12 fette Frauen

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Leute wie ich können auch anders

Manchmal bewegt mich ein Lied so sehr, dass ich ganz unbewusst anfange, eine Performance dazu zu starten. Meistens passiert das, wenn ich mit Kopfhörern auf den Ohren in der Öffentlichkeit unterwegs bin. Ich habe ein außerordentlich gutes Gedächtnis für Songtexte, also sind meine Lippenbewegungen immer synchron. Meine Tanzbewegungen hingegen sind vermutlich eher aus dem Takt, aber besonders dramatische Textstellen betone ich dafür zusätzlich mit Mimik und Gestik. Ich bin dann wirklich drin. Manchmal so sehr, dass ich vergesse, dass Menschen, die mir entgegen kommen, ja überhaupt nicht wissen, zu welchem Lied ich performe und meinen stummen Auftritt mit der allergrößten Wahrscheinlichkeit merkwürdig finden. Deshalb versuche ich auch meistens, mich so gut es geht zusammenzureißen. Aber an Tagen wie heute, an denen ich schon mit guter Laune erwache, kann ich mich einfach nicht bremsen. Passend dazu, dass es noch recht früh ist, habe ich Bobby Darins „Early in the morning" laut aufgedreht und laufe zu Fuß zu Arbeit, in der Hand einen großen Coffee To Go und auf den Ohren Folgendes:

We-he-he-ll... You're gonna miss me Early in the morning One of these days Oh yeah!

Well, you're gonna want me Early in the morning When I'm awa-he-hey Don'cha know?

Yes, you'll be sorry (aaaah) For the times I cried (aaah) You'll be sorry (aaah) For the times you lied (aaah)

Well, you gonna miss me Early in the morning (Early in the morning) Während ich mich also quasi auf offener Straße in den Song hineinsteigere, hoffe ich einfach stark, dass mir niemand entgegen kommt. Als ich die Agentur erreiche, setze ich die Kopfhörer ab. Bianca steht schon vom Eingang und raucht. „Hiii, Paula! Bist du heute aber früh!", begrüßt sie mich. „Bianca! Hattest du auch diesen Virus, wie alle anderen? Geht es dir besser?", frage ich sie. „Ja", sagt sie, „geht schon wieder. Bist du mit meinen Motiven für Fit Shake zurecht gekommen? Ohje, Fit Shake. Das hatte ich ja komplett verdrängt. Genau genommen fühle ich mich heute, als wären meine Trennung, der Tod Carmens Mutter und das Erstellen dieser schlimmen Präsentation einfach nur ein Traum gewesen. Und heute, heute wäre ich einfach mit super Laune aufgewacht, denn mein Unterbewusstsein hatte mir nur des nachts einen Streich gespielt. Aber dem ist nicht so: das alles ist wirklich passiert. „Ja, äh, ja! Danke, Bianca. Die Motive waren super. Ich saß gestern noch bis 23 Uhr mit Ferdi an der Präsentation. Die sind jetzt sicher schon beim Kunden." „Ah, da wart ihr ja noch recht früh fertig, schön. Ja, genau, die sind schon los", sagt Bianca und kichert doof. Was will sie damit andeuten? Sie fährt sich ein bisschen nervös durch ihre blonden langen Haare. „Nico ist heute schon sehr früh raus", plaudert sie weiter. „Weißt du, also, wir ... wir sind jetzt so was wie ein Paar, aber pssst." Es trifft mich wie eine Ohrfeige, aber zum Glück nur eine leichte. Passt ja auch, denke ich. Mit Bianca kann man sich sehen lassen, so lange sie nicht den Mund aufmacht. Nico redet nicht gern. Perfect Match. „Ach was!", sage ich und versuche, nicht zu kritisch zu gucken. „Ja, also, äh, dann mal Glückwunsch!" Sie grinst, kichert wieder wie eine 16jährige und wirkt tatsächlich verliebt. „Arme Bianca", denke ich. Wir gehen hinein, ich schmeiße meinen Coffee To Go-Becher weg und mache mir in der Agenturküche einen weiteren Kaffee, um mit meinem wiedererlangten Bewusstsein weiterhin am Leben teilnehmen zu können. Dann setze ich mich an meinen Rechner und surfe im Internet. Mehr bringe ich gerade nicht zustande. Yes, you'll be sorry For the times I cried

You'll be sorry For the times you lied

Well, you gonna miss me Early in the morning Ob Saïd mich bis jetzt überhaupt eine Sekunde vermisst hat? Und wie es Carmen wohl geht? Nach und nach füllt sie die Kreation mit meinen Kollegen, die anscheinend wie durch ein Wunder von diesem Supervirus geheilt wurden, und ich überlege, ob ich heute vielleicht einfach früher gehe. Eventuell kann ich auch ein paar Tage Urlaub einreichen. Bestimmt brauchen Carmen und Rami Hilfe im Laden. Arme Carmen, in dem Zustand arbeiten zu müssen. Aber den Kiosk auch nur einen Tag lang zu schließen, macht sich finanziell ziemlich bemerkbar – und jetzt, durch die Gentrifizierung ... Ich überlege, ob ich den beiden nicht einfach anbiete, ihnen eine Weile lang auszuhelfen. Es gibt auch deutlich Schlimmeres, als im Klönschnack Altona Kippen, Bier und Schnäpse zu verkaufen. Gerade als ich den Plan in meinem Kopf besiegelt und mir selbst darauf ein emotionales High-Five gegeben habe, kommt Nico um die Ecke geschossen. Er ist ganz offensichtlich in Rage. „Paula!", schreit er. „Was bildest du dir eigentlich ein? Verdammt noch mal!" Er steht jetzt vor meinem Schreibtisch. Ich habe kaum eine Chance, meine Konzentrationskopfhörer abzunehmen und fühle mich für eine Sekunde wie der Typ aus der Deezer-Werbung, nur dass Nico so laut schreit, dass ich trotzdem jedes Wort verstehe. Hör, was du hören willst ist da nicht drin. Er macht gnadenlos weiter: „Es war mir klar, dass nur etwas Mittelmäßiges dabei rauskommen kann, wenn ich dich allein an dieses Projekt setze, ... das war mir ganz bewusst. Und ich bin das Risiko eingegangen. Ich Idiot! Ich habe dir vertraut, Paula. Vertraut habe ich dir! Und du wagst es, mich und die ganze Agentur, aber vor allem mich, so was von bloß zu stellen! Ich fasse es nicht - mir war klar, dass du mit dem USP nicht konform gehst, das sagte ich ja bereits. Aber dass Leute wie du sich niemals für die Thematik sensibilisieren können ... das hätte mir einfach klar sein müssen." Er schnappt nach Luft. Leute wie DU. Ich spüre, wie ich nicht nur aufstehe, sondern auch meine Stimme erhebe. Ich erhebe meine Stimme, gegen meinen Chef. Was ist nur los mit mir? „Leute wie ICH?!", schießt es aus mir hervor. „Es reicht, Nico! Es reicht endgültig. Ich arbeite hier für zwei Leute, genau genommen als Texter UND Arter – und das seit fast 4 Jahren. Überstunde um Überstunde sitze ich hier, nachts und am Wochenende, ich bekomme weder ein Danke dafür, noch ein angemessenes Gehalt, an manchen Tagen nicht mal ein Taxi oder ein Abendessen, obwohl auch Leute wie ich essen müssen, wenn sie bis in die Morgenstunden durchackern. Überraschung! Mir ist nämlich klar, dass du mit „Leute wie du" übergewichtige Leute meinst! Dicke Leute. Aber so dick ich auch sein mag und so unangenehm es dir jetzt ist, dass du trotzdem mit mir geschlafen hast, ein gottverdammter Fit Shake ist auf gar keinen Fall eine Alternative. Für NIEMANDEN!" Er sieht auf einmal blass aus. Vielleicht hätte ich nicht vor allen Kollegen in die Runde werfen, bzw. schreien sollen, dass er mit mir geschlafen hat. Das war unprofessionell. Aber eigentlich auch unprofessionell von ihm, mit Leuten wie mir zu schlafen. „Du bist gefeuert", sagt er ausdruckslos. „Das passt mir hervorragend in meinen Tagesplan", sage ich schnippisch, greife nach meiner Tasche und meinen Kopfhörern und gehe. Was das Vorgesetztenverhalten angeht, hätte ich auch in der Kita bleiben können, denke ich, als ich die Treppen hinunter steige. Ach, nicht mal nur das Vorgesetztenverhalten – die ganze Branche, so ein riesiger Kindergarten. Noch 3 Stockwerke bis in die Freiheit. Im ersten Stock höre ich eilige Absätze über mir im Treppenhaus, kurz vorm Ausgang haben sie mich eingeholt. Es ist Bianca. Sie hat Tränen in den Augen. Ich blende sie aus, zünde mir eine Zigarette an. „Du hast mit Nico geschlafen!", schreit sie mich an. Oh mein Gott. Auch das noch. Ich hab mich vom Chef demütigen und feuern lassen und nun muss ich mir auch noch die Eifersuchtsattacke einer Frau mit einem IQ von knapp über 85 gefallen lassen. „Warum hast du das gemahahaaacht?", schnauft sie. „Das ist echt lange her, Bianca.", sage ich. Anstatt sich zu beruhigen, steigert sie sich immer weiter rein. „Ich bin so verliehiehiebt in ihn und ich ... ihihiiich weiß nicht, warum er so etwas tun würde, mich zu betrügen mit ... mit ausgerechnet diiiir", sie schnappt unter all den Schluchzern nach Luft. Ich auch. 'Mit ausgerechnet dir'. Heute ist wirklich mehr als nur Tag es Arschlochs. Ich fasse den spontanen Entschluss, dass es einfach nichts bringt, ihr auf eine nette Art und Weise zu erklären, dass das mit Nico und mir längst vorbei ist. Ich werde heute keine Unverschämtheiten mehr runter schlucken, das Fass ist voll. Was schläft er auch ausgerechnet mit mir. Das wird Folgen haben – zumindest ab genau dieser Sekunde. Ich zupfe an meinem ohnehin unvorteilhaften Babydoll-Top, strecke meinen Bauch heraus und sage: "Acht Monate ist es her, Bianca. Zumindest fast acht Monate. Dein toller Nico ist nicht, was er vorgibt zu sein. Er hat mich betrunken gemacht und dann hat er mich geschwängert." Endlich ist mein Übergewicht zu etwas gut. Leute wie ich können auch anders. Ich lasse sie allein und sich vor Elend krümmend vor der Agentur stehen und stolziere von dannen. Zwar ohne Job und ohne tatsächliche Schwangerschaft, dafür aber mit einem unerwartet guten Gefühl. Ich mache einen längeren Spaziergang, bevor ich bei Carmen und Rami im Laden vorbeischaue. An der Elbe entlang, ein Stück über den Kiez und schließlich durch den Walter-Möller-Park. Hier setze ich mich kurz mit Musik auf den Ohren auf eine Bank und versuche, über die jüngsten Geschehnisse nachzudenken. Aber mein Kopf ist leer und ich fühle nichts. Das muss der Schock sein, denke ich, während ich in den Zweigen eines Baumes zwei Vögel beobachte, die sich mit den Schnäbeln zu einem merkwürdigen Klumpen verformt haben. Wenn das die Balz ist, dann tut es mir leid. Und irgendwie, und das tut mir auch leid, fällt mir dieser total beschissene Spruch ein: „Menschen sind Engel mit nur einem Flügel: um fliegen zu können, müssen sie sich umarmen." Schwachsinn, denke ich. Zwei Vögel haben gemeinsam sogar vier Flügel. Und sie können zusammen absolut gar nichts. Wenn ich mich jemals auf dem Boden der Tatsachen befunden habe, dann heute. Ich hätte es mir immer irgendwie schlimmer vorgestellt. Hätte mir jemand vor einer Woche erzählt, was passieren würde, dann hätte ich nicht für möglich gehalten, hier heute auf dieser Bank zu sitzen und eigentlich absolut gefasst zu sein. Irgendwie desillusioniert aber gleichzeitig so ... frei. Während mich Anas „Whiskey" musikalisch beschallt, setze ich meinen Weg fort. Dabei beschleicht mich das Gefühl, dass ich dringend einen Drink brauche.

 

Could it be that this is not my time And what I need is a place somewhere deep in my mind So I drink my dreams on the rocks Whiskey is my only friend, the only one who holds my hand

Ich bin nicht mal ein besonderer Fan von Whiskey, aber Carmen hat noch eine Flasche Jim Beam im Laden. Ohne überhaupt nach einem Grund zu fragen, schenkt sie uns zwei Coffee To Go-Becher voll. Pur, ungekühlt und ohne Eis. „Prost, Paula", sagt sie. „Auf meine Mutter! Sie war wundervoll!"

„Sie war wundervoll", wiederhole ich und trinke. Huste. Trinke.

Rami kommt mit einer Kiste Bier aus dem Lager um einen der Kühlschränke aufzufüllen.

„Was ist hier denn los?", fragt er.

„Whiskey", sagt Carmen.

„Seit wann trinkt ihr denn Whiskey?", fragt er. „Seit jetzt!", sagt Carmen und prostet ihm zu. Er befüllt achselzuckend und wenig überrascht den Kühlschrank, dann stellt er sich zu uns. „Wie geht es dir, Paula? Was machst du hier? Hast du frei?" „Mein Chef hat mich gefeuert." Carmen, die gerade einen weiteren Schluck Whiskey genommen hatte, verschluckt sich und prustet. „Wie bitte?!" „Ja.", ich nippe an meinem Becher. „Warum?!", Carmen ist aufgebracht. Aufgebrachter als ich. Dabei habe ich nur meinen Job verloren und sie ihre Mutter. Ich bin von mir selbst überrascht, einen Gedanken zu haben, der überhaupt in die Richtung „nur ein Job" geht. Ich glaube, ich bin besessen von meinem Job. War besessen. Bis gestern. Bis Fit Shake. Und auf einmal, keine Stunde nach meiner Kündigung, ist es nur ein Job. Komisch. Ich muss unter Schock stehen. Zu meiner eigenen Überraschung lache ich. „Ich habe eine Präsentation versaut. Es ging dabei um einen Protein-Shake der das Essen ersetzen soll, und zwar langfristig. Ich habe das wohl ... zu wörtlich genommen. Haha. Also, ich habe meine Kampagnen-Testimonials Dinge sagen lassen wie ‚Seitdem ich dank Fit Shake endlich mit dem Essen aufgehört habe, habe ich viel mehr Zeit für mich.' und ‚Jeden Tag eine Stunde mehr Zeit fürs Training – dank Fit Shake.' - und: ‚Beim Alsterlauf hänge ich nun all meine Freunde ab. Und durch die gewonnene Zeit kann ich nun eine ganze Runde mehr laufen.' und bei den Business-Motiven: ‚Essen? In meinem Job ist das verlorene Zeit!' und ‚Endlich kann ich meine Mittagspause effektiv nutzen! Dank Fit Shake'. Ich pruste noch immer und auch Rami lacht. „Phaha, Essen! So eine Zeitverschwendung! Wer macht denn so einen Scheiß? Haha." Carmen schaut mich einfach nur schockiert an. „Paula! Du liebst doch deinen Job!" „Es ist nur ein Job." „Ich meine ... wie kann er dich nur rausschmeißen? Okay, wenn er die Kampagne nicht mag, das kommt vor. Ich mein ... was hast du dir dabei gedacht?! Trotzdem. Das kommt vor. Aber wie kann er dich einfach direkt rausschmeißen? Du hast all dein Herzblut in diesen Laden gesteckt." „Mein Chef ist der größte Ficker auf der Welt!", brülle ich und bemerke, dass ich ganz schön lalle. „Isso!", Carmen hebt ihren Coffee To Go Becher. Ein Kunde möchte eine Packung Marlboro und ein Bier. Wir stoßen mit ihm an. Dienstag Mittag, 13.30 Uhr. Ich stehe arbeitslos in einem Kiosk mitten in Altona und bin stockbesoffen. Als ich nach Hause schwanken will, zieht Carmen mich noch einmal zu sich und sagt „Übrigenns, Paulaha. Ich hab dem Ermittler deine Nummer zugeschdeckt! Der wollte nochma mit dir schprechen!" „Der'mittler?", frage ich. „Vom Morddezernat!", sagt sie. „Morddezernat", wiederhole ich und freue mich, dass sich das Wort betrunken hervorragend sagen lässt. „Al's klar!" Ich verlasse den Klönschnack und nehme ein Taxi. Als ich voll bekleidet in meinem Bett angekommen bin, klingelt mein Handy. „Moin, Clausen hier! Sprech ich mit Frau Groß?"

Zwölf fette Frauen

Um 23.30 Uhr werde ich wach und fühle mich eigentlich relativ ausgeschlafen. Mir ist ein bisschen flau und ich habe das Gefühl, mich unter einer Glasglocke zu befinden. Alles, was heute passiert ist, ist ganz weit weg. Als ich mich gerade dazu entschieden habe, mir einen Tee zu machen, klopft es an der Tür. Als würde das zu dieser Uhrzeit ganz regelmäßig passieren, mache ich wie selbstverständlich auf.

Es ist Ulla. Sie streckt mir eine Tasse entgegen. „Es ist eine ganz besondere Kräutermischung", sagt sie. „Die wird dir nach diesem Tag guttun."

Ich hake einfach nicht weiter nach und trinke einen Schluck. „Komm rein, Ulla."

Sie gleitet an mir vorbei und platziert sich auf meinem Wohnzimmersofa.

„Hat er dich bereits kontaktiert?", fragt sie.

„Wer, er?"

„Na, der Mann im Trenchcoat!"

„Der Ermittler? Ja. Er hat vorhin angerufen, wir treffen uns morgen Mittag an den Landungsbrücken ... aber woher weißt du davon?"

„Ich sah ihn im Kaffeesatz. Er ist dein Schicksal, Paula."

Ich lache in meinen Tee. „Mein Schicksal", wiederhole ich. Ulla nickt. „Ulla, er ist bestimmt über 60 Jahre alt. Und wiegt bei einer Körpergröße von 1,79 m mindestens 130 Kilo. Und Haare hat er auch nur noch wenige, ich weiß nicht, ob ..." Sie fällt mir ins Wort: „Nicht im romantischen Sinne, du Dummerchen." „Hm", mache ich. Vielleicht im beruflichen, denke ich. Ich hätte ja nun Kapazitäten. „Das auch!", sagt sie. „Hä?", sage ich. „Mehr verrate ich nicht." Sie erhebt sich von meinem Sofa. „Trink deinen Tee, mein Schatz", sagt sie und tänzelt aus meinem Wohnzimmer in Richtung Wohnungstür. Jetzt erst bemerke ich die Katze, die im Türrahmen sitzt. Mauz! Komm Karlchen, komm mit Mama", sagt Ulla zu der Katze. Diese macht ein lautes Schnurrgeräusch. „Wir sehen uns, Paula." Bevor ich mich überhaupt von ihr verabschieden kann, ist sie auch schon weg. Ich trinke weiter an meinem Tee und schaue auf mein Handy. 76 neue Nachrichten aus 7 Chats. Okay. Neben meiner Mutter (wieder so ein Kettenbrief; seitdem sie Whatsapp für sich entdeckt hat, bekomme ich jeden Tag mindestens drei davon), haben auch Carmen („Ih geh jetzz schlf! - schlafen! - Dein Chef is ein FICKER!!!11“), Ferdi („Paula, alles okay bei dir? - Paula, bitte sag doch was! - Ich mach mir Sorgen. - Paula!“) und Carmens Onkel Jürgen („Schätzelein, komm doch heut ins Nachtlicht! Rami hat mir von deiner Kündigung erzählt. Ich geb einen aus!!"). Da ich ja in Kleidung geschlafen habe, muss ich mir nur kurz die Haare kämmen und die Augen nach schminken. Fünf Minuten später bin ich auf dem Weg ins Nachtlicht. Als ich über die Reeperbahn laufe, bin ich etwas überrascht, dass hier sogar an einem Dienstag Abend so einiges los ist. Mein Blick bleibt an einem ziemlich gut gekleidetem Transvestiten hängen, als ein streitendes Pärchen mich rechts überholt. Genau genommen läuft er vor ihr weg und sie folgt ihm, laut schluchzend. „Schüüüüsch! Hau ab!", schreit er. „Neiiheiiiin", heult sie. „Aber es ist aus mit uns!", er dreht sich um und schaut sie wütend an. Kleinlaut fragt sie, immer noch weinend: „Aber wiesoo-hoo-hoo denn?" Er darauf: „Weil du dumm bist, Digger!", dreht sich um und verschwindet schnellen Schrittes um eine Ecke. Sie bleibt mit einem hysterischen Heulkrampf stehen. Ich höre sie noch immer weinen, als ich schon den Hans-Albers-Platz erreicht habe. Weil du dumm bist, Digger. Ich kann ihn verstehen, mangelnde Intelligenz ist zweifelsohne ein Trennungsgrund. Ein Grund, aus dem ich mich auch schon viel eher hätte trennen sollen. Fehlende Intelligenz wäre in der letzten Beziehung mein Hauptgrund gewesen – bis zu dem Punkt, an dem ich von der bestehenden Ehe erfahren habe, natürlich. Aber hinter einer rosa Brille lassen sich nicht einmal die wirklich relevanten Dinge erkennen. Jemanden zu finden, der so ist wie ich, habe ich mittlerweile aufgegeben. Leute wie mich gibt es anscheinend nicht. Das Nachtlicht befindet sich in einer kleinen Seitenstraße, unweit vom Hans-Albers-Platz. Jürgen ist tief in ein Tresengespräch mit Stammgast Kuddel verwickelt, als ich die Kneipe betrete. „Moin", grüße ich in die Runde. Kuddel nickt mir zu, Jürgen schenkt uns direkt einen Schnaps ein. „Für dich, meine Lütte", er klopft mir von der anderen Seite des Tresens aus auf die Schulter, nachdem ich neben Kuddel Platz genommen habe. „Da ist was los in der Welt, wa", er schüttelt den Kopf. „Das glaubt einem ja keiner!" Er hebt seinen Schnaps und prostet Kuddel und mir zu. „Auf Maria! Und darauf, dass es immer weiter geht!" „Auf Maria!", lallt Kuddel. Es ist nicht sein erster Schnaps heute. „Auf Maria!", sage ich. Wir stoßen an und trinken. Ich hasse Jägermeister eigentlich, aber aus gegebenem Anlass schmeckt er mir heute irgendwie besser als sonst. „So ... jetzt erzähl doch mal", Jürgen stützt seine Arme auf den Tresen und lehnt sich zu mir vor, „was war los auf deiner Arbeit?" „Mein Chef ist mit meiner Kollegin zusammen, nachdem er mit mir geschlafen hat!", ich wundere mich selbst, dass das der erste Satz ist, den ich dazu sage. „Dann habe ich eine Präsentation versaut, er hat mich vor all meinen Kollegen eine ‚dicke Frau' genannt, meine Arbeit kritisiert und mich erniedrigt. Und dann, dann habe ich deutlich gemacht, dass ich sein Verhalten nicht länger akzeptieren kann ... und dabei wohl versehentlich erwähnt, dass zwischen uns was lief. Also, nicht versehentlich erwähnt, sondern durch die Agentur geschrien. Dann hat er mich gefeuert. Und meine Kollegin, mit der er jetzt zusammen ist, ... tja, die ist mir dann hinterher gelaufen. Weil sie es natürlich nicht so töfte fand, zu hören, dass wir mal, nun ja. Und dann, dann ist mir wohl raus gerutscht, also, dass ich von ihm schwanger bin. Das stimmt natürlich gar nicht. Aber sie hat mich beleidigt und mir ist einfach der Kragen geplatzt. Ich konnte die ganze Scheiße in dem Laden nicht mehr ertragen, weißt du. Mein Freund ist nicht nur weg, sondern auch verheiratet. Maria ist tot. Und warum verdammt noch mal quäle ich mich jeden Tag aufs Neue in dieses Irrenhaus? Das kann es doch nicht sein. Jürgen, ich werde dieses Gefühl nicht los, dass etwas fehlt in meinem Leben. Dass es das noch nicht gewesen sein kann, weißt du." „Oh je", nach meinem emotionalen Ausbruch sammelt Jürgen sich kurz und füllt unsere Gläser auf. „Komm, wir trinken noch einen!", sagt er. „Ja, einen könn' wir noch!", ruft Kuddel. Ich schüttle mich vom Jägermeister, fühle mich aber zugleich irgendwie angenehm entspannt. Jürgen ist vermutlich der beste Zuhörer, den es gibt. „Weißt du, Paula", sagt er, „in meinem Leben habe ich mich nie so gefühlt, als würde etwas fehlen. Keinen einzigen Tag lang. Es war perfekt. Natürlich haben wir uns häufig gefragt, wo Jenny ist, aber ich war für Maria da und sie war für mich da. Als meine Frau mich verlassen hat, als ich nach der Scheidung das Haus verkaufen musste, in all der Zeit war Maria immer für mich da. Ich glaube, ich habe ihr nie gezeigt, dass sie das Beste war, in meinem Leben. Meine einzige Schwester. Ich war vier Jahre alt, als sie geboren wurde. Sie war mein Ein und Alles, vom ersten Tag an", er holt kurz Luft, ringt mit den Tränen, fasst sich schnell wieder. „Weißt du, Paula, wir können uns die Hand drauf reichen. Ich weiß jetzt, wie es sich anfühlt, wenn etwas fehlt." Wir trinken noch ein paar Jägermeister und beschließen ein Abkommen: So lange ich ohne Job bin, übernehme ich Carmens Schichten im Nachtlicht, immer Mittwoch und Freitag Abend. Und nach Absprache, falls Jürgen auch mal etwas mehr Zeit für sich braucht, springe ich auch für ihn ein. „Dir vertraue ich den Laden gern an!", sagt er beherzt und nimmt mich zum Abschied in den Arm. Um 4 Uhr liege ich im Bett und ärgere mich ein bisschen, Clausen vom Morddezernat schon in seiner Mittagspause zu treffen. Aber eigentlich darf ich mich nicht beschweren, denn wenn ich in den nächsten Tagen eine Sache übrig habe, dann ist es Zeit.

 

„Was werden Sie also mit all der Zeit anfangen?", fragt Clausen mich.

Wir hatten uns eine ganze Weile über Maria, Carmen, Rami und Jürgen unterhalten. Darüber, ob sich Maria in der letzten Zeit verändert habe, ob irgendwas Ungewöhnliches vorgefallen sei, von dem sie berichtet habe. Mir fiel nur der attraktive Zeuge Jehovas ein, der in den letzten Wochen vermehrt bei Maria vor der Tür stand. Carmen und ich hatten sie für die Geschichte ziemlich auf den Arm genommen, bis Maria irgendwann genervt sagte, dass er ohnehin viel zu jung sei und sie es sich zudem auch nicht vorstellen könne, Seite an Seite mit Tigern im Paradies zu leben. Mittlerweile geht unser Gespräch nach und nach über zu ganz normalem Smalltalk, wobei Clausen immer noch ein wenig klingt wie bei einer Zeugenbefragung. „Also, Paula, werden Sie die Zeit sinnvoll nutzen?" Er stochert mit seinem Piekser in den Pommes herum, bis er unter all der Mayo endlich einen erwischt hat. Wir stehen draußen vorm Imbiss Eck an den Landungsbrücken. Bis heute war ich mir sicher gewesen, dass hier nur Touristen nach einer Hafenrundfahrt einkehren. Clausen hatte das verneint und mit einem „hervorragenden Kartoffelsalat" begründet, dann aber doch Currywurst Pommes bestellt. Ich nippe an meiner Cola und denke nach. „Vielleicht schreibe ich ein Buch", sage ich. „Ein Buch?", er zieht eine Augenbraue hoch. „Ja, warum denn nicht?", ich sehe in kritisch an. Eine von wenigen Haarsträhnen weht im Wind, etwas Mayo hängt in seinem Mundwinkel. „Das stimmt", er lächelt fast freundlich, „Warum eigentlich nicht? Sie sind eine wortgewandte junge Frau mit einem scharfen Verstand. Haben Sie schon Genre und Titel im Kopf?" - „Hm! Ich dachte an 'DJ Dumpfbacke und die Alien-Invasion auf dem Damenklo'". Er schaut verwundert. „Wird das ein Sci-Fi-Roman?" - „Nein. Eine Liebesgeschichte." Jetzt müssen wir beide lachen. Der permanente Restalkohol in meinem Leben macht mich anscheinend albern. „Haben Sie mal über einen Kriminalroman nachgedacht?", fragt er ernst. „Nein, um ehrlich zu sein nicht", sage ich und schüttle vielleicht etwas zu energisch den Kopf. „Na, nun mal nicht so ablehnend, junge Dame!", sagt er. „Ich wollte Ihnen eben einen Vorschlag unterbreiten!" Ich runzle die Stirn. „Ja?" „Ja! Wie Sie wissen, gibt es einen Mordfall zu lösen. Es scheint, als kannte Maria all ihre Nachbarinnen. Auf jeder Etage mindestens eine." „Stimmt!", rufe ich, „die Kartenrunde!" „Die Kartenrunde?" „Ja", sage ich, „die haben sich jeden Sonntag getroffen und Rommé gespielt." „Waren alle Frauen der Kartenrunde aus dem selben Haus?" „Alle aus dem Haus, ja. Von jeder Etage eine! Sie haben immer Scherze drüber gemacht." „Also, 12 Frauen?" „Ganz genau, Clausen. In einem 12stöckigen Gebäude macht das 12 Frauen. Man merkt, dass Sie beim Morddezernat arbeiten!", antworte ich spitz: "12 fette Frauen, falls Sie es ganz genau wissen wollen." „12 fette Frauen, die sich zum Rommé getroffen haben?" „Ja. Zum Rommé, zum Quatschen ... zuletzt wollten Sie zusammen die Brigitte-Diät ausprobieren." „Herrgott. Die Brigitte-Diät", er schüttelt den Kopf. „Genießen Sie ruhig Ihre Currywurst", sage ich. Er lacht. „Wissen Sie, Frau Groß, wenn Sie Interesse haben ... begleiten Sie mich. Morgen werde ich die 11 verbleibenden Frauen vernehmen! Es wäre sicher eine gute Inspiration für Ihren ... nun ja, Sci-Fi-Krimi." „Okay.", sage ich. „Okay?", er sieht mich prüfend an. „Vielleicht findet sich irgendwo noch eine Lovestory, so am Rande. Im Roman würde ich Wert darauf legen, denn in meinem eigenen Leben sieht das eher mau aus." „Wem sagen Sie das!", seufzt Clausen und schmeißt seine Currywurst-Pappe in den Mülleimer. „Morgen um 13 Uhr vor dem Wohnkomplex, ja?" Ich nicke. „Seien Sie pünktlich. Bis dahin!", wir nicken einander zu und er stapft um die nächste Ecke. Ich stelle mich noch eine Weile an den Fähranleger, bis ich mich dazu entschließe, mit der Fährlinie 62 zum Elbstrand zu fahren. In Övelgönne laufe ich eine Weile mit Musik am Wasser entlang, performe ungestört zu theatralischen Lovesongs und überlege, ob ich Ferdi langsam antworten sollte. Irgendwie wird mir bei jedem Gedanken an die Arbeit ein wenig übel und ich möchte jeglichen Kontakt soweit hinauszögern wie möglich. Auf der anderen Seite scheint er wirklich besorgt zu sein – um mich und meine angebliche Schwangerschaft. Ich entscheide mich für ein kurzes „Läuft! Mach dir keinen Kopf, ich komm zurecht" und frage mich, ob ich wirklich zurecht komme. Nach einem langen Elbspaziergang steige ich in den Bus und fahre nach Altona, wo ich Carmen und Rami im Klönschnack einen kurzen Besuch abstatte. Carmen hat bereits von Jürgen erfahren, dass ich in den nächsten Wochen ihre Nachtlicht-Schichten übernehmen werde, die erste sogar schon heute Abend. Sie nimmt mich begeistert in die Arme. „Du bist die Beste, Paula!" „Ist schon okay", sage ich. „Du musst dir echt mal ein bisschen Zeit für dich nehmen." „Sag ich ja!", ruft Rami, der gerade nebenan noch ein paar Aufbackbrötchen aus dem Ofen holt. Das riecht man. Hmmm ... langsam kommt mein Appetit zurück. Normalerweise hätte ich mir ganz bestimmt auch eine Currywurst bestellt, aber durch meinen Kater und das dazugehörige Unwohlsein (verdammter Jägermeister), hat sich meine Nahrungsaufnahme heute bis jetzt nur auf eine Flasche Cola beschränkt. Da ich alles andere als ein Fit Shake-Testimonial bin, und garantiert keins werden will, verlange ich eins der Brötchen und berichte Carmen und Rami kauend von meiner kommenden Karriere beim Morddezernat. Sie staunen schon ein wenig. „Meinst du, er will dich angraben?", fragt Carmen und schaut angewidert drein. „Oh Gott, nein!", ich schüttle energisch den Kopf. „Auf keinen Fall!" „Natürlich will ich, dass der Fall gelöst wird. Aber eine Liaison zwischen dir und dem uralten Ermittler ... das wäre ja schon etwas dubios", fährt sie fort. „Was für eine merkwürdige Anmache von ihm", sagt Rami. „Nur, weil er ihr nicht gleich ein komplettes Bollywood-Musical vorgetanzt hat ... weißt du, Rami, für einen Deutschen Mann ist das ziemlich offensiv, Paula zu Zeugenbefragungen mitzunehmen , geradezu verwegen", Carmen zieht beide Brauen hoch, dann lachen Rami und sie. Es sind definitiv der gezielte Rassismus von beiden Seiten und ihr absurder Humor, der die beiden selbst jetzt eng zusammenhält. Und viel, fast abartig viel Zuneigung, die sich in jedem ihrer Blicke widerspiegelt. Manchmal beneide ich die beiden. Vielleicht ist das die Art von Liebesgeschichte, die ich in meinen Sci-Fi-Kriminalroman integrieren sollte. „Paula! Pau-la-ha! Komm zurück in unsere Welt!", Carmen steht neben mir und tippt mich an. „Tagträumer!" „Oh sorry", sage ich, „ich habe gerade überlegt, wie ich eure Beziehung kunstvoll in meinen neuen Sci-Fi-Love-Krimi einbauen kann." „Haha! Rami wird so ein kleines Alien, mit Turban und einem Indischen Dialekt." „Wenn überhaupt, dann Akzent", sagt Rami. „Bayrisch ist ein Dialekt!" „Bayrisch wäre auch lustig", entgegnet Carmen. „Ja, Servus! Un grüas Gott z'samme! Wo koann I a schönes Madl aas dem Ghetto treff'n? - Joa, da gens a moal nach Steiiilshoap! Da findens doann aane!" Sie prustet. Die beiden haben sich kennengelernt, als Rami, der aus Altona kommt, das erste Mal in seinem Leben Steilshoop betreten hat, um dort ein Keyboard abzuholen, welches er auf ebay gefunden hatte. Beim Einparken in einem Hinterhof hätte er beinahe eine kesse Blondine überfahren, die mit dem Fahrrad eine Abkürzung nehmen wollte und nun drauf und dran war, ihn zu verprügeln. Aber nur wenige abfällige Bemerkungen später wurde klar, dass diese Begegnung die Begegnung ihrer beider Leben sein sollte. Rami spielte ihr ein schlechtes BonJovi-Cover auf seinem neuen Keyboard vor, sie lachte sich darüber kaputt und drei Monate später zog Carmen zu ihm nach Altona, wo sie nur ein Jahr darauf, nach dessen Scheidung, den Kiosk ihres Onkels übernahm. Nach Abschluss seines VWL-Studiums stieg Rami mit ein. Ihre erste Begegnung ist jetzt fast zehn Jahre her. Ich seufze. „Paula", Carmen rüttelt dieses Mal an meinem Ärmel. „Ja?" „Lass uns doch bald mal wieder was unternehmen. Irgendwas ... Normales. Weißt du, ich brauche was Normales. Shoppen, Spazierengehen, Maniküre, ... vielleicht sogar Sport! Lass uns doch mal wieder ins Fitnessstudio gehen, weißt du noch! So wie in alten Zeiten!" Carmen und ich hatten uns beim Fitness für Mollige im SportSpaß kennengelernt. SportSpaß, das hielten wir beide schon immer für ein Paradoxon und wurden in der Sportgruppe schnell bekannt, als wir nach dem Kurs in der Umkleidekabine zwischen den anderen Pummelfeen Sachen sagten, wie „Verdammt, wer hat meinen Schokoriegel gegessen?" - „Die Dicke war's" und „Hach, jetzt erst mal zu McDonald's". Okay, vermutlich fanden die anderen es nicht mal witzig und lachten nur aus Beschämtheit, aber Carmen und ich fanden uns extrem lustig und blieben, auch außerhalb des Kurses, und schon bald nur noch außerhalb des Kurses, in Kontakt. „Hier auf der Ecke hat ein neues Studio aufgemacht", berichtet Carmen. „Einer der Trainer ist sehr nett. Er kommt manchmal nach Feierabend vorbei und kauft Bier." „Ha! Weil ihr auch keine Protein-Shakes im Angebot habt!", rutscht es mir raus. „Paula", zischt Carmen. „Er ist wirklich nett, nicht der klassische Pumper, bei dem dir direkt der Bizeps ins Gesicht springt. Und er hat Rami und mir ein Probetraining angeboten. Wir beide wissen ja, dass Rami keine Sportart außer Fußball näher an sich ran lässt – und das ohnehin nur passiv." Rami, der wieder nebenan im Lager ist, hat seinen Namen gehört. „Waaaas?", brüllt er. „Nichts, Schatz", brüllt Carmen zurück. „Also, bist du dabei?", sie sieht mich auffordernd an. „Pffft. Na gut", sage ich und bin wenig begeistert. Aber was tut man nicht alles. „Okay", sagt sie. „Morgen Abend! Die haben bis 22 Uhr auf. Also lass uns doch um 20 Uhr hier treffen und dann einfach hingehen." „Hmpf", mache ich. „Schön, dass du dich freust", lacht Carmen.