Ein kunterbunter Streifzug durch den Jahreskreis

Tekst
Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

ALS ES NOCH EISBLUMEN AM FENSTER GAB

Wie sich die Zeiten geändert haben! Damals gab es noch keine Zentralheizung. Der Kohleofen brannte in der Küche und in der guten Stube, wenn Feiertage waren. Dann wurde auch mit Scheitholz geschürt. Wenn wir Kinder früh morgens aufstanden, ging der erste Blick auf die Fenster, um die Eisblumen zu bewundern. Wenn es draußen bitter kalt war, offenbarte sich eine Wunderwelt am Fenster.

Eisblumen am Fenster! Welche Illusionen werden in dem stillen Beschauer geweckt! Er unternimmt eine Traumreise in eine ferne fremdländische Landschaft, in eine exotische Welt oder in einen längst versunkenen Urwald aus der Steinkohlenzeit. Vor seinen Augen verschwimmen die zarten Eis- und Schneekristalle. Die mit allerlei Formen und Mustern grauweiß überspielte kalte Glasfläche wird für Minuten zu einem Märchenwald aus Tausendundeinernacht. Seltsame Bäume und Sträucher mit bizarren Ästen und knöchernen Zweigen, schwert- und lanzenförmigen Schachtelhalmen, geöffneten Elchgeweihen, lilienschlanken Blumen in verschiedener Größe und Vielfalt, längst ausgestorbene gefiederte Farnkräuter – und zwischen den wiegenden Lianen sitzen Papageien mit eckigen Schnäbeln: Ein tropisches Bild mitten im Winter, vom klirrenden Frost wie von einer künstlerischen Zauberhand auf die Fensterscheiben gemalt.

Und am schönsten ist es abends, wenn das gedämpfte Kerzenlicht warm durch die Fenster in die dunkle Kälte strahlt. Da werden sie lebendig, all die Blumen, Feen und Gestalten und tanzen in magischen Spiralen Ringelreihen.

Eisblumen am Fenster

Zarte Kristalle am Fenster schwimmen

in spielenden Mustern grau und weiß.

Bizarre Äste und Zweige klimmen

und lilienschlanke Blumen aus Eis.

Auf wogenden Lianen sitzen Papageien

und tanzen in Spiralen Ringelreihen.

Ein Märchenwald aus Tausendundeinerrnacht

verzaubert die Scheibe in tropischer Pracht.

Mitten im Winter bei klirrender Kält

sich öffnet eine wundersame Welt.

Bei gedämpftem Kerzenlicht

schwingt eine Symphonie in Weiß.

Doch ach! Die Dunkelheit das Glas zerbricht,

all die Blumen in Frost und Eis.

(Dieter Kremp)

VOM HARTUNG BIS ZUM WOLFSMOND

Der altrömische Gott Janus, der Beschützer des Hauses, öffnet im Gregorianischen Kalender die „Tür des Jahres“. Mit seinem Doppelgesicht schaut Janus zugleich nach drinnen und draußen, hütet den Eingang und den Ausgang. Janus wird mit einem Schlüssel und einem Pförtnerstab als Beigaben sowie mit einem jungen und einem alten Gesicht dargestellt. Das alte Gesicht blickt zurück in die Vergangenheit, das junge Gesicht in die Zukunft.

Unsere Monate tragen Namen lateinischen Ursprungs. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts waren vornehmlich auf dem Land auch noch altdeutsche Monatsnamen gebräuchlich, die zum großen Teil auf Karl den Großen zurückgehen. In oberdeutschen Mundarten, namentlich in Gebirgsgegenden Österreichs, sind auch heute noch alte deutsche Monatsnamen im Gebrauch.

Jänner oder Jenner heißt der Januar. Auch Hartung wird er genannt, weil er von all seinen Brüdern die härteste Kälte mitbringt. Eis- oder Schneemond und „Tür des Jahres“ waren andere volkstümliche Bezeichnungen.

Der Februar hieß früher Hornung. Dieser alte, einheimische Name hat wahrscheinlich gar nichts damit zu tun, dass sich das Vieh in diesem Monat hörnt, wie die Bezeichnung gelegentlich gedeutet wird. „Hornung“ ist eigentlich ein anderes Wort für „Bastard“. Im übertragenen Sinne bedeutet dies für den Februar so viel wie „der an Tagen zu kurz Gekommene“, hat er doch nur 28 oder 29 Tage. Weitere Bezeichnungen beziehen sich auf das Wetter und auf weltliche und kirchliche Festtage: Taumond, Schmelzmond, Narren- und Lichtmessmonat. Schließlich heißt der Monat in Österreich heute noch Feber. Er war im altrömischen Kalender der letzte Monat des Jahres und galt deshalb als Sühne- und Reinigungsmonat.

Der März hat seinen Namen vom römischen Kriegsgott Mars. „Martius“, der Marsmonat, eröffnete bis zur Kalenderreform das römische Jahr mit verschiedenen Opferfesten. Die alten deutschen Namen „Lenzing“ oder „Lenzmond“ bedeuten nichts anderes als „Frühling“. Das Wort „Lenz“ kommt von „lang“: Die Tage werden wieder länger.

Das lateinische Wort „aperire“ (= öffnen) gab dem April seinen Namen. Die Knospen öffnen sich, die Natur erblüht. Der wetterwendische, launische April trägt die altdeutschen Namen „Launing“ und „Wandelmond“, letztere Bezeichnung vielleicht auch deshalb, weil sich die Natur verwandelt. Der Ausdruck „Grasmond“ kommt von den grünen Wiesen, die ab 1. April für die Dorfbewohner „gesperrt“ waren. Ostermonat heißt er auch, weil in der Regel der Jahre im April Ostern gefeiert wird.

Der „Wonnemonat“ Mai hat vermutlich seinen Namen von der griechischrömischen Wachstumsgöttin Maja. Im „Weidemond“ wurde früher das Vieh aus dem Stall auf Wiesen und Almen getrieben. Die Ungenauigkeiten in der Umgangssprache haben dann später aus diesem „Winni-“ oder „Wunnimond“ großzügig den bekannten „Wonnemonat“ entstehen lassen. Unter diesem Namen wurde der Mai der Monat der Liebe und der Liebenden. So wurde er auch zum „Hochzeitsmond“. Frommen Christen gilt der Mai als „Marienmonat“ und Gärtnern als „Blumenmonat“.

Juno, die römische Göttin der Jugend, gab dem Juni ihren Namen. Ihr, der Gemahlin des Göttervaters Jupiter, war er geweiht. Sie wurde nicht nur als Beschützerin der Ehe und der Hochzeit angesehen, sondern auch als Beistand während der Geburt. Der Juni heißt volkstümlich auch „Rosenmond“, beginnt doch um die Monatsmitte die „Königin der Blumen“ zu blühen. „Johannismond“ heißt er, weil um „Johanni“ (24. Juni) die Tage am längsten sind. Der altdeutsche Namen aber war „Brachert“ oder „Brachmond“. In der alten Dreifelderwirtschaft unserer Vorfahren wurde im Juni mit der Bearbeitung des dritten, brach und ungenutzt liegenden Feldes begonnen.

Im Juli denkt der Landwirt an die Ernte. Darauf gehen die alten deutschen Namen „Heumond“, „Heuet“ oder „Heuert“ zurück. Die volkstümlichen Bezeichnungen „Bärenmond“ und „Honigmond“ sind leicht zu erklären: Im Juli hielten sich der Fleiß der Bienen und der genießerische Raub der Bären wohl in etwa die Waage, jedenfalls als es noch genug Wildbienen und Bären gab. Schließlich belegte der erste Kalenderreformator Julius Cäsar den 7. Monat mit seinem Namen.

Hinter Julius Cäsar wollte auch Kaiser Augustus nicht zurückstehen, der in „seinem Monat August“ angeblich viel Glück hatte. Der August ist die herkömmliche Zeit der Getreideernte. Daraus lassen sich die alten deutschen Namen leicht ableiten: „Ernting“, „Erntemond“, „Ährenmond“, „Sicheling“ und „Sichelmond“. Letztere Namen verweisen auf das frühere Abmähen des Getreides mit der Sichel.

Weil im September der Sommer scheidet, hieß der Monat früher „Scheiding“. Karl der Große hieß ihn „Herbstmond“ oder „Holzmond“, weil man wieder zu fällen begann.

„Weinmond“ hieß der Oktober wegen der Weinlese, die in ihm ihren Höhepunkt hat. Weil das Laub im Oktober gelb wird (zu gilben beginnt), trug der Monat den schönen Namen „Gilbhart“. Im Oktober waren früher die Dachsjagd, so hieß der Monat bei den Jägern „Dachsmond“. Dankbare und fromme Leute bezeichneten ihn als „Kirchweihmond“, wobei sie wohl auch ein wenig an das Erntedankfest dachten.

Seine alten deutschen Namen „Nebelung“, „Nebelmond“ oder auch „Windmond“ drücken das triste Wetter im November aus. Das Sterben und Vergehen in der Natur, nicht die kirchlichen Feste, ließen den November zum „Totenmonat“ werden. In vielen Gegenden begann am 11. November die Schlachtzeit. Schlachtfeste und Spinnabende waren eine willkommene Abwechslung in der nun beginnenden dunklen Vorwinterzeit. So hieß der November auch „Schlachtmond“ und „Spinnmond“.

In vorchristlicher Zeit nannte man den Dezember „Wolfsmond“, weil er wie ein Wolf mit seinem dunklen Rachen das Licht verschlang. Auch die späteren christlichen Bezeichnungen wie Heilmond, Christmond, Wintermonat, Heiligmond konnten sich nicht durchsetzen. Die Bezeichnung „Julmond“ geht zurück auf das Julfest der Germanen, das in der Wintermitte gefeiert wurde. „Jul“ war das Sonnenrad, das als Licht beschworen wurde. Bis zur Kalenderreform von Julius Cäsar im alten Rom war er der zehnte Monat („decem“ = „zehn“).

„JANUAR KALT, DAS GEFALLT!“

„Januar warm, dass Gott erbarm!“ sagen die Bauern, wenn die Sonne den Schnee wegtaut und sich zum Jahresanfang erstes zartes Grün in Feld und Wald zeigt.

Für sie gilt die Regel, mit der dieses Kapitel überschrieben ist: „Januar kalt, das gefallt!“ Die Bauern wissen, dass der Schnee die Saaten vor dem Frost schützt, dass er geraten lässt, was der Bauer im Herbst säte: „Januar muss vor Kälte knacken, wenn die Ernte soll gut sacken.“

Der Januar ist in unseren Breiten der einzige Monat, wo man nicht auf dem Feld arbeitet. Trotzdem hat der Bauer noch viel zu richten: „Im Januar sieht man lieber den Wolf als einen Bauern in Hemdsärmeln.“

Der Wolf, der sich noch vor hundert Jahren in manchen Gegenden Mitteleuropas im frostigen Monat Januar bis an die Gehöfte heranschlich, war bei der Landbevölkerung sehr gefürchtet. Anscheinend hatte aber jeder mehr Angst vor dem Bauern, der sich im Haus auf die faule Haut legte.

„Fährt der Bauer im Januar Schlitten, muss er im Herbst um Sä-Frucht bitten.“ Wer in den Sommer- und Herbstmonaten nicht genügend Vorrat gesammelt hat, der kann leicht zum Hungerleider werden. Denn der Januar war von jeher der Monat, der für die Landbevölkerung zum teuersten wurde: „Der Jänner – ist ein Holzverbrenner.“ „Januar – macht die Butter rar.“

 

Am meisten schätzt man einen sonnigen Januar, der mit Eis, Frost und einer schützenden Schneedecke einhergeht. „Ist der Januar hell und weiß, kommt der Frühling ohne Eis, wird der Sommer sicher heiß.“

„Der Januar muss krachen, soll der Frühling lachen.“ „Die Erde muss ihr Betttuch haben, soll sie der Winterschlummer laben.“ „Ein kalter Januar – bringt ein gutes Jahr.“ „Ist der Januar frostig und kalt, lockt uns bald der grüne Wald.“ „Eis und Schnee im Januar – künden ein gesegnet Jahr.“

Die Winterluft – das weiß der Bauer – ist für ihn auch ein Lebenselixier. Wenn er sich warm anzieht, nimmt er so leicht keinen Schaden. Ist aber der erste Monat des Jahres warm und regenreich, und legt sich der Nebel auf die Landschaft, so gibt es allenthalben Kranke. Da man früher noch keine Antibiotika kannte, starben im ersten Teil des Jahres sehr viele Menschen an Lungenentzündung oder auch nur an Erkältungen, die heute im Beruf kaum noch als Krankheitsgrund gelten.

„Winter weich – Kirchhof reich.“ Aber wärmeres Wetter mit Niederschlägen im Januar wirft auch Schatten auf die nächsten Monate: „Nebel im Januar – bringen ein nasses Frühjahr.“ „Ein Jahr, das schlecht will sein, stellt sich schwimmend ein.“ „Regen im Januar – bringt der Saat Gefahr.“ „Viel Regen, wenig Schnee tut Äckern und Bäumen weh.“ „Lässt der Januar Wasser fallen, lässt der Lenz es gefrieren.“ „Soviel Tropfen im Januar, soviel Schnee im Mai.“ „Ist der Januar feucht und lau, wird das Frühjahr trocken und rau.“ „Ein Januar wie März, ist dem Bauer ein schlechter Scherz.“

Und zusammenfassend fluchte ein Kalendermacher: „Hat der Januar viel Regen, bringt’s den Früchten keinen Segen, nur die Gottesäcker werden gedüngt, wenn er viel Regen bringt.“ Reichlicher Schnee im Januar macht dem Bauern viel Freude: „Januar Schnee zuhauf – Bauer halt den Sack auf.“ „Reichlich Schnee im Januar, macht Dung fürs ganze Jahr.“

Außer dem Wolf beobachtete man auch andere Tiere und ihr Verhalten: „Wenn der Maulwurf wirft im Januar, währt der Winter bis zum Mai wohl gar.“ „Je näher die Hasen dem Dorfe rücken, desto ärger sind des Eismonds Tücken.“ „Tanzen im Januar die Mucken, muss der Bauer nach dem Futter gucken.“ „Wenn die Mücken spielen im Januar, so sind die Schafe in großer Gefahr.“

Und über die Pflanzen und ihr weiteres Gedeihen wusste man: „Wächst das Gras im Januar, wächst es schlecht das ganze Jahr; wächst die Frucht auf dem Feld, wird sie teuer in aller Welt.“

Wenn aber die Flüsse, Seen und Teiche zugefroren waren, dann litt man später keine Not: „Ist im Januar dick das Eis, gibt’s im Mai ein üppig Reis.“ „Sind im Januar die Flüsse klein, gibt’s im Herbst einen guten Wein.“

GLÜCKSBRINGER FÜR DAS JAHR

„Scherben bringen Glück“, nicht nur dem jungen Paar am Polterabend, auch dem Haus und seinen Bewohnern am Morgen des Neujahrstages. Unsere Vorfahren glaubten, mit dem Gepolter und Geklapper zerschellender Krüge und Töpfe die bösen Geister fortscheuchen zu können. Doch müssen die Scherben aus Steingut, Ton oder Porzellan bestehen, in keinem Falle dürfen es Glasscherben sein, denn die bringen Unglück.

Glas ist das Symbol für Glück, und gerade das soll in der künftigen Ehe heil bleiben. Doch „Glück und Glas, wie leicht bricht das“. Und wehe, wenn gar ein Spiegel am Neujahrstag zerbricht! Der soll sieben Jahre lang „sein Glück nicht finden“.

Das Glück ist blind und schon gar nicht vollkommen. „Jeder ist seines Glückes Schmied“: Das Hufeisen, an der Schwelle des Jahres geschmiedet, verheißt seinem Besitzer ein Jahr lang Geborgenheit und Schutz.

Wer seinem Glück hinterherläuft, ist selbst schuld daran, wenn er am Ende des Jahres vor einem Scherbenhaufen steht. „Dem Glücklichen schlägt keine Stunde“: Dieser Spruch bezieht sich auf das „Glück in der Liebe“, nicht auf das „Glück im Spiel“.

Das neue Jahr ist immer mit großen Hoffnungen und Erwartungen begrüßt worden. Alter Aberglaube aus vorchristlicher Zeit und frommer Glaube haben sich am Jahresanfang so durchdrungen, dass der jeweilige Ursprung oft in Vergessenheit geraten ist. So hat man das neue Jahr in Gesellschaft begrüßt, weil man dich durch die Gemeinschaft des geschlossenen Kreises vor den dämonischen Mächten sicherer gefühlt hat. Ring und Kranz sind magische Zeichen für den geschlossenen Kreis. Sie verstärken die schützende Wirkung und sind Garanten für dauerndes Glück.

Der guten Vorbedeutung wegen wünscht man sich am Neujahrstag Glück und möchte selber möglichst viele Glückwünsche bekommen. Glückszeichen gibt es viele: Marienkäfer und Glücksschwein, das vierblättrige Kleeblatt und der Lorbeerzweig, Rosmarin und Myrtenkranz, Glücksei und Hufeisen, Schornsteinfeger und Glückspfennig, Herz und Ring, Holzschuhe uns Sternkreiszeichen, Sonnenrad, Efeu, Mistel, Lebensbaum und glückbringende Ammoniten.

Der Holzschuh symbolisierte lange Zeit hindurch eheliches Glück und Fruchtbarkeit. Er tauchte deshalb häufig bei den Riten der Brautwerbung auf. Heute ist der tiefere Sinn dieses Brauchs verlorengegangen. Man verwendet Holzschuhe als rustikales Schmuckelement in Neubauten und in Vorgärten. Das Rad ist seit den frühesten Zeiten der Menschheit ein in allen Kulturen anerkanntes Sonnensymbol. Das Sonnenrad symbolisierte in der Zeit der Wintersonnenwende den Sieg des Lichts über die Mächte der Dunkelheit.

Findet man ein Hufeisen, so bringt das Glück. Schon die Römer hegten diesen Glauben. Man trug es bei sich, nagelte es über die Eingangstür, über den Kaminsims oder über das Scheunentor. Der Kult um das Hufeisen liegt wohl darin begründet, dass Eisen als Metall ursprünglich sehr kostbar war. Das Hufeisen als Glückssymbol weist aber auch auf das Hufeisen von Wotans Pferd aus der Wilden Jagd. Ebenso erinnert das Glücksschwein an den wilden Eber, dass heilige Tier der germanischen Götter. Der Marienkäfer (Siebenpunkt) soll besonders Kindern Glück bringen. Er weist auf die magische Glückszahl Sieben hin. Das Herz war stets ein glückbringendes Symbol und Zeichen der Treue zu Mensch, Haus und Hof. Das Ei galt in allen Kulturen als Sinnbild für Fruchtbarkeit und Wiedergeburt.

Rosmarin und Myrte mit ihren immergrünen Blättern sind Pflanzen, die Segen und Lebenskraft verheißen. Als Hochzeitspflanzen tauchen sie schon bei den Griechen auf. Im Brautkranz verbunden, bedeuten sie ein ewiges Eheglück. Beide Pflanzen waren der Aphrodite heilig, später der germanischen Göttin Hulda. Sie sind auch Symbole der heiligen Liebe.

Storch und Schwalbe zählen überall als Symbole für Wohlergehen, Glück und Erfolg in Haus und Hof. Ihre regelmäßige Rückkehr im Frühjahr, ihre Treue zum Nest mögen der Grund für diese Vorstellung sein. Sie sind die vom Volk verehrten Tiere schlechthin. Man schützt sie und hilft ihnen, sich am oder auf dem Haus niederzulassen. Storch und Schwalbe symbolisieren die soziale Eintracht, die Dauerhaftigkeit der Beziehung des Ehepaares.

Glück sollen auch die Münzen bringen, die wir in den Brunnen werfen. Das wissen wir von den Münzen im Trevi-Brunnen von Rom, die uns wieder in die Ewige Stadt zurückkehren lassen. Auch das ursprünglich römische Amulett und der arabische Talisman werden gern in Form von Münzen als schützende Gegenstände am Körper getragen. Es ist nicht so sehr das kostbare, metallische Erz, dem nach der Vorstellung unserer Vorfahren Zauberkraft innewohnt, es ist vielmehr die Rundheit und das Glitzern des Metalls, worin die lichtspendende Sonne, die Geborgenheit und Leben verheißt, gesehen wurde.

DER HECHT IM KARPFENTEICH

Ursprünglich sollte er nur als Lückenbüßer dienen, als Fleischersatz in Zeiten strenger mittelalterlicher Fastengebote. Doch schon bald wurde der Karpfen, den man auch „Klosterfisch“ nannte, weil Mönche ihn in Teichen züchteten, zum appetitlichen Mittelpunkt des Silvesteressens.

Zum Jahresende nahm man gerne Speisen zu sich, die – wie der Karpfen -Fruchtbarkeit und Leben symbolisierten. Auch heute noch kommt in Millionen deutscher Haushalte an diesem Festtag Karpfen auf den Tisch – am liebsten „blau“, zuweilen auch gebacken.

Bei soviel Tradition entwickelte sich um den Karpfen eine Fülle von Bräuchen und abergläubischen Praktiken: Glück und Segen im neuen Jahr sollten die Schuppen des gegessenen Karpfens bringen. Deshalb streute man sie im ganzen Haus umher. Wer vom Glück in erster Linie Geldsegen erwartete, trug solche Schuppen stets bei sich.

Es hieß, dass ihm dann das Geld nie ausginge. Noch heute hofft ja so mancher Anhänger dieses harmlosen Aberglaubens, mit Hilfe der Glücksschuppe in seinem Portemonnaie einen größeren Lottogewinn machen zu können.

Neben der uralten Fruchtbarkeitssymbolik des Fisches, von der man wahrscheinlich die Hoffnung auf eine wundersame Vermehrung des Geldes ableitete, dürfte auch die an Münzen erinnernde Form der silbrig glänzenden Schuppen zur Entstehung dieser Sitte beigetragen haben.

Heutzutage sind dem großzügigen Verstreuen von Karpfenschuppen allerdings Grenzen gesetzt. Denn der im Handel hauptsächlich angebotene Spiegelkarpfen ist nahezu „nackt“. Die Schuppen haben ihm findige Mönche schon vor langer Zeit „weggezüchtet“. Seine kurze, hochrückige Form ist ebenfalls ein Zuchterfolg der Klosterbrüder von einst. Der Grund dafür soll eine kuriose Fastenregel gewesen sein, die angeblich vorschrieb, dass der Fisch nicht über den Tellerrand ragen durfte.

Viel Wundersames wusste der Volksmund über andere Körperteile des Karpfens zu berichten. In Österreich heißt es noch heute, dass alles in Erfüllung geht, was man sich wünscht, wenn man die Blase des verspeisten Karpfens mit einem Knall zum Platzen bringt.

Der außerordentlich körnerreiche Rogen (Eier) dieses Speisefisches – ein zwei Kilogramm schweres Karpfenweibchen trägt bis zu fünf Millionen Eier – hat ebenfalls eine Symbolik: Zu Silvester gegessen, bringt er Glück und Geld getreu dem Spruch „So viel Körner, so viel Gold“. Glück soll auch der sogenannte „Karpfenstein“ bringen, ein dreieckiges Knöchelchen im Kopf des Fisches. Wer es auf seinem Teller findet, soll mit einem sehr erfolgreichen neuen Jahr rechnen können.

Dass ein solches symbolbeladenes Tier auch in der Volksmedizin seinen Stammplatz hatte, versteht sich von selbst. Getrocknete und pulverisierte Teile des Karpfens waren beliebte Heilmittel gegen alle möglichen Leiden. Besonders der geheimnisvolle „Karpfenstein“ hatte es den Menschen früher angetan. Man verwendete ihn vor allem zur Behandlung von Epilepsie, Schlaganfall und Gallenkolik.

Und „Hand aufs Herz“: Wenn wir heute an Silvester einen Karpfen essen, denken wir nicht daran, im neuen Jahr „der Hecht im Karpfenteich“ zu sein?