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Francisco Pizarro

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Der Peruaner hörte aufmerksam zu, blieb aber schweigsam. Schließlich verabschiedete er sich auf das verbindlichste. Vermutlich waren ihm die rauhen Landsknechte, die den merkwürdigen fremden Hauptmann umgaben, höchst verdächtig. Ebenso das, was man ihm da vorgefabelt hatte von fremden Königen und Göttern. Ihm war kein Mächtigerer bekannt als der König von Perú, und daß es über dem erhabenen Sonnengotte einen noch höheren Gott irgendwo geben solle, ging ihm auch nicht in den Sinn. Gleichwohl, er war Gast auf einem fremden Schiffe an einer fremden Tafel, und so erlaubte er sich keinen Widerspruch. Beim Abschied schenkte ihm Pizarro ein Beil, daß seine Bewunderung erregt hatte. In Perú gab es kein Eisen.

Da der Inka-Edelmann nicht verfehlt hatte, die Spanier einzuladen, die Stadt zu besichtigen, schickte Pizarro Tags darauf einen seiner dreizehn Getreuen, Alonso de Molina, in Begleitung eines Negers aus Panamá, ans Land. Er brachte dem Kuraka von Tumbez ein Gastgeschenk, bestehend aus einem Schwein und etlichen europäischen Hühnern; beide Tierarten kannte man damals in Perú noch nicht.

Als Molina und der Neger dem Ruderboot entstiegen, wurden sie von zahllosen Eingeborenen umringt. Des Spaniers Gesichtsfarbe, sein langer Bart, seine Kleider, seine Waffen, alles ward angestaunt, zumal von den Weibern. Da auch sie ihm gefielen und er dies sich nicht zu knapp anmerken ließ, so bedeuteten ihm die Schönen des Landes, er solle in Tumbez bleiben und sich die Allerschönste von ihnen aussuchen.

Noch mehr aber staunte man den Othello an. Niemand wollte glauben, daß seine schwarze Haut waschecht sei, und alsbald versuchten etliche Beherzte, ihm die sonderbare Farbe mit Tüchern abzureiben. Der Mann aus Timbuktu ließ sich dies schmunzelnd gefallen, wobei er freundlich sein blendendweißes Gebiß zeigte. Da wollte sich jedermann zu Tode lachen. Nicht minder imposant dünkte den Peruanern das grunzende Schwein, und als gar der Hahn sein Kikeriki ertönen ließ, schlug man die Hände über dem Kopf zusammen und fragte, was das Tier sage. Diese Fremdlinge mit den wundersamen Tieren waren zu kurios.

Alonso ließ sich zum Kuraka führen, der in einem prächtigen Hause wohnte. Türsteher hüteten sein Tor, und im Palaste strotzte es von goldnem und silbernem Gerät. Die beiden Spanier hätten es am liebsten eingepackt, aber Beutemachen war noch nicht an der Zeit. Das Stadtoberhaupt bewirtete seine Gäste, nahm Schwein und Hühner voll Lob und Freude in Empfang und zeigte den beiden Fremden die Burg und die Stadt. Erstere war aus grobbehauenen Steinen errichtet, machte einen großartigen Eindruck und nahm einen großen Flächenraum ein. In ihrer Nähe stand ein Sonnentempel, wiederum reich an goldnen und silbernen Dingen.

Als Molina und sein Begleiter gegen Abend wieder auf dem Schiffe eintrafen und Bericht erstatteten, dünkte dem Capitano alles das stark übertrieben. Deshalb sandte er am nächsten Morgen den bewährten Ritter Pedro de Candia zur Stadt, um Molinas märchenhafte Erzählung nachzuprüfen. Don Pedro führte seinen Auftrag in voller Rüstung aus, sein Schwert am Koppel, eine Hakenbüchse auf der Schulter.

Die Leute von Tumbez gerieten ob des im grellen Sonnenschein unheimlich funkelnden Panzers in noch größeres Staunen denn Tags vorher. Um diese Wirkung ins Wunderbare zu steigern, schoß Don Pedro seine Hakenbüchse gegen ein Holzbrett ab. Beim Knall des Gewehrs fiel die Menge vor Schreck in die Knie. Um die Göttlichkeit des Fremdlings auf die Probe zu stellen (so berichtet die Sage), ließ man nun einen Jaguar, der seit langem eingesperrt war, los. Die wohl hornalte Bestie setzte sich dem Ritter gemütlich zu Füßen. Da trug die Volksmenge den »Überirdischen« jubelnd nach dem goldreichen Sonnentempel.

Sicher ist, daß sich Don Pedro eines überaus freundlichen Empfanges zu erfreuen hatte. Auch ihm zeigte man Stadt und Burg und sogar das Innere des Tempels. Als er am Abend zu Pizarro zurückkehrte und ihm Bericht erstattete, fand er nicht genug begeisterte Worte.

In der Tat war Tumbez eine blühende Hafen- und Handelsstadt. Gelegen am gleichnamigen Fluß, war es unter der Regierung des zwölften Inkakönigs, Topak Yupanki dem Großen, um 1475 zum Reiche Perú gekommen. Durch ein Netz von Bewässerungsgräben war das ursprünglich trockene und wenig fruchtbare Küstenland dieser Gegend in ein wahres Paradies verwandelt. Der Goldreichtum des Flusses hatte das Seine dazu beigetragen; kurzum Tumbez war damals ein kleines Marseille. Zwei Jahrzehnte später (1548), als Pedro Cieza de Leon, der älteste Schilderer Perús (in seiner Cronica del Peru, Sevilla 1553), die Stadt besuchte, lag die einst gewaltige Burg in Trümmern; die Stadt war entvölkert und verkehrslos, ihre ehedem herrliche Umgebung verwüstet und verödet. So wenige Jahre spanischer Herrschaft hatten ein Land von vielhundertjähriger Kultur in die Barbarei zurückgeworfen! Seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts ist Tumbez in neuem Aufblühen. Noch immer ist die Vegetation hier üppiger und frischer als sonstwo an der heute ganz kahlen Küste.

Pizarro und die Horde der Abenteurer berauschte sich am Berichte Molinas und Candias. So war die Kunde vom Goldlande Perú doch kein Märchen! Offenbar war es an Schätzen noch viel reicher als das so fabelhaft reiche Mexiko. Es galt also, den Zug des Cortes zu wiederholen. Am liebsten hätten die Spanier die schöne Stadt auf der Stelle geplündert und einen Beutezug ins Innere unternommen. Aber Pizarro war klug und weise; er verbot Plündern und Raub bei Todesstrafe und gestattete nur ehrlichen Tauschhandel. Hätte er die Zucht seiner Leute damals nicht mit aller Strenge aufrecht erhalten, so wäre Perú vier Jahre später nicht erobert worden. Es kann kein Zweifel bestehen: der gute Eindruck, den die Spanier 1527 in Tumbez gemacht haben, hat den Untergang des Inkareiches begründet. Nie hat sich die herzliche Gastfreundschaft eines Volkes blutiger gerächt als die der Peruaner, da sie die Spanier zum ersten Male begrüßten. Es wäre ihr gutes Recht gewesen, die habgierigen Eindringlinge allesamt mit Knütteln totzuschlagen! Wer ein Kulturvolk aus Eroberungslust antastet, hat keinen Anspruch auf Barmherzigkeit.

Von Tumbez aus fuhr die Karavelle der Spanier weiter nach Süden, immer an der Küste hin, lief im Hafen von Paita ein und erreichte, etwa Ende September 1527, die Mündung des Sana (unter dem 7. südlichen Breitengrade). Überall erblickte man saubere Dörfer und stattliche Farmen, bebaute Fluren, Heeresstraßen und Brücken, Kanäle und Teiche, zahllose Merkmale von Reichtum und Gesittung; Auf den Hügeln am Sana sah man eine peruanische Begräbnisstätte. In einem Tempel standen Mumien, behangen mit Gold und Edelsteinen. Man verstand sich im alten Perú auf diese merkwürdige Kunst ähnlich wie im alten Ägypten. Und nirgends zeigten sich die Peruaner den Fremdlingen feindlich.

Die Fahrt ging bis zum 9. Breitengrade, bis zur Bucht von Kasma. Pizarro wäre noch weiter gefahren, aber seine Mannschaft rebellierte. Ohne Zaudern gab er nach; denn der Zweck seiner großen Erkundungsfahrt war bestens erreicht.

Von der Heimreise ist ein seltsames Zwischenspiel zu berichten. Man legte an einem Orte an, den die Spanier Santa Cruz tauften. Daselbst hatte eine vornehme Indianerin ihre Besitzung. Als die Karavelle vor Anker gegangen war, kam sie auf einer Gondel, um die Fremdlinge zu sehen. Pizarro empfing sie voll Galanterie und beschenkte sie mit allerlei abendländischem Tand. Von ihr eingeladen, machte er am andern Abend seinen Gegenbesuch, begleitet von einigen seiner Offiziere. Eine Ehrenpforte aus grünem Laub und bunten Blumen empfing ihn. Während des lukullischen Mahles tanzten und sangen Jungfrauen und Jünglinge. Bei Tisch fragte die peruanische Edeldame den Capitano, was die Fremden in dies Land führe. Da ließ er sich die Standarte reichen, die sein Stabstrompeter zu tragen pflegte, hielt eine kleine heitere Rede, in der er sagte, er sei im Namen seines Kaisers gekommen, um dies Paradies samt der Schönen darin zu erobern. In der Schlußwendung bat er sie, zum Zeichen, daß sie den neuen Herrn anerkenne, das Banner zu schwenken. Die Indianerin, der ein Dolmetscher die Worte vermittelte, nahm es lachend entgegen und tat wie ihr geheißen. Pizarro küßte ihr die Hand, stolz und frohgemut, daß ihm die erste Eroberung im fremden Lande so leicht geworden war.

Im Vorbeifahren landete man abermals in Tumbez. Der verliebte Alonso de Molina und noch ein andrer blieben in der Stadt. An ihrer Stelle schifften sich zwei oder drei Tumbezianer ein, um mit nach Panama zu fahren und Spanisch zu lernen. Schließlich sollten die beiden Kranken von der Isla Gargona geholt werden. Einer war gestorben; der andre samt den Indianern, die ihn gepflegt hatten, wurde mitgenommen.

Nach einer Abwesenheit von 18 Monaten, genau am letzten Tage der vom Statthalter gewährten Frist, wohl am 31. Oktober 1527, lief Pizarros Schiff im Hafen von Panamá ein.

Seine Wiederankunft erregte das größte Aufsehen. Allgemein hatte man geglaubt, Pizarro und Genossen seien verlorene Leute. Jetzt bestaunte man alle die mitgebrachten Beutestücke, besonders die seltsamen Schafe. Man gönnte und neidete den Entdeckern ihren Ruhm, je nachdem man an die Aussicht auf ein zweites Mexiko glaubte oder bezweifelte.

Pedro de los Rios, der Statthalter, verhielt sich den Hoffnungen und Plänen des Capitano gegenüber gänzlich ungläubig; zum mindesten stellte er sich aus Mißgunst so. Das Vorhandensein eines reichen Kulturlandes im Süden war zwar unleugbar. Es zu unterwerfen, forderte aber zweifellos erhebliche militärische und wirtschaftliche Mittel. Die Sache erheischte also Geld und Menschen, die seiner Kolonie abgingen, und eine gewisse Verantwortung hatte er obendrein. Alle Utopien abwehrend, erklärte er gemessen und nüchtern, einen neuen Staat errichten auf Kosten des von ihm verwalteten älteren, dünke ihn untunlich. Und weitere Menschenleben aufs Spiel zu setzen, könne er nicht zulassen. Für die paar goldenen und silbernen Kleinigkeiten und das Dutzend Lamas seien schon genug brave Leute geopfert.

 

Keiner der drei Verbündeten ließ sich abschrecken. Das nötige Geld mußte beschafft werden, und es gab keine andre Hilfe als einen Appell an den Kaiser, und dies wiederum konnte nur durch die Person eines der drei Entdecker mit Erfolg geschehen. Wer war der geeignetste dazu? Luque war durch sein Amt an Panama gefesselt. Der von Gestalt kleine, im Verkehr mit hohen Herren unbeholfene, obendrein durch den Verlust des einen Auges entstellte Almagro, eine brave Wachtmeisternatur ohne diplomatische Fähigkeiten, traute sich selber nicht an diese schwierige Mission. Es blieb Franz Pizarro übrig, der Weltmann genug war, bedachtsam und zielbewußt, um auch am allerhöchsten Ort die rechten Worte zu finden. Seine Geistesgegenwart verließ ihn nie. Feigheit und Furcht kannte er nicht, und keiner konnte die Mühsale und Gefahren der bisherigen Entdeckungsfahrten und die Wunder und Schätze des neuen Goldlandes so anschaulich und verführerisch schildern wie er. Er war ein geborener Erzähler.

Gleichwohl sträubte er sich vor seinen beiden Gefährten. Insgeheim mißtraute er ihnen, überzeugt, daß auch sie ihm innerlich mißtrauten. Er hatte keine Freunde in der Welt als sich selber und seinen Stern. Vor einer neuen Fahrt in den Süden, vor einem verwegenen Zug ins unbekannte Innere seines ihm vom Schicksal verheißenen Reiches, davor bangte ihm nicht Was der kühne Cortes zu seinem Glück gewagt, wollte auch er wagen! Vor seinem Kaiser frei und ehrlich zu reden, das bereitete ihm kein Herzeleid. Aber alle die unumgänglichen Katzbuckeleien, ehe er zur Audienz gelangte, waren wenig nach seinem Geschmack. Hier sah er Gefahren, in denen er sich nicht auskannte.

Almagro legte wieder und wieder alle Gründe dar. Luque unterdrückte seinen heimlichen Zweifel und pflichtete ihm bei. Und so gab Pizarro schließlich die Zusage, indem er den beiden andern beteuerte, er werde ihren Vorteil wahren wie den seinen.

Man brachte 1500 Dukaten zusammen, damit sich der Abgesandte höfisch ausstatten konnte. Pizarro überquerte die Landenge und ging in Nombre de Dios auf ein Schiff, das im Frühjahr 1528 nach Spanien absegelte. Der Ritter Pedro de Candia, der weltgewandteste aus der kleinen Schar der Getreuen, ward ihm als Adjutant mitgegeben. Ferner wurden drei Soldaten, zwei Peruaner und drei Lamas mitgenommen; dazu eine kleine Auswahl von Schmucksachen, Gefäßen aus Gold und Silber, Waffen und Gerät als greifbare Zeichen aus dem Wunderlande.

VII

Im Mai 1528 erreichte Pizarro mit seinen Begleitern Palos, den Hafen von Sevilla. Offenbar war sein Kommen bereits im Heimatlande bekannt, jener Oberrichter zu Santa Maria namens Enciso, dem Pizarro von Anno 1513 her eine Geldsumme schuldete, empfing ihn mit einer Vollstreckungsurkunde, und da Pizarro zu andern Dingen nach Europa gekommen war als eine veraltete Schuld zu begleichen, zahlte er nicht einen Pfennig, worauf ihn der pfiffige Pandektenmann einfach in den Schuldturm stecken ließ.

Das war ein übles Debüt. Zum Glück gelang es dem Ritter Pedro, seinen Kommandeur den Klauen des rücksichtslosen Gläubigers zu entreißen, indem er sich an die Öffentlichkeit wandte. Der Kaiser gab Befehl, den Entdecker Perus seine Reise fortsetzen zu lassen.

Karl V. {bekanntlich von 1519 bis 1556 deutscher Kaiser) befand sich damals im zweiten Kriege gegen Franz I. Drei Jahre zuvor hatte er bei Pavia gesiegt. Hinterher hatte der ewig kampflustige Franzosenkönig den Madrider Frieden von 1526 als erzwungen und somit ungültig erklärt. Im Mai 1527 war Rom von den deutschen Landsknechten gestürmt worden. Jetzt stand der Kaiser auf der Höhe seines Ruhmes. Die amerikanischen Kolonien lagen ihm wenig am Herzen. Er hat sie zu keiner Zeit wirklich gefördert. Aber berichten ließ er sich immer gern von den Abenteuern seiner kühnen Kapitäne. Eben hatte er den Eroberer von Neu-Hispanien (Mexiko) in Toledo, wo er Hof hielt, empfangen und sich von dessen leidensvollen Feldzuge nach Honduras (1524 bis 1526) erzählen lassen. Huldvoll nahm er jetzt Pizarros Bericht entgegen. Er betrachtete die exotischen Schätze und Stoffe, bewunderte das stattliche Lama, das man ihm vorführte, und vergoß Tränen, als ihm der beredte Kondottiere von der Seefahrt ins Unbekannte, von der Hungerinsel, von den Gefechten der tapferen kleinen Schar gegen Legionen Indianer, von all den Entbehrungen und Todesgefahren und zuletzt von den Tempeln, Goldschätzen und Seltsamkeiten des großen Reiches Peru erzählte. Er ernannte ihn zum Statthalter und Obergeneral von Neu-Kastilien (Peru), knöpfte ihm den Sankt-Jago-Orden an den Feldrock und sagte ihm allergnädigst, seine Sache werde dem »Rate von Indien« zur Prüfung und Förderung übergeben werden.

Ferdinand Cortes bekam erst im Juli 1529 Bescheid, und auch Pizarros »Kaiserlicher Vertrag« trägt kein früheres Datum als den 26. Juli 1529. Dies Dokument ist in mancher Hinsicht merkwürdig.

Pizarro ward zum Statthalter des zu erobernden Landes ernannt, wobei das ihm untertänige Reich eine Küstenlänge von 200 Leguas haben sollte. Er erhielt alle Rechte eines Vizekönigs, gewisse hohe richterliche Würden auf Lebenszeit und ein Jahresgehalt von 725 000 Maravedis (1600 Goldpesos), selbstverständlich aus den Einkünften der Kolonie, die erst erobert werden sollte.

Seine Pflichten bestanden darin, daß er binnen sechs Monaten eine wohlgerüstete Streitmacht von 250 Mann aufzustellen hatte, davon 100 Mann aus den amerikanischen Kolonien. Zur Aufbringung der Artillerie und des Kriegsgeräts wurde ihm eine unbedeutende staatliche Beihilfe gewährt. Sechs Monate nach seiner Wiederankunft in Panama hatte er daselbst mit seinem Expeditionskorps sich einzuschiffen und nach Peru zu segeln.

Almagro bekam 300000 Maravedis (700 Goldpesos) Jahresgehalt zugesichert und wurde zum Befehlshaber der Festung Tumbez ernannt. Dazu erhielt er den Rang und die Rechte eines Hidalgo.

Pater Luque bekam (wunschgemäß) das Bistum Tumbez, dazu den grotesken Titel »Schutzherr der Indianer Perus«. Sein Jahreseinkommen ward auf l000 Dukaten festgesetzt.

Bartolomäo Ruiz heimste den Titel »Großlotse der Südsee« ein, dazu eine Dotation. Ritter Pedro de Candia wurde Artillerie-Kommandeur. Auch die übrigen elf Getreuen von der Insel Gallo bekamen ihren wohlverdienten Lohn in Titeln und Ämtern in spe.

Am wenigsten Ehren und Würden winkten in diesem Vertrage dem Capitano Don Diego de Almagro. Hier verrät sich Pizarros Passivität seinem in Panama verbliebenen Genossen gegenüber. Er hätte gewiß ohne viel Mühe auch ihm einen hochklingenden Titel verschaffen können.

Die geraume Zeit, die Pizarro auf Bescheid warten mußte, benutzte er, um Offiziere und Mannschaften anzuwerben. Vor allem gewann er seine vier Halbbrüder: Hernando Pizarro, Martin de Alcantara, Gonzalo Pizarro und Juan Pizarro. Die drei letzten waren froh, daß sich ihnen eine gute Gelegenheit bot, zu Reichtum und Macht zu gelangen; sie ordneten sich von vornherein und allezeit willig dem berühmt gewordenen Bruder unter. Hernando dagegen trug immerdar den kastilianischen Edelmann zur Schau. Gleichwohl hat er im Dienst niemals den Respekt und Gehorsam verletzt, den er als guter Offizier seinem General schuldete. Er hat ihn redlich unterstützt Pizarro kam es darauf an, persönlich treue Offiziere um sich zu scharen. Er hatte sich oft genug einsam und verlassen gesehen, und er glaubte, Blutsverwandtschaft, zumal in gemeinsamer Gefahr, sei die stärkste aller Stützen.

Es fehlte Pizarro an Geld. Ohne Verbindungen und Empfehlungen wäre es ihm unmöglich gewesen, die nötigen Leute aufzubringen. Hernando Pizarro half ihm, auch Ferdinand Cortes, ein Verwandter seines Vaters, wie schon gesagt. Er hatte gleich bei seiner Ankunft im Hafen von Palos eine Begegnung mit dem berühmten Eroberer gehabt. In der Folge kamen sie öfters zusammen. Pizarro verdankte ihm manch wertvolle Weisung und manchen brauchbaren Teilnehmer seines Unternehmens.

Die sechs Monate waren bald abgelaufen. Drei Karavellen lagen im Hafen von Sevilla, bereit, Mannschaft, Kriegsgerät und Vorräte aufzunehmen, aber noch waren die 150 Mann nicht vollzählig und die Ausrüstung recht dürftig. Da vernahm Pizarro, daß der »Rat von Indien« im Begriffe sei, die Schiffe und die Mannschaft besichtigen zu lassen. Es war im Januar 1530. Sofort entschloß er sich, mit dem größeren Teile seiner Streitmacht auf der größeren Karavelle unverzüglich abzusegeln. Er fuhr nach Gomara, einer der Kanarischen Inseln. Den Befehl über die beiden andern Schiffe übertrug er seinem Bruder Hernando mit dem Auftrag, ihm sobald wie möglich zu folgen.

Als die Kommission des »Rates zu Indien« in Palos eintraf, war Pizarro bereits auf hoher See. Hernando versicherte den Herren, die Expedition sei vollzählig. Man schenkte ihm Glauben oder tat wenigstens so, und die beiden zurückgebliebenen Karavellen gingen gleichfalls nach Gomara ab.

Das vereinte Geschwader traf nach guter Fahrt im Hafen von Santa Marta (an der Nordküste Südamerikas) ein. Nach kurzer Rast ging Pizarro wieder in See und erreichte den Hafen Nombre de Dios. Chronisten überliefern, er habe geplant, von Santa Marta aus die Landenge zu überschreiten. Das ist wohl aber kaum anzunehmen; es sei denn, er habe heimlich die Absicht gehabt, seine Streitmacht von Panamá fernzuhalten.

In Nombre de Dios wurden die Ankömmlinge von Almagro und Luque begrüßt, die begierig auf die Erfüllung ihrer ehrgeizigen Wünsche waren. Almagro war höchst verstimmt, als er vernahm, wie wenig für ihn gesorgt worden war. Pizarro versprach ihm, ihn jederzeit als ihm gleichgestellt anzusehen und zu behandeln. Ja, er verzichtete zugunsten des Mißvergnügten auf sein Adelantamiento. Voller Argwohn fügte sich Almagro in das Unabänderliche.

Mit großem Pomp und Prunk zog Pizarro an der Spitze seines kleinen Heeres in der Stadt Panamá ein. Um sich zu rächen, kargte Almagro mit dem Gelde, das er inzwischen aufgebracht hatte. Hernando Pizarro überwarf sich sogar mit ihm, während Francisco Pizarro alles versuchte, den verbitterten Genossen wieder unternehmungslustig zu stimmen. Schon drohte Almagro, auf eigene Faust den Zug nach Peru anzutreten, was arge Zersplitterung unter der ungeduldig gewordenen alten und neuen Mannschaft zur Folge gehabt hätte. Da gelang es dem Richter Antonio de la Gama, die beiden Pizarros mit dem biederen, aber kleinlichen Almagro einigermaßen zu versöhnen. Es war die alte Geschichte: Herrennaturen und Plebejer vertragen sich schwer, wenn sie sich in das Kommando teilen sollen. Franz Pizarro hatte sowieso reichlich viel Feinde in Panamá. Jetzt schürte und hetzte der den Spießbürgern näher stehende Korporal gegen den Kapitän, wo er nur konnte. Schließlich aber rückte er die angesammelten Vorräte und Waffen sowie 700 Goldpesos heraus, indem er sich doch wohl sagte, daß er ohne den ihm verleideten, aber als Führer unvergleichlichen Pizarro im ganzen Leben nicht Peru erobern könne. Der verschlagene Luque und hinter ihm der Goldgeber Espinosa, der von San Domingo herüberkam, um die gefährdete Sache ins Fahrwasser zu bringen, taten, was sie nur konnten. Pizarro verzichtete hochnotpeinlich zugunsten Almagros auf seine Würde als Adelantado, wobei er versprach, die kaiserliche Genehmigung nachträglich erwirken zu wollen. Auch sonst wurden dem Benachteiligten allerlei Zugeständnisse gemacht.

Am Johannestage (am dritten Weihnachtstage) 1530 fand die feierliche Vereidigung der Teilnehmer und die Weihe der Kaiserlichen Standarte, die Pizarro aus Spanien als Hoheitszeichen mitgebracht hatte, sowie der Fahnen der Mannschaft in der Stiftskirche zu Panama statt. Frater Juan de Vargas, ein Dominikaner, der sich dem Zuge auf Geheiß der Regierung anschloß, hielt die Rede und reichte allen Offizieren und Soldaten das Abendmahl. Er redete von einem Kreuzzuge wider die Ungläubigen, von der Ausbreitung des Christentums und der Erlösung heidnischer Seelen aus satanischer Finsternis durch die von Gott dazu berufenen Kastilianer.

In den ersten Tagen des Januars 1531 lichteten die drei Karavellen die Anker. An Bord waren außer den Seeleuten 27 Reiter, 190 Mann zu Fuß, dazu etwa 30 Indianer als Dolmetscher, Diener und Träger. Zum Frater Juan de Vargas hatten sich noch etliche andre Dominikaner gesellt. Ob sich Europäerinnen oder Indianerweiber mit einschifften, wissen wir nicht.