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Jenseits von Oberhessen XXL Leseprobe

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Märgi loetuks
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

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Ein Problem ganz anderer Art tauchte auch im fernen Schotten auf. Denn Theodor von Rohdenfeld hatte seinen Mega-SUV genommen und ihn am Flughafen für ein paar Tage geparkt. Er war spontan zu einer Jagd ins ferne Botswana aufgebrochen. Großwild, eine Einladung von einem seiner Spezis aus der Partei „Nordisch Deutsch Konservativ“, für die er sich einsetzte, da ihm die herkömmlichen Angebote schon länger nicht mehr gefielen. Da konnte er schlecht Nein sagen, das waren gesellschaftliche Verpflichtungen, die er gerne und mit Freude annahm. Privilegien, wie andere sie nicht hatten, nie haben würden. Diese Früchte genoss er nun in vollen Zügen, er war das, was man gesettled nannte. Doch kaum, dass er um die Kurve gebogen war und Sophie ihren Jeep starten wollte, versagte dieser seine Dienste. Keine Ahnung, was los war – aber irgendwie musste sie zu ihrem Malkurs, den sie keinesfalls wegen dieser Panne missen wollte. Also orderte sie sich ein Taxi, das – nach einiger Verspätung – endlich am Forsthaus im tiefen Wald eingetroffen war. Am Nachmittag hatte sie Jan gebeten, ihr wiederum ein Taxi zu bestellen, sie musste ja zurück nach Hause. Doch es waren alle im Einsatz und es sollte noch mindestens eine Stunde dauern, bis das erste Fahrzeug eintreffen konnte.

„So ein Pech!“, ärgerte sich Sophie zuerst. Aber meinte alsbald: „Na, dann gehe ich eben ins Café Zeitlos und warte dort so lange.“

„Das ist doch Quatsch, mit Verlaub. Wenn’s Dir recht ist, fahre ich Dich. So weit ist das doch nicht, oder?“, bot sich Jan spontan an.

„Das ist nett, aber kann ich das annehmen? Du hast doch bestimmt noch einiges zu tun? Und schließlich bist Du ja kein Transportunternehmen.“

„Kein Problem, das ist alles im Preis inbegriffen!“, scherzte er und winkte mit seinem klirrenden Schlüsselbund. „Ich schlage vor, wir nehmen den ollen Kombi, der hat Winterreifen und ist für Waldwege bestens geeignet.“

Und kurze Zeit später fuhren Sie Richtung Hoherodskopf. Sophie und Jan hoppelten in diesem uralten Kombi über die Waldwege. Er hatte sich einfach nicht von diesem Auto trennen können, Reichtum hin oder her… Den Kombi liebte er wie seine alte Lederjacke, seinen alten Ohrensessel und viele seiner uralten Pinsel. Dinge, an denen sein Herz hing. Obwohl er sich locker vier Porsche hätte leisten können, einen für jede Jahreszeit. Doch momentan hing er nur an Sophies verführerischen Lippen – und genoss jedes einzelne Wort, das ihren Mund verließ. Wahrscheinlich hätte sie ihm auch die Wochen-Beilage mit den besten Schnäppchen von Feinkost Albrecht vorlesen können, er wäre dahingeschmolzen.

„Wo geht’s lang?“, wollte er wissen, als sie schon eine Weile auf einem Privatweg mitten durch den dunklen Winterwald gefahren waren. Jan war noch nie so weit in den Wäldern rund um den Taufstein gewesen – und schon gar nicht motorisiert. Das war doch auch verboten, soweit er wusste. „Ja, es ist noch ein Stückchen zu fahren. Immer geradeaus sozusagen.“

Jan musste grinsen. „Das heißt hier ALS GRADAUS!“, klärte er sie auf.

„Wie bitte, was hast Du gesagt?“ – „Das ist hier so Brauch und Sitte: Immer geradeaus heißt ALS GRADAUS. Musste ich als Nordlicht auch erst lernen. Damals habe ich genauso viel Bahnhof verstanden wie Du jetzt.“ – „Da hast Du wohl recht. Ich hab‘ das noch nie gehört. Die haben aber auch manchmal einen ulkigen Dialekt hier oben.“ – „Ich hab‘ mich schon dran gewöhnt, mittlerweile liebe ich diese knorrigen Oberhessen und ihre Sprüche. Und ihr Essen. Handkäs‘ und so…“

Dann holperte es gewaltig und Jan dachte schon, so das war’s jetzt mit meinem ollen Kombi, eben hat’s ihn gerissen, Ende Gelände! Aber er hatte sich wieder gefangen, das alte Schätzchen. So ein bisschen wilder Vogelsberg konnte das Gefährt nicht weiter schockieren. Das, was er dann in Augenschein nehmen sollte, jedoch umso mehr: Ein Forsthaus, wie es die Welt noch nicht gesehen hatte! Das war keine Hütte und auch kein Forsthaus, das war eine Forstvilla vom Allerfeinsten. Ein Preis für Architektur war diesem Gebäude, was völlig unerwartet im finsteren Wald aufgetaucht war, bestimmt schon verliehen worden. Jan blieb der Mund offen stehen. Selten, dass es ihm so dermaßen die Sprache verschlagen konnte! Da musste schon ein Blitzschlag auf dem Glauberg kommen oder ein fulminanter Rauswurf aus der damaligen Wohnung in Frankfurt-Bornheim. Oder die Entdeckung der Affäre seiner verwitweten Mutter mit dem feurigen Italiener Francesco. Doch ein Haus hatte das selten geschafft.

„Was ist?“, wollte Sophie von Rohdenfeld wissen. „Gefällt es Dir nicht?“

„Hm, also von Gefallen kann keine Rede sein. Ich bin baff. So eine Hütte habe ich noch nie gesehen! Das ist ja der reine Wahnsinn hier mitten auf dem dunklen, einsamen Vulkan.“

„Ein Hobby meines Mannes. Er liebt es nun einmal, alten und verfallenen Schmuckstücken wieder zu neuem Glanz zu verhelfen. Und baut meistens noch ein bisschen was Neues dazu. Was aber nicht unangenehm auffallen darf…“

„Entschuldige die Frage: Aber ist das eigentlich erlaubt, hier sowas zu bauen? Ich dachte immer, im Wald gäbe es ganz strenge Bestimmungen.“

Sophie lächelte süffisant. Sie hatte so eine charmante Art, aber gleichzeitig auch ein bisschen etwas „Verruchtes“ an sich. „Sagen wir mal so: Mein Mann spinnt gerne Fäden. Nützliche Fäden. Und die reichen bis in die allerhöchsten Sphären. Da wo Dinge ermöglicht werden, die vielleicht normalerweise nicht möglich sind…“

Jan schaute etwas verwirrt drein – aber im Grunde hatte er verstanden. Hier taten sich Chancen auf.

„Magst Du noch mit reinkommen? Wir haben eine Bar, die noch jede Hotelbar von einem 5-Sterne-Haus in den Schatten stellt.“ Das klang verlockend für einen Weinhändler. Für einen, den man nicht als Kostverächter bezeichnen konnte und der sich von Berufs wegen ja für alles Hochprozentige interessierte. Dass ihm so etwas widerfahren würde, damit hätte er absolut nicht gerechnet. Eine Einladung in dieses architektonische Meisterwerk aus Holz und Naturstein – und dann noch von der Frau, die ihm sowieso schon Herzrasen verursachte, seit er sie das erste Mal gesehen hatte. Der Boden schien sich für Sekunden unter ihm zu drehen. Sie schaute ihn fragend an. Sehr fragend.

Jan überlegte sogar noch eine Weile – aber nur anstandshalber. Er fragte sich sogar ganz kurz, ob das irgendwie verwerflich sein könnte, kam aber schnell zu dem Schluss, dass es überhaupt keinen Grund zur Besorgnis gab. Also antwortete er: „Das mit der Bar klingt doch sehr verlockend! Da sage ich gewiss nicht nein.“

Und anstandshalber fuhr er am nächsten Morgen schon in aller Herrgottsfrüh‘, wo es noch nicht richtig hell war, zurück nach Schotten. Wollte er es doch auf jeden Fall vermeiden, dass seine beste Freundin, Tonja Naumann, die direkt gegenüber von ihm wohnte, ihn beim Nachhausekommen hätte entdecken können…

ENDE DER XXL-LESEPROBE

NACHWORT

Figuren, Institutionen und Handlung dieses Romans sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen wäre rein zufällig und ist keinesfalls beabsichtigt.

Sofern Markennamen im Text vorkommen, so sind und bleiben sie selbstverständlich das Eigentum des rechtmäßigen Eigentümers.

Carola van Daxx

Weitere Bücher von Carola van Daxx:

„Heiße Fleischwurst mit Kakao“ (2013)

Glückspfoten, Ahmed und die ganz große Kohle“ (2014)

„Lahme Flügel – Engel Karlchen hat Burn-Out“ (2014)

Weihnachten frei nach Plan“ (2014)

„Spaziergang durchs Atelier – Ein Bildband“ (2015)

"Ein Traum von Schlaf" - Eine Kurzgeschichte nicht nur für Schlaflose (2015)

"Alpha-Softie: Wie MANN einer wird“ (2015)

Jenseits von Oberhessen – Wo Handkäs‘ jedes Herz erweicht“ (2016)

„Mister Left“ (2017)

ÜBER DIE AUTORIN

Carola van Daxx wurde 1966 in Schotten, dem liebenswerten Vulkanstädtchen im oberhessischen Vogelsberg, geboren.

Ursprünglich Kinderpflegerin, ergriff sie später einen kaufmännischen Beruf und war lange Zeit in verschiedenen Unternehmen im Rhein-Main-Gebiet tätig. Hobbymäßig hat sie über viele Jahre in den unterschiedlichsten Formationen gesungen (Rock, Swing, Jazz, Barmusik).

Heute lebt sie mit ihrer Familie in der Wetterau und widmet sich vorwiegend dem Schreiben und der Malerei.

Sie hat mittlerweile mehrere Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Kurzgeschichten, ein Märchen für Erwachsene, einen Bildband und ein nicht ganz ernst gemeinter Männer-Ratgeber. Auf Facebook oder Twitter sucht man sie vergebens, aber alles, was man über die Autorin wissen müsste, findet sich in ihren Büchern. Die sind gespeist von eigenen Erfahrungen, vermischt mit einer guten Portion Phantasie. Denn das Leben ist manchmal öde genug. Da kann ein bisschen Farbe nicht schaden…

Was in Band I (Heiße Fleischwurst mit Kakao) geschah…

(Achtung, SPOILER)

2005 lernten sich die Frankfurter Chefsekretärin Lina Siebenborn und der Künstler Jan Johannsen an der Hamburger Außenalster kennen. Durch einen Hundebiss in Linas Allerwertesten begann eine große Liebe, die Jan ins ferne Hessenland führte.

Frankfurt am Main, Anfang 2012:

 

Das verflixte 7. Jahr – und schon ist die Krise da für die Mittvierziger Lina und Jan: Sie kämpft gegen die Pfunde, Jan gegen Heimweh und die drohende Pleite. Das ist jedoch nicht Jans einziges Problem: der feine Exil-Hanseat ist chronisch wehleidig, Lina tröstet sich derweil mit den Flaggenmädels - einer Art Sex and the City-Truppe in den beginnenden Wechseljahren.

Dann stirbt Jans Lieblingssängerin und der sensible Künstler greift zu seiner altbewährten Medizin: Rotwein satt! Zahlreiche Eskapaden folgen. Bald schon macht er im Rotlichtviertel eine hochbrisante Entdeckung: Jürgen Hein, Linas Chef, besucht regelmäßig ein bekanntes Domina-Studio – deshalb nennen sie ihn auch heimlich „Peitschen-Heini“. Dieses Wort rutscht Jan ausgerechnet bei einer offiziellen Einladung heraus - und prompt verliert Lina aufgrund einer Intrige ihren Job als Assistentin.

Später findet der Maler den Weg zu Tonja Naumann, einer Heilpraktikerin, die ihm ihre magischen Hände auflegt – gegen seine Rückenschmerzen. Lina dichtet ihm jedoch eine Affäre an und treibt ihn so direkt in Tonjas Arme.

Der „Peitschen-Heini“ geht indessen weiter seinen bizarren Neigungen im „Dark Paradise“ nach. Doch nach einem spektakulären Alarm landet alles direkt im Internet und Heins Karriere ist beendet. Er flüchtet nach Südfrankreich.

Durch einen Blitzschlag verbrennt Jans rechtes Ohr. Wie durch ein Wunder überlebt er jedoch und wird fortan als „Van Gogh vom Keltenberg“ berühmt. Der einst von Heimweh geplagte Hanseat beschließt, in Oberhessen zu bleiben. Lina, nach längerer Arbeitslosigkeit, flüchtet ebenfalls in die Wetterau und eröffnet in Bad Salzhausen ein Café.

Silvester 2012: Am Schottener Stausee treffen sich Lina und Jan wieder. Genau wie damals an der Hamburger Alster, und wieder führt ein Hund Regie. Zu guter Letzt steht einer Versöhnung bei Fleischwurst und Kakao nichts mehr im Wege…

ENDE BAND I

Ab Sommer 2018 im Handel:

BAND III der Reihe um Lina und Jan:


Impressum

Texte © Copyright by

Texte und Umschlaggestaltung der Veröffentlichung "Jenseits von Oberhessen - Wo Handkäs' jedes Herz erweicht" von Carola van Daxx: © Copyright 2016 by Carola van Daxx Carola van Daxx c/o BJ-Autorenservice Bianca Jantzen Gildehauser Weg 140a 48529 Nordhorn Email: carol-van-daxx@web.de Figuren und Handlung dieses Romans sind frei erfunden, jegliche Ähnlichkeit mit lebenden oder bereits verstorbenen Personen wäre rein zufällig und ist nicht beabsichtigt. Sofern Markennamen im Text erscheinen, sind und bleiben diese selbstverständlich das Eigentum ihrer rechtmäßigen Eigentümer. Jegliche Haftung wird ausgeschlossen. Erstveröffentlichung: 7. März 2016 Bei diesem Werk handelt es sich um urheberrechtlich geschütztes Material. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form ohne schriftliche Genehmigung der Autorin Carola van Daxx reprodu-ziert, vervielfältigt oder verbreitetet werden.

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ISBN: 978-3-7427-5259-8