Geschichte der USA

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Das KansasKansas-NebraskaNebraska-Gesetz von 1854

Nach dem Wahlsieg von 1852 versuchten die DemokratenDemokratische Partei auf gewohnte Weise, die inneren Spannungen durch außenpolitische Expansion abzubauen. Eines der begehrtesten Ziele, das bereits PolkPolk, James K. ins Auge gefasst hatte, war die spanische Karibikinsel KubaKuba. Alle Bemühungen der Administration von Präsident Franklin PiercePierce, Franklin (1853–1857), Kuba zu kaufen oder Vorwände für eine militärische Intervention zu schaffen, scheiterten aber am Widerstand SpaniensSpanien und an der Abneigung des Nordens, einen zusätzlichen Sklavenstaat in die Union zu integrieren. Die amerikanischen Diplomaten in Europa bestärkten PiercePierce, Franklin in seiner Überzeugung, die USA hätten das Recht, den Spaniern Kuba notfalls gewaltsam abzunehmen. Als ihr „Ostende-Manifest“ 1855 in die amerikanische Presse gelangte, löste es aber nur einen neuen Proteststurm gegen die Slave Power des Südens aus. Letztlich erfolglos verlief auch eine von Pierce gedeckte Expedition amerikanischer Abenteurer nach MittelamerikaMittelamerika, die den gesamten Isthmus, zumindest aber NicaraguaNicaragua in die Union bringen sollte. Der Anführer William WalkerWalker, William schwang sich zum Diktator von Nicaragua auf und führte die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) wieder ein. Präsident PiercePierce, Franklin erkannte sein Regime diplomatisch an, konnte aber nicht verhindern, dass WalkerWalker, William 1857 vertrieben und 1860 in HondurasHonduras hingerichtet wurde.

Die Anstrengungen, die gemäßigte Kräfte in beiden großen Parteien unternahmen, um die Sklavereifrage aus der Innenpolitik herauszuhalten, wurden 1854 von Senator DouglasDouglas, Stephan A. unterlaufen. Sein Plan einer transkontinentalen EisenbahnlinieEisenbahnAntebellum erforderte eine Regelung für das so genannte unorganized territory zwischen MississippiMississippi (Fluss) und Rocky MountainsRocky Mountains. Der MissouriMissouri (Staat)-Kompromiss von 1820 hatte bestimmt, dass dieses Gebiet des Louisiana PurchaseFrankreichLouisiana PurchaseLouisiana Purchase oberhalb der Linie 36 Grad 30 Minuten nördlicher Breite sklavenfrei bleiben sollte. DouglasDouglas, Stephan A. schlug dem Kongress vor, nach Ablösung der indianischen Landrechte zwei neue Territorien einzurichten, NebraskaNebraska im Norden und KansasKansas im Süden, deren Bewohner dann selbst über die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) entscheiden würden. Mit diesem Teilungsplan und mit seiner Bereitschaft, das Prinzip der popular sovereigntypopular sovereignty über den Missouri-KompromissMissouri-Kompromiss zu stellen, gewann DouglasDouglas, Stephan A. die Zustimmung der Südstaatler, die nun eine Chance sahen, zumindest im Kansas-Territorium die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) durchzusetzen. Viele Menschen im Norden, DemokratenDemokratische Partei ebenso wie WhigsWhig-Partei, empfanden das im Mai 1854 verabschiedete Gesetz jedoch als endgültigen Beweis für die Absicht der Slave Power, das Sklavereisystem auf die gesamten Vereinigten Staaten auszudehnen. Im Streit um Kansas und Nebraska, der jetzt mit aller Heftigkeit losbrach, sollte offenbar werden, dass es keine einheitliche Vision für die Zukunft mehr gab und dass das Parteiensystem seine Kraft eingebüßt hatte, die sektionalen InteressengegensätzeSektionale Konflikte zu überbrücken und auszugleichen.

Kapitel 4: BürgerkriegBürgerkrieg, IndustrialisierungIndustrialisierungGilded AgeIndustrialisierung und soziale Konflikte im Gilded AgeGilded Age, 1855–1896

Die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) mit all ihren Begleiterscheinungen und Konsequenzen war zweifellos die zentrale Ursache des BürgerkriegesBürgerkriegVorgeschichteBürgerkriegUrsachenBürgerkrieg, der das „amerikanische Experiment“ von 1861 bis 1865 auf eine schicksalhafte Probe stellte. Die zunehmende Nervosität der Menschen und ihre wachsende Anfälligkeit für Verschwörungstheorien waren Anzeichen dafür, dass sich die Grundwidersprüche dieses 1776 begonnenen Projekts nur noch mühsam verschleiern ließen und auf eine gewaltsame Lösung hindrängten. Das betraf zum einen den Gegensatz zwischen dem Gleichheitsgebot in der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung und der Unfreiheit von Millionen schwarzer AmerikanerAfroamerikanerGilded Age, der durch die inzwischen in weiten Teilen der Welt erfolgte Sklavenbefreiung zusätzlich akut wurde. Das betraf aber auch die konstitutionelle Ungewissheit über die wahre Natur der Union, die von der Mehrheit für permanent und unauflöslich erachtet wurde, während eine beträchtliche Minderheit, vor allem im SüdenSüden, dem am entschiedensten von John C. CalhounCalhoun, John C. verfochtenen Konzept einer lockeren, gegebenenfalls kündbaren KonföderationKonföderationVorgeschichteBürgerkriegUrsachen souveräner Staaten anhing. Konflikt verschärfend wirkten die rasche Westexpansion der 1840er Jahre, die das Sklavereiproblem in die neuen Territorien trug, sowie die zunehmende wirtschaftliche und soziale Diskrepanz zwischen Norden und Süden im Gefolge der market revolutionMarktrevolution, die in beiden Teilen der Union ein kulturelles Sonderbewusstsein entstehen ließ. Je größer der demokratisch-reformerische Elan im Norden wurde, desto aggressiver verteidigte die Südstaatenelite ihren aristokratischen Lebensstil und desto schwieriger wurde das Bemühen um Kompromiss und Konsens. Das Parteiensystem von WhigsWhig-Partei und DemokratenDemokratische ParteiAntebellum, das lange Zeit den Rahmen für den regionalen Interessenausgleich gebildet hatte, büßte seine Integrationskraft ab 1850 mehr und mehr ein und löste sich schließlich ganz auf. Unter diesen Umständen ließen die Anlässe, die den Nord-Süd-Konflikt zur unversöhnlichen Konfrontation steigerten, nicht lange auf sich warten. Aus der Rückschau erscheint es folgerichtig, dass der Sieg des Nordens im BürgerkriegBürgerkriegVorgeschichteBürgerkriegUrsachen das national-föderale Verfassungsprinzip bestätigte und die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) aus dem demokratischen Staatswesen verbannte. Zu Beginn der 1860er Jahre war die Situation aber vollkommen offen, und die Geschichte hätte ohne die überragende Führungsleistung Abraham LincolnsLincoln, Abraham durchaus eine andere Wendung nehmen können.

1 Die Eskalation des Nord-Süd-Konflikts und der Weg in den BürgerkriegBürgerkriegVorgeschichteBürgerkrieg
Die Umgestaltung der Parteienlandschaft

Die allgemeine Unruhe und das Gefühl des Umbruchs wurden in den frühen 1850er Jahren durch spektakuläre politische Erfolge einer nativistischen, militant fremdenfeindlichen Bewegung genährt, die als Reaktion auf die MasseneinwanderungEinwanderungJahrhundertmitte (19.Jh.) entstanden war und die ihrerseits dazu beitrug, das alte Parteiensystem aus den Angeln zu heben. Ursprünglich ein geheimbundartiger Zusammenschluss von lokalen Anti-Immigrationsklubs, nahm diese Know-Nothing-BewegungKnow-Nothing-Bewegung bald unionsweit als American PartyAmerican Party an Wahlen teil, wobei sie in einigen Staaten des Nordostens und Mittleren WestensMittlerer Westen sogar Gouverneursposten und Parlamentsmehrheiten erobern konnte. Die ideologische Triebfeder war der Anti-Katholizismus, der sich vor allem gegen die Neueinwanderer aus Irland und DeutschlandDeutschland richtete, gegen die man den protestantischen Charakter der USA, die Moral und die Demokratie verteidigen zu müssen glaubte. Seinen Höhepunkt erreichte der nativistische „Kreuzzug“ 1854/55, als die American Party Zulauf von ehemaligen WhigsWhig-Partei und konservativen DemokratenDemokratische ParteiAntebellum erhielt und damit zur Erschütterung des herkömmlichen Parteiengefüges beitrug. Danach ging es durch die Inkompetenz vieler Abgeordneter, die abschreckende Gewalttätigkeit radikaler Anhänger und die UneinigkeitBürgerkriegVorgeschichte in der Sklavereifrage allerdings rasch bergab. Nach 1856 wurden die meisten Wähler der American Party, die erstmals das Gefahrenpotenzial des Fremdenhasses im Einwanderungsland USA hatte sichtbar werden lassen, von einer anderen Neugründung, der Republican Party, aufgesogen.

Der Aufstieg der RepublikanischenRepublikanische ParteiEntstehung Partei korrespondierte jedoch vor allem mit dem Niedergang der WhigsWhig-Partei, deren Zusammenhalt nach dem Tod ihrer beiden prominentesten Politiker Henry ClayClay, Henry und Daniel WebsterWebster, Daniel 1852 und endgültig nach dem Kansas NebraskaNebraska ActKansas Nebraska Act (1854) von 1854 an der Sklavereifrage zerbrach. Während sich die nördlichen Reformer (Conscience WhigsWhig-Partei) enttäuscht von der Partei abwendeten, reagierten die Anhänger im SüdenSüden (cotton whigs) allergisch auf die wachsende KritikBürgerkriegVorgeschichte an der Sklaverei und machten sich selbstständig oder gingen – teilweise auf dem Umweg über die American PartyAmerican Party – zu den DemokratenDemokratische ParteiAntebellum über. Im Norden verband die Empörung über das Kansas-Nebraska-Gesetz alle diejenigen ehemaligen WhigsWhig-Partei, DemokratenDemokratische ParteiAntebellum und Free-Soilers, die eine Ausdehnung der SklavereiBürgerkriegVorgeschichteSklaverei (s.a. Afroamerikaner) in die westlichen Territorien unter allen Umständen verhindern wollten. Ihre zunächst örtliche Zusammenarbeit führte 1854 zur Gründung der RepublicanRepublicans (Jefferson) Party, deren Name bewusst an das freiheitlich-egalitäre Erbe Jeffersons anknüpfte. 1856 schloss sich auch Abraham LincolnLincoln, Abraham an, bis dahin ein loyaler Whig, der nun die lokale Parteiorganisation in IllinoisIllinois aufbaute. Obwohl die Republicans nur im Norden aktiv waren, rechneten sie sich gute Chancen für die Eroberung der Macht in Washington aus: Die Nordstaaten-DemokratenDemokratische ParteiAntebellum waren durch den Abfall der sklavereifeindlichen Douglas-Gegner geschwächt, und der Süden stellte inzwischen nur noch ein Drittel der amerikanischen Wähler. Bei den Präsidentschaftswahlen von 1856 hätte sich der Bewerber der RepublikanischenRepublikanische ParteiEntstehung Partei, John C. FrémontFrémont, John C., beinahe gegen den DemokratenDemokratische ParteiAntebellum James BuchananBuchanan, James durchgesetzt. Im Norden konnte er viele ehemalige Anhänger der Demokratischen Partei sowie nativistische Wähler auf seine Seite ziehen, die den Kandidaten der American Party, Millard FillmoreFillmore, Millard, wegen seiner Sympathien für die Südstaaten ablehnten. FrémontFrémont, John C. fehlten nur wenige Stimmen in den Schlüsselstaaten PennsylvaniaPennsylvania und Illinois, um ins Weiße Haus einzuziehen.

 

Durch die schon während der Wahl beginnende Auflösung der American PartyAmerican Party wurden die RepublikanerRepublikanische ParteiEntstehung im Norden immer stärker. Sie profitierten außerdem von der Wirtschaftskrise, die 1857 kurz nach BuchanansBuchanan, James Amtsantritt einsetzte und für die sie die DemokratenDemokratische ParteiAntebellum verantwortlich machten. Mit taktischem Geschick, das teilweise an Opportunismus grenzte, warben sie nun auch um Wählergruppen, denen die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) mehr oder weniger gleichgültig war. Künftigen Siedlern im WestenWesten stellten sie billiges Farmland durch ein homestead-GesetzHomestead Gesetz (1862) in Aussicht, den ArbeiternArbeiter und Industriellen an der Ostküste versprachen sie hohe Schutzzölle, den Zusammenhalt der Regionen wollten sie durch ein großes Infrastrukturprogramm im Sinne von ClaysClay, Henry American SystemAmerican System (Henry Clay) verbessern, und mit Blick auf die Nativisten befürworteten sie längere Wartefristen bei der EinbürgerungEinwanderungsgesetze von Immigranten. Auf diese Weise entstand eine werbewirksame Mischung aus Elementen der free labor-Ideologie, der wirtschaftlichen Modernisierung und der moralischen Reform. Bis 1858 hatte sich die politische Landschaft der USA grundlegend geändert: Die WhigsWhig-Partei waren verschwunden, und den im Norden erheblich geschwächten, im SüdenSüden dagegen gestärkten DemokratenDemokratische ParteiAntebellum stand nun eine RepublikanischeRepublikanische Partei Partei gegenüber, die sich ganz auf die Nordstaaten konzentrierte. Nach dem Gegensatz von FederalistsFederalists und Republicans, der die Zeit von 1790 bis 1820 bestimmt hatte, und der Konkurrenz von DemokratenDemokratische ParteiAntebellum und WhigsWhig-Partei seit Ende der 1820er Jahre handelte es sich hierbei um das dritte Zweiparteiensystem der USA. Anders als seine beiden Vorgänger trug es jedoch nicht mehr zur Stabilisierung der Union bei, sondern erhöhte durch seine regionale Ausrichtung die SpannungenBürgerkriegVorgeschichte zwischen Norden und Süden.

Das „blutende KansasKansas“ und das Dred ScottDred Scott v.SanfordScott, Dred-Urteil

Die zunehmende Neigung, Konflikte gewaltsam auszutragen, offenbarte sich im StreitBürgerkriegVorgeschichte um KansasKansas, wo AbolitionistenAbolitionisten und Free-Soilers aus NeuenglandNeuengland (s.a. Nordosten, Regionen) und Sklavereibefürworter aus MissouriMissouri (Staat) seit 1854 eine Art Stellvertreterkrieg zwischen Norden und SüdenSüden führten. Beide Seiten versuchten, ihre moralischen Grundsätze, ihr Gesellschaftsmodell und ihre Verfassungsvorstellungen im Kansas-Territorium zu verwirklichen, das dadurch die Blicke aller Amerikaner auf sich zog. Einen traurigen Höhepunkt erreichten die Auseinandersetzungen 1856, als Guerrillatrupps aus dem Süden die Hauptstadt der Free-Soilers niederbrannten und Sklavereigegner unter Führung des religiösen Fanatikers John BrownBrown, John aus Rache ein Massaker an unbeteiligten Siedlern verübten. Im Jahr darauf goss der Supreme CourtSupreme CourtAfroamerikaner mit seiner Entscheidung im Fall Dred ScottDred Scott v.SanfordScott, Dred v.Sanford noch Öl ins Feuer. Das Gericht nahm die Frage, ob der Sklave Dred ScottDred Scott v.Sanford durch den zeitweiligen Aufenthalt in WisconsinWisconsin und im sklavenfreien MinnesotaMinnesota-Territorium seine Freiheit erlangt hatte oder nicht, zum Anlass, ein Grundsatzurteil zu fällen, das in den Südstaaten bejubelt wurde, im Norden dagegen Protest und EmpörungBürgerkriegVorgeschichte hervorrief. Chief Justice Roger TaneyTaney, Roger B. verwarf die Klage Dred ScottsDred Scott v.SanfordScott, Dred gegen seinen Besitzer mit der Begründung, Schwarze – Sklaven gleichermaßen wie freie Afroamerikaner – seien keine amerikanischen Staatsbürger und dürften daher nicht den Supreme Court anrufen. In seiner ausführlichen Begründung, die nach dieser formalen Entscheidung eigentlich nicht mehr nötig gewesen wäre, bezeichnete er Schwarze als „beings of an inferior order“, die keine Rechte hätten, die ein weißer Mann respektieren müsse. Mit dem Hinweis, dass das Besitzrecht an Sklaven laut dem 5. Amendment auch in den Territorien uneingeschränkt gelte, erklärte er darüber hinaus implizit den Missouri-KompromissMissouri-Kompromiss von 1820 und alle nachfolgenden Sklavereikompromisse für verfassungswidrig. Präsident BuchananBuchanan, James hatte die – mehrheitlich aus dem Süden stammenden – Richter hinter den Kulissen zu diesem radikalen Schritt ermutigt, weil er sich in der illusionären Hoffnung wiegte, der Spruch des Supreme Court werde allgemein akzeptiert werden und für Beruhigung sorgen. Tatsächlich bewirkte das UrteilBürgerkriegVorgeschichte das genaue Gegenteil, denn die Sklavereigegner im Norden zeigten sich weniger denn je bereit, die Bestimmungen des Fugitive Slave ActFugitive Slave Act (1850) von 1850 zu respektieren und das Oberste Gericht als letzte Instanz der Verfassungsinterpretation anzuerkennen. Noch dazu verschärfte BuchanansBuchanan, James Taktik die Spannungen in der eigenen Partei, weil eine derart dezidierte pro-SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner)-Haltung die popular sovereigntypopular sovereignty-Position von Senator DouglasDouglas, Stephan A. im Norden untergrub. Die Parteinahme für die Sklavereianhänger in Kansas, mit der BuchananBuchanan, James seine Südstaaten-Sympathien offen demonstrierte (obgleich er aus PennsylvaniaPennsylvania stammte), vertiefte die Kluft zwischen ihm und Douglas weiter und beschwor die Gefahr einer Spaltung der DemokratenDemokratische ParteiAntebellum herauf. Das starrsinnige Festhalten des Präsidenten an den wenig aussichtsreichen Plänen seines Vorgängers Franklin PiercePierce, Franklin, neue Sklavenstaaten in der KaribikKaribik und in MittelamerikaMittelamerika für die Union zu erwerben, war ein weiterer Beleg dafür, dass die Administration einseitig die Interessen des Südens vertrat. Der Gedanke, durch Expansion nach außen die Explosion im Innern zu verhindern, spielte aber bis zum Schluss auf beiden Seiten – bei DemokratenDemokratische ParteiAntebellum wie Republikanern – eine gewisse Rolle.

Die LincolnLincoln, Abraham-DouglasDouglas, Stephan A.-DebattenBürgerkriegVorgeschichte

Die Sklavereifrage und der Nord-Süd-Konflikt bestimmten die Zwischenwahlen von 1858, bei denen es in IllinoisIllinois zu dem denkwürdigen, bis heute faszinierenden Aufeinandertreffen von Stephen DouglasDouglas, Stephan A. und Abraham LincolnLincoln, Abraham kam. Konkret ging es um die Bestätigung von Douglas’ Senatssitz in Washington, die das neu zu wählende Parlament von Illinois vollziehen musste. Unionsweites Interesse erweckte diese Angelegenheit, weil Lincoln, den die RepublikanerRepublikanische ParteiEntstehung als Gegenkandidaten nominiert hatten, Douglas zu einer Serie von sieben öffentlichen Debatten an verschiedenen Orten in Illinois herausforderte. Als Sohn einfacher Farmer, der an der FrontierFrontier in KentuckyKentucky aufgewachsen war und der es dann als Autodidakt zum erfolgreichen Anwalt in Springfield, Illinois, gebracht hatte, entsprach LincolnLincoln, Abraham ganz dem egalitär-fortschrittlichen Image, das sich die Republikanische Partei geben wollte. Auffallend war seine lange, schlaksige Figur, mit der er die meisten Landsleute und speziell den 1,60 m großen „Little Giant“ DouglasDouglas, Stephan A. überragte; charakterlich galt LincolnLincoln, Abraham („honest Abe“) als absolut integer und zuverlässig, und seit der Zeit im Parlament von Illinois und im US-Repräsentantenhaus genoss er den Ruf eines ausgezeichneten Redners mit Humor und einer bildhaft-praktischen, an die Bibel angelehnten Sprache.

LincolnLincoln, Abraham hatte schon mit seiner NominierungsredeBürgerkriegVorgeschichte großes Aufsehen erregt, als er unter dem Bibelzitat „a house divided against itself cannot stand“ vorhersagte, die Union werde nicht auf Dauer „half slave and half free“ bleiben können. Der Massenzulauf zu den Debatten und das überregionale Interesse, das von den großen Zeitungen befriedigt wurde, spiegelten den Stand des allgemeinen Demokratisierungsprozesses in den USA wider, dokumentierten aber auch das gespannte politische Klima angesichts des drohenden Zerfalls der Union. Die Redeschlachten vor Tausenden von Menschen, deren Format exakt vereinbart worden war, ließen lokale Fragen fast unberührt und kreisten ganz um die Sklavereiproblematik. DouglasDouglas, Stephan A. modifizierte seinen bekannten Standpunkt der popular sovereigntypopular sovereignty, indem er behauptete, die Siedler in den Territorien könnten auch nach dem Dred ScottScott, Dred-Urteil durch lokale Maßnahmen das Vordringen der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) verhindern. Demgegenüber wertete LincolnLincoln, Abraham den Spruch des Supreme CourtSupreme Court als weiteres Indiz für eine Verschwörung, die auf die Ausbreitung der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) über ganz Amerika abziele. Im Unterschied zu seinem Kontrahenten setzte sich Lincoln auch mit der moralischen Dimension des Konflikts auseinander. Er wies zwar DouglasDouglas, Stephan A.’ Vorwurf zurück, er wolle die politische und soziale Gleichheit von Schwarzen und Weißen herstellen, und gestand zu, dass die verfassungsmäßigen Rechte der Südstaatler berücksichtigt werden müssten. Andererseits ließ er keinen Zweifel daran, dass er die Sklaverei als ein moralisches Übel verurteilte, weil sie die Schwarzen um die Früchte ihrer Arbeit betrog und das undemokratische Herr-Knecht-Verhältnis zementierte. Wenn man diesem Krebsschaden am Körper der Union beikommen wolle, dann gelte es zunächst einmal, das weitere Vordringen der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) in die Territorien zu verhindern. Das Dred ScottScott, Dred-Urteil dürfe nicht das letzte Wort darstellen, sondern müsse auf politischem Wege überwunden werden. Wiederholt mahnte LincolnLincoln, Abraham zur Rückbesinnung auf die Prinzipien der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung, wenn die Nation nicht ihre Bestimmung verfehlen sollte.

Obwohl die RepublikanerRepublikanische ParteiEntstehung im November 1858 in IllinoisIllinois Stimmengewinne verzeichneten, konnte DouglasDouglas, Stephan A. bei der Senatorenwahl im Parlament sein Mandat verteidigen. Als weit bedeutsamer erwies sich jedoch, dass LincolnLincoln, Abraham durch die Debatten an Statur gewonnen hatte und ins Bewusstsein der amerikanischen Öffentlichkeit gerückt war. Insofern verschafften ihm die Streitgespräche eine günstige Ausgangsbasis für das kommende Duell mit DouglasDouglas, Stephan A. um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten.