Ich hab mal einen Killer gekannt: 4 Action Krimis

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Wir saßen wieder im Sportwagen und ich hatte es gerade geschafft, mich in den fließenden Verkehr einzufädeln, als uns ein Anruf aus dem Field Office erreichte. Es war Max Carter aus unserem Innendienst.

„Das Material, aus dem Fabianos Anzug war, ist unter der Markenbezeichnung Avlar-Tex von der Firma Wyndham Special Textile Inc. in Newark zum Patent angemeldet worden. Wenn ihr gerade nichts zu tun habt, solltet ihr dort mal vorbeifahren!“

Über die Freisprechanlage konnten wir beide mithören, was unser Kollege sagte.

„Wir sind schon unterwegs“, sagte Milo.

„Weil wir ja im Gegensatz zu euch Innendienstlern nichts zu tun haben“, ergänzte ich.

„Das ist schön“, erwiderte Max. „Ich habe euch nämlich bereits angekündigt. Die Geschäftsleitung machte einen recht kooperativen Eindruck und will schon mal dafür sorgen, dass die entsprechenden Unterlagen herausgesucht werden.“

„Entschuldigung, Max, habe ich da was nicht mitgekriegt?“, hakte Milo nach. „Welche Unterlagen bitte?“

„Unterlagen darüber, an wen der Stoff bisher verkauft wurde natürlich“, erläuterte Max.

„Wir haben auch was Neues für dich: Der Mann, der sich in der DOLCE VITA BAR nach Jack Fabiano erkundigt hat, ist in unmittelbarer Nähe zum Tatort gesehen worden – und zwar zu einer Zeit, die nach den Erkenntnissen von Dr. Claus noch im Bereich der Tatzeit läge!“

„Das Phantombild ist draußen. Jeder Cop in New York könnte ihn theoretisch sofort erkennen, falls er sich die neuen Fälle eingehend angesehen hat!“

„Warten wir ab, was dabei herauskommt“, meinte ich.

Max gab uns noch die Adresse von Wyndham Special Textile Inc.

Anschließend beendeten wir das Gespräch und quälten uns durch den Verkehr Richtung Lincoln Tunnel, um nach New Jersey zu gelangen.

„Hältst du McGregors Aussage eigentlich für glaubwürdig?“, fragte mich Milo unterwegs.

„Warum nicht? Der Mann scheint keinen anderen Lebensinhalt mehr zu haben, außer dass er seine Umgebung genau beobachtet.“

„Vielleicht will er sich auch nur etwas wichtiger machen, als er ist.“

„Wir mussten ihm doch jedes Detail aus der Nase ziehen“, wandte ich ein. „Und was er sagte, stimmt mit der Spurenlage überein.“

„Die Spurenlage sagt eigentlich nur aus, dass McGregor mit Sicherheit irgendwann Fabianos Wohnung betreten hat und sie wieder verließ, bevor der Mord geschah – denn sonst hätte er Spuren hinterlassen müssen.“

Ich seufzte.

„Auch wieder wahr.“

„Aber mal ehrlich Jesse – nichts gegen aufmerksame Nachbarn, aber möchtest du in der Nähe eines Mannes leben, der dich dermaßen kontrolliert?“

„Wie man sieht schützt das auch nicht davor, ermordet zu werden.“

„Stimmt!“




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Anderthalb Stunden später saßen wir im Büro des Geschäftsführers von Wyndham Special Textile Inc. Er war mit knapp dreißig noch ziemlich jung für die Position, die er erreicht hatte. Er trug einen dreiteiligen Nadelstreifenanzug. Die markanteste Linie seines Gesichts bildete der dünne Oberlippenbart.

„Meine Name ist Agent Jesse Trevellian, FBI“, stellte ich mich vor und deutete auf Milo. „Dies ist mein Kollege Agent Milo Tucker. Wir ermitteln in einem Mordfall, bei dem das Opfer einen Anzug getragen hat, der aus der von Ihrer Firma patentierten Faser mit der Bezeichnung Avlar-Tex bestand.“

„Clayton Bannister“, stellte er sich mit einem kräftigen Händedruck vor. Der Händedruck eines Mannes, der gleich klarstellen wollte, wer der Boss war. „Ihren Ausführungen entnehme ich zu meinem Bedauern, dass unsere Faser ihn nicht schützen konnte. Daher nehme ich an, dass er mit einem Gewehr erschossen wurde.“

„Wie kommen Sie darauf?“

Bannister lächelte geschäftsmäßig. „Wir sind ja nicht die einzige Firma, die daran arbeitet, kugelsichere Gewebe immer – wie soll ich mich da ausdrücken? – tragbarer zu machen. Soldaten oder den Mitgliedern von SWAT-Teams macht es vielleicht nichts aus, dicke Westen zu tragen, die gleichzeitig auch Granatsplitter und was weiß ich noch abhalten können. Aber welcher gefährdete Politiker oder Geschäftsmann will so herumlaufen? Mal davon abgesehen, dass man durch das Tragen eine Sicherheitsweste auch immer gleich zeigt, wie groß die eigene Furcht vor einem Attentat ist, sieht es auch einfach nur erbärmlich aus, wenn die Dinger unter Hemden oder Jacketts hervorquellen und der arme Kerl so wirkt, als hätte er zwanzig Kilo Übergewicht. Und in dem Fall, dass der Träger eine Frau ist, werden die Brüste platt gedrückt, was weder angenehm noch dem Selbstbewusstsein der Betreffenden gut tut, wie ich mir habe sagen lassen. Sicherheit und Stil sind da so etwas wie natürliche Feinde, wenn Sie verstehen, was ich meine.“

„Nun, eigentlich...“

Er schnitt mir das Wort ab, noch ehe ich es richtig ergriffen hatte. „Das Prinzip, nach dem kugelsichere Gewebe funktionieren, wurde vor 250 Jahren von einem französischen Adeligen erfunden. Er trug mehrere feuchte Seidenhemden übereinander und überlebte damit einen Treffer in einem Pistolenduell. Die Kugel vermochte die übereinander gelegten, festen Gewebeschichten nicht zu durchdringen. Damalige Kugeln hatten eine Geschwindigkeit von höchsten 300 Stundenkilometern, das ist heute natürlich anders. Dafür haben sich auch die verwendeten Stoffe weiter entwickelt. Kevlar war ein Meilenstein auf diesem Gebiet, aber längst noch nicht das Ende der Entwicklung! Wir haben mit Avlar-Tex nun ein dem Kevlar sehr ähnliches Material, das aus mehreren sehr dünnen, aber in einem speziellen High-Tech-Verfahren ausgesprochen dicht gewebten Schichten besteht. Das Material ist sehr viel anschmiegsamer als Kevlar und deswegen viel besser geeignet, um daraus Kleidung zu machen.“

„Dann verstehe ich nicht, wieso nicht bereits sämtliche Uniformen von Army und Polizei aus diesem Material sind!“

„Darauf arbeiten wir ja hin – aber der Weg bis zu diesem Ziel dürfte noch ein paar Jahre in Anspruch nehmen.“

„Es gibt also noch Probleme?“, schloss ich.

„Ja. Der Tragekomfort ist noch nicht ausreichend. Auf Grund der großen Dichte schwitzt man stark. Es findet kein ausreichender Luftaustausch statt. Ein guter Kälteschutz ist das Material allerdings auch nicht. Wenn Sie Kleidung daraus machen wollen, die nicht steif wie ein Brett herumsteht, dann dürfen Sie eine gewisse Gewebedicke nicht überschreiten. Diese Gewebedicke reicht aber nur aus, um kleinkalibrige MPi-Munition oder Pistolen- und Revolverschüsse abzuhalten. Jagdgewehre und Schrot natürlich auch. Aber die Austrittsgeschwindigkeit des Projektils bei modernen Sturmgewehren beträgt über 1000 Stundenkilometer. So etwas wird höchstens aus großer Entfernung noch von Avlar-Tex aufgefangen. Ansonsten geht es glatt durch. Und das größte Handicap ist bislang noch der Preis. Wer einen Anzug aus dem Material haben will, muss mindestens zehntausend Dollar auf den Tisch legen.“ Er grinste plötzlich. „Ich habe doch recht oder? Das Opfer wurde durch einen Gewehrschuss getötet?“

„Es war ein Schuss in den Kopf“, erwiderte ich trocken. „Wenn ich Sie richtig verstanden habe, gibt es aber Leute, denen es 10 000 Dollar wert ist, in einem Anzug mit unangenehmen Schwitzklima herumzulaufen, der sie aber zumindest vor Pistolenschüssen schützt!“

„Mit den zehntausend Dollar habe ich nur den Materialwert beschrieben“, sagte Bannister. „Sie müssen auch noch einen Schneider finden, der das außerordentlich dichte Material verarbeiten kann! Das ist nämlich nicht so ganz einfach. Wir sind allerdings mit einem Spezialisten in Kontakt, der für uns Prototypen von Westen, Anzügen oder anderen Kleidungsstücken angefertigt hat, die wir für die ballistischen Tests unserer Entwicklungsabteilung oder einzelne Kunden brauchen.“

„Unser Mordopfer war vermutlich einer Ihrer Kunden“, sagte ich.

„Ich habe nach dem Telefonat mit Ihrem Kollegen Agent Carter eine Liste aller Kunden der letzten zwei Jahre anfertigen lassen.“ Bannister griff zielsicher in eine der Schreibtischschubladen und zog einen Computerausdruck hervor.

 

Dann schob er ihn über den Tisch. Ich nahm das Blatt. Ein paar Dutzend Namen standen darauf. Weder Jay Edgar Fabian noch Jack Fabiano waren darunter.

Ich holte ein Bild von Fabiano hervor und hielt es Bannister hin. „Das ist unser Mann. Leider steht sein Name nicht auf der Liste, aber er könnte den Anzug unter falschem Namen gekauft haben.“

„Also falls er diesen Anzug nicht aus zweiter Hand gekauft hat, was ich für ausgeschlossen halte, dann muss er auf dieser Liste stehen“, beharrte Bannister. „Schließlich sind wir die einzigen Anbieter von Avlar-Tex. Es gibt da zwar ein paar minderwertige Konkurrenzprodukte, aber so wie ich Ihren Kollegen verstanden habe, wurde das Gewebe eindeutig mit unserem Patent identifiziert.“

„Das ist richtig“, nickte ich.

Ich reichte die Liste an Milo weiter. „Dann werden wir wohl oder übel alle Personen auf dieser Liste überprüfen müssen...“

„Wer nimmt denn solche Aufträge bei Ihnen entgegen? Der müsste doch Fabiano nach dem Phantombild identifizieren können!“, glaubte Milo.

„Diese Aufträge nehme ich persönlich entgegen“, erklärte Bannister. „Das mag Sie wundern.“

„Allerdings!“, gestand ich.

„...aber bedenken Sie, dass unser Produkt noch lange nicht serienreif ist. Es gibt nur Einzelstücke und da müssen wir aufpassen, dass die Träger zum Image unserer Firma passen.“

„Also verkaufen Sie nicht an jeden?“, hakte ich nach.

„Richtig. Präsidenten, Schauspieler, Diamantenhändler ja – Mafia-Bosse und Gangster nein. So einfach ist das.“

„Vorausgesetzt, Sie wissen auch mit wem Sie es zu tun haben.“

„Selbstverständlich. Ein gewisses Risiko ist immer dabei. Außerdem kann natürlich jemand eine Anzug im Auftrag für einen anderen bestellen.“ Bannister deutete auf das Phantombild. „Dieser Mann war niemals hier, das kann ich beschwören. Ich habe ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Aber...“

Er zögerte.

„Aber was?“

„Versuchen Sie es doch bei Mister Derek Sheldon, unserem Schneider. Die Anzüge werden maßgeschneidert und Mister Sheldon hat in seinem Metier einen Rang, der es ihm erlaubt, nur Kunden zu bedienen, die sich die Stücke persönlich anmessen lassen. Wenn Ihr Mann also einen Anzug bekommen hat, dann war er auch dort!“

„Dann geben Sie uns bitte die Adresse, Mister Bannister“, forderte Milo ihn auf.




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Derek Sheldons Atelier befand sich in West New York. Es handelte sich um eine ehemalige Fabrikhalle, deren Dach mit reichlich Glas ausgestattet war, sodass ein von Licht durchfluteter Raum entstand. Man hätte fast meinen können, sich unter freiem Himmel zu befinden. Etwa ein Dutzend Mitarbeiter hatte Sheldon angestellt. Überall lagen Stoffballen herum. Offenbar fertigte er auch ganz gewöhnliche Maßanzüge für Leute, die sich das leisten konnten. FBI-Agenten gehörten leider nicht dazu.

Eine schrill wirkende Assistentin mit hoch toupierten blonden Haaren führte uns zu Sheldon.

Wir fassten in knappen Sätzen zusammen, worum es ging und was wir von ihm wollten.

„Ich verarbeite Avlar-Tex nicht sehr gerne“, meinte er. „Dieser Stoff macht einem die Nähmaschinen kaputt. Außerdem braucht man ein Spezialgarn, besondere Nadeln und so weiter.“ Sheldon machte eine wegwerfende Handbewegung. „Allerdings dürfte ich einer der wenigen Schneider sein, die sich überhaupt an das Zeug herantrauen und deshalb werden diese Jobs auch sehr gut bezahlt.“

Ich zeigte ihm das Bild von Fabiano.

„Dieser Mann muss hier gewesen sein, um einen Anzug anzupassen.“

Sheldon warf einen Blick auf das Foto und verzog das Gesicht. „Der sieht ja übel aus...“

„War er hier oder nicht?“, fragte Milo etwas genervt.

Sheldon nickte. „Ja. Das ist Mister Dale Edwards. Ich erinnere mich daran so genau, weil es das einzige Mal war, dass ich gleich zwei Anzüge aus diesem verfluchten Stoff machen musste.“

„Mister Edwards liebte wohl die Abwechslung“, meinte Milo und sah auf der Liste nach, die Bannister uns gegeben hatte. „Dale Edwards steht drauf, Milo. Inklusive Adresse.“

„Nein, der zweite Anzug war nicht für Mister Edwards, sondern seinen Begleiter.“

„Was?“, horchte ich auf. „Wie sah dieser Begleiter aus?“

„Mitte dreißig, dunkelhaarig, gelockte Haare.“

„Dieser Mann?“, fragte ich und zog das Phantombild des Lockenkopfs mit der Maui-Jacke hervor, den McGregor in jener Nacht gesehen hatte, als die Morde an Fabiano und Carter geschahen?“

„Ja, das ist er!“

„Wann war das?“

„Letztes Jahr im Winter. Der jüngere Mann hieß Ribesco.“

„Ein Monty Ribesco steht hier auf der Kundenliste“, stellte Milo fest.

„Richtig! Monty Ribesco, so hat er sich auch vorgestellt. Der ist mir schon deswegen gut in Erinnerung geblieben, weil er eine halbe Stunde auf mich eingeredet hat, damit ich ihm noch einen Sonderwunsch erfülle.“

Ich runzelte die Stirn. „Was für einen Sonderwunsch?“

„Er wollte unbedingt, dass ich ihm eine Winterjacke mit handelsüblichem Kevlar ausstaffiere.“ Sheldon verzog angewidert das Gesicht. „Das war so ein minderwertiges Teil von der Stange...“

Sein Tonfall spiegelte fast so etwas wie Ekel wieder. Eine Jacke im Kaufhaus zu erwerben schien für einen Mann wie Sheldon schon beinahe unanständig zu sein.

„Sie haben uns sehr geholfen“, sagte ich.




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Wir verständigten sofort das Field Office über unsere neuen Erkenntnisse.

Mister McKee war am Apparat.

„Gute Arbeit“, lobte uns der Chef, nachdem wir ihm einen kurzen, mündlichen Bericht geliefert hatten. „Es passt alles zusammen. Wenn Fabiano alias Edwards zusammen mit diesem Monty Ribesco kugelsichere Anzüge orderte, dann spricht doch alles dafür, dass sie Komplizen waren.“

„Darauf läuft es hinaus, Mister McKee“, stimmte ich der Schlussfolgerung unseres Chefs zu.

„Gehen wir mal davon aus, dass Fabiano tatsächlich Carter sein Leben als Sensationsstory angeboten hat, dann müsste Ribesco doch der kalte Angstschweiß ausbrechen!“, warf Milo ein.

Mister McKee war derselben Ansicht. „Stimmt, wenn Ribesco davon wusste ist das in erstklassiges Mordmotiv.“

„Dann sollten wir ihn so schnell wie möglich verhaften“, schlug ich vor.

„Ja, aber das werden Ihre Kollegen erledigen, Jesse. Auch wenn es so aussieht, als würde ich Sie um die Früchte Ihrer Arbeit bringen, aber Ribescos Adresse in Yorkville, die Sie mir gerade durchgegeben haben, ist für ein paar andere Agenten im Moment einfach leichter erreichbar.“

„Bedauerlich. Ich würde Ribesco gerne ein paar Fragen stellen.“

„Das können Sie, Jesse“, gab Mister McKee zur Antwort. „Das können Sie, wenn er in einer unserer Gewahrsamszellen hier im Bundesgebäude sitzt. Vorher habe ich noch etwas anderes für Sie und Milo.“

„Wir sind ganz Ohr!“, versprach Milo.

„Dave Ontario von der SRD hat gerade bei mir angerufen. Es ist ihm gelungen, ein paar gelöschte E-Mails von Brandon Carters Computer zu rekonstruieren, in denen erwähnt wird, dass Carter tatsächlich eine Biographie über das Leben von Jack Fabiano verfassen wollte! Allerdings wurden diese Emails nicht von Carter abgeschickt, sondern von Tasha Grath! Sie hatte offenbar Zugang zu Carters privatem Rechner. Es war auch ein Email Account für sie eingerichtet worden. Sie hat eine Adresse auf einem russischen Email-Server sogar genau darüber informiert wann und wo sich Carter mit Fabiano treffen wollte.“

Eine Adresse auf einem russischen Server – das war eine beliebte Methode, um sich völlig anonym im Internet zu bewegen. Die Chancen, herauszubekommen, an wen Tasha Graths E-Mails letztlich gegangen waren, schien mir ziemlich aussichtslos zu sein. Allerdings lag der Gedanke nahe, dass die Spuren dieses kleinen Datensatzes von Russland aus gleich wieder zurück nach New York geführt hatten.

Zum Mörder von Jack Fabiano und Brandon Carter.

„Sie hat ihn also verraten“, stellte ich fest.

„Ja, Jesse“, stimmte Mister McKee meiner Feststellung zu. „Was Tasha Grath getan hat, ist höchstwahrscheinlich Beihilfe zum Mord. Ich warte nur auf die Bestätigung des Haftbefehls. Fahren Sie nach Paterson und nehmen Sie Tasha Grath fest.“

„In Ordnung, Sir.“

„Aber rufen Sie mich vorher noch mal an, damit ich Ihnen sagen kann, ob das mit dem Haftbefehl über die Bühne gegangen ist.“




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Unsere Kollegen Clive Caravaggio und Orry Medina erreichten einen Wohnblock in der East 96th Street. Ab dem vierten Stock hatte man einen fantastischen Ausblick auf das Jackie Kennedy Reservoir und den Nordteil des Central Park. Außer Clive und Orry nahmen noch unsere Kollegen Jay Kronburg, Leslie Morell und Fred LaRocca an dem Einsatz teil. Schutzwesten und Headsets wurden angelegt.

Das Haus, in dem Monty Ribesco wohnte, gehörte eher zur unteren Preisklasse. Es gab keinerlei Sicherheitselektronik, was für den Komplizen eines Profikillers auch Sinn machte. Schließlich bedeuteten elektronische Überwachungssysteme nicht nur Schutz, sondern auch Kontrolle.

Bei diesem Einsatz war äußerste Vorsicht angesagt.

Schließlich war davon auszugehen, dass auch Monty Ribesco ein Hit-Man war, wie man einen Lohnkiller auch nannte.

Clive, Orry und Fred gelangten mit dem Lift in den fünften Stock und postierten sich vor dem Apartment, das Ribesco als Adresse angegeben hatte. Jay Kronburg und Leslie Morell stiegen in der Zwischenzeit vorsichtig die Feuertreppe empor, die an der Außenwand hinunterführte.

Ribesco hatte offenbar auch an einen Fluchtweg gedacht, aber der war ihm nun abgeschnitten.

Clive hatte darauf verzichtet, Verstärkung von Einheiten der City Police anzufordern, da er der Ansicht war, dass dies zuviel Aufsehen erregt hätte.

 

Männer wie Monty Ribesco waren sehr sensibel und hörten buchstäblich das Gras wachsen, wenn es darum ging, den Cops aus dem Weg zu gehen. Irgendein Streifenwagen, der mit zu hohem Tempo um die Ecke brauste hätte ihn zweifellos misstrauisch gemacht.

Aber jetzt saß er in der Falle.

Clive gab das Signal zum losschlagen.

Orry trat die Tür ein.

Fred LaRocca stürmte als erster mit der Dienstwaffe in der Hand in die Wohnung. Die anderen sicherten ihn ab.

In Ribescos Wohnung sah es aus, als hätte dort ein Orkan gewütet. Sämtliche Möbelstücke waren umgestürzt, die Polster aufgeschlitzt, und der Inhalt der Regale auf den Boden geworfen.

Clive und Orry durchschritten den Raum und drangen bis zu jener Tür vor, die halb offen stand und in einen Nebenraum führte. Vermutlich das Schlafzimmer. Clive pirschte sich vorsichtig heran, stieß die Tür dann ganz zur Seite und senkte die Waffe.

„Hier ist niemand“, meinte er und steckte seine Dienstwaffe zurück ins Gürtelholster.

Unser indianischer Kollege Medina öffnete inzwischen das Fenster, sodass Jay und Leslie dort einsteigen konnten.

„Unser Mann ist offensichtlich nicht zu Hause“, meinte Clive resigniert. Er griff zu seinem Handy und setzte sich mit unseren Kollegen von der SRD in Verbindung. „Ein SRD-Team ist auf dem Weg hier her“, berichtete Clive knapp, nachdem das Gespräch beendet war. „Wir sollen hier in der Zwischenzeit nichts durcheinander bringen!“