Geschichte der USA

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GettysburgBürgerkriegVerlaufGettysburg (Schlacht von) und VicksburgVicksburg, Missouri

Die ungünstige Lage im WestenWesten veranlasste die Führung der Konföderation im Sommer 1863 zu einer groß angelegten Offensive auf dem östlichen Kriegsschauplatz, die den Kampfeswillen der Union entscheidend schwächen und die diplomatische Anerkennung durch die europäischen Mächte doch noch ermöglichen sollte. General LeeLee, Robert E. umging mit seiner Armee von 75.000 Mann die Hauptstadt WashingtonWashington, D.C. und stieß weit nach Norden vor. Bei GettysburgGettysburg (Schlacht von) in PennsylvaniaPennsylvania kam es daraufhin vom 1. bis 3. Juli 1863 zur größten Schlacht des BürgerkriegesBürgerkrieg, die den Süden 28.000, den Norden 23.000 Tote und Verwundete kostete. Den Höhepunkt des Ringens bildete „Pickett’s Charge“, der mutige, aber aussichtslose Ansturm einer Südstaaten-Division über freies Feld auf die befestigten Positionen des Gegners. LeesLee, Robert E. Armee war besiegt, aber zur Enttäuschung LincolnsLincoln, Abraham ließ der Befehlshaber der Union den Südstaaten-General mit den Resten seiner Truppen über den PotomacPotomac entkommen. Dennoch bedeutete GettysburgGettysburg (Schlacht von) einen Wendepunkt des Krieges, denn der Süden war nach diesem Aderlass nicht mehr zur Offensive fähig, und LeeLee, Robert E. konnte sich nur noch um den Schutz von RichmondRichmond, Virginia kümmern. Die Zäsur wurde noch unterstrichen durch die Kapitulation der Festung VicksburgVicksburg, Missouri am (symbolträchtigen!) 4. Juli 1863 vor den Truppen General GrantsGrant, Ulysses S.. Damit waren die Stromgebiete des MississippiMississippi (Fluss) und des TennesseeTennessee voll unter Unionskontrolle und die Ost-West-Verbindungen der Konföderation gekappt. Bei der Einweihung des Soldatenfriedhofs von GettysburgGettysburg (Schlacht von) hielt LincolnLincoln, Abraham im November 1863 eine kurze, aber weit über den Anlass hinauswirkende Rede. In dieser Gettysburg AddressGettysburg Address (1863) schlug er den Bogen zur UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung von 1776 und sprach die Hoffnung aus, dass die amerikanische Nation durch die im Krieg gebrachten Opfer „eine Wiedergeburt der Freiheit“ erleben werde, damit die Demokratie („government of the people, by the people, for the people“) im Interesse der ganzen Welt überleben könne. Der erinnernde Bezug auf die Gründung der Union verbürgte Kontinuität und band Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in einem Moment der Trauer und der Weihe zusammen.

Die NiederlageBürgerkriegVerlauf der Konföderation und die Ermordung LincolnsLincoln, Abraham

Im März 1864 reorganisierte LincolnLincoln, Abraham die Militärführung der Union und schlug eine neue Strategie ein. Er betraute General GrantGrant, Ulysses S. mit dem Oberbefehl über alle Unionsarmeen und gab ihm Order, die Kräfte der Konföderation im Raum RichmondRichmond, Virginia durch kontinuierliche Angriffe und ohne Rücksicht auf eigene Verluste zu zerschlagen. Gleichzeitig sollte General William T. ShermanSherman, William T. von WestenWesten her nach GeorgiaGeorgia vorstoßen und AtlantaAtlanta erobern. Der Präsident selbst hielt durch einen neu geschaffenen Generalstab enge Verbindung zu beiden Heerführern. Die blutigen Kämpfe in VirginiaVirginia brachten die Unionsregierung noch einmal in politische Bedrängnis, weil die Forderungen der oppositionellen DemokratenDemokratische ParteiBürgerkrieg unter LincolnsLincoln, Abraham ehemaligem Heerführer George B. McClellanMcClellan, George B. nach Waffenstillstand und Friedensverhandlungen im Wahlkampf von 1864 zunehmend Gehör fanden. Im entscheidenden Augenblick stärkte dann aber die Nachricht vom Fall und der Zerstörung AtlantasAtlanta, der Hauptstadt GeorgiasGeorgia, am 2. September 1864 die Moral der RepublikanerRepublikanische ParteiBürgerkrieg und stellte sicher, dass LincolnLincoln, Abraham im November wiedergewählt wurde. Der Tenor seiner zweiten Antrittsrede im März 1865 war versöhnlich, aber der Präsident ließ keinen Zweifel daran, dass die „Sünde der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner)“, die offenkundig Gottes Strafgericht auf die gesamte amerikanische Nation gezogen hatte, restlos getilgt werden musste. Auf einem geheimen Treffen mit Friedensemissären der Konföderation in Hampton RoadsHampton Road (Schlacht bei) hatte LincolnLincoln, Abraham schon im Monat zuvor bekräftigt, dass es in der Sklavereifrage „kein Zurück“ mehr gebe und dass der SüdenSüden nur nach einer bedingungslosen Einstellung der KämpfeBürgerkriegVerlauf auf Entgegenkommen hoffen dürfe. Etwa zur gleichen Zeit brachte der Kongress das 13. Amendment auf den Weg, das die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) im gesamten Geltungsbereich der VerfassungVerfassung verbot.

Von AtlantaAtlanta war General ShermanSherman, William T. inzwischen Richtung Osten zu seinem „Marsch ans Meer“ aufgebrochen, bei dem die Unionstruppen eine breite Spur der Verwüstung hinter sich herzogen. An der Küste wandte sich Sherman nach Norden und dehnte die „Strategie der verbrannten Erde“ auf die verhasste „Keimzelle“ der SezessionSezession (s.a. Bürgerkrieg), South CarolinaSouth Carolina, aus. Dieses Vorgehen, das die Zivilbevölkerung bewusst in das Kriegsgeschehen einbezog und zum Opfer machte, zielte darauf ab, die Südstaatler zu demoralisieren und ihren Kampfeswillen endgültig zu brechen. Zusammen mit dem brutalen Guerrillakrieg, den sich beide Seiten in den border states lieferten, war dies das deutlichste Kennzeichen des Übergangs von einer „zivilisierten“ zu einer alle bisherigen Regeln und Konventionen missachtenden „totalen“ KriegführungBürgerkriegVerlauf. ShermansSherman, William T. Terrorkampagne zeigte rasch Wirkung, denn die Armeen des Südens begannen sich infolge von Desertionen aufzulösen, und die Spannungen innerhalb der weißen Bevölkerung nahmen immer mehr zu. Durch das Vordringen GrantsGrant, Ulysses S. von Norden und die Erfolge Shermans im Süden wurde die Lage für die konföderierten Truppen in RichmondRichmond, Virginia unhaltbar. Anfang April 1865 räumte General LeeLee, Robert E. die Stadt, und nachdem die Vereinigung mit den Resten einer anderen Konföderationsarmee misslungen war, kapitulierteBürgerkriegNiederlage des Südens er am 9. April in Appomattox Court HouseAppomattox Court House (Kapitulation von) vor seinem Gegenspieler GrantGrant, Ulysses S.. Auf das Ehrenwort hin, nicht weiterzukämpfen, wurden die geschlagenen Truppen entlassen, und die Offiziere durften sogar ihre Pferde behalten. Dennoch handelte es sich insofern um eine „bedingungslose KapitulationBürgerkriegVerlauf“, als LincolnLincoln, Abraham und der Kongress Verhandlungen mit der Konföderationsregierung oder den Staatenregierungen im Süden strikt ablehnten. Jefferson DavisDavis, Jefferson wurde später verhaftet und saß zwei Jahre in einem Gefängnis in VirginiaVirginia, bevor er ohne Prozess freikam.

Einen letzten dramatischen Höhepunkt erreichte der BürgerkriegBürgerkriegVerlaufBürgerkrieg am 14. April 1865, als Präsident LincolnLincoln, Abraham – inmitten der überschwänglichen Siegesfeiern und vier Tage vor der Kapitulation der letzten Konföderationsarmee unter General Joseph E. JohnstonJohnston, Joseph E. – im WashingtonerWashington, D.C. Ford’s Theater durch ein Pistolenattentat so schwer verletzt wurde, dass er noch in derselben Nacht starb. Der Täter, der Schauspieler John Wilkes BoothBooth, John Wilkes, führte eine südstaatliche Verschwörergruppe an, die auch Außenminister SewardSeward, William und Vizepräsident Andrew JohnsonJohnson, Andrew hatte „beseitigen“ wollen. Sie warfen LincolnLincoln, Abraham und den RepublikanernRepublikanische ParteiBürgerkrieg vor, den Sklaven Bürgerrechte gewähren zu wollen. BoothBooth, John Wilkes kam Ende April bei einem FeuergefechtBürgerkriegVerlauf mit Unionstruppen um, und vier seiner Mitverschwörer bzw. Mitwisser wurden zum Tode verurteilt und hingerichtet. Im Norden löste die Ermordung LincolnsLincoln, Abraham nicht nur Schock und Trauer aus, sondern gab auch jenen Auftrieb, die eine strenge Bestrafung der Rebellen im SüdenSüden forderten. Sie glaubten, in Andrew JohnsonJohnson, Andrew, einem self-made man und ehemaligen demokratischen Senator von TennesseeTennessee, der als Militärgouverneur seines Heimatstaates Härte bewiesen hatte, einen Verbündeten im Weißen Haus zu haben. Der tote Präsident erlebte derweil im öffentlichen Bewusstsein des Nordens eine Apotheose als Märtyrer und Sinnbild der unteilbaren Nation. Bei der feierlichen Überführung des Leichnams von WashingtonWashington, D.C. in den Heimatort Springfield nahmen gut sieben Millionen Amerikaner von LincolnLincoln, Abraham Abschied. Der Süden schuf sich dagegen die Legende von der Lost Cause, wonach LeeLee, Robert E. und seine Männer im Kampf für eine gerechte Sache der gewaltigen Übermacht des Nordens ehrenhaft unterlegen waren.

Mehr als 1,5 Millionen Nordstaatler und etwa 900.000 Südstaatler hatten in den BürgerkriegsarmeenBürgerkriegVerlaufBürgerkrieg gekämpft; die Zahl der Gefallenen und Gestorbenen wird auf 620.000 geschätzt – 360.000 von ihnen aus dem Norden, 260.000 aus dem SüdenSüden. Aber auch die Zivilbevölkerung hatte schwer zu leiden gehabt, und weite Gebiete des Südens waren verwüstet und verarmt. Die Forschung macht mit Nachdruck auf die „Kontingenz“ des Geschehens aufmerksam: Danach war der Ausgang des Krieges nicht durch das materielle Kräfteverhältnis der beiden Seiten oder durch andere Faktoren determiniert, sondern das Schicksal der Union hing bei wesentlichen turning points wie AntietamAntietam (Schlacht bei), GettysburgGettysburg (Schlacht von) und AtlantaAtlanta in der Schwebe. Als Hauptergebnisse des Krieges ragen die SklavenemanzipationAfroamerikanerEmanzipation und die Sicherung der nationalen Einheit hervor: Die Befreiung der versklavten Afroamerikaner bedeutete für den Süden einen ökonomischen und sozialen Umbruch, dessen Folgen auf Jahrzehnte hinaus den Charakter der Region und die Mentalität ihrer Bevölkerung prägten; die Wiederherstellung der Union brachte – zumindest potenziell – einen Machtzuwachs der ZentralregierungRegierungssystemZentralregierungGewaltenteilungUnion in WashingtonWashington, D.C. mit sich und erhob die „modernen“ Prinzipien und Lebensformen des Nordens endgültig zum kulturellen Mainstream der USA. Aus der „Union“ der Vorkriegszeit war für die Mehrheit der Amerikaner in den Nordstaaten bewusstseins- und gefühlsmäßig die „Nation“ geworden, der LincolnLincoln, Abraham in seinen Reden eine transzendentale Bestimmung und eine fast mystische Qualität gegeben hatte. Darin lassen sich Parallelen zu den „nationalen Einigungskriegen“ in Europa erkennen. Anders als im BismarckBismarck, Otto v.-Reich sah man aber in den Vereinigten Staaten kaum Widersprüche zwischen Nationalismus und Demokratie, denn der SiegBürgerkriegVerlauf des Nordens hatte die bis dahin vollzogene DemokratisierungGewaltenteilungUnion von Staat und Gesellschaft eindrucksvoll bestätigt. Für LincolnLincoln, Abraham stellte die Nation niemals einen Wert an sich dar, sondern er verstand sie als unersetzliches Vehikel für die schrittweise Annäherung an die Ideale der menschlichen Freiheit und Gleichheit. Nicht das nationale Interesse, sondern die demokratische Botschaft der UnabhängigkeitserklärungUnabhängigkeitserklärung bildete in letzter Instanz die Richtschnur seines Handelns. Auch die größten amerikanischen Schriftsteller und Dichter des 19. Jahrhunderts wie MelvilleMelville, Herman, HawthorneHawthorne, Nathaniel, ThoreauThoreau, Henry David, WhitmanWhitman, Walt und EmersonEmerson, Ralph Waldo verliehen dem Begriff „Amerika“ eine eher moralisch-religiöse denn eine staatliche Dimension, und sie feierten die amerikanische Demokratie als Teil des göttlichen Erlösungswerkes für die gesamte Menschheit.

 

3 Die Wiedereingliederung des Südens und die Rechte der befreiten Afroamerikaner
Die „präsidentielle Rekonstruktion“, 1865–1867

Wie jede gewaltsame Konfliktlösung warf der BürgerkriegBürgerkrieg kaum weniger neue Fragen auf, als er gelöst hatte. Vordringlich waren natürlich die Reintegration der SezessionsstaatenSezession (s.a. Bürgerkrieg) und eine Klärung des Rechtsstatus der ehemaligen Sklaven. Hieraus entwickelte sich ein Machtkampf zwischen dem Präsidenten und dem Kongress und darüber hinaus eine neue Kraftprobe zwischen Norden und SüdenSüden, die beide letzten Endes auf dem Rücken der schwarzen Bevölkerung ausgetragen wurden. Inhaltlich ging es dabei im Wesentlichen um drei Punkte: um das Verhältnis von bundesstaatlicher und einzelstaatlicher Autorität, die Definition der amerikanischen Staatsbürgerschaft, und die praktische Bedeutung von Gleichheit und Freiheit für die Afroamerikaner.

Über den besten Weg zur Wiederherstellung der Union hatte es bereits zwischen LincolnLincoln, Abraham und dem Kongress Meinungsverschiedenheiten gegeben. LincolnLincoln, Abraham neigte einer moderaten „Restauration“ zu, die sich – wie das in den von Unionstruppen besetzten Staaten LouisianaLouisiana, ArkansasArkansas und TennesseeTennessee geschah – auf die politische Ausschaltung der führenden SezessionistenSezession (s.a. Bürgerkrieg), eine Regierungsübernahme durch loyale Politiker und die Einfügung des Sklavereiverbots in die Staatenverfassungen beschränkte. Er ging davon aus, dass die Südstaaten juristisch immer der Union angehört hatten und die „Restauration“ deshalb so weit wie möglich von den Staaten selbst im Zusammenwirken mit dem Präsidenten als Oberbefehlshaber der Streitkräfte vorgenommen werden sollte. Ein anderes Motiv war sicherlich die realistische Annahme, dass die weißen Südstaatler gegen eine Umwälzung der Besitzverhältnisse und eine völlige Gleichstellung der Schwarzen erbitterten Widerstand leisten würden. LincolnLincoln, Abraham schlug deshalb vor, dass die Reorganisation einer Staatenregierung beginnen konnte, sobald 10 Prozent der Wähler von 1860 einen Loyalitätseid auf die Union geleistet hatten. Im Kongress wuchs jedoch der Einfluss radikaler Abgeordneter und Senatoren, die LincolnsLincoln, Abraham Verfassungsinterpretation widersprachen – ihrer Meinung nach standen die SezessionsstaatenSezession (s.a. Bürgerkrieg) außerhalb der Union und konnten nur per Bundesgesetz wieder eingegliedert werden – und die gleichzeitig auf eine wirtschaftliche und soziale Besserstellung der befreiten Sklaven drängten. Ihr Programm war in der Wade-Davis BillWade-Davis Bill (1864) vom Juli 1864 enthalten, die Loyalitätsbekundungen einer Mehrheit der weißen Männer zur Voraussetzung der Reintegration erklärte und alle Südstaatler von den Wahlen zu verfassunggebenden Versammlungen ausschloss, die gegen die Union gekämpft hatten. Vor seinem Tode war LincolnLincoln, Abraham um einen Ausgleich mit dem Kongress bemüht gewesen, aber ob er zustande gekommen wäre, lässt sich schwer sagen. Immerhin machte der Präsident Zugeständnisse in der Frage des WahlrechtsAfroamerikanerWahlrechtWahlrechtAfroamerikaner für Schwarze, das er zunächst auf ehemalige Unionssoldaten und gebildete Afroamerikaner beschränkt wissen wollte.

Obwohl Andrew JohnsonJohnson, Andrew im Ruf eines erbitterten Gegners der Südstaaten-Aristokratie stand, behielt er als Präsident LincolnsLincoln, Abraham ursprünglichen Kurs nicht nur bei, sondern milderte ihn zur allgemeinen Überraschung sogar noch ab. Er verlangte lediglich, dass die abtrünnigen Staaten ihren SezessionsbeschlussSezession (s.a. Bürgerkrieg) rückgängig machten und das 13. Amendment ratifizierten, das die SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) verbot. Eine großzügige Amnestieregelung, die JohnsonJohnson, Andrew noch durch zahlreiche persönliche Begnadigungen hoher Amtsträger der Konföderation ausdehnte, erlaubte den meisten weißen Südstaatlern wieder die politische Betätigung. Johnson genoss offenkundig die Macht, die ihm sein verfassungsmäßiges Begnadigungsrecht (pardon power) über die Pflanzerelite gab, und er hoffte wohl, sich auf diese Weise eine politische Basis im SüdenSüden schaffen zu können. Er näherte sich immer mehr den DemokratenDemokratische ParteiRekonstruktion an, die er mit konservativen Republikanern zu einer neuen Partei, der „National Union“, vereinigen wollte.

Bis Ende 1865 hatten sämtliche Südstaaten die vom Präsidenten gestellten Bedingungen erfüllt und reklamierten die gleichberechtigte Teilnahme am politischen Leben der Union. Andererseits zeigten jedoch die Berichte aus dem SüdenSüden immer deutlicher, dass die Plantagenbesitzer im Einvernehmen mit den Parlamenten und Regierungen ihrer Staaten alle Selbstbestimmungsregungen von ehemaligen Sklaven brutal unterdrückten. Die SchwarzenAfroamerikanerRekonstruktion, die auf eigenes Farmland gehofft hatten, mussten vielfach schlecht bezahlte Kolonnenarbeit (gang labor) auf den alten Plantagen leisten und wurden durch gesetzliche Vorschriften (Black Codes) auf einen sklavenähnlichen Status herabgedrückt. Ausschreitungen weißer Mobs und gezielte GewalttatenLynchjustiz (lynchings) sollten nicht nur die afroamerikanische Bevölkerung einschüchtern, sondern auch die weißen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Freedmen’s BureauFreedmen’s Bureau entmutigen, das der Kongress damit beauftragt hatte, den Übergang der schwarzen Bevölkerung von der SklavereiSklaverei (s.a. Afroamerikaner) zur Freiheit durch praktische Hilfe, Ausbildung und Rechtsschutz zu erleichtern. Der offizielle Name dieser Behörde – Bureau of Refugees, Freedmen, and Abandoned Lands – zeigte an, dass der Kongress zumindest in bescheidenem Ausmaß auch an die Verteilung von Land an ehemalige Sklaven gedacht hatte. Die Südstaatler setzten aber alle Hebel in Bewegung, um solche aus ihrer Sicht revolutionären Maßnahmen zu verhindern.

Als der Kongress im Dezember 1865 wieder zusammentrat, veranlassten diese alarmierenden Nachrichten die republikanische Mehrheit dazu, den gewählten Abgeordneten und Senatoren aus dem SüdenSüden ihre Sitze zu verweigern. Stattdessen richteten die RepublikanerRepublikanische ParteiRekonstruktion ein Joint Committee on Reconstruction ein, das zusammen mit dem Präsidenten ein neues Programm ausarbeiten sollte. Eine solche Kooperation scheiterte 1866 jedoch in erster Linie am Verhalten JohnsonsJohnson, Andrew, der selbst moderate Maßnahmen des Kongresses wie eine Verlängerung der Existenz des Freedmen’s BureauFreedmen’s Bureau oder die Definition der Bürgerrechte von befreiten Sklaven (die noch nicht das WahlrechtAfroamerikanerWahlrechtWahlrechtAfroamerikaner einschloss) harsch kritisierte und mit seinem Veto belegte. Das kostete ihn allerdings den letzten Rückhalt bei den gemäßigten Republikanern, die nun zusammen mit den Radikalen um Thaddeus StevensStevens, Thaddeus und Charles SumnerSumner, Charles die Vetos überstimmten. Gemeinsam legten Gemäßigte und Radikale im April 1866 den Entwurf eines 14. Amendments vor, das in der Frage der Bürgerrechte über die bisherige Position hinausging. Danach waren alle in den USA geborenen oder naturalisierten Personen Bürger der USA und ihres jeweiligen Staates; kein Staat durfte die Bürgerrechte der Vereinigten Staaten einschränken oder einem Bürger ohne ordentliches Gerichtsverfahren (due process of law) Leben, Freiheit oder Besitz nehmen; ebenso wenig durfte er ihm die Rechtsgleichheit und den Rechtsschutz (equal protection of the law) verwehren. Falls ein Staat das Wahlrecht seiner Bürger einschränkte, sollte seine Repräsentation im Kongress entsprechend verringert werden. Abgerundet wurden diese – bewusst recht vage gehaltenen – Bestimmungen durch eine Klausel, die besagte, dass ehemalige Führungspersönlichkeiten und Mandatsträger der Konföderation solange kein politisches Amt ausüben durften, bis der Kongress sie mit Zweidrittelmehrheit amnestierte.

Ermutigt von Präsident JohnsonJohnson, Andrew, der nun vollends auf einen schroffen Konfrontationskurs ging, lehnten die Staatenparlamente des Südens (nur der border state TennesseeTennessee bildete eine Ausnahme) die Ratifizierung des Amendments ab, womit es vorerst gescheitert war. Bei den Zwischenwahlen von 1866 erntete Johnson jedoch nicht den erhofften Beifall der Öffentlichkeit; ganz im Gegenteil bauten die RepublikanerRepublikanische ParteiRekonstruktion ihre Mehrheiten in beiden Häusern des Kongresses so weit aus, dass sie ohne Mühe jedes Veto des Präsidenten überstimmen konnten. Damit waren die Weichen gestellt für eine neue, härtere Rekonstruktionspolitik, zugleich aber auch für einen Verfassungskonflikt zwischen Exekutive und Legislative, der an Intensität noch den „BankkriegBankkrieg“ der 1830er Jahre hinter sich lassen sollte.