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Der Hauttalg

Talg ist das reine Sekret der Talgdrüsen. Das Hautoberflächenfett, das Sebum, besteht aus diesem Sekret, außerdem aus Hornschichtfett, Barrierelipiden und Schweißrückständen.

Chemische Zusammensetzung des Sebums

Die neuen, mit verfeinerten Methoden der Gaschromatographie durchgeführten Untersuchungen des Hauttalges bestätigen die früher bestimmten Werte der Verteilung der einzelnen Lipidgruppen. Die analytischen Daten sind in Tabelle 1 dargestellt.

Tabelle 1

Bestandteile von Talg und Sebum.


KomponenteAnteil % TalgSebum
Triglyceride5742
Freie Fettsäuren015
Wachsester2525
Squalen1515
Cholesterol11
Cholesterol-Ester22

Daraus ist erkennbar, dass sich freie Fettsäuren erst nach Hydrolyse aus den Triglyceriden auf der Hautoberfläche bilden.

Tabelle 2

Physikalische Daten des Sebums.


Spezifisches Gewicht0,911 g/ml
Schmelzpunktzwischen 25 bis 26° C
Erstarrungspunktzwischen 15 bis 17° C
Säurezahlzwischen 26 und 60
Jodzahl der Fettsäurenetwa 61 bis 83
Rhodanzahlzwischen 55 und 74

Der Vergleich zwischen Jod- und Rhodanzahl in Tabelle 2 beweist, dass Anteile mehrfach ungesättigter Fettsäuren im Sebum enthalten sind.

Bildung des Sebumfilmes

Wenn man die Haut entfettet, so lassen sich bei der nachfolgenden Talgausscheidung drei ineinander übergehende Phasen differenzieren:

1 Während der ersten 25 Minuten kann man Talg nur an den Talgdrüsenöffnungen beobachten.

2 Nach etwa einer Stunde füllen sich die feinen Rillen und Furchen der Haut, und die ursprünglich aufgetretenen isolierten Punkte verbinden sich zu einem Netz.

3 Nach zwei und mehr Stunden schreitet die Auffüllung der Rillen fort, bis die Haut schließlich mit einem zusammenhängenden Talgfilm überzogen ist.

Das Ausmaß und die Geschwindigkeit der Hautoberflächenfettung hängt von der Leistung der einzelnen Talgdrüsen und von deren Dichte in der Haut ab.

Casual-level

Der Casual-level bezeichnet die auf einer untersuchten Hautstelle gerade zufällig vorhandene Fettmenge. Er gibt also eine ganz bestimmte, während des Tests gegebene Situation wieder.

Total-level

Total-level ist der Gesamt-Talgspiegel, welcher sich innerhalb einer bestimmten Zeit auf einer bestimmten Hautfläche bildet.

Nach einer Entfettung benötigt die Haut zur Wiederherstellung des ursprünglichen Fettgehalts eine Bildungszeit von etwa einem Tag. Dann ist meist ein individuell bestimmter Sättigungsgrad erreicht. Er beträgt zwischen 0,2–0,5 mg pro cm2 an der Stirn. Am Unterarm beispielsweise kann der Sättigungsgrad bereits bei 0,03 mg Lipid pro cm2 erreicht sein. Das heißt, dass nicht nur zwischen verschiedenen Personen sehr große Unterschiede bestehen (Seborrhoiker – Sebostatiker), sondern auch lokal am Körper ein und desselben Menschen.

Rekuperation des Sebums

Untersuchungen über die Regeneration des entfernbaren, ursprünglichen Fettfilms (i.e. Rekuperation) und die dazu notwendige Zeitspanne bestätigen, dass die Talgmenge in den ersten Stunden nach der Entfettung rascher zunimmt als zu einem späteren Zeitpunkt. Die Werte variieren dabei allerdings individuell ziemlich stark. In den meisten Fällen ist die Hälfte der ursprünglichen Menge in etwa 3 bis 6 Stunden gebildet.

Durchschnittliche Regenerationswerte sind beispielsweise:


ZeitTalgmenge auf entfetteter Haut
1 Stunde22%
2 Stunden40%
3 Stundenmindestens 50%

Die Versuche zur Regeneration des Fettspiegels der Haut lassen eindeutig erkennen, dass die Talgbildung in den ersten 2 Stunden zunächst deutlich ansteigt, danach aber langsamer einem individuellen Endwert zustrebt. Dies bestätigt den Befund, dass bei einem ganz bestimmten individuell charakteristischen Totalspiegel des Sebums die Ausscheidung des Hauttalges einem Gleichgewicht zustrebt, bei dem sich Talg-Bildung und Talg-Abtrag die Waage halten. Es kann jedoch auch der Fall eintreten, dass bei einer Verhinderung der Ausscheidung der neu gebildete Talg vermehrt in den Ausführungsgängen liegen bleibt und bei einer Auflösung der Blockierung spontan eine vermehrte Ausscheidung eintritt. Aufgrund von Untersuchungen an normal fetter und an seborrhoischer Haut kann man funktional schließen, dass mit dem Erreichen des individuellen Sebumspiegels bei normaler Haut eine Verminderung der Talgproduktion eintritt. Bei der seborrhoischen Haut hingegen scheint diese physiologische Rückkopplung zwischen optimalem Totalspiegel und Neuproduktion gestört zu sein, wodurch es zu den bekannten Talgretentionen und zur Komedobildung kommt.

Der Talgfilm in unterschiedlichen Körperregionen

Die Menge des ausgeschiedenen Hauttalgs ist abhängig von der Aktivität und von der Dichte der Talgdrüsen pro Hautfläche. Wenn man die einzelnen Körperregionen je nach Talgmenge in ein Schema abnehmender Quantitität bringt, bietet sich ein Bild, wie es in Tabelle 3 dargestellt ist.

Tabelle 3

Talgdrüsenaktivität in Abhängigkeit von dem Hautbereich


HautbereichTalgmenge
Kopfhaut und Stirn0,2–0,38 mg/cm2
Gesicht (Wangen, Nase)0,18–0,25 mg/cm2
Rücken und Brust (casual-level) im Mittel0,18 mg/cm2
Achselhöhle, Hals, Abdomen, Außenseite der Glieder und Unterarm (total-level) im Durchschnitt0,03–0,09 mg/cm2
Bein, Handrücken und Knöchel (casual-level)0,04 mg/cm2

Handflächen und Fußsohlen enthalten keine Talgdrüsen. Auf der Stirn beträgt die Dicke des Gesamtlipidfilmes zwischen 3–10 µm. Durchschnittlich bewegt sich die Dicke des Lipidfilmes zwischen 4,4–5,5 µm. Durch Untersuchungen kann man feststellen, dass eine Talgschicht ab 3,7 µm Dicke den Wasserverlust perkutan deutlich senkt. Deshalb ist es verständlich, dass Fettarmut der Haut stets gleichzeitig mit einem Feuchtigkeitsmangel verbunden ist.

Abhängigkeit von Alter und Geschlecht

Wenn auch die Sebummenge individuell sehr stark variiert, so kann man dennoch bei einer entsprechend großen Vergleichszahl eine Abhängigkeit der Talgproduktion und Talgausscheidung von Geschlecht und Alter feststellen.

Beim Mann

Vom 8. bis zum 17. Lebensjahr steigt die Talgmenge stark an und ist bis etwa zum 25. Lebensjahr erhöht. Anschließend kann man eine gewisse, aber nicht sehr auffällige Minderung der Talgproduktion bis etwa zum 40. Lebensjahr feststellen. Bis zum 50. bis 60. Lebensjahr tritt eine stark auffallende Verminderung der Talgproduktion ein, bis zu einem bestimmten Tiefstand, der zwar individuell verschieden sein kann, aber bei höherem Alter nicht mehr unterschritten wird.

Bei der Frau

Bis zum 25. Lebensjahr verläuft die Talgproduktion bei der Frau analog zum Mann, dann allerdings tritt im 35. bis 40. Jahr ein sehr starker Abfall der Talgproduktion ein, die einen tieferen Stand erreicht als beim Mann und sich zum 50. bis 65. Jahr weiterhin vermindert. Im Gegensatz zum Mann senkt sich der Lipidwert in den höchsten Altersklassen zwischen 66 und 80 Jahren weiter stark, bis zu extremen Tiefstwerten, die sich jedoch nicht – wie beim Mann – ausgleichen oder auf bestimmte Werte einpendeln.

Funktion des Hauttalgs

Die biologische und physiologische Zusammensetzung des Hauttalgs spielt für die Wasseraufnahmefähigkeit und die Wasserdurchlässigkeit der Haut eine bedeutsame Rolle. Einerseits verhindert der Hauttalg eine zu starke Durchfeuchtung der Haut und schützt sie dadurch vor atmosphärischen Schädigungen. Andererseits verhindert er eine Eintrocknung der Haut, indem er die Verdunstung aus der Haut, die Perspiration, hemmt. Ohne den Talgfilm verlöre die Haut das Hornwasser viel leichter und schneller. So bewahrt die Talgschicht die Haut vor zu starker Quellung wie auch vor zu intensivem Wasserentzug und verhindert damit, dass sie spröde wird. Der Hauttalg erhält dadurch die Elastizität und die Geschmeidigkeit der Epidermis. Ohne ihn würde sie trocken, schuppig oder erythematös (Pseudoanhydrosis) aussehen. An der Regelung des peripheren Wasserhaushaltes der Haut sind neben dem Hauttalg auch die Hornschichtlipide beteiligt. Einen Großteil dieser Hornschichtlipide, die anders als der Talg zusammengesetzt sind, finden wir in der Barriere. Sie bewahren die Hornschicht vor einer Auslaugung, vor allem der hygroskopischen wasserlöslichen Bestandteile, welche für die Erhaltung eines optimalen Wassergehaltes der Hornschicht ausschlaggebend sind. Der Hauttalg schützt die Haut außerdem vor wasserlöslichen, von außen an sie herangelangenden Stoffen. So ist die Widerstandsfähigkeit gegen Alkali (Alkaliresistenz) auf einer sebumhaltigen Hautstelle deutlich erhöht. Das Sebum kann bei der Aufnahme von Stoffen durch die Haut auch eine Mittlerrolle spielen, zum Teil direkt durch unmittelbare Verteilung und Auflösung in ihm; zum Teil indirekt durch seinen Gehalt an emulgierend wirkenden Stoffen, wie Cholesterin, Cholesterinestern und Fettsäure-Salzen. Dadurch kann die Emulgation des Sebums mit Wasser oder mit der Hautfeuchtigkeit gefördert werden.

 

Sebum und Wasser

Es gibt eine Emulsionstheorie des Hauttalges: Die Schutzfunktion des Hautfettes im Rahmen des peripheren Wasserhaushaltes beruht auf der Fähigkeit der Hornschichtlipide, mit Wasser Emulsionen zu bilden. Bei hohem Wassergehalt entsteht eine Öl-in-Wasser-Emulsion, die nach einer Abdunstung von Wasser in eine Wasser-in-Öl-Emulsion übergehen kann. Das natürliche Hautfett hätte somit die Fähigkeit eines Umschlag-Emulgators. Die Emulgationsfähigkeit umfasst das gesamte Hautoberflächenfett einschließlich der Hornschichtlipide und der wasserlöslichen Inhaltsstoffe aus dem Schweiß als einem Gesamtsystem.

Die ekkrinen Schweißdrüsen

Die Schweißdrüsen (Glandulae sudoriferae) haben eine schlauchförmige Gestalt. Sie liegen zwischen Kutis und Subkutis. Der den Schweiß absondernde untere Teil ist zu einem Knäuel aufgerollt und setzt sich im Schweißdrüsengang zur Epidermis fort. Dort ist er korkenzieherartig geformt und mündet in eine eigene Öffnung, den Ausführungsgang oder die Schweißpore (Abbildung 8). Die Schweißdrüsen sind über den ganzen Körper verteilt und an haarlosen Stellen besonders zahlreich, wie an der Handfläche und an den Fußsohlen. Man rechnet mit etwa 100 Schweißdrüsen pro cm2 in der menschlichen Haut. Die Zellen dieser kleinen Schweißdrüsen geben ihr Sekret in das Lumen des Ausführungsganges; von dort wird es durch kontraktile Zellen ausgepresst, welche die Drüse korkartig umgeben. Daher nennt man die Schweißdrüsen ekkrin.

Der Schweiß, die Ausscheidung der Schweißdrüsen, ist normalerweise sauer. Neben dem Hauptbestandteil Wasser enthält er etwa 1% feste Bestandteile, vor allem Kochsalz und Milchsäure. Die Transpiration selbst ist von einer Erregung der Nerven abhängig, und diese wird wiederum durch verschiedene Einflüsse gesteuert wie beispielsweise Körperwärme, Wassergehalt des Blutes, Füllung der Blutgefäße, seelische Faktoren und die Transpiration steigernde oder hemmende Arzneimittel. Der Anreiz zur Schweißsekretion erfolgt über die Fasern des sympathischen Nervensystems. Dabei verlaufen die Reizimpulse in Rhythmen, die ein größeres Schweißdrüsenarsenal gleichzeitig erfassen.

Die Schweißsekretion ist ein physiologischer, energieverbrauchender Vorgang, wobei der Salzgehalt des Schweißes ein besonderer Hinweis auf die Sekretionsleistung der Zelle ist. In besonderen Fällen kann es sogar vorkommen, dass Natrium-Ionen nach der zunächst erfolgenden Sekretion in das Drüsenlumen zurückresorbiert werden. Diese Rückresorption ist notwendig und für die perkutane Absorption von Wirkstoffen von Bedeutung. Es handelt sich dabei nicht nur um passive physikalische Vorgänge, sondern um eine physiologische, aktive Aufnahme. Dieser Vorgang der Schweißdrüsensekretion und der Rückresorption zeigt Ähnlichkeiten mit dem analogen Vorgang in der Niere. Die Schweißdrüsensekretion beeinflusst die Konsistenz der Epidermis: Sie wird durch eine erhöhte Transpiration erweicht. Bei einer Akne kann eine überstarke Transpiration den Hautzustand verschlechtern und Reizungserscheinungen hervorrufen.


Abbildung 8

I.) Schweißdrüse mit schweißabsonderndem, knäuelartig verschlungenem Körper. II.) Elektronenmikroskopische Aufnahme eines Querschnitts im sekretorischen Bereich. Der Ausschnitt ist in Abbildung I.) markiert. Die schwarzen Punkte sind Sekretbläschen, die in den Schweißdrüsengang abgegeben werden.

Die apokrinen Schweißdrüsen

Neben den kleinen ekkrinen Schweißdrüsen besitzt der Mensch die großen Schweißdrüsen, die man auch als Duftdrüsen bezeichnet. Diese apokrinen Drüsen entwickeln sich aus dem Epithel der Haarfollikel. Sie kommen gemeinsam mit den ekkrinen Drüsen vor. Ihr Ausführungsgang mündet jedoch nicht an die Oberfläche der Haut, sondern oberhalb der Talgdrüse in den Haarfollikel. Die physiologische Aufgabe der apokrinen Schweißdrüsen scheint in phylogenetischer Betrachtung mit den Sexualdrüsen der Säugetiere in Verbindung zu stehen, beim Menschen allerdings in rudimentärer Form. Für die Kosmetik haben hauptsächlich die großen Schweißdrüsen in den Achselhöhlen im Zusammenhang mit der Desodoration Bedeutung. Diese entwickeln sich in der Pubertät, und ihre Tätigkeit wird von den Geschlechtsdrüsen wesentlich beeinflusst. Sie sind neben den großen Talgdrüsen für den Hautgeruch verantwortlich, denn sie enthalten in ihrer Absonderung Duftstoffe, welche für Geschlecht, Rasse und Individuum charakteristisch sind. Bei der Sekretion der apokrinen Schweißdrüsen handelt es sich sowohl um die Abgabe einer Flüssigkeit wie auch um das Ausstoßen von Zellmaterial. Während der ekkrine Schweiß klar ist, ist das Sekret der apokrinen Drüsen weißlich-grau, manchmal gelblich mit fluoreszierenden Substanzen. Der frisch sezernierte apokrine Schweiß könnte als steril bezeichnet werden. Viele Autoren sind der Ansicht, dass er auch zumeist geruchlos ist und sich erst nach bakterieller Zersetzung ein typischer, meist unangenehmer Geruch entwickelt. Die verschiedenen, insbesondere individuellen Duftqualitäten lassen sich nicht nur als Folge einer bakteriellen Zersetzung ableiten, sondern sind auf flüchtige Fettsäuren zurückzuführen, welche im Sekret bereits von Anfang an vorhanden sind. Die Sekretion der apokrinen Schweißdrüsen erfolgt normalerweise langsam und kontinuierlich. Wenn eine plötzliche Schweißausscheidung eintritt, entsteht danach eine längere Ruheperiode. Dies spricht dafür, dass der apokrine Schweiß, der vom Epithel sezerniert wird, im Lumen des Drüsenkörpers und des Ausführungsganges gespeichert wird, bis er durch eine Kontraktion, vornehmlich der glatten Muskulatur, ausgepresst wird.

Anomale Schweißabsonderung

Abweichungen von der normalen Schweißabsonderung sind eine verminderte (Hypohidrosis) oder eine erhöhte Schweißabsonderung (Hyperhidrosis). Eine verminderte Absonderung kommt meistens bei einer trockenen Haut vor, bei Xerodermie, bei einer Altershaut und allgemein bei atrophischen Erscheinungen. Eine vermehrte Schweißabsonderung tritt physiologisch bei starker Hitze sowie bei übermäßigem Fettansatz ein, ferner bei Schwächezuständen und durch psychische Erregungen. Wenn die Schweißabsonderung jedoch dauernd erfolgt, dann führt dies zu einem Aufweichen der Haut, ändert häufig auch den pH-Wert und ist damit Voraussetzung für die Möglichkeit von Infektionen oder Pilzerkrankungen.

Bromhidrosis

Bei der Bromhidrosis ist der Schweiß geruchlich unangenehm verändert. Der unangenehme Geruch wird durch bakterielle Zersetzung des Schweißes auf der Haut verursacht.

Desinfektion

Kosmetisch kann man hier die betroffenen Hautareale desinfizieren. Bestimmte, intensiv riechende Lebensmittel wie Zwiebeln, Knoblauch, spezielle Gewürze oder Medikamente beeinflussen den Geruch des Schweißes ebenfalls negativ.

Desodoration

Die kosmetische Behandlung gegen unangenehmen Geruch auf der Haut ist die Desodoration.

pH-Wert

Normalerweise ist der pH-Wert des Schweißes der ekkrinen Drüsen sauer, mit einem pH von 3,8 bis 5,6. In Regionen überwiegend apokrinen Schweißes kann der pH-Wert bis zu Werten von 8,3 ins Alkalische ansteigen, vor allem dann, wenn die Verdunstung behindert ist. In Gegenwart bestimmter Bakterien kann sich der pH-Wert der Haut ebenfalls ins Alkalische verschieben.

Krankheiten

Bestimmte Krankheiten wie Diabetes, Gicht, Tbc, Typhus, Masern, Magen- und Darmstörungen sind von einer ganz bestimmten, eigenartigen, sogar charakteristischen Ausdünstung begleitet, so dass ein erfahrener Arzt aus der Geruchsbildung im Krankenzimmer manchmal eine zutreffende Vordiagnose stellen kann.

Der periphere Feuchtigkeitsgehalt der Haut

Periphere Hautfeuchtigkeit

Der Feuchtigkeitsgehalt der epidermalen Hornschicht ist von grundlegender Bedeutung für die Elastizität und die Unversehrtheit der Hautoberfläche. Feuchtigkeitsaufnahme der Haut aus der umgebenden Atmosphäre und aus der eigenen Perspiration sowie der Feuchtigkeitsverlust durch ständiges Verdunsten bestimmen den Grad des Hydratationszustandes. Neben dem Keratin der Hornzellen und den Lipiden enthält die Hornschicht wasserlösliche hygroskopische und oberflächenaktive Substanzen. Auch der Hauttalg selbst ist hygroskopisch, jedoch sind die wasserlöslichen Substanzen in der Hauptsache für das Feuchtigkeitshalte- und Wasserabsorptionsvermögen verantwortlich.

NM- oder NF-Faktor

Diese Substanzen nannte ihr Entdecker Jacobi NM-Faktor (Natural moisturizing factor) oder in deutscher Sprache ausgedrückt NF-Faktor, das heißt natürlicher Feuchthaltefaktor der Haut. Der NM-Faktor in der Hornschicht erfüllt drei Funktionen:

1 Durch seine hygroskopische Eigenschaft nimmt er Feuchtigkeit in sich auf.

2 Er verringert dadurch die Oberflächenspannung der Haut.

3 Er reguliert das normale Wasserabstoßungsvermögen des Keratins.

Herkunft

Es stammt nur ein geringer Teil des natürlichen Feuchthaltefaktors aus dem Schweiß. 20% der sudorigen Masse stammen aus dem Keratinisierungsprozess, während 80% aus den Zellsubstanzen epidermogen gebildet werden. Spier und Pascher veröffentlichten in der Zeitschrift Hautarzt 7, 2/1956 eine Analyse der chemischen Zusammensetzung des Feuchthaltefaktors der Haut, die heute noch gilt (Tabelle 4). Wir ersehen daraus die komplexe Zusammensetzung dieses Feuchthaltefaktors, der neben den eigentlichen hygroskopischen Substanzen auch Pufferstoffe enthält, welche den pH-Wert der Haut regulieren.

Tabelle 4

Die Komponenten des natürlichen Feuchthaltefaktors (NMF)


KomponenteAnteil in%
Freie Aminosäuren40
Pyrrolidon-Carbonsäuren12
Harnstoff7
Ammoniak, Harnsäure, Glukosamin Keratin u. a. organische Substanzen17
Magnesium und Calcium (je 1,5%)3
Kalium-Ionen4
Natrium-Ionen5
Laktate, Chloride, Phosphate, Zitrate, Formiate12

Wirkung bei Verminderung

Wenn man bei der Reinigung oder durch ein Bad den NM-bzw. NF-Faktor entfernt, so verliert die Haut das Vermögen, Wasser zu binden, und die Speicherung von Wasser durch das Keratin wird beeinträchtigt. Das verhornte Epithel wird hydrophob. Denn das Wasserbindevermögen der Hornschicht ist abhängig von dem Gehalt an NMF. Das Trocken-, Spröde- und Rissigwerden der Haut ist daher nicht nur von einem Mangel an Hauttalg abhängig, sondern zumindest im gleichen Maße von einem Mangel an Feuchthaltefaktoren. Auch das Austrocknen der atrophierenden Haut scheint auf eine Verminderung des NM-Faktors zurückzuführen zu sein. Ferner ist das Ausmaß des normalen Abschuppens der Haut von ihrem Wassergehalt abhängig und damit wiederum von der Menge der hygroskopischen und oberflächenaktiven Substanzen. Abgesehen von der rein mechanischen und physikalischen Entfernung von Talgschicht und NF-Faktor der Haut, die zu einem Trockenwerden der Haut führt, bewirkt die Atmosphäre im Winter infolge ihrer geringen Luftfeuchtigkeit ebenso wie eine zu intensive Sonnenbestrahlung eine wassertrockene, unelastische, lederartig verdickte Haut. Man kann gewissermaßen von einer rauen Winterhaut und einer ausgelaugten Sommerhaut sprechen, wobei in beiden Fällen der verminderte Feuchtigkeitsgehalt für das Hautbild verantwortlich ist.

Rehydratisierung

 

Um den normalen, notwendigen Wassergehalt der Oberhaut wiederherzustellen, um ihr ihre optimale Funktionstüchtigkeit wiederzugeben, genügt es nicht, lediglich Fett aufzutragen. Man muss zusätzlich den NM-Faktor in wässerigem Medium geben. Erst dadurch erreicht man eine Rehydratisierung trockener und spröder Haut. Diese Substitutionsbehandlung trägt zur Normalisierung des Wasserhaushalts der Haut bei, verringert die Oberflächenspannung der Epidermis auf das normale Maß und erleichtert dadurch ihre Benetzbarkeit durch Wasser. Auf diese Weise ist es möglich, nicht nur durch eine entsprechende Wirkstoffbeeinflussung einer vorzeitigen Atrophierung der Haut vorzubeugen, sondern mit der Applikation des NM-Faktors zugleich auch physikalisch und physiologisch-chemisch zu normalisieren.

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