Bio Kosmetik

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Kosmetik – ein Weg zur Harmonie der Persönlichkeit

Erfahrungen der Praxis

Die Erfahrungen der kosmetischen Praxis haben ein menschliches Problem aufgezeigt, welches unsere Arbeit in der Kosmetologie und in der Kosmetik zu einem größeren und weiteren Bereich ihres Wirkens führt. Gab es einmal Zeiten, in denen man der Kosmetik vorwarf, sie sei der Versuch, mehr scheinen zu wollen, als zu sein, so erkannte man doch bald, dass gerade die moderne Kosmetik mit ihren vielfältigen Möglichkeiten der Einflussnahme einen wichtigen Teil der Gesundheitspflege und Hygiene darstellt.

Selbstwertgefühl

So finden viele Frauen heute den Weg zur Kosmetik, weil sie wegen eines unschönen, disharmonischen Aussehens ihrer Haut das Gefühl mangelnden Selbstwertes und der Unsicherheit gegenüber ihrer Umwelt haben. Sie glauben, dass sie aufgrund ihres Aussehens im Leben nicht in dem Maße bestätigt und anerkannt werden, wie sie dies gerne möchten oder wie sie es bräuchten, um zu einem gesunden Selbstwert- und Sicherheitsgefühl zu kommen. Wenn wir diese schönheitssuchenden Menschen betrachten und ihre inneren Beweggründe verstehen wollen, um ihnen wirklich von Mensch zu Mensch helfen zu können, dann erkennen wir, dass Kosmetik sogar noch viel mehr als eine neuzeitliche Gesundheitspflege ist: Sie wird zur psychischen Lebensaufgabe, die Menschen zu einer Harmonie ihrer Persönlichkeit hinzuführen. Wir hören hier von Harmonie und sprechen zugleich von Schönheit. Wie gehören diese beiden Empfindungen zusammen? Um diese Frage beantworten zu können, wollen wir uns zunächst überlegen: Wie ist das, wenn wir Menschen etwas als schön empfinden? Wie offenbart sich uns Menschen Schönes? Denn das ist die grundlegende Frage der Kosmetik und der Schönheitspflege überhaupt: Was ist Schönheit?

Definition der Schönheit

Wenn wir einem schönen Bild, einer schönen Erscheinung, einem schönen Menschen begegnen, so fühlen wir uns bewegt und beschwingt; wir empfinden uns erhebend beglückt und beschenkt und ein inneres Gefühl der Zuneigung, ja tiefer, innerer Liebe wird in uns wachgerufen. Es ist so, als ob eine innere Saite in uns berührt wird, die mit dem Geschehenen, mit dem Gehörten, dem Erlebten in einem harmonischen Akkord schwingt.

Schönheit als Harmonie der Erscheinung

So ist Schönheit beschwingende Harmonie und Harmonie erhabene Schönheit: Ein Gefühl der Beglückung durchströmt uns, als hätte uns Menschen ein Hauch der ewigen Schöpfung gestreift. Eine harmonische Erscheinung der menschlichen Persönlichkeit zu formen und zu gestalten ist daher der eigentliche, tiefe Sinn der Kosmetik. Denn die Sehnsucht der Menschen nach Harmonie und Schönheit ist so alt wie ihre Geschichte. In ihr wirkt und webt ein Streben nach Vollkommenheit und Vollendung.

Kosmetik als Lebensaufgabe

In diesem umfassenden Sinn ist Kosmetik eine Aufgabe, die uns das Leben stellt. Denn so wie wir als Persönlichkeit auf unsere Mitmenschen wirken, so wirken sie auf uns zurück. Das Leben ist ein stetes Geben und Empfangen. Je stärker und härter aber das Leben gerade heute an die Frau herantritt, die früher doch mehr im Kreise ihrer Familie geborgen war, um so mehr sollte sie wissen, dass sie am urgründigsten und tiefsten durch ihre gepflegte, harmonische Erscheinung zu wirken vermag. Sie schenkt ihr das innere Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein ihrer Persönlichkeit.

Körper-Seele-Problem

Das Seelische gestaltet sich im Körperlichen. Der Körper aber in seinem Aussehen wirkt zurück auf die Entwicklung und Entfaltung des Seelischen, auf seine Kraft oder sein Zagen, auf seine Stärke oder seine Schwäche, auf seine Harmonie oder Zerrissenheit, auf die Sicherheit oder das Schwanken der Seele. Wir Menschen sind seelisch-geistige Wesen, die sich körperhaft in Raum und Zeit darleben. So spricht das Seelische aus dem Körper: Sind wir fröhlich und heiter, zufrieden und lebensfroh, dann ist unser Aussehen jugendlich, unser Teint belebt, unsere Haut frisch und hell. Sind wir jedoch traurig und niedergeschlagen, unzufrieden und lebensmüde, so sehen wir um Jahre gealtert aus, unsere Haut wirkt welk und fahl. All dies hinterlässt auf dem Gesicht seine Runen und Zeichen und kann die ansprechende Harmonie eines menschlichen Antlitzes zerstören. Welch eine tiefe intuitive Erkenntnis offenbart sich uns darin, dass sich in der Eigenschaft hässlich das Moment des Hasses verbirgt. So ist der Mensch von Anbeginn seines Werdens eine untrennbare Einheit von Seelischem als der Idee seiner individuellen Persönlichkeit und Körperlichem als ihrer sich ausprägenden Erscheinung. Daraus erklärt sich nun, weshalb wir von Erscheinungen des Körpers, des Aussehens, des Sichgebens, der Gestik und der Mimik auf Eigenschaften, Veranlagungen, Einstellungen und Neigungen rückschließen können. Das Äußere ist das Sichausprägen des Inneren. Wir müssen nur lernen, die Kennzeichen, die Charakteristika und Merkmale zu erkennen, sie zu deuten und sie zu verstehen, um aus der daraus sich ergebenden Kenntnis und Erfühlung des Menschen die individuelle Diagnose, die persönliche Charakterisierung und die jeweilige Art der Begegnung, des Gespräches und des Umganges abzuleiten. Aber kommen die meisten der heutigen Menschen dazu, sich diese Lebensfragen bewusst werden zu lassen? Die bunte, schillernde Vielfalt der modernen Welt bricht Tag für Tag mit einer derartigen Vehemenz über uns herein, dass man sich dazu losreißen muss. Wer dies nicht ganz kann und nicht weiß, sollte sich dabei führen und leiten lassen.

Lebenssinn der Kosmetik

Und hierin liegt der tiefe menschliche Lebenssinn der Kosmetik. Alle die nervösen, hastigen, ruhelosen und zeitarmen Menschen, die zur Kosmetik kommen, die sich vielleicht sogar unbewusst zu ihr flüchten, nehmen Sie in die Obhut Ihrer Behandlung. Sie nehmen Ihre Klientin gewissermaßen bei der Hand und führen sie durch Ihre ruhige verständige Art dahin, dass sie sich loslöst von der Welt draußen, dass sie sich entspannt und freimacht von den alltäglichen Nöten und Sorgen. Sie soll sich ganz dem Gefühl überlassen können, sich nur ihrem eigenen schöneren Ich hinzugeben. Wenn Ihre Klientin sich von Mal zu Mal darauf freut, wieder bei Ihnen in Behandlung sein zu dürfen, weil sie weiß: „Hier bin ich Mensch, hier kann ich’s sein“, dann haben Sie sie nicht nur für sich gewonnen, sondern einem Menschen geholfen, zu sich selbst zu finden.

Geben und Nehmen

Wenn Sie mit dieser Erkenntnis und diesem Gefühl in Ihrer Praxis an die Arbeit gehen, dann werden Sie bald selbst empfinden, wie reich Ihre Arbeit am Menschen ist, an der Gestaltung seiner schöneren Erscheinung, wie Sie selbst wieder beschenkt werden durch die Zwiesprache von Mensch zu Mensch und durch die Zuneigung und das Vertrauen, die Sie ernten. So ist Kosmetik ein Führen und Geleiten der sich ihr anvertrauenden Menschen zu einer Harmonie ihrer Persönlichkeit auf dem Wege der Schönheit als einer Harmonie der Erscheinung.

Führen und Geleiten

Die Voraussetzung allerdings, dass Sie so in Ihrer Praxis wirken können, dass Sie Vertrauen zu schenken vermögen, ist, dass Sie zu sich selbst als Mensch sowie zu Ihrem fachlichen Können ein echtes, festes Zutrauen haben und zum anderen, dass Sie auch den biokosmetischen Präparaten Vertrauen entgegenbringen, mit denen Sie arbeiten und helfen.

Zur Selbstverwirklichung der Frau

„Der Weg der Frau“

Esther Harding, die amerikanische Psychotherapeutin und Schülerin von C.G. Jung, schreibt in ihrem Buch „Der Weg der Frau“: „In den wechselnden Schicksalsmöglichkeiten der heutigen modernen Frau ist mancher Mythos dahingeschwunden, den die männliche Illusion um sie gesponnen hat. Frühere Zeiten mögen diese Illusionen in ihrer Unbewusstheit widerspruchslos auf sich genommen haben, die Frau heute aber zeigt sich so, wie sie wirklich ist. Sie hat ihre eigene weibliche Persönlichkeit selbst gefunden und damit das Zauberkleid von sich geworfen, in das der Mann sie eingehüllt hatte. Die Frau von heute wagt es, sich in ihrer eingestandenen Schwachheit, aber auch in ihrer Stärke als sich selbst zu zeigen. Die Illusion des Mannes hat vordem das Bild der Frau in Licht und Schatten gemalt mit übermenschlichen Farben: Sie war göttlich schön und dämonisch furchtbar. Indem die Frau aber heute es gewagt hat, in das Licht der Wirklichkeit hinauszutreten, hat sie wohl den Schleier der Illusion verloren, dafür aber sich selbst gewonnen, als eine sich ihrem ureigensten Wesen selbstbewusste Persönlichkeit.“

Wahres weibliches Wesen

Was aber ist dieses „wahre weibliche Wesen“, früher und heute, dessen sich die moderne Frau bewusst geworden ist?

Das Mütterlich-Weibliche

Wenn wir uns dem eigentlichen Wesen der Frau von den Urgründen des Seins nähern wollen, so müssen wir zurückgehen auf die Urbilder, den Archetypus der Ur-Mutter oder der Großen Mutter. Dieses archetypische Bild findet seinen symbolhaften Ausdruck in den Mutterdarstellungen und Muttergöttinnen der verschiedensten Kulturen, früherer und heutiger Zeiten und Völker. Es beinhaltet bereits zwei Aspekte, zum einen das Gütige, Hegende, Tragende, Wachstum-, Fruchtbarkeit- und Nahrungsspendende, zum anderen aber das Geheimnisvolle, Verborgene, Finstere, Verschlingende und Angsterregende. Dies sind die beiden Gesichter der liebenden und zugleich dämonischen Ur-Mutter, des Urbildes der aus ihrem Schoße Gebärenden, allem Leben Schenkenden und im Tode wieder in sich Verschlingenden. In der Tiefenpsychologie nennt man diese Urform der Großen Mutter den Elementarcharakter des Weiblichen.

 

Elementarcharakter

Das Grundmotiv dieses Elementarcharakters ist, aus einer Überfülle Leben zu schenken, aus sich heraus zu gebären, Leben zu erhalten und ein am Ende wieder in sich Festhalten und Heimholen. Es ist ein schutzgebendes Wahren, Wärmen und Nähren, aber auch ein Behalten-, Nicht-mehr-hergeben-wollen.

Das Mädchenhaft-Frauliche

Bis in unsere Zeit herrschte allgemein die Vorstellung, dass allein Muttertum und Frauentum miteinander identisch seien und dass es darüber hinaus kein frauliches Charakterbild gäbe. In Wirklichkeit aber beinhaltet das weibliche Wesen schon seit der Antike zwei einander bedingende Pole: Das urtümlich mütterlich Weibliche und das mädchenhaft Frauliche. Den schönsten und besten Ausdruck für diese beiden weiblichen Wesensseiten finden wir in den griechischen Göttergestalten von Demeter und ihrer Tochter Persephone. Da die griechischen Göttergestalten zeitlose geistige Ideen darstellen, sind ihre Gestaltungen der Ausdruck innerer, seelischer Wirklichkeiten. Demeter ist die Mutter Erde, die Göttin der Fruchtbarkeit, Persephone aber erscheint in der Gestalt der Kore als mädchenhafte Gattin. So werden in diesen beiden Frauengestalten die beiden großen Pole des Weiblichen lebendig, Ur-Mutter und mädchenhafte Frau und Gattin.

Emanzipation

Erst im Zuge der Emanzipation erkannte die Frau mit steigendem Bewusstwerden ihrer Individualität, dass sie diesen mädchenhaften Teil ihrer eigenen weiblichen, seelischen und geistigen Entwicklungsmöglichkeiten hatte brach liegen lassen. Diese Wesensseite harrte noch der bewussten Erweckung. Erst im Typus der modernen mädchenhaften Frau und Partnerin des Mannes beginnt diese zweite Seite lebendig zu werden. Es vollzieht sich dabei eine innere Wandlung der Lebensauffassung, der Welteinstellung und vor allem der Begegnung mit dem Mann.

Wandlungscharakter

Darum nennt man in der Tiefenpsychologie diese Seite auch den Wandlungscharakter der Frau. Worin bestehen die Charakteristika dieses auferweckten weiblichen Wesens? Im Gegensatz zum Elementarcharakter ist es nicht konservativ, sondern dynamisch. Es fasziniert und provoziert, es will verändern, bewegen und wandeln, aber nicht nur unmittelbar sich selbst, durch sich selbst, sondern insbesondere in der Begegnung mit dem Mann. Er soll durch dieses Wesen und seine Faszination zur Tat angeregt und begeistert werden. Schönheit und Anmut sind daher seine dynamischen Attribute. Denn Anmut bedeutet anmuten, das heißt den Mut, das Gemüt anzusprechen, anzuregen und damit zum Wirken, zum Werk zu führen. Dieser Wandlungscharakter wirkt drängend und zur Entwicklung treibend; er bringt Bewegung und Unruhe. Diese Wesensseite des Weiblichen tritt mit zunehmender Differenzierung der Persönlichkeit und mit wachsendem Bewusstsein des eigenen Selbst mehr und mehr zutage.

Wagnis des selbsteigenen Lebens

In der Möglichkeit des Wagnisses, das eigene Leben selbst zu gestalten – mit oder gegen die Haltung und Einstellung der Mitwelt – liegt der heutige Aspekt der weiblichen Daseinsthematik über das Urtümliche-Biologische, über das Nur-Mütterlich-Weibliche hinaus. Daraus aber entspringt eine der Wurzeln der Krisis, dass die Frau gefühlsmäßig empfindet oder klar bewusst weiß, dass die Erfüllung des Urbildes der Großen Mutter ihr innerlich nicht mehr allein zu genügen und sie zu erfüllen vermag. Ihr schwebt ein Bild der eigenen Selbstverwirklichung vor, sie ist voller Sehnsucht nach einem selbstständigen Darleben ihres eigenen Ichs. In der Welt draußen, in der heutigen Um- und Mitwelt kann die Frau aber nicht den Weg zur Lösung ihrer menschlichen Krisis finden. Die Freiheit, die Selbstständigkeit und Emanzipation der Frau ist daher weder in einer Überwindung des Männlichen in ihr selbst, ihres animus, zu suchen, noch in einem Kampfe gegen den Mann außerhalb ihrer selbst.

Innere Einung

Der einzige mögliche Weg ist die Verbindung ihres Elementarcharakters mit ihrem Wandlungscharakter, ist die Vereinigung von urtümlich Mütterlich-Weiblichem mit Mädchenhaft-Fraulichem in ihr und an sich selbst. Das menschliche Ziel ist daher heute die aus den Kräften des Unbewussten, des Intuitiven schöpfende und dennoch sich selbst bewusste mädchenhafte Frau, die es wagt, ihre ganze Weiblichkeit aus innerstem Vertrauen heraus zu bejahen und darzuleben, in all ihrem Wesen, Wirken und Sein.

Leibliche Erscheinung und Selbstgefühl

Nichts aber offenbart die naturhafte Bestimmung der Frau mehr als die Erscheinung ihres Körpers. Die ganze Lebenssituation der Frau wird durch das Schicksal ihres Geschlechtes getragen und geprägt; durch ihren eigenen Körper ist sie in Verbindung mit der Natur und ihren Lebensprozessen, indem sie die Urphänomene des Daseins, Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt und damit das Leben und auch den Tod näher und unmittelbarer erleben muss als der Mann. So ist die Frau in einem viel innigeren Sinne an ihre Leiblichkeit gebunden, so dass man von einem persönlichen, unmittelbar empfundenen und erlebbaren Verhältnis zu ihrem eigenen Körper sprechen kann. Die Frau identifiziert sich mit ihrem Körper und sie achtet ihren Leib wie ihr Selbst.

Schönheit als weiblicher Wesenssinn

Es ist daher Gesetz und Sinn fraulichen Lebens, sich nach der Schönheit des eigenen Körpers zu sehnen. Denn dies schenkt ebenso Erfüllung weiblichen Daseins, wie dem Manne das Gelingen eines schöpferischen Werkes. Schön zu sein und die Empfindung der Schönheit an sich selbst bewusst zu machen, darin liegt ein naturgegebener Schlüssel für die Erfüllung der heutigen Aufgabe, Elementarcharakter und Wandlungscharakter in der individuellen Persönlichkeit zu vereinen. Denn allein aus der Harmonie ihrer Persönlichkeit wird die Frau Trägerin und Interpretin der Schönheit und nur sie vermag es zu werden. Schönheit des eigenen Ichs ist somit ein so vollkommenes Attribut weiblichen Wesens, dass ihre Empfindung und Pflege einer der zur Selbstverwirklichung naturgegebenen Wege der heutigen, mitten im Leben und Daseinskampf stehenden Frau sein kann.

Sinnerfüllung durch Kosmetik

Aus der weiblichen Identifikation von Leib und Ich bedeutet eine Pflege des Körpers zugleich eine Pflege, ein Sichbefassen, ein Sichbetreuenlassen des ganzen persönlichen individuellen Ichs. Kosmetik meint und fördert daher eine bewusste Darstellung des Eigenwertes und Selbstwertes vor sich und der Mitwelt. Nun trägt das Schönheitsideal der heutigen Zeit eindeutig mädchenhaft-weibliche Züge. Der Typ der modernen Frau ist die Kore-Gestalt, die heute auch der Mann in der Frau sucht und beglückt wiederfindet. Das Schönheitsideal des Mädchenhaft-Fraulichen zu schaffen und zu gestalten, ist aber gerade die Idee und die Aufgabe der heutigen Kosmetik. Kosmetik ist somit ein Urphänomen leiblicher Ausdrucksform und körperlichen Gestaltungswillens der Frau, die so grundlegend für das weibliche Wesen ist, dass das Streben, das Sichsehnen und Suchen nach Schönheit des Körpers als einer harmonischen Ausdrucksform und körperlichen Ästhetik stets das Ewig-Weibliche im liebevollsten Sinne charakterisiert. Daher ist es die besondere Aufgabe der Kosmetik, die moderne Auffassung des Mädchenhaft-Fraulichen herauszustellen und damit im äußeren Erscheinungsbild auf die Wandlung der Auffassung und des eigenen Charakters hinzuweisen. Die Frau will und soll Frau sein und bleiben, im vollen Selbstvertrauen auf das eigene erwachte Wesen ihres heutigen Wandlungscharakters. Mit der Erfüllung dieser Aufgabe bereitet die Kosmetik der Frau den Weg zur Selbsterkenntnis und zur Selbstverwirklichung, ohne dass sie auf männliche Attribute und Eigenarten zurückgreifen müsste.

Moderne Emanzipation

Damit schafft die Kosmetik die Voraussetzung für eine Emanzipation in einem ganz anderen Sinne als dies je früher gedacht oder auch nur geahnt worden war. Nicht als ein Nachahmenwollen des Männlichen in ihr, nicht ein Kampf gegen den Mann außerhalb ihrer selbst, sondern ein befreiendes Bekenntnis zum eigenen, sich selbst bewusst werdenden Wandlungscharakter, als einer aus den Urgründen des Daseins schöpfenden Dynamik; das ist der eigentliche tiefe Sinn wahrer Emanzipation. So weist die Kosmetik Wege zu einer Selbstverwirklichung, die die Frau für sich alleine zu gehen vermag. Aus der Harmonie der äußeren Erscheinung, aus der Zufriedenheit und dem innerlich beglückenden Gefühl, sich selbst aus der eigenen Lebensmitte heraus darzuleben und entfalten zu können, findet sie ihr eigenes Selbst wie eine Insel, als ein rein weibliches Reich, in dem sie unabhängig von aller Welt und unberührt von allem Hässlichen Königin sein kann. Wenn eine Frau sich aber nicht pflegt oder nicht pflegen will, dann ist dies nicht nur von der Vernunft her gesehen unklug und für sie selbst von Nachteil, sondern im Grunde eine Missachtung des eigenen innersten Lebenssinnes, sei es aus Unkenntnis, aus Nachlässigkeit oder aus überholten konventionellen Vorurteilen.

Partnerschaft mit dem Mann

Trotzdem bedarf die höchste und tiefste Erfüllung fraulicher Selbstverwirklichung der liebenden, ritterlichen Begegnung und Partnerschaft mit dem Mann, welcher gewillt und fähig ist, das weiblich-frauliche Wesen in seinen beiden Weisen des Elementar- und Wandlungscharakters zu tolerieren und vor allem als die notwendige Voraussetzung für seine eigene schöpferische Leistung zu erkennen und anzuerkennen. Aus dieser Zweisamkeit körperlicher, seelischer und geistiger Begegnung allein ist das höchste Ziel aller Menschlichkeit zu erringen: Der Mensch als sich selbst bewusste, sich selbst verwirklichende Persönlichkeit, die all das Ihre als ein Geschenk der Gnade dankbar empfängt, um es in den schöpferischen Momenten liebender Begegnung weiterzugeben und hineinzutragen als Tat in die Wirklichkeit unserer heutigen Zeit und Welt.

Das griechische Schönheitsideal

Urgrund der Ästhetik

Nicht nur für die gesamte abendländische Kultur stehen wir in Griechenland auf bedeutsamem historischen Boden, sondern vor allem auch für das Gebiet unserer eigenen Lebensarbeit, der Kosmetik und der Kosmetologie als Pflege der menschlichen Persönlichkeit in ihrer Erscheinung, in ihrer Gestalt und in ihrem Aussehen. Damit gehen wir zurück zu dem seelisch-geistigen Urgrund der Schönheitspflege, zur Ästhetik, in die Welt des Empfindens und Erfühlens. Die Griechen der Antike waren es, welche erstmalig in Bewusstheit den Glauben an die Sendung des Menschen und den Wert der menschlichen Persönlichkeit wachgerufen haben und welche danach strebten, die Idee der Schönheit in ihrer Kunst zu verwirklichen. In Griechenland stand die Wiege dieser damals neuen dynamischen Idee, den Menschen als das höchste Wesen irdischer Schöpfung in den Mittelpunkt der Lebensbetrachtung in der Philosophie und der Lebensdarstellung in der bildenden Kunst zu erheben. Der Mensch – das Geschöpf der Götter, ein unsterbliches seelisches Wesen in einer körperhaften vergänglichen Erscheinung, die es galt, im Kunstwerk unvergänglich festzuhalten.

Idee des Schönen

Über dem Boden, der einst das alte Hellas trug, waltet noch heute die kraftvolle Entschiedenheit wie ein Vermächtnis für uns Menschen von heute, den von den Hellenen aufgezeigten Weg auch für uns und für die Zukunft fortzusetzen. Dadurch entsteht für uns die Frage, wie es uns möglich ist, die Idee des Schönen in der heutigen Zeit, in unserem Leben und in unserer Arbeit fortzusetzen und lebendig zu halten.

Plato sagt in seinem Philebos, „das Schöne entsteht, wenn Zahl und Maß durch die ordnende königliche Seele des Zeus in die Mannigfaltigkeit der zahllosen und unermesslichen Erscheinungen der körperhaften Welt tritt“. Die königliche Seele des Zeus schenkt die schöne Ordnung der Natur, den Kosmos, die Sphären-Harmonie. Das Schöne ist der göttliche Geist, der sich in der Natur, in der Harmonie ihrer Formen und Gestalten offenbart.

Harmonie der Erscheinung

Die Harmonie, das Eins-Sein, das Einander-Durchdringen des Seelischen und des Körperhaften in Raum und Zeit ist das Ideal der antiken hellenischen Schönheit. Und da sich selten eine so reiche geistige und seelische Begabung mit einem gleichfalls gesunden Wirklichkeitssinn verbunden hat wie bei den alten Griechen, so ist es verständlich, weshalb gerade sie in einer einzigartigen Genialität fähig waren, die Idee der Harmonie in ihrer Kunst bildhaft darzustellen und zu verwirklichen. Denn reine Menschlichkeit in der Erscheinung aufzufinden ist unendlich schwer, vielleicht sogar in der Wirklichkeit unmöglich. Das ahnungsvolle Vermögen der Griechen aber vermochte ihren Olymp mit idealischen Gestalten zu bevölkern. Und wenn der Grieche eine reine Eigentümlichkeit und reine Schönheit zu schauen suchte, dann wandte er sich dem Kreise seiner Götter zu und fand, was er in seinem Sehnen wünschte.

 

Gestaltung des Schönen

Deshalb ist es bisher nur dem griechischen oder dem von seiner Welt inspirierten Künstler gelungen, die Idee des Schönen in der menschlichen Erscheinung zu einer wahrhaften Harmonie zu gestalten und ihr in der Welt der Kunst den zeitlosen und doch ganz eigenen, ja eigenwilligen Ausdruck zu verleihen, der uns auch heute noch und immer wieder in seinen Bann schlägt. Was aber will dieses antike, hellenische Schönheitsideal, symbolhaft dargestellt in den Kunstwerken, welche die Idee menschlicher Schönheit in sich tragen, uns heutigen Menschen sagen? Was will sie gerade uns sagen, die wir die Schönheit und das Schöne der lebendigen menschlichen Erscheinung hegen und pflegen wollen? Was der antike griechische Künstler in seinen Werken verwirklichte, nämlich der Idee des Schönen im Bild- und Gestaltwerk symbolhaften Ausdruck zu verleihen, das wollen wir den lebenden Menschen um uns und uns selbst schenken und geben.

Sympathie

Wir fühlen in uns eine aus dem Urgrund unseres Wesens aufkeimende glückhafte Freude, die in sich den Wunsch trägt, das schön Empfundene in sich aufzunehmen. Aus dem Anblick und aus der Empfindung schönen Lebens erwacht und wächst das Gefühl der Sympathie, des Wohlwollens und der Zuneigung. „Der Liebende begehrt nach dem Schönen, dass es ihm zuteil werde, um mit ihm gemeinsam glücklich zu sein“, sagt Plato, und „an der Stelle seiner Lebensbahn, wo der Mensch das Wesen des Schönen erkennt, wo er das Schöne selbst schaut, da wird ihm das Leben erst lebenswert.“ Aber nicht alle Menschen finden das Gleiche schön; vielmehr empfinden wir das Schöne ganz individuell und ganz persönlich nach unserer eigenen Art, nach unserem eigenen Wesen, nach unserem eigenen Charakter.

Individualität der Empfindung

So hat jeder Mensch als Persönlichkeit sein ganz ureigenes Empfinden von Schönheit, ebenso wie auch ein jedes Menschenalter seine eigene Schönheit besitzt. Jeder von uns entscheidet ganz allein für sich selbst, was ihm schön ist, was er als schön, als harmonisch mit seinem eigenen Ich empfindet und erfühlt. So liegt der Schlüssel für das Schöne nicht außerhalb in den Erscheinungen allein, sondern zugleich in uns, in unserem eigenen Ich als geistig-seelisch-körperlichem Sein.

Schönes tönt in uns, schwingt in Harmonie mit unserem Gefühl. Es ist ein harmonisches Zusammenklingen unseres Inneren, unseres Erfühlens mit dem Erlebten außerhalb unserer selbst. Aber dies ist es nicht allein, denn das Schöne zieht uns hinan, empor. Es erhebt uns über das Allzu-Alltägliche in reine, höhere Sphären. Darum gehört zum Erlebnis des Schönen in uns das Gefühl des Erhabenen, des uns Erhöhenden, des Edlen und Wohlgeratenen. Es ist die vollendete, vollkommene Fülle der Schöpfung, die sich uns in ihrem Schönen, in ihrer Schönheit kundtut und offenbart. So ist das Empfinden der Schönheit das Gefühl erhabener Harmonie, ein inniges Angesprochenwerden, das uns erhebt und beglückt. Sie ist die Einheit im Mannigfaltigen, die Harmonie der Teile im Ganzen, die völlige Durchdringung des Geistigen in das Sinnenhafte.

Kosmetik als Aufgabe und Praxis des Schönen

So wie der griechische Künstler seinem Ideal der Schönheit in seinem Werk aus Marmor und Stein Ausdruck verlieh, so ist es die Aufgabe der Kosmetik, diesen zeitlosen und ewigen Gedanken des Schönen am lebendigen Bild menschlicher Persönlichkeit Wirklichkeit werden zu lassen. Der ganze Mensch in seiner Sehnsucht nach Schönheit und Vollendung seines Ichs als Erscheinung und als Wesen sei daher stets der Mittelpunkt und der Inhalt unserer ästhetischen Lebenserkenntnis und unserer kosmetischen Lebensarbeit. Zur Harmonie der menschlichen Persönlichkeit beizutragen ist der Sinn unseres Wirkens. So ist das alte griechische, intuitiv empfundene Schönheitsideal für uns Menschen heute zum bewussten Vermächtnis geworden, Schönheit physisch zu geben und zu schenken, auf dass der Mensch in seinem Erscheinungsbild und in seinem Aussehen zu einem glückhaften Begegnen mit seiner Umwelt komme, der er in einem ruhigen, in sich gefestigten Selbstwertgefühl gegenübertreten kann. Dieses höchste Ziel in der Pflege der menschlichen Schönheit, im Sinne des alten griechischen und doch ewig jungen Ideals einer Harmonie von Erscheinung und Wesen, von Aussehen und Wollen, von Dasein und Sein zu erreichen, dazu steht uns allen der Weg offen. Auch wenn wir in und an uns selbst noch viel zu arbeiten haben, so genügt unser eigenes Wollen und Streben dahin, um es den anderen Menschen weitergeben zu können, die die Pflege ihres Aussehens und ihres Schönseins – im wahrsten Sinne des Wortes – vertrauensvoll in unsere Hände legen. In dieser letzten und höchsten Vollendung einer Pflege des Schönen im Sinne einer seelisch-leiblichen Betreuung von Menschen liegt ein unerschöpfliches Feld unseres Tuns und Handelns erfolgversprechender und beglückender Wirksamkeit. Ich glaube sogar, dass der höchste Sinn der Kosmetik überhaupt darin zu suchen ist, dass der Mensch in sich selbst die Idee des Schönen erkenne, damit er aufgeschlossen und sehend werde für die Schönheit der All-Schöpfung, die den Ausdruck ihrer inneren Harmonie trotz ihrer äußeren Gegensätze, trotz ihrer sich bedingenden Polaritäten des Wirkens in den Erscheinungen der Welt darstellt. Wir knüpfen an die Idee der frühen Menschheit von Schönheit an und geben ihr dennoch für unsere heutige Zeit ihren eigenen Sinn, dessen Erkenntnis für uns heute die Aufgabe unseres Lebens ankündigt: Pflegend die Schönheit des Körpers bewusst zu erkennen, als das uns sinnenhaft gegebene Symbol einer Schönheit des Geistes und der Seele in der lebendigen Harmonie des ganzen Menschen.