Gerichtsdolmetschen

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3.2.1.2 Stufe 2: Verdolmetschung

Einer der Teilnehmer liest den ganzen Text zuerst nur mit den Augen. Nach Abdecken des Artikels trägt er dessen Inhalt laut vor. Als Gegenprobe gibt ein weiterer Teilnehmer die Information, wie er sie verstanden hat, in einer anderen Sprache wieder.

Bewertung

Zuerst erfolgt die Selbstbewertung durch die beiden Teilnehmer, wobei der Dozent Folgendes fragen kann:

 Wie haben Sie sich bei der Übung gefühlt?

 Haben Sie den Text wirklich verstanden?

 Haben Sie Schwierigkeiten gespürt? Wenn ja, welche?

Mögliche Antworten des Teilnehmers: „Ich war sehr nervös, die Namen waren zu kompliziert.“, „Die Zahlen konnte ich nicht behalten.“, „Die Logik der Argumentation war mir nicht klar.“ etc.

Dem zweiten Teilnehmer (Dolmetscher) werden dieselben Fragen zur Selbstbewertung gestellt. Zusätzlich bittet ihn der Dozent um eine konstruktive Bewertung des ersten Teilnehmers (Redner):

 Was war bei dem Vortrag positiv (Kommunikation, d.h. Artikulation, Modulation, Augenkontakt, Gestik, Logik, Terminologie etc.)?

 Hatten Sie Schwierigkeiten mit dem Vortrag? Wenn ja, welche?

Mögliche Antwort des Dolmetschers: Lautstärke, Geschwindigkeit etc.

Gruppenbewertung

Danach kann die Bewertung der beiden Teilnehmer durch die Gruppe erfolgen. Fragen des Dozenten:

 Wie haben Sie beide Leistungen empfunden?

 Sind Sie als Publikum überzeugt?

 Was war positiv?

 Was sollte geändert werden?

Mögliche Antworten: „Die Kommunikation war korrekt.“, „Die Struktur war logisch.“ etc.

Diese Art von Übungen sollen mit den unterschiedlichsten Texten so lange wiederholt werden, bis die Teilnehmer sich voll auf die Wiedergabe des Sinnes konzentrieren und nicht mehr an den Wörtern der Ausgangssprache kleben.1

3.2.1.3 Stufe 3: Vom-Blatt-Übersetzen der so verinnerlichten Texte
Ausführung und Empfehlung

Die so gründlich bearbeiteten Texte werden nun vom Blatt übersetzt, wobei die oben definierten Spielregeln genau eingehalten werden.

 Nur lautlos lesen, indem sich der Dolmetscher auf die Sinneseinheiten konzentriert – so oft wie nötig darf hinuntergeschaut werden, insbesondere wegen Zahlen oder Eigennamen.

 Hochschauen, wobei die jeweilige Sinneseinheit verarbeitet und sich zu eigen gemacht (assimiliert) wird.

 Sprechen, wobei die „Worthülsen“ der Zielsprache gewählt werden.

Empfehlung: Nicht Wort für Wort vorgehen, sondern ganze Zeilen mit einem Blick erfassen. Der Blick soll wandern. Bitte von Sinneseinheiten und nicht von Sätzen ausgehen.

Die Übung so lange wiederholen, bis sie vollkommen beherrscht wird.

3.2.2 Übung 2: Vom-Blatt-Übersetzen nach kurzem Überfliegen1 des Textes

Diese Übung ist täglich allein durchzuführen. Fünf Minuten pro Sprache sollten zunächst reichen.

Jeder Dolmetschunterricht sollte grundsätzlich das Vom-Blatt-Übersetzen beinhalten.

Setting: Allein-Übung, Gruppenübung mit oder ohne Dozent

Material: Aufnahmegerät, unterschiedliche Pressetexte mit steigendem Schwierigkeitsgrad, Zeitmesser. Allein oder in der Gruppe ist so oft wie möglich ein Tonaufnahmegerät oder besser eine Videokamera zur objektiven Bewertung einzusetzen. Zahlreiche Artikel mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad können von der Internetseite vieler Presseorgane zu Übungszwecken leicht heruntergeladen werden.

Übungszweck:

 Aneignung des Translationsprozesses

 Erfassen des Sinns (Verstehen)

 Deverbalisieren (Verarbeiten)

 Neu formulieren (Vortragen)

 Vorbereitung auf Praxisverhältnisse

Ausführung und Empfehlung

Bitte den nachstehenden Artikel eine Minute lang (Zeitmesser einschalten) überfliegen. Wegen der Kürze der Vorbereitungszeit sollte keine Vorübersetzung versucht werden. Vorrangig sollte man sich auf den Sinn des Textes konzentrieren.

OSNABRÜCKER NACHRICHTEN, 31.03.2008–01:46

Kambodschanischer Journalist Dith Pran gestorben

Sein Bericht über die Roten Khmer wurde durch den Film «Killing Fields» berühmt

The Associated Press New York (AP) Dith Pran, dessen erschütternde Schilderungen über die Schreckensherrschaft der Roten Khmer durch den Film «The Killing Fields» weltbekannt wurden, ist tot. Er starb in New York an Bauchspeicheldrüsenkrebs, wie sein früherer Kollege bei der «New York Times», Sydney Schanberg, am Sonntag bestätigte. Dith war 65 Jahre alt.

Dith arbeitete 1975 als Dolmetscher für Schanberg, als der Vietnamkrieg endete und in Kambodscha die Roten Khmer an die Macht kamen. Schanberg half seinem Freund, dessen Familie aus dem Land zu bringen. Er musste Dith aber zurücklassen, als die Hauptstadt Phnom Penh an die Roten Khmer fiel – Dith entkam erst viereinhalb Jahre später nach einer unglaublichen Odyssee durch die Todeslager der Roten Khmer.

Als Bauer verkleidet überlebte Dith die Terrorherrschaft. Er selbst prägte den Begriff «Killing Fields» für die riesigen Massengräber, die er sah. Das Regime von Pol Pot wird für den Massenmord an fast zwei Millionen der sieben Millionen Kambodschaner verantwortlich gemacht. Während tausende erschossen wurden, weil sie Zeichen von Intellekt oder westlichem Einfluss – dafür reichte eine Brille oder Armbanduhr – zeigten, überlebte Dith, indem er sich als ungebildeter Bauer verkleidete. Er musste in den Feldern arbeiten und bekam meist nicht mehr als eine Handvoll Reis zu essen.

Dith arbeitete später als Fotograf für die «New York Times». Über seine Erlebnisse schrieb Schanberg zunächst den Artikel «Der Tod und das Leben des Dith Pran». Daraus entstand ein Buch, das Vorlage für den britischen Film «The Killing Fields» wurde, der 1984 erschien und ein internationaler Erfolg wurde.

Dith war Botschafter des guten Willens des UN-Flüchtlingskommissars. Er gründete das Dith Pran Holocaust Awareness Project, um über die Geschichte der Roten Khmer und ihrer Terrorherrschaft zu informieren.

[Nachricht: 20080330APD7228.xml]

Die oben beschriebene Vorgehensweise ist hier anzuwenden:

 Nur mit den Augen, lautlos lesen, indem man sich auf die Sinneseinheiten konzentriert – so oft wie nötig darf hinuntergeschaut werden, insbesondere wegen Zahlen oder Eigennamen.

 Hochschauen, wobei die jeweilige Sinneseinheit verarbeitet und zu eigen gemacht (assimiliert) wird.

 Sprechen, wobei die „Worthülsen“ der Zielsprache gewählt werden.

Empfehlung: Nicht Wort für Wort vorgehen, sondern ganze Zeilen mit einem Blick erfassen. Der Blick soll wandern. Bitte von Sinneseinheiten und nicht von Sätzen ausgehen.

Selbstbewertung

Tonaufnahme abspielen und folgende Fragen stellen:

 Gab es Übersetzungsschwierigkeiten?

 Wie war die Kommunikation: Stimme, Rhythmus, Atem?

Gruppenbewertung

Nach Abspielen der Aufnahme und nachdem der Vortragende die eigenen Eindrücke mitgeteilt hat, beantworten Gruppenteilnehmer folgende Fragen zur Leistungsbewertung:

Fragen zur Kommunikation:

 War die Verdolmetschung überzeugend?

 Wie war die Atmung? (ruhig? gehetzt?)

 Wie war der Sprechrhythmus? (fließend? abgehackt?)

 War die Stimme moduliert, angemessen projiziert?

 Wie war die Haltung (Körpersprache)?

 Wie war die Gestik im Bereich des Oberkörpers? (Hin- und Herschaukeln, Verschränken der Arme sollen vermieden werden.)

 Wie war der Blickkontakt?

 Waren Anfang und Schluss eindeutig?

 Wurde die Dolmetschetikette eingehalten?

Fragen zur Translationsleistung:

 Wie war die Wortwahl? (Zu wörtlich? Angemessene Sprachebene?)

 Waren die Fachtermini korrekt?

 Entsprach die Übersetzung den sprachlichen und kulturellen Konventionen der Zielsprache?

 Gab es Auslassungen?

3.2.3 Übung 3: Vom-Blatt-Übersetzen von vorbereiteten Fachtexten

Sobald diese besondere Technik beherrscht wird, müssen die Teilnehmer Gelegenheit haben, Texte vorzubereiten und sie dann allein und in der Gruppe vom Blatt zu übersetzen. Beim Vom-Blatt-Übersetzen bzw. -Dolmetschen kann der Dolmetscher das Publikum nicht warten lassen. Die Übersetzung muss fließend sein.

In der Praxis wird vom Dolmetscher die zuverlässige und spontane Beherrschung eines Grundvokabulars aus polizeilichen bzw. gerichtlichen Presseberichten erwartet, aber bei den ersten Übungen sollte von Urkunden und juristischen Texten Abstand genommen werden.

Setting: Allein-Übung, Gruppenübung, Arbeit mit oder ohne Dozent

 

Zweifacher Übungszweck: Einerseits wird Vom-Blatt-Übersetzen geübt und andererseits das gängige Fachvokabular als Grundlage für zukünftige Einsätze und als Vorbereitung auf juristisches Übersetzen gelernt.

Neues Phantombild nach Überfall auf Geldtransport

Im Zusammenhang mit einem im August 2006 in Mahlsdorf erschossenen Geldtransporteur wendet sich die Berliner Polizei mit der Veröffentlichung eines weiteren Phantombildes an die Bevölkerung. Für sachdienliche Hinweise ist eine Belohnung von bis zu 35.000 Euro ausgesetzt. Der 40-Jährige und ein Kollege wollten am Freitag, den 11. August, gegen 1.50 Uhr die Geldautomaten einer Sparkassen-Filiale am Hultschiner Damm im Bezirk Marzahn-Hellersdorf auffüllen. Vor der Bank wurden die beiden von zwei oder drei bewaffneten Räubern abgepasst, die sofort das Feuer eröffneten. Der Wachmann erlag noch vor Ort seinen schweren Verletzungen, sein Kollege und ein weiterer Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, der im Geldtransporter vor der Bank gewartet hatte, blieben unverletzt. Die Räuber flüchteten mit ihrer Beute in einem zuvor gestohlenen schwarzen Audi A6 Avant. Die Veröffentlichung von zwei Phantombildern des Fluchtwagenfahrers sowie des vermeintlichen Todesschützen durch die Berliner Polizei erbrachte zwar eine hohe Anzahl von Hinweisen, eine heiße Spur war jedoch nicht dabei. Über die veröffentlichten Bilder des Fluchtautos, an dem sich zur Tatzeit die entwendeten Kennzeichen B-DJ 2061 befanden, konnte ein Hinweisgeber ermittelt werden, der dieses Fahrzeug am Tag vor und in der Nacht nach der Tat im Bereich Schonensche/Trelleborger Straße in Pankow gesehen haben will. Als Pkw-Führer habe er den auf dem damaligen Phantombild abgebildeten Fahrer des Fluchtwagens wiedererkannt, der sich in Begleitung eines zweiten Mannes befunden habe. Bei diesem Mann, von dem mit Hilfe des Zeugen das nunmehr dritte Phantombild gefertigt wurde, muss es sich nicht zwangsläufig um einen der Täter handeln. Er kann auch eine unbeteiligte Kontaktperson sein. Der Gesuchte ist vermutlich Deutscher, etwa 30 Jahre alt, 1,70 bis 1,75 Meter groß und hat eine normale bis sportliche Figur. Er hat sehr ausgeprägte Tränensäcke unter den Augen und trug damals kurze, dunkle Haare. Die Kriminalpolizei fragt: Wer kennt den auf dem Phantombild abgebildeten Mann, der vermutlich einen Bezug zur Wohngegend Schonensche/Trelleborger/Wisbyer Straße hat? Wer hat den schwarzen Audi A6 Avant mit dem Kennzeichen B-DJ 2061 zwischen Mittwoch, den 9., und Sonnabend, den 12. August 2006, im entsprechenden Bereich in Pankow oder an anderen Stellen der Stadt gesehen? Wer kann sonst sachdienliche Hinweise geben? Für Hinweise, die zur Aufklärung führen, ist nach wie vor eine Belohnung in Höhe von bis zu 35.000 Euro ausgesetzt. Hinweise, die auf Wunsch vertraulich behandelt werden können, nimmt das 1. Raubkommissariat des Landeskriminalamtes, LKA 441, am Tempelhofer Damm 12 unter den Telefonnummern 030/4664–944101 per Fax 030/4664–944199, per E-mail: lka441@polizei.verwalt-berlin.de oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.1

Ausführung und Empfehlungen

Allein-Übung und Gruppenübung sind in zwei unterschiedliche Phasen unterteilt: das Vorbereitungsverfahren und die eigentliche Translationsleistung.

Vorbereitung eines vom Blatt zu übersetzenden Textes (den Text bis zum Ende lesen):

 Was ist der Inhalt?

 Fachbegriffe markieren

 Fachbegriffe entschlüsseln

 Paralleltexte heranziehen

 Für Institutionen und Straftaten sind die geeigneten Stellen der entsprechenden Gesetzesbücher zum Vergleich heranzuziehen. Presseberichte in der Zielsprache sind ebenfalls hilfreich. Auf dieser Grundlage werden dann:

 Fachwortliste angefertigt

 Lösungen für schwer zu übersetzende Stellen am Textrand notiert. Dann erst:

 Versuch der Vom-Blatt-Übersetzung, bis das Ergebnis fließend wie im Original vorgelesen wirkt.

Gruppenübung und -bewertung

Der so gründlich vorbereitete Text wird dann in der Gruppe vom Blatt übersetzt. Das Vom-Blatt-Übersetzen wird so lange geübt, bis die Übersetzung wie ein eigener Vortrag wirkt. Zur Bewertung wird die Tonaufnahme zu Hilfe genommen.

3.2.4 Übung 4: Nach Erfahrung mit der Konsekutiv- und Simultantechnik

Setting: Gruppenübung mit und ohne Dozent

Material: Aufnahmegerät, Zeitmesser, Artikel aus der Presse mit polizeilichem bzw. gerichtlichem Inhalt, die nach vorausgegangenen Übungen keine Vorbereitung mehr erfordern sollten.

Übungszweck: Die Verdolmetschung soll die Kommunikation und den Rhythmus beim Vom-Blatt-Übersetzen auf die Probe stellen.

Aufgabenbeschreibung und Empfehlungen

Ein Teilnehmer überfliegt den ausgewählten Text eine Minute lang. Er nimmt die Übersetzung vom Blatt vor, während andere Teilnehmer für die Konsekutivverdolmetschung notieren. Nach Abschluss der Vom-Blatt-Übersetzung erfolgt dann die konsekutive Verdolmetschung derselben. Falls Dozenten im Tandem1 arbeiten, kann ein anderer Teilnehmer simultan flüstern.

Selbstbewertung und Gruppenbewertung

Vom-Blatt-Übersetzer und Konsekutivdolmetscher werden zunächst nach den eigenen Eindrücken und nach eventuellen Schwierigkeiten gefragt.

Der Konsekutivdolmetscher wird dann um eine Bewertung der Kommunikationsqualität der Vom-Blatt-Übersetzung gebeten. Haben z.B. der Rhythmus bzw. die Kohärenz des Vortrags seine Verdolmetschung erschwert oder erleichtert?

Nach Abspielen der Tonaufnahme wird die Gruppe um Bewertung gebeten. Bei dieser Übung können ebenfalls nach entsprechender Vereinbarung zwei Gruppenmitglieder ihre konstruktive Kritik jeweils zur Vom-Blatt-Übersetzung oder zur konsekutiven Verdolmetschung in der Form von Kurzvorträgen äußern.

3.2.5 Übung 5: Vom-Blatt-Dolmetschen

Erst nach zuverlässiger Beherrschung des Vom-Blatt-Übersetzens kann das Vom-Blatt-Dolmetschen eingeführt werden. Diese Technik wird sowohl bei internationalen als auch bei nationalen Gerichten, bei Behörden und Notaren immer häufiger angewendet. Der Dolmetscher muss mit dem Rhythmus des Vorlesers Schritt halten.

Setting: Gruppe mit oder ohne Dozent.

Material: Aufnahmegerät, zuerst allgemeine Presseberichte. Schwierigkeitsgrad steigern, bis mit gerichtlichen Standardtexten (Anklageschriften, Klageschriften, Anträgen) geübt werden kann.

Übungszweck: Kommunikationsqualität beim Vorlesen. Beim Vom-Blatt-Dolmetschen Bewältigung der Angst, mit dem fremden Rhythmus nicht mithalten zu können. Teilung der Aufmerksamkeit als notwendige Fertigkeit für die Simultantechnik.

Ausführung und Empfehlungen

Ein Gruppenteilnehmer wird gebeten, den Text nach der zuvor geübten Methode vorzulesen. Mit den Augen werden die Sinneseinheiten erfasst, die erst mit Blickkontakt zum Publikum vorgetragen werden. Ein anderer Teilnehmer übersetzt den so vorgelesenen Text, indem er sich darauf konzentriert, seine Aufmerksamkeit zwischen dem geschriebenen und dem oralisierten Text hin und her pendeln zu lassen.

Selbstbewertung und Gruppenbewertung

Vorleser und Vom-Blatt-Dolmetscher werden zunächst nach den eigenen Eindrücken und nach eventuellen Schwierigkeiten gefragt.

Der Vom-Blatt-Dolmetscher wird dann um eine Bewertung der Kommunikationsqualität des Vorgelesenen gebeten. Haben z.B. der Rhythmus bzw. die Kohärenz des Vortrags seine Verdolmetschung erschwert oder erleichtert?

Nach Abspielen der Tonaufnahme wird die Gruppe um Bewertung gebeten. Bei dieser Übung können ebenfalls nach entsprechender Vereinbarung zwei Gruppenmitglieder ihre konstruktive Kritik zur Vorleseleistung oder Vom-Blatt-Verdolmetschung jeweils in Form von Kurzvorträgen äußern.

3.3 Vorschlag zur Unterrichtsgestaltung

Gruppengröße: maximal 12 Teilnehmer

Zeitraum: Allein-Übung unentbehrlich; täglich mind. 5 Minuten

 Angabe des zu übersetzenden Textinhaltes in Ausgangs- und Zielsprache: mind. 90 Minuten

 Inhaltsangaben in Ausgangs- und Zielsprache mit anschließender Vom-Blatt-Übersetzung: mind. 90 Minuten

 Vom-Blatt-Übersetzen nach kurzem Überfliegen des Textes: mind. 90 Minuten

 Vom-Blatt-Übersetzen von vorbereiteten Texten: mind. 90 Minuten

Nach den Modulen zu den Konsekutiv- und Simultantechniken werden Vorschläge zur Einbettung des Vom-Blatt-Übersetzens bzw. -Dolmetschens im Laufe einer Lehrveranstaltung angeboten.

Unterrichtsgliederung

Einführung (15–20 Minuten): Die Technik des Vom-Blatt-Dolmetschens wird beschrieben und ihre praktische Anwendung erklärt.

Übungswechsel (alle 20 Minuten): Um Motivation und Konzentration der Gruppe zu erhalten, sollten die Aufgaben im zwanzigminütigen Rhythmus variiert werden. Vor jeder Aufgabe ist genau zu erklären (ca. 5 Minuten), welche Fertigkeiten geübt werden sollen und inwiefern diese Fertigkeiten zum Erwerb der Technik beitragen. Ebenfalls im Vorfeld sollten genaue Empfehlungen gegeben werden.

Ausführung (max. 3 Minuten): Die Ausführung sollte dann nicht länger als 3 Minuten dauern. Alle Teilnehmer sind aktiv zu beteiligen, entweder als Übende oder als Bewerter.

Bewertung (max. 5 Minuten): Vor der möglichst kurz zu haltenden Bewertung sollte der Dozent immer wieder betonen, dass eine professionelle Zusammenarbeit wie in einer Werkstatt angestrebt wird. Nicht der Übende sondern das Übungsprodukt soll dabei konstruktiv bewertet werden.

Die Übenden sollten immer als erste über ihre Eindrücke befragt werden, damit die Gruppenmitglieder die eigenen Schwierigkeiten wie im Spiegel wahrnehmen können. Danach dürfen auch sie sich äußern.

Ausschließlich die klar angekündigte zu übende Fertigkeit ist zu bewerten. Wenn der Schwerpunkt auf den korrekten Redefluss oder Redegewandtheit gelegt wird, sollten z.B. Grammatikfehler in der Arbeitssprache nur nebenbei erwähnt werden.

Kritik sollte nie pauschal formuliert werden. Aussagen wie „Es ist schlecht!“ oder „exzellent!“ sind nicht zielführend. Der Dozent sollte Kritikpunkte oder immer wiederkehrende Fehler genau angeben und eine Verbesserung mit Übungsvorschlag anbieten. Jeder Fortschritt sollte lobend erwähnt werden.

3.4 Zur Vertiefung

Lambert, Sylvie, 2004. Shared Attention during Sight Translation, Sight Interpretation and Simultaneous Interpretation. Meta, 49 (2, June 2004), 1–12.

Laplace, Colette, 1998. La traduction à vue dans la formation de l’interprète de conférence : principes théoriques et approche didactique. T&T, Terminologie et Traduction, la revue des services linguistiques des institutions européennes, (2), 275–302.

Spilka, Irène, 1966. La traduction à vue instrument de formation. Meta : Journal des traducteurs/Meta Tanslators’ journal, 11 (2), 43–45.

In diesem Modul erzielte Kompetenz

Es erfolgte die Aneignung von zwei Techniken, die für das Gerichtsdolmetschen unentbehrlich sind und die auch in anderen Dolmetschsituationen immer unentbehrlicher werden. Die Teilnehmer sollten konsequent bis zur Verfestigung des Translationsvorganges üben:

 Erfassung des Sinns mit den Augen,

 Konzeptualisierung,

 Neuformulierung als essentielle Vorbereitung auf die Simultantechnik,

 Aneigung der immer wiederkehrenden Fachtermini durch die Textvorbereitung.

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