Killerrache: Krimi Koffer 9 Romane

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Wir hörten uns noch etwas um und versuchten insbesondere etwas über Kurt Heinrichs, den Waffenverkäufer, herauszubekommen. Einer der Barkeeper wollte ihn vor ein paar Tagen noch gesehen haben. Jemand anders war überzeugt, ihm sogar am heutigen Abend über den Weg gelaufen zu sein.

Ich dachte an die Statistiken über die Unzuverlässigkeit von Zeugenaussagen.

Der breitschultrige Kahlkopf, dem wir schon am Eingang begegnet waren, tauchte plötzlich in unserer Nähe auf.

„Kommen Sie bitte mit, Herr Farkas ist gerade eingetroffen und empfängt Sie.“

„Welche Ehre“, sagte Rudi.

Wir folgten ihm die Treppe hinunter. Dann ging es durch einen Nebenausgang. Wir passierten einen Korridor und wurden schließlich in einen recht großen Clubraum mit Billardtischen geführt.

Jürgen und Olli waren bereits dort.

Farkas war nicht zu übersehen. Er trug einen seiner schneeweißen Anzüge.

„Wollen Sie einen Drink?“, fragte er.

„Nein danke“, antwortete Jürgen für uns alle.

Farkas grinste. „Verstehe, Sie sind ja alle im Dienst. Ich hoffe, Sie versuchen nicht wieder, mir Drogengeschäfte anzuhängen, so wie es das Drogendezernat seit Jahren vergeblich versucht.“ Er lachte rau. „Ich habe gehört, Sie ermitteln in meinem Club. Da interessiert mich natürlich, worum es geht!“

„Es geht um eine Schießerei vor fünf Jahren, hier im ‚Abraxas’“, sagte ich. „Ich nehme an, Sie erinnern sich.“

„Allerdings. Das war ein schwarzer Tag für dieses Lokal. Die gesamte Inneneinrichtung war erst wenige Wochen zuvor erneuert worden, wir hatten eine völlig neue Lichtanlage, die damals natürlich richtig hip war – alles im Eimer!“

„Ich denke, das war nicht der schlimmste Schaden.“

„Nein, Sie haben natürlich Recht. Es gab Tote und Verletzte.“ Benny Farkas zuckte mit den Schultern. „Damals hat die Polizei nicht viel herausgefunden! Haben Sie jetzt etwa neue Erkenntnisse?“

„Mit einer Waffe, die damals benutzt wurde, ist jetzt ein Polizist namens Rademacher erschossen worden“, ergriff jetzt Jürgen Carnavaro das Wort. „Und nun erzählen Sie mir nicht, dass das für Sie noch eine Neuigkeit ist!“

Farkas verzog das Gesicht. „Waffen wechseln den Besitzer, das ist nun mal so. Daran werden weder Sie noch ich etwas ändern.“

„Kennen Sie einen Mann namens Kurt Heinrichs? Er soll sich ab und zu hier aufhalten und einem eine Waffe besorgen, wenn man sie braucht!“, sagte Jürgen.

„Ich kenne meine Gäste nicht persönlich“, antwortete Farkas. „Warum fragen Sie?“

„Eigentlich ist es unsere Aufgabe, die Fragen zu stellen“, erwiderte Jürgen.

Benny Farkas grinste, schnipste mit den Fingern und hielt Jürgen seinen Zeigefinger entgegen. „Klare Regeln – Sie sind gut, Mann!“ Er griff in die Innentasche seines Jacketts und holte eine Zigarre hervor. Bevor er sie in den Mund steckte, sagte er: „Ich möchte feststellen, dass dies kein Teil des Lokals ist und ich deswegen nicht gegen die strengen Anti-Raucher-Bestimmungen verstoßen, wenn ich mir hier eine Zigarre anstecke!“

„Rademacher soll kleine Dealer erpresst haben“, sagte ich. „Er hat sich dabei nicht nur in Euros, sondern auch mit Informationen bezahlen lassen.“

„Davon habe ich nichts gehört.“

„Aber Sie hatten nichts dagegen, dass Rademacher sich hier mit seinen Kollegen gut amüsiert!“

Farkas’ Gesicht wurde eisig. „Man kann sich seine Gäste nicht immer aussuchen.“

„Und wozu haben Sie dann Ihre Türsteher engagiert?“

„Ich bin ein friedlicher Mensch, Herr...“

„Kommissar Kubinke.“

„Aber wenn Sie mir was anhängen wollen, werden Sie Ihres Lebens nicht mehr froh! Ich habe Beziehungen, die weit nach oben reichen.“

„Ihre Drohungen beeindrucken mich nicht.“

„Das werden wir sehen.“







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Ich hielt mich im weiteren Verlauf der Befragung etwas zurück. Anscheinend hatte ich bei Farkas einen wunden Punkt erwischt. Anders war es nicht erklärlich, dass er so ungehalten reagierte. Rudi versuchte aus ihm herauszukitzeln, wie viel er über Rademacher und seine Machenschaften wusste. Aber Benny Farkas wich geschickt aus. Und wir hatten nichts, womit wir ihn festnageln konnten. Auf die Aussage des Go-Go-Girls konnten wir nicht bauen.

Wir blieben noch eine ganze Weile im ‚Abraxas’, aber es kam nicht viel dabei heraus. Immerhin überwogen jetzt die Aussagen, die der Meinung waren, dass Kurt Heinrichs sich schon eine ganze Weile nicht mehr im ‚Abraxas’ hatte blicken lassen.

Es war bereits nach Mitternacht, als wir uns auf den Weg nach Hause machten.

„Mich wundert, dass Farkas nicht die Chance ergriffen hat, ein paar Polizisten, die ihm in der Vergangenheit mit Sicherheit das Leben schwer gemacht haben, mal richtig anzuschwärzen!“, meinte ich.

Rudi stimmte und ergänzte: „Zumal einer davon sich gar nicht mehr wehren könnte.“

Eine Weile sagte keiner von uns ein Wort. Schließlich brach ich die Stille. „Hast du noch Appetit auf einen Fishburger, Rudi?“

„Ist das jetzt dein Ernst oder machst du Witze?“

„Das ist mein voller Ernst, Rudi. Ich möchte noch mal nach Moabit fahren – zu Udo’s Imbiss.“

„Es ist schon ziemlich spät. Morgen im Büro weckt mich nicht einmal mehr Mandys Kaffee richtig auf!“ Rudi seufzte. „Mal ehrlich, was immer dich um diese Zeit in Udo’s Imbiss treiben mag, ich denke, das hat auch bis morgen Zeit.“

„Eben nicht, Rudi. Ich möchte mich dort gerne mal um diese Zeit umsehen. Wer treibt sich da jetzt herum und könnte vielleicht auch in der Tatnacht etwas bemerkt haben?“

„Du meinst, der Aufwand lohnt sich?“

„Keine Ahnung. Aber wenn du nicht willst, bringe ich dich erst an die übliche Ecke. Um diese Zeit ist ja auf den Straßen Berlins nicht mehr ganz so viel los.“

Rudi machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nicht nötig“, meinte er. „Ich komme mit.“







28



Es war halb drei, als wir den Westhafen erreichten. Wir stellten den Dienst-Porsche vor Udo’s Imbiss ab und stiegen aus.

 

In Udo's Imbiss trafen wir ein halbes Dutzend Gäste an. Wir befragten sie der Reihe nach. Eine Krankenschwester war darunter, zwei Männer, die bei der Berufsfeuerwehr waren und ein Nachtwächter, eines nahe gelegenen Wohnblocks.

Menschen, die arbeiteten, wenn andere längst schliefen.

Manche von ihnen gaben an, regelmäßig in Udo’s Imbiss zu sein. Der Mann von der Feuerwehr und eine der Krankenschwestern waren auch in jener Nacht hier gewesen als Rademacher ermordet wurde.

Aber sie waren ihm nicht begegnet.

„Wenigstens haben wir jetzt den Zeitpunkt des Mordes noch etwas mehr eingrenzen können“, meinte Rudi, als wir ins Freie traten. Die kühle Luft hier draußen sorgte dafür, dass ich wieder etwas wacher wurde.

„Überlegen wir mal, was geschehen ist, Rudi“

„Muss das sein, Harry?“

„Rademacher wurde angerufen. Nehmen wir mal an von Gerighauser, der ihm vielleicht gesagt hat: Ich warte auf dich hier draußen!“

„Er wollte nicht in die Imbiss, um später nicht identifiziert werden zu können.“

„Genau, Rudi. Gerighauser war wahrscheinlich schon an der Kaimauer und hat dort auf Rademacher gewartet.“

Wir gingen in Richtung der Kaimauer, wo noch immer die Blutlache zu sehen war und kamen dabei an dem Lagerhaus auf der linken Seite vorbei.

Als wir schon ein paar Meter vorbei waren, hörten wir ein Geräusch, das aus dem Gebäude drang. Irgendetwas schepperte.

„Da ist jemand drin!“, stellte ich fest.

„Sicher nur eine streunende Katze oder so etwas, Harry...“

Ich ging zurück zum Lagerhaus. Das Haupttor war verschlossen. Aber der Seiteneingang, der nur für Personen gedacht war, ließ sich leicht öffnen. Ich nahm die Waffe aus dem Holster und ging hinein.

„Polizei! Ist hier jemand?“

Es war kaum etwas zu sehen. Durch ein paar hohe Fenster fiel etwas Licht. Wieder war ein Geräusch zu hören. Ich wirbelte herum. Eine Bewegung war in der Dunkelheit zwischen zwei großen, zwei Meter hohen Cargo-Kisten zusehen. Rudi fand unterdessen den Lichtschalter.

Die Neonröhren blitzten grell auf.

Ein Mann in einem fleckigen Wollmantel stand zwischen Cargo-Kisten. Er hielt ein Messer in der Hand. Die Augen waren weit aufgerissen. Er zitterte leicht. Offenbar hatten wir einen Obdachlosen gestört, der sich in dem Lagerhaus einquartiert hatte.

„Ganz ruhig“, sagte ich. „Es wird Ihnen niemand etwas tun.“ Der Mann schien das nicht so ohne weiteres glauben zu wollen.

Er blieb in Abwehrstellung.

Ich steckte die Waffe ein und zeigte ihm meine Hände.

„Es ist alles in Ordnung. Wir sind hier vorbeigekommen und haben ein Geräusch gehört. Dass ist alles.“

„Lassen Sie mich einfach gehen“, sagte der Mann.

„Wir wollen Sie nicht mal vertreiben“, sagte Rudi. „Schließlich sind wir vom BKA – und nicht von der Hafenverwaltung.“

Der Obdachlose atmete tief durch und ließ das Messer sinken.

„Übernachten Sie öfter hier?“, fragte ich.

Erst druckste er etwas herum, dann gab er zu, ab und zu in dem Lagerhaus zu übernachten.

Ich fragte ihn nach der Nacht, in der Rademacher ermordet wurde. Wieder druckste er ziemlich herum. Ich ging vorsichtig auf ihn zu. „Wir wollen einfach nur wissen, ob Sie etwas gesehen haben. Ein Polizist wurde in dieser Nacht am Kai ermordet. Wenn Sie da waren, konnten Sie die Blutlache sehen. Auch jetzt ist der Asphalt dort noch immer verfärbt.“

Der Obdachlose schien sich nicht ganz schlüssig zu sein, ob er nun etwas sagen sollte oder nicht. Aber ich hatte sofort das Gefühl, dass er etwas wusste. Er wollte nur nicht in die Sache hineingezogen werden. Vielleicht hatte er schlechte Erfahrungen mit der Polizei gemacht oder fürchtete, wegen irgendwelcher kleinkriminellen Delikte belangt zu werden.

Er atmete tief durch.

„Zeigen Sie mir mal Ihren Ausweis?“, fragte er schließlich.

Ich gab ihm meine ID-Card und er sah sie sich eine Weile nachdenklich an. Eigentlich hatte ich nicht das Gefühl, dass er tatsächlich an unserer Identität als Kriminalbeamte zweifelte. Er wollte Zeit gewinnen. Schließlich gab er mir den Ausweis zurück. „Ich war in der Nacht hier. Ich weiß nicht, welcher Wochentag oder welches Datum es war, da ich keinen Kalender besitze und diese Dinge für mich keine Rolle spielen.“ Er schluckte. „Trotzdem weiß ich genau, welche Nacht Sie meinen. Ich werde sie nämlich nie vergessen. Dazu hat sich alles zu sehr in mein Gedächtnis gebrannt!“

Er blickte förmlich durch mich hindurch. Mit seinen Gedanken schien er wieder in jene Nacht zurückversetzt zu sein, in der Thorben Rademacher ums Leben gekommen war. „Ich war hier drinnen und habe dort hinten, auf der anderen Seite des Raums am Fenster gestanden. Da draußen lungerte so ein Typ herum. Zwischendurch nahm er eine Waffe heraus und fingerte daran herum.“

„Können Sie den Mann beschreiben?“

„Dunkles, gelocktes Haar. Außerdem trug er eine Kette um den Hals mit einem ziemlich großen Kreuz.“

„Das konnten Sie bei der Dunkelheit sehen?“, fragte Rudi verwundert.

„Ja, als er sich gegen die Laterne lehnte und direkt im Licht stand. Probieren Sie es aus! Stellen Sie sich ans Fenster und der andere von ihnen kann sich da draußen genau dort hinstellen, wo der Typ stand.“

Ich zeigte ihm ein Foto von Gerighauser.

„War das dieser Mann?“

„Genau!“

„Erzählen Sie, was geschah.“

„Ich habe mich versteckt. Und einfach abgewartet. Nachdem ich die Pistole gesehen hatte, wollte ich mich nur noch verkriechen. Später habe ich Schritte und Stimmen gehört.“

„Einen Schuss?“

„Nein, da war kein Schuss. Aber es fuhr zweimal ein Wagen davon. Das weiß ich genau. Und der letzte Wagen war mit Sicherheit ein Sportwagen. Ich tippe auf Porsche.“

„So etwas hören Sie?“, fragte ich verwundert.

Er nickte. „Ich war früher mal Mechaniker, bevor... Aber das ist eine andere Geschichte. Jedenfalls habe ich mich schließlich wieder hervorgewagt. Aber da war niemand mehr.“

„Sie haben uns sehr geholfen, Herr...“

„...Thorn. Martin Thorn.“







29



Sebastian Maybaum lenkte seinen Porsche nach rechts und fuhr auf den Parkplatz an der Autobahn, etwa auf halbem Weg zwischen Berlin und Hamburg.

Maybaum stoppte den Wagen.

Ein weiteres Fahrzeug befand sich etwa zwanzig Meter entfernt. Der Motor war abgeschaltet, aber die Scheinwerfer nicht. Eine Gestalt hob sich gegen das grelle Licht dieser Scheinwerfer wie ein Schattenriss ab.

Maybaum schaltete den Motor seines Porsches aus, öffnete die Tür und ging ins Freie. Ein kühler Wind wehte.

„Was soll das Theater?“, rief Maybaum aufgebracht.

Die Gestalt trat dem Kommissar entgegen.

Maybaum stutzte und erstarrte augenblicklich wie eine Salzsäule, als er die Waffe in der Hand seines Gegenübers sah.

Einen Augenblick lang dachte er daran, zu seiner Dienstpistole zu greifen. Sie steckte in einem Gürtelholster auf der linken Seite. Der Griff der SIG Sauer P 226 zeigte nach vorn.

Aber Maybaum wusste, dass er nicht schnell genug sein würde.

In dem Augenblick, in dem er gerade die Waffe gezogen hatte, würde ihm sein Gegenüber bereits die zweite Kugel in den Schädel jagen. Auf die geringe Distanz konnte Maybaum kaum damit rechnen, dass die Schüsse danebengingen.

Der Bewaffnete trug in der Linken eine Flasche Schnaps. Die warf er Maybaum zu.

„Trinken Sie!“, lautete der knappe Befehl.

„Wieso?“

Der Lauf der Waffe hob sich und zeigte nun direkt auf Maybaums Stirn.

„Trinken Sie so viel Sie können. Hören Sie nicht auf, Sie bekommen sonst eine Kugel in den Kopf.“

„Was haben Sie vor, verdammt noch mal?“

„Warten Sie es ab!“







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„Wir haben genau 4.30 Uhr und hier ist Boris Schmitt mit der Sendung ‚Night Talk’ – und wenn Sie mich jetzt hören, dann sind auch einer von den Nachteulen, die einfach keinen Schlaf finden...“

Die Stimme des Radiomoderators drang wie von Ferne in Jörn Peters' Bewusstsein.

Peters saß hinter dem Steuer seines Zwanzigtonners.

Er unterdrückte ein Gähnen und stellte das Radio lauter.

Nicht viel hätte gefehlt und er wäre eingeschlafen.

Es wird Zeit, dass ich nach Hause komme!, dachte er. Aber zuerst musste die Ladung ans Ziel gebracht werden. Das Geschäft war hart und Jörn Peters wusste nur zu gut, wie schnell man draußen war, wenn man die Termine nicht halten konnte.

 

Peters war ein selbständiger Trucker, der auf eigene Rechnung fuhr. Der Truck war sein ganzes Kapital.

Erneut musste er gähnen. Im Radio wurde eine flotte Rock’n'Roll-Nummer gespielt. Peters ließ das Seitenfenster hinunter. Die kühle Nachtluft sorgte dafür, dass er wieder etwas wacher wurde. Ich schaffe es noch!, nahm er sich vor.

Mehr Wunsch als realistische Einschätzung.

Dann tauchte im Kegel der Scheinwerfer plötzlich etwas auf, das wie ein menschlicher Körper aussah.

Jörn Peters trat reflexartig auf die Bremse. Der Truck rutschte über den Asphalt und zermalmte den Körper unter sich. Erst ein ganzes Stück später kam das Gefährt endlich zum Stehen. Mitten auf der Autobahn – das war selbst zu dieser nachtschlafenden Zeit gefährlich. Peters war immerhin noch geistesgegenwärtig genug und schaltete die Warnblinkanlage an. Er schaute aus dem Seitenfenster.

Ein Wagen brauste heran, wich dem Truck in letzter Sekunde aus und fuhr anschließend weiter.

„So ein verfluchter Mist!“, rief Jörn Peters laut aus. Er kletterte aus der Fahrerkabine und lief auf den Toten zu.

Die Räder des Trucks hatten vor allem Kopf und Oberkörper zerquetscht. Der Tote war in einem furchtbaren Zustand.

Peters’ Blick fiel auf das Gürtelholster mit der Waffe. Daneben hing die Polizeimarke am Gürtel.

„Nein“, flüsterte Peters und sank dabei auf die Knie. „Das darf nicht wahr sein!“







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Am nächsten Morgen warteten wir in dem verabredeten Lokal auf Sebastian Maybaum. Wir leisteten uns ein Frühstück und Rudi rief zwischendurch Maybaums neue Dienstelle an. Er hatte sich tatsächlich Urlaub genommen. Sein privates Festnetztelefon wurde nicht abgenommen, sein Handy verwies uns an eine Mailbox.

Schließlich erreichte uns ein Anruf aus der Zentrale. Max Herter war am Apparat und informierte uns darüber, dass Sebastian Maybaum auf der A24 von einem Truck überfahren worden war.

„Das darf nicht wahr sein!“, stieß ich hervor.

„Ist es aber leider“, gab Max zurück. „Die Leiche ist schon in der Gerichtsmedizin. Da wir für den Fall zuständig sind, werden die Kollegen der Ermittlungsgruppe Erkennungsdienst die Sektion vornehmen und in drei oder vier Stunden wissen wir vielleicht näheres.“

Wir ließen uns die genaue Position des Tatorts angeben und machten uns sofort auf, um aus erster Hand zu erfahren, was es mit dem Unfall auf sich hatte.

„Das kann einfach kein Zufall sein!“, meinte ich.

„Du denkst an einen Mordanschlag, der wie ein Unfall aussehen sollte“, schloss Rudi.

„Auf jeden Fall werden wir uns die Umstände genau ansehen. Aber wenn du mich fragst, passt das doch alles zusammen. Maybaum stirbt, bevor er reden kann!“

„Wer sagt dir denn, dass er uns gegenüber wirklich den Mund aufgemacht hätte?“, fragte Rudi.

Ich zuckte mit den Schultern. „So etwas hängt immer davon ab, wie hoch dem Betreffenden das Wasser steht!“

„Bei Maybaum war es offenbar noch nicht hoch genug. Aber nehmen wir mal an, dass Rademacher und Maybaum ihre krummen Geschäfte auch nach ihrer Versetzung einfach weiterbetrieben, wofür zumindest Rademachers finanzielle Verhältnisse ein Beleg sein könnten und dieser Gerighauser wollte sich an den beiden rächen, dann müsste Maybaum doch spätestens nach Rademachers Tod gewusst haben, dass er selbst auch in Gefahr ist!“

„Vielleicht hat er das auch, aber er konnte sich niemandem offenbaren. Schließlich wäre er dann selbst an der Reihe gewesen, Rudi.“

„Könnte dieser Tim Subotitsch noch in der Sache mit drinhängen?“

„Wir werden ihn noch befragen. Heute ist er ja von seinem Lehrgang zurück, wenn ich das richtig verstanden habe.“