Liebe in Corona-Zeiten

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Nicht da

Um mich legtest du

dich, unsichtbar ein

Mantel wärmte mich

wie eine zweite

Haut schützt vor Umher,

tief das Begehren.

Nicht da. Und wie sehr

im Rund zu spüren.

Neue Riten. Sich die Ehre erweisen

Angela Merkel legt die Hände vor der

Brust zusammen

und beugt ihr Staatslenkerinnenoberhaupt.

Sittsam wie ein

Burgfräulein aus Zeiten Walters von der

Vogelweide. Komisch

mutet das an beim ersten Sehen,

beim zweiten hat man sich daran gewöhnt.

Emmanuel Macron, staatspräsidentisch,

Grand Seigneur, legt quer den Arm vor

seine Brust,

erweist der hohen Dame seinen Gruß.

Napoleon könnt‘ es nicht besser.

Außenminister rüpeln Ellenbogen, bevor

sie diplomatisch gegen-vor-mit-einander

reüssieren.

Schul- und Kita-Kinder erproben neue

Umgangsformen.

Sie füßeln, strecken Körperteile sich entgegen,

die fern von Mund und Nase sind

(bis hin zum – beidseits rücklings geführten –

Po).

Gelegentlich hört man sie „Abstand halten!“

rufen.

Wie grüßen sich die Liebenden der Welt,

wenn es an Leiblichem nun fehlt?

Es gibt Masken.

Bitte

Schwer geht dein

Atem. Kommt.

Geht.

Lang erwartet.

Zeichen: Du

lebst.

Eine Absage

Zum Geburtstag komme sie nicht.

Sie wolle sich nicht anstecken.

Alle gesund.

Man könne sich doch nicht einigeln.

Masken-Reminiszenz

Ein längst vergangener Spätherbst. Nasskalt.

Matschwetter. Von den japanischen

Studierenden, die zu einem Schnupperkurs nach

Berlin an die Humboldt-Universität

gekommen sind, haben sich einige erkältet.

Sie tragen Masken.

Ein ungewohnter Anblick.

Seherinnen haben Pech

Kassandra sitzt auf

dem Klo. Das ist ihr

Arbeitsraum. Sie will

den Mann nicht stören

durch Kratzen ihres

Stifts auf dem Papier.

Urlaubsparadies.

Er braucht den Schlaf,

ganz wie zu Hause.

Hier gibt es nur ein

Zimmer für die zwei.

Idyll Arbeitsraum

schaffen, ohne ihn.

Kassandren ahnen. Sie

werden nicht erhört.

Wen wird das wundern?

Wer will denn schon die

Nachrichten vom Klo?

Konsequenzen
(Vor Fühlen kann auch Vorfühlen gesprochen werden.)

Gewarnt vor Liebe,

fehlt die Garantie,

zu hoch die Kosten.

Versicherungen

warnen in diesen

schlecht gesicherten

Zeiten: Vor Fühlen.

Schranke

So viel versperrt sich

deinem Blick an Welt,

körperlich fixiert sich

der Virus-Bann hält

im Zaum, zu erwarten

dich an einem Ort.

Du hast den Garten.

Mit dir darinnen.

Der Zaun schützt vor Besuch.

Ein artig Stück

Ein Buch verfälscht ins

Heute. Das Mädchen

mit braven Zöpfen

und der freche Max.

Schulanfang. Mütter

geleiten dahin

Kinder im Halstuch.

Mit unbedeckten

Kehlen geschmückt die

Väter später dabei.

Corona: Eltern-

Teil eins begleitet.

Mama geht mit.

Der freche Max bin

ich. Ach nein, Lottchen,

das auch nicht. Mädchen,

na, was denn nun? Ich

hab genug zu tun.

Oh, welcher Hochmut.

Nicht zu verstehen?

Ist zu ersehen

aus dem Geschehen.

Dem bald Folgenden.

Schleier aus Bittergras

Am Morgen über den

Lidern, über dem Kopf,

über Seele und Körper

ein Netz, von welcher

Spinne grau gewebt,

sich beobachten,

irgendwann löst sich,

spinnwebenartig

zerschwebt in Räumen,

erahne ich dich.

Zu Hause: Monolog vom Anfang und vom Ende nicht

Wo gehst du hin?

Was machst du gerade?

Ich habe die Spülmaschine angeworfen.

Und die Waschmaschine angemacht.

Hast du mir den Zettel fürs Einkaufen

geschrieben?

Du kannst nicht mitkommen.

Es darf immer nur einer zurzeit in den

Supermarkt.

Ich habe nur die eine Maske.

Du hast jetzt auch eine.

Ich fahre gleich früh um sieben.

Das ist nicht deine Zeit.

Später ist es wieder voll.

Letztes Mal war ich der Zweite in der Schlange.

Morgen bin ich der Erste.

Du willst selbst einkaufen.

Straßenbahn fahren ist jetzt schlecht.

Laufen?

Mit vollen Beuteln?

Auto?

Du bist seit 30 Jahren nicht gefahren.

Zeigen?

Auf einem Parkplatz?

Dein Vater hat dich, als du neun Jahre alt warst,

ans Lenkrad gelassen?

Das war kaum Verkehr damals.

Kein Geburtstagsgeschenk für mich.

Keine Überraschung.

Heul nicht.

Du kannst mir einen Gutschein schenken.

Holen wir später alles nach.

Auf die Idee bist du selbst gekommen.

Na, dann ist gut.

Gar nicht gut, wieso?

Ich habe uns was Feines zu Essen gemacht.

Nicht schon wieder essen?

Mach‘ ich erst noch eine Runde im Garten.

Ich sitz‘ nicht immer drinnen.

Geh du mal raus.

Du bekommst langsam eine Paranoia.

Hast schon Angst vor Menschen.

Na, geh mal raus.

Was machst du denn da?

Die Blumenläden haben übrigens geöffnet.

Ist erlaubt.

Sitzt du schon wieder am Computer?

Was machst du denn da?

Du kriegst gleich die Krise?

Wieso denn?

Traurig

Wolken ballen sich.

Ein Elf tanzt mit dem

Dunkel sich zusammen.

Im Lichten das Gemüt

hellt sich nicht auf

vom Spiel am Himmel.

Seinen Kreis zieht zart

der dunkle Wolken-Elf,

zu zweien nicht allein.

Lockerung im Urlaubsidyll

In dem Gewimmel,

auf dem Boulevard,

am Strand suche ich

dich, fürchte Münder,

See-und-Sonne-Sounds

froh intonierend,

unbedeckt sind sie

mir allzu nahe.

Erreichte mich dein

Augenmerk. Schüttelst

sacht dein weises Haupt

ob Angst und Übermut.

Humor täte gut.

Wer passt in die Situation

Wer schon, der Robert

Gernhardt, der gleiche

Gernhardt lacht mich aus.

Gleichen kann Steine

nicht erweichen. Und?

Gernhardt presst Steinen

die Lachtränen aus?

Da heult die Wölfin

glatt den fernen

Mond an. Gernhardt

das Wasser reichen,

dem bin ich bloß ein

Dichterinnenfloh.

Ein Floh, ‘ne Menge

kann er. Sei nicht so

dämlich. Dame. Ich.

Der Gernhardt rollt

die toten Augen

Gleich dir doch selbst.

Da hat er real Recht.

Lisa Eckhart und das Überhöhen

Meint, man solle Masken tragen,

man müsse sich nicht wundern,

wenn unbedeckt die Blößen

sich zuhauf brüskierten.

Ich stelle richtig:

Mitnichtig

sprach die Satirikerin

von Mund und Nase

schützen.

Ihr Schlund-Auswurf-Bild

könnte suggerieren,

geschichtlichen Sinn

farblich mit zu

implizieren.

Alles missverständlich

Will man missverstehen,

alles nicht ganz passend,

will man mainstreamen,

 

alles nicht so traurig,

auch, wenn es traurig ist.

Alles bloß nicht sagen.

Man erregt sich bloß.

Erregte man sich nicht,

sagte man das nicht,

was täte man nicht?

Sagt und erregt sich,

man darf das nicht.

Ich bin vergesslich.

Das nervt mich.

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