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Francisco Pizarro

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XLIII

Die spanischen Gerichtsschreiber, die Grund genug hatten, auf ihrer Hut zu sein, denn im Lande der Inquisition saßen die Köpfe noch wackliger auf allzu freien Menschen wie sonstwo im Cinquecento, haben Gonzalo Pizarro und Francisco de Carbajal alle nur möglichen Schandtaten vorgeworfen. Für Pizarro sprechen seine Taten zur Genüge. Grausamer als Valverde, Vaca de Castro, Blasco Nuñez, Pedro de la Gasca und wie die Gottesmänner und Regierungsvertreter alle hießen, war er keineswegs. Im Gegenteil. Daß er, der Miteroberer des Landes, in den Kampf ziehen mußte gegen einen Rivalen, den ihm sein undankbarer, schlecht unterrichteter und gewissenloser Kaiser in den Weg sandte, um ihn rücksichtslos seiner Ansprüche zu berauben, das war sein tragisches großes Schicksal. Er war zu stolz und selbstbewußt, als daß er sich und sein gutes Recht verleugnet hätte. Wäre er Diplomat und Machiavellist gewesen wie sein Gegner Gasca: wer weiß, ob ihn dieser, aus Selbstgefälligkeit, Furcht oder Vorsicht, nicht doch schließlich als Statthalter bestätigt hätte.

Was Carbajal anbelangt, so muß man auch ihn als einen echten Sohn seiner harten und rauhen Zeit auffassen. Eines war er mehr als alle andern, die je unter ihm oder gegen ihn gefochten haben: tapfer und treu.

Noch am Tage der Schlacht, die keine war, genannt die bei Xaquixaguana, hielt Gasca das Kriegsgericht über die beiden Gefangenen ab. Alonso de Alvarado und ein Mitglied der Audiencia, der Lizentiat Cianca, hatten die fragwürdige Ehre, als Untersuchungsrichter zu tagen. Die Sache dauerte nicht lange. Pizarro und Carbajal wurden zum Tode verurteilt.

Als man Carbajal das Urteil, er solle tags darauf auf dem Schlachtfelde gevierteilt werden, verkündete, meinte er gelassen: »Sie können mich bloß töten!« Er hatte sich längst damit abgefunden.

Man wollte ihm einen Geistlichen aufdrängen. »Wozu?« fragte er. »Es lastet nichts auf meinem Gewissen, es sei denn der halbe Real, den ich einem Krämer in Sevilla noch schuldig bin und den ich zu bezahlen vergaß, als ich Anno Dazumal die Heimat verließ.«

Als er in den Korb stieg, in dem er von zwei Maultieren zur Richtstätte geschleppt werden sollte, scherzte er: »Also, nicht bloß als Säugling: auch als Greis liegt man in der Wiege!«

Auf dem Richtplatz empfingen ihn trotz aller Ablehnung etliche Geistliche. Inständig bat ihn einer, er solle ihm als Zeichen seiner Büßfertigkeit das Pater Noster oder das Ave Maria nachsprechen. Er gab ihm keine Antwort, aber als im selben Moment der Henker an ihn herantrat, spottete der Unverbesserliche: »Pater noster, ave Maria!«

Anders ging Francisco Pizarro in den Tod. Er sollte enthauptet werden. Auch in seinen letzten Stunden durfte ihn niemand in seinem Gefängnisse aufsuchen. Den Rest des Tages wandelte er in seinem Zelte auf und ab. Als die Nacht anbrach, benachrichtigte ihn Centeno, der die Wache hatte, daß seine Hinrichtung am kommenden Mittag erfolgen solle. Er legte sich zur Ruhe, schlief aber nicht lange, sondern ging wiederum hin und her, tief in Gedanken versunken, bis der Morgen graute.

Den Weg zur Richtstätte am 9. April 1548 legte er in würdevoller Haltung zurück, prächtig gekleidet, wie er dies in glücklichen Tagen geliebt hatte, in einen Mantel von gelbem Samt. Seine letzte Bitte, ihm nicht die Arme zu fesseln, wie dies bei Hinrichtung üblich war, erfüllte man ihm. Ein Mönch trug das Kruzifix vor ihm her. Als er das Blutgerüst erstiegen hatte, hielt er eine kurze Ansprache an die Landsknechte, die es umstanden. Dann, in seinem letzten Augenblicke, küßte er das kleine Medaillon, das er zu tragen pflegte, mit dem Bilde der Madonna, die seine Schutzherrin gewesen war.

Sein Kopf wurde nach Lima gebracht, wo er am Galgen neben dem Haupte Carbajals ausgestellt ward. Seine Güter nebst den Silbergruben von Potosi wurden beschlagnahmt, sein Haus in Lima der Erde gleichgemacht und der Platz zur ewigen Wüstenei erklärt. Den Leichnam ließ Centeno in der Marienkapelle zu Kuzko beisetzen. Bei seinem Tode war Gonzalo Pizarro erst zweiundvierzig Jahre alt.

XLIV

Das Schicksal fügte es, daß die Hauptverräter an Gonzalo Pizarro ihn nicht lange überlebten. Cepeda entging zwar der Hinrichtung, weil Gasca erklärte, durch seinen Abfall habe er der guten Sache einen großen Dienst geleistet. Gleichwohl ward er nach Spanien gesandt, wo man einen Prozeß wegen Hochverrats wider ihn eröffnete. Er verteidigte sich mit viel Geschick, aber noch vor der Urteilsverkündigung starb er im Gefängnisse.

Diego Centeno überlebte das Jahr 1549 nicht; Hinojosa ward im Jahre darauf in La Plata ermordet; und Pedro de Valdivia, der berühmte Eroberer von Chili, fiel kurze Zeit später am Arauca.

Acosta und drei, vier andre Ritter, die sich nicht vor ihrem Führer ergeben hatten, wurden am selben Tage mit ihm hingerichtet. Am Morgen darauf brach Gasca sein Lager ab und marschierte auf Kuzko, wo er mit dem nämlichen Jubel empfangen ward wie vor kaum einem halben Jahre sein Gegner. Seine erste Handlung war, daß er eine Anzahl Ritter, die nach der Schlacht in der Stadt Zuflucht gesucht hatten und auf Begnadigung rechneten, festnehmen ließ und vor ein Kriegsgericht stellte. Ein Dutzend von ihnen ward hingerichtet oder auf die Galeere geschickt. Die Güter aller Bestraften verfielen der Krone und wurden später zu Dotationen verwendet. Besondre Milde und Gnade kann man Gasca nicht nachrühmen.

Ein schweres Stück Arbeit bereitete ihm die Entlohnung aller derer, die ihm bei der Niederwerfung der Empörer mehr oder minder Dienste geleistet hatten. Man erhob maßlose Forderungen. Drei Monate saß der gewissenhafte Gasca an der Bearbeitung der zahlreichen Vorschläge und Gesuche, aber trotz aller angestrebten Gerechtigkeit erzeugten seine Entscheidungen große Unzufriedenheit und starke Verstimmung. Bemerkenswert ist es, daß er Repartimientos in der Regel nur auf die Lebenszeit der Empfänger verlieh. 250 Repartimientos wurden vergeben; sie schwankten in ihrem Jahresertrag zwischen 100 und 3500 Pesos ensayados. (Ein solcher Peso galt gleich 1,20 Dukaten.) Die dadurch verteilten Jahresrenten betrugen insgesamt 130000 Pesos. Die Enttäuschung vor allem im Heere war so groß, daß die drohende Rebellion nur dadurch im Keime unterdrückt wurde, daß man den Rädelsführer an den Galgen hing.

Noch vor der Verkündigung der Dotationen (die Urkunde ist vom 17. August 1548) verließ Pedro de Gasca die Stadt Kuzko und zog sich nach Lima zurück. Seine weitere Tätigkeit als Statthalter galt friedlichen Bestrebungen. Sowie er der Überzeugung war, das Reich Perú sei zu Frieden und Ordnung gebracht, schiffte er sich im Januar 1550 mit dem königlichen Schatze ein und erreichte Sevilla ohne Zwischenfälle. Der Kaiser, der in Flandern weilte, entbot ihn sofort zu sich, zeichnete ihn huldvoll aus und ernannte ihn zum Bischof von Palencia. Dies blieb er bis 1561. Er starb, 71 Jahre alt, zu Valladolid und ruht daselbst in der Kirche der Santa Maria Magda- lena unter einem noch heute erhaltenen Grabmal.

XLV

Gonzalo Pizarros großartiger Gedanke, ein einziges peruanisches Reich von Panamá und Nombre de Dios bis zum Arauca zu bilden und auszubauen, hat sich bis auf den heutigen Tag nicht erfüllt; aber Carbajals Traum, ein vom Mutterlande Kastilien unabhängiges neues Vaterland Perú zu gründen, hat sich vor nun hundert Jahren verwirklicht.

Das spanische Kolonialreich, geboren am 11. Oktober 1492, am Tage, da Christoph Kolumbus den Boden Amerikas betrat, umfaßte nach und nach die Antillen, Florida, Yukatan, Mexiko, Honduras, Panamá, Nikaragua, Guatemala, Venezuela, Kolombia, Perú, Chile usw. Seine höchste Macht erreichte es bereits um 1550. Der Aufstieg des britischen Imperiums warf dann die spanische Welt zu Boden. Auf Lepanto (1571) folgte allzurasch der Untergang der Armada (1588), und seit 1704 hockt der englische Geier auf dem Felsen von Gibraltar. Das Mißgeschick des Mutterlandes hemmte auch die Entwicklung des spanischen Amerikas.

Mit der Schlacht bei Ayacucho am 9. Dezember 1824 endete die spanische Herrschaft in Perú. Damals haßte man jeden nicht an der Cordillera geborenen Spanier. Allmählich aber ist auch hierin ein merkwürdiger Wandel eingetreten. Heute zählt man achtzehn freie spanisch-amerikanische Republiken, dazu zwei »Irredenti«. Der Gebietsgröße nach sind dies: Argentinien, Bolivien, Mexiko, Perú, Kolumbien, Venezuela, Chile, Äquatorien, Paraguay, Uruguay, Kuba, Nikaragua, Honduras, Guatemala, Panamá, Costa Rica, Dominikanien, San Salvador. Die Philippinen und Puerto Rico sind der Raubgier der Vereinigten Staaten zum Opfer gefallen. Jene achtzehn Staaten umfassen 13¾ Millionen Quadratkilometer Land mit 77¾ Millionen Menschen. Angesichts der üblen, mehr und mehr zu Tage tretenden Folgen des Pan-Amerikanismus, für den der geschäftstüchtige Yankee seit dreißig Jahren mit allen Mitteln Propaganda macht, hat sich neuerdings das spanische Blut in den geistigen Führern und langsam auch im Volke in Erinnerung gebracht. Dem angelsächsischen Amerika beginnt sich ein spanisches Amerika zielbewußt entgegenzustellen. Dieser hispano-amerikanischen Idee ist es zu danken, daß das weltverhaßte deutsche Volk sowohl an den Pyrenäen wie an der Cordillera echte Freunde hat. Und so mag dieses Buch, das die Eroberung von Perú von neuem erzählt, in den Hinweis ausklingen, daß Perú, das Vier-Sonnenland, auch noch heute ein wunderbar reiches und schönes Gebiet für Eroberer ist, nicht für solche, die mit Schwert und Hakenbüchse kommen, wohl aber für jeden, der gute deutsche Kultur und Kraft in sich mitbringt.