In Christus gesegnet

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Auserwählt

Das Erste, was Er tun musste, um uns diese Segnungen schenken zu können, war uns dafür zuzubereiten. Deshalb hat Er uns vor Grundlegung der Welt auserwählt in Christus (Vers 4). Dreimal finden wir im Wort Gottes den Ausdruck „vor Grundlegung der Welt“. In Johannes 17,24 sagt der Herr Jesus in Seinem Gebet zum Vater: „Du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt“. Da sehen wir die Liebe des Vaters zum Sohn in der Ewigkeit, in Epheser 1,4 dagegen, dass wir in dem Sohn auserwählt worden sind. Welche Freude, welches Wohlgefallen hat Gott, der Vater, an Seinem Sohn, dass Er Geschöpfe, die noch gar nicht existierten, durch diesen „Kanal“ zuvorerkannt und auserwählt hat! Das lässt sich nur dadurch erklären, dass die Freude, die Er an dem Sohn hat, in erlösten Geschöpfen ihr Echo finden soll. Hier ist nicht die Rede von dem, was wir brauchen, sondern von dem, was Gott wollte. In 1. Petrus 1,20 kommt der Ausdruck „vor Grundlegung der Welt“ zum dritten Mal vor. Hier sehen wir den geliebten Sohn des Vaters, in dem wir auserwählt sind, als das zuvorerkannte Lamm Gottes ohne Fehl und ohne Flecken, durch dessen Blut wir erlöst sind.[2]

Der eingeborene Sohn im Schoß des Vaters war zwar von Ihm als das Lamm zuvorerkannt, das Ihn durch das Sühnungswerk vollkommen verherrlichen und Sein Blut als Preis unserer Erlösung geben sollte. Aber beachten wir: Er wurde nicht auserwählt, denn wer anders als Er hätte den Ratschluss und Vorsatz des Vaters erfüllen können? Als Mensch auf der Erde wurde Er jedoch bereits im Alten Testament als der Auserwählte Gottes angekündigt: „Siehe, mein Knecht, den ich stütze, mein Auserwählter, an welchem meine Seele Wohlgefallen hat“ (Jes 42,1; vgl. Mt 12,18; Lk 23,35; 1. Pet 2,4.6). Er war von allen Menschen seit Adam der Einzige, dessen ganzes Leben eine einzige Verherrlichung Gottes war, der von den Menschen verworfene, bei Gott aber auserwählte und kostbare lebendige Stein.

Mit der Vorkenntnis Gottes ist jedoch die Auserwählung aller derer verbunden, die einmal vereint mit dem Herrn Jesus, ihrem Erlöser und Herrn, in der Herrlichkeit ewige Freude in Gemeinschaft mit Gott, dem Vater, genießen werden. Denn wie Petrus gleich zu Anfang seines ersten Briefes schreibt, geschah unsere Auserwählung „nach Vorkenntnis Gottes“.

Gott hatte auch die Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob sowie das irdische Volk Israel auserwählt. Diese Auserwählung bezog sich auf ihr Verhältnis zu den anderen Völkern der Erde (vgl. 5. Mo 7,6–8; Jes 43,20; Apg 13,17). Ebenso wird der zukünftige gläubige Überrest Israels aus den Auserwählten des irdischen Gottesvolkes bestehen, die die Segnungen des Tausendjährigen Reiches auf der Erde genießen werden (Mt 24,22. 24. 31). Die Bibel spricht sogar von auserwählten Engeln, die im Gegensatz zu denen gesehen werden, die sich gegen Gott empört haben (1. Tim 5,21).

Doch im Brief an die Epheser, der die persönlichen und gemeinsamen Segnungen derer, die an den Herrn Jesus glauben, beschreibt, wird uns mitgeteilt, dass wir bereits vor Grundlegung der Welt auserwählt sind. Die herrliche Darstellung am Anfang des Epheserbriefes beginnt mit einem Lobpreis Gottes, des Vaters, der uns in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet hat. In Ihm, den der Vater vor Grundlegung der Welt liebte und als Opferlamm zuvorerkannte, sind wir vor Grundlegung der Welt auserwählt. Unsere Segnungen sind also nicht nur das Ergebnis der Barmherzigkeit Gottes gegenüber verlorenen Sündern, sondern beruhen auf einem Beschluss, den Er bereits gefasst hatte, ehe die Welt existierte und ehe einer von uns geboren war oder eine einzige Sünde begangen hatte. Er hat uns dazu auserwählt, in vollkommener Übereinstimmung mit Seinem Wesen, das Licht und Liebe ist, ewig bei Ihm zu sein. Ursprung und Ziel dieser göttlichen Auserwählung liegen also außerhalb der Schöpfung. Unsere ewige Auserwählung in Verbindung mit Christus steht also in einem gewissen Gegensatz zur Auserwählung des irdischen Volkes Gottes für diese Erde. Das Tausendjährige Reich, in dem Israel als Volk die hervorragende Rolle spielen wird, ist „bereitet von Grundlegung der Welt an“ (Mt 25,34), während wir auserwählt sind „vor Grundlegung der Welt“.

Die Auserwählung hat nicht nur für die Ewigkeit Bedeutung, sondern ist bereits in der Gegenwart eine große Ermunterung, was wir zum Beispiel daran erkennen können, dass Gläubige in Gottes Wort als „Auserwählte“ oder „Miterwählte“ bezeichnet werden (Röm 16,13; 1. Pet 5,13). Paulus erinnert Titus daran, dass die Auserwählten Gottes einen wunderbaren Glauben besitzen (Tit 1,1), und die Römer ermuntert er mit dem Zuruf: „Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?“ (Röm 8,33).

Wer sind nun diejenigen, die Gott auserwählt hat? Nach Jakobus 2,5 sind es die weltlich Armen, die in der Welt verachtet sind, und nach 1. Korinther 1,26–29 ist es das Törichte, das Schwache, das Unedle und das Verachtete der Welt. Das heißt natürlich nicht, dass es nicht auch andere Fälle gäbe. Aber diese Aussagen des Wortes Gottes machen es doch sehr deutlich, dass nicht die Eigenschaften oder Fähigkeiten der Auserwählten zu ihrer Annahme bei Gott führten, sondern dass es einzig und allein Seine unumschränkte souveräne Gnade war, die sie dazu auserwählt hat, in alle Ewigkeit heilig und tadellos vor Ihm in Liebe zu sein.

Dadurch, dass man weitergeht, als Gottes Wort es zulässt, werden die Vorkenntnis, die Auserwählung und die Vorbestimmung manchmal in einen falschen Zusammenhang gestellt. Wir dürfen jedoch nicht über das, was Gottes Wort uns offenbart, hinausgehen. Darin finden wir zwar wunderbare Aussagen über die ewigen Gedanken Gottes bezüglich derjenigen, die einmal bei Ihm in der Herrlichkeit sein werden, aber keine einzige Stelle über eine ewige Vorbestimmung anderer Menschen zur Verdammnis! Alle, die verloren gehen, werden ihre gerechte Strafe für ihre Sünden empfangen, jedoch nicht auf Grund einer Vorbestimmung Gottes (vgl. Off 20, 11–15). Von denen, die verloren gehen, wird in Römer 9,22 und 23 gesagt, dass sie zubereitet sind zum Verderben, von denen, die errettet werden jedoch, dass Gott sie als Gefäße der Begnadigung zur Herrlichkeit zuvorbereitet hat.

Für den Verstand des natürlichen Menschen scheint hierin ein Widerspruch zu liegen, mit dem er sich nicht abfinden kann. Doch für den Glauben gibt Gottes Wort in Jesaja 55,8. 9 eine einfache Antwort: „Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr. Denn wie der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.“ Die Weisheit Gottes steht unendlich hoch über unserer schwachen Erkenntnis. Doch gibt Er uns in Seinem Wort Einblicke in Seinen Ratschluss, den Er in der Ewigkeit vor Erschaffung der Welt bezüglich derer, die Er einmal erlösen wollte, gefasst hat. Wenn wir uns damit beschäftigen, werden wir mit dem Apostel Paulus zu dem Schluss kommen: „O Tiefe des Reichtums, sowohl der Weisheit als auch der Erkenntnis Gottes! Wie unerforschlich sind seine Gerichte und unergründlich seine Wege! Denn wer hat den Sinn des Herrn erkannt oder wer ist sein Mitberater gewesen? Oder wer hat ihm zuvor gegeben, und es wird ihm vergolten werden? Denn von ihm und durch ihn und für ihn sind alle Dinge; ihm sei die Herrlichkeit in Ewigkeit! Amen.“ (Röm 11,33–36).

„Heilig und untadelig in Liebe“

Jetzt wird uns eine wunderbare Segnung mitgeteilt: „dass wir heilig und untadelig seien vor ihm in Liebe“. Dies war das Ziel der göttlichen Auserwählung. Wenn die Auserwählung uns einen der Schritte zum göttlichen Segen zeigt, sehen wir in den Worten „heilig und untadelig vor ihm in Liebe“ einen Teil dieses Segens, der uns zuteil geworden ist. Wir sind für Gott beiseite gesetzt und ohne Flecken, und zwar nicht erst im Himmel, sondern jetzt schon. In Vollkommenheit trifft dies nur auf Gott selbst zu. Es sind Wesenszüge Gottes, der zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen, der aber auch Liebe ist (Hab 1,13; vgl. 1. Joh 1,5; 4,8. 16). Wenn diese Züge bei uns gesehen werden, ist also die Natur Gottes in uns. Es gibt viele Stellen, die davon sprechen. Johannes sagt, dass wir aus Gott geboren sind, und Petrus, dass wir praktisch der göttlichen Natur teilhaftig werden (Joh 1,13; 2. Pet 1,4). Darin kommt unser Kindschaftsverhältnis zu Gott zum Ausdruck. Die auf jeden Gläubigen zutreffenden Worte „heilig und untadelig in Liebe“ enthalten eine geistliche, himmlische Segnung, die wir nicht ergründen können. Wir können nur staunend anbeten, dass es im Herzen Gottes war, ehemalige Sünder und Feinde Gottes in einer solchen Weise umzugestalten.

Vers 5: Und uns zuvorbestimmt hat zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens,

Doch sind wir nicht nur Kinder Gottes, sondern auch Söhne des Vaters (vgl. die Worte „Gott und Vater“ in Vers 3). Der ewige Ratschluss Gottes besteht nicht nur in Seiner Vorkenntnis und Auserwählung derer, die an Seinen Sohn glauben, sondern er umfasst auch ihre Vorbestimmung zu einem wunderbaren, ewigen Teil.

Wozu sind wir, die Gläubigen der jetzigen Zeit, nun von Gott zuvorbestimmt? Nicht zur Vergebung der Sünden und nicht zur Errettung vom ewigen Gericht. So groß und herrlich dies an sich bereits ist, ist es doch nichts anderes als die Vorbedingung zu unserem wirklichen ewigen Teil, das der Apostel Paulus uns hier erklärt. Der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat uns „zuvorbestimmt zur Sohnschaft durch Jesus Christus für sich selbst, nach dem Wohlgefallen seines Willens“ (vgl. Röm 8,29). Ganz einfach ausgedrückt besagen diese gewaltigen Worte nichts Geringeres, als dass Gott solch ein Wohlgefallen an Seinem geliebten Sohn hat, dass Er Sein Haus, das Vaterhaus im Himmel, für alle Ewigkeit mit Erlösten füllen möchte, die Ihm gleichen! Der ewige Sohn im Schoß des Vaters ist das Vorbild für diese ‚Stellung von Söhnen', wie das Wort Sohnschaft auch wiedergegeben werden kann. Was für eine anbetungswürdige Gnade ist unwürdigen, verlorenen Sündern doch dadurch zuteil geworden!

 

Aber in Wirklichkeit geht es dabei nicht nur um uns, sondern um Gott, der uns „durch Jesus Christus für sich selbst“ zur Sohnschaft zuvorbestimmt hat. Wie wenig denken wir daran, dass Gott aus uns etwas für sich gemacht hat, woran Er Seine Freude hat. Alles hat jedoch sein Zentrum in dem Herrn Jesus.

Vers 6: Zum Preise [der] Herrlichkeit seiner Gnade, womit er uns begnadigt hat in dem Geliebten,

Gott steht hier vor uns als Derjenige, der als Einziger immer in vollkommener Übereinstimmung mit dem „Wohlgefallen seines Willens“ handeln kann und handelt (Vers 5). Der Ursprung Seines Tuns mit uns ist also nicht unsere Not, unsere Sünde, sondern Sein ewiger Wille, der die absolute Autorität ist. Alles, was hier beschrieben wird, hat Er nach dem Wohlgefallen, der Freude Seines Willens getan, und zwar mit dem Ziel, die „Herrlichkeit seiner Gnade“ herauszustellen. Die Gnade ist die besondere Form der Liebe Gottes zu solchen, die sie nicht verdient haben. Damit wird auch der Blick auf uns als deren Gegenstände gerichtet. Die „Herrlichkeit Seiner Gnade“ weist uns dabei auf die unermessliche Größe des Ratschlusses Gottes hin, der sich in Gnade verherrlichen, das heißt, alle Seine herrlichen Wesenszüge darin offenbaren wollte.

Wir sind „begnadigt [oder: angenehm gemacht] in dem Geliebten“, dem Herrn Jesus, dem Geliebten Seines Gottes und Vaters. Was für ein wunderbares Blickfeld tut sich da vor uns auf! Viele Menschen – sogar Gläubige – stellen sich Gott nur als unerbittlichen, strengen und strafenden Richter vor, der uns verdammen muss, vor dem der Herr Jesus uns jedoch in Seiner Gnade gerettet hat, indem Er am Kreuz für uns als Mittler eingetreten ist. Hier haben wir jedoch die wahre Darstellung von Gott: Er selbst ist es, der den Sohn Seiner Liebe als Mittler zu uns Sündern herabgesandt hat, um uns in Ihm zu begnadigen (vgl. Kol 1,13; 1. Tim 2,5)! Derjenige, der uns auf Grund Seiner Heiligkeit und Gerechtigkeit für ewig hätte bestrafen müssen, ist Derselbe, der in Seinem Erbarmen den geliebten Sohn für uns hingegeben und uns in Ihm begnadigt hat. Das Ausmaß unserer Begnadigung kommt einerseits in dem Zusatz „in dem Geliebten“, andererseits aber in dem Verb selbst zum Ausdruck, das auch den Gedanken enthält, dass wir ‚angenehm gemacht' sind. Gott hat uns nicht nur Seine unermessliche und unverdiente Gnade erwiesen, sondern kann uns jetzt „in dem Geliebten“ mit göttlichem Wohlgefallen betrachten. Wenn Er uns sieht, sieht Er zunächst Seinen Sohn! Alles, was wir geworden sind und besitzen, haben wir „in dem Geliebten“.

Vers 7: In dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade,

Nun kommen wir zum Mittelpunkt des Abschnitts. Nur hier wird etwas darüber gesagt, was wir nötig hatten. Im Brief an die Römer werden in den ersten Kapiteln ausführlich unsere eigene Not und unser Zustand des Verlorenseins beschrieben. Wenn, wie wir schon mehrfach gesehen haben, der Brief an die Epheser uns in erster Linie Gottes Seite vorstellt, bei der Christus das Zentrum ist, so ist es doch erforderlich, dass wir darüber hinaus an unsere Erlösungsbedürftigkeit erinnert werden. In Christus und durch Sein Blut haben wir die Erlösung empfangen. Erlösung (griech. apolytrosis) bedeutet ursprünglich ‚Freikauf durch Zahlung eines Lösegeldes'. Das ‚Lösegeld' für uns (griech. lytron, vgl. Mt 20,28) hat der Herr Jesus bezahlt. Der Opfertod des geliebten Sohnes des Vaters, der am Kreuz von Golgatha Sein Leben hingeben und Sein Blut fließen lassen musste, war notwendig, damit wir erlöst werden konnten. Die Vergebung der Vergehungen ist ein Teil des Werkes des Herrn Jesus. Doch sie steht hier als einziges Kennzeichen der Erlösung vor uns, die an sich ja viel weiter geht (vgl. Vers 14). Welch ein Preis ist das Blut Christi! Wie viel wird im Neuen Testament vom Blut des Herrn Jesus gesagt! Es ist das kostbare Blut des Lammes ohne Fehl und ohne Flecken (1. Pet 1,19), in dem wir von unseren Sünden gewaschen sind (Off 1,5), und durch das wir auch erlöst, das heißt, freigekauft sind aus der Gefangenschaft Satans, und durch das wir Gott nahe gebracht worden sind (Eph 2,13). Lasst uns dankbar sein für das, was Er für uns getan hat!

Gottes Tun mit uns entspricht dem „Reichtum seiner Gnade“ und weist uns auf die unermessliche Fülle der Seiner Gnade zu unserer Segnung hin. Die „Herrlichkeit seiner Gnade“, die in Vers 6 genannt wird, lenkt unseren Blick auf Ihn als den Ursprung der Gnade, und führt zur Anbetung, denn es heißt dort ja: „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“. Der „Reichtum seiner Gnade“ dagegen zeigt uns das ganze Ausmaß der göttlichen Gnade zu unseren Gunsten und macht uns dankbar.

Vers 8: Die er gegen uns hat überströmen lassen in aller Weisheit und Einsicht,

Damit wir den ganzen Reichtum Seiner Gnade erfassen können, die Er gegen uns hat überströmen lassen, hat Er uns gleichzeitig oder in Verbindung damit alle Weisheit und Einsicht geschenkt, denn bei der Beschäftigung mit diesen Dingen ist Verständnis notwendig. Es geht hier also nicht um Gottes Weisheit und Einsicht, sondern um unser Verständnis Seiner Gnade und Seines Tuns. Ein wenig später erbittet Paulus für die Gläubigen in Ephesus die Gabe des Geistes der Weisheit und Offenbarung in der Erkenntnis Gottes (Vers 17), und in Kolosser 1,9 betet er, dass die Gläubigen „mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht“ erfüllt sein möchten.

Verse 9 und 10: Indem er uns kundgetan hat das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für [die] Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, [was] in den Himmeln und das, [was] auf der Erde [ist], in ihm,

Hier wird unser Blick auf die Erde gerichtet. Bisher waren wir mit himmlischen Dingen beschäftigt, aber Gott hat auch ein Ziel mit der Erde, wobei der Herr Jesus ebenfalls im Mittelpunkt steht. Christus wird im Tausendjährigen Reich Himmel und Erde miteinander verbinden durch Seine Herrschaft über alle Werke Seiner Hände. Er wird dann das Haupt über alles sein. Diese Tatsache ist bereits im Alten Testament offenbart. In Psalm 2 heißt es in Vers 7: „Vom Beschluss will ich erzählen: Der Herr hat zu mir gesprochen: Du bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt“ – das ist der Herr Jesus als Mensch auf der Erde. Dann folgen die an Ihn gerichteten Worte Gottes: „Fordere von mir und ich will dir zum Erbteil geben die Nationen, und zum Besitztum die Enden der Erde. Mit eisernem Zepter wirst du sie zerschmettern...“ Warum ist das so wichtig? Weil Gott auch in dieser Hinsicht gerecht ist und es nicht dabei belassen wird, dass Sein Sohn auf der Erde nur verachtet und verworfen war, so wie Er es heute noch ist. Die Weltgeschichte wird damit enden, dass Christus tausend Jahre als absoluter Herrscher in Frieden und Gerechtigkeit regieren und auch als solcher akzeptiert werden wird. Darum geht es an dieser Stelle. Welch ein vollkommenes Gleichgewicht herrscht im Ratschluss Gottes sowohl bezüglich der Zeit als auch der Ewigkeit!

Doch wenn dies bereits im Alten Testament bekannt war, wie kann es dann hier als Geheimnis bezeichnet werden? In Psalm 2 haben wir von den Nationen und den Enden der Erde gelesen. In Psalm 8, wo wir den Herrn Jesus als Sohn des Menschen sehen, wird von allen Werken Seiner Hände gesprochen. Aber in Epheser 1,10 ist nicht nur von den Dingen auf der Erde, sondern auch von denen in den Himmeln die Rede. Das finden wir im Alten Testament noch nicht ausdrücklich. Doch das Wesentliche ist, dass die Versammlung Gottes, die aus allen wahren Gläubigen besteht und der Leib Christi ist, die Fülle dessen, der selbst alles in allem erfüllt (Vers 23), mit dem König verbunden sein wird. Das wurde noch nicht im Alten Testament offenbart, sondern erst im Neuen Testament. Der Herr Jesus wird nicht allein, sondern in Gemeinschaft mit Seinen Heiligen herrschen. Das ist das Geheimnis, das in der Zeit des Alten Testaments noch verborgen, jetzt aber offenbart ist.

Es handelt sich bei diesem Geheimnis um „die Verwaltung der Fülle der Zeiten“ (Vers 10). Die Ewigkeit wird nie die „Fülle der Zeiten“ genannt. Es ist die letzte Zeit, die alle anderen Zeiten zusammenfasst und beendet, das Tausendjährige Reich. Die Herrschaft Christi ist die „Verwaltung der Fülle der Zeiten“. Dann wird alles unter ein Haupt zusammengebracht oder durch ein Haupt zum Abschluss gebracht werden – eigentlich „behauptet“, ein Verb, das es im Deutschen gar nicht gibt – in Christus: Er wird an oberster Stelle stehen und das Haupt sein über alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist. An anderen Stellen wird auch das, was „unter der Erde ist“, erwähnt (vgl. Phil 2,10), hier jedoch nicht, weil es hier um den Segen geht.

Das Erbteil

Mit Vers 11 beginnt der dritte Teil dieses Abschnitts, in dem uns gezeigt wird, dass wir neben den ewigen auch zeitliche Segnungen besitzen, die ebenfalls ihren Ursprung in Christus haben.

Vers 11: In dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvorbestimmt sind nach [dem] Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens,

In dem verherrlichten Christus haben wir ein „Erbteil erlangt“ [oder: „sind wir zu Erben gemacht“]. Dieses Erbteil hängt mit dem Tausendjährigen Reich zusammen. Der Herr Jesus ist der Erbe aller Dinge, die Er als ewiger Sohn und Schöpfer besaß, auf die Er aber als Mensch durch Seinen Tod und Seine Auferstehung das Anrecht erworben hat (vgl. Heb 1,2). Gott hat sie Ihm, der sich bei Seiner Menschwerdung aller Seiner Herrlichkeit entäußerte und sich zu nichts machte, als Mensch gleichsam zurückgegeben (vgl. Phil 2,6–11). Im Tausendjährigen Reich wird Christus dieses Anrecht zur Ausübung bringen. Nicht nur an Seiner Stellung im Himmel, sondern auch der bezüglich der Erde haben wir Anteil. Deshalb wird hier nicht von dem Erbteil des Herrn Jesus gesprochen, obwohl dies so ist, sondern davon, dass wir ein Erbteil in Ihm empfangen haben (vgl. z. B. Röm 8,17). Außer zur in Vers 5 erwähnten Sohnschaft sind wir auch hierzu „zuvorbestimmt nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens“.

Vers 12: Damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben;

An diesem Punkt macht Paulus nun einen Unterschied zwischen den ehemaligen Juden und den Nationen. Alle Gläubigen sind gleichermaßen gesegnet und sollen zum Lob der Herrlichkeit Gottes sein, aber nur von Angehörigen des alttestamentlichen Volkes Gottes konnte gesagt werden, dass sie „zuvor auf den Christus gehofft“ hatten. Die Nationen hatten nicht auf Ihn gehofft, sie waren ohne Gott und ohne Hoffnung in der Welt (Kap. 2,12). Aber alle Juden hofften und hoffen auf den Gesalbten (hebr. Maschiach, gräzisiert Messias, griech. Christus). Der treue Überrest wartete jedoch nicht nur auf Erlösung, sondern nahm den von der Masse des jüdischen Volkes verworfenen Erlöser auch an, und dazu konnte Paulus sich zählen. Die Übrigen sind von Gott verhärtet worden, bis in der Endzeit eine erneute Erwartung der Erscheinung des einst verworfenen Christus unter den Juden aufkommen wird (Röm 11,7. 25. 26).

Vers 13: In dem auch ihr, nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils – in dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung,

Von dem Augenblick, als der Herr Jesus gekommen war und Sein Evangelium verkündigt wurde, konnten jedoch auch die Nationen daran teilhaben. In Vers 13, wo jetzt auch die Gläubigen aus den Nationen angesprochen werden, werden uns die drei Schritte gezeigt, die zur Errettung der Seele führen:

1 „Nachdem ihr gehört habt das Wort der Wahrheit, das Evangelium eures Heils“. Das „Wort der Wahrheit“ zeigt uns die Seite Gottes. Sein Wort ist die Wahrheit (Joh 17,17). Nur die Bibel enthält die Wahrheit über Gott und Seine Gedanken, über den Zustand des verlorenen Menschen und den einzigen Weg zur Errettung. Das „Evangelium eures Heils“ ist die uns zugekehrte Seite. Die gute Botschaft, durch die der Mensch errettet wird, wird seit nahezu zweitausend Jahren in der Welt verkündigt. Viele haben sie gehört; doch das Hören allein hilft nicht.

 

2 „Nachdem ihr geglaubt habt“. Der Glaube ist notwendig. Er ist der einzige Weg zur Annahme des Wortes der Wahrheit, des Evangeliums unseres Heils. Paulus sagte dem Kerkermeister in Philippi: „Glaube an den Herrn Jesus, und du wirst errettet werden“ (Apg 16,31). Es ist so einfach. Man sagt oft: Ich kann nicht glauben, meint aber in Wirklichkeit: Ich will nicht glauben. Kein Mensch kann sagen: Ich kann nicht glauben. Wenn Gott will, dass alle Menschen errettet werden, kann der Mensch nicht sagen: Ich kann es nicht. Gott erwartet nichts Unmögliches von Seinen Geschöpfen.

3 „In dem ihr auch, nachdem ihr geglaubt habt, versiegelt worden seid mit dem Heiligen Geist der Verheißung“. Jeder, der das Wort der Wahrheit, das Evangelium des Heils, geglaubt hat, wird danach mit dem Heiligen Geist versiegelt (vgl. Kap. 4,30; 2. Kor 1,22). Es ist Gottes ‚Stempel' oder ‚Eigentumsvermerk' auf dem Gläubigen: Du bist mein! Da der Herr Jesus Seinen Jüngern das nahe Kommen des Heiligen Geistes angekündigt hat, wird Er der Heilige Geist der Verheißung genannt (Lk 24,49; Joh 14,16ff.; Apg 1,4. 5).

Vers 14: Der [das] Unterpfand unseres Erbes ist, zur Erlösung des erworbenen Besitzes, zum Preise seiner Herrlichkeit.

Aber Er ist noch mehr als das, nämlich auch ein Unterpfand. Dieses Wort bedeutet eigentlich nicht ‚Pfand, Gegenwert', sondern ‚Anzahlung, Angeld'. Das heißt, es ist zwar ein wesentlicher Teil, aber eben noch nicht alles, was wir empfangen werden. Die geistlichen Segnungen besitzen wir bereits, aber unser Platz in Verbindung mit dem Herrn Jesus und unser Erbe im Tausendjährigen Reich stehen noch aus. Dazu muss erst der „Tag der Erlösung“ kommen (vgl. Kap. 4,30).[3] Deshalb wird uns hier gesagt, dass der Heilige Geist das Angeld ist, denn durch Ihn können wir auch die Freude an der zukünftigen Herrlichkeit bereits jetzt genießen. Erst in dem Augenblick, wo der Herr Jesus zur Entrückung der Seinen kommen wird, werden wir nach Leib, Seele und Geist dazu befähigt sein, den uns durch Ihn so teuer „erworbenen Besitz“ in der Herrlichkeit des Himmels vollkommen zu kennen und zu genießen. Alles wird ewig „zum Preise seiner Herrlichkeit“ sein.

Zum dritten Mal steht hier das Wort „Herrlichkeit“. In Vers 6 dient das Handeln Gottes „zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade“, in Vers 12 sollen die erretteten Sünder zum „Preise seiner Herrlichkeit“ sein, und hier führen schließlich alle Ergebnisse des Erlösungswerkes Christi „zum Preise seiner Herrlichkeit“. Möchten wir schon jetzt mehr und mehr die Liebe und Größe unseres Gottes und Vaters sehen, die sich in der Person und dem Werk Seines Sohnes, unseres geliebten Herrn, zu unserem unermesslichen und unergründlichen Segen offenbart hat, und dadurch zu vermehrter Anbetung geführt werden!