Fire&Ice 9 - Luce Suarez

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Sari: FIRE & ICE #9
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"Was ist es, Luce?"

"Ich will, dass Mat die Jungs mitnimmt, aber wie gesagt, er will einfach nicht."

"Und du denkst das ist das Richtige für deine Jungs?", fragte Joey mit gerunzelter Stirn.

"Klar. Es wäre genau das Richtige. Raus kommen, eine Perspektive sehen …"

"Da könntest du recht haben … wo ist das Problem?", hakte er zielsicher nach.

"Mat vertraut ihnen nicht. Er will nicht die Verantwortung übernehmen. Aber es sind gute Jungs, Joey! Du weißt es am besten! Sie haben eine Chance verdient!"

Joey nickte langsam. "Du hast recht. Das haben sie. Wenn nicht sie, wer dann?"

Luce witterte seine Chance. "Komm heute Abend mit. Schau es dir an und überlege es dir. Die Jungs brauchen dich und du könntest ein Auge auf deine Mädels werfen."

Er konnte es in Joeys Kopf fast rattern hören. Schließlich nickte dieser zögerlich.

"Okay. Ich höre es mir an, aber ich verspreche nichts!", sagte er schließlich

"Super! Danke Mann!"

6 Aufgeflogen

TIA

Nachdem Luce gegangen war, wusste sie nichts mit sich anzufangen. Rastlos lief sie in ihrer Wohnung oder besser gesagt Chris' Wohnung, auf und ab.

Chris hatte ihr das Apartment zur Verfügung gestellt, damit sie einen sicheren Rückzugsort hatte. Dafür war sie ihm mehr als nur dankbar. Hier konnte sie entspannen, loslassen, ohne sich Sorgen um Salvatore machen zu müssen.

Nur vor ihren eigenen Gedanken war sie auch hier nicht sicher. Schon gar nicht, wenn sie Luce sogar noch im Raum riechen konnte.

Luces Worte und Taten passten absolut nicht zusammen. Selbst ihre eigene Gefühlswelt war ein absolutes Chaos.

Er und seine ganze verdammte Art gingen ihr unter die Haut, wollten sich in ihr Herz schleichen.

Ihm zu sagen, er sollte sich einfach einen der Geier nehmen, hätte ihr beinahe das Herz rausgerissen. Und das obwohl sie wusste, dass sie niemals die Chance auf eine richtige Beziehung hatte.

Eigentlich hatte sie das auch niemals gewollt. Eine Beziehung passte nicht in ihr Leben.

Da war einfach kein Platz dafür und die Erfahrung hatte sie gelehrt, dass jeder Mensch, den sie liebte, nicht mehr als eine Zielscheibe war.

Eine Schachfigur auf dem Spielbrett anderer Menschen, böser Menschen, die sich jede Schwäche zunutze machten.

Um irgendetwas zutun zu haben oder auch um sich selbst für ihre Gefühlsduselei zu bestrafen, entschied sie sich schließlich, einen Termin beim Waxing auszumachen.

Sie rief in ihrem Stammstudio an und hatte beinahe Glück. Einen Termin bekam sie. Da sie extrem kurzfristig dran war, musste sie sich mit dem Trainee zufriedengeben.

Schlechter Plan wie sich im Nachhinein heraus stellte! Es hatte einen Grund, warum sie sonst immer nur zur Chefin persönlich ging. Die Auszubildende hatte sie nur wieder daran erinnert.

Sie kam gerade aus der Dusche, um die letzten Überreste des Waxes zu entfernen, als es an ihrer Tür klopfte.

Da kaum jemand wusste, wo sie lebt, scherte sie sich nicht darum, wer es war.

"Komm rein, die Tür ist offen", rief sie und trocknete sich weiter ab.

"Verdammt, Tia!", rief Dave, dessen Stimme sie sofort erkannte.

"Hey Dave, alles klar?", fragte sie fröhlich, entzückt über seinen beschämten Gesichtsausdruck.

Jeder der Fire&Ice Jungs war für sie mehr oder weniger Familie.

Zudem mochte sie ihren Körper und hätte nicht gewusst, was sie verstecken sollte.

Natürlich fand auch sie nicht alles an sich perfekt. Welche Frau tat das schon? Sie hatte zu breite Hüften und einen zu üppigen Arsch.

Dafür mochte sie ihren straffen, wenn auch nicht vollschlanken Bauch und ihre große Brust.

Doch dann wandelte sich sein Gesichtsausdruck von beschämt in wütend.

"Was hat er jetzt schon wieder getan!", rief er aufgebracht und kam in großen Schritten auf sie zu.

Ehe sie sich versah, hatte er das Handtuch, das sie gerade um ihren Körper geschlungen hatte, nach oben gerissen.

"Oh … wow, immer langsam, Brauner! So bekommst du mich nicht ins Bett", sagte sie lachend und schlug seine Hände beiseite.

Dave jedoch blieb ernst und sah sie mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Das wird mir langsam zu viel, Tia! Das geht so nicht weiter!", sagte er wütend.

Er fuchtelte wild mit seinen Händen und deutete dabei immer wieder ihren Körper entlang.

"Verdammt schau dich doch an! Wieviel willst du dir noch von ihm gefallen lassen? Deine Beine sehen aus, als wärst du vergewaltigt worden!"

Er klang beinahe hysterisch. Dann griff er nach ihren Schultern und schüttelte sie kräftig.

"Das muss aufhören! Ich will nicht dafür verantwortlich sein, dass dir noch Schlimmeres zustößt!", sagte er eindringlich.

Als sie seinen fast panischen Gesichtsausruck sah, verrutschte ihr Lächeln. Sie nahm seine Hände in ihre und drückte sie leicht.

"Dave … Dave. Hör mir zu, es ist nichts passiert, okay? Alles ist gut."

"Lüg mich nicht an, Tia! Ich sehe doch wie du aussiehst!"

Dann warf sie einen Blick nach unten und sah neben vielen kleinen roten Punkten ein paar mindestens fingerdicke Blutergüsse.

Verdammte Anfänger!

Genau deshalb wollte sie nur zu ihrer Stamm-Waxing-Dame.

Die verriss niemals die Waxstreifen und verursachte somit auch niemals daumengroße Blutergüsse an ihren Beinen. Als wären die ganzen klebrigen Waxrückstände nicht schon genug Ärger gewesen!

Sie lachte auf. Daran hatte sie noch nicht einmal gedacht. "Beruhige dich, Dave. Ich war nur beim Waxen!"

"Tia, erzähl mir keinen Scheiß! Schau nur, wie du aussiehst!"

Er sah ernsthaft verärgert aus.

"Wann haben wir uns zuletzt gesehen?", frage sie ernst. Sie musste ihn davon überzeugen, dass nichts geschehen war, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

"Vor zwei Tagen … ich hab mir Sorgen gemacht, deshalb bin ich hier."

"Und da war alles okay, oder?", fragte sie sanft. Seine Fürsorge rührte sie.

Sie zog ihn an seiner Hand zur Kücheninsel und drückte ihn dann auf einen der Barhocker.

"Ja", brummte er und beäugte sie misstrauisch.

Sie ignorierte ihn und drückte stattdessen auf die Kaffeemaschine, um ihm einen frisch gemahlenen Kaffee zu machen.

"Siehst du, danach bin ich sofort ins Bett gegangen", sagte sie und stellte die Tasse vor ihm ab.

"Da liegt aber noch immer ein Tag dazwischen!", grummelte er und nippte an seinem Kaffee.

"Ja, aber es war nichts. Wirklich. Was du hier siehst ist das Resultat eines wirklich schlechten Waxings." Jetzt ärgerte sie sich noch mehr. Stress mit Dave war das letzte, was sie brauchen konnte. Es war auch so schon immer schwer genug, ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, dass sie alles im Griff hatte.

"Tia, lüg mich nicht an. Es zu verleugnen, ist nicht der richtige Weg, damit umzugehen!" Er fixierte sie mit zusammen gezogenen Augenbrauen.

Wäre das Thema nicht so ernst gewesen, hätte sie lachen müssen.

"Nein wirklich, Dave. Ich würde vielen etwas vorspielen, aber bei dir weiß ich, dass ich dir vertrauen und die Wahrheit sagen kann. Ich schwöre dir, es war nichts. Die blauen Flecken sind einfach nur schlecht gerissene Waxstreifen."

"Und wo warst du dann gestern Abend? Ich war im Club, ich wollte dich sehen. Ich muss einfach wissen, dass es dir gut geht!" Er nahm ihre Hand und drückte sie.

Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass dieses Gespräch eine völlig falsche Richtung annahm.

"Dave…", begann sie und entzog ihm ihre Hand. Dann machte sie einen Schritt zurück.

Dave riss die Augen auf und schüttelte beinahe panisch den Kopf.

"Gott! Nein! Tia, verdammt! Wie kommst du nur auf die Idee? Du bist wie eine kleine Schwester für mich! Außerdem habe ich Theresa! Wir sind glücklich und es ist was Ernstes."

Tia lächelte zaghaft. "Ich weiß nicht … irgendwie … diese Situation eben war einfach komisch."

Auch wenn sie ihm die Nummer mit Theresa nicht abkaufte. Diese Frau war irgendwie unheimlich … Falsch oder unpassend. Genau konnte sie den Finger nicht darauf legen.

Ja, Theresa war schön. Und auch wenn die Sonne problemlos durch ihren hohlen Schädel strahlen konnte, war sie nicht dumm genug, um nicht zu verstehen, welches große Los sie mit Dave gezogen hatte.

Manchmal kam es ihr wie ein Verzweiflungsakt vor, dass Dave sich überhaupt mit ihr abgab.

Sie war ein Geier und nicht das, was Dave wirklich in ihr suchte.

"So war das nicht gemeint. Du bist mir wichtig. Du bist wie Familie für mich, Tia. Und irgendwie habe ich einfach die Verantwortung für dich, verstehst du?"

"Das tust du nicht, Dave."

"Ich weiß davon, ich trage diesen Scheiß mit mir rum und wenn das jemals aus dem Ruder läuft, werde ich mir die Schuld geben, weil ich nicht rechtzeitig eingegriffen habe!"

So war er, übernahm immer die Verantwortung für jeden, aber nicht für sie!

Sie konnte problemlos auf sich selbst aufpassen … brauchte nur manchmal ein bisschen Hilfe, um die Folgen ihres Handelns in den Griff zu bekommen.

"Das ist absoluter Blödsinn! Du bist der Letzte, der daran Schuld hat. Außerdem ist überhaupt nichts passiert. Das hier ist wirklich nur das Resultat einer unfähigen Kosmetikerin."

Sie ging hinüber zum Kleiderschrank und zog sich Jeans und ein Longsleeve über.

Nicht aus Schamgefühl. Er sollte nur nicht weiter über ihre blauen Flecken nachdenken und woher sie sonst meistens kamen.

 

"Und wo warst du dann gestern?"

"Ich war kurz im Club, dann hier."

"Tia … lüg mich bitte nicht an." Dave musterte sie ernst.

"Mach ich nicht. Ich war wirklich hier … frag Luce." Es fiel ihr nicht leicht das zuzugeben, aber Dave würde ihr sonst keine Ruhe lassen.

Zu ihrer Überraschung sagte er aber nichts, sondern nickte nur wissend.

"Ja, ich hab euch schon zusammen gesehen", sagte er und nippte erneut an seinem Kaffee.

"Okay … mehr hast du nicht zu sagen?" Sie ging zu ihm zurück und setzte sich ihm gegenüber.

"Ich glaube, ich finde es gut."

Tia zog eine Augenbraue nach oben. "Aha, und warum das?"

"Er könnte dich da rausholen."

"Nein." Das kam definitiv nicht infrage.

Sie brauchte niemanden, der ihre Kämpfe ausfocht. Schon gar nicht, wenn er ihr etwas bedeutete … was er nicht sollte … verdammt!

"Tia, sei doch vernünftig."

"Nein, Dave. Und du wirst auch nichts sagen, du hast es mir versprochen!"

"Das mache ich nicht. Aber du solltest wirklich mit ihm reden."

"Wir sind nicht zusammen, Dave. Wir haben Spaß, alles beim Alten."

"Bist du dir sicher? Ihr wirkt … sehr vertraut, weißt du?"

Gespielt genervt rollte sie mit den Augen. Es war eine Sache, wenn ihr Herz verrücktspielte und sich auf einmal mehr wünschte, als sie eigentlich wollte, aber eine ganz andere, wenn jemand anderes das mitbekam.

"Natürlich wirken wir so. Wir kennen uns von klein auf, Dave. Wie sollte es da anders sein?", fragte sie und winkte dann ab.

"Es ist nichts. Mach dir keine Gedanken. Musst du nicht los? Ich dachte ihr habt heute euer Monatstreffen?", sagte sie in der Hoffnung, ihn endlich loszuwerden.

Er sah sie noch einmal zweifelnd an. "Du bist ja schon bestens informiert … von Luce nehme ich an."

"Ja, er hat etwas erwähnt und jetzt hau ab, bevor du zu spät kommst. Oder du bleibst und machst mit mir zusammen eine Pediküre. Rosa Nagellack an den Zehen würde gut zu deinem Hauttyp passen."

Schnell stand er auf. Er wusste genau, dass sie ihn dazu nötigen würde, wenn er nicht auf direktem Weg ihre Wohnung verließ.

"Ähm … du hast recht, ich muss los."

"Geht Theresa eigentlich mit nach Talin?", rief sie ihm hinterher.

"Nein, das ist nichts für sie."

Ja, genau so hatte Tia sie eingeschätzt. Talin war nichts für sie und Theresa war nichts für Dave.

Jetzt musste sie nur noch einen Weg finden, das auch Dave begreiflich zu machen.

LUCE

Zusammen mit seinen Jungs und Joey betrat er den großen Konferenzraum in Cats Hotel.

Nina, die neben Ty am Ende des Tisches saß, winkte ihnen sofort. Sie würde sich bestimmt nicht dagegen aussprechen, dass die Jungs mit nach Talin fuhren.

Erst vor wenigen Wochen hatte sie Bilder von Luce und seinen Schützlingen geschossen, während sie in der Garage arbeiteten.

Die Bilder sollten für einen guten Zweck in einem ihrer Kalender abgebildet werden.

Ty war absolut nicht glücklich darüber gewesen. Das wiederrum hatte Luce erst später zu spüren bekommen. Nachdem Nina wie vereinbart zusammen mit Dario in der Werkstatt erschienen war, hatte er sich nichts dabei gedacht.

Zwei Stunden später hatte er einen stinkwütenden Ty im Haus, der ihm die Hölle heiß machte, weil Nina in seinem alten Viertel gewesen war.

Auch in diesem Moment sah Ty alles andere als glücklich aus. Wenn Blicke töten könnten, wären sie alle, inklusive Joey, in diesem Moment umgefallen.

"Joey, was führt dich hierher?", fragte Gregor und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.

"Ich hab gehört, ihr braucht Verstärkung", sagte dieser lachend. Mat, Dave, Brandon und Shane gesellten sich ebenfalls zu ihnen.

"Das ist eine hervorragende Idee!" Shane grinste und schlug seine Faust gegen Joeys.

"Wenn du schon mal hier bist, ich möchte gern Lias Namen und Geburtsdatum in das Tribal einfügen, kannst du es dir mal ansehen?", fragte Brandon und verwickelte Joey sofort in ein Fachgespräch.

Luces Jungs setzten sich wortlos an den Tisch. Ganz in die Nähe von Nina, zu Tys Leidwesen.

"Ich nehme an, das mit Joey war deine Idee", sagte Mat und musterte ihn kritisch.

"Ja, ich dachte, er wäre genau die richtige Unterstützung, falls es mit den Jungs klappt."

"Aha. Und dieser Einfall kam dir ganz spontan?" Mat sah nicht sehr überzeugt aus.

"Ja wirklich. Die Idee kam mir erst heute. Da bin ich gleich zu ihm gefahren", antwortete Luce und verschwieg dabei, dass es sich eher um eine Notlüge gehandelt hatte. Für das eigentliche Problem Tia hatte er noch immer keine Lösung gefunden.

"Ich dachte du warst bei Tia?", sagte Dave und fixierte ihn scharf.

Das verschlug ihm kurzfristig die Sprache. Woher wusste Dave, dass er bei Tia war? Warum interessierte es ihn überhaupt?

"Ähm … ja, danach." Die Blicke der Beiden nagelten ihn an Ort und Stelle fest. Daves war irgendwie wütend oder aufgewühlt. Mats Blick hingegen neugierig und forschend.

Da Mat fast immer so drein sah, konzentrierte er sich lieber auf Dave. "Ja, ich war bei ihr und bin dann zu Joey. Was ist dein Problem?"

Dave zog die Augenbrauen zusammen, winkte dann jedoch ab und ging zu Ryan und Chris, die gerade über irgendetwas stritten.

"Du und Tia also, hm?", sagte Mat, als Luce sich wieder ihm zuwandte. Er hätte wissen müssen, dass er aus dieser Nummer nicht so leicht rauskommen würde.

"Jep. Nur so, just for fun", antwortete er und suchte den Raum nach jemandem ab, der ihn aus diesem Gespräch erlösen würde.

Es war nahezu unmöglich, irgendetwas vor Mat geheim zu halten.

Irgendwie kam er immer allem auf die Schliche.

"Aha. Du warst also bei Tia, nur so, just for fun und bist dann zu Joey gefahren." Mat beobachtete ihn weiter, was ihn nervös werden ließ.

Eigentlich hatte er ein nahezu perfektes Pokerface, aber unter Mats bohrendem Blick war er schon mehr als einmal eingebrochen.

"Ja, genau so."

Dario und Carry betraten mit je einem der Zwillinge auf dem Arm den Raum. Anfang Mai hatte Carry entbunden.

Endlich! Luce hatte sie kurz zuvor bei Darios Krankenhausaufenthalt gesehen und hatte sich wirklich Sorgen gemacht, dass sie irgendwann platzen würde.

Als Luce die vier im Krankenhaus besuchte, schienen aber sowohl Carry als auch Dario sehr erleichtert, dass es endlich vorbei war.

Die Zwillinge waren ausgesprochen hübsch, was eindeutig von Carry kommen musste! Luce hoffte nur, dass sie charakterlich mehr von Dario abbekommen hatten … obwohl … in diesem Fall schwierig zu sagen.

Die Babyparty fand drei Wochen später im kleinen Kreis statt. Wenn er sich richtig erinnerte, hieß der Erstgeborene Colton und das kleine Mädchen Summer. Wetten würde er aber nicht darauf. Er war einfach nicht so der Baby-Typ.

Luce betete, dass Cat auch endlich kommen würde, um alle an ihre Plätze zu scheuchen. Ewig würde Mat sich nicht von der kleinen Familie ablenken lassen.

"Was wollest du denn von Joey?", fragte Mat dann auch schon trügerisch ruhig weiter.

"Reden."

"Worüber?"

"Die Jungs, hab ich doch gesagt." Ungeduldig sah er auf seine Uhr.

"Und dieser Einfall ist dir wann genau gekommen?", fragte Mat.

"Auf dem Weg zu Joey." Wo zum Teufel blieb Cat?

"Und was wolltest du dann ursprünglich von ihm?"

Verwirrt drehte er sich zu Mat. "Na ihn wegen Talin fragen."

"Aber du warst doch schon auf dem Weg, als dir das einfiel." Mat lächelte breit, als Luce verzweifelt mit seinen Händen fuchtelte.

"Vielleicht ist es mir schon bei Tia eingefallen? Ich hab keine Ahnung, Mat." Doch er hatte eine Ahnung und Mats Grinsen sagte ihm, dass er sie auch hatte.

Er war so sehr mit der Suche nach einer passenden Ausrede beschäftigt, dass er kaum mitbekamt, dass Mat weiter sprach: "… dass du mit Joey über Tia sprechen wolltest?"

"Ja. Was? Nein, nein! So war das nicht!" Angestrengt suchte er weiter nach einer Lösung.

"Aha. Weißt du, ich könnte ja mittlerweile fast so was wie eine Partnerberatung aufmachen. Du kannst also jederzeit zu mir kommen, wenn du reden willst", sagte Mat und grinste dabei dreist.

"Ich hab doch gar keinen Partner!" Er räusperte sich, als er bemerkte, wie aufgeregt seine Stimme klang. Verdammt. Tia ging ihm eindeutig zu sehr unter die Haut.

"So ist das also. Du willst mehr von Tia und sie zieht nicht mit? Mann, Luce! Da hast du dir aber wirklich die Richtige ausgesucht!" Mat lachte auf und klopfte ihm auf die Schulter.

"Ich habe überhaupt nichts in die Richtung gesagt!", brummte er und ging zum Tisch.

"Brauchst du auch nicht, ich lese einfach zwischen den Zeilen."

"Dann hör verdammt nochmal auf damit! Steck deine Nase nicht in Angelegenheiten, die dich nichts angehen!", knurrte Luce.

"Du wolltest doch darüber sprechen. Und ich soll meine Nase ja sonst auch immer in deine Angelegenheiten stecken. Als dein Anwalt, als Bewährungshelfer für deine Straßenkids …"

"Tia ist was anderes, verstanden?" Auch wenn er selber nicht genau wusste, was anderes … sie hatte sich irgendwie in ihm festgesetzt.

"Klar und deutlich. Hast du es ihr denn schon gesagt?", stichelte Mat weiter.

"Halt deine verdammte Klappe! Ich will, dass du dich da raus hältst, okay?"

"Oha, so gleich … aber Luce …" In diesem Moment kam Gott sei Dank Cat in den Raum und erlöste ihn von Mats bohrenden Fragen.

Wie immer klatschte sie in die Hände und wies alle an, sich zu setzen.

Luce wartete bis Mat einen Platz gewählt hatte und suchte sich erst dann seinen eigenen weit weg von ihm. Unglücklicherweise saß er dann zwischen Nicky und Trish, die sich permanent über seinen Kopf hinweg unterhielten.

Dieser Abend würde verdammt anstrengend werden!

Trish hörte noch nicht einmal auf, als er versuchte seine Bestellung aufzugeben. Im Gegenteil, sie sprach extra laut weiter.

So ganz hatte sie ihm einfach immer noch nicht verziehen. Sie behauptete, er hätte sie in Talin bevormundet.

Luce nannte es lieber: Auf sie aufgepasst.

Das war auch einer der Gründe, warum er keine Frauen in seinem Leben wollte. Schlussendlich waren sie immer wegen irgendetwas sauer. Ob Mann nun recht hatte oder nicht, ob Mann es gut meinte oder nicht. Das alles spielte bei Frauen einfach keine Rolle.

Wortlos verschlang er sein Essen. Erst hatte er noch überlegt, mit jemand anderem zu sprechen, aber die Stimmen der beiden Mädchen neben ihm machten das nahezu unmöglich. Außerdem traute er sich kaum den Blick zu heben, da Mat ihn genau beobachtete und er auf jeden Fall eine zweite Runde auf dem Mat-Vernehmungsstuhl vermeiden wollte.

Einige Zeit später wurde endlich der Nachtisch abgeräumt und Ryan ergriff das Wort.

"So, wir haben nur noch zehn Wochen und müssen langsam die endgültigen Teilnehmer melden. Wer von euch ist dieses Jahr dabei?"

Alle gaben der Reihe nach ihre Stimmen ab. Dario entschuldigte sich und Carry, aber mit ihrer Teilnahme hatte auch niemand gerechnet. Im Gegenteil, es hätte jeden gewundert, wenn sie mitgefahren wären. Die Zwillinge waren gerade erst ein paar Wochen alt und Dario selbst humpelte immer noch nach seiner erneuten Schussverletzung am Bein.

"Brian hat sich bereit erklärt, für mich mit zu fahren", sagte er abschließend und nickte dann in Richtung des jungen Security Mitglieds, das neben ihm saß.

"Ja, Amy und ich sind dabei", bestätigte dieser und drückte Amys Hand.

"Da wird Alex sich freuen", gab Ryan grinsend zurück.

Auch Logan und Trish bestätigten ihre Teilnahme, dann war Luce an der Reihe.

"Ich kann leider nicht teilnehmen … aus bekannten Gründen." Sandro zuckte unter Luces Blick leicht zusammen.

"Ich möchte aber vorschlagen, die Gruppe zu erweitern. Mit vielen von euch habe ich ja schon vorab gesprochen. Die vier Jungs, die bei mir leben, kennen alle unsere Tricks. Wir trainieren fast täglich zusammen und sie wären eine echte Bereicherung für die immer kleiner werdende Gruppe!"

"Danke Luce. Nicky, wie sieht es bei euch aus?", sprach er weiter.

Ryan befragte die gesamte Runde.

Dario und Carry, Jonas und Kiran und Familie Hill würden dieses Jahr nicht mit von der Partie sein. Auch bei Maya und Shane war es noch nicht ganz sicher.

 

"Nicky, hast du was von deinen Brüdern gehört?", fragte Ryan dann weiter.

"Ja, dieses Jahr kommen sie auf jeden Fall noch nicht mit. Im Moment ändert sich bei allen dreien vieles. Job, Wohnung, Mum … vielleicht können wir es nächstes Jahr nochmal versuchen."

"Okay. Joey?"

"Ich bin dabei, wenn ihr wollt. Mike übernimmt den Laden. Er meinte, er hätte auch jemanden als Aushilfe für den Empfang."

"Gut. Danke Joey!"

"Dann kommen wir zum letzten Punkt. Ich finde Luces Vorschlag prinzipiell gut. Allerdings gefällt mir nicht, dass du selbst nicht mit kannst, Luce. Wie sieht es bei euch aus?"

"Ich habe beim letzten Monatstreffen schon gesagt, dass ich absolut dagegen bin!" Ty wandte sich an die Jungs. "Nichts gegen euch persönlich, aber ich will nichts mehr mit dem Viertel zu tun haben!"

"Wir auch nicht! Was meinst du warum wir versuchen da rauszukommen?" Sandros Stimme war schneidend.

Ty lachte hart auf.

"Ach ja, und deshalb hast du auch einen ganzen Haufen Dope mit dir rumgetragen, für den Luce jetzt eine Bewährungsstrafe bekommen hat?"

"Lass das, Ty! Das ist nicht dein Problem!", ging Luce dazwischen.

Ty stand auf und deutete mit dem Finger auf ihn. "Du machst es gerade zu meinem, Luce! Du bringst sie hierher und willst, dass wir die Verantwortung für einen Haufen kleiner Hobbygangster übernehmen!"

"Nun aber mal langsam!", rief Ryan, als auch Luce aufsprang.

"Okay, wir haben deine Meinung auch gehört, Ty. Gibt es weitere Stimmen?", fuhr Ryan fort, als beide sich wieder gesetzt hatten.

"Ich bin dafür und ich bin auch bereit auf sie aufzupassen", sagte Joey ruhig und nickte Luce aufmunternd zu.

"Ich auch." Ninas zarte Stimme ließ wie immer jeden im Raum verstummen.

"Nina!", knurrte Ty, doch sie lächelte nur der kleinen Bella entgegen, die in ihrem Arm lag. Dann wandte sie sich mit demselben entwaffnenden Lächeln an Ty. "Jeder hat eine zweite Chance verdient, oder?"

Ty sprach leise und schnell auf Nina ein, während Ryan sich schon wieder an den Rest der Gruppe wandte.

"Weitere Stimmen?"

"Wie wäre es mit einem Kompromiss?", schlug Mat vor. "In diesem Jahr nehmen wir die zwei älteren mit. Wenn alles gut geht, können im Jahr darauf alle vier mitfahren?"

Zustimmendes Gemurmel machte sich breit und sogar Ty nickte widerstrebend, nachdem Nina ihn mit dem Ellenbogen in die Seite gestoßen hatte.

"Also dann, sind wir uns einig. In diesem Jahr bekommt unser Team Zuwachs durch Joey, Allesjo und Tysen. Sky, was weißt du von den Setarips?"

Sky lachte dieses harmonische Lachen, das Luce wirklich gern mochte.

Es erinnerte ihn an Tia, nur dass Tias Stimme rauchiger war.

"Naja … du meinst von dem bisschen, das nicht bereits hier ist?"

Die anwesenden Setarips lachten.

"Zoey und John haben abgesagt. Sie sind wieder mal wegen Johns Job geschäftlich unterwegs." Sky klang bedrückt und auch die Art und Weise, wie sie die kleine Marietta an sich drückte zeigte deutlich, dass sie besorgt war.

"Okay, der Rest?", fragte Ryan widerwillig.

Sky schenkte ihm ein beruhigendes Lächeln. "Fabio ist noch in Afrika. Er wird es nicht schaffen, hat er geschrieben. Taylor ist auf jeden Fall dabei, er kommt schon zwei Wochen früher und fliegt dann mit uns von hier aus nach Talin."

"Sehr schön." Ryan wirkte fast ekelhaft zufrieden damit, dass Fabio nicht kommen würde. Und das, obwohl Sky mittlerweile seinen Ring an ihrem schlanken Finger trug und sein Baby auf ihrem Arm.

"Also Jungs, ab sofort zweimal die Woche Training und das nächste Monatstreffen bereits in drei Wochen, damit wir die letzten Details klären können. Ich danke euch allen. Bis bald!"

Eine Weile saßen sie noch zusammen und redeten miteinander. Trish verließ den Stuhl neben ihm, dann hatte auch er die Möglichkeit, mit anderen zu reden.

Kurze Zeit später ließ Dario sich mit Summer auf dem Arm auf dem frei gewordenen Stuhl fallen. Er sah sehr abgekämpft aus, die Zwillinge mussten ihm den letzten Nerv rauben.

"Alles klar bei dir?", fragte Luce ihn und rutschte vorsichtshalber ein wenig von ihm ab. Er hatte gesehen, wie Carry den Babys die Flasche gegeben hatte. Erfahrungsgemäß fingen sie kurz darauf zu kotzen an.

"Ja, alles klar. Aber ich schwöre dir, ich habe mir das Ganze leichter vorgestellt."

Luce runzelte die Stirn. Babys und leicht waren zwei Worte, die einfach nicht in einen Satz passten, sofern es nicht um ihr Gewicht ging.

"Hören sie nicht auf dich?", fragte Luce belustigt und schob seinen Stuhl noch ein Stück zurück, als Dario anfing den kleinen Rücken zu tätscheln.

"Nein. Sie sind noch sturer als Carry!"

Luce lachte und verabschiedete sich dann, bevor Summer sich wirklich noch dazu entschied, ihn vollzukotzen. Immerhin wollte er noch sehen, ob Tia wirklich nicht zu Hause war.

Er unterhielt sich noch mit einigen der Jungs und bedankte sich bei Nina für den Kalender. Er hing in seinem Büro und die Jungs waren mächtig stolz darauf. Sie brauchten solche Ziele.

Dinge, an die sie sich in schlechten Momenten erinnern konnten.

Als die ersten gingen, sah Luce, wie Mat ihn erneut taxierte. Das Letzte, was er jetzt brauchte, war eine weitere Session mit Hellseher-Mat.

So schnell er konnte verabschiedete er sich von allen, rief Mat, der gerade von Dario, Carry und den Zwillingen aufgehalten wurde noch eine Verabschiedung zu und flüchtete dann aus dem Hotel.

Die Strecke bis zu Chris' Club war nicht allzu weit. Kurze Zeit später parkte er den Wagen auf dem großen Parkplatz.

Licht brannte keines in Tias Wohnung, dennoch ging er nach oben und klingelte an ihrer Tür.

Erfolglos. Niemand öffnete. Leider, denn er hätte wirklich gern noch eine weitere Nacht mit ihr verbracht. Sex und dann mit ihr zusammen einschlafen, auch wenn das absolut nicht zu ihrem Arrangement passte.

Er wollte, er brauchte einfach ein kleines bisschen mehr von ihr. Heute würde er es aber nicht bekommen.

Genervt fuhr er nach Hause und nahm sich vor, es am nächsten Abend nochmal zu versuchen.

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