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Dichters Liebestod

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Der Engländer sah sie lange und aufmerksam an, von der Spitze ihres Schuhes angefangen, bis zur Stirne, die niedrig, glänzend und glatt war, wie die eines gutgepflegten Kindes. Er sah die verräterische Magerkeit ihrer Brust, den wollüstigen Rätselsprung ihrer Sichelhüften. . . . Im Kopf hatte er sein Feuilleton schon zur Hälfte fertig: nach außen reichlich mit Bordone verbrämt, sollte es zwischen den Zeilen erzählen, wie der große Mann sich an einem unersättlichen Weibe zu Tode geliebt . . .

In der dritten Fensternische saß die Nichte der Freifrau mit dem Deutschen. Ein achtzehnjähriger Engel von fünfundzwanzig, trug sie eine Gretchenfrisur und weinte. »Es ist ja alles nicht wahr, was die Leute Abscheuliches über seinen Tod gesagt haben!

Er war immer so lieb mit mir. . . . Als ich ihn kennen lernte – vor drei Jahren – spielte ich noch mit Puppen und da hat er mir für mein Puppentheater Prologe und Feerieen gedichtet. Er war ja ein so kindlich reiner Mensch – ganz gewiß . . . Die Leute sagen, er hätte mich geliebt. Sie sagen, er sei darum gestorben und ich sei so sein Verhängnis gewesen. Ich verstehe gar nicht, was sie damit meinen. Es ist auch alles gar nicht wahr . . . Nur eins etwa: vielleicht hat er mich geliebt. Aber nie hat er es mir mit einem Wort verraten . . . ich war ja auch noch so jung. . . . Er wußte, daß er mich sehr erschreckt hätte und er war mir immer wie ein viel älterer Bruder . . . ich bin ganz gewiß nicht sein Verhängnis gewesen! Bei meinen achtzehn Jahren schwöre ich Ihnen, daß ich es nicht gewesen bin . . . Liebster, bester, einziger Herr Doktor, nicht wahr . . . Sie . . . glauben . . . mir . . .«

Vor Weinen konnte sie nur mehr ruckweise sprechen. Sie verging fast vor Angst, daß er ihr am Ende glauben könnte.

Der Deutsche saß tiefbewegt. Sein Feuilleton sollte ein tragisches Idyll werden, in dem der von Lüsten aller Art erschöpfte Dichter sich selbst richtet, als er zum ersten Male eine reine Jungfrau liebt, deren er sich unwürdig fühlt . . .