Reise Know-How Reiseführer Marokko

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Musée de la Kasbah (Dar el Makhzen)

Die weißen, fensterlosen Außenmauern lassen die Pracht im Inneren des alten Sultanspalastes nicht erahnen. Doch ein Besuch des Museums im Dar el Makhzen („Haus des Herrschers“ bzw. „Haus der Regierung“) lohnt sich allein schon, um die aufwendige maurische Architektur zu bewundern: Bodenmosaike, Stuckverzierungen, Bogengänge, Zedernholzschnitzereien und Springbrunnen – die Sultane sparten an nichts.

An derselben Stelle stand bereits ein Gouverneurspalast, als die Portugiesen 1464–1661 und die Briten 1662–1684 in Tanger herrschten. Der bis heute erhaltene Palast wurde gemäß einer Inschrift in den Jahren 1737/38 von Pascha Ahmed Ben Ali Rifi erbaut. Die Sultane Moulay Slimane und Moulay Hassan ließen den Palast im 19. Jh. mehrmals umbauen. Zuletzt residierte hier Sultan Moulay Hafid im Jahr 1912.

Heute beherbergt der alte Palast das Musée de la Kasbah. Im Gegensatz zu vielen anderen Museen in Marokko ist das Kasbah-Museum recht modern aufgemacht: Tafeln in spanischer, französischer und arabischer Sprache erläutern die Exponate.

Im ersten Ausstellungsraum gleich rechts neben dem Eingang stehen schwere verschließbare Holztruhen, die einst als Tresore dienten. Hier sollte man unbedingt den Kopf in den Nacken legen und die kunstvoll bemalte und geschnitzte Kuppel aus Zedernholz bestaunen.

Als Nächstes betritt man den offenen Arkadenhof mit weißen Marmorsäulen, Springbrunnen und Flügeltüren aus Zedernholz, die in die umliegenden Salons führen. Die Ausstellungsräume in den Salons widmen sich der Geschichte der Region und handeln von der Steinzeit über die Römerzeit bis zur Islamisierung, von der portugiesischen Besatzung Tangers und der Befreiung durch die Alaouiten.

Im angrenzenden Hofhaus (Dar Chorfa) informieren große Schautafeln über die Handelsrouten und -güter der letzten Jahrhunderte. In der Mitte des Innenhofs liegt das beeindruckende Bodenmosaik „Navigation de Vénus“ („Seefahrt der Venus“) aus der Römerstadt Volubilis in der Nähe von Meknès. Das Obergeschoss widmet sich traditionellen Beerdigungsriten und -zeremonien.

Letzte Station der Besichtigung ist der herrliche, etwas verwilderte Sultansgarten (Riad) mit Mandarinen- und Feigenbäumen, Bougainvilleen, Palmen und Zypressen.

Info: Musée de la Kasbah, Pl. du Méchouar, geöffnet: tägl. außer Di 10–18 Uhr, Eintritt: 20 DH.

Die Neustadt (Ville Nouvelle, Boukhachkhach)

Die Neustadt mit ihren Boulevards, Cafés, Hotels und Shops wächst seit dem 19. Jh. rund um die Altstadt. In den Außenbezirken reichen die Wohn- und Gewerbegebiete immer weiter in die Peripherie. Die Hauptgeschäftsstraßen der Neustadt sind der Boulevard Pasteur und dessen Verlängerung, die Av. Mohamed V., sowie die Rue du Mexique, die parallel zur Rue de la Belgique in Richtung Place de France verläuft.

Rue de la Liberté und Place de France

Die Rue de la Liberté führt vom Place de France zum Grand Socco – sie ist also die Verbindung zwischen dem Zentrum der Neustadt und dem Eingang zur Medina. Besonders am Abend herrscht zwischen Grand Socco und Place de France Hochbetrieb, wenn die Stadtbewohner bummeln gehen oder sich einen Snack bei den vielen einfachen Restaurants holen.

An der Rue de la Liberté liegen bekannte Galerien wie das Centre Culturel Ibn Khaldoun und die Galerie Delacroix, in denen wechselnde Ausstellungen marokkanischer Künstler zu sehen sind. Nicht verpassen sollte man einen Blick in den Innenhof des Traditionshotels El Minzah (vgl. „Unterkunft“). Bei einem abendlichen Drink in der zum Hotel gehörenden Caid’s Piano Bar lässt sich etwas Nostalgie schnuppern.

Der Place de France geht auf die 1920er Jahre zurück und besteht heute aus einem kleinen Kreisverkehr mit Mini-Springbrunnen. Verantwortlich für den Namen ist das französische Konsulat, das auf der Westseite des Platzes in einer prächtigen Kolonialvilla von 1929 residiert.

Auf eine bewegte Geschichte kann das 1920 eröffnete Gran Café de Paris (vgl. „Essen und Trinken“) zurückblicken, das sich am Place de France befindet: Hier tranken schon Literaturgrößen wie Paul Bowles, William S. Burroughs, Truman Capote und Tennessee Williams ihren Tee.


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In der Neustadt von Tanger

Läuft man vom Place de France auf der Rue de Fès südwärts, so kreuzt man die Rue du Mexique, eine der wichtigsten Geschäftsstraßen der Neustadt. Abends lässt sich hier reges Treiben beobachten: Die Einheimischen gehen in den Bekleidungs- und Schuhläden shoppen und essen Schawarma oder Pizza an den unzähligen Fast-Food-Buden.

Boulevard Pasteur und Mur des Paresseux

Der Boulevard Pasteur ist eine der Hauptgeschäftstraßen der Neustadt. Hier reihen sich Läden für jeglichen Bedarf aneinander; hier befindet sich auch die Tourismusinformation (Délégation du Tourisme). Die Buchhandlung Librairie des Colonnes (vgl. „Einkaufen“) ist seit 1949 eine Institution in Marokko.

Die 1909 erbaute Mur des Paresseux („Faulenzermauer“) am Boulevard Pasteur gehört zu den Lieblingsorten der Bewohner von Tanger. An dieser Aussichtsterrasse trifft sich spätnachmittags und abends Alt und Jung, um den Ausblick auf die Bucht und über den Ozean bis nach Spanien zu genießen. Kinder posieren auf den vier aufs Meer gerichteten Bronzekanonen für ein Foto, die Mütter sitzen auf der Mauer und plaudern. Unmittelbar darunter liegt ein kleiner, gepfleger Park mit Bänken.

Der Boulevard Pasteur geht im Osten in die Av. Mohamed V. über, an der einige Banken, die Hauptpost und der Supermarkt Marjane (vgl. „Einkaufen“) angesiedelt sind.

Gran Teatro Cervantes

Die Jugendstilfassade des Gran Teatro Cervantes war einmal eines der bekanntesten Motive von Tanger. Das Opernhaus, ein Geschenk des reichen Spaniers Manuel Peña an seine Frau Esperanza Orellana, wurde 1913 eröffnet und bot Platz für 1400 Zuschauer. Zu seiner Blütezeit traten hier berühmte Opernstars, etwa der Italiener Enrico Caruso (1873–1921), und spanische Sänger wie Antonio Machín, Lola Flores und Imperio Argentia auf.

Leider führt das Theater seit den 1990er Jahren ein trauriges Schattendasein und verfällt immer mehr. 2019 sah es so aus, als würden sich die spanischen und marokkanischen Behörden einigen, das Theater endlich zu renovieren – wie die Kosten von 3–5 Millionen Euro aufgebracht werden sollen, ist jedoch weiter unklar.

Wegbeschreibung: Das Theater erreicht man entweder, indem man von der Rue Salah Idine el Ayoubi in die Rue Anoual abbiegt oder indem man vom Place de France auf der Rue Anoual abwärts spaziert.

Die Bucht von Tanger

Die Av. Mohamed VI. säumt die Bucht von Tanger von der neuen Marina mit Fischerhafen im Norden entlang des öffentlichen Sandstrands bis zu den Luxushotels südlich des Stadtzentrums.

Fischerhafen und Tanja Marina Bay

Im Juni 2018 eröffnete der König nach mehreren Jahren Bauzeit den modernen Fischerhafen sowie erste Teile der neuen Marina, in der sowohl private Jachten als auch Kreuzfahrtschiffe anlegen. Die Marina soll nicht nur als kommerzieller Hafen, sondern auch als „port de plaisance“ dienen: mit Konferenzzentrum, Restaurants und Cafés, Shopping Mall und einem großen Parkhaus. Der einst so charmante alte Hafen an dieser Stelle ist verschwunden.

Wegbeschreibung: Von der Medina erreicht man die Marina durch das Bab Marsa abwärts gehend, dann über den Parkplatz unterhalb des Hotels Continental Richtung Hafen oder einfach entlang der Av. Mohamed VI. nordwärts.

Renschhausen-Komplex (Terraza Renschhausen)

Der Platz mit dem hübschen Häuserensemble im spanischen Kolonialstil gehört zu den schönsten der Stadt. Er liegt direkt gegenüber der alten Bahnhofshalle an der nördlichen Av. Mohamed VI. Spanische Stadtplaner ließen den Komplex in den 1930er Jahren an der damaligen Av. d’Espagne errichten. Hier waren einst das spanische Konsulat und – in unmittelbarer Nähe zum Hafen – die Vertretungen aller großen Schifffahrtsunternehmen untergebracht. Heute liegen Cafés und Fährbüros im Untergeschoss. Die Palmen, die noch heute den Platz zieren, wurden vom Marquis von Casa-Riera gestiftet und damals eigens aus Alicante importiert.

Info: Av. Mohamed VI., zwischen Rue du Portugal und Rue Salah Idine el Ayoubi, unterhalb des Jüdischen Friedhofs.

Avenue Mohamed VI.

Tangers Strandboulevard verläuft von der Marina im Norden entlang der Bucht in Richtung Cap Malabata. Die Avenue wurde in den letzten Jahren in einen schmucken Boulevard mit Palmen und Strandpromenade verwandelt und Richtung Norden um die Altstadt herum verlängert. Entlang der Av. Mohamed VI. reihen sich die Beachclubs (vgl. „Nachtleben“) mit bunter Leuchtreklame und Sonnenterrassen aneinander. Hier herrscht im Sommer Hochbetrieb mit Partystimmung.

 

Auf der anderen Straßenseite erheben sich mehrstöckige Sterne-Hotels bekannter Ketten. Verschiedene Eisdielen laden an der Ecke Av. Mohamed VI./Av. Beethoven nahe dem Hotel Atlas Almohades zum Eisschlemmen ein.

Weiter südöstlich Richtung Cap Malabata liegt am ersten Kreisverkehr eine auffällige Villa mit Türmchen – die alte Tabakfabrik von Tanger. Hinter dem zweiten Kreisverkehr folgen der obligatorische McDonald’s und etwa 3 km außerhalb des Zentrums schließlich das Casino de Tanger (vgl. „Nachtleben“) sowie das luxuriöse Hotel Mövenpick mit traumhafter Poollandschaft und SPA-Bereich.

Direkt gegenüber dem Kasino versteckt sich hinter einer weißen Mauer mit Hufeisenportal der verwilderte Palmengarten der Villa Harris. Der Zutritt ist offiziell nicht erlaubt. Manchmal jedoch erklärt sich der Parkwächter an der Straße dazu bereit, Touristen gegen ein kleines Trinkgeld durch das Gelände zu führen. Die Villa Harris war einst die Residenz des Times-Korrespondenten Walter B. Harris (1866–1933), der auf dem Friedhof der St. Andrew’s Church begraben liegt. Nach seinem Tod wurde die schöne, im maurischen Stil erbaute Villa zunächst als Kasino genutzt und dann in eine Club-Med-Ferienanlage umfunktioniert. Seit deren Schließung erobert sich die Natur das Gelände zurück.

Hinter dem Hotel Mövenpick führt die Straße vorbei an neuen Apartmentblocks und dem Aquapark M’nar hinauf zum Cap Malabata.

Anfahrt: Stadtbus Nr. 13 fährt die gesamte Av. Mohamed VI. ab.

Stadtstrand (Plage Municipale)

Der breite, weitgehend saubere Sandstrand von Tanger erstreckt sich auf einer Länge von 6 km parallel zur Av. Mohamed VI. Auf Höhe der Av. Beethoven und des Hotels Atlas Almohades steht ein kleiner Turm der Wasserwacht mit öffentlichen Toiletten und einem kleinen Park.

Im Winter und Frühjahr wirkt der Strand wie ausgestorben und die meisten Clubs haben tagsüber geschlossen. Doch im Sommer tobt hier das Leben: Die Beachclubs (vgl. „Nachtleben“) werben mit Leuchtreklame und Videoclips für die nächste Party mit marokkanischen und international bekannten DJs. Am Strand spielen Jugendliche Fußball, voll bekleidete Mütter sitzen plaudernd im Sand, während ihre Kinder baden, fliegende Händler verkaufen Eis und billige Armbanduhren.

Der erste Beachclub eröffnete bereits 1938, die meisten anderen entstanden in den 1950er Jahren. Sie besaßen damals allesamt einen privaten Strandabschnitt. Heute ist der Strand öffentlich zugänglich, aber viele der Beachclubs locken mit einem eigenen Pool im ummauerten Außenbereich Gäste an. Hier ertönt den ganzen Tag Partymusik und junge Marokkaner amüsieren sich in Shorts und Bikini, während die meisten marokkanischen Frauen am öffentlichen Strand angezogen bleiben. Für einige Pools muss Eintritt gezahlt werden, als Ausländer wird man oft kostenlos eingelassen. Abends verwandeln sich die Clubs in Partyzonen, mit reichlich Alkoholkonsum. Den meisten Beachclubs ist ein Restaurant mit Terrasse getrennt vom Partyareal angeschlossen.

Männer können am öffentlichen Strand von Tanger recht ungestört baden. Touristinnen sollten besser in männlicher Begleitung kommen oder in einem der Clubs im Pool baden – es wird sonst nicht lange dauern, bis sich ein „Verehrer“ einfindet.

Anfahrt: Stadtbus Nr. 13 fährt entlang der Av. Mohamed VI.

Das San-Francisco-Viertel

Das San-Francisco-Viertel erstreckt sich westlich des Grand Socco Richtung Place Koweit. Die heutige Rue Sidi Bou Abid hieß früher Rue de San Francisco.

Galerie d’Art Contemporain

Die Galerie für Zeitgenössische Kunst ist in der großen Villa des ehemaligen britischen Konsulats untergebracht, die Anfang des 20. Jh. erbaut wurde. Sie zeigt in wechselnden Ausstellungen Werke marokkanischer Künstler der Gegenwart und Gemälde des 20. Jh.


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Strandleben am Plage Municipal

Gegenüber der Galerie, auf der Südseite der Rue d’Angleterre, fällt ein Pavillon mit Springbrunnen ins Auge. Das Monument ist dem bevollmächtigten Gesandten Großbritanniens, Sir Reginald Lister, gewidmet, der hier 1911 starb.

Info: 52, Rue d’Angleterre, Stadtbusse Nr. 4, 5, 6, 15, geöffnet: Di bis So 9–13 und 15–18 Uhr, Eintritt: 70 DH.

Catedral del Espíritu Santo

Die spanische Kathedrale des Heiligen Geistes ist keine Schönheit: Die schlichte, eckige Architektur aus Beton galt in den 1950er Jahren – als das Gotteshaus gebaut wurde – als modern. Auffällig ist der 45 m hohe weiße Kirchturm, der heute allerdings vom Minarett der Moschee Mohamed V. überragt wird. Die hohen, bunten Glasfenster im Inneren der Kirche sind gotisch angehaucht.

Info: Ecke Rue Sidi Bou Abid/Av. Hassan II., Stadtbus Nr. 14, Gottesdienst: Mo bis Fr 19 Uhr, So 11 Uhr.

Moschee Mohamed V.

Bis 1961 war der Kirchturm der spanischen Catedral del Espíritu Santo der auffälligste Orientierungspunkt in der Neustadt. Dies änderte sich, als ein kuwaitischer Scheich beschloss, in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale eine Moschee zu errichten und so die moslemische Dominanz zu demonstrieren. Nun thront die 1983 fertiggestellte Moschee vor einer beeindruckenden, von Palmen gesäumten Promenade am Ende der Rue de la Belgique (für Nicht-Moslems nicht zu besichtigen).

Die Moschee ist König Mohamed V. (1909–1961), dem Großvater des heute regierenden Monarchen Mohamed VI., gewidmet. Das prächtig ornamentierte Eingangsportal, die Arkaden mit Hufeisenbögen und das grüne Ziegeldach sind typische Elemente der marokkanischen Sakralarchitektur.

Der zentrale Platz, an dem sich die Av. Sidi Bou Abid, die Rue de la Belgique, die Av. Sidi Mohamed Ben Abdallah und die Av. al Habib Bourguiba treffen, wurde zu Ehren des edlen Stifters in Place Koweit umbenannt.

Info: Ecke Rue de la Belgique/Pl. Koweit, Stadtbusse Nr. 2, 5 und 17.

Palais Moulay Hafid

Der Palast liegt etwas abseits der Av. Hassan II. hinter einer Freifläche an der Rue Benchimol. Er wurde 1912 für den Alaouitensultan Moulay Hafid (1876–1937) errichtet, der sich nach seiner erzwungenen Abdankung in die Internationale Zone von Tanger zurückzog und bald ins Exil nach Spanien floh, sodass er nie in seinem Palast lebte.

1927 ging der Moulay-Hafid-Palast in den Besitz der italienischen Regierung über. Er heißt seitdem Palast der italienischen Institutionen (Palacio Instituciónes Italianas), weil darin bis 1987 eine italienische Schule und eine Kulturstätte untergebracht waren und ein Teil des Gebäudes heute Sitz des italienischen Konsulats ist.

Von der prächtigen spanisch-maurischen Architektur mit Hofgärten, Springbrunnen, Arkaden, Mosaiken, Stuckverzierungen und Zedernholzarbeiten ist von außen leider nicht viel zu sehen. Die Innenräume des Palastes können eventuell zu den Öffnungszeiten des italienischen Konsulats besichtigt werden. Im Erdgeschoss auf der Südseite des Palastes kann man auf der hübschen Veranda des Restaurants Casa d’Italia (vgl. „Essen und Trinken“) Pizza und Pasta genießen.

Info: Rue Benchimol, parallel zur Av. Hassan II. Das italienische Konsulat ist Mo bis Sa 9.30–13 Uhr geöffnet. Dort kann man um Erlaubnis für eine Besichtigung des Palastes bitten.

Das Marshan-Viertel

Das Marshan-Viertel grenzt westlich an die Kasbah und erstreckt sich parallel zur nördlichen Küstenlinie. Das Wohnviertel entstand Mitte des 19. Jh. außerhalb der Stadtmauern der Medina, als immer mehr europäische Migranten nach Tanger zogen. Noch heute findet man im Marshan-Viertel viele Prunkvillen mit prächtigen Palmengärten.

Phönizische Gräber (Tombeaux Phéniciens)

Im Jahr 1965 entdeckte man an den Klippen westlich der Kasbah eine punische Grabstätte. Archäologen legten rund 100 Gräber mit punischen und römischen Gegenständen frei. Die jüngsten Gräber stammen aus dem 4. Jh. Für Touristen sind die Gräber wenig spektakulär: Am Felshang oberhalb der Route de la Plage Mercala, die parallel zum Meer verläuft, erkennt man nicht viel mehr als ein paar rechteckige Löcher im Stein. Immerhin kann man hier schön auf Felsen in der Sonne sitzen und den Blick über das Meer schweifen lassen. Auch Einheimische kommen gerne hierher, um das Panorama zu genießen.

Wegbeschreibung: Vom Bab Kasbah geht es bergab und an der nächsten Kreuzung entlang der Rue Assad Ibn Farrat bergauf durch die Wohnviertel. Einige hundert Meter weiter – die Straße heißt nun Rue du Marshan – folgt links ein kleiner Park. Direkt gegenüber, auf der rechten Seite, zweigt eine gepflasterte, von Säulen flankierte Gasse ab, die bergab bis zu den Phönizischen Gräbern führt.

Anfahrt: Stadtbus Nr. 14 hält am Stadion an der Av. Haj Mohamed Tazi und an der Rue du Marshan.

Marshan-Palast (Palais Royal)

Vom Café Hafa (s. „Essen und Trinken“) hält man sich rechts. Entlang der Av. Haj Mohamed Tazi mit dem städtischen Stadion geht man westwärts und erreicht ein großes Parkgelände mit Wachposten. Hinter dem hohen Zaun verbirgt sich der Marshan-Palast, in dem der König residiert, wenn er die Stadt besucht. Er ist für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Durch den Zaun kann man einen Blick auf den schönen Garten und den Palast erhaschen. Die Wachposten sollte man besser nicht fotografieren.

Anfahrt: Stadtbus Nr. 14 (s. „Phönizische Gräber“).

Palast Dar el Mendoub

Nur wenige Schritte vom Marshan-Palast entfernt liegt der von zwei hohen Palmen flankierte Palast Dar el Mendoub („Haus des Mendoub“) auf der rechten Seite der Avenue Haj Mohamed Tazi.

Zu Zeiten der Internationalen Zone wurde der Sultan durch einen Mendoub (Hochkommissar) vertreten, der früher in der Mendoubia residierte und einen französischen Berater hatte. Der Mendoub Mohamed Tazi ließ diesen Palast 1929 errichten.

1970 kaufte der amerikanische Verleger und Millionär Malcolm Forbes (1919–1990) das Haus. Er ließ vier Nachbarhäuser abreißen, um den Park der Villa zu vergrößern. Bis zu seinem Tod konnten Touristen im Musée Forbes im Erdgeschoss der Villa seine Privatsammlung von rund 300.000 Bleisoldaten bewundern. Heute gehört der Palast wieder der marokkanischen Regierung und wird als Gästehaus für Besucher genutzt – er ist nicht öffentlich zugänglich. Ein Teil von Forbes Zinnsoldatensammlung ist nun im Old American Legation Museum untergebracht.

 

In der Umgebung reihen sich viele prächtige Villen mit wunderschönen Gärten aneinander – im Gegensatz zur Medina und manch anderer Ecke in Tanger ist hier alles top gepflegt, sauber und herrlich ruhig.

Anfahrt: Stadtbus Nr. 14 (s. „Phönizische Gräber“).