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Corona Magazine #355: Dezember 2020

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Regisseur des Tons: Musikkomponisten des phantastischen Genres: Ennio Morricone


Von Pia Fauerbach

»Filmmusik braucht Raum, um sich entfalten zu können. Der Film muss der Musik Zeit geben, um sich zu entwickeln.« – Ennio Morricone.


by Georges Biard

Ennio Morricone wurde am 10. November 1928 in Rom geboren. Seine musikalische Karriere umfasst ein großes Spektrum an Kompositionen: von absoluter Konzertmusik bis hin zu angewandter Musik, wobei er als Orchestrator, Dirigent und Komponist für Theater, Rundfunk und Kino tätig war. Sein erstes Musikstück schrieb er im Alter von sechs Jahren.

1946 machte er sein Trompetendiplom, das Kompositionsdiplom erhielt er 1954 am Conservatorio di Santa Cecilia unter der Leitung von Goffredo Petrassi.

Ende der 1950er-Jahre schrieb er seine ersten Konzertwerke und arbeitete dann als Arrangeur für die italienische Rundfunkgesellschaft RAI und RCA-Italien. Seine Karriere als Filmmusikkomponist begann er 1961 mit dem Film Il Federale unter der Regie von Luciano Salce.

Im Jahr 1963 schrieb der Komponist gemeinsam mit Roby Ferrante die Musik für Ogni volta. Das Lied wurde von Paul Anka während des Festival di San Remo 1964 zum ersten Mal aufgeführt. Morricone arrangierte und dirigierte den Song. Weltweit gingen über drei Millionen Platten über den Ladentisch, allein eine Million Mal in Italien.

Gemessen an der Gesamtzahl von über 450 Kompositionen für Kino und Fernsehen, komponierte Morricone davon nur 35 Soundtracks für Western. Nach eigener Aussage waren das gerade mal 8 % Anteil seiner Werke. Diese machten ihn jedoch weltberühmt. Besonders durch die Zusammenarbeit mit seinem ehemaligen Schulkameraden, dem Regisseur Sergio Leone.

Was John Williams für Steven Spielberg ist, war Ennio Morricone der Haus- und Hofkomponist für Leone.

Er vertonte die Streifen Für eine Handvoll Dollar (1964), Für ein paar Dollar mehr (1965), Zwei glorreiche Halunken (1966), Spiel mir das Lied vom Tod (1968) und Todesmelodie (1971). 1984 folgte dann noch das Drama Es war einmal Amerika.


Typische Klänge wie Peitschenhiebe, Glocken, Trillerpfeifen oder die Verwendung von italienischen Volksinstrumenten entstanden aus der Not eines sehr kleinen Filmbudgets. Die Vorgaben waren so eng gesteckt, dass man sich zur Aufnahme der komponierten Stücke kein vollständiges Orchester leisten konnte.

Da Leone der Musik immer mehr Raum gab als andere Regisseure, war die Zusammenarbeit mehr als kreativ. Die Zusammenarbeit endete abrupt, als Sergio Leone überraschend 1989 an den Folgen eines Herzinfarkts verstarb.

Der Track Die Ekstase des Goldes aus Zwei glorreiche Halunken ist eine der bekanntesten Kompositionen Morricones. In Jackass Number Two wird die Eröffnungsszene mit dem Musikstück unterlegt.

Die Punkrock-Band The Ramones nutzte bei ihren Konzerten The Ecstasy of Gold als Schlussthema. Metallica verwendet den Track seit 1983 als einleitende Musik für ihre Konzerte.

Ein instrumentales Cover von Metallica erschien 2007 auf dem Morricone-Tribute-Album We All Love Ennio Morricone. Die Metal-Version wurde für einen Grammy Award in der Kategorie Best Rock Instrumental Performance nominiert. 2009 sampelte Coolio das Thema für seinen Song Change.

Der Soundtrack zu Spiel mir das Lied vom Tod ist mit mehr als 10 Millionen verkauften Exemplaren einer der meistverkauften Soundtracks weltweit.

»Er ist nicht nur ein großer Filmkomponist, er ist ein großer Komponist.« – Giuseppe Tornatore

Morricone arbeitete mit vielen Regisseuren zusammen, u. a. Bernardo Bertolucci, Giuliano Montaldo, Lina Wertmuller, Giuseppe Tornatore, Brian De Palma, Roman Polanski, Warren Beatty, Adrian Lyne, Oliver Stone, Margarethe von Trotta, Pedro Almodovar und Roland Joffé.

Neben den italienischen Western gehören Die Schlacht von Algier, Cinema Paradiso, Die Legende von 1900, Die Unbestechlichen, Es war einmal in Amerika und The Mission zu seinen bekanntesten Werken. Zu Morricones bekanntesten Kompositionen gehören The Ecstasy of Gold, Se Telefonando, Man with a Harmonica, Here’s to You, die UK-Nr. 2-Single Chi Mai, Gabriel’s Oboe und E Più Ti Penso.

Von 1964 bis zur Auflösung 1980 war Morricone Teil der Gruppo di Improvvisazione Nuova Consonanza (G.I.N.C.), einer Gruppe von Komponisten, die avantgardistische freie Improvisationen aufführten und aufnahmen.

Seine absolute Musikproduktion umfasst über 100 Stücke, die von 1946 bis 2020 komponiert wurden.

Für die italienisch-französische Komödie Ein Käfig voller Narren und deren zwei Fortsetzungen erschuf Ennio Morricone ebenfalls die musikalische Begleitung.

1970 lieferte der Komponist das Titelthema The Men from Shiloh für die amerikanische Western-Fernsehserie Die Leute von der Shiloh Ranch.


In den Jahren 1974 – 1975 schrieb Morricone die Musik für die italienische Filmproduktion Spazio 1999, der zum Start von Mondbasis Alpha 1 gedreht wurde, während die Originalfolgen Musik von Barry Gray enthielten.

1977 entstand der Soundtrack zu John Boormans Exorzist II: Der Ketzer und Alberto De Martinos apokalyptischen Horrorfilm Inferno 2000 mit Kirk Douglas in der Hauptrolle. 1982 komponierte er die Filmmusik für John Carpenters Das Ding aus einer anderen Welt.

Für die Fußball-Weltmeisterschaft 1978 arrangierte Morricone die offizielle Hymne. Und erhielt seine erste Oscarnominierung für In der Glut des Südens von Terrence Malick, mit Richard Gere in der Hauptrolle. Bei der Oscar-Verleihung 1979 stellte er sich mit Jerry Goldsmiths The Boys from Brazil, Dave Grusins Der Himmel kann warten, Giorgio Moroders 12 Uhr nachts – Midnight Express (dem Gewinner) und John Williams’ Superman: Der Film im Wettbewerb.

Für Red Sonja mit Brigitte Nielsen und Arnold Schwarzenegger in den Hauptrollen schrieb er 1985 ebenfalls die Musik. Der Film erhielt überwiegend negative Kritiken, an denen auch der Soundtrack nichts ändern konnte.


1987 schrieb Morricone zusammen mit den Pet Shop Boys: It Could’t Happening Here und erhielt eine erneute Oscar-Nominierung, diesmal für Mission.

Erneut musste er sich aber geschlagen geben. Der Oscar ging an Herbie Hancocks und seine Musik zu Um Mitternacht. Die Entscheidung darüber war umstritten, da es sich bei dem von Hancock bearbeiteten Soundtrack um nur um eine Bearbeitung handelte, nicht um die Komposition einer neuen Originalmusik.

Der Soundtrack zu Morricones Mission verkaufte sich bereits mehr als 3 Millionen Mal. Morricones Frau Maria schrieb Texte als Ergänzung zu den Stücken ihres Mannes. Zu ihren Werken gehören die lateinischen Texte The Mission


1988 begann Morricone eine kontinuierliche und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem italienischen Regisseur Giuseppe Tornatore und gewann mehrere Musikpreise für seine Partituren zu Tornatores Filmen. So erhielt Morricone eine fünfte Oscar-Nominierung und eine Golden Globe-Nominierung für Malèna. Für Legend of 1900 erhielt er einen Golden Globe Award für die beste Originalpartitur.

»Er hat kein Klavier in seinem Studio, ich dachte immer, dass man bei Komponisten am Klavier sitzt und versucht, die Melodie zu finden. Bei Morricone gibt es so etwas nicht. Er hört eine Melodie, und er schreibt sie auf. Er hört die Orchestrierung komplett fertig.« – Berry Levinson

Seit 1995 komponierte er die Musik für mehrere Werbekampagnen von Dolce & Gabbana. Die Werbespots wurden von Giuseppe Tornatore inszeniert.

Mit Brian De Palma arbeitete der Komponist im Jahr 2000 an Mission to Mars bereits zum dritten Mal zusammen. Bereits die erste Zusammenarbeit an Die Unbestechlichen führten zur Oscar-Nominierung.

In einem Interview mit The Guardian 2001 beschrieb Morricone die guten Erfahrungen, die er mit De Palma gemacht hatte: »De Palma ist köstlich! Er respektiert die Musik, er respektiert die Komponisten. Für Die Unbestechlichen war alles, was ich ihm vorschlug, in Ordnung, aber dann wollte er ein Stück, das mir überhaupt nicht gefiel, und darüber waren wir natürlich nicht einer Meinung. Es war etwas, das ich nicht schreiben wollte – ein Triumphstück für die Polizei. Ich glaube, ich habe dafür insgesamt neun verschiedene Stücke geschrieben, und ich sagte: ›Bitte nicht das siebte!‹, weil es das schlechteste war. Und raten Sie mal, was er gewählt hat? Das siebte. Aber es passt wirklich zum Film.«

 

Während seiner Karriere in Hollywood war Morricone an zahlreichen Projekten beteiligt. Darunter das Gregory-Nava-Drama A Time of Destiny, Frantic von Roman Polanski (1988 – in der Hauptrolle Harrison Ford), Franco Zeffirellis Dramafilm Hamlet von 1990 (mit Mel Gibson und Glenn Close), der Kriminalfilm Im Vorhof der Hölle von Phil Joanou (1990, mit Sean Penn und Ed Harris), Rampage (1987) von William Friedkin und das Liebesdrama Love Affair (1994) von Warren Beatty.

Morricone komponierte seine Musik immer in Rom und lernte nie die englische Sprache. Auch wenn er auch in Hollywood sehr erfolgreich war, hatte er wenig Interesse an der Filmmetropole und legte wenig Wert auf deren Ansehen.

Im Jahr 2001 begann Ennio Morricone eine Periode intensiver Konzerttätigkeit. Er dirigierte seine Filmmusik und Konzertwerke für Symphonieorchester und polyphone Chöre in mehr als 100 Konzerten in Europa, Asien, den USA, Mittel- und Südamerika.

Während seiner langen Karriere hat Ennio Morricone auch viele Auszeichnungen erhalten. Neben dem Goldenen Löwen und dem Ehren-Oscar, die ihm 2003 verliehen wurden, erhielt er acht Nastri D’argento, fünf BAFTAs, sechs Oscar-Nominierungen, sieben David Di Donatellos, drei Golden Globes, einen Grammy Award und einen Europäischen Filmpreis.

2009 wurde Ennio Morricone vom damaligen französischen Staatspräsidenten in den Rang eines Ritters des Ordens der Ehrenlegion erhoben.

Morricone erhielt insgesamt 27 goldene und 7 platinierte Schallplatten, 3 goldene Platten und den Preis der Critica discografica für die Musik des Films Il Prato. Der Soundtrack von Zwei glorreiche Halunken wurde 2009 in die Grammy Hall of Fame aufgenommen. 2010 wurde Morricone mit dem Polar Music Prize ausgezeichnet.

Seine Musik wurde unzählige Male für das Fernsehen und in Filmen wiederverwendet. Besonders Quentin Tarantino setzte die Musik oft in seinen Filmen ein, so in Kill Bill (2003), Death Proof (2007), Inglourious Bastards (2009) und Django Unchained (2012). Aber wurde seine Musik auch u.a. bei Episoden der Simpsons und bei Die Sopranos eingesetzt.

2007 erhielt Morricone den Academy Honorary Award »für seine großartigen und facettenreichen Beiträge zur Kunst der Filmmusik«.

Im gleichen Jahr gab er sein Konzertdebüt am 3. Februar 2007 in der Radio City Music Hall in New York City. Am Vorabend hatte Morricone während der Begrüßungszeremonie des neuen Generalsekretärs Ban Ki-Non ein Konzert mit seinen Filmthemen im Hauptquartier der Vereinten Nationen gegeben.

2009 plante Regisseur Quentin Tarantino ursprünglich, dass Morricone die Musik für Inglourious Bastards komponieren sollte. Aber aufgrund des straffen Drehplans Tarantinos und Morricones vollem Terminkalender konnte die Zusammenarbeit nicht stattfinden. Tarantino verwendete jedoch acht von Morricone komponierte Stücke für den Film, von denen vier auf der Tonspur enthalten waren. Die Stücke stammten ursprünglich aus Morricones Kompositionen für The Big Gundown, Revolver und Allonsanfàn.

Im Jahr 2012 komponierte Morricone das Lied Ancora Qui mit dem Text der italienischen Sängerin Elisa für Tarantinos Django Unchained, ein Stück, das zusammen mit drei bereits vorhandenen von Morricone komponierten Musikstücken auf dem Soundtrack erschien.

Am 4. Januar 2013 überreichte Morricone Tarantino in einer besonderen Zeremonie, die als Fortsetzung des Internationalen Filmfestivals von Rom stattfand, einen Preis für sein Lebenswerk.

2014 wurde Morricone falsch zitiert, als er behauptete, er würde »nie wieder mit Tarantino arbeiten«. Der Komponist und der Regisseur arbeiteten wiederzusammen. Die The Hateful Eight-Komposition gewann 2016 einen Oscar in der Kategorie Beste Originalmusik.


Konzerte gab Morricone zudem ab 2011 in größerem Umfang. So ging er ab November 2013 auf Welttournee. Seine Europatournee wurde von Februar 2015 bis März 2015 mit 20 Konzerten in 12 Ländern fortgesetzt.

Um seine Musik für eine Live-Aufführung vorzubereiten, fügte er kurze Musikstücke zu langen Suiten zusammen. Statt einzelner Stücke, bei denen das Publikum alle paar Minuten applaudieren müsste, hielt Morricone es für die beste Idee, eine Reihe von Suiten mit einer Dauer von 15 bis 20 Minuten zu schaffen, die eine Art Sinfonie in verschiedenen Sätzen bilden – abwechselnd erfolgreiche Stücke und persönliche Favoriten.

Bei Konzertauftritten hatte Morricone etwa 180 bis 200 Musiker und Sänger unter seiner Leitung.

»Filmmusik ist eine der wichtigsten Kunstformen des 20. Jahrhunderts und sie wird immer wichtiger.« Ennio Morricone im Interview mit Klassikinfo.de

Ennio Morricone schrieb auch immer wieder komplette Kompositionen für Serien. Eine der in Deutschland bekannteren ist die für die Low-Fantasy-Produktion Das Geheimnis der Sahara von 1988 mit Andie MacDowell, Michael York und Ben Kingsley.


Außerdem erschuf er von 1985 bis 2001 die Filmmusik für die Mafia-Fernsehserie Allein gegen die Mafia Staffel 2 bis 10, einschließlich der Themen Droga e Sangue, La morale und L’immorale. Morricone arbeitete als Dirigent der Staffeln 3 bis 5 der Serie. Zudem war er musikalischer Leiter des Fernsehprojekts Die Bibel. Ende der 1990er-Jahre arbeitete er zusammen mit seinem Sohn Andrea an den Ultimo-Krimi-Dramen.

Morricone lieferte 2006 die Streicherarrangements auf Steven Patrick Morrisseys Dear God Please Help Me aus dem Album Ringleader of the Tormentors.

Im Jahr 2008 nahm der Komponist Musik für einen Lancia-Werbespot mit Richard Gere unter der Regie von Harald Zwart auf.

Am 6. Juli 2020 verstarb der große Komponist im Alter von 91 Jahren an den Folgen eines Oberschenkelhalsbruchs. Er hinterlässt seine Frau Maria und seine vier Kinder Marco, Alessandra, den Dirigenten und Filmkomponisten Andrea und Giovanni Morricone, einen Filmemacher.

Quellen:

https://www.klassikinfo.de/interview-mit-ennio-morricone-oscar-verleihung/

Adam Sweeting »Mozart of film music? The Friday interview« . Guardian. London. 23.02.2001

Jon Pareles, »The Maestro of Spaghetti Westerns Takes a Bow« . The New York Times. 28.01.2007

https://en.wikipedia.org/wiki/Ennio_Morricone

http://www.enniomorricone.org/

https://www.imdb.com/name/nm0001553/?ref_=fn_al_nm_1

Phantastisches zur Mitternacht

von Frank Hammerschmidt

2018 begann ich neben meinen Produktionen für die freie Szene wie den Zukunfts-Chroniken und den Scary Stories, auch an einer kommerziellen Hörspielreihe mitzuarbeiten, den Midnight Tales. Zu der Zeit waren bereits einige Folgen produziert und ich war sofort Feuer und Flamme. Das Konzept gefiel mir. Wie bei den großen Vorbildern Twilight Zone, Outer Limits oder Black Mirror sollte es hier Geschichten geben, die vielfältig sein und meistens zwar etwas Phantastisches zu bieten haben sollten, aber keinem bestimmten Genre zuzuordnen waren. Vor allem setzte das Team auf die großen Stärken der Hörspiele, mit denen wir aufgewachsen sind: kurz und knackig. Und abwechslungsreich.

Endlich mal etwas vollkommen Neues auf dem deutschen Hörspielmarkt mit einem ganz eigenen Stil, dachte ich mir.


So sollte neben intelligenten und spannenden Krimis, Thrillern und Grusel auch Platz sein für Science-Fiction und sogar Fantasy. Das erste Hörspiel, das ich aus dieser Reihe zu hören bekam, war Morbide Rosen von Erik Albrodt, das ganz in der Tradition von Roald Dahl-Geschichten daherkam. Außerdem stammt eine Vielzahl der Geschichten von der Amerikanerin Julie Hoverson, die extra für diese Reihe von Thomas Rippert ins Deutsche übersetzt werden und in der es auch mal um ungewöhnliche Adaptionen eines Lovecrafts oder Poes geht.

Christoph Piasecki, Kopf von Contendo Media, war eine bunte Vielfalt der Geschichten sehr wichtig und so holte er einige weitere Autoren ins Boot wie Marc Freund oder Thorsten Beckmann und einige mehr.


Meine erste Geschichte zu den Midnight Tales sollte Spurlos werden, die in den 1950er-Jahren beginnt, dann jedoch auch Züge einer Science-Fiction-Erzählung annimmt. Der kleine Sohn einer amerikanischen Familie verschwindet spurlos und es ist bis zum Ende nicht klar, ob er von Außerirdischen oder einem entkommenen Strafgefangenen entführt worden ist. Oder steckt doch etwas ganz anderes dahinter?

Apropos Vielfalt. Es ist schön, dass ich mich bei dieser Reihe so richtig austoben kann. So gingen die nächsten Folgen von mir, Das Glücksdrachen-Tattoo und Hetzjagd, in vollkommen andere Richtungen. Während das Tattoo sich mit der mystischen Seite des gegenwärtigen Chinas auseinandersetzt, handelte die zweite Geschichte von der dunklen Vergangenheit des mittelalterlichen Frankreichs, in dem Hexenverfolgung und Lynchmord noch durchaus üblich waren.

Obwohl erst im März gestartet, hat die Serie in der Corona-Zeit richtig Vollgas gegeben, sodass sich Midnight Tales bereits dem ersten kleinen Jubiläum nähert. Im Oktober ist es dann soweit und ich kehre bei den Folgen 25 bis 28 mit einem Science-Fiction-Setting zurück. In der vierteiligen Dystopie Tote neue Welt (die ich im übrigen ca. ein Jahr vor der aktuellen Corona-Krise geschrieben habe) geht es um eine Gruppe Menschen, die an einem Experiment teilgenommen und sich für drei Jahre auf einer Forschungsstation auf Lanzarote haben »wegschließen« lassen. Nach dieser Zeit ist nichts mehr wie es war. Die Insel scheint menschenleer und die Vögel auf der Insel sind seltsam aggressiv geworden. Ein paar Anleihen an Hitchcocks Die Vögel seien mir da verziehen. Dort findet sich ein Motiv wieder, welches ich schon oft in Geschichten benutzt habe. Eine kleine Gruppe Menschen auf der Reise, die sich durch allerlei Ungemach durchkämpfen muss und dabei die wahre Freundschaft entdeckt. Sehr ausgeprägt war das auch in meiner Mole-Saga, doch ich schweife ab.

Es bleibt auf jeden Fall super spannend und für reichlich Nachschub ist bereits gesorgt.

Zu hören sind die Geschichten auf allen gängigen Streaming-Plattformen und als Download auf den verschiedensten Portalen wie iTunes, Amazon, Audible & Co. Riskiert doch mal ein Ohr!

Perry Rhodan – Auf die Ohren

von Mario Staas

Die Heftromanserie Perry Rhodan sollte eigentlich jeder Science-Fiction-Fan in Deutschland zumindest dem Namen nach kennen. Bücher, Comics, Bausätze und dergleichen sind nicht nur den Fans der Serie ein Begriff. Und natürlich gibt es auch hier Audio-Umsetzungen.

 

Die ersten Versuche wagte im Jahre 1973/74 der EUROPA Hörspielverlag. Dort hatte man bereits sehr früh das Potential der Heftromane und Taschenbücher erkannt. Heikedine Körting, Mitgründerin und Mitinhaberin des Labels, führte wie bei fast allen Produktionen hier die Regie. Die Umarbeitung der Taschenbücher ins Hörspielformat geschah durch den Perry Rhodan-Autor Hans Kneifel.

Für die damalige Zeit waren die drei LPs hochwertig eingesprochen und produziert. Die Titelbilder der Planetenromanausgaben ersetzte man durch optische Kracher von Johnny Bruck aus den Heftromanen. Die drei vertonten Romane waren Planet der Puppen von William Voltz sowie Aufruhr in Terrania und Der Mordplanet, beide von Hans Kneifel.

Da offenbar die Verantwortlichen von EUROPA beim Titel Der Mordplanet einige Bauchschmerzen verspürten, änderte man ihn kurzerhand in Planet des Todes.

Zudem schien bei der Planung und Gestaltung der Cover etwas schiefgegangen zu sein – beide Kneifel-Romane wurden auf den LPs und MCs als von William Voltz verfasst angegeben.

Mit einer Laufzeit von ungefähr 40 Minuten pro Folge bekamen die Perry Rhodan-Fans erstmals kräftig etwas auf die Ohren. Mit gemischtem Erfolg.

Ja, sie sind aus dem Label EUROPA, was ja an sich schon für gehobenere Qualität bei Hörspielen steht.

Allerdings scheint es, als sei trotz Werbung in den Heften aller Auflagen für das neue Produkt der Absatz nicht ausreichend gewesen, um eine Fortführung der Serie zu rechtfertigen.

Die Seite www.hörspiele24.de legte die alten Klassiker als MP3-Versionen neu auf. Leider ist diese Seite nicht mehr erreichbar. Dafür jedoch kann man das Werk auf den einschlägigen Streamingdiensten wie z. B. Deezer ungekürzt genießen.


©: Pabel-Moewig / EUROPA

Dass es lange Zeit keine Neuauflagen gab, lag unter anderem an einem Rechtsstreit mit einem der Musikkomponisten der alten Hörspiele, Carsten Bohn. Übrigens ist dies auch einer der Gründe, warum es die alten Fassungen der Drei ??? mit der alten Musik nicht mehr gibt.

Genießt man die Werke heute, wird man feststellen: Sie sind relativ ordentlich gealtert. Die Soundeffekte waren für die 1970er-Jahre typisch bemüht »spacig«, was aber zur Gesamtstimmung der Geschichten passt.

Die Handlung an sich offenbart dann aber einige klar erkennbare Schwächen. Um ein Taschenbuch mit über 100 Seiten auf eine Hörspielhandlung zusammenschrumpfen zu lassen, bedarf es naturgemäß einiger Änderungen und Kürzungen.

Dabei wurde leider auch etwas am logischen Zusammenhalt der Handlung gerüttelt, so dass es für Menschen, die die zugehörigen Romane oder Perry Rhodan an sich nicht kennen, schwer sein dürfte, dem Plot zu folgen. Hinzu kommt, dass manche Sprecher relativ ähnlich klingende Stimmen haben. So kann es schon vorkommen, dass der geneigte Hörer eine Rolle falsch zuordnet.

Dennoch kann man den ersten Versuch, die größte Weltraumserie der Welt in ein Audio-Format zu bringen, als durchaus gelungen bezeichnen.

Ob es Kindern, die ja als primäre Zielgruppe für Hörspiele gesehen werden, gerecht wird, darf man getrost bezweifeln. Eher dürften sich jugendliche Menschen angesprochen fühlen – und selbstverständlich auch jung gebliebene Zuhörer.

Im Jahre 1983 gab es dann einen weiteren Versuch von EUROPA, Perry Rhodan als Hörspiel zu etablieren. Die ersten 19 Heftromane wurden von H.G. Francis zu Hörspielen umgearbeitet. Francis war damals bereits recht geübt in der Erstellung von Drehbüchern für dieses Medium, wodurch der zweite Versuch dann auch viele Schwächen der vorherigen Hörspiele vermied. Es erschienen zwölf Folgen mit 38 bis 50 Minuten Spielzeit als Musikcassette (MC). Auch diese sind heute bei fast allen Streamingdiensten zu finden.

Drei weitere bereits fertig geschriebenen Folgen, die die Heftromane bis einschließlich Nr. 27 umfassten, wurden nicht mehr vertont.

Auch dieses Mal setzte man wieder auf die von der Heftserie bekannten Titelbilder von Johnny Bruck. Für die verschiedenen Rollen konnte man auf eine Riege erfahrener Sprecher setzen, die man zu Recht als erstklassig bezeichnen darf. So sprach zum Beispiel Uwe Friedrichsen den Titelhelden und Judy Winter die Arkonidin Thora.

Alle Details zu diesen Werken hier aufzuführen, dürfte wohl den Rahmen sprengen – daher sei an dieser Stelle die Perrypedia erwähnt, die unter dem Stichwort Europa-Hörspiele (1980er) alle Details hervorragend zusammenfasst.

Wer die ersten 20 Ausgaben der Drei ??? kennt und mag, dürfte sich bei diesen Perry-Hörspielen sofort heimisch fühlen. Teilweise wird die gleiche Musik, der gleiche Handlungsaufbau, werden die gleichen Sprecher verwendet. Das heißt dann auch, diesen Werken kann auch ein Hörer leicht folgen, der die Heftserie nicht kennt.

Leider waren auch hier Streichungen und Komprimierungen der Handlung notwendig. Was beim Genuss der Werke jedoch kaum auffällt. Man darf sogar behaupten, diese Ausgabe von EUROPA kann man als »Kino für die Ohren« bezeichnen.

Leider war auch dieses Mal der Erfolg nicht ausreichend für eine länger andauernde Serie.

Gründe kann man dafür viele suchen. Es wurde eigentlich nichts falsch gemacht. Durch die Straffung der Handlung hatte H.G. Francis viele nicht mehr zeitgemäße Ausdrücke und Technik streichen können.

Leider sollte es bis 1998 dauern, bis ein neuer Versuch stattfand – den allerdings werde ich in der nächsten Ausgabe mit Folge 2 von »Perry Rhodan – Auf die Ohren« genauer beleuchten.

©: Pabel-Moewig / EUROPA