Überraschende Weihnachtsgeschichten

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Überraschende Weihnachtsgeschichten
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Birgit Ebbert

Überraschende Weihnachtsgeschichten

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Ein Schneemann zuviel

Botschafter einer anderen Zeit

Geheimnisvoller Weihnachtsjob

Weihnachten 2222

Leseprobe aus der Novelle "Begegnung in der Weihnachtsnacht"

Die Autorin

Impressum neobooks

Ein Schneemann zuviel

Klara kämpfte sich aus dem Bett. Der Wecker hatte schon zweimal geklingelt. Es war spät geworden am Heiligabend. Trotzdem würde um acht Uhr Herr Hänschle, der Hüttenwart der Emmendinger Hütte, zum Frühstück vor der Tür stehen.

Klara schüttelte sich. Es war kalt in ihrem Zimmer wie immer. Sie drehte den Wasserhahn auf und spritzte sich ein paar Tropfen kaltes Wasser ins Gesicht, um wach zu werden.

Sie dachte über den letzten Abend nach. Zum ersten Mal hatte sie Heiligabend nicht zu Hause verbracht. Für vier Monate waren die Kollegen auf diesem Berggasthof ihre Familie.

Klara kicherte, als sie daran dachte, wie sie um Mitternacht zusammen mit ihren Kolleginnen Laura und Ines, dem Hausburschen Gernot und dem Koch Bernhard einen Schneemann gebaut hatte. Sie sah aus dem Fenster. Irgendwo musste der Schneemann sein.

Zum Glück hatte der starke Schneefall, der sie in der Nacht behindert hatte, aufgehört. Doch der Sturm pfiff noch immer ums Haus, das konnte sie unter dem Dach des alten Schwarzwaldhauses hören und fühlen. Schnell zog sie ihre Jeans und einen dicken Pullover an. Dabei sah sie aus dem Fenster, um den Schneemann zu finden. Irgendwo zwischen der Emmendinger Hütte und dem Waldrand musste er stehen.

Endlich entdeckte sie ihn. »Wieso haben wir den direkt unter einen Baum gebaut?«, fragte sie sich. Da bemerkte sie einen zweiten Schneemann. Er stand dort, wo sie ihn erwartet hatte.

Verwirrt sah sie zurück zu dem ersten Schneemann. Sie setzte ihre Brille auf. Jetzt sah sie, dass der Schneemann unter dem Baum einen Hut trug. Einen weißen Hut mit einer großen weißen Krempe. Das, was unter der Krempe lag, war nicht weiß wie Schnee. Es sah aus wie die Hautfarbe eines Menschen.

Klara konnte die Augen in ihren Höhlen erkennen und die Nase. Es sah aus, als hinge ein kleiner Eiszapfen von ihr herab.

Schnell flocht Klara ihre langen, braunen Haare zu einem Zopf und rannte aus dem Zimmer.

Auf der Treppe begegnete sie Herrn Beilmann, dem Besitzer des Gasthofes, in dem sie seit dem ersten Dezember arbeitete. Sollte sie ihm von ihrer Entdeckung berichten? Vermutlich würde er sie als Hirngespinst abtun oder sie auf den Wein vom Heiligabend schieben.

Klara beschloss, zuerst selbst nachzusehen. »Ich komme gleich«, rief sie ihrem Arbeitgeber zu und lief zur Tür. Unterwegs griff sie nach ihrer Jacke. Neben der Tür stieg sie in ihre Schneestiefel.

Ohne ihren eigenen Schneemann zu beachten, ging Klara auf den Schneemann unter der großen Tanne zu. Von weitem sah sie, dass der Schnee hinter dem Schneemann nicht weiß, sondern rosa war.

Als sie näher kam, konnte sie die Blutspur erkennen, die an dem Schneemann herunterlief. Nun war sie sich sicher, dass dieser Schneemann nicht vollständig aus Schnee bestand. Er hatte einen menschlichen Kern.

Klara schauderte. Am liebsten hätte sie sich umgedreht und wäre ins Haus zurückgegangen. Ihre Neugier siegte. Sie wollte wissen, wer der tote Mensch war. Sie ging in die Hocke und betrachtete das Gesicht von unten.

Als sie den Hut gesehen hatte, hatte sie es geahnt. Der Tote war Robert. Ein Stammgast. Der Hüttenwart der Lörracher Hütte, der mit ihnen den Heiligabend verbracht hatte.

So schnell es bei dem hohen Schnee möglich war, lief Klara zurück zum Gasthaus. Daran, dass Robert tot war, gab es für sie keinen Zweifel. Auf einem Lebenden hätte sich niemals eine derartig dicke Schneeschicht bilden können.

»Herr Beilmann«, rief Klara und stürmte mit ihren Schneestiefeln ins Haus.

Herr Beilmann wollte zu einem Tadel ansetzen, dann sah er ihr Gesicht.

Klara war kreidebleich. Erst jetzt wurde ihr klar, dass sie gerade einen Toten gesehen hatte.

»Robert«, stammelte sie und ließ sich auf die Bank aus Eichenholz fallen, die sich um den großen Stammtisch direkt gegenüber der Theke zog. »Tot«, stieß sie hervor. »Schneemann.«

Herr Beilmann versuchte, aus dem Gestammel schlau zu werden. Er holte eine Tasse Kaffee und flößte Klara ein paar Schlucke ein. Das wirkte.

Klara beruhigte sich und erzählte, was sie gesehen hatte. »Rufen Sie die Polizei«, beendete sie ihre Schilderung.

Herr Beilmann hatte aufmerksam zugehört. Kurz überlegte er, ob er selbst nachschauen sollte. Klara hatte sich in den letzten Wochen als zuverlässige Kraft gezeigt. Er beschloss, ihr zu glauben und ging zum Telefon. Er hob den Hörer ab und hörte nichts. Kein Freizeichen.

»Die Leitung ist tot«, sagte Herr Beilmann zu seiner Frau, die sich inzwischen mit ihrem immer misstrauischen Blick im Gastraum eingefunden hatte.

»Ich gehe rüber zur Hütte«, schlug Herr Beilmann vor. Da öffnete sich die Tür zur Gaststube und der Hüttenwart der Emmendinger Hütte trat ein.

»Salli«, grüßte er. »Das ist ja ein Wetter. Unser Telefon ist tot. Ich habe gerade im Radio gehört, dass es eine Unwetterwarnung für die Gebiete Grafenmatt, Menzenschwand und Fahl gibt und die Skilifte erst einmal nicht fahren.«

Herr Beilmann starrte seinen Nachbarn und Gast fassungslos an. Wie sollte er die Polizei informieren, wenn die Telefonleitungen tot waren und die Skilifte nicht liefen? Er konnte natürlich mit Skiern ins Tal fahren. Die Polizeistation lag ganz in der Nähe des Liftes in Feldberg-Ort. Aber wie sollte er wieder auf den Berg kommen. Er seufzte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als seinen Motorschlitten anzuwerfen.

»Ich fahr dann mal runter«, brummte Herr Beilmann. »Ich nehme den Schlitten«, fügte er noch hinzu, damit keiner auf die Idee kam, er könnte sich die Skier unterschnallen.

Klara hatte sich inzwischen von ihrem Schrecken erholt. Sie bereitete in der Küche hinter der Theke das Frühstück für den Gast zu. Lieber wäre nach oben gelaufen, um ihren Kolleginnen von dem toten Robert zu berichten.

Natürlich tat Robert ihr leid, aber sie verspürte auch Erleichterung, dass er nicht mehr kommen würde. Seit sie im Gasthof war, hatte er jeden Abend hier verbracht. Oft war er bis ein Uhr in der Nacht geblieben und Ines und sie, die beiden Servicekräfte, hatten warten müssen, bis er fort war.

Herr und Frau Beilmann waren meist um zehn Uhr nach oben in ihre Wohnung gegangen und hatten sie mit Robert allein gelassen.

Robert war auch am Heiligabend ein Störfaktor gewesen. Zu jedem hatte er etwas Unangenehmes gesagt.

Zuerst hatte er dem Verlobten von Beilmanns Tochter unter die Nase gerieben, welch eine tolle Partie er sich geangelt hatte, wo er doch nicht mal einen Job hätte. Dann hatte er den Hausburschen Gernot damit genervt, dass er ihn nach seiner Mutter ausgefragte.

»Das waren noch Zeiten«, hatte Robert zu Gernot gesagt, »als ich mit deiner Mutter auf das Laurentiusfest gegangen bin. Wer weiß?«, dabei hatte er Gernot zugezwinkert, »vielleicht bist du mein Sohn.«

Gernot hatte immer wieder beteuert, dass er nicht vom Feldberg, sondern vom Bodensee kam und seine Mutter ganz gewiss niemals auf einem Laurentiusfest am Feldberg gewesen war.

Irgendwann war Gernot aufgestanden und hatte sich in sein Zimmer verzogen. Erst kurz vor Mitternacht war er wieder aufgetaucht. Da hatte Robert noch immer am Tisch gesessen und auf ein neues Opfer eingeredet, den Koch Bernhard, den Robert aus Kirchzarten kennen wollte, wo Bernhard angeblich Zahnarzt gewesen sein sollte.

»Kann ich noch etwas Kaffee haben?« Die Stimme des Frühstücksgastes riss Klara aus ihren Gedanken.

Von Ines und dem Küchenmädchen Laura war noch immer nichts zu sehen.

Klara ärgerte sich, weil sie alles allein machen musste. Sie brachte ein weiteres Kännchen Kaffee an den Tisch des Gastes.

»Kuckuck! Frohe Weihnachten! Joyeux Noel!«, riefen Ines und Laura und schauten von der Küche aus durch die Durchreiche, in der die Speisen in den Gasthof gegeben wurden.

Klara lachte. Sie konnte den beiden nicht böse sein. Sie waren Französinnen und immer fröhlich. Auch jetzt. Anscheinend hatten sie noch nicht gehört, was geschehen war.

Schnell prüfte Klara, ob an dem Tisch des Frühstücksgastes alles vorhanden war. Dann lief sie in die Küche und berichtete, was sie erlebt hatte.

»Mon dieu!«, rief Laura und schlug sich die Hand vor den Mund, als Klara beschrieb, wie Robert ausgesehen hatte.

»Aber was ist passiert?«, fragte Ines.

Das hatte Klara sich ebenfall gefragt. Am liebsten würde sie noch einmal nachschauen, ob Robert in Scherben oder einen spitzen Gegenstand gefallen war. Sie sah sich um. Frau Beilmann hatte sich in ihr Büro zurückgezogen.

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