Reise Know-How Reiseführer Marokko

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Sonstiges

Es gibt ein Schwimmbad im Parc du Sport (Schild „Piscine“), Banken, eine Post und Souvenirläden.

Sehr freundlich und unaufdringlich ist Driss Irroufi vom Bazar el Assala (Teppichladen), der direkt am Hauptplatz Hassan II. liegt.

Wanderungen im Mittleren Atlas: Als lizensierter Berg- und Wanderführer ist der englisch und ein bisschen deutsch sprechende Moulay Abdellah Lahrizi (Mobil 0663 77 26 87, 0662 19 08 89, lahrizima@gmail.com oder lesjardinsdazrou@gmail.com) empfehlenswert. Er betreibt eine Gîte bei Ifrane und stellt individuelle Wandertouren, Trips mit Kamel, Muli oder MTB zusammen. Auch die Unterkunft Le Palais des Cerisiers gibt Tipps zu Wanderungen in der Region und vermittelt einen Führer.

Fest: großer Moussem im August.

Ausflüge

Azrou umgibt ein großer Zedernwald (Forêt des Cèdres), in dem Berberaffen (Macaca sylvanus) leben. Jede Menge recht zutrauliche und um Essen bettelnde Affen tummeln sich rund um die abgestorbene Cèdre Gouraud; diese 40 m hohe Zeder galt (zu ihren Lebzeiten) als größte Zeder des Landes. Um in den märchenhaften Zedernwäldern zu spazieren, sollte man sich einen Weg abseits des Circuit des Cèdres suchen, um dem dortigen Trubel zu entgehen. Leider sind keine Wandertouren ausgeschildert.

Im Winter kann man in der Umgebung von Azrou beim Djabal Hebri (2104 m, vgl. nachfolgende Route) Skitouren unternehmen. Südlich der Oum-er-Rbia-Quellen in Richtung Kissariat (76 km von Azrou) liegen Höhlen und der Dayet von Affnourire (vgl. dazu die Route „Von Azrou über Aïn Leuh, Sources Oum er-Rbia und Aguelmame Azigza nach Khénifra“).

Von Azrou über Timahdite nach Midelt

123 km, N 13.

Schöne, gut ausgebaute Strecke (Asphalt) durch die Wälder des Mittleren Atlas. Vor allem im Sommer, wenn es in Meknès oder Fès heiß ist, kann man hier in Höhen um 2000 m Abkühlung finden.

Busse von Meknès über Azrou nach Midelt – Rissani und nach Boulemane – Talsinnt.

Azrou in Richtung Osten (Midelt) verlassen. Es geht durch Steineichenwald bergauf, nach einigen Kilometern beginnen Zedernwälder. Nach 2 km zweigt rechts eine Asphaltstraße nach Aïn Leuh ab. Knapp 5 km weiter zeigt ein Wegweiser nach rechts zum Circuit touristique des Cèdres und zum Lac Affnourire bzw. weiter Richtung Aïn Leuh und zu den Oum-er-Rbia-Wasserfällen (N 33°25,17’, W 05°10,69’). Links führt bei einem (vermüllten) Picknickplatz, einem Infozentrum (geschlossen) und Fossilienständen eine 4 km lange Straße zur Cèdre Gouraud (N 33°25,595’, W 05°09,318’), einer abgestorbenen Zeder (vgl. „Azrou/Ausflüge“). Beim Abzweig zum Lac Affnourire tummeln sich neben einigen Mineralienhändlern häufig Berberaffen (Makaken) im Wald, die in größter Ruhe dasitzen und darauf warten, dass ein Tourist ihnen etwas zu fressen gibt. Händler verkaufen Erdnüsse für die Affen. Die bessere Zufahrt zur Zeder bietet sich von der Strecke Ifrane – Azrou (vgl. vorhergehende Route). Der Trubel hier, vor allem mit einheimischen Wochenendausflüglern, mindert deutlich den Reiz der Umgebung, die zunehmend vermüllt.

Bei km 12 liegt links der stillgelegte Skilift am Djabal Hebri (2104 m). Bei km 15 zweigt links eine Asphaltstraße nach Mischliffen und Ifrane ab (27 km durch reizvolle Steinhügellandschaft mit Zedernwäldern). 3 km weiter bei einer Schlucht ist deutlich ein schwarzer erloschener Vulkankrater erkennbar – im Winter kontrastiert der Schnee mit der schwarzen vulkanischen Erde.

Die Straße weiter Richtung Midelt führt über eine karge Hochebene. 16 km hinter Azrou geht eine Piste rechts nach Aïn Khala und Aïn Leuh ab.

Der Ort Timahdit(e) mit Tankstelle, Geschäften, Cafés und einer kleinen Auberge liegt recht hübsch an einem von Pappeln gesäumten Fluss und Picknickplatz bei km 33. Markttag ist der Donnerstag.

Eine gute Straße zweigt nach Almis de Guigou (27 km, an der R 503) und weiter nach Sefrou ab. Diese Strecke führt durch ein Zwiebelanbaugebiet auf einer roterdigen Hochebene. Im Winter werden die Zwiebeln in einer Art Steinhochbeet aufgeschichtet und mit Stroh abgedeckt, damit sie länger frisch bleiben.

Bei Foum Kheneg (km 42) geht es geradeaus weiter auf der N13 oder auf einem Abstecher rechts zum Aguelmame Tiffounassine (nach ca. 2 km Piste links abzweigen) oder auf der gleichen Piste, ohne links zum See abzuzweigen, geradeaus ca. 20 km weiter bis zum Ort Bekrite. Hier werden Teppiche mit schwarz-weißen und bunten geometrischen Mustern gewebt. Bei km 51 führt rechts ebenfalls ein Straßenabzweig (Hauptroute) nach Bekrite (23 km).

Bei km 54, N 33°04,734’, W 05°01,127’, zweigt links ein Sträßchen mit rudimentärem Asphaltbelag zum Aguelmame Sidi Ali (1 km) ab. Dieser glasklare Kratersee liegt auf etwa 2000 m Höhe in karger und bei schlechtem Wetter etwas gespenstischer Umgebung zwischen schwarzem Lavagestein. Die Asphaltstraße verläuft am linken kahlen Seeufer entlang und dann als Piste weiter. Da auf dieser Höhe selbst im Sommer manchmal ein empfindlich kalter Wind weht, kann man nicht immer baden. Auch Zelten ist möglich, im Winter ist es allerdings eiskalt. Am See wurde ein Vogelschutzgebiet mit kleiner Aussichtsplattform eingerichtet. Die Herberge Atlas Lake Inn liegt verlassen am Ufer.

Bei km 62 kann man an einem Parkplatz mit Brunnen frisches Bergwasser auffüllen. 2 km weiter, bei km 64, ist die Passhöhe Col Ouzad (du Zad, 2178 m) erreicht. Kurz vorher zweigt eine Piste nach Bekrite, einem Bergbauort (37 km), ab. Hinter dem Pass ist es vorübergehend wieder etwas mehr bewaldet; die Straße führt kurvig bergab.

Die kleinen Orte Aït Oufella und Ouanegh (sprich: Waneer) liegen bei km 73 und 77. Hier befindet sich auch eine Barriere de neige – bei viel Schnee wird die Strecke hier im Winter gesperrt. Von beiden Orten führt eine Asphaltstraße (nach Regenfällen z.T. zerstört und nur mit 4x4 befahrbar, beschildert „Itzer“) durchs Gebirge mit herrlichen Zedernwäldern und kleinen Seen über Ajdir (N 32° 56,88’, W 05°23,28’) nach Khénifra (N 32°56, 499’, W 05°38,738’) bzw. zum Aguelmame Azigza (vgl. nächste Route). Von Aït Oufella sind es 57 km bis zur Einmündung in die Strecke Aïn Leuh – Aguelmame Azigza – Khénifra und weitere 21 km bis Khénifra.

Weiter auf der Hauptroute N 13 mündet bei km 83,5 die R 503 Boulemane – Fès von links ein. Kurz danach (1 km) trifft man auf den Weiler Bouloujoul mit einer Tankstelle und Raststätte. Zwischen Bouloujoul und Midelt führt die Straße durch eine kahle, zerklüftete Berg- und Hügellandschaft – der Übergang von den grünen Hochebenen des Mittleren Atlas zu den Bergen des Hohen Atlas. Es liegen immer wieder Apfelplantagen am Weg.

Bei km 92 liegt der lebhafte Ort Zeida (Zaida) am Zusammenfluss von Oued Bouhaf und Oued Moulouya; vgl. zum Ort die Route „Von Fès über Sefrou, Boulemane und Zeida nach Midelt“.

Ab Zeida führt die R 503 in Richtung Westen zur Route Khénifra – Kasba Tadla und weiter nach Marrakesch. Ein Abzweig an dieser Strecke führt in Richtung Imilchil und auf das Hochplateau der Seen Lac Iseli und Tislit sowie des Assif Melloul im Hohen Atlas (über die Strecken Zeida – Boumia – Tizi Taka – Tounfite – Imilchil oder El Kebab – Tizi-n-Isly – Imilchil; vgl. Kapitel zum Hohen Atlas).

Auf der weiteren Route bieten sich immer wieder Ausblicke auf das Djabal-Ayachi-Massiv, von dessen grünen Zedernwäldern man hier noch nichts ahnt.

101 km von Azrou entfernt kann man im Hotel/Camping Ksar Timnay übernachten (vgl. bei Midelt „Unterkunft“).

31 km hinter Zeida ist Midelt erreicht.

Midelt

Die mit üppigen Rosenbeeten, Baumalleen und Grünflächen aufgehübschte Stadt liegt in 1488 m Höhe und hat etwa 55.000 Einwohner. Midelt ist Bergwerksort (Kupfer, Zinn, Blei) und Handelszentrum für Mineralien aus der Umgebung. In der ganzen Region werden Äpfel angebaut.

Midelt hat keine besonderen touristischen Attraktionen, ist aber ein günstiger Ausgangspunkt für Touren in den Mittleren Atlas (Cirque de Jaffar, Djabal Ayachi) und Tor zum Süden in Richtung Errachidia und Erfoud bzw. zum touristisch wenig erschlossenen Osten und Nordosten entlang der Mouluya nach Nador und Melilla. Die Händler vor Ort sind verhältnismäßig aufdringlich.

In Midelt wurde 1917 unter den Franzosen ein Franziskanerinnenkloster in der Kasbah Myriem (ca. 1,5 km außerhalb) gegründet, in dem sich jetzt eine Teppichwebschule (Atelier de Tissage) befindet. Die von den Frauen gewebten Teppiche mit schönen Mustern (auch Wandteppiche mit Stickereien) kann man direkt hier zu fairen Preisen einkaufen (Fr geschlossen).

 

Der Markt liegt gegenüber dem Abzweig zum Hotel Atlas (von Zeida kommend auf der rechten Seite).

Praktische Informationen
Unterkunft
Oberklasse

4 Taddart, ca. 6 km nördlich von Midelt (Richtung Zeida), Tel. 0535 58 02 28, www.hotel-taddart.ma/en/index.php. Großes, komfortables 4-Sterne-Hotel im Kasbahstil mit 75 klimatisierten, marokkanisch gestalteten Zimmern, Pool und Hammam. Eigener Fossilienverkauf („Museum“), bewachter Parkplatz, WLAN.

Mittelklasse

9 Kasbah Asmaa, 3 km außerhalb der Stadt in Richtung Errachidia, Tel. 0535 58 04 08/05. Häufig mit Reisegruppen besetztes 4-Sterne-Hotel im Kasbahstil, mit schönem Garten und Pool. Große, marokkanisch gestaltete Zimmer mit TV und AC/Heizung und z.T. mit Balkon, von den oberen Zimmern schöner Ausblick auf die Umgebung. Restaurant mit Alkoholausschank, bewachter Parkplatz (Womo-Übernachtung möglich).

5 Kasbah Izoran, Ksar Tabenattout (von Midelt erst Richtung Cirque de Jaffar, dann links ab auf eine Piste Richtung Fluss, beschildert, N 32°39,030’, W 04°45,534’), Mobil 0661 87 17 36, mustaphaizoran@gmail.com. Hübsches Kasbahhotel etwa 5 km südlich der Stadt mit Restaurant, sauberen Zimmern mit Bad, schöner Terrasse mit Ausblick auf die Berge bzw. den Fluss. Herzlicher Empfang durch Mustapha Ait Atman (spricht gut englisch) und seine Familie.

UNSER TIPP: 1 Ksar Timnay/Riad Mimoun, an der N 13 Richtung Azrou (N 32°45,107’, W 04°55,147’), ca. 21 km außerhalb der Stadt, vgl. vorhergehende Routenbeschreibung, Tel. 0535 36 01 88, timnay@menara.ma. Das Camping- und Hotelareal liegt ruhig zwischen Apfelplantagen mit schönem Blick auf den Djabal Ayachi. Der Traveller-Treffpunkt mit parzellierten Stellplätzen für Wohnmobile unter Bäumen ist schön und sauber mit warmen Duschen, Stromanschluss und Pool. Das Hotel bietet saubere, schöne Zimmer für einfache und höhere Ansprüche sowie Bungalows mit Bad. Neben dem netten Restaurant im Kasbahstil (gutes Essen, Alkoholausschank, abends evtl. Lärm von der Bar!) gibt es auch Lebensmittel, einen Metzger und Souvenirs. Der Manager Youssef Aït Lemkadem organisiert Tagesausflüge und mehrtägige Trekking- und Geländewagentouren. Im Winter und Frühjahr ist der Platz voll mit Wohnmobilisten.

Übernachtung

1Ksar Timnay/Riad Mimoun

2Aire de Repos fils Hmidou

4Taddart

5Kasbah Izoran

7Safari Week-End

8Camping Municipal

9Kasbah Asmaa

Essen und Trinken

6Complexe Touristique Le Pin

Günstig

Safari Week-End, 118, Bd. Palestine, Tel. 0535 58 00 69, www.safari-week-end.com. Einfaches, freundliches Hotel mit Restaurant. DZ mit Bad und Heizung, nachts manchmal laut von der Kneipe nebenan. WLAN.

Camping

8 Camping Municipal, links der Straße nach Errachidia, neben dem Hotel Ayachi (N 32°40,684’, W 04°44,252’). Die Sanitäranlagen des Areals mit einigen Bäumen (kaum Schatten) sind vernachlässigt, aber meist funktionsfähig.

2 Aire de Repos fils Hmidou, 11 km nördlich von Midelt in Richtung Meknès. Die Raststätte hat einen Wohnmobilstellplatz hinter dem Motel, ein gutes Restaurant/Café und einen großen Pool. M. Lahcen spricht hervorragend deutsch.

1 Camping ist auch auf dem Gelände von Ksar Timnay möglich (s.o.).

Essen und Trinken

Cafés und günstige Restaurants mit einfachen Gerichten findet man rund um den Suq.

6 Complexe Touristique Le Pin, Bd. Hassan II., Tel. 0535 58 35 50, am Abzweig Richtung Camping Municipale. Hübsches Gartenrestaurant (viele Reisegruppen), Mittagsbuffet oder Gerichte à la carte zum fairen Preis.

Einkaufen

Alle Versorgungsmöglichkeiten, Markt am Sonntag, Werkstätten (am Stadtanfang, von Azrou kommend), Banken mit Geldautomat. Lebensmittel findet man vor allem auf dem Marché Municipal (hinter dem CTM-Bahnhof an der Hauptstraße links, mit einem unscheinbaren Seiteneingang).

Zahlreiche Fossilien-/Mineralienverkäufer finden sich im Ort – Preise unbedingt vergleichen, denn die Spanne reicht von günstig bis unverschämt! Schöne Exponate findet man in der „Exposition d’Or“ des Restaurants 1 km nördlich von Zaida Richtung Boulemane (vgl. Route „Von Azrou über Timahdite nach Midelt“).

Busse

Der Busbahnhof befindet sich an der Straße nach Errachidia. Mehrmals tägl. Busse in Richtung Meknès (2x mit CTM-Nachtbus, 75 DH), Fès (1x mit CTM-Nachtbus, 85 DH), Casablanca (1x mit CTM-Nachtbus, 160 DH) und Errachidia (2x tägl. mit CTM, 50 DH).

Ausflüge

Mineraliensammler sollten einen Ausflug nach Mibladen und zu den Minen von Ayouli unternehmen (Abzweig nördlich des Zentrums, beschildert „Aouli 26 km, Mibladen 15 km“). Bei diesen Orten mit Geisterstadtatmosphäre liegen zwei stillgelegte Minen, wo man schöne Azurite und Malachite finden kann.

Von Azrou über Aïn Leuh, Sources Oum er-Rbia und Aguelmame Azigza nach Khénifra

112 km

Die sehr kleine Asphaltstraße befand sich 2019 im Ausbau (bislang 4–5 Std. Fahrt mit Stopps an den Quellen und am Aguelmame Azigza). Diese Route ist der direkten und kürzeren Strecke Azrou – Mrirt – Khénifra (N 8, 82 km) vorzuziehen, da sie durch schöne Landschaften mit Hochebenen, Wäldern und Seen führt.

Sammeltaxiverkehr (keine Busverbindung).

Azrou ostwärts verlassen (N 8). Nach 2 km zweigt links eine winzige Asphaltstraße (Belag z.T. rudimentär) Richtung Aïn Leuh und Tagounit ab (beschildert, N 33°25,649’, W 05°11,942’). Die Strecke führt schön einsam durch Steineichenwald bis zum offenen Hochplateau von Tagounit (ca. 1500 m) mit ärmlichen Berbergehöften, plastikgeflickten Nomadenzelten, Getreidefeldern und Schafweiden bei km 11. Auf den karstigen Hochebenen findet man herrliche Wildcampingplätze umgeben von Zedern- bzw. Steineichenwäldern.

An der T-Kreuzung bei km 24 geht es links nach Aïn Leuh, rechts zur N 8 (9,5 km). Links weiter nach Aïn Leuh, das nach 2 km (km 26) erreicht ist. Der große Ort mit Tankstelle liegt rechts unterhalb der Straße. Aïn Leuh ist Siedlungsgebiet der Beni Mguild-Berber sowie Markt- und Erholungsort (Wochenmarkt am Mittwoch). In der beliebten Sommerfrische stehen zahlreiche hübsche Ferienhäuser wohlhabender Marokkaner. Unterhalb von Aïn Leuh führt bei einem Flüsschen ein Abzweig zu den Cascades Ahbalou (Steilhang mit Sinterrassen, meist wenig Wasser) und zur gleichnamigen Ferme d’Hôtes.

Vorsicht beim Fossilienkauf – falsch oder echt?

von Dr. Frank Becker

Marokko ist eine Hauptquelle für den internationalen Fossilienmarkt und man kann im Land günstig einkaufen – vorausgesetzt man weiß, was man erwirbt. Denn Menge und Qualität der Fälschungen haben erheblich zugenommen, während gute Originale seltener und teurer wurden. Die folgende Kurzeinführung soll eine kleine Orientierungshilfe bieten.

Beim Verkauf in Marokko handelt es sich hauptsächlich um Fossilien des etwa 385 Millionen Jahre zurückliegenden mittleren Devonzeitalters, die aus der Gegend südlich von Erfoud stammen (zum Vergleich: Die Dinosaurier räumten vor etwa 65 Millionen Jahren das Feld). Das heutige Nordafrika war von einem Meer bedeckt, dessen Bewohner nach ihrem Ableben im Schlamm versanken. Dieser verfestigte sich im Laufe der Jahrmillionen zu einem teilweise fast schwarzen Kalkstein, Hohlräume in den Gehäusen füllten sich oft mit hellerem, kristallinen Material, das den für Marokko typischen Farbkontrast bildet. Voraussetzung für ein schönes Fossil ist allerdings seine geeignete Präparation (z.B. Schliff), sodass sich im Normalfall der Aufwand für eine eigene Suche nicht lohnt. „Geeignet“ bedeutet aber auch, dass die Bearbeitung weder völlig unsachgemäß an der ursprünglichen Form des Tieres vorbeigeht noch gar fantasievoll Stücke zusammensetzt! Die häufigsten Versteinerungen sind dabei Kopffüßler und Urkrebse:


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Vorsicht vor Fälschungen beim Kauf von Fossilien (das abgebildete Stück ist echt)

Die Kopffüßler gehören zu den Mollusken, sind aber nur entfernt mit Muscheln und Schnecken verwandt. Vom Aussehen her dürften sie heutigen Tintenfischen geähnelt haben, sie schwammen auch durch Rückstoß, der Körper steckte aber in einer Schale. Diese wurde bei Wachstum nach vorne verlängert, hintere Teile in regelmäßigen Abständen durch Kammerwände abgeschlossen. Diese Kammern waren mit Luft gefüllt und durch eine Röhre (Siphon) verbunden, mit deren Hilfe das Tier den Luftgehalt und damit den Auftrieb regeln konnte. Die Belemniten hatten eine längliche, einer Schultüte ähnelnden Schale, die Goniatiten (eine frühe Ammonitenform) ein geringeltes Gehäuse.

Vorsicht: Bei Belemniten sind die Steine oft so geschliffen, dass das Fossil willkürlich abgeschnitten ist oder zumindest nicht richtig zur Geltung kommt. Bei Steinplatten, die beide Fossilienarten erhaben nebeneinander aufweisen, sind diese fast immer aus Stücken aufgeklebt (beim Belemnit leichter zu sehen) und damit wertlos.

Eine Art Urkrebse stellen die Trilobiten (Dreilapptiere) dar, von denen der bis zu 10 cm lange Phacops besonders eindrucksvoll ist. Er hatte zwei kegelförmige Augen, die – ähnlich heutigen Insektenaugen – aus zahllosen kleinen Linsen aufgebaut sind. Bei guten Stücken ist zumindest eines davon erhalten! Da Trilobiten sich beim Wachstum immer wieder häuten mussten, stammen die gefundenen Versteinerungen oft von diesen abgelegten Panzern und zeigen meist ein irgendwie gekrümmtes Tier.

Vorsicht: Phacops-Exemplare, vor allem die flach ausgetreckt auf kleinen Platten angebotenen, sind oft mit einer Form hergestellt und aufgeklebt. Man erkennt dies an den etwas verwaschen wirkenden Strukturen und den nie fein ausgebildeten Augen. Häufig werden aber auch Stücke mit täuschend echt gemachtem, glattschwarzem Mörtel (wieder) zusammengeklebt, sodass zumindest Teile der Augen vorhanden sind. Für gute Exemplare muss man leicht 25 Euro und mehr hinlegen.

 

Große Ammoniten in hellem Kalkstein aus geologisch jüngeren Formationen finden sich z.B. im Hohen Atlas. Ihrer mit Höckern versehenen Gehäuseform verdankt diese Tierart ihren Namen, da der ägyptische Gott Ammon (= Amun) mit Ziegenhörnern dargestellt wurde. Da in dem weichen Stein die feinen inneren Windungen oft nicht gut erhalten (oder schwer zu präparieren) sind, werden sie gerne einfach frei nachgemeisselt.

Geologisch ganz jung, nämlich in unserer Gegenwart dem Fleiß der Einheimischen entsprungen, sind die schwarz glänzenden Spinnen oder Skorpione, die in grau wirkendem Stein leicht eingetieft schön zur Geltung kommen. Mit Fossilien haben sie allerdings überhaupt nichts zu tun …

Eine Beschreibung der gefälschten Mineralien und Kristalle ist an dieser Stelle unmöglich, da jede Übersicht im Wettlauf gegen marokkanische Findigkeit beim Umgang mit Farbe und Klebstoff den Kürzeren ziehen würde. Ich kann nur empfehlen, vor der Reise im Internet (z.B. https://paleodirect.com/fake-trilobites-how-to-identify) zu recherchieren, sich vor jedem Kauf in mehreren Geschäften umzusehen und auf die allzu schönen Angebote zumindest nicht in dem Glauben hereinzufallen, dass es sich hier um etwas Natürliches handele …

Tipp der Autorinnen: Eine sehr gute Kaufadresse findet man nördlich von Zaida bei dem Restaurant mit der Ausstellung „Exposition d’Or“ (vgl. Route Sefrou – Midelt). Auch der Mineralienladen des Geologen Ihamdi Mohand in Alnif (vgl. Kapitel „Der Südosten und das Tafilalet/Von Rissani über Tazzarine und Nekob ins Drâa-Tal“) ist sehr empfehlenswert.

Kurz hinter Aïn Leuh geht es links weiter bergauf. Bei km 29 liegen das Landhaus Complexe touristique Ajaabou (komfortable Selbstversorger-Apartments, ruhige Lage, Tel. 0535 56 95 04) und weitere Ferienhäuser mit roten Ziegeldächern rechts an der Straße.

Bei km 31 zweigt links eine Straße in Richtung Djabal Hebri und Aguelmame Affnourire ab (Schild „Parc National Ifrane“, N 33°15,685’, W 05°20,839’). Rechts weiter in Richtung Sources de l’Oum er-Rbia.