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Corona Magazine #354: Juli 2020

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Sari: Corona Magazine #354
Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Mulder sieht auf einer geheimnisvollen Farm einen Klon seiner Schwester Samantha. Im Gegensatz zu der Samantha in Die Kolonie (Staffel 2) ist dieser allerdings noch ein Kind.

Mulders Informant, der brutale Mr. X (Steven Williams), haucht sein Leben aus, liefert im Sterben aber noch einen Hinweis auf eine weitere Quelle: Marita Covarrubias, eine Angestellte der Vereinten Nationen.

Persönliche Highlights

Mit den Mythologie-Folgen Anasazi, Die Autopsie/Der Zug und Der Feind zeigt die Serie wieder einmal meisterhafte Paranoia-Thriller.

Die Autopsie/Der Zug funktioniert zudem im zweiten Teil auch perfekt im Action-Bereich. Ein Großteil der Geschichte spielt in einem verschlossenen Eisenbahnwagon, in dem sich Mulder und ein NSA-Agent über Stunden hinweg gegenseitig belauern, während sie zugleich aufeinander angewiesen sind.

Der Zweiteiler Der Tag steht schon fest/Herrenvolk fällt dagegen qualitativ leider ab. Trotzdem enthält er einen der besten Dialoge der gesamten Serie (ein Gespräch zwischen dem Krebskandidaten und dem gefangenen Smith).

Bei den Einzelfolgen bleibt beispielsweise der düstere Psychothriller Groteske im Gedächtnis. Darin spielt Levani Outchaneichvili einen Mann, der in seinem Wahn, vom Bösen besessen zu sein, völlig irre geworden ist. Das Böse in ihm treibt ihn zu grausamen Morden, bei denen er die Gesichter seiner Opfer zerschneidet.

Mein Wille sei dein Wille gipfelt wiederum in einer nervenzerreißenden Szene, in der Mulder durch den »Pusher« (Robert Wisden) dazu gezwungen wird, russisches Roulette zu spielen; mit seinem Kopf und dem Kopf von Scully als Einsatz.

Der See enthält wiederum einen wundervollen Dialog zwischen Mulder und Scully über Mulders Gründe, auf der rastlosen Suche nach »der Wahrheit« zu sein.

Auch Offenbarung und Parallele loten jeweils den Charakter der beiden zentralen Figuren der Serie auf sehr emotionale Weise aus.

Auf der anderen Seite der Stil-Bandbreite stehen die von Darin Morgan geschriebenen Mystery-Komödien Der Hellseher, Krieg der Koprophagen und Andere Wahrheiten sowie die von Carter geschriebene Episode Energie.

Krieg der Koprophagen ist eine wundervolle Hommage an die Krieg der Welten-Hysterie, die Orson Welles berühmtes Hörspiel zu Halloween 1938 ausgelöst hat.

Andere Wahrheiten ist ein raffiniertes Puzzle, das mit unterschiedlich empfundenen und erzählten Versionen der Wahrheit spielt. Zudem enthält diese Episode einen schönen Insider-Gag: Das T-Shirt, das der Nerd Blaine Faulkner (Allan Zinyk) trägt, zeigt das Logo der Serie Space 2063 (1995–1996), die von den Akte X-Schreibern Glen Morgan und James Wong produziert wurde.

Energie lotet auf sehr schräge Weise aus, was geschehen würde, wenn sich bestimmte Eigenschaften der Menschen unter einem äußeren Einfluss ins Riesenhafte verstärken. Mulder und Scully geraten dabei in einen grotesken Dauer-Zoff. Zudem beginnt Scully zu rauchen und wird rasend eifersüchtig. Mulder hingegen kippt billigen Vodka und ist drauf und dran, mit Detective Angela White (Dana Wheeler-Nicholson) im Bett zu landen, die geradezu über ihn herfällt.

Der Hellseher verbindet auf wunderbare Weise Humor und Schwermut, und präsentiert mit »The Stupendous Yappi« (Jaap Broeker) zudem die herrliche Parodie eines Fernseh-Hellsehers (der in Andere Wahrheiten noch einen zweiten Auftritt hat).

Wie immer an dieser Stelle lautet die Devise: Fortsetzung folgt …

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Perlentaucher: Westworld

von Thorsten Walch

Es ist wahrlich keine leichte Aufgabe, in der heutigen Zeit eine innovative neue Science-Fiction-Fernsehserie herauszubringen. Zu groß ist die Konkurrenz durch gleich mehrere Versionen des Star Trek-Franchise (seit 1966) oder durch eine Realverfilmungs-Serie aus dem Star Wars-Kosmos (seit 1977), um nur ein zwei der Platzhirsche namentlich zu nennen.

Doch »nicht ganz leicht« bedeutet nicht »unmöglich«. Ganz ohne Zweifel hat die für den TV-Multi HBO (kurz für »Home Box Office«) produzierte Serie Westworld seit ihrem US-Start im Jahr 2016 ihren eigenen Platz in den Reihen der modernen Klassiker gefunden. Die Ausstrahlung der dritten Staffel wurde Anfang Mai 2020 beendet; eine vierte Staffel ist bereits gesichert. Und das, obwohl das Serienkonzept ganz und gar kein neues ist – jedenfalls nicht ganz …

Anfänge im Kino

Im Jahre 1973, als sich der Science-Fiction-Kinofilm dank Vorreitern wie der Planet der Affen-Filmreihe (seit 1968) oder Stanley Kubricks grandiosem 2001: Odyssee im Weltraum (1968) gerade erst aus dem B-Movie-Bereich herauslöste, sorgte ein ungewöhnlicher Streifen für ansehnliche Erfolge an den Kinokassen: Westworld handelte von einem Freizeitpark einer nahen Zukunft, in dem die Besucher in unterschiedliche Epochen der menschlichen Geschichte reisen konnten, etwa in das alte Rom oder das europäische Mittelalter.


© MGM

Der populärste Themenbereich von Delos, wie der Freizeitpark hieß, war der Wilde Westen: Stilgerecht gekleidet und bewaffnet konnten dort Abenteuer in der amerikanischen Pionierzeit des 19. Jahrhunderts erlebt werden. Die einzigen Bewohner der einzelnen Szenarien waren neben den Besuchern optisch 100%ig authentisch wirkende aber emotionslose Roboter, gegen die man unter anderem in Duellen antreten konnte. Natürlich waren die Roboter auf ein beständiges Verlieren programmiert, obwohl sie mit zumindest begrenzt funktionsfähigen Waffen hantierten. Menschen konnten sie mit diesen jedoch nicht schaden.

Eines Tages kam es zu einer Computerfehlfunktion in Delos, und ein finsterer Revolverheld (Yul Brynner) machte nun seinerseits Jagd auf die beiden Freunde Peter Martin (Richard Benjamin) und John Blane (James Brolin).

Regie geführt und das Drehbuch geschrieben hatte bei diesem Machwerk ein gewisser Michael Crichton (verstorben im Jahr 2008), ein über zwei Meter großes Multitalent, das nach einem Medizin- und Biologiestudium Autor geworden war und unter anderem die Romanvorlage für den Film Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All (1971) verfasst hatte. 1991 sollte Crichton den erfolgreichen Science-Fiction-Roman DinoPark verfassen, der zwei Jahre später von Steven Spielberg als Jurassic Park verfilmt einer der größten Kinoerfolge seiner Zeit werden sollte.

Westworld hingegen war nach der TV-Produktion Pursuit von 1972 Crichtons erste Regie-Arbeit an einem Kinofilm. Da Crichtons Regiedebüt schwarze Zahlen geschrieben hatte, schickte man vier Jahre später die von Richard T. Heffron inszenierte Fortsetzung Futureworld – Das Land von Übermorgen hinterher. Der eher als futuristischer Krimi konzipierte Film mit Peter Fonda (Die Reise zum Mittelpunkt der Erde) und Blythe Danner (Paul – Ein Alien auf der Flucht) in den Hauptrollen konnte dem Vorgänger allerdings nicht auch nur ansatzweise das Wasser reichen und erzählte eine Geschichte, die außer dem inzwischen wieder intakten Freizeitpark Delos als Schauplatz nichts mit Westworld zu tun hatte. Als Gimmick tauchte lediglich Brynner in einer verzichtbaren Traumsequenz noch einmal als der Revolverheld auf.

1980 versuchte man dann erstmals, Westworld wiederzubeleben: CBS (damals noch an 20th Century Studios angeschlossen) produzierte die Serie Beyond Westworld, die handlungsmäßig direkt an den Originalfilm anschloss und die Fortsetzung komplett ignorierte. Im Mittelpunkt der Handlung standen erneut die revoltierenden Roboter von Delos. Die Serie wurde allerdings ein ziemlicher Flop, und man stellte sie nach lediglich fünf je 60-minütigen Folgen wieder ein; auch schaffte sie es nie über den großen Teich nach Deutschland. Lediglich eine einzelne Folge wurde in die Zusatzmaterialien auf der deutschen Blu-ray-Veröffentlichung von Westworld hineingepackt.

Und dann geschah lange Zeit nichts … bis Jonathan Nolan (Interstellar) und J. J. Abrams (Lost) kamen.

Ein eingespieltes Team

Nolan, der jüngere Bruder des Erfolgsregisseurs Christopher Nolan (Batman Begins) und Abrams hatten bereits zwischen 2011 und 2016 bei der Mystery-Serie Person of Interest erfolgreich zusammengearbeitet. Nolan selbst erarbeitete zunächst zusammen mit seiner Ehefrau Lisa Joy (bekannt als Drehbuchautorin, Produzentin und Regisseurin unter anderem der Mystery/Comedy-Serie Pushing Daisies) die Storyline für die geplante Serie. Diese sollte wesentlich tiefer in die an sich komplizierte Materie eindringen, als es die beiden Kinofilme und die alte TV-Serie getan hatten. Ein plattes Reboot sollte das Ganze auf gar keinen Fall werden.

Einen Bestandteil der vielschichtigen Handlung sollte unter anderem die Frage danach darstellen, ob künstliches Leben ebenfalls echtes Leben sei; nein, die Produktion sollte sich bei Weitem nicht allein auf Action-Aspekte beschränken.

 

Zum eigentlichen Produktionsstab kamen neben Nolan, Joy und Abrams unter anderem Jerry Weintraub (Legend of Tarzan), Richard J. Lewis (Superboy) sowie Bryan Burk und Athena Wickham hinzu, die bei verschiedenen Gelegenheiten (unter anderem bei Star Wars: Das Erwachen der Macht) bereits mit Abrams zusammengearbeitet hatten. Abrams' Firma Bad Robot Productions sollte gemeinsam mit Warner Bros. Television und Jerry Weintraub Productions auch Westworld realisieren.

Der Produktionsaufwand würde ein ähnlich hoher sein wie der für die Fantasy-Serie Game of Thrones: Das Lied von Eis und Feuer, die zwischen 2011 und 2019 ebenfalls für den Sendermulti HBO realisiert worden war. Und es gab noch andere Gemeinsamkeit mit Game of Thrones: Da die Sender der HBO-Gruppe lediglich als Pay-TV buchbar sind, unterliegen sie nicht den strengen Vorschriften der amerikanischen Fernsehpolitik und können neben ziemlich derber Brutalität auch sehr offenherzige Sex-Szenen zeigen, was für das restliche US-Fernsehen schlicht ein Ding der Unmöglichkeit ist. Das hatte man bei Game of Thrones zur Genüge ausgenutzt, und auch bei Westworld wollte man sich diese Möglichkeit offenlassen.

Erfolgreicher Start

Nach mehr als zwei Jahren Produktionszeit war es dann am 3. Oktober 2016 bei HBO in den USA soweit: Die erste von insgesamt zehn Episoden der ersten Staffel, die den Übertitel Das Labyrinth (im Original The Maze genannt) trug, erlebte ihre Premiere. In Deutschland musste man allerdings noch bis zum 2. Februar 2017 warten, ehe Sky Atlantic HD (der hiesige Vertragspartner von HBO) nachzog.

Schon von den ersten Momenten an bemerkte der Zuschauer deutlich das immens hohe Budget, das satte 100 Millionen US-Dollar für nur die eine Staffel betragen hatte. Nolan hatte darauf bestanden, dass die Serie auf 35-mm-Film gedreht werden sollte, obwohl sich das Rohmaterial hierfür mittlerweile nur noch vergleichsweise schwer beschaffen lässt. Die Dreharbeiten hatten in und rund um Los Angeles, in den Warner Bros- und Universal Studios stattgefunden, aber auch auf der Paramount Ranch in den Santa Monica Mountains und der Melody Ranch in Santa Clarita.

Die Kulisse der Westernstadt Sweetwater (eine Hommage an den Italo-Western-Klassiker Spiel mir das Lied vom Tod [1968], der in einer Stadt mit diesem Namen spielte) auf der Melody Ranch hatte bereits im Neo-Western-Streifen Django Unchained (2012) von Quentin Tarantino sowie im Remake von Die glorreichen Sieben (2016) Verwendung gefunden. Für die Serie Westworld wurde sie jedoch ein weiteres Mal umgebaut und aufgewertet.

Den hohen Produktionskosten angemessen waren weiter zumindest die beiden männlichen Hauptdarsteller der Serie. Diese sind ausgesprochene Filmstars: Der damals bereits 79-jährige Brite Sir Anthony Hopkins war unter anderem als mörderischer Psychiater Dr. Hannibal Lecter in drei Verfilmungen der Romane von Thomas Harris zu sehen gewesen. Sein Kollege Ed Harris hatte hingegen in Blockbustern wie Apollo 13 (1995), The Rock – Fels der Entscheidung (1996) und A Beautiful Mind – Genie und Wahnsinn (2001) mitgewirkt.


© HBO

Hauptdarstellerin Evan Rachel Wood hingegen ist ein ehemaliger Kinderstar und hatte in ihrem Erwachsenenalter in Filmen wie The Wrestler – Ruhm, Liebe, Schmerz (2008) und TV-Serien wie True Blood (2009-2011) mitgewirkt (die übrigens ebenfalls von HBO in Auftrag gegeben worden war).

So wie schon bei Game of Thrones waren auch die Episoden von Westworld unterschiedlich lang; sie hatten eine Laufzeit von zwischen 56 und 70 Minuten.

Der Serien-Soundtrack stammte von dem iranisch-stämmigen deutschen Komponisten Ramin Djawadi, dessen bekannteste Komposition zweifellos die Musik zu Game of Thrones gewesen war.

Worum geht es?

Wie schon in den Kinofilmen und in der ersten kurzen Serie geht es in Westworld um den futuristischen Erlebnispark Delos, vom dem man erst später erfährt, dass er sich gar nicht in den USA, sondern auf einer entlegenen Insel im chinesischen Meer befindet. Gegründet von dem Milliardär James Delos (Peter Mullan) bevölkern hier die von dem exzentrischen Wissenschaftler Dr. Robert »Bob« Ford (Hopkins) und seinem Team geschaffenen sogenannten »Hosts« verschiedene Welten der Vergangenheit; darunter den Wilden Westen als Hauptattraktion und auch das mittelalterliche Japan. Die Hosts sind völlig menschlich wirkende Bio-Androiden, die auch eigene Empfindungen simulieren können.

Immer wieder werden die Hosts von verrohten Besuchern des Parks in vielerlei Hinsicht, darunter auch sexuell, misshandelt und müssen anschließend von Bio-Ingenieur Dr. Bernard Lowe (Jeffrey Wright) und seinem Team wieder instandgesetzt werden.

Eines Tages beginnt der als Rancher-Tochter Dolores Abernathy (Wood) agierende Host, sich gegen die Übergriffe durch die Menschen zu wehren, und mehr und mehr Hosts schließen sich ihr an. Sie beginnen damit, Jagd auf die Besucher von Delos zu machen. Dies wird genauestens von dem geheimnisvollen »Mann in Schwarz« (Harris) beobachtet, der seine ganz eigenen Ziele zu verfolgen scheint. Auf seine Weise ist er das neuzeitliche Pendant von Brynners Revolverheld. Das Gleiche gilt auch für Ford selbst, und im Grunde genommen für den größten Teil der überaus zahlreichen agierenden Charaktere der Serie …

Das Mysterium des Lebens

Viel mehr sollte man an dieser Stelle nicht über die Handlung verraten, die über die erste Staffel hinaus zunehmend an Komplexität gewinnt. Neben der schon angesprochenen Frage nach der »wahren« Art von Leben sorgt auch zunehmend die Frage danach, wer eigentlich ein Host ist und wer ein Mensch, für Spannung und den Mystery-Faktor gleichermaßen. Einige menschlich erscheinende Charaktere erweisen sich als Kunstmenschen, während ein paar der vermeintlichen Hosts im Gegenzug echte Menschen sind.

Hinzu kommt eine Vielzahl von Schlüsselszenen, deren Bedeutung dem Zuschauer sich erst etliche Episoden, wenn nicht gleich eine ganze Staffel später erschließt. Dies führt schon in Staffel 1 zu etlichen sich auftuenden Rätseln.

Trotz des Western-Szenarios fühlten sich angesichts dessen geneigte Science-Fiction-Fans des Öfteren an den Filmklassiker Blade Runner (1982) erinnert, in dem es – wenn auch natürlich in einem komplett unterschiedlichen Setting – um eine sehr ähnliche Fragestellung ging.

Auf alle Fälle hob sich die Serie von Anfang an weit vom Bereich der oft üblichen seichten Unterhaltung ab und war ferner auch nicht für Gelegenheitszuschauer geeignet, die sich nur unregelmäßig TV-Episoden anschauen. Bereits ein paar verpasste Szenen einer Folge können dafür sorgen, dass der unaufmerksame Zuschauer komplett den Faden verliert.

Trotz reichlich actionreicher Szenen stehen dabei stets der philosophische Ansatz im Vordergrund, und natürlich der Spannungsfaktor, der die Zuschauer schon nach dem Ende von Staffel 1 gespannt zurückließ.

Staffel 2

Bereits während der erfolgreichen Laufzeit von Staffel 1 stand fest, dass es eine Fortsetzung der Serie geben würde. Diese wurde im November 2016 seitens HBO offiziell in Auftrag gegeben. Da die Staffel erneut mit hohem Produktionsaufwand realisiert wurde, dauerte es bis zum April 2018, ehe sie in den USA von HBO ausgestrahlt wurde. Diesmal fand die deutsche Premiere bei Sky Atlantic HD bereits jeweils am Folgetag statt.

Staffel 2, diesmal mit dem Übertitel Das Tor (The Door), gestaltete sich in Sachen Handlung ähnlich mysteriös wie die erste, wobei diesmal der »Mann in Schwarz« im Gegensatz zu Ford mehr in den Vordergrund der Handlung rückte und Erstaunliches über seine Hintergründe offenbart wurde.

Eine wichtige Rolle spielte diesmal auch die unglückliche Maeve (Thandie Newton), die ein für einen Host ganz besonders tragisches Schicksal erleiden muss.

Da ein Teil der zweiten Staffel (neben dem Indien der Kolonialzeit) in der Simulation des mittelalterlichen Japan spielt, gesellten sich die japanischen Schauspieler Hiroyuki Sanada (Army of the Dead), Rinko Kikuchi (Pacific Rim-Filme), Tao Okamoto (Wolverine: Weg des Kriegers) und Masayoshi Haneda (Edge of Tomorrow – Live. Die. Repeat) in tragenden Nebenrollen zur bisherigen Besetzung hinzu.

Auch Staffel 2 umfasste, so wie die vorhergehende, zehn Episoden in unterschiedlicher Lauflänge.

Staffel 3

Zwischen März und Mai 2020 war nun mit Neue Welt (The New World) die dritte Staffel von Westworld auf HBO bzw. Sky Atlantic HD sowie auf der hauseigenen Streaming-Plattform Sky On Demand zu sehen.

Der größte Teil der neuesten Staffel (die im Gegensatz zu den beiden ersten nur acht Folgen umfasst) spielt außerhalb der Vergangenheitsszenarien von Delos, in der unbestimmten Zukunftswelt, in der der Vergnügungspark existiert. Zentrales Thema ist diesmal der Befreiungskampf der sich immer zahlreicher ihrer selbst bewusst werdenden Hosts unter der Führung von Abernathy, die Hilfe von dem glücklosen Computerprogrammierer Caleb Nichols (Aaron Paul) erhalten. Eine wichtige Rolle spielt auch der französische Großindustrielle Engerraund Serac (Vincent Cassel), der nach dem Wechsel in der Chefetage nunmehr zu den Bossen von Delos gehört.

Die Handlungsbeschreibung an dieser Stelle bleibt aus reinen Spannungsgründen erneut eher vage, da es in Staffel 3 einige Wendungen gibt, die man für den interessierten Zuschauer nicht vorwegnehmen sollte.

Erneut wurde bereits während der Ausstrahlung von Staffel 3 bestätigt, dass die Serie um eine vierte Staffel verlängert werden wird. Es ist anzunehmen, dass die Fans und Zuschauer bis 2022 darauf warten müssen, da die Produktion bisher stets jeweils zwei Jahre in Anspruch genommen hat.

Es bleibt auf jeden Fall ungemein spannend in dem faszinierenden Serienkosmos, der dem Begriff »Science« in »Science-Fiction« eine besondere Note verleiht.

Allerdings muss Zuschauern mit einer Vorliebe für eher unkomplizierte TV-Unterhaltung entschieden von der sich teilweise auf mehreren, nur vage miteinander verwobenen Handlungsebenen abspielenden Serie abgeraten werden: Westworld verlangt seinen Zusehern einiges an echter Konzentration ab.

Dafür wird man jedoch mit einer sich kontinuierlich steigernden Spannungskurve und einer durchwegs ausgezeichneten Besetzung belohnt (aufgrund der großen Anzahl konnten an dieser Stelle nur einige wenige der Darsteller genannt werden).

Die bislang 28 Episoden von Westworld können auf Sky On Demand angesehen werden, wobei die Folgen der zweiten Hälfte von Staffel 3 aufgrund der Coronavirus-Krise bisher nicht synchronisiert worden sind und so nur im englischen Original vorliegen.

Staffel 1 und Staffel 2 sind auch bereits bei Warner Home Video auf DVD und Blu-ray erschienen, die Veröffentlichung von Staffel 3 auf Silberscheibe dürfte noch in diesem Jahr erfolgen.

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Im Interview mit Jürgen Kaiser: Wenn die Leidenschaft einen Namen trägt

von Reinhard Prahl

Science-Fiction-Fans und insbesondere Star Trek-Fans stellen ja bisweilen gern verrückte Dinge an, um ihr Hobby auszuleben. Da wird gepostet, gebaut, gezeichnet, gephotoshopt, gepodcastet oder auch gefilmt, bis die Schwarte kracht.

In dieser Hinsicht ganz besonders irre, im positiven Sinne, ist anscheinend der 39-jährige Jürgen Kaiser. Drei Jahre Zeit steckte er in die Entwicklung seines Stop-Motion-Fanfilms Star Trek Enterprise: Der Zeitspiegel (2008) und noch einmal acht weitere in den nächsten Teil des Zweiteilers (2016).

Die Stunden, die der engagierte Jungproduzent in seine Projekte investiert hat, lassen sich kaum messen. Noch verrückter erscheint einem das Ganze, wenn man bedenkt, dass Kaiser und seine Freunde die Filme als voll Berufstätige in ihrer knappen Freizeit realisiert haben. Was dabei herausgekommen ist, konnten inzwischen weltweit tausende Fans bewundern. Kaisers Werke waren unter anderem auf der FedCon zu sehen, und sogar im Nachtprogramm von Tele 5.

 

Wie kommt man aber denn eigentlich dazu, Sets in Puppengröße aus Papier, Kunststoff, Holz und Leim zu bauen und die Gliedmaßen von Actionfiguren in höchster Präzision Stück für Stück zu bewegen und zu fotografieren? Warum setzt man sich hin und tüftelt monatelang an einer Geschichte, entwickelt daraus ein Skript, sucht Sprecher, komponiert, mischt und so weiter und so fort? Wegen der Chance, einmal ganz groß rauszukommen, wird das sicherlich nicht geschehen.

Kaiser ist eben Fan aus Leidenschaft, ein Mensch, der sich der Liebe zum Filmemachen, zu Star Trek und neuerdings auch zum Ghostbusters-Franchise verschrieben hat. Im Interview mit der Redaktion des Corona Magazine erzählt der Schweinfurter, was ihn umtreibt.

Reinhard Prahl (RP): Hallo, Jürgen! Du hast dir ja in der Star Trek-Szene mit deinen tollen Filmen einen Namen gemacht. Wie kam es eigentlich, dass du dich auf so eine alte Filmtechnik wie Stop-Motion besonnen hast?

Jürgen Kaiser (JK): Stop-Motion-Filme haben mich schon immer Interessiert. Das fing mit Unser Sandmännchen an und ging über die Jahre weiter mit Sindbads siebente Reise. Die Skelett-Szenen waren für mich sehr spannend, und ich wollte zu gerne wissen, wie die das gemacht haben. Also fing ich an, Making-ofs anzuschauen, um mehr darüber herauszubekommen, wie Filme entstehen, z. B. Tim Burtons Corpse Bride – Hochzeit mit einer Leiche oder die Wallace & Gromit-Reihe.

Als dann Jahre später, im Februar 2005 bekanntgegeben wurde, dass die Serie Star Trek Enterprise gegen Ende desselben Jahres eingestellt werden würde, wollte ich zu gerne etwas Eigenes machen, weil ich die Serie einfach toll finde und auch sehr schockiert war, dass sie bald zu Ende gehen würde! Damals waren die sogenannten Brickfilme sehr aktuell, aber ich wollte etwas Neues ausprobieren und dann eben mit Actionfiguren einen Film drehen.

RP: Deine Filme sind eine ausgefeilte Mischung aus Stop-Motion, Set- und Propbau sowie computeranimierten Spezialeffekten. Entsprechend hat es jeweils Jahre gedauert, Teil 1 und Teil 2 deines Projekts fertigzustellen. Wie kommt man auf die verrückte Idee, so viel Freizeit in ein Hobby zu stecken?

JK: Es ist einfach immer wieder schön zu sehen, wie aus einer Idee etwas Konkretes entsteht. Es macht sehr viel Spaß, und es ist spannend, die Entwicklung des fortschreitenden Prozesses des Films zu sehen, neue Leute kennenzulernen und mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ohne dieses Projekt würde ich einige tolle Leute heute gar nicht kennen, und dafür bin ich sehr dankbar.

RP: Die Erstellung deiner Filme war in dieser hohen Qualität nur möglich, weil du offensichtlich ein Multitalent bist. Du bastelst, baust, schreibst, fotografierst, filmst, photoshopst und führst Regie. Erzähle uns doch einfach einmal wenig über dich!

Jürgen Kaiser

JK: Mein Name ist Jürgen Kaiser ich bin 39 Jahre alt und seit ca. 27 Jahren Star Trek-Fan. Ich bezeichne mich allerdings mehr als stiller Fan.

Star Trek Enterprise: Der Zeitspiegel war bei mir die Lernphase. Mit Star Trek Enterprise II: Der Anfang vom Ende wurde es da schon professioneller, mit richtigen Synchronsprechern etc. Und bei unserem aktuellen Projekt Ghostbusters: Der Stop-Motion Fan Film steigern wir uns nochmal; da werden auch Sets gebaut, deren Umsetzung ohne die Erfahrung aus dem älteren Projekt nicht möglich wären.

RP: Der Zeitspiegel wurde für seine tollen Bilder sehr gelobt, erhielt aber auch für die Synchronisation viel Kritik. Du hast darauf reagiert, indem du für Der Anfang vom Ende talentierte Profisprecher um dich herum versammelt hast. War es nicht schwierig, so vielbeschäftigte Künstler für ein Fanprojekt zu gewinnen?

JK: Sagen wir mal so: Es war etwas leichter, als für Star Trek Enterprise: Der Zeitspiegel Leute zu finden. Bei der Produktion von Der Anfang vom Ende konnte man wenigstens schon etwas vorzeigen und zeigen, dass man ein Projekt auch zu Ende bringt, selbst wenn es mehre Jahre dauert.

Zudem hatte ich sehr viel Glück, dass Sabrina Heuer-Diakow sich für die Rolle von T’Pol beworben hatte und wir uns sofort bei unserem Treffen auf der FedCon sehr gut verstanden haben. Zum Glück konnte ich sie mehr und mehr für das Projekt begeistern. So wurde aus einer Sprecherbewerbung eine Co-Produzentin, und später führte sie mit ihrer Erfahrung Sprecher-Regie und fragte ihre Kollegen, ob sie uns für unser Projekt ihre Stimme leihen könnten.

RP: Du wurdest für Teil 1 und 2 des Films 2008 und 2016 jeweils mit dem »Amateurfilm-Forum Movie Award« und für Teil 2 darüber hinaus noch mit dem »TELE5 Sonderpreis« vom »Camgaroo Award« für den »besten Film über alle Kategorien« geehrt. Wie fühlt man sich, wenn man sich plötzlich so in seiner Arbeit bestätigt sieht?


© Paramount / CBS

JK: Es war schon eine große Ehre, für einen Stop-Motion-Film für den »Camgaroo Award« 2016 überhaupt nominiert zu werden, und dann tatsächlich den Preis für den besten Film über alle Kategorien zu gewinnen. Das Beste an der ganzen Sache war ja natürlich der Gewinn: eine TV-Ausstrahlung bei Tele 5, was dann ja auch am 2. Januar 2017 um 02:00 Uhr nachts passierte.

Als wir dann noch die Einschaltquote von Tele 5 bekommen haben (ca. 70.000 Zuschauer bei einem Marktanteil von 2,5 %), war die Euphorie sehr groß, und ab da war auch klar: Jetzt möchte ich weitermachen, ein neuer Film muss her. Eigentlich war gar kein neues Filmprojekt geplant; nach acht Jahren Produktionszeit war ich froh, diesen Film zu Ende gebracht zu haben. Dann merkte ich aber, dass ich mit Star Trek Enterprise II: Der Anfang vom Ende mehr erreicht hatte, als ich mir jemals zuvor hatte vorstellen können. Wenn man dann noch so viele Ideen im Kopf hat und die gerne verwirklichen will, macht man eben weiter.

RP: Vor einiger Zeit haben bekanntlich CBS und Paramount Pictures ihre Fanfilm-Guidelines nach einem Rechtsstreit mit den Machern von Auftakt zu Axanar angepasst. Eine Fortsetzung deiner Arbeit an Star Trek Enterprise wurde damit so gut wie unmöglich. Wie hast du die Situation damals erlebt?

JK: Star Trek Enterprise II: Der Anfang vom Ende war gerade einmal zwei Wochen auf YouTube, als diese Nachricht kam. Ich hatte damals definitiv Angst und Panik, dass wir den Film nach acht Jahren Produktionszeit wieder würden runternehmen müssen. Der Film wurde für eine kurze Zeit auch tatsächlich von CBS wegen Urheberrechtsverletzung gesperrt. Genauer gesagt wegen der Abmischung, was wir überhaupt nicht verstanden haben, weil gerade diese überwiegend von uns selbst erstellt worden war.

Nach zwei Wochen kam dann die erlösende Nachricht, dass alle Fanfilme, die vor der Veröffentlichung der Richtlinien auf YouTube gestellt worden waren, von CBS geduldet werden. Somit sind wir tatsächlich weltweit der letzte Fanfilm, der auf einer originalen Serie von Star Trek basiert.

RP: Dein neuestes, vielversprechendes Projekt ist ja eben ein Ghostbusters-Fanfilm. Warum ausgerechnet Ghostbusters?

JK: Ghostbusters war eigentlich gar nicht so geplant wie es jetzt produziert wird. Eigentlich wollte ich nur einen kurzen Clip drehen, mit der Fahrstuhlszene aus dem ersten Teil. Aber wir durften ja plötzlich kein Star Trek mehr produzieren, obwohl wir eigentlich bereits eine Online-Serie in Planung gehabt hatten. Die erste Staffel mit fünf Folgen war sogar schon als Drehbuch fertiggeschrieben worden.

Ghostbusters ist ein Film, der mich sehr geprägt und fasziniert hat. Es ist einmal mehr ein Kindheitstraum, diesen Film zu produzieren. Es macht einfach Riesenspaß.

RP: Wie läuft das eigentlich mit den Rechten, zumal ja im März 2021 ein neuer Ghostbusters-Film erscheinen soll? Stehst du da mit Sony in Kontakt?


© Sony Pictures

JK: Ja, ich stehe mit Sony Deutschland in Kontakt, und die Leute da sind sehr begeistert über das Filmprojekt. Sony ist in dieser Sache nicht so streng wie CBS. Da steht man mehr zu seinen Fans und begrüßt Fanfilme. Ich bin gespannt, wie sich das in den nächsten Jahren so weiterentwickelt, zumal wir auch mit Paramount Pictures Deutschland zuerst ein sehr gutes Verhältnis hatten.

RP: Wie weit ist die Arbeit gediegen? Wann dürfen wir mit der Veröffentlich des vollständigen Films rechnen?

JK: Das wird noch eine ganze Weile dauern. Der Film wird ja wieder von uns in der Freizeit produziert und nicht in Vollzeit. Ich möchte wieder etwas Besonders auf die Beine stellen, und das braucht nun einmal Zeit.

RP: Danke für das interessante Gespräch und viel Erfolg mit Ghostbusters, lieber Jürgen.

JK: Ich habe zu danken!