Hansi

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Daniela Dittel

Hansi

Schnack von Possenreißer

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Von Kaufmännern und Possenreißern

Mehr als Gold und Silber

Wie durch Zauberei

Ein gütiges Herz

Zoltan Muck

Der mit den Vögeln spricht

Das und noch vieles Mehr

Impressum neobooks

Von Kaufmännern und Possenreißern

Piet Krause ist Kaufmann. Kaufmann ist ein angesehener und weit verbreiteter Beruf, denn man kann fast alles verkaufen. Obst zum Beispiel, Brot oder Wurst; auch Autos oder Benzin, damit die Autos fahren können; Badewannen, Betten, Fernseher und natürlich auch Häuser, damit man ein Dach über dem Kopf hat und vor Wind und Wetter geschützt ist. Und damit der Garten vor dem Haus schön aussieht, gibt es Kaufmänner, die auch Bäume, Sträucher und Blumen verkaufen.

Bei Piet jedoch, drücken sich die Kinder ihre Nasen an der großen Fensterscheibe platt. Die Eltern müssen ihre Zöglinge regelrecht an der Hand mit sich ziehen, so faszinierend ist die Schaufensterauslage. Ab und an bleiben auch Erwachsene vor dem Schaufenster stehen und stoßen ein entzücktes ‚Oh’ und ‚Ach’ aus, denn Piet verkauft Tiere.

Treu blickende Hunde, anschmiegsame Katzen, winzige Mäuschen, in allen erdenklichen Farben und Größen stehen zur Auswahl. Ebenso wie prächtige Exoten, wie zum Beispiel schneeweiße Kakadus, zischende Schlangen, bunte Fische sowie kleine Urwaldfrösche und noch vieles mehr. Das ist 'Piets kleine Tierwelt'. So steht es auch in goldenen Buchstaben auf dem Schild über der alten Eingangstür.

Jeden Morgen, pünktlich um Zehn, trippelt Piet mit dem verrosteten Schlüssel zur Tür und öffnet seinen Laden. Das heißt aber nicht, dass er jetzt erst mit seiner Arbeit beginnt. Nein, er ist schon seit sieben Uhr auf den Beinen, denn er hat seine Tiere zu füttern und ihre Unterkünfte und Käfige zu säubern.

Eigentlich wäre Piet fiel schneller damit, aber er plaudert gerne mit seinen Lieben und dafür nimmt er sich etwas mehr Zeit.

«Gut Ding will Weile haben», sagt er immer zu Hansi. Und damit hat er auch recht, denn seine Tiere sind prächtiger und glücklicher als alle anderen herrenlosen Tiere, die in anderen Zoohandlungen verkauft werden.

Hansi ist das einzige Tier, das nicht zum Verkauf steht, denn es gehört Piet. Eigentlich lautet sein vollständiger Name 'Hansi Schnack von Possenreißer' und diesen Namen gab ihm nicht etwa unser Piet. Nein, er gab ihn sich selbst. Hansi ist ein äußerst wortgewandter Papagei mit blaugelbem Gefieder und einem vorlauten und niemals stillstehendem Mundwerk.

Vor etwa fünfzig Jahren ist er seinem damaligen Besitzer, einem Zirkus-Dompteur namens 'Willi von Trimm' davon geflogen. Denn als er Piet während einer Vorstellung, als kleinen Knirps in der ersten Reihe der Manege sitzen sah, war es Liebe auf den ersten Blick. Seither leben sie zusammen und sind unzertrennlich.

Hansi sitzt von morgens bis abends auf seiner Holzstange, am hinteren Ende des Verkaufstresens. Der Tresen ist schon so alt, dass er bei den Holzwürmern als Delikatesse gehandelt wird und so sieht er auch aus, durchlöchert wie ein Schweizer Käse. Aber genau so etwas macht 'Piets kleine Tierwelt' besonders.

Es hat den speziellen Flair eines 'Tante Emma Ladens', klein und schnuckelig, alt und heimelig, voll gestopft und doch gemütlich. Genug Bestand für jedermann, sowohl an Tieren als auch an üblichem Drumherum für den Tierbesitzer und seinem Haustier, wie Futter, Arznei, Spielzeug und noch vieles mehr.

Und genauso wirkt auch Piet auf seine Kunden, wenn er hinter dem Tresen steht. Klein und schnuckelig, alt und heimelig, wie ein lieber Opa. Nur nicht voll gestopft und gemütlich, denn er ist ein quirliger, hagerer Mann. In einem Moment steht er vor einem und im nächsten huscht er schon an das anderen Ende des Tresens und bückt sich zur untersten Schublade hinab, um im nächsten Augenblick schon auf der obersten Sprosse der knarrenden Leiter zu stehen, um die gewünschte Verkaufsware aus dem Regal zu holen.

Dabei lächelt er immerfort, sodass sich sein Gesicht in runzelige Falten legt. Seine runde kleine Brille rutscht ihm dabei oft von der Nase. Dann rückt er sie mit dem kleinen Finger wieder zurecht, um das Geld zu zählen, dass ihm gereicht wird.

Mehr als Gold und Silber

Es ist ein schöner Morgen, die Sonne scheint warm durch das frisch geputzte Schaufenster von 'Piets kleiner Tierwelt'. Ein Mann mit schwarzem Hut und schwarzem Mantel bekleidet, betritt die Tierhandlung. Er hebt geschwind seine Kopfbedeckung, verbeugt sich leicht und schlägt seine Fersen zusammen, dass es knallt.

«Darf ich mich vorstellen? Ich bin Waldmann, Toni Waldmann. Ich komme von den KaHuMä-Werken aus Fauchen und möchte ihnen unsere neuesten Produkte vorstellen.»

Piet steht auf der Leiter vor dem Regal und sortiert das Katzenfutter.

«Oh, das trifft sich gut. Sehr gut sogar. Ich prüfe gerade den Bestand und mir ist aufgefallen, dass es an der Zeit wäre, eine neue Bestellung zu machen. Na dann, lassen Sie mal hören, was die KaHuMä-Werke zu bieten haben.»

Der Vertreter zieht seinen Mantel aus und legt ihn mitsamt seiner schwarzen Ledertasche auf den Ladentisch und öffnet Letzteres mit einem schnappenden Geräusch. Die Tasche ist prall gefüllt mit Katalogen, Broschüren und Probebeuteln mit feinstem Futter und Leckereien.

Toni Waldmann fischt den dicken Hauptkatalog heraus und zückt einen Kugelschreiber aus seiner Jackentasche, während Piet flink von der Leiter steigt und an den Tresen herantritt.

Piet ist wirklich sehr klein. Er überragt den Tresen nur um Nasenbreite, aber das kümmert ihn schon lange nicht mehr.

«Ich wachse noch», scherzt er immer.

Rasch zieht er den bereitstehenden Schemel herbei und steigt hinauf. Beide Herren beugen sich nun über den Katalog und sprechen über das Sortiment.

«Was heißt KaHuMä?» schaltet sich Hansi interessiert ein.

Herr Waldmann horcht auf, blickt sich um, schüttelt etwas verstört den Kopf und wendet sich wieder Piet zu.

«He du, Toni Waldmann, was heißt KaHuMä?», fragt Hansi erneut.

Toni Waldmann zuckt zusammen, späht verwirrt über den Tresen, ob dahinter noch eine kleine Frau Piet Krause ohne Schemel zum Vorschein käme.

«KaHuMä? KaHuMä? KaHuMä?» schallt es wieder.

«Lass das Hansi. Ärgere nicht den netten Herrn Waldmann.» Piet schaut in Richtung des Papageis und streckt warnend den Zeigefinger in die Höhe.

Toni Waldmann folgt Piets Blick und atmet erleichtert auf. «Ein Papagei! Ich dachte schon, ich höre Gespenster», murmelt er zu sich selbst und sagt dann zu Piet: «Das ist aber ein wunderschönes Tier. Wie alt ist er denn?»

« Ich habe zuerst gefragt. Was heißt KaHuMä?», fragt Hansi wiederum.

«Ka ist die Abkürzung für Katzen. Hu steht für Hunde und sind die Mäuse. Unser Werk hat sich auf diese drei Haustierarten spezialisiert», antwortet Toni Waldmann, sichtlich begeistert von dem neugierigen Vogel.

«Oh Schade, dass ihr euch nicht auf Papageien spezialisiert habt. KaHuMäPa klingt doch viel besser. Oder noch besser wäre PaKaHuMä, findest du nicht auch, Herr Toni Waldmann?», feixt Hansi.

Toni schmunzelt belustigt. «So ein pfiffiges Kerlchen ist mir schon lange nicht mehr untergekommen. Hansi, dafür bekommst du eine Erdnuss von mir. Wo hast du nur so schön sprechen gelernt?»

Er greift gezielt in seinen Aktenkoffer und reicht dem Papagei eine Erdnuss.

Hansi bedankt sich höflich mit einem Kopfnicken. Er hält die Nuss mit einer Kralle fest, knabbert die weiche Schale auf und angelt den ersten Kern mit seiner blauen Zunge heraus. Er antwortet nicht gleich auf die Frage, denn mit vollem Mund spricht man nicht. Genüsslich isst er noch die zweite Nuss, während Herr Waldmann und Piet sich wieder dem Katalog zuwenden.

«Köstlich Toni, wirklich köstlich», antwortet Hansi, als er fertig gekaut hat. Er legt seinen Kopf schief und beginnt zu plaudern. «Nun, Sie möchten wissen, wo ich das Sprechen gelernt habe? Das ist eine längere, aber sehr spannende Geschichte. Wenn Sie etwas Zeit haben, erzähle ich sie ihnen sehr gerne.»

Toni Waldmann, nun neugierig geworden, klappt den Katalog mit Schwung zu und lehnt sich lässig an den Tresen.

«Na dann, schieß los.», fordert er Hansi mit einem Kopfnicken auf.

«Es ist schon sehr lange her. Damals kreuzte ich mit dem berühmt berüchtigten Piraten Hong Kong Silva und seiner Seeräuberbande über die Weltmeere. Meine ersten und einzigen Worte, die ich zu jener Zeit sprechen konnte, waren: «Gold her oder es gibt Saures.»

Wir stahlen, was uns unter die Finger und Krallen kam, griffen uns Truhen voller Gold, Silber und Edelsteine, nahmen uns wertvolle Kerzenhalter und teures Tuch, rissen den Frauen ihren Schmuck vom Hals und raubten ohne Gnade.

 

Unser gefährlicher Ruf eilte uns um Seemeilen voraus. Erkannte man unser Schiff mit der gehissten Totenkopfflagge, sprangen die Matrosen und Seeleute aus Angst von Bord - ihnen voraus ihr Kapitän.

Sie überließen uns kampflos ihre Boote und bald hatten wir so viele davon, dass jeder Pirat, eines für sich alleine beanspruchen konnte. Wir galten als die größte Piraten-Flotte, die je auf allen sieben Weltmeeren gesegelt war.

Unserem Ruhm haftete leider auch eine Kehrseite an, denn die ehrlichen Handels- und Kaufmänner fanden bald keine freiwilligen Matrosen mehr, die mutig genug gewesen wären, um mit ihnen durch die gefährlichen Gewässer zu segeln.

Bald gab es nichts mehr zu rauben und wir hatten Zeit, viel Zeit, alle Zeit der Welt, um uns in Ruhe auf unseren Booten umzusehen. Wir kehrten das unterste zuoberst, schauten in jedes Fass und spähten unter jede Planke des Schiffs. Es war manchmal kaum zu glauben, was wir alles zu Tage förderten. Nicht fertig gestrickte Socken auf hölzernen Nadeln, eine Schnupftabakdose mit dressierten Flöhen, ein Gebiss aus purem Gold, eine Maus mit Hut in einer Zigarrenkiste, schmalzige Liebesgedichte und alten Seemannsgarn.

Jedoch das Wertvollste davon, war eine uralte Karte, die uns das Versteck eines einmaligen Schatzes verriet. Wer ihn fände würde mehr zu sagen haben, als jemals zuvor ein Herrscher zu sagen gehabt hatte. Er würde eine Macht besitzen, die bis zum heutigen Tag unaussprechlich sei.

Mit diesem Ziel vor Augen kreuzten Hunderte und Aberhunderte von Piraten auf der Suche nach diesem Schatz über die Ozeane.

Es sprach sich wie ein Lauffeuer herum, dass der Schatz auf einer Insel versteckt sei, die von hohen Felsen umringt wäre und von denen tosende Wasserfälle herabstürzten. Es gäbe nur eine einzige Stelle, hinter der sich der riesige Höhleneingang verbarg, durch den man sein Schiff steuern musste, um zum besagten Schatz zu gelangen.

Viele Piraten versuchten, den richtigen Platz zu finden - jedoch vergeblich. Sie mussten jämmerlich ertrinken, als ihre Boote an den scharfen Felsen der Insel, die versteckt hinter den Wasserfällen lagen, zerschellten.

Nur Hong Kong Silva war clever genug, um nicht zu versagen. Er umrundete die Insel mit einer Engelsgeduld und beobachtete seine Rivalen scharf, um im richtigen Moment zuzuschlagen.

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