Das Keto-Prinzip: Ketogen ernähren mit Kokosöl und Fett

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Insulinresistenz

Wir neigen dazu, zu glauben, dass die meisten zunähmen, weil sie einfach zu viel äßen. Mit anderen Worten: Sie könnten ihren Appetit nicht zügeln. Das stimmt jedoch nicht immer. Viele, wenn nicht gar die meisten Übergewichtigen essen nicht mehr als normalgewichtige Personen. Übergewichtige haben eine stoffwechselbedingte Neigung, Körperfett zu speichern. Ihr Problem ist nicht Esssucht, sondern der Stoffwechsel. Bei fast allen übergewichtigen Menschen liegt eine Kohlenhydratempfindlichkeit vor – das heißt, dass sie die Kohlenhydrate, die sie essen, einfach in Körperfett umwandeln.

Eine normalgewichtige Person kann 200 oder 300 Gramm Kohlenhydrate am Tag essen, ohne dass dies nennenswerten Einfluss auf das Körpergewicht hat. Ein „kohlenhydratempfindlicher“ Mensch, der die gleiche Menge an Kalorien verzehrt, kann demgegenüber zunehmen, obwohl er weniger als 100 Gramm Kohlenhydrate isst. Bei einem kohlenhydratempfindlichen Menschen ist der Stoffwechsel darauf programmiert, Kohlenhydrate als Körperfett zu speichern. Eine kalorienarme Ernährung, die sich auf Kohlenhydrate stützt, wird auf lange Sicht nicht zum Erfolg führen. Um bei einer solchen Ernährung abzunehmen, müssten die Kalorien auf eine unhaltbar geringe Menge beschränkt werden. Hunger und Mangelernährung würden schließlich die Oberhand gewinnen, sodass man am Ende die Einschränkungen lockern und wieder das an Gewicht zunehmen würde, was man mühsam abgenommen hatte.

Kohlenhydratempfindlichkeit wird zum Teil durch einen Defekt in der Blutzuckerregulation verursacht. Die Zellen sprechen nicht mehr auf die Wirkung von Insulin an oder werden resistent, sodass es für die Glukose schwierig ist, in die Zellen zu gelangen. Dies wird als Insulinresistenz bezeichnet. Insulinresistenz ist das Hauptmerkmal von Typ-2-Diabetes – der häufigsten Form von Diabetes. Durch die Insulinresistenz ist der Blutzuckerspiegel bei Diabetikern höher als normal.

Der Blutglukosespiegel kann durch Analyse einer Blutprobe gemessen werden. Da Essen den Glukosespiegel drastisch beeinflussen kann, werden die Blutproben bei nüchternem Magen genommen, also so, dass die betreffende Person seit mindestens 8 Stunden nichts gegessen hat. Wenn Sie Nichtdiabetiker sind und dem Durchschnitt entsprechen, enthält Ihr Blut, wenn Sie morgens aufwachen, zwischen 65 und 100 mg/dl (3,6 bis 5,5 mmol/l) Glukose. Dies wird als die Nüchtern-Blutglukosekonzentration bezeichnet. Im Idealfall liegt der Nüchtern-Blutzuckerspiegel zwischen 75 und 90 mg/dl (4,2 bis 5,0 mmol/l).

Wenn Sie nicht essen und Ihre Zellen dem Blut weiterhin Glukose entziehen, sinkt Ihr Glukosespiegel allmählich. Bei den meisten Menschen stellt sich ein Hungergefühl ein, wenn der Blutglukosespiegel sich auf das untere Ende der normalen Bandbreite zubewegt. Die natürliche Reaktion auf dieses Gefühl ist, etwas zu essen, sodass sich der Blutzucker wieder erhöht. Normalerweise sollte Ihr Blutzuckerspiegel nach einer Mahlzeit nicht mehr als bis auf 139 mg/dl (7,7 mmol/l) steigen. Dies wird als postprandialer Blutzuckerwert bezeichnet. Erhöhte Nüchtern- und postprandiale Blutzuckerwerte weisen auf eine Insulinresistenz hin.

Diabetes wird offiziell diagnostiziert, wenn der Nüchtern-Blutzuckerwert bei 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder darüber liegt. Dies ist bei einer schweren Insulinresistenz der Fall. Liegen die Nüchtern-Blutzuckerwerte zwischen 101 und 125 mg/dl (5,6 bis 6,9 mmol/l), wird davon ausgegangen, dass diese Personen sich in der Frühphase von Diabetes befinden, oft als „Prädiabetes“ bezeichnet. Nüchtern-Blutzuckerwerte von mehr als 90 mg/dl (5,0 mmol/l) weisen auf die Anfangsphasen einer Insulinresistenz hin. Erhöht sich die Insulinresistenz, steigt auch der Blutzuckerspiegel. Je höher der Blutzucker, desto größer die Insulinresistenz.

Insulinresistenz liegt normalerweise bei jedem vor, der einen Nüchtern-Blutzuckerwert über 90 mg/dl (5,0 mmol/l) hat. Auch wenn Werte bis zu 100 mg/dl (5,5 mmol/l) im Allgemeinen als normal gelten, werden sie doch nur so angesehen, weil so viele Menschen in diese Kategorie fallen. Für einen gesunden Menschen sind sie nicht „normal“. Eine Insulinresistenz zu haben, selbst wenn sie relativ schwach ausgeprägt ist, verursacht Kohlenhydratempfindlichkeit. Wann immer der Blutglukosespiegel erhöht ist, ist auch der Insulinspiegel erhöht, sofern nicht die Bauchspeicheldrüse ihre Fähigkeit verloren hat, normale Mengen Insulin zu produzieren.

Vergessen Sie nicht, Insulin ist ein Fettspeicherhormon, und wenn es erhöht ist, bewirkt es, dass Fett produziert und gespeichert wird. Bei insulinresistenten Personen (also bei denjenigen, die einen Nüchtern-Blutglukosespiegel von mehr als 90 mg/dl oder 5,0 mmol/l haben) ist der Insulinspiegel 24 Stunden am Tag erhöht und fördert die Fettspeicherung bei jeder Gelegenheit. Ein übergewichtiger Diabetiker produziert zwei bis drei Mal mehr Insulin als ein schlanker Nichtdiabetiker. Wann immer Kohlenhydrate konsumiert werden, versucht der Körper, sie als Fett zu speichern, egal, wie viel oder wie wenig wir essen. Bei diesen Personen funktioniert eine kalorienarme Ernährungsweise oder Diät, die sich auf Kohlenhydrate stützt, und insbesondere eine fettarme Ernährung nicht.

Das Syndrom „Leerer Magen“

Eine Konsequenz, die sich aus dem Verzehr kohlenhydratreicher Mahlzeiten ergibt, insbesondere jener, die reich an einfachen und raffinierten Kohlenhydraten sind, ist ein Zustand, den ich als das „Leerer-Magen-Syndrom“ bezeichne (durch Kohlenhydrate induzierter Hunger). Bezeichnend für dieses Syndrom „Leerer Magen“ sind häufige und längere Hungerphasen, die durch den Verzehr kohlenhydratreicher Nahrungsmittel hervorgerufen werden.

Hunger ist die treibende Kraft, die uns veranlasst, etwas zu essen oder auch übermäßig viel zu essen. Wenn man einen leeren Magen hat, fühlt man sich miserabel und möchte einfach etwas essen. Wenn es nichts gibt, was uns zwingt, nichts zu essen, neigen wir dazu, den ganzen Tag über irgendetwas zu naschen und zu knabbern, neben den regulären Mahlzeiten. Kohlenhydratreiche Nahrungsmittel stillen den Hunger nicht, sie rufen Hunger hervor. Sie mögen uns vorübergehend das Gefühl geben, den Hunger gestillt zu haben; dieser kehrt jedoch schnell zurück und nagt ständig an uns. Wenn wir Kohlenhydrate ohne ausreichendes Fett und Eiweiß essen, werden wir immer hungrig sein.

Wenn wir Kohlenhydrate essen, werden die Verbindungen zwischen den Zuckermolekülen von Verdauungsenzymen aufgespalten. Die einzelnen Zucker werden freigesetzt. Diese Zucker werden dann in die Blutbahn transportiert. Die Glukose wird von unseren Zellen aufgenommen und als Brennstoff verwendet. Andere Zucker wie Fruktose und Laktose werden von der Leber aufgenommen und in Glukose umgewandelt. Alle Zuckermoleküle werden schließlich in Glukose oder Fettsäuren (Fett) umgewandelt.

Einfache Kohlenhydrate bestehen nur aus ein oder zwei Zuckermolekülen. Sie werden sofort in die Blutbahn aufgenommen. Stärken und andere komplexe Kohlenhydrate brauchen etwas länger, um in einzelne Zucker aufgespalten zu werden. Kleine Stärkekörner, die nur etwa 100 Zuckermoleküle enthalten, werden schneller verdaut als größere, die vielleicht 1 000 oder mehr enthalten. Je „komplexer“ die Kohlenhydrate, desto länger braucht der Körper, um sie in Zucker umzuwandeln. Nahrungsmittel in ihrer natürlichen Form (wie Vollkornweizen) bestehen zu einem höheren prozentualen Anteil aus großen komplexen Kohlenhydraten. Verarbeitete Produkte wie Weißbrot sind weniger komplex und werden schnell verdaut.

Wenn wir kohlenhydratreiche Produkte essen, werden diese sehr schnell verdaut, sie „wandern“ innerhalb kurzer Zeit durch den Magen. Sobald der Magen leer wird, stellt sich schnell wieder ein Hungergefühl ein. Deshalb werden Sie oft bereits nach 1 oder 2 Stunden wieder Hunger haben, wenn Sie eine kohlenhydratreiche, fettarme und proteinarme Mahlzeit zu sich genommen haben.

Die Wirkung, die kohlenhydratreiche Nahrungsmittel auf den Blutzuckerspiegel haben, macht alles noch schlimmer. Nach einer kohlenhydratreichen Mahlzeit, insbesondere dann, wenn diese reich an raffinierten Körnern und Zucker war, schnellt der Blutzuckerspiegel in die Höhe. Da ein hoher Blutzuckerspiegel gefährlich sein kann, reagiert die Bauchspeicheldrüse, indem sie („wie verrückt“) so schnell wie möglich Insulin freisetzt. Der Blutinsulinspiegel steigt rapide an. Da das Insulin in die Blutbahn gepumpt wird, wird die Glukose schnell in die Zellen transportiert. In kurzer Zeit ist der Blutinsulinspiegel extrem hoch und der Glukosespiegel abnormal niedrig. Ein niedriger Glukosespiegel signalisiert dem Gehirn, dass mehr Glukose benötigt wird, und so wird ein Hungergefühl ausgelöst, um uns zu signalisieren, dass wir etwas essen sollten, um den Glukosespiegel zu erhöhen. Ein leerer Magen in der Kombination mit einem niedrigen Blutzuckerspiegel beschwört quälende Hungergefühle herauf. In der Regel gibt es drei alternative Reaktionen darauf:

• Sie bleiben hart und leiden bis zur nächsten Mahlzeit, bei der Sie dann so hungrig sind, dass Sie übermäßig viel essen.

• Sie geben nach und essen eine kleine Zwischenmahlzeit.

• Sie leiden so lange wie möglich, um dann doch einen kleinen Snack zu essen und sich bei der nächsten Mahlzeit dennoch zu überessen.

Jede dieser Optionen sabotiert Ihre Bemühungen, Gewicht abzubauen.

Fett und Eiweiß werden wesentlich langsamer verdaut, sodass der Magen länger voller bleibt. Sie rufen auch nicht die schnelle Insulinreaktion hervor, die zu dem dramatisch hohen und dann wieder niedrigen Insulinspiegel führt, der durch Kohlenhydrate verursacht wird. Infolgedessen wird dem Hunger für längere Zeit vorgebeugt, ohne dass die Versuchung aufkommt, zwischendurch etwas zu essen oder Gefahr zu laufen, bis zur nächsten Mahlzeit so ausgehungert zu sein, dass Sie übermäßig viel essen. Am Ende des Tages haben Sie schließlich insgesamt weniger Kalorien zu sich genommen, als wenn Sie Kohlenhydrate gegessen hätten. Wenn Sie Fett anstelle von Kohlenhydraten essen, können Sie sich satt fühlen und werden weniger Kalorien zu sich nehmen. Da wir konditioniert worden sind, davor zurückzuscheuen, Fett zu essen, ist es wichtig, immer wieder zu betonen:

 

Fett macht nicht dick – Kohlenhydrate machen dick!

Unsere Liebe zu Kohlenhydraten

Kohlenhydrate schmecken gut, insbesondere in Form von Zucker. Das ist ein Problem: Schmeckten sie nicht so gut, dann würden sie nicht allenthalben gegessen und wir hätten keine Fettleibigkeitsepidemie.

Wir lieben einfach den Geschmack von Zucker. So muss es wohl sein, denn wir essen am Tag im Durchschnitt mehr als 50 Teelöffel davon. Manche unserer Lieblingsnahrungsmittel sind reich an einfachen, raffinierten Kohlenhydraten – Süßigkeiten, Kuchen, Kekse, Chips, Desserts, Eiscreme, Schokolade, süße Brote – die Liste ließe sich lange fortführen. Diese Produkte sind verlockend, sobald man einen Bissen genommen hat, verlangt man nach mehr, und bevor man sich versieht, hat man die ganze Schachtel oder Tüte aufgegessen – egal, ob man vorher hungrig war oder nicht. Insbesondere Süßigkeiten haben diese Wirkung. Sie wissen sicher, wovon ich rede: Sie essen ein kleines Stück Schokolade – und sofort wollen Sie mehr. Es ist wie eine Kraft, die einen übermannt, die Kontrolle übernimmt und nicht weichen will, bis man mindestens 1 000 Kalorien davon hinuntergeschlungen hat. Der angenehme Geschmack von Kohlenhydraten verführt uns dazu, übermäßig viel zu essen, und führt damit zur Gewichtszunahme.

Proteinreiche und fetthaltige Produkte haben demgegenüber nicht diese hypnotisierende Kraft. Wenngleich auch sie grandios schmecken können, werden wir nicht dazu verleitet, ständig davon zu essen und immer weiter zu essen, auch dann, wenn der gesunde Menschenverstand uns sagt, wir sollten aufhören. Wir behalten die Kontrolle und halten das in Grenzen, was wir essen.

Um den Sorgen und Anliegen gewichtsbewusster Kunden Rechnung zu tragen, haben Hersteller eine Vielzahl abnormer „Lebensmittel“ mit kalorienarmen und kalorienfreien Zuckeraustauschstoffen entwickelt. Dadurch können die Kunden die gleiche Befriedigung mit weniger Kalorien erhalten. Trotz der Unmengen an kalorienarmen Produkten, die inzwischen erhältlich sind, wurden unsere Taillen nicht einen Zentimeter schmaler, sondern sogar breiter. Ebenso wenig ist die Kalorienzufuhr zurückgegangen. Tatsache ist, dass wir heute pro Tag 600 Kalorien mehr konsumieren als im Jahr 1970.

Kalorienreduzierte Nahrungsmittel sind heute süßer und leckerer denn je und verleiten uns dazu, übermäßig viel davon zu essen. Schlimmer noch: Da diese Produkte weniger Kalorien haben, neigen viele dazu, erst recht mehr davon zu essen, in der Annahme, sie würden damit keinen Schaden anrichten. So nehmen sie am Ende mehr Kalorien zu sich, als wenn sie die Produktversionen essen würden, die nicht kalorienreduziert sind.

Es löst das Problem nicht, Zucker mithilfe von Zuckeraustauschstoffen zu meiden. Das scheint im Gegenteil alles nur noch schlimmer gemacht zu haben. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass kalorienfreie Süßstoffe, die als Mittel verwendet werden, um Gewicht zu reduzieren, in Wirklichkeit größere Gewichtszunahme verursacht haben! Bei einer Untersuchung des University of Texas Health Science Center etwa wurde 2005 festgestellt, dass Personen, die Diätgetränke konsumieren, mehr zunehmen als diejenigen, die die Getränkeversionen mit dem vollen Zuckeranteil konsumieren. Die Studie ergab, dass jede Dose Diätlimonade, die pro Tag konsumiert wurde, einherging mit einem um 41 Prozent erhöhten Risiko, übergewichtig zu werden.

In einer Reihe von Experimenten an der Purdue University verglichen die Forscher die Auswirkungen von Lebensmitteln, die entweder kalorienfreies Saccharin oder regulären Zucker enthielten. Versuchstiere, die über einen Zeitraum von zwei Wochen mit künstlich gesüßtem Joghurt gefüttert wurden, konsumierten mehr Kalorien und nahmen mehr zu als Tiere, die Joghurt fraßen, der mit Zucker gesüßt war.1 Diese Studie war eine Fortsetzung der Arbeit der Purdue-Gruppe, die sie vier Jahre vorher begonnen hatte, als sie berichtete, dass Tiere, die mit Saccharin gesüßte Flüssigkeiten und Snacks konsumierten, dazu neigten, mehr zu essen als die Tiere, die mit kalorienreichen und mit Zucker gesüßten Lebensmitteln gefüttert wurden.

Nach der Theorie der Forscher wird die normale physiologische Reaktion der Ratten auf Kalorien im Allgemeinen außer Kraft gesetzt, wenn auf den süßen Geschmack des künstlichen Süßstoffs nicht die erwartete Anzahl an Kalorien folgt. Ähnlich wie die Pawlow‘schen Hunde, denen antrainiert wurde, mit Speichelfluss zu reagieren, wenn eine Glocke ertönte, sind Tier und Mensch darauf programmiert, jede Menge Kalorien zu erwarten, wenn sie etwas Süßes schmecken – denn in der Natur sind süße Nahrungsmittel normalerweise voller Kalorien. Infolgedessen fühlen sie sich veranlasst, mehr zu essen, um die vermeintlich fehlenden Kalorien auszugleichen. Dies mag auch erklären, warum Menschen, die eine Diät machen, oft meinen, nachdem sie etwas Zuckerfreies gegessen haben, sie müssten das kompensieren, indem sie sich genüsslich anderen, kalorienreichen Nahrungsmitteln hingeben.

Künstliche Süßstoffe bewirken nicht nur, dass das Gehirn nach Kalorien und Kohlenhydraten verlangt (was uns dazu verleitet, mehr zu essen) – sie haben vielmehr auch einen physiologischen Effekt. Selbst wenn die Gesamtkalorienzufuhr konstant gehalten würde, sodass keine zusätzlichen Produkte gegessen werden könnten, würden diejenigen, die Lebensmittel essen, die Zuckeraustauschstoffe enthalten, immer noch mehr zunehmen. Studien haben nämlich festgestellt, dass Lebensmittel, die kalorienarme Zuckeraustauschstoffe enthalten, in die grundlegenden homöostatischen Prozesse des Körpers eingreifen und diese stören.

Wenn wir uns beispielsweise hinsetzen und anfangen, ein Gericht zu essen, erwartet der Körper einen Zustrom an Kalorien und bereitet das Verdauungssystem sofort darauf vor, dass es diese bewältigen muss, indem der Stoffwechsel auf Touren gebracht wird. Der Stoffwechsel wird noch einige Stunden nach dem Essen gesteigert bleiben, wenn es verdaut wird. Diese Erhöhung des Stoffwechsels kann anhand der Erhöhung der Körpertemperatur gemessen werden.

Das Gleiche geschieht bei Tieren. An der Purdue University haben Forscher gezeigt, dass Ratten, die mit Zucker gefüttert wurden, wie erwartet bei der Mahlzeit eine leicht erhöhte Kernkörpertemperatur aufwiesen, was dem erhöhten Stoffwechsel in Erwartung der bevorstehenden Verarbeitung der zugeführten Kalorien entsprach. Bei Tieren, die künstlich gesüßte Nahrungsmittel erhielten, zeigte sich demgegenüber kein derartiger Anstieg der Körpertemperatur.2, 3 Bei diesen Tieren war eine andere antizipatorische Reaktion zu verzeichnen: Sie erwarteten nicht, so viele Kalorien zu bekommen. Das Ergebnis war ein trägerer Stoffwechsel, der die zugeführten überschüssigen Kalorien speicherte, statt sie zu verbrennen. Viele übergewichtige Menschen haben ohnehin bereits Probleme mit einem trägen Stoffwechsel; sie sollten das Problem nicht noch verschärfen, indem sie künstliche Süßstoffe konsumieren. Es spielt keine Rolle, welche Art von kalorienfreiem Süßstoff verwendet wird – Saccharin, Aspartam oder Xylitol: Die Auswirkungen werden immer die gleichen sein.

Diese Studien helfen zu erklären, warum wir trotz der enormen Beliebtheit kalorienarmer Nahrungsmittel und Getränke mehr wiegen als je zuvor.

Zuckersucht

Weißer raffinierter Zucker ist eigentlich kein Nahrungsmittel, er wirkt vielmehr wie eine Droge. Es ist reine Chemie, die aus pflanzlichen Quellen extrahiert wurde und in vieler Hinsicht dem Kokain ähnelt. Kokain wird aus den Blättern der Kokapflanze extrahiert, raffiniert und gereinigt. Ähnlich wird Zucker aus Zuckerrüben oder Zuckerrohr extrahiert, raffiniert und gereinigt. Wie bei Kokain erhält man am Ende ein gereinigtes kristallines Pulver (Saccharose) mit hohem Suchtpotenzial.

Sucht bedeutet mehr, als nur eine Vorliebe für etwas zu haben, weil man den Geschmack mag. Suchtverhalten kann als ständiges zwanghaftes Konsumieren einer Substanz definiert werden, deren Absetzen psychische und physische Angstzustände hervorruft. Zuckersucht passt zu dieser Definition. Zucker kann genauso abhängig machen wie Kokain – und sogar noch mehr. Dies mag wie eine Übertreibung klingen, weil jemand aufhören kann, Zucker zu essen, ohne unter schweren physischen Entzugserscheinungen zu leiden, wie sie allgemein mit Kokainabhängigkeit assoziiert werden. Dennoch kann Zuckersucht zu Abhängigkeit, zu gravierenden Angstzuständen und bei Entzug sogar zu physischen Symptomen führen.

Eine von französischen Forschern veröffentlichte Studie zeigte, wie sehr Zucker süchtig machen kann. Sie stellten fest, dass Ratten, vor die Wahl zwischen Zucker und Kokain gestellt, zu 94 Prozent den Zucker wählten. Wenn sie Zugang zu beiden Substanzen hatten, zeigte sich, dass ihr Verlangen nach Zucker stärker war als das Verlangen nach Kokain. Selbst Ratten, die bereits süchtig nach Kokain waren, wechselten schnell ihre Vorliebe und stiegen auf Zucker um, sobald sie die Wahl hatten. Darüber hinaus waren die Ratten auch eher bereit, für Zucker zu arbeiten und sich anzustrengen, als für Kokain.4

Des Weiteren stellten die Forscher fest, dass zwischen Zucker und Sucht erzeugenden Drogen Überkreuz-Toleranz und Überkreuz-Abhängigkeit bestanden. So entwickelten beispielsweise Tiere, die eine lange „Geschichte“ mit Zuckerkonsum hatten, eine Toleranz (Unempfindlichkeit) gegenüber den schmerzstillenden Wirkungen von Morphium.

Eine Studie der Yale University ergab, dass Zuckersucht und Drogensucht zu ähnlichen Aktivitäten im Gehirn führen. Versuchspersonen füllten – um ihre Sucht nach bestimmten Nahrungsmitteln zu erfassen – einen Fragebogen aus, der auf der Grundlage der Kriterien erstellt worden war, die zum Feststellen von Drogenabhängigkeit festgelegt worden waren. Der Fragebogen enthielt Aussagen wie diese: „Ich beobachte, wenn ich anfange, bestimmte Lebensmittel zu essen, dass ich am Ende wesentlich mehr als geplant esse.“ Die Teilnehmer gaben an, wie sehr die jeweilige Aussage ihren eigenen Erfahrungen entsprach.

Mithilfe der Magnetresonanztomografie (MRT), eines bildgebenden Verfahrens zur Untersuchung des Gehirns, untersuchten die Forscher die Gehirnaktivitäten, wenn die Versuchspersonen einen Schoko-Milchshake sahen und dann tranken. Sie stellten fest, dass das Gehirn der Versuchspersonen, bei denen auf der Skala der „Lebensmittelsucht“ ein höherer Wert gemessen worden war, Aktivitäten zeigte, die mit denen vergleichbar waren, die bei Drogenabhängigen zu beobachten sind, mit verstärkten Aktivitäten in den Hirnregionen, die für Sucht und starkes Verlangen verantwortlich sind, und weniger Aktivitäten in den Regionen, die ein starkes Verlangen drosseln.5

Wie bei Drogenabhängigkeit kann eine plötzliche radikale Beschneidung des gesamten Zucker- und Kohlenhydratkonsums zu Entzugserscheinungen führen. Zu den Symptomen können ein starkes Verlangen nach Kohlenhydraten, Kopfschmerzen, Benommenheit, Reizbarkeit, irrationale Verhaltensweisen, die Unfähigkeit, klar zu denken, und ein allgemeines Gefühl von Anspannung oder Stress gehören.

Fast ausnahmslos alle, die übergewichtig oder fettleibig sind, haben eine Sucht nach Kohlenhydraten. Der übermäßige Verzehr von Kohlenhydraten ist der Hauptfaktor, der zu ihrem Gewichtsproblem beiträgt. Und gesüßte kohlenhydratarme Produkte zu essen wird ihnen nicht helfen. Kalorienfreie oder kalorienarme Süßstoffe verhelfen also nicht zur Gewichtsreduktion oder zum Überwinden der Zuckersucht.

Wenn Sie sich bemühen, Gewicht abzubauen, sind Zuckeraustauschstoffe Ihre „Feinde“. Sie geben Ihnen ein falsches Gefühl der Sicherheit, während gleichzeitig weiter Öl ins Feuer der Zuckersucht gegossen wird. Die Studien, die gezeigt haben, dass Zucker süchtiger macht als Kokain, haben auch belegt, dass kalorienfreie Süßstoffe nicht weniger süchtig, sondern genauso süchtig machen.4 Der Griff zu den Zuckeraustauschstoffen hält die Zuckersucht und die schlechten Gewohnheiten weiter lebendig.

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