GEWAHR SEIN

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(Hinweis: Wenn Sie die vollständige Rad-Übung machen, geschieht dies dann, wenn Sie die Speiche zur Nabe zurückbiegen. Ich gehe darauf in einem späteren Kapitel ein.)

Ich lade Sie dazu ein, einen tiefen Atemzug zu nehmen und dann die Speiche der Aufmerksamkeit zum vierten und letzten Segment des Rands vorzurücken. Dies ist der Teil des Rands, der unseren relationalen Sinn repräsentiert, unsere Verbundenheit zu anderen Menschen und unserer Umwelt, in die wir hineingeboren wurden.

Mithilfe der Aufmerksamkeitsspeiche auf diesem vierten Randsegment lassen Sie nun das Gewahrsein sich mit dem Gefühl der Verbundenheit zu Menschen füllen, die Ihnen körperlich nah sind, genau jetzt. Öffnen Sie sich dann für das Gefühl der Verbundenheit mit der Familie und mit Freunden, die weiter weg sind. Nun lassen Sie das Gewahrsein sich mit einem Gefühl der Verbundenheit mit Menschen füllen, mit denen Sie arbeiten – in der Schule, am Arbeitsplatz, in Ihrer Gemeinde. Öffnen Sie sich für das Gefühl der Verbundenheit mit Menschen, die in Ihrer Nachbarschaft leben … für das Gefühl der Verbundenheit mit Menschen, die Ihrer Gemeinde angehören … Mit Menschen, die in Ihrem Dorf oder Ihrer Stadt leben … und nun öffnen Sie sich dem Gefühl der Verbundenheit mit Menschen, die in Ihrer Region oder Ihrem Bundesland leben … und mit Menschen, die in Ihrem Land leben … mit Menschen, die auf dem gleichen Kontinent wie Sie leben. Und nun sehen Sie, ob Sie Ihr Gefühl der Verbundenheit allen Menschen gegenüber öffnen können, die auf diesem kostbaren Planeten leben, diesem Ort, den wir Erde genannt haben.

Und nun sehen Sie, ob Sie dieses Gefühl der Verbundenheit auf alle Lebewesen auf der Erde ausdehnen können…

(Bei der Übung mit dem vollständigen Rad geschieht dies, wenn Sie die Wünsche freundlicher Absicht hinzufügen.)

Ich lade Sie ein, nun wieder zum Atem zurückzufinden und den Atemwellen zu folgen, ein und aus … Während Sie einen bewussteren und vielleicht tieferen Atemzug nehmen, bereiten Sie sich darauf vor, Ihre Augen zu öffnen, wenn sie geschlossen gewesen sind, und diese Übung mit dem Bewusstseinsrad für heute zu einem Ende kommen zu lassen.

Über den Geist nachdenken: Ihre Erfahrung mit dem einfachen Rad

Sie haben gerade die Übung mit dem einfachen Bewusstseinsrad durchgeführt. Wie war das für Sie? Fanden Sie es schwierig, Ihre Aufmerksamkeit auf den verschiedenen Segmenten des Rands aufrechtzuerhalten? Wie war es für Sie, die Aufmerksamkeit zurückzuholen, sobald eine Ablenkung die Kontrolle über das Gewahrsein übernahm? Wie fühlten sich die verschiedenen Aspekte der Übung für Sie an? Lassen Sie uns diese nochmals in Augenschein nehmen, Segment für Segment. Vielleicht hilft es Ihnen, in diesem Abschnitt und in weiteren, Ihre Überlegungen in ein spezielles Tagebuch hineinzuschreiben, an einen Ort, an den Sie zurückkehren können, während wir auf unserer Forschungsreise zum Geist fortfahren.

Im ersten Segment, den fünf Sinnen, wie fühlte sich der Klang an? Haben Sie irgendeine Veränderung in der Qualität des Hörens bemerkt, als der Klang zum einzigen Fokus in diesem Moment ausgewählt wurde? Wie fühlte sich das Licht an, als Sie sich auf visuelle Empfindungen fokussierten? Wie kamen Ihnen Farbe und Kontrast vor, als das Sehen von anderen Sinnen unterschieden wurde? Mit dem Geruchssinn als Fokus, wie fühlten sich die Gerüche im Gewahrsein an? Waren sie schwieriger oder einfacher als die anderen Empfindungen wahrzunehmen? Wie fühlte es sich an, zum Schmecken überzugehen? Haben Sie Ihren Mund oder Ihre sich bewegende Zunge bemerkt, um die Empfindungen des Schmeckens zu steigern? Und wie fühlte es sich an, die Haut des Körpers zu »scannen«, während Sie der Berührungsempfindung gewahr wurden? Fühlten sich bestimmte Bereiche empfindlicher als andere an?

Sich diese Zeit zu nehmen, um die ersten fünf Sinne voneinander zu differenzieren, ermöglicht vielen Menschen eine gesteigerte Erfahrung des Gewahrseins jedes sensorischen Stroms. Durch Übung wird diese Fähigkeit, klarer und detaillierter wahrzunehmen, Ihre Freude am täglichen Leben erhöhen, indem Sie Ihren Alltagserfahrungen mehr Intensität und Vergnügen sowie mehr Lebendigkeit verschafft.

Während Sie sich auf das zweite Segment des Rands fokussierten, wie fühlte es sich an, die Aufmerksamkeit nach innen zu lenken? Wie fühlte es sich an, sich auf die Empfindungen der Muskeln und Knochen zu fokussieren? Wurden Sie Empfindungen gewahr, die vielleicht für Ihr Gewahrsein neu waren? Empfindungen gibt es sogar außerhalb des Gewahrseins, aber sie werden nur dann zu einem Teil unserer subjektiven Erfahrung, wenn wir sie ins Bewusstsein bringen, und zwar mithilfe fokaler Aufmerksamkeit, ob mit gelenkter oder abgelenkter. Wie fühlte es sich an, die Aufmerksamkeit auf diese Empfindungen zu lenken? Gab es irgendwelche Bereiche, die herausfordernder waren als andere?

Als wir zu den Organen des Körpers übergingen, indem wir mit den Empfindungen in den Genitalien begannen, wie fühlte sich das an? Verschiedene Empfindungen könnten verschiedene Gefühle evozieren, einschließlich Erinnerungen an die Vergangenheit oder Körpersignale, die gerade jetzt stattfinden. Für diese Signale offen zu werden, insbesondere für die der Genitalien, kann – wenn man in bestimmten Gemeinschaften aufwächst, wo es unangenehm ist, darüber zu sprechen, oder wenn es eine Erfahrung sexuellen Traumas gegeben hat – dieses Segment der Rad-Übung ziemlich herausfordernd machen. Wenn es Ihnen schwerfiel, diese Signale wahrzunehmen oder diese sie überwältigten, könnte dies ein Weg sein, dass Erstarrung oder Chaos mit der Geschichte dieser Körperregion verbunden für Sie sind. Wenn Sie diese Erfahrung gemacht haben, ziehen Sie in Betracht, sich Zeit für einen speziellen Fokus auf diesen Bereich bei künftigen Übungen zu nehmen, und wenn die Erfahrung überwältigend wird, dann kann es sehr hilfreich sein, darüber Tagebuch zu führen oder sich professionelle Unterstützung zu suchen.

Wenn ein Teil der Rad-Übung eine überwältigende Empfindung hervorruft, können Sie die Übung auch stets abändern, um selbst zu beobachten, was vor sich geht, und eine Veränderung vorzunehmen, um jedes Unwohlsein, das sich im Moment unerträglich anfühlt, auszugleichen. Rufen Sie sich Teresas Erfahrung mit dem Rad ins Gedächtnis, das wir im zweiten Kapitel des Buches besprochen haben, und wie es ihr half, die Aspekte durchzugehen und ungelöste traumatische Probleme zu transformieren. Zu einem Aspekt des Rands zurückzukehren, der besonders beunruhigend war, ist etwas, für das Sie sich entscheiden können, um diese Erfahrung in Ihr ganzes Leben zu integrieren. Was sich beim ersten Schritt unangenehm anfühlte, wird durch Übung tiefergehend verständlich, indem Sie herausfinden, welche Bedeutung jene Empfindungen in Ihrem Leben haben – jetzt und in der Vergangenheit. Wir sind einzigartige Individuen, und Ihre besondere Erfahrung wertzuschätzen ist wichtig, während Sie sich auf diese Reise begeben.

Als wir zum Fokus auf das Innere des Bauchs übergingen, wie fühlte sich das für Sie an? Unsere Bauchorgane besitzen unzählige neuronale Netzwerke und Neurotransmitter, und das Gewahrsein für sie zu öffnen, kann ein wichtiges Fenster zur Weisheit der »Bauch-Gefühle« werden. Nicht jede Intuition des Bauchs oder des Körpers generell ist richtig, doch offen zu sein für das, was diese Signale uns sagen wollen, kann uns helfen, in Kontakt mit nicht-logischer Verarbeitung zu kommen.

Als Sie die Aufmerksamkeit in den unteren Bauch zur Magenregion lenkten, wie fühlte sich das für Sie an? Wie war es, sich den Empfindungen der Speiseröhre zu öffnen? Für viele ist das ziemlich neu. Und in der Mundhöhle, im Mundinneren, gibt es viele Signale, die mit allerlei früheren Erfahrungen verbunden sein könnten. Wenn Sie Ihr Gewahrsein dieser unterschiedlichen Körperempfindungen erweitern, könnten Sie entdecken, dass das, was auftaucht, eine Mischung aus dem, was im Moment geschieht, und den Elementen der Vergangenheit ist.

Als wir den Fokus auf den Atemapparat legten, wie fühlte es sich an, die fokale Aufmerksamkeit auf die Nebenhöhlen und dann den Hals hinunter zu lenken? Manchmal verbirgt sich Angst in diesem Bereich, und diese kann gespürt werden, indem wir die Luftröhre hinunter in die Lungen wandern und es schwer finden, Atem zu holen. Die Empfindungen des Körpers zu unterstützen, ganz gleich, aus welchen Bereichen in diesem Moment auffällige Signale gesendet werden, ist ein wichtiger Teil des interozeptiven oder inneren körperlichen Gewahrseins.

Als wir zur Herzregion übergingen, wie fühlte sich das an? Die Aufmerksamkeit auf den Herzbereich zu richten – sogar dann, wenn Sie den Empfindungen Ihres Herzschlags nicht wirklich gewahr sind – hat sich laut einigen Studien als hilfreich herausgestellt, um den Geist zu beruhigen, da dies die Kontrolle unseres Gehirns über das koordiniert, was als vegetatives Nervensystem bezeichnet wird. Dies kann auch für das Gewahrwerden des Atemzyklus gelten. Mithilfe dieses körperlichen Gewahrseins sind wir, wie die Forschung zeigt, in der Lage, das, was man als Gaspedal und als Bremse des Gehirns bezeichnet, auszubalancieren, sodass wir lernen, das »Körperauto« auf eine sanftere, glattere, besser koordinierte Art und Weise »zu fahren«. Würden Sie gerne gleichzeitig auf die Bremse und das Gaspedal treten? Nein – Sie möchten diese beiden Kontrollfunktionen koordinieren. Sich auf die Herzregion oder auf den Atem zu fokussieren hilft uns, den Körper zu koordinieren und auszubalancieren sowie den Geist zu stabilisieren.

Wenn wir das Innere des Körpers als Ganzes wahrnehmen, kann es sich manchmal überwältigend anfühlen, nachdem wir uns jeden Bereich, Teil für Teil, vorgenommen haben. Wie fühlte es sich an, dazu eingeladen zu werden, derart empfänglich zu sein? Die Idee dahinter, des ganzen Körpers gewahr zu sein, besteht einfach darin, optimale Voraussetzungen für Ihr Alltagsleben zu schaffen. Wenn ich beispielsweise eine schwierige Interaktion mit jemandem habe, werde ich mich selbst daran erinnern, kurz meinen Körper wahrzunehmen, bevor ich reagiere. Mein Herz könnte auffällige Signale in diesem Moment aussenden oder mein Darm könnte Aufmerksamkeit einfordern. Ich könnte Spannung in meinen Armmuskeln verspüren oder Anspannung in meinem Kiefer. In der Lage zu sein, Körperempfindungen ins Gewahrsein zu bringen, bedeutet die Möglichkeit, alle auftauchenden Signale dazu einzuladen, ins Bewusstsein zu treten, sodass sie respektiert, inspiziert und in ihrer Bedeutung integriert werden können. Studien zeigen, dass Menschen, die über bessere interozeptive Fähigkeiten verfügen, eine größere Kapazität im Hinblick auf Einsicht und Empathie haben, ebenso emotionale Ausgeglichenheit und Intuition. Daher ist die Entwicklung dieser Fertigkeiten körperlichen Gewahrseins ein direkter Weg zu einer tieferen Verbindung mit unserem Innenleben und unserem interpersonellen Leben.

 

Als wir zum dritten Segment vorrückten, zu den mentalen Aktivitäten – unserem siebten Sinn –, wie fühlte es sich an, den Fokus von den äußeren Sinnen und dem Inneren der Körperempfindungen auf die mentalen Aktivitäten der Gefühle, Gedanken, Erinnerungen und Absichten zu verlagern? Wie war es, im Gewahrsein einfach offen zu sein für alles, was auftauchte oder nicht auftauchte? Dieser Wechsel von der fokussierten Aufmerksamkeit auf einen bestimmten Punkt auf den ersten beiden Randsegmenten (Klang, Sicht, eine Empfindung eines besonderen Körperteils) zu einem offenen Gewahrsein, das ins Gewahrsein einlädt, was immer auftaucht, gleicht in gewisser Weise dem Moment des zweiten Segmentteils, in dem es darum ging, den ganzen Körper ins Gewahrsein zu nehmen und offen zu sein für jede Körperempfindung. Was tauchte auf, als Sie alles einluden? Manche werden von Gefühlen oder Bildern überflutet. Das ist ganz natürlich, so wird der Geist empfänglich für die vielen Dinge im eigenen Geist.

Dagegen verschafft diese Erfahrung anderen eine friedliche Offenheit, eine Klarheit und Ruhe, die etwas ironisch wirkt in Anbetracht der Tatsache, dass sie alles eingeladen haben, ins Gewahrsein zu treten, aber nichts kommt. Menschen, die dies erleben, erklären häufig, dass sie niemals zuvor eine derartige Stille erfahren hätten, da sie eher vertraut sind mit dem Geplapper des Affengeists der Alltagssorgen, dem geschäftigen, unaufhörlichen Gefühl, von Emotionen, Erinnerungen und Gedanken, die sie erleben, überwältigt zu sein. Dem Geist die Erlaubnis zu erteilen, offen zu sein für alles, was auftaucht, kann ihn dazu befähigen, klar und empfänglich zu werden.

Als wir dann zum nächsten Aspekt der Erforschung des siebten Sinns kamen, wie war es für Sie, der Dynamik mentaler Aktivitäten Aufmerksamkeit zu schenken – wie sie auftauchten, präsent blieben und dann das Bewusstsein verließen? Dies kann für viele besonders herausfordernd sein, da es sowohl eine Offenheit für alles, was auftaucht (wie im ersten Teil der Erforschung dieses Segments) als auch einen speziellen Fokus auf das natürliche Kommen und Gehen umschließt. Für manche ist die Lücke zwischen den mentalen Aktivitäten besonders faszinierend, da dieser Raum, sagen wir mal zwischen Gedanken oder Erinnerungen oder Emotionen, eine sehr ungewöhnliche Qualität besitzt, die für viele Menschen, die das erstmals erleben, neu ist. Wer noch keine Erfahrung mit Meditation oder mit einer Übung innerer Einkehr wie beim Rad hat, kann es recht aufschlussreich finden, die subtileren Details mentaler Aktivität wahrzunehmen. Wir haben vielleicht die Erfahrung gemacht, dass unser Gewahrsein von mentalen Aktivitäten wie ständigem Geplapper des Geistes oder einem unaufhörlichen Gedankenstrom dominiert wurde und wir wissen nicht, dass wir in der Tat mehr sind als das Geplapper unseres Geistes. Mit der Erforschung des dritten Segments lässt sich eine neue Erfahrung offenen Gewahrseins – die Nabe – noch klarer von den Randelementen unterscheiden. Für viele kann dieses Gewahrsein lebensverändernd und buchstäblich bewusstseinsverändernd sein – sogar verblüffend. Dies ist der Beginn eines Prozesses, um das Wissen vom Gewussten noch besser unterscheiden zu können.

Wie eine Mutter einmal zu mir sagte, als ich ihr und ihrem jugendlichen Sohn diese Übung beibrachte: »Ich wusste nicht, dass ich mehr als meine Gedanken oder Gefühle bin.« Zwischen Nabe und Rand zu unterscheiden war für sie eine revolutionäre Erfahrung, die sie darin bestärkte, sich mit dem Leben auf eine vielfältigere und nuancenreichere Art und Weise zu beschäftigen.

Als wir die Aufmerksamkeit auf das vierte Randsegment lenkten, wie fühlte sich dieses relationale Empfindungsvermögen, unser achter Sinn, für Sie an? Wie war es, die Aufmerksamkeit von den mentalen Aktivitäten zu lösen und zu einem Fokus auf die Verbundenheit mit anderen überzugehen? Dieser achte relationale Sinn kann als verwirrend erfahren werden, da einige sich nicht sicher sind, auf was genau sie sich fokussieren. Bei anderen taucht ein tiefes Gefühl der Liebe, des Friedens, der Freundlichkeit und der Verbundenheit auf und sie werden von Freudentränen und Dankbarkeit erfüllt. Wie auch immer Ihre Erfahrung ist, es ist Ihre Erfahrung. Im nächsten Abschnitt werden wir direkte Wünsche der Freundlichkeit und Fürsorge hinzufügen, die auf diesen verbindenden Erfahrungen aufbauen und die, wie die Forschung gezeigt hat, positive Veränderungen in unser Innenleben und in unsere Beziehungen bringen.

3 Der Autor verwendet das Kürzel »MWe«, für »me« und »we«, es wird hier mit »Ich-Wir« übersetzt, A.d.Ü.


Freundliche Absicht

In diesem Abschnitt werden wir auf das Training fokussierter Aufmerksamkeit und offenen Gewahrseins in den ersten drei Randsegmenten aufbauen, um den Fokus auf die Entwicklung der freundlichen Absicht im vierten Segment zu vertiefen und auszuweiten. Warum erweitert dies den Zustand der Freundlichkeit und führt ihn nicht ein? Seitdem Sie dazu eingeladen worden sind, freundlich zu sich selbst zu sein, wenn Ihr Geist abgelenkt wird, haben Sie einen sanften Umgang eingeübt, um bei den unvermeidbaren Ablenkungen, die Ihre Aufmerksamkeit vom beabsichtigten Fokus abziehen, offen zu bleiben sowie einen inneren Sinn für Mitgefühl. Mithilfe des vierten Segments der vollständigen Rad-Praxis werden Sie nun die Integration dieser Aspekte der Aufmerksamkeit, des Gewahrseins und der Absicht weiterführen, die sich gegenseitig durch wiederholte Übung in Ihrem Leben verstärken, und auch, indem der Fokus besonders auf den Zustand der Vernetzung und der freundlichen Haltung anderen und sich selbst gegenüber gelegt wird.

Freundlichkeit, Empathie und Mitgefühl in Ihr Leben einflechten

Das Bewusstseinsrad ist ein Werkzeug, das uns hilft, die Energie und Informationen in unserem Leben zu differenzieren und zu verknüpfen. Durch die Versenkung in das erste Randsegment öffnen wir uns mithilfe unserer fünf Sinne für den Energiefluss aus der Außenwelt. Durch die Überprüfung des zweiten Radsegments fokussieren wir die Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass wir in einem Körper leben und dass unser körperliches Selbst von anderen Menschen und Lebewesen unterschieden werden kann. Dies ist ein Teil unserer inneren Selbsterfahrung – der Energie- und Informationsfluss innerhalb dieses Körpers, in den wir hineingeboren wurden, die innere Quelle unseres verkörperten Geistes, die beeinflusst, wie wir leben. Unsere Versenkungen in das dritte Randsegment, in unsere mentalen Aktivitäten, offenbart eine weitere Quelle unseres Innenlebens, die unserer subjektiven Erfahrung von Gefühlen und Gedanken, Erinnerungen und Vorstellungen, die jeweils unsere Lebensgeschichte prägen. Im dritten Segment laden wir alles ins Gewahrsein ein, indem wir von der Übung fokussierter Aufmerksamkeit in den ersten beiden Segmenten zum offenen Gewahrsein in diesem Segment übergehen.

Im vierten Segment des Rads bauen wir auf diese Fertigkeiten fokussierter Aufmerksamkeit und offenen Gewahrseins und auf dieses Wissen um die Empfindungen und mentalen Aktivitäten unseres Innenlebens auf, indem wir uns stärker darauf fokussieren, wie wir uns als verkörperte Lebewesen, die tatsächlich miteinander vernetzt sind, voneinander unterscheiden. Jeder von uns verfügt über ein inneres Selbstgefühl, das aus dem inneren Aspekt des Geistes emergiert. Wir können lernen, dieses inneren Selbstgefühls stärker gewahr zu sein, und wir können auch die Fähigkeit entwickeln, unser Zwischen-Selbst (resp. »Zwischen-Ich«, engl. »inter self«, A.d.Ü.) wahrzunehmen – die Verbindung, die wir zu anderen Menschen und zu unserem Planeten haben. Dies ist unser Zwischen-Geist (engl. »inter mind«, A.d.Ü.), die Erweiterung unserer subjektiven Erfahrung – die Gefühle und das Gewahrsein unserer selbst, die in das, was zwischen uns und anderen Menschen und dem Planeten entsteht, einfließt. Wir werden uns dieses Zwischen-Geistes gewahr, indem wir uns diesen Verbindungen mithilfe des relationalen achten Sinnes öffnen.

Aus was bestehen diese relationalen Verbindungen tatsächlich? Wir können annehmen, dass wir miteinander – mit anderen Menschen, der Natur und unserer Umwelt – durch bestimmte Verbindungen vernetzt sind. Doch was sind das für Verbindungen? Aus einer wissenschaftlichen Perspektive können wir im weitesten Sinne annehmen, dass wir Teil eines vernetzten Systems sind, und die Grundelemente dieses Systems sind Energie und Informationen. Wir haben darüber gesprochen, wie komplex Systeme mit emergenten Eigenschaften, die aus den Interaktionen der Elemente entstehen, funktionieren, ob es sich um Wasser und Salz im Meer oder den Energie- und Informationsfluss in unseren Vernetzungen und unserem Geist handelt. Beziehungen und unser »relationales Selbst« können als Möglichkeit betrachtet werden, den Energie- und Informationsfluss zu teilen. Wissenschaftler – von Physikern und Biologen bis hin zu Soziologen, Linguisten und Anthropologen – beschreiben diese Verknüpfungen unterschiedlich. Manche würden dies unsere Verbundenheit nennen; andere unsere Wechselbeziehung; andere unsere gemeinsame kulturelle Bedeutung; und wiederum andere einfach das Netz des Lebens. Wir können jede dieser Beschreibungen als sich offenbarende Felder des Energie- und Informationsflusses ansehen, manchmal unsichtbar fürs Auge oder derart subtil, dass sie vom Gewahrsein nicht bemerkt werden, doch gleichwohl können sie wissenschaftlich als reale Aspekte unserer relationalen Realität angesehen werden – unsere Vernetztheit. Nicht alles, was wirklich ist, kann von unseren ersten fünf Sinnen erfasst werden – daher könnte das, was wir unseren achten, relationalen Sinn nennen, auf eine andere Art und Weise der Beobachtung, wie der Energie- und Informationsfluss geteilt wird.

Abgesehen von einer bloßen Vorstellung dieser Verbindungen könnte es auch sein, dass wir diese Energiefelder, die wir gewöhnlich nicht erkennen können, auf noch unbekannte Weise wahrnehmen. Zum Beispiel, indem wir diese Energieverknüpfungen spüren; oder sie uns aufgrund dessen, was wir mit unseren fünf Sinnen beobachten, einfach vorstellen – also, dass wir diese Auffassung und die Geschichte dazu erschaffen oder konstruieren. Dieser konstruierte relationale Sinn entsteht aufgrund von Erfahrung, und ist nichts Erdachtes. Belassen wir dies vorerst als eine offene Frage: Ist unser relationales Selbst und seine Verbundenheit etwas, das wir konstruieren oder etwas, das wir durch einen Sinneskanal wahrnehmen? Unser relationaler Sinn könnte tatsächlich sowohl Konstruktion als auch Konduition sein. Einen Sinn der Verbundenheit ins Gewahrsein zu bringen – ob konstruiert oder unmittelbar im Moment gefühlt – stärkt unseren Sinn der Vernetzung in der Welt.

Doch was bedeutet »Verbindung« wirklich? Einerseits ist es möglich, das Leben in einem Zustand der Isolation zu erfahren. Wir sind in einen Körper hineingeboren, wir leben in diesem Körper und wir werden in diesem Körper sterben. Das war’s. Wir werden allein geboren und wir sterben allein. Und in der modernen Gesellschaft wird ein derart vereinzeltes Selbst häufig bestärkt durch ein Gefühl der Getrenntheit und einem Fokus auf das unabhängige Individuum, das von vielen Seiten ermutigt wird, im Alleingang zu handeln. Ja sogar noch mehr, wie wir seit der Zeit des Hippocrates, also vor 25 Jahrhunderten, gesehen haben, und wie es heute wieder bestätigt wird, gibt es in der Medizin eine Auffassung, dass der Geist – und das aus ihm emergierende Selbst – lediglich etwas ist, das dem Kopf entspringt, dem vom Schädel umschlossenen Gehirn. Entsprechend dieser wissenschaftlichen Perspektive der Gegenwart ist das Selbst ein einzelnes Wesen, umgeben von Haut und Schädel, und der Geist, dem es entstammt, ist einfach Gehirnaktivität. Auf diese Art und Weise wird die Haut zu einer undurchlässigen Grenze, die das »Selbst« definiert.

 

Vielleicht ist dies ja auch alles.

Doch wir wissen tatsächlich, dass die subjektive Erfahrung nicht einfach das Gleiche wie Gehirnaktivität ist, selbst dann, wenn sie vom neuronalen Funktionieren des Körpers abhängt. Wenn wir ein gutes Gefühl oder eine innige Empfindung haben, sind wir nicht des ganzen Körpers in unserem mentalen Leben gewahr? Sicherlich ist der Geist zumindest vollständig verkörpert respektive »verleiblicht«. Und wir wissen auch, dass Beziehungen zu anderen Menschen tiefgehende Wirkungen auf unser mentales Leben haben. Was wir tief in uns fühlen, wird von unserem Zugehörigkeitsgefühl geformt, von unseren Verbindungen in der Welt. Gefühle sind der Kern unseres subjektiven Lebens und sie reichen in unsere relationale Welt hinein. Diese verkörperten und relationalen Quellen unseres mentalen subjektiven Lebens wirken sich stark auf unser Wohlbefinden aus. Eines der sichersten Anzeichen für psychische Gesundheit – und das gilt auch für die physische Gesundheit, Glück und Lebenserwartung – ist unser Netzwerk sozialer Unterstützung. Warum sollen diese sozialen Verbindungen so überaus wichtig für unser Wohlbefinden sein? Forschungsergebnisse betonen, dass die Verbindungen, die wir miteinander haben, real und wirklich wichtig sind.

Meine Vermutung ist, dass der Grund für diese immer wieder empirisch bestätigten Forschungsresultate darin besteht, dass der Geist nicht das Gleiche ist wie die Gehirnaktivität allein. Der Geist kann, wie wir besprochen haben, vielmehr als vollständig verkörpert angesehen werden, da er alle physiologischen Prozesse im ganzen Körper umfasst, nicht nur im Schädel und aus dem Gehirn im Kopf emergiert. Und wir können davon ausgehen, dass der Geist außerdem als relational angesehen werden kann, da er unsere Verbindungen zu anderen Menschen und unserer Umwelt, ja zum ganzen Planeten, umfasst. Ein Überblick, wie sich das Wohlbefinden von Menschen verbessert, wenn sie die Gelegenheit bekommen, draußen in der Natur zu sein, oder mit einem sozialen Netzwerk verbunden sind, dem sie sich zugehörig fühlen (also das besitzen, was als »soziale Integration« bezeichnet wird), zeigt zwei Richtungen der empirischen Forschung, die die gesundheitsfördernde Kraft unserer Beziehungen untersuchen – zu Menschen und zum Planeten.

Das, was beziehungsweise wer wir sind, ist größer als der Körper und geht über das Gehirn hinaus.

Wir sind mehr als unser inneres, mentales Leben – wir haben eine vernetzte Realität zu unserer Identität. Wenn wir realisieren, dass das Selbst aus dem Geist kommt und dass der Geist sowohl einen Innen- als auch einen Zwischen-Aspekt hat, dann ist das Selbst ein Aspekt sowohl unseres Körpers als auch unserer Beziehungen.

Doch was ist eine Beziehung eigentlich? Eine Beziehung ist die Art und Weise, wie wir Energie und Informationen miteinander teilen. Das verkörperte Gehirn ist ein Begriff, den wir für den inneren Mechanismus des Energie- und Informationsflusses verwenden; Beziehungen bezeichnen, wie wir den Energie- und Informationsfluss mit Menschen oder anderen Wesen außerhalb unseres Körpers, in den wir hineingeboren wurden, teilen.

Indem wir die »Verbindung« auf diesem vierten Randsegment »wahrnehmen«, nehmen wir Bezug auf unsere Beziehungen zu Menschen, Haustieren und zum Planeten – zu allen Arten von Wesen, die außerhalb unseres Körpers sind. »Verbindung« beschreibt, wie Energie und Informationen zwischen unserem Körperselbst und »anderen« fließen. Wie wir noch sehen werden, müssen wir den Begriff »andere« in Anführungszeichen setzen, um uns »selbst« daran zu erinnern, dass das Selbst vielleicht nicht auf den von Haut umhüllten Körper begrenzt ist, sondern tatsächlich unsere Vernetzungen jenseits des Körpers einschließt. Einfach ausgedrückt, wir sind mit Menschen und mit dem Planeten verbunden, und diese Verbindungen definieren uns und bestimmen, wer wir sind – tiefgehend, bedeutungsvoll und medizinisch. Das Selbst ist mehr als das geläufige Bild eines bloß im Kopf oder im Körper isolierten Einzelselbst.

Diese Verbindungen können einfach als geteilte Energie und Informationen angesehen werden. Wir teilen uns den Planeten, und die Wissenschaft bestätigt diese Realität, dass wir alle miteinander tief verbunden sind. In der Erfahrung unseres Bewusstseins kann es sein, dass wir dieser Vernetzungen nicht gewahr sind. Wir können die Illusion der Getrenntheit haben; wir können glauben, dass wir isoliert sind. Und in der Tat, uns wurde von Eltern, Gleichaltrigen, Lehrern und der Gesellschaft irrtümlicherweise beigebracht, dass wir ein getrenntes Selbst haben – der oder die ich bin, ist allein mein Körper. Doch viele empfinden diese gegenwärtige Konstruktion eines Einzelselbst wohl in einem traurigen Sinn als Bedeutungslosigkeit und Unverbundenheit. Den achten Sinn zu entwickeln, kann das Tor öffnen, um den Mythos der Getrenntheit aufzulösen und uns für das Gewahrsein unserer bedeutungsvollen Verbindungen im Leben zu öffnen, von deren Existenz wir nicht einmal gewusst haben. So gesehen, ist das vierte Randsegment eine Gelegenheit, sich dem zu öffnen, was wirklich ist, und nicht etwas aus der Luft Gegriffenes zu erfinden. Wir atmen tatsächlich die gleiche Luft, teilen uns das Wasser, leben in der gleichen Ökosphäre und bewohnen den gleichen Planeten, während er sich durch das All dreht. Wenn wir uns also für unsere Verbundenheit öffnen, in dem wir den achten Sinn erkunden, geht es nicht um das, was wir denken oder was uns von Anfang an erzählt worden ist; es geht um das Sich-Öffnen für das, was ist. Diese relationalen Verbindungen existieren, ob Sie dessen gewahr sind oder nicht.

Die einfache Übung mit dem Rad lädt uns dazu ein, das Gewahrsein zu öffnen für die Realität unserer Verbindungen zu anderen Menschen, zu anderen Lebewesen und zum Lebensnetz auf dem Planeten. Als die Forschungsgruppe von Richie Davidson vorschlug, dem positiven Einfluss des Rads Komponenten des Mitgefühlstrainings hinzuzufügen, die sich als hilfreich erwiesen hatten, entschied ich mich dazu, spezifische Wünsche freundlicher Absicht, gute Wünsche für Glück, Gesundheit, Sicherheit und Wohlergehen mit einzubeziehen. Sie richten sich an alle Lebewesen: an das innere »Ich« und an ein integriertes Selbst, ein »Ich-Wir«, also das differenzierte innere »Ich« im Körper mit dem Zwischen-»Wir« unserer Verbindungen zu Mensch und Planet. Diese Wünsche passen gut zum Erforschen des vierten Segments, nachdem wir unserer Vernetzung gewahr geworden sind, und daher werden Sie sie natürlich am Ende der Übung mit dem vollständigen Rad vorfinden.

In den verschiedenen Weisheitstraditionen weltweit, einschließlich vieler religiöser Bräuche, gilt Mitgefühl als einer der höchsten Werte, der das Wohlbefinden sowohl des Einzelnen als auch der Gemeinschaft verbessert. Mitgefühl kann definiert werden als die Art und Weise, in der wir das Leiden eines anderen wahrnehmen, uns Möglichkeiten überlegen, dieses Leiden zu verringern, und dann Versuche unternehmen, anderen zu helfen, ihr Leiden zu verringern. Wahrnehmung, Vorstellung und Aktion sind jeweils ein Teil dessen, was Mitgefühl beinhaltet.

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