Gegen den Zeitgeist

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Wenn man sich zu der skizzierten Erneuerung entschlösse, könnte man übrigens auch Mitbrüder aus anderen Gemeinschaften einladen und bitten, als »Trainer« behilflich zu sein und dazu vielleicht sogar eine gewisse Zeit lang in das Kloster zu übersiedeln.

Einen Versuch wäre es doch wert, statt zuzuschauen, wie die Gemeinschaft, an die man als junger Mensch geglaubt und der man sich, mit Opfern verbunden, anvertraut hat, stirbt? Im Evangelium erzählt Jesus das passende Gleichnis: »Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum gepflanzt; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Winzer: Siehe, jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Winzer erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er in Zukunft Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen!« (Lk 13,6–9). Wir selbst sind »Feigenbaum« und »Gärtner« in einem, die dann folgende Erholung des Baumes ist ein Versprechen Gottes.

Also, das wäre es: Wir Ordensleute (und entsprechend auch die anderen Einrichtungen der Kirche für Priesterausbildung, natürlich auch die Frauengemeinschaften) sollten unseren »Feigenbaum« neu »aufgraben und düngen«!

Ich füge hinzu: In der Zeit meines Ordenslebens war ich kein großes Vorbild, meine Mitbrüder wissen es. Und auch mir würde, zurück in der Gemeinschaft, ein solches Reformprogramm ziemlich schwerfallen – aber ich würde es zusammen mit den anderen Mitbrüdern versuchen, statt zu warten, ob vielleicht ich jener »Letzte« sein werde, »der das Licht ausmacht«. Der Eintritt ins Noviziat ist mir sehr schwergefallen, aber zu meiner Überraschung war ich in dieser Zeit der ersten Liebe besonders glücklich. Aber am Tag der Priesterweihe, an dem alle von mir große Freude erwarteten, hatte ich Angst angesichts dessen, was da buchstäblich »über mich« gekommen war durch das, was der Bischof mit mir machte. Und ich wundere mich im Rückblick über so manches, was ich in den ersten Priesterjahren nicht sah, und natürlich hatte ich auch meine Krisen. Es erstaunt mich, dass ich diese mehr oder weniger gut überstanden habe. Gerade weil ich mir bewusst bin, wie leicht es hätte anders ausgehen können, verstehe ich jene Mitbrüder, die andere Wege gegangen sind, und urteile nicht über sie. Dass ich Priester geblieben und heute sogar Bischof bin, schreibe ich weder meinem Verstand zu noch meiner Kraft, sondern wirklich einzig und allein der Gnade Gottes. Man könnte auch sagen: Ohne diese bliebe es unerklärbar!

Irgendwas glauben

Es gibt wahrscheinlich nicht wirklich so viele Atheisten wie Menschen, die »irgendetwas« doch noch glauben, aber es nicht ungern sehen, für ungläubig gehalten zu werden. Manche merken nicht einmal, wenn sie ihren Unglauben mit Glauben vermischen wie der Mann, den ich neulich sagen hörte, er sei Atheist und wenn es ans Sterben gehe, werde er »Gott ein Schnippchen schlagen«, indem er seinen Tod selbst bestimme. Viel häufiger ist die Variante, die neulich im Bericht über einen Politiker zu lesen war: Bis zu seinem 13. Lebensjahr sei er jeden Sonntag in die Kirche gegangen und seine streng katholische Großmutter habe ihm das Bewusstsein gegeben, »dass es etwas Geistiges und Überirdisches gebe«. Aber »die Amtskirche« habe ihm auch eine tiefe Angst vor dem Teufel eingeimpft. Darunter habe er als Bub gelitten. So weit der Bericht in der Zeitung.

Solche »Berichte« hört man nicht selten, und ich frage mich dann, ob ich wirklich in derselben Kirche aufgewachsen bin wie z. B. dieser Politiker: Ich habe vom Teufel gehört, aber hatte nie wirklich Angst vor ihm. Umgekehrt frage ich mich, wie man an etwas so ungenau beschriebenes »Geistiges« und »Überirdisches« glauben kann. Was könnte das sein, gibt es einen rationalen Grund, an solche Gespenster-Begriffe zu glauben? Auch habe ich nie die »böse Amtskirche« erlebt, die man zu unterscheiden scheint von einer anderen, vielleicht lieben Kirche? Und was soll die eine oder andere Kirche sein, wenn man ohnehin meint, sie sei reines Menschenwerk, warum misst man ihr dann überhaupt Autorität zu? Fragen, die ich vielen Zeitgenossen gerne stellen möchte. Aber in einem Punkt nehme ich den zitierten Politiker sehr ernst: mit seiner Teufelsangst, denn darüber sollte man wirklich sprechen: Also, was ist mit dem Teufel? Gibt es ihn, wer ist der Teufel, haben wir Grund, ihn zu fürchten, was kann er denn tun, dass wir ihn und damit auch die Hölle – der Begriff gehört dazu – fürchten sollten, und nicht zuletzt: Gibt es einen Schutz gegen ihn? Dieser Schutz liegt auch im Weihwasser und erst recht in den Sakramenten und im ganzen Leben im Glauben.

Abtreibung – und was die Kirche tun sollte!

Wie gut tut es zu hören, dass die Kroaten die »Homo-Ehe« in einem Volksreferendum entschieden abgelehnt haben und jetzt die Definition der Ehe als Verbindung von Mann und Frau in die Verfassung schreiben. Und auch in anderen Ländern beginnen die Menschen, sich gegen Homo-Ehe und die Gender-Ideologie zu wehren. Auch im Kampf gegen die Abtreibung tut sich etwas und es ist vielleicht nur eine Kleinigkeit, aber doch schön zu hören: Heute hat man mich zu einer Kundgebung in den Niederlanden eingeladen, aber ich musste absagen, weil an demselben Tag eine solche Kundgebung auch in Salzburg stattfindet! Vielleicht bahnt sich eine Art »Frühling« an, in dem das Leben erwacht ohne Gewalt und hoffentlich viel erfolgreicher als der bislang missglückte »Arabische Frühling«!

Mit Blick auf diese Entwicklung: Natürlich ist die katholische Kirche ein, letztlich das einzig unbezwingbare Bollwerk zum Schutz des Lebens. Aber dennoch muss man zugeben: Das lebensfeindliche Gift der Abtreibungslobby hat auch Katholiken erreicht und dies in einem unvorhersehbaren Ausmaß. Etwa so, dass in Religionsbüchern nicht mehr klar ist, ob die Frau nicht doch das Recht haben soll, sich für eine Abtreibung »zu entscheiden«. Oder dass ein Bereichslehrer für Religion einer jüngeren Kollegin vorschreiben will, über Abtreibung nur »ergebnisoffen« zu sprechen und nicht die offizielle Lehre der Kirche zu unterrichten. Und ein letztes, selbst erlebtes Beispiel: Bei einer Tagung über Missbrauch meinte der »katholische« Redner, die Kirche müsse endlich ihre Haltung zu Sexualität und auch zu Abtreibung ändern. Meinen Einspruch quittierte die Mehrzahl der Anwesenden mit Buhrufen! Wir hätten nicht Papst Franziskus gebraucht, um zu wissen, was er jetzt der Welt wieder einmal mehr gesagt hat. Aber wie gut, dass er es getan hat und wie:

»Unter den Schwachen, deren sich die Kirche mit Vorliebe annehmen will, sind auch die ungeborenen Kinder. Sie sind die Schutzlosesten und Unschuldigsten von allen, denen man heute die Menschenwürde absprechen will, um mit ihnen machen zu können, was man will, indem man ihnen das Leben nimmt und Gesetzgebungen fördert, die erreichen, dass niemand das verbieten kann. […] Gerade weil es eine Frage ist, die mit der inneren Kohärenz unserer Botschaft vom Wert der menschlichen Person zu tun hat, darf man nicht erwarten, dass die Kirche ihre Position zu dieser Frage ändert. Ich möchte diesbezüglich ganz ehrlich sein. Dies ist kein Argument, das mutmaßlichen Reformen oder ›Modernisierungen‹ unterworfen ist. Es ist nicht fortschrittlich, sich einzubilden, die Probleme zu lösen, indem man ein menschliches Leben vernichtet« (Evangelii gaudium, 213, 214).

Hätten wir es schon gewusst, unnötig, darauf hinzuweisen? Nein, wie gut, dass Papst Franziskus es noch einmal gesagt hat, auch wenn seine Vorgänger es schon gesagt hatten und seine Nachfolger es wieder sagen werden!

Positiv bleibt, dass es kaum einen Priester zu geben scheint, der einigermaßen offen »pro choice« eintritt, erst recht keinen Bischof. Und doch, ganz »heil« ist die Lage trotz allem nicht. Denn man kann das »Nein!« zu Abtreibung nur flüstern, man kann es an ein Gremium delegieren, man kann es in einem Hirtenbrief verstecken! Oder man kann es laut von den Dächern rufen, unermüdlich rufen und prophetische Zeichen setzen, sodass es in der Öffentlichkeit nicht mehr überhört werden kann. Darum geht es und dazu wären drei Schritte nötig, bei denen die Bischöfe als Hirten vorausgehen sollten:

Erstens sollten die Bischöfe den Dialog und die Zusammenarbeit mit Pro-Life-Gruppen suchen und pflegen. Die Bischöfe sollten sich für dieses Thema Zeit nehmen, viel Zeit! Wenn man sich Zeit nimmt für Gremien, in denen nicht selten unkundige Leute über eher unbedeutende Dinge reden, wie viel mehr Zeit sollte man einsetzen, um über den Schutz und die Rettung der Ungeborenen mit denen zu reden, die das Thema Abtreibung nicht nur intellektuell wirklich kennen, sondern auch aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung, erworben im Ringen um jedes Menschenleben, zum Beispiel durch den Straßendienst, »Wissende«. Die Bitten um einen solchen Dialog wurden im Fall des großen, verdienstvollen Pro-Lifers Bernward Büchner, wie ich bestürzt lese, fast immer nur abgelehnt! Aber müsste nicht jeder Christ sozusagen »alles liegen und stehen lassen«, um mitzuhelfen, Menschen zu retten?

Besonders schlimm und ungerecht ist es, sich die Lebensschützer samt und sonders vom Leib zu halten mit Behauptungen, sie seien zu »emotional« und »unsachlich« oder zu »radikal«! Falsch: Über den Massenmord an Kindern kann man nicht »cool« reden. Die Emotion, die das Reden und Handeln begleitet, ist in solchen Fragen einzig die »sachliche, rationale, angemessene Reaktion«. Dasselbe gilt für das abwertend gemeinte Beiwort: »radikale« Abtreibungsgegner! Es gibt viele Bereiche, in denen man nur »radikal« dafür oder auch dagegen sein kann, nicht aber »nur ja nicht radikal«! Man kann nur radikal gegen Völkermord sein und auch radikal für den Glauben an Christus, wobei in diesem Zusammenhang »radikal« niemals Gewalttätigkeit mit einschließt. »Radikal« war Mutter Teresa in ihrem Dienst für die Armen, Franz Jägerstätter war radikal gegen Hitler eingestellt. Ungerecht ist es auch, Leute, die für das Leben und gegen Abtreibung kämpfen, pauschal als Fanatiker oder Psychopathen zu verunglimpfen, mit denen man nichts zu tun haben will und sich besser nicht sehen lässt! Sogar wenn der eine oder andere von ihnen wirklich psychisch nicht im Gleichgewicht sein sollte: Wäre es nicht höchste Zeit, sich selbst zu fragen, ob er oder sie nicht doch zumindest »auch recht« hat? Oder würde man nicht nachschauen, wenn ein solch angeblicher Fanatiker »Feuer!« riefe, weil es vielleicht wirklich brennt und es ohnehin schon nach Rauch stinkt? Werden nicht irgendwann viele von uns versucht sein zu sagen: »Das haben wir nicht gewusst!«, und dabei denken: Wir hätten vielleicht doch auf die »Fanatiker« und »Psychopathen« hören sollen, deren Art uns unangenehm war, dann hätten wir es wissen können! Der erste Imperativ wäre: Die Kirche »muss« sich mit Lebensschützern wie Bernward Büchner solidarisieren und damit zeigen, dass die Kirche das erste und größte Lebensschutzzentrum der Welt sein will und auch ist.

 

Zweitens sollten sich die Katholiken, auch alle anderen Christen, alle, die sehen, was »vor ihren geschlossenen Augen« geschieht, daran erinnern: Die Propheten haben nicht nur geredet, sondern auch Zeichen mit ihrem eigenen Leib gesetzt, die unübersehbar waren und ihre Umwelt zum Nachdenken oder Fragen zwangen. Die prophetischen Zeichen von damals sind für die heutige Welt meist unbrauchbar, aber irgendwie doch ähnlich. Wie damals ist es heute üblich, mit wichtigen Anliegen auf die Straße zu gehen und damit auch in die Medien. Das tun Bischöfe schon jetzt, um an die weltweite Verfolgung von Christen aufmerksam zu machen, oder auch dadurch, dass sie im Fernsehen die Kirche und ihre Lehre verteidigen. In den USA gehen die Bischöfe mit den Pro-Life-Demonstranten auf die Straßen und vor Abtreibungskliniken. Man fragt sich betroffen: Warum führen die Bischöfe nicht auch in Europa jene Großveranstaltungen an, die »pro life« abgehalten werden? Und wo sind all jene, die nicht müde werden, an Verbrechen in der Vergangenheit zu erinnern, und jene, die sich für Erhaltung des Regenwaldes und der Tiere stark machen, oder auch die Mitglieder der vielen und zu vielen »Gremien« in der Kirche und der vielen anderen Organisationen und NGOs, die von sich sagen, sie seien für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung: Wo sind sie, warum helfen sie nicht mit all ihren Kräften, warum gehen sie nicht auf die Straße und fordern den Schutz der Kinder und ihrer Mütter?

Wenn bei einer nationalen Großveranstaltung die gesamte Bischofskonferenz vorausginge, was wäre das für ein gewaltiges und wirkungsvolles Zeichen! Ich habe im Ausland mehrfach erlebt, wie dankbar die Menschen sind, wenn ein Bischof, wenigstens aus einem anderen Land, mit ihnen geht, erst recht, wenn der Bischof einer der Ihren ist, wie ich es in Budapest und in Olmütz schon erlebt habe! Und wenn dann auch noch eine größere Zahl der Domkapitulare, der Ordensschwestern, Priester, politischen Prominenz und natürlich der Mitglieder der »neuen Bewegungen« mitginge und auch derjenigen, die oft und gerne auf Wallfahrten gehen – was für ein prophetisches Zeichen wäre dies!

Drittens sollten die Bischöfe und ihre Theologen nachdenken, ob man das Fest »Mariä Heimsuchung«, die Begegnung von Maria und Elisabeth mit den ungeborenen Kindern unter ihrem Herzen, Jesus und Johannes dem Täufer, nicht neu, sozusagen »erweitert« verstehen und liturgisch feiern könnte als die große Heilszusage Gottes an den Menschen von Anfang an, noch im Schoß seiner Mutter? Dann hätten wir zwei Feste, um der Kleinsten zu gedenken und für sie zu beten: das Fest der Unschuldigen Kinder und Mariä Heimsuchung.

Abtreibung hat es immer gegeben wie den Brudermord seit Kain und Abel, aber vom Gesetz freigegeben, propagiert und mit Steuergeldern finanziert? Wie kann es sein, dass Katholiken, die das Konzil ständig im Munde führen, die Lehre des Konzils, dass Abtreibung Mord ist, ignorieren und, wie schon erlebt, sogar verhöhnen? Ich habe schon von Jugendlichen gehört, die den Mut hatten, das Thema »Abtreibung« für eine schulische Redeübung zu wählen und von Mord zu sprechen, und muslimische Taxifahrer haben in meiner Gegenwart ohne Zögern gesagt: »Abtreibung ist Mord«. Über andere Massenmorde in der Vergangenheit ist die Welt immer noch mehr oder weniger entsetzt. Aber über den Mord an den Ungeborenen heute sollen wir schweigen? Und wir reagieren kaum, wenn eine berühmte französische Schauspielerin öffentlich bekennt: »Ich bin gegen die Todesstrafe, aber für Abtreibung!« Absurd? Ja, aber diese Meinung ist weitverbreitet gerade unter den Promis und ranghohen Politikern! Über mangelnden Mut unserer Vorfahren angesichts bestimmter Verbrechen zu ihrer Zeit sind wir »betroffen« und »schämen uns«, aber obwohl wir heute keine Gestapo und keine sibirischen Arbeitslager zu fürchten haben, bleiben wir mehr oder weniger stumm angesichts dessen, was geschieht, ja es beeinflusst nicht einmal unser Verhalten bei der Wahl. Diese Tragödie schreit nicht nur zum Himmel, sie schreit auch nach einem besonderen Einsatz der Kirche. Zurzeit sind es schon viele Christen, die vorangehen, aber es dürfte keinen Katholiken, keinen Christen geben, der von sich selbst nicht sagen könnte: Ich bin »Lebensschützer« und tue nach meinen Möglichkeiten alles, was ich nur kann, »pro life«!

Und ein letztes Wort: Zur Hirtenaufgabe der Bischöfe gehört es auch, die »Bruchstellen« bei den Katholiken in der Abtreibungsfrage immer wieder anzusprechen. Abgesehen von der moraltheologischen Häresie der Güterabwägung, die Papst Johannes Paul II. in Veritatis splendor gebrandmarkt hat, mit der sich eine Abtreibung immer »bestens« legitimieren kann, kennt man das Grunddogma des fünften Gebotes Gottes zu wenig, wie Johannes Paul II. es in Evangelium vitae, Nr. 57, verkündet hat: Es ist niemals erlaubt, einen Unschuldigen zu töten.

Es sind drei Argumente, denen sich heute viele Katholiken beugen, auch solche, die sonst gegen Abtreibung sind:

1.Abtreibung bei Vergewaltigung

2.Abtreibung bei Behinderung

3.keine Strafe für Abtreibung

Es würde hier zu weit führen, wenn ich diese Punkte nochmals durchargumentierte. Ich beschränke mich daher auf folgende Verweise:

•auf Rebecca Kiessling (und ihre Website) und auch das Zeugnis einer kroatischen Schwester (in meinem Buch »Liebe und Partnerschaft«), die von serbischen Soldaten geschwängert wurde;

•auf mein eigenes Zeugnis (man kann mit einer Hasenscharte, die trotz heutiger OP-Technik laut statistischen Angaben immer noch häufig als legitimer Grund zur Abtreibung genannt wird, Bischof werden);

•auf einen österreichischen Bischof, der öffentlich sagte: »Niemand will die Strafe«, was aber logisch durchdacht so viel wie Fristenlösung heißt.

Eine Liebesgeschichte

Von der Liebe gibt es viele Geschichten und wenn man aufmerksam lauscht, erzählt das Leben besonders schöne Geschichten von Ehe und Liebe, nicht nur Shakespeare und Aitmatow!!

Eine solche Liebesgeschichte habe ich kürzlich erlauscht, erzählt von einer heute alten Frau, die eine Zeit lang meiner Mutter half, auf mich aufzupassen, als ich noch ein kleiner Junge war. Ich liebe sie noch heute und erinnere mich daran, wie ich, noch ein Kind, voll Staunen, aber auch mit einem geheimnisvollen Verstehen des mir eigentlich noch nicht Verstehbaren das Erwachen ihrer Liebe zu ihrem späteren Mann miterlebte, einer Liebe, deren »Tonfall« die beiden, bis der Tod sie schied, beibehalten haben.

Dazu passt nun die folgende Geschichte: Sie hatte vor Kurzem einen Herzinfarkt bekommen, kam in die Klinik und die Ärzte legten zur Diagnostizierung einen Herzkatheter. Den Vorgang beobachteten sie auf einem Bildschirm, aber auch die Kranke durfte zuschauen. Am Ziel angelangt, sagte der Arzt: »Jetzt bin ich in Ihrem Herzen!« Die Patientin antwortete schlagfertig und charmant: »Nein, mein Herz ist schon besetzt!« Und als sie mir diese Geschichte erzählte, lächelte sie und blickte zärtlich zu ihrem Mann hinüber, der neben ihr saß. In meinen Augen war sie für einige Augenblicke lang wieder die junge Frau, die ich aus meiner Kindheit kannte. Ihr Mann liebte sie noch wie damals, und ich auch, auf meine Weise.

Fragen zum Religionsunterricht

Es ist eigentlich erstaunlich, dass es den konfessionellen Religionsunterricht in österreichischen Schulen immer noch gibt trotz der breiten gesellschaftlichen Abwendung von der Kirche und ihrem Glauben und trotz der sich ausbreitenden Gleichgültigkeit oder sogar Gehässigkeit gegenüber der Religion, vor allem gegenüber der katholischen Kirche.

Heute kommt ein administratives Problem hinzu: Die Zahl der katholischen Kinder und Jugendlichen sinkt, ihre Eltern oder sie selbst melden sich vom Religionsunterricht ab und für die Schule ist es organisatorisch schwierig bis unmöglich, für eine Handvoll katholischer Kinder einen entsprechenden Unterricht anzubieten.

Dazu kommt auch noch eine »ideologische« Verunsicherung: Wenn alle Religionen gleich oder fast gleich sind, wenn alle »denselben Gott« anbeten und zudem Toleranz eine besonders wichtige moralische Tugend ist, warum machen die Fundamentalisten und Traditionalisten so viel Schwierigkeiten und öffnen sich nicht der naheliegenden Konzeption eines Religionsunterrichts, der von einigen oder am besten von allen Religionsgemeinschaften in Kooperation angeboten wird? Unter diesem versöhnenden Dach sollten mindestens alle Christen, wenn möglich auch andere Religionen, besonders die Juden, aber auch die Muslime zusammenarbeiten und den Schülern den doch gemeinsamen Begriff von Gott und seinem Willen vermitteln. Warum nicht dieses neue, zeitgemäße Zusammenrücken der Religionen in der einen, heutigen Welt? Das wäre billiger, nicht so kompliziert für den Schuldirektor und würde zudem das gegenseitige Kennenlernen und Tolerieren fördern. Viele Fliegen auf einen Schlag erledigt, ein Grund zur Freude!

Oder doch nicht, obwohl die Idee ohne Zweifel gut klingt und verführerisch ist. Warum und in welchem Sinn?

1.Sind alle Religionen letztlich ein und dieselbe, ist der Gott der Juden und Christen derselbe Gott wie »Allah«? Der Gott, der sich als zärtlicher Vater offenbarte, gegenüber Allah, der weit weg ist und unmenschliche Aufträge erteilt?

2.Wie werden die jeweils anderen Religionslehrer Themen oder Fragen der Kinder beantworten, wenn es um die Eucharistie, das Sakrament der Beichte, um historische Fragen wie die nach den Kreuzzügen und Ketzerverfolgungen oder auch um moralische Themen wie Abtreibung, Homosexualität, Verhütung und vieles andere geht?

3.Werden die katholisch getauften Kinder am Ende ihres Religionsunterrichts ihren eigenen Glauben auch nur einigermaßen kennengelernt haben, geschweige denn noch glauben und ihn mutig in einer heidnischen Umwelt bekennen, oder gar Verständnis für Märtyrer aufbringen, die für diesen Glauben der Kirche gestorben sind?

4.Auch wenn das Programm eines solchen multikonfessionellen Unterrichts von den Lehrkräften »Respekt vor dem jeweils anderen, korrekte Lehre, die den anderen nicht ›heruntermacht‹«, verlangt: Wie realistisch ist eine solche Idealvorstellung angesichts der Tatsache, dass die Religionslehrer sehr oft den eigenen Glauben, den sie lehren sollen, selbst nur bruchstückhaft kennen und schon gar nicht selbst für wahr halten? Ist es nicht doch sehr wahrscheinlich, dass die eigene Religion beim Schüler nicht »ankommt«?

Es wäre und ist eigentlich ein ideales Zusammenspiel von Kirche und Staat, aber es gelingt nur, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das Ziel ist der Schüler, der den katholischen Glauben nur kennt, aber nicht glaubt, obwohl dies die Kirche natürlich wünschen darf. Dies ist heute schwierig geworden, u. a. wegen der vielen nicht katholischen Schüler. Unter diesen Umständen ist der katholische Religionsunterricht schwierig umzusetzen. Daher entstand die Idee, mit den »anderen Religionslehrern zusammenzuarbeiten« in kooperativ-dialogischen Formen eines konfessionellen Religionsunterrichts.

Die Kirchen wollen »aktiv auf die Veränderungen zugehen«, die durch die Pluralisierung der religiösen Landschaft und demografische Faktoren entstanden sind, und die Religionsgemeinschaften wollen beim konfessionellen Religionsunterricht stärker als bisher kooperieren und können dabei auf bereits bestehenden Modellen aufbauen. Es gehe um »standortspezifische Lösungen«, damit der konfessionelle Religionsunterricht schulorganisatorisch überhaupt durchgeführt werden könne. Man sagt: »In den kompetenzorientierten Lernzielen haben wir eine gemeinsame Vision von Religion«, und somit einen Anknüpfungspunkt für eine stärkere Zusammenarbeit über Konfessionsgrenzen hinweg. Ziel sei dabei auch ein gemeinsamer Leitfaden der Kirchen und Religionen für die religiöse Gestaltung diverser schulischer Feiern und Anlässe. Man verweist dabei auf die sogenannten »religiösen Kompetenzen«, die im Zuge der Reform der Reifeprüfung von Kirchen und Religionen gemeinsam erarbeitet wurden.

 

Der Religionsunterricht sei insgesamt »gut organisiert und mit niveauvollen Lehrplänen und Religionsbüchern ausgestattet«, so der in Innsbruck lehrende Kirchenrechtler Wilhelm Rees.

Das Selbstverständnis des konfessionellen Religionsunterrichts bestehe darin, dass dieser »junge Menschen dazu befähigen [müsse], ausgehend von eigener Identität durch die Differenzen hindurch Gemeinsames zu finden in einer pluralen Gesellschaft«.

Es sei gelungen, dass sich alle Kirchen und Religionen gemeinsam auf insgesamt 14 Kompetenzen im Lehrplan für den Religionsunterricht in der Sekundarstufe II (Oberstufe) und für die Matura (Abitur) geeinigt haben.

Mit Zustimmung von Eltern, Schülern, Schule und Kirchen werden dabei Kinder unterschiedlicher Konfession gemeinsam unterrichtet.

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