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KAPITEL SIEBEN



Riley hatte keine weiteren Albträume mehr, aber ihr Schlaf war dennoch unruhig. Überraschenderweise fühlte sie sich wach und voller Energie, als sie am nächsten Morgen aufwachte.



Sie hatte einiges zu tun.



Sie zog sich an und ging nach unten. April und Jilly saßen bereits in der Küche und aßen das Frühstück, das Gabriela zubereitet hatte. Beide Mädchen sahen traurig aus, aber nicht so am Boden zerstört wie gestern.



Riley sah, dass auch für sie gedeckt war, also setzte sie sich und sagte, "Die Pancakes sehen wundervoll aus. Würdest du sie mir bitte rübergeben?"



Während sie aß und ihren Kaffee trank, schienen die Mädchen ein wenig ihrer guten Laune wiederzugewinnen. Sie erwähnten Ryans Abwesenheit nicht, stattdessen redeten sie über Kinder in ihren Schulen.



Sie sind hart im Nehmen, dachte Riley.



Und sie hatten beide schon vorher schwere Zeiten durchgemacht.



Sie war sich sicher, dass sie auch die Krise mit Ryan überwinden würden.



Riley trank ihren Kaffee aus und sagte, "Ich muss los."



Sie stand auf und gab erst April, dann Jilly einen Kuss auf die Wange.



"Geh und schnapp ein paar Bösewichte, Mom", sagte Jilly.



Riley lächelte.



"Das mache ich, mein Schatz", erwiderte sie.





*





Sobald sie in ihr Büro kam, rief Riley die Akten des alten Falles auf ihrem PC auf. Während sie alte Zeitungsartikel durchsah, erinnerte sie sich daran, dass sie einige davon gelesen hatte, als es gerade geschehen war. Sie war damals noch ein Teenager gewesen und der Streichholzbrief-Killer war ihr wie etwas aus einem Albtraum erschienen.



Die Morde waren hier in Virginia, in der Nähe von Richmond geschehen, mit jeweils drei Wochen zwischen den drei Opfern.



Riley öffnete eine Karte und fand Greybull, eine kleine Stadt neben der Interstate 64. Tilda Steen, das letzte Opfer, war in Greybull geboren und gestorben. Die anderen beiden Morde waren in den Städten Brinkley und Denison geschehen. Riley konnte sehen, dass alle Städte innerhalb von hundert Meilen lagen.



Riley schloss die Karte und sah sich wieder die Zeitungsartikel an.



Eine Überschrift verkündete in großen Buchstaben:



STREICHHOLZBRIEF-KILLER FORDERT DRITTES OPFER!



Sie schauderte leicht.



Ja, sie erinnerte sich daran, diese Überschrift vor vielen Jahren gelesen zu haben.



Der Artikel beschrieb die Panik, die der Mörder in der Gegend ausgelöst hatte – vor allem unter jungen Frauen.



Laut dem Artikel stellten Polizei und Öffentlichkeit die gleichen Fragen:



Wann und wo würde der Mörder das nächste Mal zuschlagen?



Wer würde das nächste Opfer sein?



Aber es hatte keine weiteren Opfer gegeben.



Warum?, fragte Riley sich.



Es war eine Frage, die die Polizei nicht hatte beantworten können.



Der Mörder schien ein skrupelloser Serienmörder zu sein – die Art, die so lange tötete, bis er gefasst wurde. Stattdessen war er einfach verschwunden. Und sein Verschwinden war genauso mysteriös gewesen, wie die Morde selbst.



Riley begann, die alten Polizeiberichte durchzulesen, um ihr Gedächtnis aufzufrischen.



Die Opfer schienen nicht miteinander in Verbindung zu stehen. Der Mörder hatte bei allen drei Morden die gleiche Vorgehensweise benutzt. Er hatte die jungen Frauen in Bars getroffen, sie zu einem Motel gebracht und dort getötet. Dann hatte er ihre Leichen in flachen Gräbern, nicht weit von den Tatorten entfernt, verscharrt.



Die örtliche Polizei hatte keine Schwierigkeiten, die Bars und die Motels zu finden.



Wie es manche Serienmörder taten, hatte er Hinweise für die Polizei hinterlassen.



Bei allen Leichen waren Streichholzbriefchen von den Bars und Notizpapier oder Servietten von den Motels gefunden worden.



Zeugen in den Bars und Motels konnten eine recht gute Beschreibung von dem Verdächtigen geben.



Riley zog eine Zeichnung heraus, die vor Jahren angefertigt worden war.



Sie sah, dass der Mann gewöhnlich aussah, mit dunkelbraunen Haaren und braunen Augen. Während sie die Zeugenberichte las, bemerkte sie einige Details. Zeugen hatten erwähnt, dass er außergewöhnlich blass aussah, als würde er einen Job haben, bei dem er wenig an die Sonne kam.



Die Beschreibungen waren nicht sehr detailliert. Trotzdem schien es Riley, als hätte der Fall nicht zu schwer zu lösen sein sollen. Und doch hatte die Polizei den Mörder nie gefunden. Das BAU hatte den Fall übernommen, nur um zu der Schlussfolgerung zu kommen, dass der Mörder entweder verstorben war oder das Gebiet verlassen hatte. Die Suche landesweit durchzuführen, wäre wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen gewesen – eine Nadel, die möglicherweise nicht einmal existierte.



Aber es hatte einen Agenten gegeben, einen Spezialisten für ungelöste Fälle, der anderer Meinung gewesen war.



"Er ist noch in der Gegend", hatte er allen gesagt. "Wir können ihn finden, wenn wir nur weitersuchen."



Aber seine Vorgesetzten hatten ihm nicht geglaubt und ihm keine Unterstützung gegeben. Das BAU hatte den Fall als ungelöst zu den Akten gelegt.



Der Agent war schon seit Jahren vom BAU pensioniert und nach Florida gezogen. Aber Riley wusste, wie sie ihn erreichen konnte.



Sie wählte seine Nummer.



Kurz darauf hörte sie eine vertraute Stimme am anderen Ende der Leitung. Jake Crivaro war ihr Partner und Mentor gewesen, als sie gerade zum BAU kam.



"Hallo, Fremder", sagte Jake. "Wo zur Hölle bist du gewesen? Was treibst du so? Du rufst nicht an, du schreibst nicht. Ist das die Art, einen einsamen, vergessenen alten Geier zu behandeln, der dir alles beigebracht hat, was du weißt?



Riley lächelte. Sie wusste, dass er es nicht so meinte. Schließlich hatten sie sich vor gar nicht allzu langer Zeit gesehen. Jake hatte seinen Ruhestand vor einigen Monaten unterbrochen, um ihr bei einem Fall zu helfen.



Sie fragte nicht, "Wie geht es dir?"



Sie erinnerte sich an seine Litanei, als sie das letzte Mal gefragt hatte.



"Ich bin fünfundsiebzig Jahre alt. Zwei meiner Knie und eine meiner Hüften sind ersetzt worden. Meine Augen sind hinüber. Ich habe ein Hörgerät und einen Herzschrittmacher. Und alle meine Freunde, außer dir, sind draufgegangen. Wie denkst du, dass es mir geht?"



Ihn zu fragen, würde seine Beschwerden nur von neuem starten.



In Wahrheit war er immer noch körperlich fit und sein Verstand war so scharf wie eh und je.



"Ich brauche deine Hilfe, Jake", sagte Riley.



"Musik in meinen Ohren. Ruhestand ist ätzend. Was kann ich für dich tun?"



"Ich schaue mir einen alten Fall an."



Jake lachte leise.



"Die sind mir am liebsten. Weißt du, ungelöste Fälle waren immer eine Spezialität von mir. Das sind sie noch, ist eine Art von Hobby. Selbst im Ruhestand kann ich mir Dinge ansehen, die niemand gelöst hat. Ich bin halt ein Gewohnheitstier. Erinnerst du dich an den 'Engelsgesicht' Mörder in Ohio? Den habe ich vor ein paar Jahren gelöst. War mehr als ein Jahrzehnt ungelöst."



"Ich erinnere mich", sagte Riley neckend. "Das war gute Arbeit für einen alten Knacker, der seine besten Jahre hinter sich hat."



"Schmeicheleien bringen dich nicht weiter. Also, was hast du für mich?"



Riley zögerte. Sie wusste, dass sie einige unschöne Erinnerungen aufwühlen würde.



"Das war einer von deinen Fällen, Jake", sagte sie.



Jake schwieg für einen Augenblick.



"Sag es mir nicht", sagte er schließlich. "Der Streichholzbrief-Killer Fall."



Riley wollte fast fragen, "Woher weißt du das?"



Aber es war einfach, die Antwort zu erraten.



Jake war besessen von ungelösten Fällen, vor allem von seinen eigenen. Er wusste ohne Zweifel von dem Jahrestag von Tilda Steens Tod. Er hatte vermutlich auch die Jahrestage der anderen Opfer bemerkt. Riley nahm an, dass sie ihn seit Jahren verfolgten.



"Das war vor deiner Zeit", sagte Jake. "Warum wühlst du diese alte Geschichte wieder auf?"



Sie hörte die Bitterkeit in seiner Stimme – die gleiche Bitterkeit, an die sie sich als junge Anwärterin erinnerte. Er war wütend gewesen, als seine Vorgesetzten den Fall zu den Akten gelegt hatten. Er war noch Jahre später, bei seiner Pensionierung, verbittert gewesen.



"Weißt du, ich bin über die Jahre mit Tilda Steens Mutter in Verbindung geblieben", sagte Riley. "Ich habe gestern mit ihr gesprochen. Diesmal …"



Sie hielt inne. Wie konnte sie es in Worte fassen?



"Ich nehme an, es hat mich diesmal einfach härter getroffen. Wenn niemand etwas tut, dann wird diese arme Frau sterben, ohne dass der Mörder ihrer Tochter zur Gerechtigkeit gebracht wurde. Ich habe gerade keinen anderen Fall und ich …"



Ihre Stimme verlor sich.



"Ich weiß, wie du dich fühlst", sagte Jake, seine Stimme plötzlich voller Mitgefühl. "Diese drei toten Frauen haben es besser verdient. Ihre Familien haben es besser verdient."



Riley war erleichtert, dass Jake ihre Gefühle teilte.



"Ich kann nicht viel tun ohne BAU Unterstützung", sagte Riley. "Denkst du, es gibt eine Möglichkeit, den Fall wieder zu öffnen?"



"Ich weiß es nicht. Vielleicht. Lass uns gleich an die Arbeit gehen."



Riley konnte hören, wie Jakes Finger über eine Computertastatur klapperten, als er seine eigenen Akten aufrief.



"Was ist schief gelaufen, als du an dem Fall gearbeitet hast?", fragte Riley.



"Was ist nicht schief gelaufen? Meine Theorien passten zu keiner der anderen im BAU. Die Gegend war recht ländlich, nur drei kleine Städte. Aber entlang der Interstate, so nah an Richmond, gab es eine Menge Durchgänger. Das Büro hat entschieden, dass es ein Herumtreiber gewesen sein muss, der weitergezogen ist. Mein Bauchgefühl hat mir etwas anderes gesagt – dass er in der Gegend gelebt hat und vielleicht noch dort lebt. Aber Niemanden hat es interessiert, was mein Bauchgefühl gesagt hat."

 



Während er etwas tippte, grummelte er, "Ich hätte den Fall wahrscheinlich schon vor Jahren gelöst, wenn ich nicht diesen idiotischen Partner gehabt hätte."



Riley hatte von Jakes inkompetentem Partner gehört, der gefeuert worden war, noch bevor sie zum BAU gekommen war.



Sie sagte, "Ich habe gehört, er hat alles vermasselt, was er angefasst hat."



"Ja, wortwörtlich. In einer der Bars hat er ein Glas angefasst, das der Mörder benutzt hatte. Hat die Fingerabdrücke verwischt."



"Gab es keine Fingerabdrücke auf den Servietten oder den Streichholzbriefen?"



"Nicht nachdem sie in den flachen Gräbern mit Erde und Steinen bedeckt worden waren. Der Typ hat es so was von vermasselt. Er hätte gleich dort an Ort und Stelle gefeuert werden müssen. Hat allerdings auch so nicht mehr lange durchgehalten. Das letzte was ich gehört habe ist, dass er in einem Supermarkt arbeitet. Gut, dass wir den los sind."



Riley hörte, wie Jake im Tippen inne hielt. Sie nahm an, dass er jetzt alle Unterlagen aufgerufen hatte.



"Okay, jetzt schließ deine Augen", sagte Jake.



Riley schloss die Augen und lächelte. Er würde sie durch die gleiche Übung leiten, die sie mit ihren Studenten durchgeführt hatte. Sie hatte sie von ihm gelernt.



Jake sagte, "Du bist der Mörder, aber du hast noch niemanden getötet. Du bist gerade in den McLaughlin's Pub in Brinkley gekommen und hast dich einem Mädchen namens Melody Yanovich vorgestellt. Du flirtest mit ihr und es scheint, als würde alles glatt laufen."



Sie fing an, die Dinge aus der Sicht des Mörders zu sehen. Die Szene spielte sich deutlich in ihrem Verstand ab.



Jake sagte, "Da ist eine kleine Schale mit Streichholzbriefchen der Bar. Während du mit ihr flirtest, nimmst du eins und steckst es in deine Tasche. Warum?"



Riley konnte die Streichhölzer fast zwischen ihren Fingern fühlen. Sie stellte sich vor, wie sie sie in ihre Brusttasche steckte.



Aber warum?, fragte sie sich.



Als der Fall beendet wurde, hatte es eine recht einhellige Meinung dazu gegeben. Der Mörder hatte die Streichhölzer von der Bar und die Notizzettel von den Motels bei den Opfern gelassen, um die Polizei zu verhöhnen.



Aber jetzt wurde ihr klar – das war nicht, was Jake dachte.



Und sie dachte es jetzt ebenfalls nicht.



Sie sagte, "Er wusste nicht, dass er sie töten würde – zumindest nicht, als er dort im McLaughlin's Pub war, nicht das erste Mal. Er hat das Streichholzbriefchen als Souvenir für seine bevorstehende Eroberung mitgenommen, eine Trophäe für die gute Zeit, die er erwartete."



"Gut", sagte Jake. "Was dann?"



Riley konnte sich deutlich vorstellen, wie der Mörder Melody Yanovich aus seinem Auto half und sie zu dem Motelzimmer führte.



"Melody war freiwillig dort und hat sich selbstsicher gefühlt. Sobald sie in das Motelzimmer kamen, ist sie sofort ins Badezimmer gegangen, um sich vorzubereiten. Währenddessen hat er ein Notizzettel mit dem Motel Logo eingesteckt – aus dem gleichen Grund, aus dem er die Streichhölzer mitgenommen hat, als Souvenir. Dann hat er sich ausgezogen und hat sich auf das Bett unter die Decke gelegt. Bald ist Melody aus dem Badezimmer gekommen …"



Riley hielt inne, um ein klareres Bild zu bekommen.



War die Frau nackt gewesen?



Nein, nicht ganz, dachte Riley.



"Melody hatte ein Handtuch um sich gewickelt. Da fing er an, sich unsicher zu fühlen. Er hat in der Vergangenheit Probleme gehabt. Würde er auch diesmal wieder mit dem Akt Probleme haben? Sie ist ins Bett geklettert und hat das Handtuch weggezogen …"



"Und?" drängte Jake.



"Und er wusste sofort – er würde es nicht tun können. Er war beschämt und peinlich berührt. Er konnte die Frau nicht mit dem Wissen gehen lassen, dass er versagt hatte. Eine glühende Wut hat ihn überkommen. Seine Rage hat seine Menschlichkeit weggewischt. Er hat sie am Hals gepackt und in dem Bett erwürgt. Sie ist schnell gestorben. Seine Wut ebbte ab und als ihm klar geworden ist, was er getan hatte, wurde er von Schuldgefühlen gepackt. Und …"



Rileys Verstand eilte durch den Rest des Verbrechens. Der Mörder hatte sein Opfer nicht nur in einem flachen Grab verscharrt, sondern es auch in der Nähe zur Straße und dem Highway getan. Er wusste sehr genau, dass die Leiche gefunden werden würde. Tatsächlich hatte er dafür gesorgt.



Riley riss die Augen auf.



"Ich verstehe es, Jake. Als er das Streichholzbriefchen und den Notizzettel eingesteckt hatte, wollte er nur Souvenirs sammeln. Aber nach den Morden hat er sie für etwas anderes genutzt. Er hat sie bei den Leichen gelassen, um der Polizei zu helfen, nicht um sie zu verspotten. Er wollte gefasst werden. Er hatte nicht den Nerv sich zu stellen, also hat er Hinweise hinterlassen so gut er konnte."



"Jetzt verstehst du es", sagte Jake. "Ich nehme an, dass die ersten beiden Morde sich genau so abgespielt haben. Jetzt sieh dir die Zusammenfassung der Morde in den Polizeiberichten an."



Riley sah sich den Bericht an.



"Auf welche Weise unterscheidet sich der letzte Mord?", fragte Jake.



Riley überflog den Text. Sie bemerkte nichts, was sie nicht bereits wusste.



"Tilda Steen ist vollkommen bekleidet begraben worden. Es scheint, als hätte er nicht einmal versucht, mit ihr Sex zu haben."



Jake sagte, "Jetzt sag mir, was dort über die Todesursache bei den drei Opfern steht."



Riley fand die Stellen schnell.



"Strangulation", sagte sie. "Die gleiche Todesursache für alle drei Opfer."



Jake grunzte unzufrieden.



"Das war der Fehler der Polizei", sagte er. "Die ersten beiden, Melody Yanovich und Portia Quinn, sind definitiv erwürgt worden. Aber ich habe von dem Gerichtsmediziner erfahren, dass keine Strangulationsmale auf dem Hals von Tilda Steen zu finden waren. Sie wurde erstickt, aber nicht erwürgt. Was sagt uns das?"



Rileys Verstand verarbeitete die neuen Informationen.



Sie schloss wieder die Augen und versuchte sich die Szene vorzustellen.



"Etwas ist passiert, als Tilda in das Motelzimmer gekommen ist", sagte Riley. "Sie hat ihm etwas anvertraut, vielleicht etwas, das sie niemandem sonst gesagt hat. Oder vielleicht hat sie ihm etwas über ihn gesagt, was er nicht hören wollte. Sie wurde plötzlich …"



Riley hielt inne.



Jake sagte, "Weiter. Sag es."



"Menschlich für ihn. Er fühlte sich schuldig wegen dem, was er tun würde. Und auf eine verdrehte Weise …"



Riley brauchte einen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren.



"Er hat entschieden, sie als eine Art Gnadenakt zu töten. Er hat sie nicht mit den Händen erwürgt. Er hat es sanfter getan. Er hat sie auf dem Bett überwältigt und sie mit einem Kissen erstickt. Er war so voller Reue, dass …"



Riley öffnete die Augen.



"… er nicht noch einmal getötet hat."



Jake grunzte anerkennend.



Er sagte, "Das ist die Schlussfolgerung, zu der ich damals gekommen bin. Das denke ich noch immer. Ich glaube, dass er noch in der Gegend ist und er wird von dem verfolgt, was er vor all den Jahren getan hat."



Ein Wort fing an durch Rileys Kopf zu hallen.



Reue.



Etwas wurde plötzlich glasklar.



Ohne darüber nachzudenken, sagte sie, "Er bereut es noch immer, Jake. Und ich wette, dass er Blumen auf den Gräbern der Frauen hinterlässt."



Jake lachte zufrieden.



"Nicht schlecht", sagte er. "Das ist es, was ich an dir mag, Riley. Du verstehst die Psychologie und du weißt, wie du sie anwenden kannst."



Riley lächelte.



"Ich habe von dem Besten gelernt", sagte sie.



Jake grummelte seinen Dank für das Kompliment. Sie bedankte sich und beendete den Anruf. Dann saß sie nachdenklich in ihrem Büro.



Es liegt an mir.



Sie musste den Mörder finden und ihn ein für alle Mal seiner gerechten Strafe übergeben.



Aber sie wusste, dass sie es nicht alleine tun konnte.



Sie brauchte Hilfe, um den Fall wieder aufzunehmen.



Sie eilte in den Flur und machte sich auf den Weg zu dem Büro von Bill Jeffreys.





KAPITEL ACHT



Bill Jeffreys genoss einen ungewöhnlich ruhigen Morgen im BAU, als seine Partnerin in sein Büro gestürmt kam. Er erkannte sofort den Ausdruck auf ihrem Gesicht. So sah Riley immer aus, wenn sie wegen einem neuen Fall aufgeregt war.



Er wies auf einen Stuhl auf der anderen Seite seines Schreibtischs und Riley setzte sich hin. Aber während er ihrer Beschreibung der Morde aufmerksam zuhörte, wunderte sich Bill über ihre Begeisterung. Trotzdem sagte er nichts, während sie ihm von der Unterhaltung mit Jake erzählte.



"Also, was denkst du?", fragte sie schließlich, als sie fertig war.



"Worüber?", fragte Bill.



"Willst du mit mir an dem Fall arbeiten?"



Bill sah sie unsicher an.



"Sicher, das würde ich, aber … der Fall ist nicht einmal offen. Das liegt nicht in unseren Händen."



Riley atmete tief durch und sagte vorsichtig, "Ich hatte gehofft, wir könnten das ändern."



Es dauerte einen Augenblick, bis Bill ihre Bedeutung verstand. Dann wurden seine Augen groß und er schüttelte den Kopf.



"Oh, nein, Riley", sagte er. "Der hier ist zu lange zu den Akten gelegt. Meredith wird kein Interesse daran haben, ihn wieder zu öffnen."



Er konnte sehen, dass sie ebenfalls ihre Zweifel hatte, aber versuchte sie zu verstecken.



"Wir müssen es versuchen", sagte er. "Wir können den Fall lösen. Ich weiß es. Die Zeiten haben sich geändert, Bill. Wir haben neue Möglichkeiten. Zum Beispiel war die DNA Testung damals noch in den Kinderschuhen. Das ist jetzt anders. Du arbeitest gerade an keinem anderen Fall, oder?"



"Nein."



"Ich auch nicht. Warum es also nicht versuchen?"



Bill sah Riley besorgt an. Innerhalb eines Jahres war seine Partnerin abgemahnt, suspendiert und sogar gefeuert worden. Er wusste, dass ihre Karriere oft an einem seidenen Faden hing. Das einzige, was sie gerettet hatte, war ihre einzigartige Fähigkeit, ihre Beute zu fassen – manchmal auf ungewöhnliche Weise. Diese Fähigkeit und seine gelegentliche Deckung hatten sie im BAU gehalten.



"Riley, du bettelst geradezu um Ärger", sagte er. "Mach keinen Wirbel."



Er konnte sehen, wie sich ihr die Nackenhaare aufstellten und er bereute seine Wortwahl sofort.



"Okay, wenn du es nicht tun willst", sagte sie, stand auf, drehte sich um und verließ das Büro.





*





Riley hasste diesen Ausdruck. "Mach keinen Wirbel."



Sie war nun mal jemand, der sich nicht darum scherte, wie viel Wirbel etwas machte. Und sie wusste sehr gut, dass sie das zu einer guten Agentin machte.



Sie war auf dem Weg aus Bills Büros, als er rief, "Hey, warte einen Moment. Wo gehst du hin?"



"Wo denkst du, dass ich hingehe?" rief sie zurück.



"Okay, okay! Ich komme!"



Sie und Bill eilten den Flur hinunter zu dem Büro ihres Teamchefs, Brent Meredith. Riley klopfte an die Tür und sie hörten eine grimmige Stimme rufen, "Herein."



Riley und Bill traten in Merediths geräumiges Büro. Wie immer schnitt der Teamchef mit seinem großen Körperbau und dunklen, kantigen Zügen, eine beeindruckende Figur. Er war über einige Berichte gebeugt.



"Machen Sie es schnell", sagte Meredith, ohne von seiner Arbeit aufzublicken. "Ich bin beschäftigt."



Riley ignorierte Bills besorgten Blick und setzte sich neben Merediths Schreibtisch.



Sie sagte, "Chief, Agent Jeffreys und ich wollen einen ungelösten Fall wieder öffnen und wir haben uns gefragt––"



Noch immer auf seine Berichte konzentriert, unterbrach Meredith.



"Nein."



"Wie bitte?" sagte Riley.



"Anfrage abgelehnt. Und jetzt, wenn es Ihnen nichts ausmacht, habe ich zu tun."



Riley blieb sitzen. Sie war für einen Augenblick sprachlos.



Dann sagte sie, "Ich habe gerade mit Jake Crivaro gesprochen."



Meredith hob leicht seinen Kopf und sah sie an. Ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen.



"Wie geht es dem alten Jake?", fragte er.

 



Riley erwiderte sein Lächeln. Sie wusste, dass Jake und Meredith enge Freunde während ihrer frühen Tage im BAU gewesen waren.



"Er ist grummelig", sagte Riley.



"Das war er immer", sagte Meredith. "Wissen Sie, dieser alte Bastard konnte regelrecht einschüchternd sein."



Riley unterdrückte ein Lachen. Der Gedanke, dass Meredith jemanden einschüchternd finden konnte, war recht belustigend. Riley hatte bei Jake nie dieses Gefühl gehabt.



Sie sagte, "Gestern war der fünfundzwanzigste Todestag des letzten Opfers des Streichholzbrief-Killers."



Meredith wandte sich ihr zu, Interesse in den Augen blitzend.



"Ich erinnere mich an den Fall", sagte er. "Jake und ich waren damals beide im Feld. Er is

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