"Ich schaffs!" in Aktion

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1. Probleme in Fähigkeiten verwandeln

Die Grundidee von »Ich schaffs« besagt, dass man Probleme auch als noch zu lernende Fähigkeiten betrachten kann. Das mag zunächst wie Haarspalterei erscheinen – denn schließlich ist es doch das Gleiche, ob man aufhört zu fluchen oder ob man lernt, sich adäquat zu äußern. Aber das Umschalten vom Sprechen über Probleme hin zum Sprechen über Fähigkeiten ist keine bloße Formalie. Denn sobald wir an Fähigkeiten statt an Probleme denken, sehen wir, dass es viel einfacher wird, konstruktiv über die Dinge zu sprechen – sowohl für Kinder als auch für Eltern. Kinder sind – wie die meisten Menschen – nicht gerade begeistert davon, ihre Probleme anzusprechen, wohingegen sie die Herausforderung neu zu erlernender Fähigkeiten genießen. Auch Eltern finden es oft schwierig, über die Probleme ihrer Kinder zu sprechen, und sind viel eher bereit, darüber ins Gespräch zu kommen, welche Fähigkeiten ihre Kinder noch verbessern müssen.

Wenn Kinder Probleme haben, beginnen Sie am besten damit herauszufinden, welche Fähigkeit sie lernen oder verbessern müssen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Wenn ein Kind z. B. häufig schreit oder zu laut spricht, würde die zu erlernende Fähigkeit lauten, leise oder ruhig zu sprechen. Ähnlich ist es, wenn es mit dem Essen herumspielt – hier bestünde die korrespondierende Fähigkeit darin, ordentlich zu essen.

Dies sind einfache Beispiele, bei denen das Benennen einer Fähigkeit, die das Problem beseitigen könnte, auf der Hand liegt. In der Realität kann es allerdings ziemlich knifflig sein herauszubekommen, welche spezifische Fähigkeit ein Kind bei einem bestimmten Problem erlernen soll.

Erstens haben Kinder häufig mehrere Probleme auf einmal. Ein Kind kann z. B. gleichzeitig den Drang verspüren, immer der Erste sein zu wollen, dazu neigen, Erwachsene zu unterbrechen, und auch noch Schwierigkeiten damit haben, sich auf eine einzige Sache zu konzentrieren. In einem solchen Fall können Sie eine Liste mit all diesen Problemen erstellen und diese dann eins nach dem anderen in Fähigkeiten verwandeln, die das Kind zur Problembewältigung erlernen müsste. So wird aus der Liste von Problemen eine Liste von Fähigkeiten, die als Grundlage für den Einsatz von »Ich schaffs« bei diesem Kind dienen kann.

Zweitens ist es wichtig, die angestrebte Fähigkeit nicht als etwas zu definieren, was das Kind nicht tun sollte, also etwa »Ich soll nicht fluchen«, »Ich soll nicht schreien« oder »Ich soll keine anderen Kinder schlagen«. Das ist entscheidend, weil die Fähigkeit für das Funktionieren von »Ich schaffs« beobachtbar bzw. »übbar« sein muss. Es muss etwas sein, das das Kind zeigen und vormachen kann. Ein Kind kann nicht zeigen oder üben, »nicht zu fluchen«, »nicht zu schreien« oder »andere nicht zu schlagen«, aber es kann die korrespondierenden Fähigkeiten sowohl demonstrieren als auch üben: »sich freundlich ausdrücken«, »leise sprechen« oder »in aufreibenden Situationen ruhig bleiben«.

Drittens bedeutet das Wissen um das Problem noch längst nicht, dass man auch weiß, welche Fähigkeit das Kind benötigt. Es kann z. B. sein, dass das eine Kind mit aggressivem Verhalten lernen muss, ein »Nein« zu akzeptieren, während ein anderes vielleicht lernen muss, seine Wut in Worten auszudrücken. Man muss den Hintergrund des Problems verstehen, wenn man daraus eine relevante Fähigkeit ableiten möchte.

Es ist aber für das Herausarbeiten von Fähigkeiten, die Kinder erlernen sollen, gar nicht zwingend notwendig, ihre Probleme zu benennen. Nützliche Dinge, die man erlernen oder verbessern möchte, lassen sich auch einfach so finden, indem man die Kinder fragt, welche Fähigkeiten sie sich aneignen müssten, um zu Hause noch zufriedener zu sein, um mehr Freude an der Schule zu haben oder um mit anderen Kindern besser zurechtzukommen.

2. Sich auf eine zu erlernende Fähigkeit einigen

»Ich schaffs« funktioniert am besten, wenn Kinder von selbst auf die Fähigkeiten kommen, die sie erlernen möchten. Natürlich haben Eltern, Lehrer und andere Erwachsene ihre eigenen Vorstellungen davon, was das Kind eigentlich lernen sollte, aber der Erfolg ist am größten, wenn Kinder von der Notwendigkeit, eine neue Fähigkeit zu erlernen, selber überzeugt sind.

Um sich mit einem Kind auf eine Fähigkeit zu einigen, können Sie es z. B. fragen: »Gibt es irgendetwas, das für dich schwierig ist, das du gerne lernen würdest oder worin du gerne besser werden würdest?« Und wenn Sie stattdessen lieber einen eigenen Vorschlag machen möchten, könnten Sie sagen: »Ich (oder wir) hätte gerne, dass du Folgendes lernst (oder darin besser wirst): …«

Kindern ist in der Regel relativ gut bewusst, welche Schwächen sie haben, und sie wissen daher oft selbst, worin sie besser werden müssen: »Ich muss lernen, an meine Hausaufgaben zu denken« oder »Ich muss lernen, still zu sitzen«, könnte ein Schüler zu seinem Lehrer sagen, wenn dieser ihn fragt. Die Motivation, eine bestimmte Fähigkeit zu erlernen, ist immer höher, wenn die Idee dazu von den Kindern kommt statt von den Erwachsenen.

Auf der anderen Seite sprechen insbesondere kleinere Kinder ziemlich gut auf Vorschläge ihrer Eltern oder Lehrer an: »Schatz, deine Mama und dein Papa glauben, dass du groß genug bist zu lernen, die ganze Nacht über in deinem eigenen Bett zu schlafen. Wir hätten gerne, dass du das lernst, und das könntest du mit der Hilfe von »Ich schaffs« tun.« Eltern und Lehrer haben das Recht, den Kindern gegenüber ihre Erwartungen auszudrücken.

Es gibt eine Reihe von Möglichkeiten, wie man die Wahrscheinlichkeit erhöhen kann, dass Kinder den Vorschlag akzeptieren, neue Fähigkeiten zu erlernen. Zum Beispiel kann man den Lernprozess zu einer Gemeinschaftsaktion machen, bei der sich alle Familienmitglieder oder alle Kinder einer Schulklasse neue Fähigkeiten vornehmen. Kinder haben in der Regel nichts dagegen, Fähigkeiten zu erlernen, wenn es ganz normal ist, dass auch alle anderen das tun. Außerdem nehmen Kinder manchmal eher Vorschläge an, die von mehreren geäußert werden, als solche von einer einzelnen Person. »Wir, deine Mutter, dein Vater und ich (der Lehrer des Kindes) haben uns über dich unterhalten und wir meinen, dass es für dich wichtig wäre, … zu lernen.« Man kann das Kind auch dadurch zu besserer Mitarbeit motivieren, dass man es bei der Auswahl der Fähigkeit mitbestimmen lässt: »Dies sind die Fähigkeiten, von denen wir glauben, dass du sie gut brauchen könntest. Was meinst du? Welche davon wäre für dich am wichtigsten zu erlernen? Oder gibt es vielleicht noch etwas ganz anderes, das deiner Meinung nach für dich sogar noch wichtiger wäre? Welche Fähigkeit würden deine Freunde als besonders wichtig für dich ansehen?«

3. Den Nutzen der Fähigkeit herausfinden

Eine der Hauptmotivationsquellen beim Erlernen von Fähigkeiten ist es, die Vorzüge der Fähigkeit zu erkennen: »Was hast du davon?«, »Warum ist es für dich wichtig, so etwas zu lernen?«, »Welchen Nutzen bringt es dir, so etwas zu können?«, »Warum meinen die Leute, dass du das lernen solltest?« sind einige der Fragen, die man mit Kindern erörtern kann, um ihnen beim Erkennen der Vorzüge zu helfen. Eltern, Freunde und andere Helfer können Kinder unterstützen, indem sie Vorteile herausarbeiten, an die die Kinder selbst noch gar nicht gedacht haben. Beim Auflisten der Vorzüge einer bestimmten Fähigkeit ist es wichtig, nicht nur an den Nutzen zu denken, der uns Erwachsenen ins Auge springt, sondern vor allem an den, der für die Kinder relevant sein könnte, wie z. B., bei den Freunden beliebter zu sein oder mehr Zeit für seine Hobbys zu haben.

Um ein Kind zum Erlernen neuer Fähigkeiten zu motivieren, muss man es überzeugen, dass sich das Lernen auch auszahlt, dass also alle Beteiligten einen Nutzen daraus ziehen können, wenn es die Fähigkeit beherrscht. Alle Personen aus seinem Umfeld können ihm dabei helfen, solche Vorteile zu entdecken.

4. Der Fähigkeit einen Namen geben

Wenn Sie sich mit einem Kind darauf geeinigt haben, welche Fähigkeit es erlernen möchte, fordern Sie es auf, ihr einen Namen zu geben. Dieser kann eine Beschreibung der Fähigkeit selbst sein; noch besser ist es, wenn der Name lustig oder skurril ist. Das Kind kann dabei jeden beliebigen Namen wählen. Durch das Benennen macht es sich die Fähigkeit zueigen und widmet sich der Aufgabe, sie zu erlernen. Daher ist es wichtig, dass es einen Namen findet, der ihm gefällt und auf den es stolz ist. Die folgende kleine Geschichte, beigesteuert von Hans Klasson aus Härnösand in Schweden, liefert ein schönes Beispiel für eine solche Namensfindung.

»Worin möchtest du denn besser werden?«, fragte Hans Stefan, der zu ihm in die Beratung gekommen war.

»Ich möchte besser darin werden, den ganzen Tag im Klassenzimmer zu bleiben«, sagte Stefan.

»Im Klassenzimmer bleiben?«, fragte Hans.

»Ich werde jeden Tag vor die Tür geschickt, und das macht überhaupt keinen Spaß«, antwortete Stefan.

»Wie könnten wir das also nennen, diese Sache, in der du besser werden willst – den ganzen Tag im Klassenzimmer zu bleiben?«

»Das dreibeinige Pferd«, sagte Stefan prompt.

»Das dreibeinige Pferd – das ist aber ein merkwürdiger Name. Wie bist du denn auf den gekommen?«

»Naja, ein Pferd, das nur drei Beine hat, sitzt still, das kann nicht viel rumrennen. Das ist es, worin ich besser werden muss.«

 

Wenn es einem Kind in dieser Phase schwerfällt, einen Namen für die Fähigkeit zu finden, machen Sie sich keine Sorgen. Im nächsten Schritt helfen wir ihm dabei, eine Kraft-Figur auszuwählen, die es dabei unterstützt, die Fähigkeit zu erlernen. Wenn das geschehen ist, fällt dem Kind meist spontan ein Name für die Fähigkeit ein.

5. Eine Kraft-Figur aussuchen

Bitten Sie das Kind, eine x-beliebige Kraft-Figur auszuwählen, die ihm beim Erlernen der neuen Fähigkeit helfen kann. Kraft-Figuren können eine beliebige Gestalt annehmen – vom ausgestopften Teddybären bis hin zu guten Geistern –, sie können aus der Tierwelt stammen oder aus der Welt der Medien (Rockstars, Fußball-Idole, eine Pokemon-Figur, Spiderman) oder einfach ein imaginärer Freund sein. Ältere Kinder, vor allem Teenager, finden Kraft-Figuren manchmal etwas kindisch. Für sie sind dann vielleicht »Kraft-Objekte« wie magische Steine, Amulette oder andere Symbole innerer Stärke passender.

Für Kinder ist die Vorstellung ganz natürlich, dass Menschen unsichtbare Wesen um sich haben, die ihnen beim Erlernen von Fähigkeiten und beim Überwinden von Hindernissen helfen. Die meisten Kinder haben in irgendeiner Phase ihrer Entwicklung imaginäre Freunde, mit denen sie sprechen und spielen oder die ihnen in schwierigen Situationen beistehen.

Die Kraft-Figur ist ein Symbol für die innere Stärke des Kindes und kann auf vielfältige Art und Weise während des Lernprozesses benutzt werden. Sie kann z. B. Ideen haben, wie das Kind die Fähigkeit üben kann, sie kann sich von den Fortschritten beeindruckt zeigen oder das Kind an die Fähigkeit erinnern, wenn es sie mal vergisst, usw. Häufig ist es leichter, einen Rat von einer Kraft-Figur anzunehmen als von anderen Leuten, und Bemerkungen zur Ermutigung und Wertschätzung von einem solchen Wesen fallen in der Regel auf fruchtbaren Boden – auch wenn das Kind weiß, dass ein Erwachsener hinter diesen Botschaften steckt.

Kinder brauchen die Unterstützung durch ihre Kraft-Figuren, aber sie brauchen auch die Hilfe von realen Personen. Darum geht es im nächsten Schritt von »Ich schaffs«.

6. Helfer einladen

Damit Kinder neue Fähigkeiten erlernen können – oder solche, die sie schon besitzen, verbessern können –, benötigen sie die Unterstützung und Ermutigung durch andere Leute. Lassen Sie die Kinder selber entscheiden, wen sie als Helfer rekrutieren möchten. Dabei sollten sie nicht nur Erwachsene mit einbeziehen, sondern auch andere Kinder wie Geschwister oder Freunde. Wenn ein Kind seine Helfer ausgesucht hat, gilt es diese Personen zu kontaktieren. Das kann auf verschiedene Arten geschehen. Am besten ist es, wenn ein Kind seine Bitte persönlich überbringt. Es kann einem vorgesehenen Helfer auch sein »Ich schaffs«-Trainingsbuch oder -Poster zeigen und dazu sagen: »Wenn du mein Helfer sein willst, kannst du deinen Namen hierhinein schreiben.«

Helfer sind wichtig für Kinder und können sie in vielfältiger Weise unterstützen. Sie können z. B.

•das Kind dafür loben, dass es sich entschlossen hat, eine bestimmte Fähigkeit zu erlernen,

•Interesse an den Fortschritten zeigen,

•zum Erreichten gratulieren,

•Vorschläge machen, wie man die jeweilige Fähigkeit erlernen kann,

•wenn nötig, an die Fähigkeit erinnern und

•gemeinsam feiern, wenn ein Kind die neue Fähigkeit beherrscht.

Kinder wollen typischerweise möglichst viele Helfer haben. Meistens freuen sich die Leute, die gebeten werden, beim Erlernen einer Fähigkeit zu helfen, über diese Anfrage. Es gibt aber auch Fälle, in denen es sich um sehr intime Probleme wie Einnässen oder Einkoten handelt und Kinder nur engste Familienmitglieder als Helfer mit einbeziehen möchten. Nur selten lehnt es jemand ab, die Rolle eines Helfers zu übernehmen. Wenn das passiert, gilt es einfach weiterzusuchen nach Menschen, die gerne dazu bereit sind.

Es reicht jedoch noch nicht aus, einfach nur eine Reihe von Helfern aufzuzählen. Man muss sie auch ansprechen und mit ihnen einen Plan schmieden, wie sie konkret unterstützen können.

Wenn es sich als schwierig erweisen sollte, Helfer aus dem direkten Umfeld des Kindes zu finden, können Sie auch mit einer Gruppe von Kindern arbeiten – sodass diese sich gegenseitig unterstützen können –, oder laden Sie ein anderes Kind, das das »Ich schaffs«-Programm schon einmal durchlaufen hat, als gleichaltrigen Helfer dazu ein.

7. Vertrauen aufbauen

Damit sie sich an das Erlernen einer bestimmten Fähigkeit heranwagen, müssen Kinder darauf vertrauen können, dass sie ihr Ziel auch tatsächlich erreichen können. Kinder sind von Natur aus optimistisch. Wenn wir sie fragen: »Glaubst du, dass du das lernen kannst?«, antworten sie üblicherweise mit »Ja« – egal, was es ist –, aber manchmal, wenn sie es schon mehrmals erfolglos versucht haben, kann es vorkommen, dass sie diese Zuversicht verloren haben und sich leicht entmutigen lassen. Sie fangen an zu glauben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt und dass die angestrebte Fähigkeit zu schwierig für sie ist.

Um sicherzustellen, dass ein Kind zuversichtlich ist, sprechen Sie mit ihm darüber, welche Gründe es für diesen Optimismus gibt. Fragen Sie z. B.: »Glaubst du, dass du diese Fähigkeit lernen kannst?« Und wenn Sie eine positive Antwort erhalten, fragen Sie weiter: »Warum glaubst du, dass du es schaffen kannst?« Man kann die Helfer auch bitten, dem Kind zu sagen, was sie über es wissen bzw. gehört haben, das sie zu der Überzeugung bringt, dass es sein Ziel erreichen kann. Dieses einfache Vorgehen – also dass Leute dem Kind mitteilen, warum sie an seinen Erfolg glauben – kann die Zuversicht von Kindern besonders effektiv verstärken.

8. Die Feier planen

Für Kinder ist die Feier einer der Höhepunkte von »Ich schaffs«. Aber auch schon die Planung und Vorbereitung macht ihnen großen Spaß. Bei »Ich schaffs« binden wir Kinder schon ganz früh in die Überlegung mit ein, wie sie feiern möchten, wenn sie ihre Fähigkeit erlernt haben.

Sie können z. B. fragen: »Was würdest du gerne mit deinen Helfern unternehmen, wenn du die Fähigkeit erlernt hast? Hättest du gerne, dass wir eine Party für dich arrangieren, oder würdest du lieber etwas anderes machen?« Wenn das Kind die Idee einer Feier attraktiv findet, sollten Sie mit ihm die Details ausführlich besprechen: »Wohin sollen wir gehen?«, »Wen sollen wir einladen?«, »Was würdest du dir dabei zu essen und zu trinken wünschen?«, »Was sollen wir dann machen?«, »Würdest du gerne etwas Besonderes anziehen oder sollen sich alle verkleiden?« usw.

In der Regel sind Kinder für eine Feier zu begeistern. Aber in manchen Fällen – insbesondere, wenn sie noch im Grundschulalter sind oder ihnen das betreffende Problem peinlich ist – können sie ein solches Angebot schon mal ablehnen. Dann findet sich aber meistens eine gute Alternative, wie z. B., nur mit den Eltern etwas Schönes zu unternehmen.

Die Feier ist ein zusätzlicher Anreiz, der Kindern häufig den entscheidenden Kick gibt, sich auch tatsächlich an das Erlernen der Fähigkeit zu machen. Man sollte sie allerdings nicht einfach nur als Belohnung für das Kind ansehen; sie ist auch ein wichtiges gemeinschaftliches Erlebnis, das einen Entwicklungsschritt im Reifungsprozess des Kindes markiert und durch das seine Erfolge im sozialen Umfeld bekannt werden.

9. Die Fähigkeit beschreiben

Auch wenn ein Kind äußert, dass es eine bestimmte Fähigkeit erlernen muss, weiß es vielleicht gar nicht genau, was das in der Praxis bedeutet. Daher sollten Sie unbedingt mit dem Kind darüber sprechen, was es ganz genau tun wird, wenn es diese Fähigkeit beherrscht.

Damit »Ich schaffs« funktioniert, muss die Fähigkeit, die man erlernen soll, »machbar« sein. Kinder sollten also demonstrieren können, wie sie sich in einer bestimmten Situation verhalten werden. Das Vorführen einer Fähigkeit in einem Rollenspiel oder im wirklichen Leben gewährleistet, dass es ein gemeinsames Verständnis davon gibt, was für eine Bedeutung die Fähigkeit in der Praxis hat. Es bietet auch Anregungen dafür, wie Kinder die Fähigkeit üben können.

Die folgenden Fragen sind Beispiele dafür, wie Sie ein Kind bitten können, seine Fähigkeit in der Praxis zu demonstrieren:

•»Kannst du mir zeigen, wie du auf jemanden, der gemein zu dir ist, reagieren wirst, wenn du diese Fähigkeit besitzt?«,

•»Zeig uns doch mal, wie du essen wirst, wenn du gelernt hast, ordentlich zu essen«,

•»Ich würde gerne sehen, wie du dich auf deine Arbeit konzentrierst, wenn deine Klassenkameraden versuchen, dich abzulenken«,

•»Zeig mir, wie das aussieht, wenn du lernst, stolz und glücklich über Dinge zu sein, die du getan hast«

•»Kannst du mir die ›Nagelkönigin-Fähigkeit‹ vorführen? Ich würde gerne sehen, wie du deine Nägel pflegst, statt auf ihnen herumzukauen«.

10. Öffentlich machen

Kinder wollen in der Regel nicht, dass andere Leute von ihren Problemen erfahren. Jedoch haben sie in den meisten Fällen nichts dagegen, wenn ihre Altersgenossen und erwachsene Bezugspersonen mitbekommen, welche Fähigkeit sie gerade erlernen. Damit kann man also »an die Öffentlichkeit gehen«. Das Öffentlichmachen hat den Vorteil, dass man die Bezugspersonen an der Unterstützung beteiligen kann, indem sie Interesse bekunden oder das Kind ermutigen. Wenn sich Kinder wegen ihrer Probleme einen schlechten Ruf erworben haben, kann die öffentliche Verlautbarung, dass sie einen ernsthaften Versuch zu einem anderen Verhalten unternehmen, zur Wiederherstellung des guten Rufs beitragen. Außerdem unterstützt das Öffentlichmachen die Verbindlichkeit, dass man sich wirklich kümmern muss.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sein Vorhaben bekanntzugeben. Zum Beispiel kann man den Leuten sein Trainingsbuch zeigen, ein Poster an die Wand des Klassenzimmers oder die Kühlschranktür hängen, oder auch ein Tischset für den Esstisch bedrucken.

Es sollte betont werden, dass es aber auch Situationen gibt, in denen es den Kindern nicht recht ist, öffentlich über ihre Fähigkeiten zu sprechen. Manche Kinder möchten, dass nur die Eltern, aber nicht ihre Freunde Bescheid wissen. Und Teenager wiederum möchten die Fähigkeiten manchmal nur mit der Unterstützung ihrer Freunde erlernen. Man kann – aber man muss nicht – mit seinem Vorhaben an die Öffentlichkeit gehen. Bei dieser Entscheidung sollten vor allem die Wünsche des Kindes respektiert werden.

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