Internationale Beziehungen

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Globalgeschichte der internationalen Beziehungen II: Vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis nach dem Ost-West-Konflikt

Inhalt

 2.1 Die Ordnung der Alliierten Konferenzen

 2.2 Regionale Konflikte und die Formierung des Ost-West-Konflikts

 2.3 Die wichtigsten globalen Trends und Entwicklungen von den Alliierten Konferenzen bis Mitte der 1960er Jahre

 2.4 Alternative Blockbildung und Spannungen innerhalb der Blöcke

 2.5 Entspannungspolitik: Partielle Ost-West-Kooperation (1963–1979)

 2.6 Globale Effekte der Dritten Demokratisierungswelle ab 1974

 2.7 Das Ende der Entspannungspolitik und Rüstungswettlauf (1979–1988)

 2.8 Die Ordnung nach dem Ost-West-Konflikt

 2.9 Friedenssicherung im Schatten des unipolaren Moments und der wachsenden Autorität internationaler Organisationen

 2.10 Die wichtigsten globalen Trends und Entwicklungen (1990–2015)

 2.11 Demokratisierungstrends, Bürgerkriege und Friedenssicherung im Nahen und Mittleren Osten und Südwestasien

 2.12 Aufstieg der Schwellenländer

  Übungen

  Verwendete Literatur

Überblick

Dieses Kapitel vermittelt grundlegendes Wissen zu den empirischen Trends und Entwicklungen der globalen internationalen Beziehungen zwischen 1945 bis heute. Es zeichnet die Entwicklung des Ost-West-Konflikts und seine globalen Auswirkungen nach, identifiziert dessen Phasen und zeigt, welche Effekte die zentralen empirischen Trends – Blockbildung und Dekolonisation – auf die Organisation der internationalen Beziehungen mit der sich selbst so bezeichnenden „Dritten Welt“ hatten. Das Kapitel beschreibt Demokratisierungs- und Bürgerkriegstrends nach dem Ende des Ost-West-Konflikts und institutionelle Antworten darauf.

Die Ordnung der Alliierten Konferenzen

Die Staatenwelt ging aus dem Zweiten WeltkriegZweiten Weltkrieg mit Millionen von Toten und einer unglaublichen Zerstörung hervor. Von den alliierten Mächten stiegen die USA als diejenige Macht auf, die die internationalen Beziehungen unmittelbar dominierteDominanz der USA nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie hatte militärisch und wirtschaftlich weit weniger Verluste zu verzeichnen als die europäischen Staaten oder die Sowjetunion. Wirtschaftlich und technologisch – das hatte unter anderem der Einsatz der Atombombe gegen Japan gezeigt – waren die USA anderen Staaten mit großem Abstand überlegen. Großbritannien und Frankreich als europäische Weltmächte hatten dagegen stark an Einfluss eingebüßt. Ihre jeweiligen Kolonialreiche zerfielen.

Der Zweite WeltkriegZweite Weltkrieg endete nicht mit einem großen internationalen Friedensvertrag vergleichbar mit der Wiener KongressWiener Kongressakte oder den Versailler VerträgeVersailler Verträgen. Die einsetzende Blockbildung ab 1947 verhinderte einen solchen Friedensvertrag. In Europa fehlte ein solcher Vertrag bis zum 2+4 Vertrag (1990) ganz. Mit Japan wurde 1951 ein Friedensvertrag geschlossen, mit Österreich 1955. Das heißt aber nicht, dass es deshalb keine Nachkriegsordnung vergleichbar mit dem Wiener KongressWiener Kongress oder VersaillesVersailler Verträge gab. Auf den Konferenzen von TeheranKonferenz von Teheran (1943), JaltaKonferenz von Jalta (1944) und Konferenz von PotsdamPotsdam (1945) erzielten die Alliierten eine Einigung über wichtige Verhandlungsgegenstände, die eine Grundlage für eine Nachkriegsordnung darstellten (vgl. Tabelle 2.1)Alliierte Konferenzen als Grundlage für Nachkriegsordnung. Gegenstand der Verhandlungen war nicht nur die Neuordnung in Europa, sondern auch die in Asien und im Nahen und Mittleren Osten.


Teheran (1943)Roosevelt, Churchill, StalinJalta (1944)Roosevelt, Churchill, StalinPotsdam (1945)Truman, Churchill/Attlee, Stalin
GegenständeInvasionspläne, Teilung DeutschlandsVerwaltung Deutschlands, Reparationen, Gebietsabtretungen an Polen
ErgebnisseBestätigung der Grenzen der Sowjetunion nach dem Hitler-Stalin-PaktAufteilung Osteuropas in Einflusssphären:Rumänien: US 90% – andere 10%Griechenland: GB 90% – RUS 10%Jugoslawien, Ungarn: RUS 50% – andere 50%Bulgarien: RUS 75% – andere 25%Bestätigung der polnischen Verwaltung über deutsche Gebiete westlich Oder-Neiße-Linie
Unabhängigkeit Finnlands, JugoslawiensKriegseintritt Russlands gegen Japan, Bündnis mit ChinaAufteilung Deutschlands in Besatzungszonen
Unabhängigkeit des Iran nach Besetzung durch britische und sowjetische TruppenAtlantik-Charta
EreignisseKapitulation Italiens und Kriegserklärung Italiens an Deutsches ReichAlliierte Invasion in FrankreichAtombombenabwurf auf Hiroshima und Nagasaki August 1945

Verhandlungsgegenstände und Ergebnisse der Alliierten Konferenzen

Die Alliierten Konferenzen

 beinhalteten Regelungen zur territorialen Eindämmung Deutschlands und Japans. Damit verbunden waren Gebietsabtretungen Deutschlands an Polen. Japan verlor alle vor dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg erworbenen Gebiete.

 etablierten je einen Alliierten Kontrollrat als Institution für die Überwachung Deutschlands und Österreichs. In Japan übernahm diese Funktion der Alliierte Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte.

 schufen durch die Aufteilung von Deutschland und Österreich in Besatzungszonen eine effektive territoriale Kontrolle.

 erreichten durch die Demilitarisierung des Saarlands und die gemeinsame Verwaltung des Ruhrgebiets eine effektive Kontrolle der deutschen Rüstungsproduktion.

 Außenpolitische Überwachung Deutschlands und Japanszielten mit diesen vorübergehenden Maßnahmen auf die umfassende außenpolitische und militärische Überwachung insbesondere von Deutschland und Japan als ehemaligen Angreiferstaaten.

Sehen wir uns die getroffenen Vereinbarungen etwas genauer entlang der bereits bekannten Trias von territorialer Neuordnung, Überwachung und Friedenssicherung an:

Eindämmung Deutschlands und Japans: Die Alliierten veränderten zwar den Zuschnitt Deutschlands, das einen Teil seines Gebiets abtreten musste (an Polen, das nach Westen verschoben wurde), bestätigten aber dessen territoriale und wirtschaftliche Einheit. Die zahlreichen Annexionen und der Anschluss Österreichs wurden rückgängig gemacht. Ruhrgebiet und Saarland wurden – wie bereits 1918 – demilitarisiert. Langfristig würde Deutschland durch die Institutionalisierung der Teilung in Besatzungszonen und die Gründung der Bundesrepublik Deutschland und der Deutschen Demokratischen Republik weiter geteilt werden. Das war zwar von den Alliierten zunächst nicht intendiert, stellte aber langfristig betrachtet sicher, dass Deutschland keine Bedrohung für die Nachbarstaaten mehr darstellte. Auch Österreich wurde in Besatzungszonen geteilt und eine Alliierte Kontrollkommission übernahm bis 1955 die Verwaltung.

Für Japan waren die territorialen Veränderungen etwas größer: Die Uhren wurden in territorialer Hinsicht auf 1854 zurückgestellt, das heißt, Japan verlor auch alle vor dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg erworbenen Gebietsansprüche. Vietnam und Korea, die beide von Japan besetzt worden waren, wurden unter eine gemeinsame Verwaltung gestellt: Im Fall Koreas hatten sich Stalin, Chiang Kai-Scheck und Churchill 1943 darauf verständigt, das Land unter die Verwaltung der Sowjetunion und der USA zu stellen. Im Fall Vietnams wurde eine Treuhandschaft durch China und Großbritannien vereinbart. Diese sollte explizit die Wiederbesetzung durch Frankreich verhindern.

 

Überwachung Deutschlands und Japans als Angreiferstaaten: Die Eingriffe der Alliierten in die innerstaatlichen politischen und wirtschaftlichen Strukturen Deutschlands und Japans waren umfassend. Ähnlich zur Alliierten Militär-Kontrollkommission, die die Einhaltung der Abrüstungsbestimmungen des Versailler Vertrags überwachen sollte, wurden Deutschland und Japan einer externen Kontrolle unterworfen. Für Deutschland agierte der Alliierte KontrollratAlliierter Kontrollrat, dem die Siegermächte unter Beteiligung Frankreichs angehörtenÜberwachung Deutschlands durch Alliierten Kontrollrat. De facto waren es aber die jeweiligen Militärbefehlshaber der Besatzungszonen, die Entscheidungen trafen (Dallinger/Golz 2005: 316). Die Kontrolle war im Verhältnis zu den für Deutschland nach dem Ersten WeltkriegErster Weltkrieg getroffenen Regelungen nicht nur tiefer (der Kontrollrat traf sämtliche politischen Entscheidungen für Deutschland, nicht nur außenpolitische, diese wurden von zwölf Direktoraten vorbereitet), sie war auch breiter, da sie das gesamte Staatsgebiet Deutschlands umfasste.

In beiden Staaten wurden Verwaltung und Wirtschaftsorganisationen dezentralisiertWirtschaftliche Dezentralisierung. In Japan war ursprünglich die Auflösung der wirtschaftlichen Riesenkonzerne (Zaibatsu) geplant, denen die Verantwortung für Japans aggressive Kriegs- und Eroberungspolitik zugewiesen wurde. Dieser Plan wurde nicht verwirklicht; verwirklicht wurde aber eine umfassende Bodenreform, die den Großgrundbesitz verteilte und eine gerechtere Verteilung innerhalb Japans gewährleistete (Dallinger/Golz 2005: 367f.).

Der Alliierte Kontrollrat löste sich im Zusammenhang mit der Entscheidung der USA und Großbritanniens, einen westdeutschen Bundesstaat zu gründen, auf. Die Sowjetunion verließ den Rat. Sie versuchte danach, mit der Berlin-BlockadeBerlin-Blockade (1948) und der Blockade der Lebensmittelversorgung Berlins die Westmächte zur Aufgabe West-Berlins zu zwingen. Im Fall Japans traf, da es keine vergleichbare Institution zum Alliierten Kontrollrat gab, der militärische Oberbefehlshaber der US-Armee alle Entscheidungen.


RegionStaatterritoriale Veränderungweitere Regelungen/Implikationen
EuropaDeutschlandnimmt durch Westverschiebung Polens Gebietsverluste hin;wird in Besatzungszonen aufgeteiltwird durch die Gründung der deutschen Teilstaaten langfristig geteilt und stellt keine Bedrohung für Nachbarstaaten dar;externe Kontrolle durch Alliierte Kontrollkommission;Abtrennung Saargebiet (als franz. Protektorat), Demontage und Kontrolle des Ruhrgebiets;Reparationszahlungen;Demilitarisierung, Denazifizierung, Demokratisierung, Dezentralisierung
Österreichwird wieder unabhängig;wird in Besatzungszonen aufgeteiltÜberwachung der Außenpolitik (bis 1955);Demilitarisierung;wird neutral
ItalienRückgabe der besetzten Gebiete (Albanien);Verlust der Kolonien (Libyen, Somaliland)
Polenwird nach Westen und Süden verschoben
AsienJapanÜberwachung durch militärischen Oberbefehlshaber der USA;Demilitarisierung
Koreawird entlang des 38. Breitengrades in Besatzungszonen aufgeteilt (Kontrolle durch Sowjetunion, USA)Souveränitätsverzicht durch Alliierte Treuhandschaft (ab 1947 der Vereinten Nationen);Demilitarisierung;wird durch den Koreakrieg dauerhaft geteilt
Vietnamwird entlang des 47. Breitengrades in Besatzungszonen aufgeteilt (Kontrolle durch China, GB)Souveränitätsverzicht durch Alliierte Treuhandschaft;Demilitarisierung;bleibt bis zum Ende des Vietnamkriegs geteilt
Naher und Mittlerer OstenPalästinawird von den VN ab 1947 treuhänderisch verwaltet
Irakwird von den VN ab 1947 treuhänderisch verwaltet

Territoriale und sonstige Regelungen nach den Alliierten Konferenzen

Merke

Die Bedeutung der Regelungen zu Deutschland und Japan

Die Bedeutung der Regelungen zu Deutschland und Japan liegt darin, dass beide Staaten sowohl territorial verkleinert als auch in ihrer staatlichen Entwicklung so überwacht wurden, dass sie für ihr regionales Umfeld keine Bedrohung mehr darstellten. Beide Staaten verloren ihre Anwartschaft auf einen Großmachtstatus und schieden aus dem Kreis der Großmächte aus.

Friedenssicherung durch die Vereinten NationenVereinte Nationen: Mit den Vereinten NationenVereinte Nationen wurde eine Organisation geschaffen, die, ähnlich zum System des Völkerbunds, als wichtigste Aufgabe die Friedenssicherung hatteFriedenssicherung durch die Vereinten Nationen. Darüber hinaus sollte sie die Menschenrechte schützen und die sozialen Lebensbedingungen sowie den Lebensstandard der Bevölkerung weltweit verbessern.

Die Charta der Vereinten Nationen (1945)

 etabliert mit den Vereinten NationenVereinte Nationen ein kollektives Entscheidungsgremium bzw. eine Weltorganisation, deren wichtigstes Ziel der Erhalt und die Förderung des Weltfriedens, der Schutz der Menschenrechte sowie die Steigerung der sozialen Lebensbedingungen und des Lebensstandards der Menschen sind.

 etabliert zusätzlich zu den bestehenden Grundnormen, wie der friedlichen Streitbeilegung und dem Verbot eines Angriffskriegs, neue Verhaltensnormen: Das Verbot der Gewaltanwendung zwischen Staaten, das Recht von Staaten auf territoriale Unversehrtheit und politische Unabhängigkeit, das Verbot der Unterstützung von Staaten, gegen die die Vereinten Nationen Zwangsmaßnahmen verhängen und damit verbunden die Befugnis der Vereinten Nationen, Zwangsmaßnahmen gegenüber Staaten überhaupt durchzuführen.

Als ultimatives Entscheidungsgremium vergleichbar mit dem Völkerbundrat wurde der Sicherheitsrat der Vereinten NationenVereinte Nationen etabliert. Er wurde als höchste Autorität im Bereich der Friedenssicherung konzipiert mit der Hauptverantwortung für die Aufrechterhaltung des Weltfriedens und der Sicherheit. Die fünf ständigen Sicherheitsratsmitglieder bildeten China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die USA, die in Fragen der kollektiven Sicherheit je ein Vetorecht erhielten. Japan war, anders noch als im Völkerbund, kein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats mehr. Neben den permanenten Sicherheitsratsmitgliedern wurden nicht-ständige Mitglieder zugelassen, die bis heute durch die Generalversammlung gewählt werden.

Im Unterschied zum Völkerbund waren die USA diesmal Mitglied der Vereinten NationenVereinte Nationen. Aber nicht nur das: Alle existierenden Staaten wurden Mitglied, was die Vereinten NationenVereinte Nationen zu einer Weltorganisation machte.

Aufgrund der negativen Erfahrungen des Völkerbunds mit dem Abrüstungsgebot wurde in der Charta der Vereinten NationenVereinte Nationen auf einen Artikel zur Abrüstung verzichtet. Dafür wurden eine Reihe Unterorganisationen der Vereinten NationenVereinte Nationen geschaffen, wie die United NationsVereinte Nationen Conference on Food and Agriculture oder die United NationsVereinte Nationen Relief and Rehabilitation Administration, um die von der NS-Herrschaft befreiten Länder zu unterstützen.

Als eine der Ursachen des Zweiten WeltkriegZweiter Weltkriegs betrachteten die Alliierten die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre. Folglich etablierten sie wirtschaftliche Institutionen, die eine Wiederholung einer solchen Krise verhindern sollten. Dies geschah in Form einer Reihe von internationalen Wirtschafts- und FinanzorganisationenErgänzung durch internationale Finanz- und Wirtschaftsinstitutionen, die die wirtschaftliche Seite der Kriegsverhütung bearbeiten sollten. Diese wurden kollektiv als Bretton-Woods-Institutionen bezeichnet, benannt nach dem Ort, an dem ihre Statute ausgehandelt wurden. Die unbestrittene HegemonieHegemonie der USA nach dem Zweiten WeltkriegZweiter Weltkrieg führte dazu, dass diese internationalen Organisationen als Instrumente zur Verwirklichung einer liberalen Welthandelsordnung konzipiert wurden. Die meisten Organisationen hatten dabei ursprünglich sehr konkrete Aufgaben im Rahmen des wirtschaftlichen Aufbaus vor allem in Europa, entwickelten aber bald globale Aktivitäten und wandelten sich.

Die Bretton-Woods-Institutionen

 Die drei neu gegründeten Institutionen Internationaler Währungsfonds, Weltbank und Allgemeines Abkommen für Handel und Zölle (GATT) wurden mit dem Ziel gegründet, den Freihandel international zu fördern und die Risiken der weltwirtschaftlichen Verflechtung zu kontrollieren.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die Weltbank (ursprünglich Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung) wurden speziell mit der Aufgabe gegründet, die Weltwirtschaft neu zu ordnen und den Freihandel zu fördern. Diese Aufgabe sollten die drei so genannten Bretton-Woods-InstitutionenBretton-Woods-Institutionen arbeitsteilig erledigen. Der IWF war dafür zuständig, Zahlungsbilanzdefizite der Staaten kurzfristig auszugleichen, womit verhindert werden sollte, dass ein Staat zu irgendeinem Zeitpunkt zahlungsunfähig wird. Die Weltbank war für die Förderung entsprechender Projekte des Wiederaufbaus zuständig. Die Gründung einer geplanten Internationalen Handelsorganisation, die für die Liberalisierung des internationalen Handels zuständig sein sollte, scheiterte. Die Ersatzlösung war das Allgemeine Zoll- und Handelsabkommen, auch GATT genannt. Alle drei Institutionen waren keine globalen Institutionen, selbst wenn sie als solche angelegt waren. Ihre Mitgliedschaft war auf die westlich orientierten Staaten begrenzt. Das GATT hatte beispielsweise 1948 nur 18 Mitglieder und die danach beigetretenen Mitglieder waren überwiegend neue Staaten. 1963 wuchs diese Zahl durch die Dekolonisation auf 59 Mitglieder an. Die grundlegende Bedeutung der Bretton-Woods-Institutionen lag darin, dass sie nach dem Zweiten WeltkriegZweiten Weltkrieg eine liberale Ordnung etablierten, die auf dem Prinzip des Freihandels aufbaute.

Regionale Konflikte und die Formierung des Ost-West-Konflikts

Eine Reihe von zum Teil lokalen, zum Teil regionalen Konflikten hatte bereits während der Potsdamer Konferenz zu großem Misstrauen gegenüber expansionistischen Motivationen zwischen den Alliierten geführt. Großbritannien und die Sowjetunion hatten starke Interessengegensätze in Bezug auf Südosteuropa und den Nahen und Mittleren Osten. Der Sowjetunion schwebte eine Aufteilung in Interessensphären in Europa vor, und sie beanspruchte einen Teil Libyens (Tripolitanien). Diesen Anspruch lehnte Großbritannien mit Blick auf die strategische Bedeutung der Region für das Empire vehement ab. Vor allem die Iran-, die Griechenland- und die Türkeikrisen verschärften die feindlichen Wahrnehmungen zwischen Großbritannien und der UdSSR. In Asien waren es der Vietnam-Krieg, der Sieg der kommunistischen Bewegung in China unter Mao Tse-tung und der Korea-Krieg, die in den USA große Befürchtungen weckten, dass es zu einer rapiden Ausbreitung kommunistischer Systeme kommen könnte. Beide Regierungen reagierten darauf mit Strategien der politischen und militärischen Eindämmung der Sowjetunion.


KonfliktEreignisseErgebnis
Libyen-Krise (1945)Konflikt zwischen Großbritannien und der Sowjetunion um Tripolitanien (Libyen) als ehemaliger italienischer KolonieLibyen bleibt in westlicher Interessensphäre
Iran-Krise (1946)Abzug sowjetischer Truppen auf Druck der USA
Türkei-Krise (1946–1947)Konflikt um Forderung der Sowjetunion nach Abtretung von Gebieten der Türkei an Georgien und Armenien sowie um internationale Verwaltung des Bosporus und der Dardanellen als strategischem Meereszugang für Sowjetunion (Sowjetunion strebt Revision des Vertrags von Montreux 1936 an)US-Unterstützung im Rahmen der Truman-Doktrin sichert türkische Souveränität
Griechenland-Krise (1944–1947)Konflikt um Regierungskontrolle nach Ausbruch des Bürgerkriegs in Griechenland zwischen Royalisten und KommunistenGroßbritannien muss sich 1947 zurückziehen;USA und Sowjetunion treten in Stellvertreterkrieg ein
Vietnamkrieg (1946–1954)Rückzug Großbritanniens als Verwalter Südvietnams führt zu Dekolonisationskrieg unter Führung Ho Chi Minhs zur Wiedervereinigung Vietnamsvertragswidrige Wiederbesetzung des Südens nach britischem Abzug durch Frankreich endet in französischer Niederlage bei Dien Bien Phu;Unterstützung der USA für Frankreich ab 1954 führt zu Stellvertreterkrieg mit China und Sowjetunion bis 1975
Ende des chinesischen Bürgerkriegs (1949)Wiederaufflammen des Bürgerkriegs zwischen Kommunisten und Nationalisten nach Niederlage Japans 1945;Kuomintang flieht nach Taiwan und gründet dort einen neuen StaatSieg der Kommunisten unter Führung Mao Tse-tungs über die nationalistische Kuomintang;Etablierung diplomatischer Beziehungen zwischen China und Sowjetunion beschwört im Westen die „Rote Gefahr“ herauf
Koreakrieg (1950–1953)Angriff Nordkoreas auf Südkorea mit Unterstützung Chinas und der Sowjetunionvon den Vereinten Nationen mandatierter Einsatz militärischer Truppen sichert Südkoreas Unabhängigkeit;Teilung entlang des 38. Breitengrades wird beibehalten

Regionale Krisen und die Herausbildung des Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts

 

Allen Krisen war gemeinsam, dass sie sich in strategisch wichtigen Regionen ereigneten, in denen britische direkt auf sowjetische Interessen trafen. Die Krisen hatten große Relevanz für die Herausbildung des Ost-West-KonfliktOst-West-Konflikts, weil sie eine Annäherung zwischen den USA und Großbritannien anzeigten, die ansonsten größere Interessenkonflikte über den weltpolitischen Machtanspruch Großbritanniens hatten (Young/Kent 2013: 38). Ab 1946/47 verhärteten sich die jeweiligen Positionen zwischen den westlichen Alliierten und der UdSSR, mit Rückwirkungen auf eine europäische Friedensordnung.