Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

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APRIL

NATUR KANN HEILEN

Es eilt ihm ein schlechter Ruf voraus, jedoch zu Unrecht. Der sprichwörtlich wetterwendische April, der Launing unserer Vorfahren, bringt uns vielmehr um die Monatsmitte meist anhaltend sonnige Tage und damit den Vorgeschmack des kommenden Sommers. Wie der Wonnemonat Mai ist der April ein Monat der Blumen und Blüten.

„Das Blühen will nicht enden. Es blüht das fernste, tiefste Tal: Nun, armes Herz, vergiss der Qual! Nun muss sich alles, alles wenden.“ – So wie Ludwig Uhland in seinem Gedicht „Frühlingsglaube“ haben Dichter aller Zeiten das Erwachen der Natur enthusiastisch begrüßt.

Volkslieder und Sprichwörter erzählen uns vom wundersamen Trost der Bäume: „Wo das Glück zu Hause ist, da dürfen Blumen lachen, Bäume tanzen, Bäche klatschen, Wiesen weinen, Berge hüpfen und Sterne winken.“ Das sind Erfahrungen, die gerade jetzt – angesichts der gefährdeten Schöpfung – in uns immer lebendig werden: „Die Natur ist die größte Zauberin, die Malerin der schönsten Bilder. Sie ist auch unsere Ernährerin. Gib auf sie acht! So lange noch Zeit ist.“

So wird es langsam Zeit, das wir die vielen Wunden, die wir unserer Natur immer noch jeden Tag zufügen, sei es aus Dummheit oder Bequemlichkeit, auch endlich anfangen, selber zu heilen.

Natur kann heilen, gerade jetzt im Frühling. Psychiater wissen zu berichten, dass durch den Anblick von Blumen und blühender Bäume Depressionen wirksam gelindert werden. Hier wirken Farben und Aroma der Blüten therapeutisch zusammen. Der Frühling ist immer eine Zeit des „Auftauens“ des menschlichen Herzens und der Gesundung der Seele. Die Natur gibt uns jeden Tag die Kraft, an das Gute und Schöne – auch in den Menschen – zu glauben.

„Es gibt Augenblicke im Leben, wo wir aufgelegt sind, jede Blume und jedes entlegene Gestirn, jeden höheren Geist an den Busen zu drücken – ein Umarmen der ganzen Natur, gleich unserer Geliebten. Der Mensch, der es so weit gebracht hat, alle Schönheit, alle Größe, Vortrefflichkeit im Kleinen und Großen der Natur aufzulesen und in dieser Mannigfaltigkeit die große Einheit zu finden, ist der Gottheit schon viel näher gerückt. Die ganze Schöpfung zerfließt in seiner Persönlichkeit.“

In diesem Monat der noch feucht angehauchten Erde sind die Wiesen- und Gartenblumen von ganz besonderer Pracht. Es sieht beinahe aus, als gäbe es ganz neue Modelle unter ihnen – neue Formen, neue Farben. Die Kollektion des Himmels ist von unerschöpflicher Phantasie. Wieder fällt es einem auf, wie fein und vollendet die allerkleinsten Blüten sind. Die Liebe des Schöpfers scheint sich mit dem Grad der Kleinheit zu vergrößern.

Der April fügt die Blütenträume unserer Kindheit und Jugendzeit zu einem bunten Blütenstrauß zusammen. Dieser Strauß soll jedem Freude bringen, der sich den Sinn für die unverbrauchte Schönheit der Natur bewahrt hat. Der Frühlingsmonat April ruft wieder neu in unser Gedächtnis zurück, dass es wirklich Zeit ist, behutsamer mit der Natur umzugehen. Denn nicht die Natur braucht uns, sondern wir brauchen die Natur. „Die Blumen und die Natur, genauso wie die vor Glück strahlenden Kinderaugen, geben uns jeden Tag die Gewissheit, dass Gott sein Vertrauen in die Menschen noch nicht verloren hat.“ Blumen sind die schönen Worte und Hieroglyphen der Natur, mit denen sie uns andeutet, wie lieb sie uns hat.

Halten wir es im Monat April mit den Worten von Hermann Löns! „Lass Deine Augen offen sein, geschlossen Deinen Mund und wandle still, so werden Dir geheime Dinge kund.“ Es ist eine Aufforderung zu einem Frühlingsspaziergang.

„Denn die Frühlingstage

kommen wieder zu ihrer Zeit;

der Vollmond nimmt Abschied

und kommt wieder zu neuem Besuch;

die Blüten kommen wieder

und erröten auf ihren Zweigen

Jahr für Jahr; und vielleicht

nahm auch ich nur Abschied von Euch,

um wiederzukommen.“ (Tagore)

EINE KUR FÜR DIE SEELE

Wir riechen die würzige Frühlingsluft, und nichts kann uns mehr an die dumpfe Stube fesseln. Da draußen grünt, sprießt und blüht es. Aus tausend Zweigen dringen Knospen und Blüten, tausend Stimmen lachen und frohlocken aus dem Gesträuch am Waldesrain.

Unsere Seele taut auf. Am Wegrand stehen weiße Birken, in der Sonne leuchtend wie schlanke Mädchen, die sich beim leichten Spiel im Frühlingswind sachte neigen. Und die Hasel verstreut noch immer aus ihren Pollenkätzchen gelben Blütenstaub. Von weitem erschallt der Ruf des Kuckucks.

Die zartweißen, weithin duftenden Blüten der Schwarzdornhecke am Wiesenhang quillt über voller Nektar und lädt die ersten Gäste zum Labsal ein: Bienen, Hummeln, Wespen und bunte Schmetterlinge.

Die Wende ist vollzogen. Daran können auch wenige Kältetage nichts ändern. Dort, wo die Natur noch natürlich ist, stehen Blumen über Blumen. Noch ist das Gras nicht erwachsen, noch deckt es nicht die Blumenhäupter zu. Kinder und kindliche Große pflücken Sträuße, holen die duftende Farbenpracht in allen unterschiedlichen Ausprägungen ins Zimmer.

Immer wieder werden Kinderhände Blumen halten – hoffentlich – man holt Natur ins Haus und sucht sogleich das Leben in der Natur zu verströmen; so als suche der moderne Mensch Versöhnung mit der durch ihn so sehr gebeutelten Natürlichkeit.

Wiesen, Gärten und Wälder riechen, den frühen Vogelsang hört man längst vor dem Aufstehen; die Himmelsfarben sind morgens und abends besonders kühn … und der beginnenden Wärme wachsen wir noch entgegen; so als ob „natürliche Bräune“ vor allen Sorgen schützte …

Die ersten lauen Abende, vielleicht die ersten Frührunden durch Feld und Flur noch vor dem Frühstück … bieten sich an, das Innen und Außen miteinander in Einklang zu bringen.

Frühlingsstunden sind auch im Regen schön, dicht aneinander unter einem Schirm oder allein unter tropfenden Bäumen. Alles ist flüsternd fernab der Hektik. Frühlingszeit ist Zeit für Einsamkeit auf der Suche nach sich selbst; dazu benötigen wir oft einen anderen vertrauten Menschen. Der kürzeste Weg, sich selbst zu begreifen, ist der Weg über den liebenden anderen. Wenn dieser andere Mensch nicht da ist, führt der Weg zu sich selbst am sichersten durch die blühende Einsamkeit in der erwachenden Natur.

Der Frühlingsmonat April macht andere Wirklichkeiten möglich: Nehmen wir uns bei jedem Wetter eine halbe oder eine Stunde Zeit am Tag, um jenseits vom Lärm und Hast über das Gemüt wieder Freundschaft mit der Natur zu knüpfen: Das ist eine Kur für die Seele, denn blühende Natur kann heilen. ^

Frühlingsrausch

Ich träum’ in einem stillen Park,

als Regen tropft hernieder,

auf märchenhaftes Blütenmeer

und lilablauen Flieder.

Die Hasel, stolz im Puderkleid,

die Birke, saftig in der Rinde,

im Morgenrot, der Sonne Schein,

und laue Frühlingswinde.

Die Linde, zart, in lichtem Grün,

die Weide voller Samt und Seide,

und über allem Sterne zieh’n,

berauschen junge Knospenzweige

Kastanien, voll mit tausend Kerzen,

erblühen im Alleenflur,

sie zieren sich wie junge Herzen,

dem Frühlingsherold auf der Spur.

Rotkehlchen trippeln vor mir hin

mit kecken Wippeschwänzen.

Sie picken hier und tänzeln dort

und ihre Augen glänzen.

Die Schwalben brüten schon im Nest,

sie feiern heut ihr Frühlingsfest.

Die Lerchen trillern in den Lüften

und süße, wohl berauschte Düfte,

umwinden mich im Frühlingstraum

mit hehrem, bunten Blütenschaum.

(Dieter Kremp)

DER LAUNING, DER 4. MONAT DES JAHRES

Unsere Monate tragen Namen lateinischen Ursprungs. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren vornehmlich auf dem Land auch noch altdeutsche Monatsnamen gebräuchlich, die zum großen Teil auf Karl den Großen zurückgehen. In oberdeutschen Mundarten, namentlich in Gebirgsgegenden Österreichs, sind auch heute noch alte deutsche Monatsnamen im Gebrauch.

Der April ist der vierte Monat des Jahres im gregorianischen Kalender. Er hat 30 Tage und beginnt mit demselben Wochentag wie der Juli und in Schaltjahren auch wie der Januar. Im römischen Kalender war der „Aphrilis“ ursprünglich der zweite Monat, weil mit dem Ende des Winters im März das neue landwirtschaftliche Jahr begann.

Es gibt keine gesicherte Herleitung des Namens. Da die Monatsnamen der ersten Jahreshälfte Götter wiedergeben, könnte der Name April (Aphrilis) auch von Aphrodite stammen, die als Göttin der Liebe zum April passen würde, auch wenn der römische Name Venus gewesen wäre. Es kann auch sein, dass das lateinische Wort „aperire“ (= öffnen) dem April seinen Namen gab. Die Knospen öffnen sich, die Natur erblüht. Eine andere Etymologie sieht „apricus“ („sonnig“) als Ursprung des Namens April. Zur Regierungszeit Kaiser Neros wurde der Monat ihm zu Ehren in „Neroneus“ umbenannt, was sich allerdings nicht durchsetzte. Unter Kaiser Commodus hieß der Monat April dann „Pius“, einer der Namen des Kaisers; auch diese Umbenennung wurde nach seinem Tod wieder rückgängig gemacht.

 

Der wetterwendische, launische April trägt den altdeutschen Namen „Launing“ und „Wandelmond“; letztere Bezeichnung vielleicht auch deshalb, weil sich die Natur verwandelt. Eine andere altdeutsche Bezeichnung ist „Grasmond“. Dieser Ausdruck kommt von den grünen Wiesen, die ab 1. April für die Dorfbewohner „gesperrt“ waren. Der alte deutsche Name, der durch Karl den Großen im 8. Jahrhundert eingeführt wurde, ist „Ostermond“, weil Ostern in der Regel der Jahre im April gefeiert wird. Ostern wird am ersten Sonntag nach dem auf Frühlingsanfang folgenden Vollmond gefeiert. Der früheste Termin für dieses Fest ist also der 22. März, der späteste der 25. April.

Der Sage nach wurde Luzifer am 1. April aus dem Himmel verstoßen. Seit dem 16. Jahrhundert ist in Europa der Brauch belegt, am 1. April einen Aprilscherz zu begehen, indem man seine Mitmenschen mit einem mehr oder weniger derben Scherz oder einer Lügengeschichte „in den April schickt“. Daher stammen auch die folgenden beiden Sprichwörter: „Am 1. April schickt man den Narren, wohin man will.“ „Im April, da macht jeder, was er will.“

Aprilwetter steht bildlich für wechselhaftes Wetter, auch wenn es in anderen Monaten stattfindet: „April, April – der macht, was er will“.

APRIL, APRIL …

Der Monat „Launing“, wie der April seines launenhaften Wetters wegen von unseren bäuerlichen Vorfahren genannt wurde, macht seinem Namen alle Ehre: das wechselhafte Wetter unserer Breiten wird durch Kaltlufteinflüsse aus dem Norden auf das bereits frühlingshaft erwärmte Festland verursacht. Die reimbegabten Landleute schlossen vom wetterwendischen April auch auf den Charakter des Menschen: „Bald trüb und rau, bald licht und mild, ist der April des Menschen Ebenbild.“

Die Launenhaftigkeit des Monats schlägt sich in zahlreichen Bauernregeln nieder. Dabei gibt es nicht nur Negatives zu berichten. Der Bauer, der jetzt bei der Frühjahrsbestellung seiner Felder ist, mag zwar darüber fluchen, wenn ein schweres Wetter niedergeht, während er seinen Acker bestellt. Er weiß aber wohl, dass der ständige Wechsel von Regen und Sonnenschein die Saat aufgehen lässt: „April, dein Segen, heißt Sonne und Regen – nur den Hagel häng’ an den Nagel.“ „Der April treibt sein Spiel, treibt er es toll, wird die Tenne recht voll.“ „Wenn der April Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.“ „Nasser April und kühler Mai füllt die Speicher und macht viel Heu.“

So ganz recht ist dem Landmann ein April nicht, der keine Launen zeigt: „Des Aprilens Lachen verdirbt des Landmanns Sachen.“ „April trocken – macht die Keime stocken.“ Und wenn gar Nebel über die Täler und Höhen wallen, befürchtet man das Schlimmste für das Land: „Viel Nebel im April und Höhenrauch im Mai, die führen wohl die Pest und die Hungersnot herbei.“

Recht hoffnungsfroh stimmt das Zwitschern und Singen der Vögel: „Bauen im April schon die Schwalben, gibt’s viel Futter, Korn und Kalben.“ „Grasmücken, die fleißig singen, wollen uns den Frühling bringen.“ Und schließlich ist der April für die Bauern der „Knospenmonat“: „Der April macht die Blum’, und der Mai hat den Ruhm.“

Recht trübe Erfahrungen hat der Bauer mit dem Ambrosiustag (4. April) gemacht: „Ambrosius schneit oft den Bauern auf den Fuß.“ Jetzt ist es an der Zeit, die Erbsen zu säen: „Erbsen säe Ambrosius, so tragen sie reich und geben gut Mus.“

Recht frohgestimmt war man am Tiburtiustag (14. April): „Grüne Felder auf Tiburtiustag ziehen viel Getreide nach.“ „Kommt Tiburtius mit Sang und Schall, bringt er Kuckuck und Nachtigall.“

Einer der wichtigsten Lostage aber war St. Georg (23. April). Liegt noch Reif auf den Feldern, kann das nur Gutes bedeuten: „Kommt St. Georg geritten auf einem Schimmel, so kommt auch ein gutes Frühjahr vom Himmel.“ An St. Georg legte der Bauer seine Kartoffeln. Nach dem Volksglauben sollten sie dann eine besonders reiche Ernte bringen. Auf Obst und Getreide nehmen diese Lostagsregeln Bezug: „Wenn es am Jörgentag regnet, gibt’s keine Birnen.“ „Zu Georgi soll ein Rabe sich im Roggen verbergen können.“ „Hohes Korn an St. Jürgen wird viel Gutes verbürgen.“

Mit dem Markustag (25. April) machen Bauern und Gärtner diese Erfahrungen: „Solange es vor St. Markus warm ist, solange ist es nachher kalt.“ „Leg’ erst nach St. Markus Bohnen, er wird es dir reichlich lohnen.“ „Bauen um Markus schon die Schwalben, gibt es viel Futter, Korn und Kalben.“ Schließlich soll St. Vital (28. April) ein schöner Tag werden, sonst hat er schlimme Folgen: „Friert es am Tag von St. Vital, friert es wohl noch fünfzehn mal.“

DER HEILIGE HUGO HAT ES IN SICH

Der Ruf „April, April!“ scheint einen fröhlichen Monat voller Scherz und Schabernack einzuleiten. Es bereitet ein spitzbübisches Vergnügen, die lieben Mitmenschen straffrei „in den April zu schicken“. Öfter ist dabei die Freude nur auf einer Seite groß – der Gefoppte steht eher wie ein begossener Pudel da. Wer an diesem Tage alles glaubt, was ihm vorgeflunkert wird, ist selbst schuld. Und bei den Aprilscherzen mischen die Tageszeitungen heute tüchtig mit: Da werden Projekte und Veranstaltungen „blumig“ angekündigt, die es gar nicht gibt. Und immer wieder fallen allzu Wissbegierige auf diese Aprilspäße herein.

Dabei ist der erste April der Namenstag des heiligen Hugo, der fürwahr kein Narr war, sondern ein ernster Mönch und Bischof von Grenoble und als solcher maßgeblich an der Entstehung des Ordens der Kartäuser beteiligt. Der Patron gegen Kopfschmerzen mag demjenigen Kopfschmerzen bereiten, der sich allzu leichtgläubig in den April schicken lässt und dann von seinen Mitmenschen aus gelacht wird.

Der Tag ist auch dem heiligen Cäsarius geweiht, einem engen Gefährten und Ordensbruder von Franz von Assisi. Der galt bei unseren Vorfahren auch als Wetterheiliger: „Wenn Cäsarius Spektakel macht, gibt’s Heu und Korn in voller Pracht.“ Oder es heißt am Narrentag: „Der 1. April treibt sein Spiel, treibt er’s toll, wird die Tenne recht voll.“ Beide Wetterregeln sind ein Hinweis auf die Unbeständigkeit des Aprilwetters.

In vielen europäischen Ländern ist es an diesem Narrentag Brauch, Aprilscherze zu ersinnen, andere zum Aprilnarren oder Aprilgecken zu machen. Meist geht es darum, jemanden mit einer lügnerischen Nachricht oder einem nicht auszuführenden Auftrag auf den Leim gehen zu lassen.

Früher war der erste April ein Spaßtag für Herren, Erwachsene, Meister und Familienoberhäupter. Kinder, Lehrlinge und Knechte, die Kleinen und Schwachen also, wurden zu unsinnigen Besorgungen losgeschickt und bei der Rückkehr gebührend ausgelacht: Fliegenfett, trockenes Eis oder gedörrten Schnee sollten sie aus der Apotheke holen, ungebrannte Asche beim Kohlenhändler oder Hühnergräten beim Fleischer. Heute ist es eher umgekehrt: Der 1. April ist eine wunderbare Gelegenheit für die Kinder geworden, mit kleinen harmlosen Streichen und Neckereien etwas Leben in die Welt der Erwachsenen zu bringen. Wer hätte sich schon früher getraut, einen Lehrer in den April zu schicken?

Über den Ursprung der seit dem 17. Jahrhundert verbreiteten Sitte des Aprilschickens gibt es viele Vermutungen, aber letztlich bleibt die Herkunft ungeklärt. Das um diese Zeit des Jahres gefeierte Narrenfest der Römer oder ein noch älteres indisches Narrenfest mögen Vorläufer gewesen sein – vielleicht aber auch die Tatsache, dass Christus (in der Karwoche) in Szenen alter Passionsspiele „von Pontius zu Pilatus“ (von Hamas zu Kaiphas, von Pilatus zu Herodes) hin- und hergeschickt wurde. Eine volkstümliche Deutung, vielleicht mit einem Fünkchen Wahrheit, sieht eben im launischen Aprilwetter die Ursache der Aprilscherze. In Frankreich soll sich der Glaube halten, der 1. April sei der Geburts- oder Todestag von Judas, dem Verräter – durch ihn hätte der Teufel Gewalt über den Monat April erlangt. Nach einer anderen Deutung ist Karl IX. daran schuld, der im Jahre 1564 den Neujahrstag vom 1. April auf den 1. Januar verlegte. Wer das vergaß, traf seine Vorbereitungen umsonst.

APRILE-GRILLE AM 1. APRIL: BAUERNREGELN UND IHRE SCHERZE

Es ist zweifellos das Verdienst der Kalendermänner, dass die Regeln und Sprüche der Bauern überliefert wurden. Von den zum Teil gereimten Wetterweisheiten profitierte die meteorologische Forschung, die nicht auf die Erfahrungssätze aus einigen tausend Jahren verzichten mag. Die Sprüche aus bäuerlicher Lebensart und Lebensklugheit sind zum Teil in den Sprichwortschatz übergegangen.

Aber unter den Kalendermännern gab es auch eine Reihe von Sprücheklopfern, die Scherzregeln für das ganze Jahr parat hatten. Dass mit Humor alles besser geht, werden die nachfolgenden scherzhaften Bauernregeln beweisen, die oft nur um des lieben Reimens und des Lachens willen entstanden sind. Und wer kann es den Bauern verdenken? Wer das ganze Jahr hart arbeitet, hat ein herzhaftes Lachen mit scherzhaften Bauernregeln redlich verdient.

„Gibt’s Schnee und Eis im Januar, so fängt mit Kälte an das Jahr.“ „Auf das kannst du zählen jederzeit, dass es am 30. Februar nicht schneit.“ „Stellt sich im März schon Donner ein, so muss das ein Gewitter sein.“ „Stellt sich im April der Regen ein, dann hat man keinen Sonnenschein.“ „So der Storch dir im Maien ein Kind beschert, die Familie wird um ein Haupt vermehrt.“ „Fällt Juniregen in den Roggen, so bleibt der Weizen auch nicht trocken.“ „Schmerzt dir im Juli mal das Bein, so wird’s das rechte oder linke sein.“ „Macht der August den Menschen heiß, geraten sie leicht in großen Schweiß.“ „Prügelt im Oktober der Jäger seinen Hund, so tut er es mit oder ohne Grund.“ „Wenn im November der Schornstein raucht, wird in der Küche viel Holz verbraucht.“ „Gefriert’s an Silvester in Berg und Tal, geschieht es dies Jahr zum letzten Mal.“ „Am Abend wird der faule Bauer fleißig.“ „Geht die Sonne nach Westen, arbeiten die Faulen am besten.“ „Beim Sonnenschein schlafen und beim Mondenschein wachen, wird keinen Bauern zum reichen Manne machen.“ „Wenn ein alter Bauer stirbt, so lacht das Geld und weint das Feld.“ „Weiber bringen mehr, als sie mitnehmen.“ „Zwei Dingen nimmer trau: dem Gras im Februar und einer geschminkten Bauersfrau.“ „Soll sich lohnen deine Mühe, halt dir viele alte Kühe.“ „Ein Bauer bekommt leichter eine Frau als eine Kuh.“ „Ein Maul voll Gras fürs Vieh ist dem Bauer lieber als eine Schulstunde für seine Kinder.“ „Kartoffeln schmecken erst gut, wenn sie vorher die Schweine gefressen haben.“ „Kommt der Bauer im Rausch nach Haus, bricht ein Donnerwetter aus.“ „Geborgt wird nur einmal im Jahr, und zwar am 30. Februar.“ „Seit die Bauern die zehn Gebote nicht mehr halten, hält unser Herrgott die Wetterregeln nicht mehr.“ „Will der Bauer die Kehle feuchten, gibt es starkes Wetterleuchten.“ „Sind die Kartoffeln gut geraten, kannst du sie sieden oder braten.“ „Wenn am Dach hängen gefrorene Spitzen, dann ist gut beim Ofen sitzen.“ „Auf März folgt stets April, das ist Kalenderwill.“ „Wer im April will Kirschen pflücken, der ist nicht schwer dorthin zu schicken.“ „Wenn die Henne zu Weihnacht zwei Eier gebiert, so hat sie sich offenbar geirrt.“ „Geraten sehr wohl die Hopfen und Reben, so wird’s in der Folge viel Räusche geben.“ „Bauern und Schweine haben immer etwas zu grunzen.“ „Bauern können alle Plagen, aber keinen Durst vertragen.“ „Der dümmste Bauer hat die dicksten Kartoffeln.“ „Ein guter Bauer weiß genau: zuerst das Pferd und dann die Frau.“ „Wer mit den Hunden schlafen geht, steht mit Flöhen auf.“ „Dreht mehrmals sich der Wetterhahn, so zeigt er Sturm und Regen an.“ „Wachsen die Nächte schon wieder auf Erden, so viel kürzer die Tage werden.“ „Kräht der Hahn auf dem Mist, ändert sich’s Wetter, oder es bleibt wie es ist.“

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