Wie ich auch ohne Erleuchtung zu mir selbst fand

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Wie ich auch ohne Erleuchtung zu mir selbst fand
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Impressum

Dies ist ein Auszug aus dem 2018 erschienenen Buch „Dreh den Schubkarren um!“

ISBN der kompletten gedruckten Ausgabe 978-3-00-059519-6

© 2019 des vorliegenden E-Books bei Dieter M. Hörner

Alle Rechte vorbehalten

Abhängig vom verwendeten Lesegerät kann es zu unterschiedlichen Darstellungen des vom Autor freigegebenen Textes kommen.

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Autors wiedergegeben werden.

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Inhalt

Indien – Teil 1

Wo ist hier der Taxistand?

Indien – Teil 2

Namaste

Indien – Teil 3

Jesus!

Indien – Teil 4

Löcher!

Indien – Teil 1

Wo ist hier der Taxistand?


„Spatzl, stell dir vor, da liegt ein Flugschein nach Indien in der Post.“

„Nach Indien, wie genial, zeig mal. Aha, die möchten, dass du dort an den Tempeln einen Feuerlauf machst!“

„In Indien?“

„Ja, ist doch toll, das macht sicher Spaß!“

„Lass mal sehen. Hmmm, der erste Flug geht nach Delhi, dann weiter zu einem unaussprechlichen Ort, wo auch immer das ist“, erwidere ich.

„Ist doch egal, wo das ist. Indien! Was Neues machen, Spaß haben. Pack deinen Koffer und los geht es“, kommt die typische Petra-Antwort.

„Da liegt ein Zettel dabei, auf dem steht: Wenn du am Flughafen ankommst, siehst du einen Taxistand. Nimm dir ein Taxi, das sind ca. drei Stunden Fahrt. Wir warten auf dich am Hotel in den Backwaters, liebe Grüße und bis bald.“

„Spatzl, du kennst mein Englisch, das ist, sagen wir mal so, übersichtlich. Meinst du, ich soll da einfach hinfliegen? Viele Informationen habe ich ja nicht.“

„Klar fliegst du. Das wird dir guttun. Oder hast du was Besseres zu tun?“

„Nein, das habe ich in der Tat nicht“, antworte ich lächelnd.

Ach, meine Petra. Alles, was nach Spaß und Freude aussieht, wird sofort gemacht. Recht hat sie.

Ich schaue mir die Unterlagen genauer an, da rutscht ein Bild der Gruppe aus dem Kuvert. Lächelnde Menschen in bunten Gewändern, einige mit Rastalocken, sitzen fröhlich im Sand. Aha, zwei kenne ich, die waren doch an dem Feuerlauf damals dabei, als ich Petra kennenlernte und mir an der Fackel das Handgelenk verbrannt habe. Ok, so kommen die also auf die Idee, auf ihrer Indienreise einen Feuerlauf zu veranstalten.

Ich schaue mir nochmals an, was an Informationen vorliegt. Ein Flugschein, der Zettel mit der Info zum Taxistand, ein Hotelname und der Begriff Backwaters, ein Datum, wie lange sie in diesem Hotel sind und auf mich warten. Nicht viel, reicht aber. Wann geht es los? Nächste Woche schon. Passt!

Im Flugzeug sind viele bunt angezogene Menschen. Wir schreiben das Jahr 1995 und ich befinde mich, wieder einmal, in einer intensiven Veränderungsphase. Ich erfinde mich sozusagen neu, oder um es auf den Punkt zu bringen, ich finde mich neu. Endlich!

Im Flugzeug sind auch einige Inder und ich bin angenehm überrascht, wie freundlich mich diese anlächeln. Besonders einer mit Turban schaut immer wieder freundlich zu mir rüber, lächelt und wackelt lustig mit dem Kopf. Dass dieser nette Mensch bald eine wichtige Rolle in meinem Leben spielt, ist in diesem Moment noch nicht bewusst.

„Hey, gehst du auch in den Ashram?“, spricht mich mein Nachbar an.

„Ähh, nein.“

„Was machst du dann in Indien?“, fragt er und schaut mich verdutzt an.

Ich lächle ihn an und sage: „Ich fliege zu einer Gruppe nach Südindien, ich glaube, die gehen in diese Ashrams. Ich werde sie eine Zeitlang begleiten, vielleicht schaue ich mir das dann mal an.“

„Unbedingt! Das musst du erleben. Die Gurus sind voller Liebe, da kannst du in die Glückseligkeit eintauchen. Ich war jetzt ein paar Monate in Deutschland, habe ein bisschen Geld erdient, das reicht mir für ein paar Monate in Indien. Ist ja alles dermaßen billig dort.“

„Ok, mal schauen, ob es sich ergibt“, ist meine Antwort. Siehst du Dieter, denke ich bei mir, da hat sich doch schon einiges getan. Deine Welt verändert sich und du dich ebenso. Innerlich wie äußerlich. Vor ein paar Monaten hätte der dir niemals diese Frage gestellt, denn da wärst du mit ordentlich geschnittener Föhnfrisur, Anzug und Krawatte hier gesessen. Mittlerweile hast du alle deine Anzüge und Krawatten entsorgt. Deine Haare trägst du offen, sie fallen lang über deine Schultern.

Ich muss grinsen. Wenn mich meine ehemaligen Geschäftskollegen jetzt sehen würden, die wären geschockt. Früher wäre ich Erste Klasse geflogen, meine Sekretärin hätte alles ordentlich gebucht, ein Mietwagen stünde am Flughafen bereit, alles wäre perfekt. Und jetzt habe ich mein letztes Geld für diese Reise zusammengekratzt, habe keine Ahnung, wo und was überhaupt diese Backwaters sind und vertraue darauf, dass es von da an irgendwie weitergeht. Wie genial. Ich liebe es, wenn mir bewusst ist, wie wunderbar lebendig mein Leben jetzt ist.

Das Flugzeug landet und ich trete in den Flughafen. WTF? Das soll ein Flughafen sein? Wo bin ich denn hier gelandet? Das kann doch nicht wahr sein. Das ist eine Bretterbude! Kein Ankunftsschalter. Will denn niemand meinen Ausweis sehen? Aha, da vorne liegen zumindest die Koffer. Einfach so auf dem Boden.

Jeder sucht sich sein Gepäck raus. Ok, mach ich das auch mal. So, alles da. Klasse. Wo ist mein Zettel? Da steht: In der Nähe ist ein Taxistand. Na, dann schauen wir mal, wo dieser Taxistand ist. Ist hier ja alles sehr übersichtlich, der kann ja nicht weit weg sein. Oder doch?

Nichts zu sehen. Kein Taxistand. Und es werden immer weniger Menschen. Wo gehen die alle hin? Aha, da ist eine Bushaltestelle. Zwei Busse. Keine Aufschrift auf den Bussen. Doch, da an der Seite, da steht was. Ein Ort ist angeschrieben. Kein Hotel.

Wieso haben dir mir den Ort nicht auf den Zettel geschrieben? Nur Backwaters. Und der Hotelname. Was zum Teufel ist denn dieses Backwaters? Ich kann doch nicht einfach in einen Bus steigen, wer weiß, wo der hinfährt? Wie viel Geld habe ich eigentlich dabei? Dreihundert Mark. Na, hier soll ja alles so günstig sein, das wird schon reichen. Blöd nur, dass ich das noch nicht umgewechselt habe. Ob ich hier mit D-Mark bezahlen kann? Eher nicht. Toll!

Moment! Habe ich einen Rückflugschein? Nein! Das fällt dir jetzt ein? Du bist vielleicht ein Hirsch. Fliegst nach Südindien, mit fast keinem Geld in der Tasche, keine Ahnung, wo du hinmusst und dann nicht mal ein Rückflugticket. Klasse! Gut gemacht. Und nun ist der letzte Bus auch weggefahren. Super!

Ich stehe auf diesem Platz und meine Gedanken laufen mit einiger Berechtigung Amok.

Stopp! So wird das nichts. Setze dich hin und erinnere dich daran, was du in den letzten Monaten gelernt hast, sage ich mir selbst und suche einen schattigen Platz unter einem Baum.

Ich setze mich, lehne mich gemütlich an und schließe die Augen. Achte auf deinen Atem. Besser! Atme und entspanne dich. Alles ist gut. Du bist in einem wunderbaren Land, die Sonne scheint, du hast eine volle Trinkflasche und alle Zeit der Welt. Was erzählst du an deinen Seminaren immer? Das Herz wahrnehmen und den Fügungen des Lebens vertrauen, wenn du selbst nichts mehr tun kannst.

Nun, das könntest du jetzt anwenden. Wäre ein guter Zeitpunkt. Denn selbst kannst du im Moment nichts unternehmen. Das hättest du im Vorfeld angehen müssen. Diese Reise besser organisieren. Doch nun ist es müßig, dir Vorwürfe zu machen. Du hast es nicht getan, Punkt. Das muss einen Sinn haben. Denn das ist ja sonst nicht deine Art. Du bist doch immer so stolz auf deine Planungen und dein Organisationstalent. Also, warum hast du das nicht getan im Vorfeld der Reise? Was ist der tiefere Sinn? Weil du das hier erleben wolltest oder erleben musst? Ja, das könnte sein. Also entspanne dich. Es wird etwas geschehen. Es geschieht immer etwas. Du wirst nicht tagelang hier sitzen. Das Leben geht weiter. Das Leben hat immer eine Überraschung bereit. Du bist sowieso immer ein Glückspilz. Also warte ab, bleibe entspannt und vor allem neugierig.

Ich sitze gelassen und gegenwärtig an meinem Baum gelehnt, irgendwo in Indien. Es ist wunderschön hier. Die Sonne scheint, es riecht exotisch. Es geht mir gut. Eine tiefe Ruhe durchströmt mich und ich bin bereit, mich vom Leben überraschen zu lassen. Nur noch wenige Menschen sind unterwegs. Vielleicht sollte ich mal jemanden fragen, kommt mir in den Sinn. Ihm meinen Backwaters-Zettel zeigen. Und dann? Hast du immer noch keine Fahrgelegenheit. Also sitzenbleiben. Ist eh gerade so schön und bequem hier.

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