James Bond für Besserwisser

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Der Kameramann Philip Méheux788 (1), auch Phil Méheux, steht als Mann vom Schatzamt in „Ms“ Büro, als sie auf das von Bond gegen Le Chiffre gewonnene Geld wartet. Méheux arbeitete an „GoldenEye“ und „Casino Royale“ mit. Er ist Martin Campbells Stammkameramann.

Nach ihrem Auftritt in „Feuerball“ (1965) ist Diane Hartford (2) in der Szene des Poker-Duells zwischen 007 und Alex Dimitrios als Spielerin dabei. In derselben Szene hat Jerry Inzerillo (1), der Leiter des „Atlantis“ auf den Bahamas einen Cameo in der Pokerrunde.

Obwohl er nur für die Überwachung der Soundeffekte verantworlich war, spielte Eddy Joseph789 (1) die Rolle von „Ms“ Ehemann. Er liegt im Bett neben ihr und dreht sich einmal um. Sein Gesicht ist nicht zu sehen.

„Ein Quantum Trost“ (2008): Als sich James Bond an der Rezeption eines heruntergekommenen Hotels als jemand anders ausgibt und einen Koffer abholt, sitzt im Hintergrund der zeitunglesende Michael G. Wilson (13).

Die Regisseure Guillermo del Toro790 (1) und Alfonso Cuarón791 (1) sind Freunde von Marc Forster. Während der Dreharbeiten bat er sie um einen Cameo-Auftritt, um spanische Stimmen zu haben. Cuarón war als bolivianischer Helikopterpilot zu hören, del Toro sprach verschiedene andere Rollen.

Als „Ms“ Ehemann ist Eddy Josephs (2) Stimme zu hören.

Roberto Durán792 (1), der die Dreharbeiten in Panama besuchte, klärt Dominic Greene darüber auf, dass in diesem Land manche Menschen die Hälfte ihres Lohnes für sauberes Wasser ausgeben.

Der einzige weibliche Cameo in diesem Film ist der von Oona Chaplin793 (1). Sie spielt die Rezeptionistin des Hotels „Perla De Las Dunas“, das 007 in Schutt und Asche legt.

Den wohl kürzesten Cameo der Bond-Filmgeschichte, nämlich weniger als eine Sekunde, hat Michael S. Lerman (1), ursprünglich erster Regieassistent. Er lässt sich in einer Einstellung als Kellner erschießen, als Bond vor Greenes Schergen durch ein Restaurant in Bregenz flüchtet.

Carl von Malaisé (1), ein Jugendfreund von Regisseur Marc Forster, hat eine kleine Rolle als Fahrer von Dominic Greene und erschießt einen Mann, der zuvor von James Bond auf die Motorhaube von Greenes Auto geworfen wurde. Forster verschaffte seiner Mutter (1) und seinem Bruder Peter (1) Gastauftritte als Opernbesucher in Bregenz.

„Skyfall“ (2012): In der Skorpion-Szene steht links von Daniel Craig Gregg Wilson (2), der sich extra für seinen Cameo-Auftritt einen Kinnbart hatte wachsen lassen.

Der CNN-Reporter Wolf Blitzer794 (1) spielt sich selbst und berichtet in einem TV-Beitrag im Film über die Anschläge auf den MI6. Blitzer hat für seine Arbeit als Berichterstatter über die Terroranschläge von Oklahoma City 1996 den Emmy Award gewonnen.

Michael G. Wilson (14) ist zu sehen, als sich die Tür zu dem Raum öffnet, in dem „M“ vor den Särgen der getöteten MI6-Agenten steht.795

Zahlreiche Darsteller und auch Gastauftritte wurden in den Abspännen der James-Bond-Filme nicht genannt; daher lässt sich auch heute kaum nachvollziehen, ob sie tatsächlich in den Rollen in Erscheinung getreten sind, wenn deren Nennung und Quellennennung in der Literatur oder auch im Internet erst Jahre später erschienen. (Siehe Anhang796)

[no image in epub file]Der Name des Autors ist nicht zu lesen - Birds of the West Indies

13) Die James-Bond-Romane.

Mit James Bond schuf Ian Fleming eine der populärsten Romanfiguren.

Ian Fleming erläuterte zu Lebzeiten, dass er auf der Suche nach einem unauffälligen Namen für seinen Helden das Buch „The Birds of the West Indies“ in seinem Regal entdeckte. Als Anspielung darauf findet 007 in „Stirb an einem anderen Tag“ (2002) das Buch „Field Guide Birds West Indies“ von James Bond in einem Regal.797

„James“ und „Bond“ sind einprägsam und können ohne Abwandlung leicht in andere Sprachen übertragen werden.

Der James-Bond-Experte Dr. Siegfried Tesche fand heraus, dass schon Agatha Christie798 den Namen in ihrer Kurzgeschichte „The Rajah's Emerald“ benutzt. Die Geschichte erschien im Buch „The Listerdale Mystery“ und wurde bisher nicht ins Deutsche übersetzt. Sie beginnt mit dem Satz: „With a serious effort James Bond bent his attention once more on the little yellow book in his hand.“

In Agatha Christies Buch „Die Büchse der Pandora“ („Partners in Crime“; 1929) wird ein Mann in der Kurzgeschichte „Die Pfarrerstochter“ („The Clergyman's Daughter“; auch als „The Red House“ erschienen) deshalb zum Verdächtigen, weil er keine Ohrläppchen hat - ebenso wie Blofeld im Roman „On Her Majesty's Secret Service“ von Fleming.799

1948 erschien Christies „Three blind Mice and other Stories“. In seinem Roman „Doctor No“ (1958) lässt Fleming drei schwarze Killer auftreten, die „Three blind mice“.

„Three Bild Mice“ sind ein Kinderreim:

„Three blind mice,

see how they run,

three blind mice,

see how they run,

They all run after the farmer's wife,

She cut off their tails with a carving-knife,

Did you ever see such a sight in your life,

As three blind mice?“

Es heißt, der Ursprung des Kinderreimes „Three blind mice“ liege in der englischen Geschichte: „Farmer's wife“ (Die Bauersfrau) beziehe sich auf die Tochter König Heinrichs VIII, Königin Mary I. Mary war eine überzeugte Katholikin, und ihre gewalttätige Verfolgung der Protestanten brachte ihr den Beinamen „Bloody Mary“ ein. „Farmer's wife“ hänge mit ihrem und ihres Mannes, König Phillipp von Spanien, riesigen Grundbesitzes zusammen. Die „Three blind mice“ waren angeblich drei Adlige, die an ihrem protestantischen Glauben festhielten und wegen Verschwörung gegen die Königin verurteilt wurden. Sie ließ sie nicht zerstückeln und blenden, wie sich aus „Three blind mice“ schließen ließe - sie ließ sie auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Die „Three Blind Mice“ sind im Film „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962) nicht drei, sondern vier Personen! Drei Männer erschießen Strangways, ein vierter fährt den Leichenwagen.800

Ian Fleming schrieb 12 Romane und 9 Kurzgeschichten. „The Man with the Golden Gun“ und die Kurzgeschichtensammlung „Octopussy And The Living Daylights“ wurden erst nach seinem Tod veröffentlicht. Nachdem er den Grundplot von „The Man with the Golden Gun“ verfasst hatte, schrieb er, es sei sein letzter Bond-Roman. Wie recht er hatte!


Als Fleming am 12.08.1964 einem Herzanfall erlag, war der Bond-Boom trotz ausgezeichneter Verkaufszahlen der Romane noch lange nicht auf dem Höhepunkt. Die James-Bond-Romane wurden im Laufe der Jahre in 18 Sprachen übersetzt. Von den ersten 14 Bond-Büchern wurden in zwölf Jahren 25 Millionen Exemplare verkauft.

Die Erben Flemings beschlossen, einen Autor zu beauftragen, die Romane und so den Erfolg von 007 fortzuführen, und ihre Wahl fiel auf Kingsley Amis801. Der Engländer hatte im Alter von 32 Jahren einen großen Erfolg mit seinem ersten Buch „Lucky Jim“ (dt. „Glück für Jim“) gelandet. Er hatte sich von je her für die Romane Ian Flemings interessiert und sein Idol sogar zweimal getroffen. Fleming hatte sich geschmeichelt gefühlt, als sich Amis als Fan der James-Bond-Romane zu erkennen gab.

Nach dem Tod Flemings bot sich Amis dem Verlag als Lektor des noch nicht veröffentlichten Buches „The Man with the Golden Gun“ an. Man lehnte dankend ab.802

Amis ließ sich durch die Ablehnung nicht entmutigen, sich des Themas 007 anzunehmen und schrieb das Buch „The James Bond Dossier“ (1965) [„Geheimakte James Bond 007“]803

Das Buch wurde sehr erfolgreich und erschien als Vorabdruck in einer Zeitung. Angespornt von diesem Erfolg schrieb Amis „The Book Of Bond Or Everyone His Own 007“, einen ironischen Leitfaden für angehende Agenten.

Flemings Erben wurden auf den Autor aufmerksam, nahmen zu ihm Kontakt auf und baten ihn (unter strengen Auflagen), einen neuen James-Bond-Roman zu schreiben und damit das literarische Erbe von Ian Fleming anzutreten.

Kingsley Amis verfasste seinen einzigen James-Bond-Roman „Colonel Sun“ auf Anraten seines Verlegers unter dem Pseudonym Robert Markham. Er schaffte es wie kein zweiter Autor nach ihm, im Stil Ian Flemings zu schreiben. Das Buch verkaufte sich sehr gut, und sicher wäre auch noch ein zweiter Roman von Amis entstanden, wenn er nicht einer Zeitung eine James-Bond-Kurzgeschichte angeboten hätte, ohne bei den Erben Flemings um Erlaubnis gefragt zu haben. Die Zusammenarbeit war damit beendet.

Jahre später erzählte Amis John Gardner, wie kompliziert und unerfreulich das Schreiben eines James-Bond-Romans durch die streng kontrollierenden, Anweisungen gebenden Erben Flemings im Hintergrund sei.

1968, als „Colonel Sun“ erschien, kam ein weiterer Bond-Roman mit dem Titel „003 ½ James Bond Junior“ auf den Markt. Dieses Buch wird heute meist gar nicht erwähnt, wenn man die 007-Romane auflistet. Dennoch handelt es sich um ein lizenziertes Produkt, denn das Copyright liegt, wie auch bei allen anderen offiziellen James-Bond-Romanen, bei „Glidrose Productions Ltd.“. Die Idee zu 003 ½ hatte Harry Saltzman.

R.D. Mascott schrieb diesen Roman, der völlig aus der Reihe fällt. Wer sich hinter diesem Pseudonym verbirgt, wurde nie endgültig geklärt; vieles spricht für Arthur Calder Marshall.

 

Das Buch knüpft nicht an Flemings Werke an, sondern „003 ½ The Adventures of James Bond Junior“ ist vielmehr ein Jugendroman: Darin agiert der junge James Bond, der aber ein Neffe von James Bond 007 ist. Diese Tatsache wird im Buch nur am Rande erwähnt.

Der Roman wurde ein mäßiger Erfolg und ist deshalb wahrscheinlich in der Versenkung verschwunden. Die deutsche Übersetzung, unter dem Titel „003 ½ James Bond Junior“ für die Altersgruppe zwischen 11 und 14 Jahren gedacht, war aber auch hier erfolglos.

Dennoch soll der Roman die Inspiration zur Zeichentrickserie „James Bond Jr.“ geliefert haben und vielleicht gab sie den Anstoß zu weiteren James-Bond-Junior-Romanen. Die 65-teilige amerikanische Fernsehserie soll als Vorlage für Romane des Autors John Peel gedient haben.

Peel schrieb 1992 unter dem Pseudonym John Vincent sechs Bücher: „A View To A Thrill“ (Romanfassung basierend auf der ersten Zeichentrickepisode), „The Eiffel Target“, „Live And Let's Dance“, „Sandblast“, „Sword Of Death“ und „High Stakes“.

Nach dem Ausflug in die Welt des Kinderromans von Arthur Calder Marshall war es aus Sicht der Inhaber der Rechte an der literarischen Figur 007 wieder an der Zeit, sich dem erwachsenen Bond zuzuwenden. Man beauftragte den Bond-Experten John Pearson804 damit, den Agenten neue Abenteuer erleben zu lassen. Obwohl er offiziell der vierte Bond-Autor ist, wird auch er selten genannt. Das liegt wohl daran, dass in Pearsons Roman „James Bond the authorized biography of 007“ James Bond als reale Person dargestellt wird, die mit Ian Fleming befreundet ist und von John Pearson interviewt wird. Bond reflektiert sein Leben, berichtet von den zahlreichen Aufträgen, die später zu Romanen von Ian Fleming verarbeitet wurden, und trifft alte Bekannte (u.a. Honey Rider und Bill Tanner) wieder. Kritiker und Fans konnten gleichermaßen schlecht mit diesem Buch umgehen, und es ist bis heute noch sehr umstritten.

John Pearson hatte persönliche Verbindungen zu Ian Fleming, denn er war dessen Assistent, als dieser noch für die Londoner Sunday Times schrieb. Er verfasste Flemings erste Biographie: „The Life of Ian Fleming“. Nach der Veröffentlichung behauptete Kevin McClory, Pearson habe Unwahrheiten geschrieben, und es wurden kleine Änderungen vorgenommen.

Trotzdem wurde Pearson engagiert, die James-Bond-Buchreihe fortzuführen, vielleicht auch deshalb, weil McClory und die Fleming-Familie wegen rechtlicher Streitereien nicht gut aufeinander zu sprechen waren. So entstand „James Bond: The Authorised Biography of 007“.

Entweder sind die Auftraggeber mit dem Buch nicht zufrieden, oder ihre Pläne haben sich bis heute etwas geändert, denn weder wird Pearson in einem Atemzug mit den anderen Autoren genannt, noch orientierten sich die Folgeautoren an dem, was Pearson über James Bond geschrieben hatte.

Mehr noch: Selbst die Fans debattieren, ob das Buch als Bond-Roman mit aufgelistet werden soll. Es wäre vielleicht dazu gekommen, wenn Glidroses Pläne, John Pearson als Autor für eine ganze Bond-Buchreihe zu verpflichten, in den 70ern in die Tat umgesetzt worden wären.

Fünf Jahre lang tat sich bezüglich Bond nichts auf dem Buchmarkt.

Schließlich begann Albert R. Broccoli, den Film „Der Spion, der mich liebte“ (1977) zu produzieren. Ian Fleming hatte zu Lebzeiten festlegen lassen, dass zwar sein Roman „The Spy Who Loved Me“ als Titel für einen James-Bond-Film verwendet werden durfte, die Inhalte darin jedoch nicht freigegeben. Broccoli beauftragte mehrere Drehbuchautoren, eine völlig neue Geschichte zu entwickeln, die man als zehnten offiziellen Bond-Film auf die Leinwand bringen konnte.

Hauptautor für das Drehbuch war neben Richard Maibaum der Engländer Christopher Wood. Woods Plot gefiel dem Produzenten Broccoli so gut, dass er ihm gestattete, das Originaldrehbuch in einen Roman umzuschreiben und zu vermarkten. Der erste Bond-Roman zu einem Film war entstanden. Auch beim Folgefilm „Moonraker - streng geheim“ (1979) wurde so verfahren. Christopher Wood adaptierte sein eigenes Drehbuch, und es wurde zum 17. offiziellen James-Bond-Roman.

Als Romanautor hatte Wood schon einiges vorzuweisen. Unter anderem hatte er unter den Pseudonymen Rosie Dixon und Timothy Lea geschrieben und war mit der „Confession“-Serie805 sehr erfolgreich gewesen.

Aber diese Art des Film-Romans fand zunächst ein Ende, weil Wood als Autor für den nächsten James-Bond-Film nicht mehr zur Verfügung stand. Die Fleming-Erben wollten eine einheitliche Linie und einen verlässlichen Schriftsteller haben, der bereit war, mindestens drei Romane zu schreiben. Genügend Leser gab es.

Die genaue Auflagenstärke der späteren Bondromane wurde nie publik gemacht, aber die Flemingerben erkannten, dass es einen Markt für den literarischen 007 gab. Sie stellten eine Liste von potenziellen Autoren zusammen, die James Bond in die 80er und darüber hinaus führen konnten. An der Spitze stand John Edmund Gardner. Er erhielt das Angebot, die Bond-Reihe fortzuführen im Herbst 1980. Gardner hatte bereits Pläne und Ideen für Romane, die nichts mit James Bond zu tun hatten und ihn lange beschäftigen würden.

Schriftlich lehnte er das Angebot ab und dachte, damit sei die Angelegenheit erledigt. Glidrose ließ nicht locker. Telefonisch versicherte man ihm, dass es sich bei diesem Angebot um eine große Ehre handele.

Gardner war unschlüssig, denn er wollte realistische Texte schreiben.

Genau das wollte man bei Glidrose scheinbar hören und teilte Gardner mit, er sei geeigneter denn je, denn 007 sollte bodenständiger und realitätsnäher dargestellt werden, als dies in den Filmen geschah (1979 war gerade der Weltraum-Bond „Moonraker - streng geheim“ in den Kinos angelaufen).

Gardner erfuhr, dass sein Name als erster auf einer Liste mit sechs Namen von potenziellen Autoren stand und die James-Bond-Reihe auch ohne sein Zutun fortgeführt werden würde und überdachte seine Absage noch einmal. Er flog nach London und erfuhr, dass 007, der nicht gealtert war, modern sein und sich der Zeit entsprechend verhalten, fortschrittliche Technologie benutzen und sich mit den aktuellen Themen der Zeit beschäftigen sollte.806

Gardner konnte keinen Plot seiner Romanidee vorlegen, wie es Glidrose gewünscht hatte, er arbeite so kreativ, dass er noch nicht wisse, was als Nächstes passiere. Alle Inhalte und der Plot würden sich erst während des Schreibens ergeben.

Gardner verfasste die ersten vier Kapitel seines Bond-Buches „License Renewed“ mit den Überschriften „Passenger for Flight“, „Thoughts in a Surrey Lane“, „The Opposition“ und „Dossier on a Laird“ und schickte sie an seine Auftraggeber. Auch wenn Gardner niemals versuchte, Fleming zu kopieren, wie es Amis getan hatte, sollte er sich nach Ansicht der Fleming-Erben an gewisse Punkte halten, z.B. Bond niemals in seinen Mittagspausen arbeiten, sondern stattdessen etwas Bond-Typisches essen lassen.

Gardner lieferte drei weitere Kapitel, und auch hierauf war die Reaktion eher zurückhaltend. Seine Recherche schien nicht ausreichend zu sein, denn im sechsten Kapitel fanden sich siebzehn inhaltliche Fehler.

Trotzdem waren Gardners Bücher überaus erfolgreich. Er hatte 007 neu erfunden, ohne dass es jemand gemerkt hatte.

In den USA wurden seine ersten drei Romane zu New York Times-Bestsellern, und Gardner erhielt einen Vertrag für drei weitere Romane.

Beim Schreiben der Bücher kamen Gardner besonders seine Erfahrungen als Pilot und sein Posten bei einer Marine-Kommandoeinheit im Zweiten Weltkrieg zugute.

Bond wurde realistischer, und die Leser freundeten sich rasch mit Gardners 007 an.

Einziges Manko blieben die Romantitel, doch der Autor beteuerte, er habe oft andere Titel geplant, die er bei den Verlegern aber nicht hätte durchsetzen können. „Icebreaker“ wurde zunächst als Romantitel abgelehnt, da der Name „Bond“ im Buchttitel stehen sollte, und so entstanden Ideen wie „Oh no, Mr. Bond!“ als Titelvorschlag, der aber auch nicht benutzt wurde.

Abgesehen von den beiden Romanen zu Filmen, die Gardner verfasste („Licence to Kill“ und „GoldenEye“), war „Brokenclaw“ bisher sein letztes Bond-Buch, das ins Deutsche übersetzt wurde. Dafür gab es mehrere Gründe: Zum einen sanken in Deutschland die Verkaufszahlen der Romane und zum anderen erschien der Inhalt von „The Man from Barbarossa“ als heikel. Das Buch thematisiert den Massenmord an der jüdischen Bevölkerung durch deutsches Militär während des Zweiten Weltkriegs, nachdem die Wehrmacht in Kiew einmarschiert war.

Entsprechend dem Einsatzbefehl der Einsatzgruppe Nr. 101 wurden 33.771 Juden bei Babi Yar am 29. und 30. September 1941 durch Maschinengewehrfeuer der SS und Wehrmacht ermordet. Die Wehrmacht deckte die SS und sprengte nach dem Massaker Teile der Schluchtwände, um mit dem abgesprengten Schutt die Leichenberge zu verdecken. Bis zum 12. Oktober wurden insgesamt 51.000 Juden ermordet. Die Habseligkeiten der Ermordeten bewahrte man in einem Lagerhaus auf und verteilte sie schließlich an die Wehrmachtssoldaten.

Das Massaker von Babi Yar war einer der Anklagepunkte bei den Nürnberger Prozessen.

„The Man from Barbarossa“ ist der Roman mit dem stärksten Realitätsbezug. Er weicht komplett von der Art ab, in der Gardner seine Romane sonst zu schreiben pflegte. Obwohl das Buch ein Experiment blieb (wie Ian Flemings „The Spy Who Loved Me“), ist es Gardners und auch Glidroses Lieblings-Bond-Roman. Die Verlage sahen es anders. Man war nicht damit einverstanden, dass Gardner die Erfolgsformel umgeworfen hatte. „Wenn sie nicht mindestens versuchen, einen neuen Weg und eine wirklich kreative Annäherung zum Thema Bond zu finden, wird der Roman einfach platt, stumpf und uninteressant. Ich bin enttäuscht, dass niemand meine Intention gesehen hat und versucht hat nachzuvollziehen, was ich wirklich vor hatte“, sagte Gardner in einem Interview. Nach seiner Vorgehensweise beim Schreiben gefragt, sagte er einmal: „Ich beginne in der Regel mit dem ersten Buchstaben.“

Die Öffentlichkeit war für die Veränderung der Bond-Formel nicht bereit.

Gardner hat den Roman-Bond maßgeblich geprägt, sein Durchhaltevermögen als Autor und seine Kreativität werden wohl unerreicht bleiben. Als John Gardner mit dem Roman „Cold“ 1996 sein letztes Bond-Buch schrieb, meinte er rückblickend, er hätte nach sechs Büchern aufhören sollen.

„Cold“ kam in kleiner Auflage heraus und erzielt heute bei Auktionen im Internet Preise bis zu 500 Pfund.

Nachdem sich Gardner als Autor zurückgezogen hatte, fiel die Wahl erneut auf einen James-Bond-Spezialisten: Raymond Benson. Er ist der erste Amerikaner, der die Reihe fortführte.

Aufmerksam wurden die Inhaber der Rechte an der Figur James Bond auf den am 6. September 1955 in Texas geborenen Benson, als er 1984 eine Analyse über die Bond-Bücher und Filme unter dem Titel „The James Bond Bedside Companion“807 schrieb. Es soll einen Rechtsstreit mit Glidrose gegeben haben, da man Benson nicht zugestand, aus den 007-Büchern zu zitieren. Schließlich kam es aber zu einer Zusammenarbeit, und Benson gewann mit seinem Buch den „Edgar Allan Poe Award“ für das beste biografische/kritische Werk.

Kein anderer Autor vor ihm hat eine so genaue Studie der Fleming-Romane vorgenommen, bevor er den Auftrag erhielt, 007-Bücher zu schreiben. Damit war Raymond Benson überdurchschnittlich qualifiziert. Sein erstes Werk „Zero Minus Ten“ (in Deutschland unter dem Titel „Countdown!“ erschienen) bot einen furiosen Einstand und strotzt geradezu vor Bezügen und Anspielungen auf andere Bond-Romane und -Filme.

1997 schrieb der neue Autor als Erster nach Fleming wieder eine Kurzgeschichte, die im Playboy unter dem Titel „A Blast From The Past“ veröffentlicht wurde.

Nach insgesamt drei Kurzgeschichten und neun Romanen, von denen drei auf Drehbüchern zu Filmen basieren, gab Benson im Februar 2003 bekannt, keine weiteren James-Bond-Romane mehr zu verfassen. Als Gründe nannte er eine zu geringe Gage und den Frust, in seiner Kreativität gebremst zu werden, weil man ihm von Seiten der Ian Fleming Publications Ltd.808 so strenge Auflagen machte.

Nach dem Ende seiner Arbeit an James Bond schrieb er unter dem Pseudonym David Michaels zwei Romane zu Tom Clancys Splinter-Cell-Reihe.

Damit war der Roman zum Film „Die Another Day“ für viele Jahre der letzte, in dem 007 seine Walther PPK809 - oder wie Benson es geändert hatte - seine P99 zog.

Fleming hatte James Bond zunächst die Beretta in die Hand gegeben, ihn dann aber zur Walther PPK wechseln lassen, weil sich ein Leser und Waffenexperte über die Beretta lustig gemacht und sie als „agentenuntaugliche Frauenwaffe“ bezeichnet hatte. Der Waffenwechsel wurde schließlich auch zum Thema in „James Bond 007 jagt Dr. No“ (1962), in dem Major Boothroyd sagt, die Beretta sei gut für eine Damenhandtasche. In „Der Morgen stirbt nie“ (1997) bekam Bond nach 35 Jahren wieder eine neue Handfeuerwaffe, eine P99, das Nachfolgemodell der PPK.810

 

„PP“ steht für Polizeipistole, „PPK“ für „Polizeipistole Kriminal“.811 Über die in Deutschland hergestellten Waffen der Firma Walther haben die britischen Kinozuschauer niemals ein Wort verloren. Es erschien ganz normal, dass der so britische Agent sie benutzte. Als 007 in „GoldenEye“ (1995) aber plötzlich ein deutsches Auto bekommen sollte, waren die Engländer aus dem Häuschen. Bond und deutsche Technik!

In „Skyfall“ (2012) benutzte 007 die Walther PPK S mit optischem Handflächensensor.

John Garnder erklärt in „License Renewed“, warum Bond (zumindest in seinen Romanen) keine Walther PPK mehr benutzt: „By now, however, the PPK had been withdrawn from use, following its nasty habit of jamming at crucial moments. The weapon did this once too often, on the night of March 20th, 1974, when a would-be kidnapper with a history of mental illness attempted to abduct Princess Anne and her husband, Captain Mark Phillips. The royal bodyguard, Inspector James Beaton, was wounded, and, in attempting to return fire, his Walther jammed. That, than, was the end of this particular handgun as far as the British police and security services were concerned.“

Deutsche Verlage veröffentlichten, abgesehen von den Romanen basierend auf Filmen, ab „The Facts of Death“ (1989) keine Übersetzungen mehr von Raymond Bensons Bondgeschichten. Man begründete dies, wie schon bei Gardner, mit sinkenden Verkaufszahlen und der mittelmäßigen Story der Bücher. Auch warfen viele Kritiker Benson vor, seine Romane seien langweilig. So wurde angemerkt, wer lese gerne Sätze wie „Der Tag ging ereignislos weiter“812? Raymond Benson war hier dichter an Fleming, als man meinen mag, denn Fleming, der geistige Vater der Erfolgsromane schrieb in „Casino Royale“, als nichts passiert war: „Die nächsten Tage verliefen nicht anders.“

Leser des Bestseller-Autors Sebastian Faulks werden angesichts der oben genannten Kritik vermutlich schmunzeln, wenn sie Faulks Bond-Roman „Der Tod ist nur der Anfang“ lesen. Darin fragt Darius Alizadeh James Bond:

„Hatten Sie eine angenehme Reise?“

„Ereignislos“, erwiderte Bond.

Alizadeh lachte vergnügt. „Ich hab's gern, wenn's ereignislos ist“, sagte er (...)“

Viele Leser waren der 007-Literatur im Laufe der Jahre überdrüssig geworden. Eine neue Art von Romanen dominierte den Markt, und an der Spitze standen die Bestseller der Schriftstellerin Joanne K. Rowling813. Ihre Figur des kleinen Zauberers Harry Potter brachte die Welt zum Jubeln, und so fand es Ian Fleming Publications Ltd. an der Zeit, einen Schritt zurück statt nach vorn zu gehen. Man wandte sich dem jungen James Bond zu und fand für diese Art des Romans den Autor Charlie M. Higson.

Higson ist auf vielen Gebieten künstlerisch tätig gewesen. Von 1980 bis 1986 spielte er in der Band „The Higsons“, von 1994 bis 2000 war er Darsteller und Autor der BBC Comedy-Reihe „The Fast Show“.

Für seinen ersten Roman der Reihe „Young Bond“ „Silverfin“814 hat Higson ebenso wie Benson vor ihm ausgezeichnet recherchiert.

„Silverfin“ erschien am 3. März 2005 und wurde ein Verkaufsschlager. Bisher sind 5 Romane und eine Kurzgeschichte erschienen, weitere werden wohl folgen.

In den Higson-Büchern erlebt der Leser Bond zu seiner Schulzeit in Eton. Er ist 13 Jahre alt und durchlebt seine ersten nervenaufreibenden Situationen. Dass sich Higson an Pearsons „Biographie“ anlehnt, wie oft behauptet, ist jedoch falsch. Bei Pearson ist Bonds Vergangenheit ganz anders verlaufen.

Wie Raymond Benson machte sich auch Charlie Higson einen Spaß daraus, auf die Romane von Ian Fleming anzuspielen. Sind diese Anspielungen bei Benson meist offensichtlich und beziehen sich auf James Bonds Vorlieben oder seine Vergangenheit sowie auf Ian Fleming selbst, setzt Higson ganz bewusst darauf, dass seine versteckten Seitenhiebe wirklich nur von fachkundigen Lesern entdeckt werden.

Um den Unterschied zu verdeutlichen: Raymond Benson schrieb in seinem ersten James-Bond-Roman gleich am Anfang, dass 007 Besitzer eines Hauses auf Jamaika sei, das den „schönen“ Namen „Shamelady“ trage. Dieses Haus soll einst einem bekannten und erfolgreichen britischen Autor und Journalisten gehört haben. Zweifellos meint Benson Ian Fleming. Dessen Haus auf Jamaika heißt zwar nicht „Shamelady“, sondern „Goldeneye“, aber als er es 1964 erwarb, schlug seine Frau Anne vor, das Anwesen nach der auf Jamaika vorkommenden Blume „Shamelady“ zu nennen. Fleming zog den Namen in Erwägung, entschied sich aber schließlich dagegen. Recherchen zufolge wollte man Szenen von „Skyfall“ (2012) auf „Goldeneye“ drehen, verwarf die Idee aber, da das Haus renoviert wurde.

Bensons Bücher sind voll von solchen kleinen Anspielungen, und diese Form der Hommage kam bei den Bond-Fans gut an.

Charlie Higson spielte in seinen Geschichten auf viel dezentere Art und Weise auf Fleming an:

In der englischen Originalausgabe seines Buches „Silverfin“ („Stille Wasser sind tödlich“) beginnt das erste Kapitel („The New Boy“) mit dem Satz: „The smell and noise and confusion of a hallway full of schoolboys can be quite awful at twenty past seven in the morning.“ Mit dieser Formulierung bezieht sich Higson auf Flemings erste Worte im Roman „Casino Royale“: „The scent and smoke and sweat of a casino are nauseating at three in the morning“. Auch schreibt Higson von einem im Zirkus auftretenden Mann, der im Original den Künstlernamen „The Mighty Donovan“ trägt. Hierbei soll es sich um den Vater von Red Grant aus Flemings Roman „From Russia with Love“ handeln. Dort heißt er „The Mighty O'Donovan“.

Auf der Jagd sagt Lord Hellebore zu seinem Sohn, dass sie wie Indianer seien, und nennt ihn einen echten Indianer, als er einen Hirsch erlegt.

Er spielt auf Flemings Soldaten im 2. Weltkrieg an, die „Flemings Red Indians“815 genannt wurden.

Im Roman „Casino Royale“ bezeichnet Le Chiffre Bond als einen Jungen, der Indianer spielt, und auf der letzten Seite des Buches sagt Bond zu sich selbst, dass er aufhöre, Indianer zu spielen.

In den Folgeromanen der Young-Bond-Reihe finden sich weitere Anspielungen.

Im Kapitel „Blood Brothers“ im Buch „Bloodfever“ veranstaltet der Schurke ein Abendessen, bei dem „Armando Lippe from Lisbon“ zu Gast ist. Dies soll der Vater von Graf Lippe (Count Lippe) sein, den James Bond im Roman „Thunderball“ kennen lernt. Der Name „Lippe“ existiert nur in den britischen Buchausgaben, auf dem amerikanischen Markt änderte sich der Name seltsamerweise in „Count Armando from Lisbon“. Der deutsche Roman nennt hier „Graf Armando aus Lissabon“. Der Übersetzer hat die Anspielung also nicht verstanden.

In „Double or Die“ („Goldenboy“) prahlt Sir John Charnage bei einem Kartenspiel mit James Bond mit seinen Erfolgen in einem Kasino in der Stadt von Royale-les-Eaux. Es ist das „Casino Royale“ gemeint, in dem ein Hauptteil der Handlung von Flemings Roman „Casino Royale“ spielt und in dem Bond in „On Her Majesty's Secret Service“ auch Tracy di Vicenzo kennenlernt.

Diese und zahreiche weitere Beispiele verknüpfen die Romane von Benson und Higson mit anderer 007-Literatur.

Kurz bevor der vierte Roman der Young-Bond-Reihe mit dem Titel „Hurricane Gold“816 herausgebracht wurde, nahm sich ein weiterer Autor des erwachsenen Bonds an.

Nach dem großen Erfolg von „Casino Royale“ im Jahre 2006 schien auch das Interesse an Bond wieder gewachsen zu sein.

[no image in epub file]Drehort für „Casino Royale“ (2006) in Karlsbad

Ian Fleming Publications Ltd. wandte sich an Sebastian Faulks817. Der Autor wurde 1953 in Newbury geboren, studierte Literatur und Geschichte in Cambridge und arbeitete danach als Journalist. Seit 1991 ist er freier Schriftsteller. Mit dem Roman „Gesang vom großen Feuer“, der bei seinem Erscheinen großes Kritikerlob erhielt, gelang ihm der internationale Durchbruch.

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