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Arzneipflanzen mit einer beruhigenden Wirkung








            Deutscher Name





            Botanischer Name





            Verwendeter Teil





            Studien vorhanden





            Markennamen









            Baldrian





            Valeriana officinalis





            Wurzel





            wenig





            Baldriparan

®

 für die Nacht Natu-Seda

®

 Sedonium

®










            Melisse





            Melissa officinalis





            Kraut





            wenig





            nur als Bestandteil von Kombinations-präparaten









            Hopfen





            Humulus lupulus





            Zapfen





            wenig





            nur als Bestandteil von Kombinations-präparaten









            Passionsblume





            Passiflora incarnata





            Kraut





            wenig





            Passiflor

®

 Valverde Beruhigung









            Hafer





            Avena sativa





            Kraut





            wenig





            nur als Bestandteil von Kombinations-präparaten









            Lavendel





            Lavandula officinalis





            Blüte





            einige





            Lasea

®

/Laitea

®

 (Lavendelöl)









            Kamille





            Matricaria recutica





            Blüte





            wenig





            keine Fertigpräparate zur Beruhigung









            Johanniskraut





            Hypericum perforatum





            Kraut





            viele





            siehe dort









            Kava





            Piper methysticum





            Wurzel (Rhizom)





            mehrere





            keine Fertigpräparate









            Kalifornischer Mohn





            Eschscholzia californica





            Kraut und Blüte





            kaum





            Arkocaps Escholtzia










7.1.1 Baldrian



Die bekannteste Arzneipflanze mit einer beruhigenden Wirkung ist der Baldrian (Valeriana officinalis). Seine beruhigende Wirkung wurde schon in der Antike vom griechischen Arzt Pedanios Dioskurides beschrieben, der im ersten Jahrhundert zur Zeit des römischen Kaisers Nero lebte. Die meisten Menschen nehmen in ihrem Leben mindestens einmal Baldrian ein, sehr oft als Baldriantropfen.



Dabei handelt es sich um eine Tinktur, also um einen äthanolischen Auszug. Interessanterweise gehört der Baldrian zu den Arzneipflanzen, bei denen nicht bekannt ist, welcher der vielen isolierten Inhaltsstoffe eigentlich wirksamkeitsbestimmend ist. Wir haben hier wieder ein klassisches Beispiel für die Tatsache, dass der Extrakt der Wirkstoff ist. Das Orchester der Baldrianinhaltsstoffe erzeugt die Musik, welche beruhigend und schlaffördernd wirkt. Übrigens: Ich selber finde den Geschmack von Baldrian widerlich und verstehe nicht, warum recht viele Leute darauf bestehen, zur Beruhigung oder zum Einschlafen Baldriantropfen einzunehmen, denn der Geschmack einer Baldriantinktur ist wirklich abscheulich. Aber wahrscheinlich lassen sie sich nicht davon überzeugen, dass ein entsprechendes Baldrian-Präparat in Tablettenform genauso natürlich ist wie eine Baldriantinktur, also «Baldriantropfen».



Nun könnte man meinen, eine so bekannte Arzneipflanze wie der Baldrian sei mittlerweile intensiv erforscht worden. In der Tat gibt es aber nur wenige klinische Studien, welche sich mit Baldrian befassen. Und an dieser Stelle muss wieder einmal gesagt werden, dass eine klinische Studie heute sehr viel kostet. Nur große pharmazeutische Firmen können daher klinische Studien durchführen. Jedoch: Pflanzliche Arzneimittel kosten in der Regel im Vergleich zu synthetischen wenig – und daher lassen sich mit ihnen nicht die hohen Gewinne erzielen, welche die Durchführung von klinischen Studien ermöglichen bzw. für die pharmazeutischen Firmen überhaupt erst attraktiv machen.



Es gibt jedoch einige Fertigpräparate, welche Baldrian als Wirkstoff enthalten, und mehrere zusammengesetzte Präparate (siehe Kasten unten).





7.1.2 Melisse



Die Melisse, auch Zitronenmelisse genannt (Melissa officinalis), ist eine weitere Arzneipflanze mit einem sedierenden Potenzial. Auch sie wurde schon im Altertum beschrieben. Ihre beruhigende Wirkung ist etwas weniger ausgeprägt als diejenige des Baldrians. Verwendet werden die Blätter, welche zu Tee oder Tinkturen verarbeitet und zur Behandlung von nervösen Zuständen eingenommen werden. Die Melisse ist aber auch Bestandteil von Teemischungen gegen Verdauungsbeschwerden. Außerdem gibt es Lippensalben zur Behandlung von Fieberbläschen (Herpes labialis), die einen Melissenextrakt als Wirkstoff enthalten (vgl. 14.3).



Mir sind keine klinischen Studien bekannt, welche die sedierende Wirkung von Zubereitungen aus Melisse untersuchen und dokumentieren. Die lange volksmedizinische Tradition lässt aber keinen Zweifel daran, dass die Melisse beruhigend wirkt. In der Schweiz ist kein Monopräparat mit Melisse im Handel, also ein Präparat, dessen Wirkstoff ausschließlich ein Melissen-Extrakt ist. Es gibt aber einige gut etablierte Kombinationspräparate, die unter anderem Melissenextrakt enthalten. Sie wirken beruhigend und schlaffördernd.



Im Buch «Pflanzliche Urtinkturen» (5) beschreiben die Autoren die Wirkungsweise von verschiedenen Arzneipflanzen. Sie weisen diesen nicht nur Indikationen zu, sondern beschreiben auch sogenannte Arzneipflanzen-Wesen. Das Wesen der Melisse wirkt nach dieser Betrachtungsweise beruhigend bei Menschen mit einem sehr zarten Wesen, das sehr schnell erschüttert wird. Solche Betrachtungsweisen findet man immer wieder, aber es gibt dafür keinerlei Evidenz, also schulmedizinische Nachweise mittels Studien.



Beruhigende Kombinationspräparate und Markennamen



Baldrian und Hopfen



Redormin

®

/Valverde Schlaf/Zeller Schlaf



Dormeasan

®



Hova

®



Baldrian, Passionsblume, Melisse und Pestwurz



Relaxane

®

/Valverde Entspannung



Baldrian und Melisse



Dormiplant

®



Songha Night

®



Baldrian, Hopfen und Melisse



Baldriparan

®



Baldrian, Hopfen, Melisse und Passionsblume



Soporin

®





7.1.3 Passionsblume



Auch die Passionsblume (Passiflora incarnata) gehört zu den sedierenden Arzneipflanzen, die noch keine so lange Tradition haben. Wissenschaftliche Beweise, die den heutigen Anforderungen entsprechen, was die beruhigende Wirkung dieser in den USA heimischen Pflanze betrifft, gibt es nicht, jedoch jahrelange Erfahrung (6).



Die amerikanischen Ureinwohner haben die Passionsblume für verschiedene Anwendungen eingesetzt, und die europäischen Einwanderer wurden auf sie aufmerksam. Daraus entwickelte sich die Anwendung bei Nervosität. 1978 lehnte die FDA, die Food and Drug Administration, also die amerikanische Zulassungsbehörde, die medizinische Verwendung von Passiflora incarnata ab, weil keine wissenschaftlichen Beweise der Wirksamkeiten geliefert werden konnten. Dafür verbreitete sich die Anwendung in Europa. Im Buch «Pflanzliche Urtinkturen» wird die Passionsblume als beruhigende Arzneipflanze beschrieben, die Menschen helfen kann, welche eine innere Unruhe verspüren, wenn sie an einem Scheideweg stehen und nicht wissen, welche Richtung sie einschlagen sollen.

 



In der Schweiz gibt es zwei Monopräparate mit der Passionsblume: Valverde Beruhigung sowie Passiflor

®

. Die Passionsblume ist auch Bestandteil einiger etablierter Kombinationspräparate (vgl. Liste).





7.1.4 Hopfen



Hopfen (Humulus lupulus) ist ein wichtiger Bestanteil von Bier. Viel weniger bekannt ist aber, dass der Hopfen auch eine Arzneipflanze ist, welche beruhigend wirkt. Pharmazeutisch werden die Hopfenzapfen verwendet, der lateinische Name dieser Arzneidroge

2

 lautet Humulus lupulus. Der Hopfen wurde schon im 18. Jahrhundert als schlaffördernde Arzneipflanze beschrieben und 2007 sogar zur Arzneipflanze des Jahres ernannt.



Möglicherweise besitzt der Hopfen eine medizinisch sehr interessante Eigenschaft. Studien weisen darauf hin, dass er eventuell eine mit Melatonin vergleichbare Wirkung besitzt (7). Melatonin ist ein körpereigenes Hormon, das den menschlichen Tag-Nacht-Rhythmus steuert. Das Kombinationspräparat Redormin©, bestehend aus Baldrian und Hopfen, ist in dieser Beziehung ein sehr interessantes Präparat mit zwei synergistischen Wirkungen: Der Baldrian fördert die Schlafbereitschaft des Patienten, und der Hopfen pendelt den Tag-Nacht-Rhythmus wieder ein, der zum Beispiel wegen einer Zeitverschiebung durcheinandergeraten ist – also ein mögliches Medikament gegen Jetlag. Ich empfehle Ärzten und Apothekern, welche Redormin

®

 verschreiben bzw. empfehlen, später ihre Patienten zu befragen, ob sie mit der Einnahme des Präparats Erfahrungen gemacht haben, welche eine solche Wirksamkeit bestätigen.





7.1.5 Hafer



Auch der Hafer (Avena sativa) ist nicht in erster Linie als Arzneipflanze, sondern als Nahrungsmittel bekannt und wird auch in unseren Breitengraden schon seit Tausenden von Jahren angebaut. Daneben hat er aber auch eine naturheilkundliche, wenn auch geringe Bedeutung als Sedativum.





7.2 Angst, Stress, Depressionen

7.2.1 Lavendel



Eine sehr interessante Pflanze ist der Lavendel (Lavandula officinalis oder Lavandula angustifolia). Diese Pflanze mit ihrer typisch blauen Farbe und dem charakteristischen, angenehmen Geruch ist im Mittelmeerraum heimisch und wird in Südfrankreich in großen Kulturen angebaut. Lavendel wird als Zierpflanze, zur Herstellung von Düften und als Arzneipflanze verwendet. Zur Herstellung von beruhigenden Anwendungen wird die Blüte des Lavendels eingesetzt. Bekannt sind die Lavendelkissen, bei denen getrocknete Lavendelblüten in Stoffsäckchen eingenäht werden. Man kann Lavendel auch als Beruhigungstee einnehmen.



Seit einigen Jahren gibt es ein Fertigpräparat (Lasea

®

 bzw. Laitea

®

) auf der Basis von Lavendelöl gegen Angst- und Unruhezustände. Die Wirkung wurde mit klinischen Studien nachgewiesen (8). Diese beiden – identischen – Präparate enthalten als Wirkstoff nicht den gesamten Extrakt von Lavendel, sondern das ätherische Öl, das sowohl für die Duftwirkung wie auch für die medizinische Wirksamkeit verantwortlich ist.



Es wurde auch eine Studie publiziert, welche zeigt, dass Lavendel möglicherweise auch antidepressive Eigenschaften besitzt (6). Aber mit dem weiter unten beschriebenen Johanniskraut haben wir eine wirklich gut antidepressiv wirkende Arzneipflanze, welche alle anderen Berichte von antidepressiv wirksamen Arzneipflanzen in den Hintergrund rücken lässt. Ich rate allen Betroffenen, welche wegen Angstzuständen in ärztliche Behandlung gehen, sich nicht sofort ein Benzodiazepin verschreiben zu lassen, sondern den Arzt auf Lasea

®

/Laitea

®

 aufmerksam zu machen.



In den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts kam eine Arzneipflanze auf den Markt, deren Extrakt in einem gegen Ängste und Spannungszustände sehr wirksamen Arzneimittel verarbeitet war. Sein Name war Laitan

®

. Kava (Piper methysticum), auch Rauschpfeffer genannt – die entsprechende Arzneipflanze –, wird von indigenen Ethnien in Ozeanien zu kultischen Zwecken verwendet. Eine deutsche Firma entwickelte daraus das genannte Präparat gegen Angst- und Spannungszustände. Als aber Meldungen zu leberschädigenden Nebenwirkungen von Kava auftraten, wurden alle Anwendungen verboten. Hier standen jedoch etwa zwölf Fälle gegen viele Millionen Anwendungen.



Auch bei den Benzodiazepinen, welche von den Zulassungsbehörden als Alternative zu Kava-Präparaten empfohlen wurden, gibt es schwere Nebenwirkungen mit einer vergleichbaren Häufigkeit (Inzidenz) wie bei Kava. Doch diese wurden nicht verboten. Immerhin hat man das Verbot zur medizinischen Verwendung von Kava inzwischen aufgehoben, doch der Ruf der vorzüglichen Arzneipflanze Piper methysticum wurde unwiderruflich beschädigt.





7.2.2 Rosenwurz



Die Rosenwurz (Rhodiola rosea) ist eine in nördlichen Gegenden Europas vorkommende Heilpflanze, welche in den letzten 15 Jahren wissenschaftlich intensiv erforscht wurde. In der Volksmedizin ist diese Arzneipflanze allerdings schon lange bekannt. Sie wird zur Verminderung von geistigen und körperlichen Symptomen bei stress- und überarbeitungsbedingter Erschöpfung eingesetzt. In der Schweiz gibt es ein seit 2010 zugelassenes Arzneimittel (Vitango

®

), dessen Wirkstoff ein Extrakt aus der Rosenwurz ist. Bei Stress sollte man sich also nicht sofort ein Benzodiazepin verschreiben lassen, sondern vorher dieses Präparat ausprobieren, denn seine Wirksamkeit basiert neben der volksmedizinischen Überlieferung auch auf Studien (18,19). Ich habe das Präparat in meiner Apotheke oft empfohlen und auch viele positive Rückmeldungen erhalten.





7.2.3 Ginseng



Der Ginseng (Panax ginseng) ist eine aus Korea stammende Arzneipflanze, die in Asien seit Tausenden von Jahren verwendet wird. Dieser Ginseng wird als asiatischer oder koreanischer Ginseng bezeichnet. Er sollte nicht mit dem weiter unten beschriebenen sibirischen Ginseng (Eleutherococcus senticosus) verwechselt werden, der nicht zur botanischen Gattung Ginseng gehört, obwohl er ähnliche Eigenschaften wie Panax ginseng besitzt. Für medizinische Zwecke verwendet wird die Ginseng-Wurzel. Entsprechende Präparate fördern die körperliche Leistungsfähigkeit. Sie helfen dem Körper, besser auf psychische und körperliche Stresssituationen zu reagieren. Es gibt klinische Studien, welche diese volksmedizinischen Erfahrungen wissenschaftlich bestätigen (20). Im Handel findet man Präparate mit sogenanntem Weißem bzw. Rotem Ginseng. Diese unterscheiden sich in der Zubereitung der Ginseng-Wurzel.



Pharmazeutische Firmen, die Arzneipflanzen-Präparate anbieten, können sich nicht mit Patenten absichern, wie dies bei synthetischen Arzneimitteln der Fall ist. Darum versuchen sie auf solche Weise, die Vorzüge ihrer Zubereitung hervorzuheben und grenzen diese von anderen Produkten, also solchen der Konkurrenz, ab. Ich glaube nicht, dass es zwischen dem Roten und dem Weißen Ginseng einen Wirksamkeitsunterschied gibt. Im Falle einer Stresssituation soll man eines der angebotenen Ginseng-Präparate auswählen und lange genug einnehmen.



In der Schweiz gibt es verschiedene Ginseng-Präparate als Nahrungsergänzungsmittel oder als zugelassene Arzneimittel. Ich möchte nur die auf dem Ginseng-Extrakt G115 beruhenden Ginseng-Präparate erwähnen, unter anderem Ginsana

®

 der Firma Zeller. Der Extrakt G115 wurde in der Schweiz auf der Grundlage von jahrelanger Ginseng-Forschung entwickelt. Wenn jemand in einer Stresssituation ein Ginseng-Präparat einsetzen möchte, dann empfehle ich daher ein Präparat auf der Basis des Extraktes G115.





7.2.4 Johanniskraut



Während Lavendel eine mögliche Wirksamkeit gegen Depressionen besitzt, haben wir mit Johanniskraut (Hypericum perforatum) eine Arzneipflanze zur Verfügung, deren Wirksamkeit gegen leichte bis mittlere Depressionen mit zahlreichen klinischen Studien mehrfach nachgewiesen wurde (3,9). Es wurden sogar klinische Studien publiziert, die zeigen, dass gewisse Johanniskraut-Präparate in Bezug auf die antidepressive Wirksamkeit etablierten synthetischen Antidepressiva ebenbürtig sind. Dazu konnte gezeigt werden, dass die Verträglichkeit von Johanniskraut-Präparaten deutlich besser ist als diejenige der synthetischen Konkurrenzprodukte. Dies hat allenfalls bei den entsprechenden Firmen Nervosität ausgelöst, denn Antidepressiva stellen einen großen Markt dar. Vor der großen Preissenkungsrunde, die vor mehreren Jahren eingeleitet wurde, hatte eines der weltweit führenden Antidepressiva pro Jahr immerhin 2 Mrd. Dollar Umsatz gemacht.



Jedenfalls wurde die Wirksamkeit von Johanniskraut in amerikanischen Studien immer wieder in Zweifel gezogen. Diese Studien wurden aber von Wissenschaftlern durchgeführt, welche mit den Eigenheiten der Phytotherapie nicht vertraut sind und methodische Fehler machten. Daher sind diese Studien nicht aussagekräftig – abgesehen davon, dass eine dieser Studien ausgerechnet von der Firma finanziell unterstützt wurde, die das bereits erwähnte synthetische Antidepressivum herstellt. Es gibt aber immer mehr Ärzte, wenn auch leider immer noch zu wenige, welche gegen Depressionen Johanniskraut-Präparate verschreiben.



Die folgende Tabelle listet die als Arzneimittel zugelassenen Präparate auf.





Schweizer Johanniskraut-Präparate








            Markenname





            Indikation «leichte bis mittlere Depressionen» erlaubt





            rezeptpflichtig









            Arkocaps Johanniskraut





            nein














            Ceres Hypericum omp.





            nein














            Deprivita





            ja





            x









            Hyperimed





            nein














            Hyperiplant Rx





            ja





            x









            Hypericum Sandoz





            nein














            Jarsin 300





            nein














            Jarsin 450





            nein














            Rebalance 250





            nein














            Rebalance 500





            nein














            Rebalance Rx





            ja





            x









            Remotiv 250





            nein














            Remotiv 500





            nein














            Sidroga Johanniskraut





            nein














            Solevita Neo





            ja





            x









            Vogel Hyperiforce





            nein













Bei vier der hier aufgeführten Präparate darf als Indikation «leichte bis mittlere Depressionen» angegeben werden. Darum sind sie rezeptpflichtig, weil nur ein Arzt bzw. eine Ärztin in der Lage ist, diese Indikation zu stellen. Die anderen Präparate sind rezeptfrei erhältlich und haben als Indikation «Gemütsverstimmungen, Nervosität und leichte Schlafstörungen». Ein Laie kann nicht beurteilen, ob bei ihm die Indikation Depression gegeben ist oder nicht. Und ebenso wenig kann er erkennen, ob im Falle einer vorliegenden Depression von einer leichten, einer mittelschweren oder einer schweren auszugehen ist. Gegen schwere Depressionen sind Johanniskraut-Präparate nicht wirksam.

 



Aber man kann bei einer ärztlichen Behandlung gegen psychische Probleme Johanniskraut-Präparate zur Diskussion stellen und verlangen, dass im Falle einer entsprechenden Depression nicht gleich ein synthetisches Präparat verschrieben wird, sondern ein Johanniskraut-Präparat, denn viele synthetische Antidepressiva haben unangenehme Nebenwirkungen. Ich möchte die synthetischen Antidepressiva aber nicht einseitig darstellen, denn für schwer depressive Patienten können sie sogar ein Segen sein, weil solche Patienten ohne diese Behandlungsmöglichkeit nicht außerhalb einer psychiatrischen Klinik leben könnten und selbstmordgefährdet wären.



Personen mit Verstimmungszuständen, die Richtung Depression gehen, können auch selbständig eines der oben beschriebenen rezeptfreien Johanniskraut-Präparate einsetzen. Wenn eine solche Person zum Beispiel an Winterblues leidet oder an täglichen Stimmungsschwankungen, dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie mit einem solchen Präparat eine Linderung ihrer psychischen Probleme erfährt.



Vor einigen Jahren hat sich zwischen den Anbietern verschiedener Johanniskraut-Präparate ein verhängnisvoller Streit zugetragen. Es ging um die Frage der richtigen Zusammensetzung eines Johanniskraut-Extraktes und welcher Extrakt wirksam und mit wenig Nebenwirkungen behaftet ist. Bei Fachtagungen wurden zum Teil abenteuerliche Thesen zugunsten der einen oder der anderen Seite vorgetragen. Ich habe diesen Streit mit großer Skepsis verfolgt, weil mir sofort klar wurde, dass die lachenden Dritten die Firmen waren, welche synthetische Antidepressiva anboten. Die Anbieter kamen mir wie Hühner vor, die um einen Wurm streiten und nicht merken, dass im Gebüsch der Fuchs lauert. Diese Auseinandersetzung dauert immer noch fort, wird aber nicht mehr so erbittert geführt wie in der ersten Zeit. Und ich beobachte weiterhin, dass alle guten Johanniskraut-Präparate wirksam sind und kaum Nebenwirkungen haben.



Es wird viel über Interaktionen von Johanniskraut-Präparaten mit anderen Präparaten geschrieben. das betrifft vor allem die Interaktion mit der Antibaby-Pille. In den Packungsprospekten dieser Präparate wird empfohlen, dass Frauen im Falle einer gleichzeitigen Einnahme einer Antibaby-Pille und eines Johanniskraut-Präparates zusätzlich verhüten sollten. Dieser Eintrag in die Packungsprospekte wird von den Zulassungsbehörden verlangt. Darüber könnte man fast ein eigenes Buch schreiben; eine Beurteilung dessen, was alles dazu geschrieben wurde, würde aber den Rahmen dieses Buches sprengen. Darum empfehle ich allen Frauen das Prinzip «Sicher ist sicher» anzuwenden und diese behördliche Anordnung zu befolgen. Trotzdem möchte ich zum Thema Antibaby-Pille plus Johanniskraut-Präparat anmerken: Ich habe die zur Verfügung stehende Literatur studiert und bin zu der Überzeugung gelangt, dass die gleichzeitige Anwendung beider Präparate zu keiner unerwünschten Schwangerschaft führt. Aber wie gesagt: Sicherheit geht trotzdem vor.



Weiter kann man in entsprechenden Fachartikeln lesen, Johanniskraut sei eine sehr unsichere Arzneipflanze und könne wegen vieler Interaktionen mit anderen Arzneimitteln nicht empfohlen werden. Hinter dieser Behauptung steckt die Tatsache, dass Johanniskraut-Präparate mit einigen Arzneimitteln nicht kompatibel sind, d. h. nicht gleichzeitig mit ihnen angewendet werden sollten. Das gilt z. B. für Arzneimittel, welche nach Transplantationen, bei Immunschwäche usw. eingesetzt werden. In diesen Fällen handelt es sich jedoch immer um Patienten, welche streng medizinisch überwacht werden u

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