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Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge

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III. Route: Von Dippoldiswalde nach dem Mückenthürmchen

Von Dippoldiswalde bis Schmiedeberg auf der Strasse; bei der Mühle über dem Hohofen den Langengrund hinaus zur prächtig gelegenen Oberförsterei Bärenburg; von hier mit Führer auf die Tellkoppe und dann Wanderung auf der Strasse nach Altenberg. Weil die Aussicht auf dem Geising durch Bäume zu sehr versperrt ist, besteigt man den Kahlenberg und wendet sich über Hinter- und Vorderzinnwald nach dem Mückenthürmchen. – Wer will, kann von Zinnwald mit Führer noch den Lugstein besuchen; Aussicht ähnlich wie vom Mückenthürmchen (s. S. 64–65.)

Von Bärenburg (2252 F. ü. M.) aus soll der König von Sachsen seiner Gemahlin in Pillnitz »Gute Nacht« gewünscht haben. Er liess bei eintretender Dunkelheit auf der Tellkoppe eine Rakete steigen; eine andere von Pillnitz antwortete: es war Gruss und Gegengruss!

Schmiedeberg, Flecken am Einfluss des Pöbelbaches in die rothe Weisseritz, mit 525 E. – Ausser Hohofen auch Eisenhammer. In früherer Zeit waren die Bergknappen gute Sänger und mussten oft bei Hoffesten erscheinen.

Altenberg, Stadt am südwestlichen Abhange des Geisingberges, 2298 F. ü. M., mit 2366 E. – Die Stadt verdankt ihre Entstehung dem Bergbau. Im Jahre 1458 wurde in dortiger Gegend Zinn fündig, auf welches man heute noch baut; freilich ist die dermalige Ausbeute kaum die Hälfte der früheren (2248 Centner gegen 5000).

Die Erze kommen hier nicht gangförmig, sondern in umfänglichen Massen, d. i. bergmännisch ausgedrückt, in »Stockwerken« vor. Diese werden ausgehauen, und so erhält man grosse Weitungen, welche durch stehenbleibende Gesteinswände (Bergvesten) gestützt werden. Bisweilen erweisen sich aber die Wände für die darauf ruhende Last als zu schwach und es entstehen Einsenkungen, sogenannte Tagesbrüche oder Bingen. Der bedeutendste Einsturz fand im Jahre 1624 statt: ein Stockwerk von 450 Ellen Tiefe und 900 Schritten Umfang – der Schauplatz war die grosse Binge – brach in sich zusammen; die Wucht des herabfallenden Gesteins war so furchtbar, dass die Bodenerschütterung bis Dresden hin verspürt wurde! – Die meisten Zinngruben gehören jetzt der Gewerkschaft Vereinigt Feld im Zwitterstock; dieselbe hat allein 20 Wäschen und Pochwerke, welche theils durch Wasser-, theils durch Dampfkraft getrieben werden.

Ausser Bergbau hat Altenberg Strohflechterei, für welche es sogar Hauptort ist. – Im Galgenteiche bei Altenberg entspringt die rothe Weisseritz; die wilde Weisseritz hat ihre Quelle hinter Zaunhaus auf böhmischer Seite.

Fast östlich von Altenberg liegen Alt- und Neugeising, mit 1336 E. Beide Orte treiben wie Altenberg Bergbau und Strohflechterei.

IV. Route: Von Dippoldiswalde nach Sayda

1. Von Dippoldiswalde über Ober-Carsdorf, Sadisdorf und Hennersdorf nach Frauenstein; mit Post über Bienmühle und Clausnitz nach Sayda (Passagiergeld: 14 Ngr.)

2. Ein anderer Weg ist: von Dippoldiswalde nach Schmiedeberg und dem reizenden Bärenburg, dann nach Schellerhau, (Besteigung des Pöbelknochens) und über Dorf Sayda, Schönfeld und Reichenau nach Frauenstein; von hier mit Post nach (Stadt) Sayda.

Frauenstein, Stadt zwischen der Gimlitz und Bobritzsch, 2018 F. ü. M., mit 1435 E. – 1869 durch grossen Brand heimgesucht. – Hohe, freie Lage mit umfassender Aussicht. Grossartig ist die Ruine der alten Burg, dicht hinter dem jetzigen Schlosse. Auf dem Thurm des Burgverliesses, der »dicke Märten« genannt, hält man Umschau. Man sieht den ganzen Tharandter Wald, die Stadt Freiberg, die Augustusburg, den Greifenstein, den Fichtelberg, den Kamm des östlichen Erzgebirges, die sächsische Schweiz, das Elbthal, die Pulsnitzer Berge, und zwischen all' diesen Hauptpunkten viele Thäler und Gründe, Abhänge und Höhen, Dörfer und Flecken. – Frauenstein war eine uralte Grenzburg gegen Böhmen. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in Besitz der Burggrafen zu Meissen und 1428 ging es als meissnisches Lehen an Heinrich von Plauen über. Da dieser sich aber ungehorsam gegen Friedrich den Sanftmüthigen erwies, so wurde die Stadt und Burg erobert und das Lehen eingezogen. Im Jahre 1473 verkauften die Brüder Ernst und Albert Frauenstein an die Herren von Schönberg, die es nun besassen, bis 1647 der Rückkauf durch das Kurhaus erfolgte.

Aus dem Dorfe Kleinbobritzsch bei Frauenstein stammt der berühmte Orgelbauer Silbermann. Er war der Sohn eines Zimmermanns und sollte Buchbinder werden; dazu hatte er aber keine Lust und so begab er sich nach Strassburg, um von einem dort wohnenden Vetter die Orgelbaukunst zu erlernen. Später kehrte er nach Sachsen zurück. 47 noch vorhandene Orgelwerke verkündigen seinen Ruhm; seine bedeutendste Schöpfung mag die Orgel im Strassburger Münster sein.

Die Strasse, welche von Frauenstein nach Dresden führt, heisst die Butterstrasse, weil auf ihr die erzgebirgischen Bauern ihre Butter nach der sächs. Hauptstadt zu bringen pflegen. – Die Gegend hat ausser guter Viehzucht trefflichen Flachsbau, weshalb auch zu Oberbobritzsch, Mulda und Lichtenberg Flachsbereitungsanstalten eingerichtet worden sind.

Sayda, Stadt, 2092 F. ü. M., mit 1639 E. – 1842 bis auf wenige Häuser niedergebrannt, doch seitdem sauber wieder aufgebaut. – Im Mittelalter war Sayda ein wichtiger Speditionsort für Waaren, welche von Leipzig nach Böhmen gingen. Zu jener Zeit wurde es von vielen Juden, die ein besonderes Viertel, die sogenannte Judenstadt, inne hatten, bewohnt. Die damaligen Festungswerke sind längst verschwunden. – Auf einer Höhe vor der Stadt gute Aussicht in das Obergebirge.

V. Route: Vom Mückenthürmchen nach Teplitz

Vom Mückenthürmchen nicht auf der bequemen Chaussee, sondern auf steilem Fusswege, welcher die Halden von Zinnbergwerken berührt, hinab nach Obergraupen, dem Abbilde eines ächten Gebirgsdorfes, und dann nach der Stadt Graupen, welche in einem malerischen Engpass gelegen ist. Die Bergstadt Graupen ist eine der lohnendsten Partien im ganzen Erzgebirge und bietet prächtige Aussichtspunkte dar. Von der Ruine Rosenburg hat man einen überraschend schönen Blick auf Graupen, Mariaschein, Kulm, Teplitz, das Mittelgebirge und die Thalwände des westlichen Erzgebirges. Aehnlich, immerhin aber etwas verändert, wird man die Rundschau auf Wilhelmshöhe (Andenken an die öfteren Besuche Friedrich Wilhelm des III.) und Heinrichsruhe finden. Nur 10 Minuten unterhalb Graupen liegt die stattliche und berühmte Wallfahrtskirche Mariaschein.

Man kann über Mariaschein nach dem gleichnamigen Bahnhof gehen und mit dem Dampfwagen (in ¼ St.) nach Teplitz fahren; genussreicher aber ist es, in Graupen den Tollysteig zu erfragen und sich durch den Probstauer Garten und den Turner Park nach Teplitz zu begeben.

Graupen, Stadt 980 F. ü. M., mit 1600 E. Alterthümliche Bauart; die Bewohner treiben Bergbau und Strumpfwirkerei. – An die Rosenburg knüpft sich eine Erzählung von der Gräfin Dohna und dem Ritter Gotsche (Schaf-Gotsche).

Mariaschein, Dorf mit Jesuitenkloster und Seminar. Die im Renaissancestyle erbaute Kirche enthält ein wunderthätiges Marienbild, zu welchem jährlich Tausende aus Böhmen, Schlesien und der Lausitz wallfahrten.

Teplitz, Stadt an der Saubach, 643 F. ü. M., mit 8000 E. Im breiten fruchtbaren Bielathale, welches das Mittelgebirge vom Erzgebirge scheidet, am Fusse des Wachholderberges reizend gelegen. Die Nähe trefflicher Parkanlagen, die Anwesenheit aussichtsvoller Höhenpunkte und der Anblick mehrerer Gipfel des Erz- und des Mittelgebirges machen die Gegend äusserst angenehm. – Die heissen Quellen8, (21–38½ °R.), schon um 762 entdeckt, werden fast nur zum Baden benutzt und mit besonderem Erfolg gegen Rheumatismus, Gicht und Lähmung angewandt. Als Bäder sind zu nennen: das Stadtbad, das Fürstenbad, das Sophien- oder Judenbad, das Stephansbad, das Steinbad und das Sand-(Militair-)Bad, wozu in dem angrenzenden Dorfe Schönau noch das Schlagenbad und Neubad kommen. An schönen Gartenanlagen und aussichtsvollen Punkten ist Teplitz, wie schon erwähnt, sehr reich. Man besuche daher den Schlossgarten (Besitzer: Fürst von Clary-Aldringen), wo sich Mittags zum Concert die Badewelt zu versammeln pflegt, das Schiesshaus und die Schlackenburg, mit origineller künstlicher Ruine, ferner die Königshöhe, den Hügel bei der protestantischen Kirche und den Mont de Ligne und endlich den Schlossberg (1221´) mit den umfassenden Trümmern der Burg Daubrawskahora, welche einst dem Grafen Kinsky, dem Schwager Wallensteins, gehörte. – Als weiterer Ausflug ist besonders ein Besuch des Milleschauers (2600´) zu empfehlen. – In Teplitz noch sehenswerth: der Gottesacker mit dem Grabe J. G. Seume's († 1810).

VI. Route: Vom Mückenthürmchen nach Stift Osseg

Vom Mückenthürmchen über Obergraupen nach Graupen; Besuch der Rosenburg und Wilhelmshöhe (Siehe Route V., S. 76); nach Mariaschein und dann am Fusse des Gebirges hin über Judendorf, Dreihunken, Wistritz, Zuckmantel, Tischau, Doppelburg u. Kosten nach Klostergrab; von hier über Grünsdorf nach Stift Osseg.

Obergraupen, Graupen u. Mariaschein s. R. V., S. 76.

 

Die Jagdschlösser Doppelburg und Kosten werden wegen ihrer tiefen Waldeinsamkeit häufig von Teplitzer Badegästen besucht. Doppelburg, in der Form eines Sternes gebaut, gewährt in angebrachten Durchhauen angenehme Fernsichten nach dem Borzen (bei Bilin), dem Milleschauer und dem Schlossberge; bei Kosten sehenswerther Thiergarten. – Weiter oben an der Strasse nach Altenberg liegt Eichwald (mit dem Schweissjäger), eine echte Sommerfrische.

Klostergrab, Bergstädtchen, 1087 F. ü. M. mit 1000 E. Hinter dem Rathhause noch Reste jener protestantischen Kirche, deren vom Prager Bischof Lohelius anbefohlene Niederreissung zum Ausbruche des 30jährigen Krieges beitrug.

Stift Osseg, (der Name kommt von osekati d. i. abhauen), grosse Cisterzienserabtei, hatte in den Hussitenkriegen arg zu leiden und zeigt darum neuere Gebäude. Die an Gemälden sehr reiche Kirche ist von italienischen Meistern erbaut. Bildergalerie, Bibliothek. – Gute Aussichtspunkte sind: Riesenburg (s. Route VII.) u. Salesiushöhe.

VII. Route: Von Altenberg nach Oberleitensdorf

Von Altenberg über Neu- und Altgeorgenfeld nach Zaunhaus und von da über die Jägerhäuser auf den Glöselsberg, welcher eine prächtige, wenn auch nach Norden hin etwas beschränkte, Aussicht darbietet. Nach Niklasberg; über die Grundmühle nach Klostergrab; dann nach Osseg und über Bruch nach Oberleitensdorf.

Altenberg s. R. III., S. 72.

Niklasberg, Städtchen 1819 F. ü. M., mit 745 E. Bergbau auf Silber und mühsame Feldwirthschaft.

Klostergrab und Osseg s. R. VI., S. 78.

Oberleitensdorf, Flecken mit 4580 E. – Tuch- und Casimirfabrikation.

VIII. Route: Von Stift Osseg nach Sayda

In Osseg wendet man sich den Bergen zu und geht beim Forsthause rechts den schönen Waldgrund hinauf. Man kommt nach Dorf Riesenberg und von da, an der Kapelle vorbei, auf die grossartige Ruine. Einer der vier vorhandenen Thürme ist zur Warte vorgerichtet und bietet eine reizende Aussicht auf das gesegnete Biliner Thal, auf das Mittelgebirge und auf nahe trefflich bewaldete Höhen. Nach genossener Umschau leitet ein steiler aber schattiger Weg hinauf nach Langewiese. Von hier mit Führer auf den Wieselstein (2944´), dessen Spitze geebnet ist und eine Aussicht gewährt, wie kaum ein anderer Punkt des Erzgebirges. Im Südosten erblicken wir das Mittelgebirge mit dem Milleschauer, vor ihm Schwaaz u. Dux; weiter rechts Bilin und den Borzen; noch weiter rechts Brüx und die Holtschitzer Höhen und vor diesen Georgenthal, neben welchem nach Westen hin das Eisenberger Schloss aus dem waldigen Saume des Erzgebirges hervorleuchtet. Ueber Brüx hinaus schweift der Blick ins mittlere Egerthal, d. h. in die Gegend von Postelberg u. Saatz; über Eisenberg her winken die Höhen von Karlsbad und daneben aus blauer Ferne die Spitzen des Fichtelgebirges; etwas mehr rechts, aber nicht so weit, sieht man das Reckenpaar, den Fichtel- und Keilberg; und davor den Hassberg; dann folgen der Pöhlberg, die Gegend von Marienberg, Freiberg und Tharandt, worauf die Tellkoppe, der Kahleberg, der Luchstein und die Nollendorfer Höhe nebst dem in weiter Ferne schimmernden Iserkamm den Kreis vollenden. Beim Heruntersteigen lassen wir uns den Weg nach dem Forsthause Georgenhöhe zeigen, und wenn wir dieses erreicht haben, (hier noch einmal nach dem richtigen Weg zu fragen, ist gut!) schreiten wir auf einem breiten Holzwege (Schneisse) dem in stiller Einsamkeit gelegenen Jagdschlosse Lichtenwaldstein zu. Von hier wenden wir uns nach Böhmisch- und Deutsch-Georgenthal und gehen dann über Kämmerswalde nach Sayda.

Langewiese, Dorf mit 380 Einwohnern. – Hutung und Waldarbeit.

Sayda, s. R. 4. S. 75.

IX. Route: Von Oberleitensdorf nach Olbernhau

Von Oberleitensdorf über Hammergrund hinauf nach Kreutzweg und von da nach Böhmisch-Einsiedel, wo man sich für das lange Emporsteigen durch eine herrliche Rückschau auf das Böhmerland belohnt sehen wird. Nun geht es über Deutsch-Einsiedel, Heidelberg (mit Bad) und Heidelbach, an dem Abhange des Schwartenberges hin, nach Schloss Purschenstein, bei welchem man das Flöhathal erreicht. Von Neuhausen, welches neben Purschenstein liegt, führt der Weg über Dittersbach und Mörtelgrund nach Niederseifenbach, dann im anmuthigen Flöhathal hin, an der Einmündung der Schweinitz vorbei, in das Brandauer (Kohlen-) Becken, welches einerseits von der Flöha und andrerseits von der Natschung bespült wird. Man wendet sich beim Eintritt in das Becken etwas rechts und gelangt über Oberneuschönberg und Hammerwerk Grünthal nach Olbernhau.

Die Dörfer Heidelbach (136 E.), Heidelberg (1945 E.), Neuhausen (1337 E.) und Niederseifenbach (553 E.) gehören zu dem Bezirke der Holzspielwaarenfabrikation, für welche das benachbarte Seifen (1483 E.) Hauptort ist. Man kann behaupten, dass ⅚ der dortigen Bevölkerung von diesem Industriezweige leben. Alt und Jung, Männer und Frauen, Knaben und Mädchen sind bei Herstellung von Knöpfen, Puppengeschirr, Feder- und Nadelbüchsen, Pfeifen, Brummkreiseln, Holzsoldaten, Jagden, Schäfereien, Noahkästen, Kinderflinten u. s. w. u. s. w. – in den Handlungsbüchern giebt es 2000 Nummern Spielzeug – beschäftigt. Was wird da gedrechselt, geschnitzt, geleimt und gemalt! Die Arbeitstheilung ist streng durchgeführt: es giebt Drechsler, Schnitzer, Maler und Packer; und jeder macht Jahr aus Jahr ein ein und dieselbe Arbeit. Die schwierigste Aufgabe fällt dem Drechsler zu, weil er auf der Drehbank sogenannte Kränze oder Reifen herzustellen hat, welche durch Zerspalten sofort ein Schock Pferde, Kühe oder andere Thiere liefern.

Schloss Purschenstein gehört den Herren von Schönberg; im Park ein rein gothisches Grabmal.

Im Hammerwerk Grünthal (165 E.) wurde früher »gesaigert« d. h. Schwarzkupfer von dem noch darin befindlichen Silber befreit; jetzt sind daselbst nur Walzwerke. – In Grünthal befindet sich ein Schwefelbad.

Olbernhau, Flecken a. d. Flöha, 1362 F. ü. M., mit 3257 E. – Reizende Lage. Strumpfstuhlbauerei, bedeutender Handel in Spielwaaren.

X. Route: Von Teplitz nach Rothenhaus

Von Teplitz mit Eisenbahn nach Dux (II. Kl. 41 Xr., III. Kl. 27 Xr.), Besichtigung des Schlosses; mit Bahn weiter über Ratschitz-Oberleitensdorf und Brüx nach Holtschitz-Seestadtl (II. Kl. 84 Xr., III. Kl. 55 Xr.). Wir gehen durch Seestadtl hindurch und steigen zu dem auf halber Bergeshöhe malerisch gelegenen Schlosse Eisenberg empor. Auch hier herrliche Aussicht auf das Mittelgebirge, das Bielathal, die Abhänge des Erzgebirges, die Karlsbader Höhen, sowie die reich mit Weilern, Dörfern und Städten besäete Saatzer Ebene. Nachdem wir den Park, den Thiergarten und das Gewächshaus besucht haben, wenden wir uns unten rechts und wandern am Fusse des Erzgebirges hin nach Schloss Rothenhaus, welches fast gleichen Genuss wie Eisenberg darbietet.

Dux, Flecken mit 1348 E. – Das Schloss gehört dem Grafen Waldstein, welcher von einem Nebenzweige des Herzogs von Friedland abstammt. Es enthält eine Gemäldegalerie, mit dem berühmten Bildnisse Wallensteins von van Dyck, einen Waffensaal, worin man den Halskragen, welchen Wallenstein am Tage seiner Ermordung trug, und die Partisane zeigt, mit welcher Deveroux den Todesstoss vollführte, und eine Bibliothek von 24,000 Bänden, deren einstiger Verwalter der Abenteurer Casanova war. Das Bassin im Schlosshofe hat der Friedländer aus eroberten schwedischen Kanonen giessen lassen. – Die Stadt hat mehrere gewerbliche Anstalten, als eine Zuckerfabrik und Glashütte. – Südlich von Dux liegt die Stadt Bilin mit 3100 E. Das daselbst befindliche Lobkowitz'sche Schloss enthält eine äusserst werthvolle Mineraliensammlung. Bei Bilin ein berühmter Sauerbrunnen, von welchem jährlich über 100,000 Flaschen versandt werden. Der schon mehrfach genannte Biliner Stein (Borzen) ist schwer zugänglich, bietet aber eine Aussicht dar, welche A. v. Humboldt für eine der schönsten der Welt erklärt haben soll.

Brüx, Stadt mit 4000 E. – Viel Fabrikthätigkeit. Schönes Rathhaus. – In der Nähe Püllna mit berühmtem Bitterwasser.

Oberleitensdorf, s. S. 79.

Seestadtl, 800 E.; in der Nähe lag ehemals der grosse, nunmehr aber ausgetrocknete Kummerer See.

Die mit herrlichen Parkanlagen umgebenen Schlösser Eisenberg und Rothenhaus sind beide in neuester Zeit restaurirt worden; jenes gehört dem Fürsten Lobkowitz, dieses der Gräfin Trautmannsdorf.

XI. Route: Von Rothenhaus nach Klösterle

Von Rothenhaus durch die gewerbreiche Stadt Görkau nach dem Bahnhofe Udwitz, um mit nach Kommotau zu fahren. Wem die Abfahrtszeit nicht passt, der wandere von Görkau, wo man hinter dem Gottesacker weggeht, über die Alaunhütten nach Kommotau. In letzterer Stadt besuche man den Marktplatz, den Felsenkeller und das Schiesshaus. Nun geht es (Eisenbahnbenutzung bis Priesen empfiehlt sich nicht) über Czernowitz und Kralup nach dem unter vielen Obstbäumen gelegenen Brunnersdorf. Hier theilt sich die Strasse. Man kann rechts über Niklasdorf direct nach Klösterle gehen; gerathener aber ist es, links nach dem alterthümlichen Kaaden zu wandern und sich von da durch einen angenehmen Fussweg, dicht an der Eger hin, nach Klösterle führen zu lassen. – Die Route ist angenehm und voller Abwechslung. Allerwärts hat man prächtige Garten- und Obstanlagen und rechts immer zur Seite die wallartig sich abdachenden, aber schön geformten Abhänge des Erzgebirges. Bei Brunnersdorf schaut von der Rückwand eines Waldthales die Ruine Hassenstein hervor und darüber auf dem Gebirgskamme thront die stattliche neue Kirche von Sonnenberg. Und wenn man der Stadt Klösterle sich nähert, sieht man das Egerthal von gut bewaldeten Bergkegeln umsäumt, von denen einige mit Burgen gekrönt sind. Links erscheint die Ruine Leskau und rechts die Ruine Schönburg. – Für die bald zu eröffnende Eisenbahn Kommotau-Karlsbad werden Kaaden und Klösterle Stationsorte.

Görkau, Stadt an der Biela, mit 2000 Einwohnern. – Ackerbau und Gewerbthätigkeit. – Die dasigen Baumwollspinnereien sind von sächsischen Unternehmern gegründet. – Protestantische Kirche.

Kommotau, Stadt mit 7200 E. – Getreidehandel; Obst- und Gartenbau; Maschinenfabrikation, Braunkohlenbergbau. – In der Dechanteikirche das merkwürdige Ziskabild, welches die Verheerung der Stadt durch die Hussiten darstellt. – Die Stadt als Knotenpunkt der Eisenbahnen Annaberg-Kommotau, Kommotau-Karlsbad, Kommotau-Teplitz und Kommotau-(Priesen) – Prag in entschiedenem Aufschwung begriffen.

Kaaden, Stadt an der Eger mit 5000 E. – Zählt zu den ältesten Städten des Egerthals. Bemerkenswerth: Das altertümliche Stadtthor, das Rathhaus (aus dem 15. Jahrh.), das Franziskanerkloster und das Kloster der Urselinerinnen.

Klösterle, Stadt an der Eger mit 2250 E. – Grosse gräflich Thun'sche Porzellanfabrik. – Am Marktbrunnen neben katholischen Heiligen mehrere mythologische Figuren. Das gräfl. Thun'sche Schloss, 1856 durch Feuer zerstört, ist vollständig wieder aufgebaut.

XII. Route. Von Klösterle nach Hauenstein

Von Klösterle folgt man westwärts der rechts von der Eger sich hinziehenden Chaussee und gelangt so nach Pirschstein (400 E.) und Mühlengrund. Nach Durchschreitung des letzten Ortes führt ein, an den Telegraphenstangen kenntlicher Weg über eine Anhöhe, welche einen prächtigen Rückblick auf die bewaldeten Berge und die Ruinen bei Klösterle, sowie auf die fruchtbare Ebene bei Saatz gestattet. Auf demselben Wege gelangt man bergab nach Wotsch (250 E.) und dann auf der Strasse nach Wartha, von wo in nicht grosser Ferne rechts ein angenehmes Seitenthal zu einem Besuche von Hauenstein einladet.

Hauenstein, zur Herrschaft Pressnitz gehörig, stellt ein wahres Idyll dar. In der Mitte des Oertchens befindet sich eine hochgelegene Kapelle, rings um dasselbe ziehen sich reizende Anlagen hin, die sich bis zum Eichelberg erstrecken. Auf dem Rücken dieses Berges geniesst man die Aussicht auf die fernen Bergketten des Fichtel- und die nahen des Erzgebirges, dann auf die Burgen Engelhaus, Himmelstein und Schönburg und auf das zwischen bewaldeten Höhen sich hinziehende Egerthal. Wer in Hauenstein übernachten will – die Morgen sind hier besonders schön – muss ziemlich zeitig eintreffen, weil daselbst (beim herrschaftlichen Gärtner) nur wenige Fremde logiren können. Bemerkenswerth ist, dass ein Dachshund sehr geschickt den Führer nach den Hauptpunkten (Parapluie, Koppe, Eichelberg) der Umgebung macht.

 
8Teplitz kommt von teply = warm und heisst etwa Warmbad.