu dem abermaligen Verlust des Königreiches führen würde, während es durch gerechte Strenge gerettet werden kann.

»Leben Sie wohl; ich wünsche lebhaft bald Nachrichten von Ihnen zu empfangen und daß diese Nachrichten gut seien.

»Ich bin mit wahrer Achtung und Dankbarkeit Ihre ewige und wohlgeneigte Freundin

Caroline.«

Die Nachrichten, welche Caroline von dem Cardinal erwartete, waren in der That gut. Der Cardinal hatte seinen Marsch auf Neapel weiter fortgesetzt, sich, wie wir bereits erzählt, mit den Russen und den Türken vereinigt, und welche Vereinigung mit den Patrioten auch vorbereitet werden mochte, so stand doch nicht zu bezweifeln, daß über lang oder kurz Neapel wieder genommen werden würde.

Dies hatte Alle mit solcher Zuversicht erfüllt, daß der Herzog von Calabrien sich endlich entschloß, sich auch mit an dem Kampfe zu betheiligen. Seine erhabenen Aeltern hatten ihn Nelson anvertraut und er sollte seinen ersten Feldzug unter englischer Flagge gegen die Fahne der Republik versuchen.

Man wird aus einem anderweiten Brief der Königin sogleich ersehen, welche Ereignisse zu ihrem großen Bedauern den jungen Prinzen abhielten, den ganzen Ruhm und die ganze Popularität zu erlangen, welche man von dieser Expedition erwartete.

Der zweite Brief der Königin erscheint uns nicht weniger denkwürdig und fast noch charakteristischer als der erste:

»14. Juni l799.

»Diesen gegenwärtigen Brief werden Sie, Eminenz, aller Wahrscheinlichkeit nach in Neapel empfangen, das heißt nachdem Sie das Königreich wieder erobert haben.

»Das Verhängniß, welches stets gegen uns ist, hat gestern die englische Flotte, welche nach Neapel abgegangen war, genöthigt, nach Palermo zurückzukehren. Beim schönsten Wetter und besten Wind den Hafen verlassend, nahm sie gegen elf Uhr Morgens Abschied von uns und um vier Uhr Nachmittags hatte man sie aus dem Gesicht verloren. Es stand mit Wahrscheinlichkeit zu erwarten, daß wenn der Wind günstig bliebe, sie heute in Procida sein würde. Zum Unglück stieß man zwischen den Inseln und Capri auf zwei Verstärkungsschiffe, welche dem Admiral meldeten, daß die französische Flotte Toulon verlassen habe und nach den Südküsten Italiens steuerte.

»Es ward sofort ein Kriegsrath gehalten und Nelson erklärte dabei, seine erste Pflicht sei, Sicilien zu schützen, und, nachdem er sich der Landungstruppen und der Artillerie entledigt, dem Feind entgegenzusegeln und ihn anzugreifen.

In Folge dieses Beschlusses ist Nelson heute Abend in aller Eile nach Palermo zurückgekehrt, um die eben erwähnte Landung zu bewirken und dann sofort wieder in See zu stechen.

Denken Sie sich, welch’ eine Enttäuschung dieses für uns ist. Was ich auch sagen möchte, so würde ich Ihnen doch keinen vollständigen Begriff davon zu geben im Stande sein. Das Geschwader war schön, imposant und prächtig, und wurde mit seinen vielen Transportschiffen den größten Eindruck gemacht haben. Mein Sohn, der sich mit ihm eingeschifft, um seine erste Expedition zu machen, war ganz begeistert.

»Die Briefe, welche ich am 11. und 12. von Procida erhalten, sagen mir, daß die Bombe nahe daran ist zu platzen. Der Mangel an Lebensmitteln und an Wasser muß die Uebergabe beschleunigen. Ihnen, Eminenz überlasse ich die Sorge, Alles zu leiten und zu führen.

»Eben so wie Sie wünsche auch ich, daß man so wenig als möglich Blut vergießt und plündern denn ich bin überzeugt, daß die Neapolitaner sich nicht vertheidigen werden. Was die rebellischen Classen betrifft, so haben dieselben keinen Muth, und das Volk, welches allein dessen gezeigt hat, ist für die gute Sache. Ich glaube daher, daß Sie Neapel ohne große, ja vielleicht ohne alle Mühe wiedernehmen werden.

Das einzige Fort San Elmo mit seinen Franzosen stört mich. An Ihrer Stelle Eminenz, würde ich dem Commandanten mit dem Bedeuten, binnen vierundzwanzig Stunden zu antworten, folgenden Vorschlag machen:

»Entweder er ergibt sich noch im Laufe desselben Tages und zieht unter sicherem Geleit und fünfzig oder auch hundert Jakobiner mitnehmend, jedoch Munition, Geschütze, Mauern, Alles in gutem Zustande, zurücklassend, ab, oder wenn er sich weigert, so hat er keinen Pardon zu erwarten, sondern wird mitsamt seiner ganzen Mannschaft niedergemacht.

»Auf diese Weise könnte man mit San Elmo fertig werden. Bleibt der Commandant hartnäckig bei seiner Weigerung, dann schreitet man sofort zum Sturme, und nimmt dazu Russen und Türken, sowie einige auserwählte Leute von den Unsrigen. Eine Unze Gold vor dem Sturm und eine zweite bei der Rückkunft. Mit diesem Versprechen bin ich sicher, daß, ehe noch eine halbe Stunde vergeht, San Elmo unser ist.

»Dann aber wollen wir Allen Wort halten, den Belagerern eben so wie den Belagerten. Was die Deputierten und die Vertrauensmänner betrifft, so werden Sie selbst einsehen, Eminenz, daß nur dem König es zukomme, dieselben zu ernennen, denn die Sedili sind abgeschafft. Es ist dies die gelindeste Strafe, die sie treffen kann für die Felonie, womit sie den König entthront, seine Stellvertreter verjagt und ohne seine Erlaubniß die Verantwortlichkeit übernommen.

»Das vor allen Dingen Nothwendige aber scheint mir zu sein, die Ordnung herzustellen, die Diebstähle zu verhindern, San Elmo unter das Commando eines redlichen, muthigen und treuen Mannes zu stellen, eine Armee zu organisieren, den Hafen in Vertheidigungszustand zu setzen und sofort genaue Bestandslisten über die Seemacht, die Artillerie und das was die Magazine enthalten, aufzunehmen, mit einem Wort, wieder einen gewissen Grad von Einheit in das Räderwerk der Maschine zu bringen.

»Könnte man in der ersten Aufwallung der Begeisterung das Volk dahin bringen, daß es in die römischen Staaten eindränge, Rom befreite, es seinem Oberhirten zurück- und uns das Gebirge zur Grenze gäbe, so wäre dies ein Meisterstreich, welcher die unserer Ehre geschlagene Wunde wieder heilen würde.

»Wäre irgend ein Anderer als Sie, Eminenz, mit einer solchen Arbeit beauftragt, so würde ich vor Ungeduld sterben. Dagegen aber bin ich vollkommen ruhig, denn ich kenne den ganzen Umfang und die ganze Tiefe Ihres Genies, welches nur mit Ihrem Eifer und mit Ihrer Thätigkeit zu vergleichen ist.

»Ich habe den Brief empfangen, den Sie mir unterm 4. von Bovino und unterm 6. von Ariano geschrieben. Ueberdies habe ich auch den, welchen Sie an Acton geschrieben haben, und ich bewundert die weisen Folgerungen, welche darin enthalten sind.

»Obschon meine auf eine lange und schmerzliche Erfahrung gegründete innere Ueberzeugung mit Ihren Ansichten, Eminenz, nicht übereinstimme, so haben Sie doch durch das was Sie in jenem Briefe sagen, mir Stoff zu Betrachtungen gegeben, deren Resultat eine immer höhersteigende Bewunderung für Sie ist. Je mehr ich darüber nachdenke, desto fester bin ich überzeugt, daß die Regierung von Neapel eine unendlich schwierige sein und daß sie aller Ihrer Kenntnisse, Ihres ganzen Genies, Ihrer ganzen Festigkeit bedürfen wird. Obschon die Vergangenheit das neopolitanische Volk als ein fügsames erscheinen läßt- so wird doch der Haß, die persönlichen Leidenschaften die Furcht der sich entlarvt sehenden Strafbaren die Regierung furchtbar erschweren. Ihr Genie, Eminenz, wird jedoch für Alles Abhilfe zu schaffen wissen.

»Gestatten Sie mir noch Ihnen zu sagen, daß ich, sobald Neapel wieder genommen ist, ein Arrangement mit San Elmo und dem französischen Commandanten zu Stande kommen zu sehen wünsche; verstehen Sie mich aber wohl, nur keine Unterhandlung mit unseren rebellischen Vasallen. Der König wird ihnen verzeihen oder ihre Strafe mildern, von einer Unterhandlung mit strafbaren Rebellen, welche in die Enge getrieben sind und eben so wenig noch Schaden thun können als die Maus in der Falle, davon darf keine Rede sein.

Wenn das Wohl des Staates es verlangt, so werde ich mich dazu verstehen, ihnen zu verzeihen – mit so feigen Bösewichtern aber unterhandeln, nein, nimmermehr!

»Das ist meine bescheidene Meinung, welche ich wie jeder andere Ihrer Einsicht und Würdigung unterbreite.

»Glauben Sie übrigens, Eminenz, daß ich mit lebhafter Dankbarkeit Alles fühle, was wir Ihnen schulden, und daß, wenn in Bezug auf die Milde, welche Sie für gut halten, während ich dieselbe nicht räthlich glaube, unsere Meinungen zuweilen auseinandergehen, ich nichtsdestoweniger mit ewiger Dankbarkeit die Dienste erkenne, welche Sie geleistet haben. Für mich wird die Reorganisation von Neapel sicherlich der größte und schwierigste aller Ihrer Dienste sein und dem Riesenwerk, welches, schon zu drei Viertheilen vollendet, auf dem Punkte steht es ganz zu sein, die Krone aufsetzen.

»Ich schieße mit der Bitte, es uns in diesem kritischen und entscheidenden Augenblick nicht an Nachrichten fehlen zu lassen, denn Sie werden begreifen, Eminenz, mit welcher Unruhe wir dieselben erwarten.

»Mit ewiger und inniger Dankbarkeit bleibe ich jetzt wie immer Ihre Ihnen wohlgeneigte Freundin

Caroline.«

An diese beiden Briefe muß sich die Analyse des Briefes des Königs anschließen, welchen wir mit Unrecht in dem Prolog unseres Buches mitgetheilt haben, während doch sein Platz hier wäre.

Die Leser werden aus dieser Analyse ersehen, daß die beiden erhabenen Gatten, die in anderen Dingen so selten übereinstimmten, wenigstens einen Punkt hatten, in Bezug ans welchen sie sich bewunderungswürdig verstanden, nämlich, den Vorsatz ihre Rache bis aufs Aeußerste zu treiben und unter keinem Vorwand Gnade ergehen zu lassen.

Andererseits wird man sehen, daß, wie wir übrigens gern als historische Berichtigung mittheilen die von den beiden Gatten bestimmten äußerst strengen Maßregeln zugleich die Antwort auf Briefe bilden, in welchen der Cardinal Ruffo zur Nachsicht und Milde räth.

Wir werden uns zu diesem Zwecke begnügen, den Augen unserer Leser die Instructionen vorzuführen, welche der König dem Cardinal in Bezug auf die verschiedenen Kategorien von Missethätern gibt, so wie die Aufzählung der verschiedenen Strafen, womit er sie belegt zu sehen wünscht. Wir lassen den König selbst sprechen:

»Mit dem Tode:

»Sämtliche Mitglieder der provisorischen Regierung und der Executiv- und Legislativcommission von Neapel.

«Sämtliche Mitglieder der von den Republikanern gebildeten Militärbehörden und Polizei.

»Alle, welche den verschiedenen patriotischen Municipalitäten angehört oder überhaupt ein Amt von der parthenopäischen Republik oder den Franzosen übertragen bekommen und angenommen haben.

»Alle, welche der Commission angehört, die sich zur Aufgabe gestellt, Untersuchungen über die angebliche Verschwendung und Mangelhaftigkeit meiner Regierung vorzunehmen.

»Sämtliche Officiere, die in meinem Dienst gestanden haben und in den der sogenannten Republik oder der Franzosen übergegangen sind.

»Es versteht sich hierbei von selbst, daß Officiere in den Fällen, wo sie mit den Waffen in der Hand gegen meine Armee oder meine Bundesgenossen ergriffen worden sind, binnen vierundzwanzig Stunden ohne weitere gerichtliche Procedur erschossen werden, ebenso wie alle Edelleute, welche sich mit den Waffen in der Hand meiner Rückkehr widersetzt haben, oder sich derselben noch widersetzen sollten.

 

»Alle, welche republikanische Journale gegründet oder Proclamationen und andere Schriften gedruckt haben, wie zum Beispiel solche, durch welche meine Völker zur Empörung gereizt oder die Maximen der neuen Regierung verbereitet werden, besonders ein gewisser Vicenzo Cuoco.

»Eben so will ich, daß eine gewisse Luisa Molina San Felice festgenommen und bestraft werde, welche die Contrerevolution entdeckt und denuncirt hat, an deren Spitze die Backer Vater und Sohn standen.

»Endlich sämtliche Vertrauensmänner und Deputirte der Bürgerschaft, welche meinen Generalvicar Pignatelli von seinem Posten vertrieben haben und durch mit der mir schuldigen Treue im Widerspruch stehende Maßregeln ihm in allen seinen Operationen hinderlich gewesen sind.

»Die, welche man weniger schuldig findet, werden aus ökonomischen Gründen auf Lebenszeit aus meinen Staaten verbannt und ihre Güter confiscirt.

»In dieser Beziehung muß ich Ihnen sagen, daß ich das, was Sie über die Verbannung bemerkten, sehr richtig und angemessen gefunden habe; dennoch aber bin ich der Meinung, daß es im Grunde genommen besser ist, sich dieses Natterngezüchts zu entledigen, als es im Lande zu behalten. Wenn ich eine von meinen festländischen Staaten sehr weit entfernte Insel besäße, so würde ich Ihrem System, diese Verbrecher dorthin zu deportiren, gern beitreten. Die geringe Entfernung dieser Insel von den beiden Königreichen würde aber Verschwörungen möglich machen, welche diese Leute mit den Bösewichtern und Unzufriedenen anspinnen würden, deren Ausrottung aus meinen Staaten nicht gelungen wäre.

»Uebrigens werden die bedeutenden Niederlagen und Unfälle, welche die Franzosen Gott sei Dank erlitten, und die sie hoffentlich noch erleiden werden, die Verbannten in die Unmöglichkeit versetzen; uns zu schaden. Dennoch aber muß der Ort der Deportation und die Art und Weise, auf welche sich dieselbe gefahrlos ausführen läßt, wohl erwogen werden, und dieser Gegenstand ist es, mit welchem ich mich gegenwärtig beschäftige.

»Sobald ich Neapel wieder erobert haben werde, behalte ich mir vor, einige neue Bestimmungen zu treffen, welche durch die Ereignisse und die Mittheilungen, die ich bis dahin erlangt, nothwendig gemacht werden können.

»Dann aber ist es meine Absicht, meine Pflichten als guter Christ und sein Volk liebender Vater zu erfüllen, die Vergangenheit gänzlich zu vergessen und allen gänzliche und vollständige Verzeihung zu gewähren, so daß sie des Vergessens ihrer Fehltritte sicher sein können, denn ich schmeichle mir, daß sie nicht sowohl durch Böswilligkeit als vielmehr durch Furcht und Kleinmüthigkeit veranlaßt worden.«

Wir wissen nicht, ob diese den Schluß einer eines Sylla, eines Octavianus oder eines Tiberius würdigen Proferiptionsliste bildende Phrase eine blutige Ironie oder, was von dem Gesichtspunkte aus, von welchem gewisse Könige ihr Recht betrachten, auch möglich sein kann, ernstlich gemeint ist.

In allem Ernste geschrieben, und zwar in dem Augenblick, wo sie es am wenigsten ahnte, war das Verdammungsurtheil der armen San Felice.